Hab mich mal an ein Genre gewagt, das ich bisher so ganz ausgespart habe. Das humoristische Fantastische.
Ich habe mich dagegen entschieden, dem Protagonisten einen Namen zugeben, gedanklich kann man das aber natürlich machen. Beispielhaft möglich wäre da so etwas wie Erdokhan.
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Es war ein Tag wie jeder andere. Gelangweilt starrte der schwarzhaarige Mann die Wand an, die sich auf der gegenüberliegenden Seite der Halle empor streckte. Eine unnachgiebige dunkle Wand aus Granit. Er rutschte etwas auf seinem Sitz aus schwarzem Marmor herum, ehe er eine angenehmere Position fand.
Warum war in dieser verdammten Festung eigentlich kein einziges Sitzkissen aufzutreiben? Er selbst hätte ja schon längst einen der gefangenen Elfen Textilarbeiten anfertigen lassen, aber nein, seine Berater mussten ja darauf bestehen, die Spitzohren in irgendwelchen Schmieden oder Steinbrüchen zu verheizen. Er bemerkte bereits, wie sein Rücken nach stundenlangem Sitzen auf diesem bescheuerten Thron zu schmerzen begann.
Und das alles nur wegen der verflixten Traditionen. Was musste auch irgendein Hexenmeister vor ihm auf die unsägliche Idee gekommen sein, dass ein finsterer Herrscher sich nur mit Dunkelheit und Härte umgeben dürfe.
Entnervt wedelte der Mann mit der Hand und pulverisierte den Ork vor sich. Die quiekende Stimme der Abscheulichkeit hatte ohnehin begonnen, ihn in den Wahnsinn zu treiben, während er sich alle Mühe gegeben hatte, den Bericht der Kreatur über irgendwelche Plünderungen in irgendwelchen unbedeutenden Menschensiedlungen zu überhören.
Das war noch so ein Punkt. Warum durfte ein Bösewicht sich nur mit Gefolgsleuten umgeben, die mindestens dreimal so hässlich waren?
Eigentlich käme ihm jetzt so ein selbsternannter Held gelegen, mit dem er sich amüsieren könnte. Der letzte, den er in den Staub getreten hatte, war bestimmt schon siebzig Jahre her. Ach, das waren noch Zeiten. Damals hatte es noch echte Kämpfe gegeben. Und Gelage, und weichere Throne, und vierlagiges Toilettenpapier.
Wehmütig betrachtete er das überlebensgroße Wandgemälde seiner selbst, das, in einen stilvollen Mantel - natürlich schwarz - gehüllt, auf der Schädelpyramide erschlagener Feinde thronte. Kurzerhand beschloss er, dass die zwei Dutzend verbleibenden Orks, die sich bemüht unauffällig an den Wänden der Halle drückten, dieses Anblicks nicht würdig waren. Und da er als ordentlicher Hexenmeister auf fiese Beschlüsse ja auch Taten folgen lassen musste, verfeinerten vierundzwanzig magische Blitze später ebenso viele angekokelte Leichen das Aroma des Thronsaals.
Mit sich und der Welt im Reinen, stand der unangefochtene dunkle Herrscher von seinem unbequemen Thron auf und schritt majestätisch durch die Halle. Es gab doch nichts besseres, als sich im Glanze der eigenen Macht zu sonnen.
Am anderen Ende angekommen, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen und schüttelte angesichts des Chaos missbilligend den Kopf. Er würde wohl denjenigen, der für die Reinigung des Thronsaals zuständig war, töten müssen. Hier war ja alles voller Asche und verbrannter Orkleichen.
Aber das musste wohl noch ein Weilchen warten, denn seine innere Uhr sagte ihm, dass es inzwischen kurz vor Mitternacht sein musste. Also höchste Zeit um einer weiteren Tradition Folge zu leisten, sich unter das Volk zu mischen und ein wenig den verrückten bösen Herrscher zu mimen. Ein zartes Lächeln erfasste die – natürlich schwarzen – Lippen des Hexenmeisters, denn er liebte Rollenspiele.