Es gibt 152 Antworten in diesem Thema, welches 44.148 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. Dezember 2018 um 08:25) ist von TiKa444.

  • Lohra erhob sich und ließ ihre geschundenen Gelenke kreisen.
    Diese Hilfe war unerwartet.
    Sie musterte ihre Retter genauer: Der eine schien älter zu sein. Er war auch der Kleinere von beiden. Der Zweite schien fast noch ein Junge. Er hatte Lorie beeindruckt, wie er schweigend die Schmerzen ausgehalten hatte, um schließlich seine Fesseln loszuwerden, doch als er nun mit zwei blutigen Schwerter erschien, überdachte sie ihre allgemeine Meinung von ihm. Er schien ein zäher Bursche zu sein. Der Zustand der Kleidung der beiden Männer deutete darauf hin, dass sie schon länger in Gefangenschaft waren.
    Sie warf einen Blick zu Ereck, der die beiden mit offenem Mund musterte. Schließlich war es Ottmund, der seine Fassung zuerst wieder erlangte. Er trat nach vorne und deutete eine respektvolle Verbeugung an. "Allion, Zebru Lordas."
    Lohra warf einen ungläubigen Blick Richtung ihrer Gefährten. Das sollte der Thronerbe sein? Sie konnte sich wahrlich niemand besseren vorstellen. Der unterschätzte Gegner war der gefährlichste. Vielleicht spielte ihnen das Schicksal endlich mal in die Karten. Aber ehe sie über die Rückeroberung des Throns nachdenken konnte, mussten sie das aktuelle Problem lösen.
    Die Männer scharrten sich um Ottmund, Ereck, Lordas und Allion.
    "Wie viele sind draußen?", fragte Ereck.
    "Keine mehr." Lordas grinste. "Der Rest ist auf Beutezug."
    "Na dann nichts wie raus hier. Haltet dennoch eure Waffen bereit."

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ich stand vor dem Monster mit den vier Köpfen. Mein Runenschwert lag in meiner rechten Hand und ich beobachtete den Eiskopf, denn er war am gefährlichsten von allen. Wisst ihr warum?“, fragte er die Kinder die sich wie jeden Abend um das Lagerfeuer gesetzt hatten.
    Lisa antwortete so schnell das die anderen nicht eine Sekunde nachdenken konnten. „Weil das Eis dich am Boden fest frieren könnte und du dann relativ wehrlos bist.
    Edgar nickte, „Ja, ganz genau. Ich hörte wie die Hex hinter dem Elementarwesen ihre widerlichen Worte murmelten und ich wusste das ich sie töten musste. Ich stürmte auf das Monster zu und schlug ihm so schnell ich nur konnte den Erdkopf vom Leibe, den Feuerstoß der darauf folgte musste ich kurz über mich ergehen lassen, aber da die Hex nicht gerade klug war lies sie mich mit einem Windstoß wegblasen. Sagt mir jetzt warum ich Erde zuerst eliminiert habe,“ erzählte er, „und nicht schon wieder du Lisa,“, schloss er seinen Satz ab und zeigte auf die kleine Blondine, die ihren bereits offenen Mund wieder schloss und ihre Lippen aneinanderpresste.
    Schließlich antwortete der kräftige Bäckerjunge Matthias, der gleichzeitig das größte Kind der Gruppe war. „Ein Erdzauber benötigt sehr viel mehr Konzentration und bis sich die Erde bewegt dauert es auch noch ein ganzes Stückchen, aber wenn es zu spät ist kann sich der Boden unter deinen Füßen entfernen oder sonst was schreckliches passieren.
    Sehr gut! Als nächstes stürmte ich wieder auf das Monster zu, aber anstatt ihn anzugreifen sprang ich nach links weg. Wie erwartet hatte der Eiskopf versucht mich einzufrieren. Ich rollte mich ab und rannte am Monster vorbei und schnitt ihm die Seite auf, natürlich tat ihm das nicht viel, aber es war auch nicht mein Ziel. Es waren die Hex selbst die sich hinter diesem Monster in Sicherheit wiegten, da sie ihre Sprüche auf das Monster wirkten waren sie mir Schutzlos ausgeliefert und ich hackte ihnen allen die Köpfe von den Schultern. Wer kann mir jetzt sagen was der Sinn dieser Sache ist?“, fragte er ernst.
    Lisa starrte in die Flammen vor sich und lauschte der Frage von Ed und sprach schließlich mit düsterer Stimme, „Spiele nicht mit ihnen, sondern töte sie so schnell du kannst. Sonst töten sie dich.
    Kinder, kommt nach Hause es ist Schlafenszeit! Ed kann euch Morgen wieder seine Gruselgeschichten über Hex erzählen.“, erklang plötzlich eine weibliche Stimme aus Richtung des Dorfes und sogleich machten sich die Kinder auf den Weg, aber nicht ohne sich von Ed zu verabschieden.
    Nun waren alle weg, alle außer Lisa, denn das kleine Mädchen hatte ihre Eltern verloren, noch bevor er in dieses Dorf gekommen war. Ihre Mutter wurde von einem Hex verbrannt und ihr Vater hatte ihn niedergeschlagen, gefesselt und gefoltert. Eine kleine Unachtsamkeit hatte ihm sein Leben gekostet, der Hex hatte ihn, sich selbst und eine Hütte niedergebrannt. Dieser Umstand änderte aber nichts daran das sie von den Leuten aus dem Dorf aufgenommen wurde und nun bei Jara lebte, ebenso wie er.
    Edgar erhob sich und blickte in Richtung Wald, schon lange hatte er keine Hex mehr gesehen. Vermutlich war das ein schlechtes Zeichen, den so war es schon einmal gewesen. Sein Blick fiel auf seine rechte Hand.
    Er nahm den Eimer voller Wasser, den er jeden Tag, noch bevor er das Lagerfeuer entfachte bereitstellte und löschte das Feuer, es war Zeit nach Hause zu gehen und sich schlafen zu legen

  • Auf dem Weg zurück nach Zesara hatte Esme erst einmal genug Zeit, sich diesen Jungen genauer anzusehen. Der Steckbrief war, bis auf ein paar frischere Narben und jede Menge Schmutz, einigermaßen treffend gewesen. Wenn er gleich schnell wuchs, wie die Kinder im Sumpf, so musste er nun zirka 15 Jahre zählen. Vielleicht war er sogar noch etwas älter. Auf jeden Fall zu jung für das, was seine Familie sich im Moment gegenseitig antat. Die Hexe war hinter ihm und Ereck geritten, als dieser die Lage für ihn zusammengefasst hatte. Lordas hatte sehr viel Zeit in der Wüste verbracht und vermutlich hatte sein Leibwächter alles dafür getan, dass er schnell zu einem starken Mann werden würde, aber trotzdem wirkte er mehr wie ein verärgertes Kind, das voreilig und mit Tränen in den Augen Rache für seinen kleinen, toten Bruder schwor. Danach zog er sich zu Spitze der Karawane zu seinem Leibwächter zurück. Esme nahm den Platz neben dem ehemaligen Hauptmann ein und nickte in die Richtung, in die Lordas verschwunden war. „Und das wird also der neue große Herrscher, wie?“ Ereck seufzte. “Lass ihn, er hat jetzt viel auf einmal zu verarbeiten. Es ist schwer wenn einem die eigene Familie so in den Rücken fällt.“

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    GNU Terry Pratchett

  • Matt betrachtete den Jungen abschätzend. Lordas saß mit steifem Rücken und sturer Miene auf dem Pferd. Den Blick weit in die Ferne gerichtet.
    Nun. Zumindest konnte man nicht sagen, dass es ihm an Motivation mangelte. Matt wusste, dass der Junge zu wichtig war, um bei einem sinnlosem Versuch Rache zu üben zu sterben, aber er konnte ihn nur zu gut verstehen. Lordas hatte den Großteil seiner Familie verloren oder war von ihr verraten worden. Natürlich wollte er diejenigen bluten sehen, die dafür verantwortlich waren.
    Plötzlich drehte der zukünftige Zerbu sich um und erwiderte seinen Blick, als hätte er ihn gespürt. Der Junge ließ sein Pferd langsamer werden und bugsierte es neben das von Matt. Womöglich sah er in ihm jemanden, der nicht viel älter als er war, oder die Tatsache, dass Matt so offensichtlich kein Soldat war, zog ihn an. In jedem Fall schien er jetzt weitaus entspannter als zuvor an der Spitze des Zugs.
    "Ihr seid Matt, richtig?", fragte er und musterte ihn. Obwohl er seine Nähe gesucht hatte, lag in seinen Augen Misstrauen. Matt konnte ein Seufzen unterdrücken. Dieser Junge hatte so viel verloren, nur dass es für ihn vermutlich keinen Neustart geben würde, wie für ihn. Keine Höhle, die ihm all das wieder zurückgab. Es blieb nur das zu bewahren, was übrig war. Also nickte er und warf ihm einen aufmunternden Blick zu.
    "Und du bist Lordas, der Erbe von Zesnar", antwortete er und verfluchte sich selbst, als er Trauer im Gesicht seines Gegenübers aufflammen sah. Es war vermutlich nicht gerade klug das Erbe und damit seine Familie zu erwähnen.
    "Wie geht es jetzt weiter", fuhr Matt deshalb schnell fort. Lordas zuckte nur mit den Schultern.
    "Allion sagt, wir sollten auf der anderen Seite der Wüste nach Verbündeten suchen", antwortete er schließlich, "Aber ich weiß nicht was das bringen soll außer einem neuem Krieg. Wenn wir einfach nur die Anführer der Verräter töten, dann verfallen ihre Armeen und ich kann meinen Platz ohne weiteres Blutvergießen übernehmen."
    Matt musterte den Jungen erneut. Offensichtlich war Rache nicht sein einziger Antrieb, sondern auch Friedfertigkeit. Eine gute Eigenschaft für einen Herrscher. Dennoch war sie hier und jetzt wohl fehl am Platz.
    "Und was würden die Männer der zerfallenen Armeen machen, wenn niemand ihnen mehr Sold zahlt", setzte er deshalb nach, "Einige wenige würden einfach nach Hause gehen, die meisten würden davor jedoch noch die Städte plündern, deren Garnisionen sie ohnehin bereits zerschlagen haben. Und an die Stelle einiger Anführer treten vielleicht neue Personen, die in ihrer Gier nach Macht die Situation ausnutzen und die Truppen ihrer Vorgänger wieder sammeln. Wenn ihr wirklich Stabilität für euer Reich wollt, dann braucht ihr eine Armee, die dafür sorgt." Lordas schwieg einen Moment und seufzte dann geschlagen. Offensichtlich hatte er diese Disskusion schon öfter geführt, vermutlich mit Allion. Vielleicht hatte er gehofft Matt würde ihm zustimmen und ihn so in etwas bestärken, dass er längst aufgeben hätte müssen.
    "Dann also auf die andere Seite der Wüste", pflichtete er ihm schließlich traurig bei, nickte ihm zu und trieb sein Pferd wieder an die Spitze des Zuges. Matt blickte seiner Gestalt nachdenklich hinterher. Auch wenn der Junge ein paar gute Eigenschaften hatte, so war er doch als zukünftiger Herrscher aufgewachsen und entsprechend arrogant. Er hatte Matt noch nicht einmal gefragt, wieso er eigentlich hier war, um zu helfen. Er nahm es einfach als selbstverständlich hin. Aber der zukünftige Zerbu war noch jung. Und er hatte seinen Rat angenommen und verlangte nicht, dass man ihn mit Hoheit ansprach. Außerdem könnte Matt mit ein wenig Arroganz leben, wenn es dafür sorgte, dass seine Heimat nicht schon wieder im Krieg zerstört wurde. Er hoffte nur, dass es seiner Familie gut ging.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Adahna konnte nur hoffen, dass der schwer beladene Marktkarren sie lange genug verdeckt hatte. Flink rollte sich das kleine Mädchen unter dem schmutzigen roten Tuch hindurch, welches vom Verkaufstresen eines jungen, dunkelhäutigen Stoffhändlers bis auf das sandige Pflaster herunterhing. Mit ihren bandagierten Händen voran stieß sie heftig gegen eine Wand aus einfachen Holzkisten, unterdrückte ein Wimmern und hielt wartend den Atem an. Es ist alles gut. Ich bin nicht in Gefahr. Ich bin nicht in Gefahr, dachte das junge Mädchen. Glücklicherweise war es dicker, schwerer Stoff, welcher sich hinter ihr binnen Augenblicken wieder ruhig im gleichmäßigen Wüstenwind wog. Durch einen Spalt zwischen Tresen und Kisten konnte Adahna über sich den Hals des dunkelhäutigen Mannes sehen. Im nächsten Moment sah sie seine großen, grünen Augen.
    Hektische Schritte näherten sich dem Verkaufsstand. „Sie war doch gerade noch hier!“, rief ein Junge, vermutlich der starke Almos. Einen Augenblick geschah nichts, Adahna starrte noch immer in die Augen des Händlers, als dieser sich plötzlich abwendete. „Diebin! Meine Stoffe! Haltet sie!“, erscholl seine Stimme über ihr und er begann hektisch in seinem Stand auf und ab zu laufen. Gleichsam entfernten sich eilige Schritte vom Stand. Ganz vorsichtig begann sie einzuatmen, als sich mit einem Mal eine Kiste bewegte. „Schnell!“, flüsterte der Mann und sein Kopf erschien in der zwei Ellen breiten Öffnung. Vorsichtig kroch Adahna aus ihrem Versteck und klopfte sich etwas Schmutz aus ihren zerrissenen Tüchern. Dankbar umschloss sie mit beiden Händen seine Rechte. So war es Brauch in Zesara. Ihre Bandagen hatten sich rötlich verfärbt, es hatte wieder angefangen zu bluten. Ein kurzer Blick, dann lief sie davon. Mal wieder.

  • Matt nahm einen tiefen Atemzug der trockenen heißen Luft. Wunderbar. Auch wenn er mittlerweile einen Schluck Wasser hätte gebrauchen können. Vor ihnen, teilweise verborgen hinter den Sanddünen, lag die die Wüstenstadt, die sie am Morgen verlassen hatten. Ihr Zug wirkte mittlerweile ziemlich ramponiert. Auch wenn es nicht zu dem geplanten Kampf gekommen war, so hatten die Männer unter der Gefangennahme gelitten. Einige waren mit blauen Flecken weggekommen, doch der ein oder andere gebrochene Knochen war dort, wo die Brutalität der Räuber hervorgetreten war, auch zu verzeichnen. Wenigstens hatten sie ihre Waffen und Rüstungen wieder und zudem alles an Beute aus der Höhle, was sie hatten tragen können. Ein kleiner Grüß an ihre unaufmerksamen Wächter. So war der Ausfall wenigstens ein kleiner Erfolg geworden. Wenn schon kein endgültiger. Der Landstrich würde weiterhin unter Räuber leiden, doch immerhin würden doch diese neu organisieren, vielleicht sogar weiterziehen müssen. Immerhin war ihr Versteck bekannt und ihre Ersparnisse geplündert worden. Die selbe Taktik wie beim letzten Angriff würde nicht zweimal funktionieren und sie wussten, dass Ottmund das Ganze nicht auf sich sitzen lassen würde. Außerdem hätten sie jetzt keine Geisel mehr, die sie schützten. Das alles würde für sie freilich keine Rolle spielen. Sie würden weiterziehen und die Oase hinter sich lassen. Aber erst nach einem ausgiebigen Bad, so hoffte Matt zumindest.

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  • Noch immer schniefend aß sie die nächste Feige. Die Blutflecken waren inzwischen getrocknet. Sie musste neue Tücher zum Bandagieren auftreiben. Bald. Sie hätte wissen müssen, dass die Kinderbande sie ausnutzen würde. Eine Fremde war sie hier in Zesara, nichts weiter. Sie hatte Durst, aber die Zisterne von Almos und den anderen Verrätern stand unter ständiger Bewachung.
    Eine weitere Feige. Die fruchtige Süße erinnerte Adahna an die herrlichen Kekse, die ihre Hauslehrerin Isadora früher für sie gebacken hatte. Sie schniefte erneut und wischte sich eine Träne aus dem Auge, als der Wüstenwind sie sanft umstrich und die Gedanken an ihre Kindheit mit sich nahm. Die drei übrigen Feigen und den kleinen Brotling mit Datteln steckte sie wieder in ihr Beutelchen, wobei ihr Blick von den blutigen Tüchern zu den drei kleinen Bolzen wanderte, deren Spitzen sie halb in Stoff eingewickelt hatte. Die Widerhaken waren deutlich unter den kleinen Tuchfetzen zu erkennen. Die Erinnerung an das letzte Mal stieg in ihr auf, an den scheinbar freundlichen jungen Mann mit den lächelnden Augen, an seine… Berührung, an den grün schimmernden Säbel, welchen er plötzlich gezogen hatte. Kurz darauf das Reißen, seine klaffende Wunde, sein überraschtes Schreien, die furchtgeweiteten Augen. Irgendwie hatte er es noch geschafft, vor ihr wegzurennen. Ob er noch lebt? An seinem Arm hatte sie dann die kleine, versteckte Armbrust und die Bolzen gefunden…
    Der nette Stoffhändler fiel ihr wieder ein und sie musste schlucken, aber die Entscheidung war naheliegend. Ihr Durst musste warten, zunächst galt es, ihre Unauffälligkeit wiederherzustellen.

  • Einigermaßen unbehelligt erreichten sie die Oasenstadt mitten in der Wüste.
    Lohras Kleider waren verstaubt, in ihren Haaren und Wimpern klebte der lästige Wüstensand. Die ganze Truppe war durch die Hitze und Strapazen eher wacklig auf den Beinen.
    Sie selbst konnte den Drang in den nächsten Stadtbrunnen zu springen nur schwer unterdrücken. Aber sie tat es den anderen gleich, wusch sich Gesicht und Hände und schöpfte mit beiden Händen gierig Wasser. Sie füllte sich den Magen mit dem kühlen Nass, bis sie das Gefühl hatte, sich beim nächsten Schluck übergeben zu müssen.
    Erschöpft lehnte sie sich an den Brunnenrand.
    Plötzlich huschte ein kleines Mädchen an ihr vorbei. Sie schien nur Lumpen zu tragen und sah nicht weniger mitgenommen aus, als Lohra selbst.
    Um ihre Hände wickelten sich Bandagen und wenn Lohra sich nicht verguckt hatte, dann waren diese blutig.
    ihr Mitgefühl war geweckt. Die Arme. Sie musste ihr helfen. Und wenn sie der Kleinen wenigstens nur die Wunden auswusch und sie anständig versorgen ließ. In der Hitze und dem Sand, der schier in jede Ritze kroch, würden sie sich vielleicht entzünden.
    "Hey, Kleine", rief sie deshalb. Jahrelange Übung ließ ihre Stimme sanft klingen. Sie hoffte, dass sie das Mädchen nicht allzu sehr verschrecken würde. Es sah nicht so aus, als wollte es gesehen werden.

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  • Edgar saß in seinem Bett und blickte nach rechts. Lisa schien noch zu schlafen und er wollte sie nicht wecken. Wahrscheinlich waren die Männer des Dorfes bereits in die Minen gegangen. Es waren tapfere Männer, viel mutiger als er es war, denn sie kämpften tagtäglich um ihr Leben in den Tunneln. Nicht das dort unten Hex oder irgendetwas anderes war. Nein, die Stollen konnten jederzeit einbrechen, falls es zu Regnen begann konnte es sein das Teile der Mine überflutet wurden oder es konnte Gase entstehen an denen man erstickt oder sich durch eine Flamme entzündete. Der Berg war unberechenbar und Ed würde sich niemals dort hinein wagen.
    Er half lieber den Frauen auf den Feldern oder schälte Kartoffeln für die Suppe. Nichts davon musste er tun, denn es stünde ihm als Hexjäger zu kostenfrei in allen Städten und Dörfern zu Leben und zu Speisen, aber er wollte ein Teil dieses Dorfes, dieser Gemeinschaft sein und nicht jemand der zur Gänze auf Kosten anderer lebte.
    Schließlich erhob er sich aus seinem Bett und bekleidete sich mit Leinenhemd, Hose und seinem schwarzen Handschuh der seine rechte Hand bedeckte, dabei achtete er das er möglichst leise war. Nach dem Frühstück würde er seine Lederrüstung anlegen, man konnte immerhin nie sicher genug sein. Mit leisen Schritten ging er Richtung Tür und verließ das Schlafzimmer, das eigentlich ein Lagerraum für allerlei Krempel war.
    Er ging auf direktem Weg in die Küche wo Jara gerade das Frühstück zubereitete. „Guten Morgen, Jara! War der Händler heute schon hier?
    Die breite Frau hatte gerade damit begonnen alles für eine sehr große Portion Fleischlaibchen zuzubereiten, die vermutlich zum Großteil für die Minenarbeiter waren.
    Am liebsten würde ich dieses Balg aus dem Bett werfen und sie zum Wäsche waschen schicken, aber da du sie ja unter deine Fittiche genommen hast darf ich das wohl nicht. Der Händler war übrigens noch nicht hier, wenn du schon auf bist kannst du ihm ja den Zettel mit den Waren die das Dorf benötigt geben. Ich habe heute noch genug zu erledigen. Außerdem ertrage ich diesen Lustmolch heute nicht.
    Edgar konnte sich nicht verkneifen zu grinsen. „Keine Sorge, sie wird dir schon helfen sobald sie wach ist.
    Der Händler, sein Name war Malven war der Führer einer großen Karawane der in ganz Gothenberg seine Wahre anbot. Schon sein Urgroßvater war ein begnadeter Feilscher gewesen. Ed konnte sich noch gut an den alten Narren erinnern, da damals das Ahnendorf noch zu seinen Zielen gehörte.

    Sei gegrüßt, Waldstein!“, rief ein hagerer Mann der auf einem Kutschendach stand und einen langen Mantel trug, der mit verschieden farbigen Stoffen zusammengenäht war. „Wo ist den meine liebreizende Jara?“, fragte er und sprang dabei von der Kutsche, drehte sich einmal im Kreis und erblickte dann Edgar. „Halt Leute, stehenbleiben, sonst müsst ihr die Waren weiter schleppen als nötig und ihr wisst ganz genau wie sehr ich es hasse, wenn ihr euch unnötig verausgabt.“, rief er in Richtung seiner Karawane.
    Der Auftritt dieses Mannes war immer wieder etwas neues, auf dem Dach der Kutsche ist er bisher noch nie gestanden. „Willkommen, Malven! Jara ist heute sehr beschäftigt, aber sie hat mir das hier gegeben.“ Edgar überreichte dem schlanken Mann das Blatt Papier das er zuvor von Jara erhalten hatte.
    Wie schade, dann muss ich mich eben mit dir vergnügen, Schwarzhand. Weist du? Mein Herz macht jedesmal einen Freudensprung wenn ich sie sehe. In keinem Ort der Grafschaft gibt es ein so liebenswürdiges Geschöpf wie sie.“ Er wendete sich um und winkte einen seiner Leute heran. „Ladet alles was auf diesem Blatt steht in das Lager und dann ladet das Eisenerz ein. Die Männer sollten wissen wie viel. Wie immer gilt, ein Teil mehr oder weniger und alle außer den Kutschern natürlich werden zur nächsten Stadt laufen.“, er klopfte dem Jungen auf die Schulter und schubste ihn dann weg. „Ein guter Junge, hab ihn vor zwei Jahren in Seestadt gekauft, bisher ist er nur 83 Städte abgelaufen.
    Wie dem auch sei ich habe etwas für dich Schwarzhand. Vor ein paar Jahren habe ich dir von einem Mann erzählt der über die Berge kam. Die Leute aus dem Dorf haben den armen Irren umgebracht da sie ihn für einen Hex hielten. Jedenfalls habe ich sein Schwert erhandelt, bestand aus reinem Silber, relativ unnütz und viel zu teuer. Anscheinend hatte er irgendwann mal gesagt das er damit irgendwelche Wölfe jagt. Auch egal, ich habe das Schwert in einer Stadt gegen das hier ertauscht.“, er kramte aus einer Tasche eine Halskette heraus und hielt sie hoch. „Seht ihr den blauen Stein, das ist Seegold, ein Saphir. Ich schenke ihn dir, für das kleine Mädchen. Du hast mal meinem Vater das Leben gerettet und außerdem tut mir das Mädchen leid, aber sag es niemanden, sonst ist mein Ruf als der gerechteste Händler der Welt futsch.
    Edgar nahm die Kette entgegen und betrachtete sie, man sagte das Seegold nur an Tagen wo das Wasser verschwindet abgebaut werden darf, denn ansonsten würde man in ertrinken. Ob das wahr war wusste er nicht, jedoch erzählte man sich das, wenn ein Bergarbeiter einen Saphir findet, eine Menschenkette gebildet wurde und man so lange wartete bis das Wasser verschwand um den Stein gefahrlos abzubauen. Gut das man Saphire nur in den Gebieten nahe des Sturm Sees fand, denn hier im Osten würde ein solcher Fluch wohl weitaus öfter auftreten, denn man konnte nicht gerade schnell nachsehen ob gerade Ebbe war.
    Die Halskette würde er Lisa in zwei Tagen überreichen, dann würde sie elf Jahre alt werden und er fand es das es ein gutes Geschenk dafür war.
    Aus den Augenwinkeln nahm er plötzlich eine Bewegung im Wald wahr, schnell drehte er seinen Kopf in die Richtung, doch da war nichts, dabei hätte er schwören können das dort ein Mann gestanden hatte mit einem weisen Umhang und leuchtend rotem Haar. Plötzlich kam ein kalter, fast schon eisiger Wind auf.

  • Als sie hinter sich eine Frauenstimme hörte, beschleunigte Adahna ihre Schritte, verschwand in einer Gasse und bog in eine weitere, parallel zum Marktplatz verlaufende, Gasse ab. Dort verbarg sie sich in einem schattigen Hauseingang und lauschte. Nichts.
    Nach einigen Augenblicken ging sie vorsichtig weiter und nahm eine andere Gasse, die sie wieder zurück zum Markt führte. Zurück, in die Nähe des Tuchhändlers. Der Stand des Mannes befand sich genau dort, wo die Gasse auf den Markt führte. Im Gehen erfühlte sie die kleine Armbrust unter ihrem linken Handgelenk und fischte in ihrem Beutelchen nach dem präparierten Bolzen. Die Seiten der etwa zehn Fuß breiten Gasse säumten einige Fässer. Manche waren verschlossen, während andere geöffnet waren und offensichtlich zum Auffangen des seltenen Regens dienten. Die wenigen Menschen um sie herum achteten nur auf den sich vor ihnen ausbreitenden Markt, das Treiben an den Ständen und die Menschen am Brunnen. Vielleicht hätte sie sogar unbemerkt den einen oder anderen Beutel abschneiden können, aber ihre blutigen Bandagen mochten doch zu auffällig sein. Stattdessen zwängte sie sich flink zwischen die zwei letzten Fässer, die nur noch einen Sprung vom Stand des Tuchhändlers entfernt waren.
    Rasch überprüfte sie den Bolzen und zielte testweise mit der winzigen Armbrust auf eine Stützstange des Standes. Über ihre bandagierte Handfläche hinweg sah sie die feilschenden Kunden und auch der dunkelhäutige Mann war in ein Verkaufsgespräch vertieft. Ein kleines, hellgraues Stück Tuch hing von einem gleichfarbigen Stapel herunter. Adahna legte den Bolzen ein, vergewisserte sich, dass niemand in die Schussbahn geriet und zielte. Mit einem leisen Klick sauste der Bolzen los und zog die an ihm befestigte Schnur aus verknoteten Stoffstreifen mit sich. Der Schuss traf und Adahna straffte schnell die dünne Schnur. „Mist!“, fluchte sie, als sie erkannte, dass der Bolzen sich durch das Tuch hindurch ein Stück weit in den Stapel gebohrt hatte. Gerade als sie schon schnell weglaufen wollte, erschien eine Frau am Stand des Tuchhändlers. Eine Frau, wie sie Adahna noch nie gesehen hatte. Vollkommen in schwarz gekleidet bildete ihr violettes Haar einen heftigen Kontrast, ihre elfischen Ohren und der weiße Knauf, welcher aus ihrem Gürtel herausragte, ließen sie wie ein Leuchtfeuer unter den anderen Marktbesuchern hervorstechen. Ihr gleichmäßiger Gang samt Körperhaltung deutete auf eine Gebildete hin. Während sie die Aufmerksamkeit des Händlers band, bewegte sie sich zielstrebig zur Seite des Standes. Mit einer ausschweifenden Bewegung deutete die Frau in Richtung des großen Stadtbrunnens. Während alle Umstehenden ihrer Geste folgten, löste sie blitzschnell den Bolzen aus dem Tuchstapel und hielt dem Verkäufer das kleine hellgraue Tuch unter die Nase. Schnell warf Adahna die Schnur von sich. Sollte sie weglaufen? „Was geschieht hier?“, dachte sie. Mit einem eifrigen Nicken verkaufte dieser die Ware an die ungewöhnliche Kundin, welche sofort mit langsamen Schritten auf die kleine Gasse zuhielt. Hinter den beiden Fässern wurde Adahna noch kleiner und unscheinbarer.
    „Du kannst jetzt rauskommen, Kleine. Ich tu dir nichts“, erklang eine warme Frauenstimme hinter ihr. Langsam hob Adahna den Kopf und sah die seltsame Frau an. Ein Lächeln zierte ihr bemerkenswert hübsches Gesicht. Braune Haut und Augen wie von Bernstein. Einen Moment später fiel ihr auf, dass ihr Mund offen stand und sie schloss ihn rasch. „Ich bin Lohra und das hier“ – sie wedelte sacht mit dem kleinen Stück Stoff – „würde ich dir gern geben.“ Vorsichtig schlüpfte Adahna aus dem Zwischenraum und nahm zögerlich das Tuch an und musterte die schwarze Bekleidung der Frau. „Darf ich mir das mal ansehen? Ich tu dir auch nicht weh, versprochen.“ Die wohltuende Stimme zog sie kurzzeitig in ihren Bann, doch als Lohra nach ihren Händen griff, wich sie schnell zurück und überlegte, wie sie dieser Situation entfliehen konnte. „Wie heißt du?“ Adahna sah die Frau nun direkt an und zwang sich zur Ruhe. „Ich danke Ihnen für das Tuch“, sagte sie und rannte los, mitten hinein in das Gedrängel des Marktplatzes. „Hey, warte!“, rief Lohra ihr hinterher, aber Adahna hielt nicht inne.
    Es tut mir leid.

  • Kaum in der Oasenstadt angekommen, hatte sich auch schon ein Teil ihrer Gruppe mit dem kleinen Prinzen zurückgezogen, um zu planen. Unter ihnen auch Ereck. Esme hatte er stehen lassen und sie versuchte ihm deswegen nicht böse zu sein, auch wenn sie nichts davon verstand, ein Königreich zurück zu erobern. Aber die ganze Reise lang hatte sie sich irgendwie mehr oder weniger nach dem Hauptmann ausgerichtet und im Moment fühlte sie sich fast etwas verloren, gestrandet in dieser Oase an diesem viel zu heißen Ort. Sie bereute es, Fergus nicht im Moor gelassen zu haben. Der Kröte tat die hitze wirklich nicht gut. Nachdem sie eine Weile im Schatten eines Gebäudes gestanden und überlegt hatte, entschloss sie sich, zum Markt zu gehen. Dort konnte sie wenigstens ihren Vorrat an Kräutern auffüllen und vielleicht fand sich auch ein schattigeres Plätzchen für die Kröte. Die Kräuterhändler stellten sich als äußerst unhöfliche Menschen heraus. Vermutlich lag es daran, dass sie kein Geld besaß, dachte Esme, als sie wieder in einer Gasse auf ein paar Steinstufen hockte. In dem Gedränge auf dem Marktplatz entdeckte sie Lohras violetten Haarschopf, der aus der Menge leuchtete wie ein Ertrunkener Krieger in einer Goldrüstung aus dem Sumpf. Anscheinend hatte die Frau, welche sich suchend umblickte auch Esme bemerkt und kam jetzt auf sie zu."Hast du hier irgendwo ein Kind mit einem Tuch gesehen?" Esme schüttelte den Kopf. "Noch eine verlorene Prinzessin?" fragte sie nur. Diesmal war es Lohra die den Kopf schüttelte "Nein, aber ich glaube sie war verletzt." Esme lehnte sich auf den Stufen etwas zurück. "Wenn sie Hilfe braucht wird sie schon wissen wie sie dich findet." Die Söldnerin wirkte noch immer besorgt, lehnte sich allerdings an die Wand der Gasse und verschränkte die Arme. "War schon eine ganz schön anstrengende Reise, was?" Esme zuckte mit den Schultern. "Kann schon sein." So warteten sie beide eine Weile in den Schatten. Esme war die Stille nicht unangenehm, aber Lohra schien nach einem Grund für ein Gespräch zu suchen."Wenn sie schwer verletzt ist, bringe ich sie zu dir. Das Mädchen." "Mach das." Vielleicht wurde ihr die Stille nach einer Weile doch zu viel, oder es interessierte sie wirklich als Esme fragte."Ist diese Haarfarbe dort wo du herkommst eigentlich weit verbreitet?"

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  • Lohra War diese Frage über die Jahrhunderte schon so ist gestellt worden und dennoch war sie jetzt ein wenig überrumpelt, sie ausgerechnet aus dem Mund der wortkargen Hexe zu hören. Wahrscheinlich hätte Lohra Esme sogar die Wahrheit sagen können und diese hätte ihr geglaubt und wäre damit nicht zum nächsten Barden gerannt, der es allen weiter erzählte. Trotzdem reagierte sie verhalten
    "Ja." War ihre knappe Antwort. Was ja eigentlich auch nicht gelogen War. Bloß, dass diese Rasse schon seit 350 Jahren ausgestorben war.
    Esme blickte die sonst aufgeschlossene Kriegerin prüfend an, schien aber zu respektieren, dass Lohra nicht darüber sprechen wollte.
    Lohra selbst kam sich unhöflich vor und wechselte nun das Thema: "Wollen wir uns etwas zu essen suchen? Vielleicht finden wir dabei auch das Mädchen." Sie versuchte zu lächeln.

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  • "Lordas geht nirgendwo hin." Der alte Mann blieb hart wie Stein. Ereck seufzte und fuhr sich über die Wangen. Zufrieden stellte er fest, dass sein Bart wieder nachzuwachsen begann. Wenigsten hier war Fortschritt zu erkennen.
    "Wieso fragen wir den Jungen nicht selbst, was er für richtig hält?" Lordas saß stillschweigend neben seiner Leibgarde, den Blick auf die Tischplatte gerichtet. Er sah nicht auf, als Ereck seinen Namen nannte.
    Ottmund brachte sich ein: "Haben die Banditen dir die Zunge rausgeschnitten, Bursche?"
    "Achtet auf Eure Worte", blaffte Allion, "sonst ist es nicht seine Zunge, um die Ihr euch Sorgen müsst!"
    Ottmund stand abrupt von seinem Platz auf. Sofort griff Ereck nach seinem Arm.
    "Ihr solltet auf Eure Worte achten", fuhr Ottmund den Alten an. "Ein einfacher Leibwächter hat Männern von Amt Respekt zu zollen"
    "Männer von Amt haben diese nur zu oft inne, weil sie bessere als sich selbst getötet haben!"
    Ein lauter Knall hallte im Raum wieder und schnitt jedes Wort ab, dass hätte geäußert werden können. Ereck hatte mit voller Wucht seine Faust auf den Tisch hernieder fahren lassen.
    "Genug!", raunte er und erhob sich, wobei er gleichzeitig Ottmund an dessen Arm nach unten zog, sodass dieser sich setzte.
    "Ich verlange von keinem in diesem Raum, dass er den anderen respektiert, aber ist es zuviel verlangt, dass wir uns nicht ankeifen wie Waschweiber? Allion, Eure Ehre steht außer Frage und ich weiß, Ihr seid ein Mann von Stolz - zurecht - aber ein Mindestmaß an Dankbarkeit werdet Ihr Euch doch sicher abringen können?"
    "Meine Dankbarkeit ist nicht von Belang. Ich werde Euch den Jungen nicht für Eure politischen Spielereien aushändigen!"
    Dieselbe Leier wie schon seit Stunden. Matt warf genervt einen Blick zur Tür, Ereck verfluchte sich dafür, Lohra nicht mit zu der Versammlung genommen zu haben. Sie hätte Frieden stiften können.
    "Niemand sagt etwas von politischen Spielereien. Wir sprechen davon, eine Armee unter seinem Namen zu einen und Zesien zurückzuerobern."
    Allion Erelis' Augen waren funkelnde schwarze Steine, sein Blick gnadenlos. Ihn würde Ereck nicht brechen können, aber vielleicht Lordas. Der Junge war kaum merklich auf seinem Stuhl hin und hergerutscht, als er die Rückeroberung erwähnt hatte.
    "Lordas ... Eure Hoheit", wandte Ereck sich direkt an ihn, "vergesst für einen Moment, was er euch eingebläut hat und denkt an das Volk. Euer Volk!"
    Keine Antwort.
    "Haltet den Knaben nicht zum Narren!", warf Allion trocken ein. "Er lässt sich von Euch kein Honig ums Maul schmieren. Er redet mit niemandem, bevor ich es nicht für richtig erachte."

    "Ich muss mich fragen, wer hier der Diener ist, und wer der Herr", wandte Ereck sich erneut an Lordas. Keine Antwort.

    "Sobald ihr verkündet, dass er lebt, müsst ihr seinen Standort preisgeben, damit die Heere sich einfinden können. Sie werden einen kräftigeren Beweis als Euer Wort verlangen. Es ist ein großes Risiko, den neuen Zerbu zu verraten. Keiner würde wissen, wie viele sonst noch dem Ruf folgen. Jeder müsste fürchten, allein dazustehen. Nicht zu vergessen, dass es viele Halunken gibt, die in der Gunst des Zerbus oder des Seneschalls nur zu gern steigen würden, in dem sie Lordas einen Pfeil ins Auge oder ein Messer in den Rücken jagen."
    Seufzend ließ Ereck sich wieder in seinen Stuhl falle. Er hasste es, zugeben zu müssen, dass der Alte nicht Unrecht hatte.
    "Was schlagt Ihr also vor, sollen wir tun?"
    Nun beugte Allion sich vor. Auf diese Frage schien er gewartet zu haben.
    "Warten."
    "Worauf?", fragte Ereck.
    "Warten, darauf, dass die hohen Herren ihn vergessen. Warten, bis sie denken er sei keine Bedrohung mehr. Die hohen Herren sind sehr gut darin, Dinge zu vergessen, die nicht greifbar sind. Aber das Volk vergisst nicht so leicht. Sie haben nichts, außer ihren Erinnerungen und Träume. Wenn die Zeit reif ist, werden sie Lordas Rückkehr herbeisehnen."
    "Ihr wollt wegrennen und Euch verstecken, wie ein Feigling?", fragte Ereck verwirrt.
    "Manchmal braucht es großen Mut, ein Feigling zu sein. Aber ich versichere Euch, wir werden nicht untätig rumsitzen. Ich habe Familie im Norden. Ein mächtiges altes Haus von Königen. Sie werden uns eine Armee geben. Eine kleine vielleicht, aber eine Armee. Lordas wird lernen, sie zu Befehlen. Und wenn er lange genug untergetaucht ist, wird er in den Krieg ziehen. Zunächst kleine Siege, die ihm mehr Unterstützer bringen. Er wird die Tochter eines mächtigen Mannes heiraten. Dieser Mann wird ihm helfen, mehr Soldaten zu kaufen. Schiffe. Es wird vielleicht Jahre dauern. Und das Volk von Zesien wird leiden, aber wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird es davor umso mehr nach Befreiung lechzen. Auch einige der hohen Herren dürften zu diesem Punkt der Tyrannei müde geworden sein. Ich sage, es ist besser, Zesien eine Zeit lang leiden zu lassen und es dann zu retten, als es überstürzt zu versuchen und unsere letze Hoffnung zu töten."

    100% Konsequent!

  • Beiläufig ließ sie die blutigen, verschmutzten Tücher in einen Lumpenhaufen fallen. Als dieser sich plötzlich hustend erhob, lief Adahna ebenso unauffällig weiter und ließ den alten Bettler in seinen dreckigen Fetzen hinter sich. Mit nun wieder weißen, unauffälligen Händen konnte sich das Mädchen endlich um ihren fast leeren Magen kümmern. Die paar Brocken Dattelbrot mochten sie noch einen Tag bei Kräften halten, aber die Zeit auf der Straße hatte sie gelehrt, dass Vorräte Überleben bedeuteten.
    Eine Reflektion erregte ihre Aufmerksamkeit und ohne, dass einer der Umstehenden auch nur ihre Anwesenheit bemerkte, beugte sich Adahna an der betreffenden Stelle vornüber und nestelte scheinbar an ihren Fußlappen herum. Stattdessen wischten ihre Finger flink über den Gassendreck und erhaschten die kleine verkrustete Silbermünze.
    Der Weg zu den Verkaufsständen war wie immer nicht weit, da Zesara, wie nahezu alle Wüstenstädte, um den Stadtbrunnen samt Marktplatz herum entstanden war. Früher lediglich eine unbedeutende Oase für verirrte Karawanen war die Stadt heute ein etabliertes Etappenziel nahezu aller Reisender, welche es wagten, die Wüste herauszufordern.
    Es war schier unmöglich, diese violette Haarpracht zu übersehen, zumal die Hauptgeschäftszeit auf dem Marktplatz inzwischen vorbei war. Für Adahna waren die zwei Mädchen, welche sich tuschelnd den beiden Frauen am Skorpionstand näherten, sogar noch auffälliger. Sie fürchtete weniger um die Börse der beiden Fremden als um die Hände der beiden Diebinnen. Adahna beeilte sich, die Kinder abzufangen und rempelte eines der Mädchen mit einem leisen „Bis morgen.“ an. Keine Sekunde zu früh verstanden die beiden den unter Zesaras Dieben gebräuchlichen Hinweis und änderten die Richtung, denn schon wandte sich Lohra vollends um und ihre grüblerische Miene wich einem einladenden Lächeln. „Schön, dich wiederzusehen“, begrüßte sie das kleine Mädchen. „Ich sehe, du hast dir bereits selbst geholfen.“ Nun drehte sich auch die andere Frau zu Adahna um, die einen kurzen Moment der Überraschung nicht verbergen konnte und sogar vergaß, ihre Hände hinter ihrem Rücken zu verstecken. Das braune, rissige Kleid und die baren Füße waren ihr zwar seltsam vorgekommen, aber mit einer solch alten Frau hatte sie nicht gerechnet. „Oh, das ist Esme, eine Freundin!“, beeilte sich Lohra, dem Kind den Schrecken zu nehmen. Während Adahna unter dem forschenden Blick der Alten immer unbehaglicher wurde, schien Lohra nervös nach irgendeinem Gesprächsinhalt zu suchen. Allerdings ergriff Esme zuerst das Wort: „Diesmal stehen wir in deiner Schuld. Was können wir also für dich tun?“
    Schwer zu sagen, wer von den beiden verwirrter dreinschaute. Adahna begriff erst, als Esme mit dem Kopf in jene Richtung zuckte, in welcher die jungen Diebinnen verschwunden waren. Vielleicht…, dachte das Mädchen und ihre Augen wanderten zu den aufgespießten Skorpionen, welche appetitlich über einem Kesselfeuer schmorten. Lohras Auffassungsgabe schien zurückgekehrt zu sein, denn Sekunden später hatten einige Münzen und zwei Skorpione ihre Besitzer gewechselt.

  • Esme musterte das Mädchen, welches hungrig an seinen Skorpionen knabberte. Sie konnte keine Eindeutigen Verletzungen erkennen, was bei den schmutzigen grauen Fetzen die ihren Körper bedeckten aber auch schwierig zu erkennen war. Ihr waren die vielen in Fetzen gekleideten Kinder in der Stadt schon aufgefallen. Sie erinnerten sie an die Kinder aus Pfahldorf, nur dass diese wahrscheinlich nachts in warmen Hütten schliefen und drei Mahlzeiten am Tag erhielten. Der Sumpf. Sie konnte ihn in Gedanken vor sich sehen, wie er ruhig und kühl und grün vor ihr lag. Sie dachte an ihre Familie und die wenigen Spuren die sie dort zurückgelassen hatten und fragte sich plötzlich, ob sie nicht falsch gehandelt hatte. War sie wie damals einfach stur davon marschiert ohne über die Konsequenzen nachzudenken? Sie spürte wie sie jemand anstieß und kehrte in die Gegenwart zurück.“ Esme?“ fragte Lohra und sie merkte, dass sie das Kind wohl angestarrt hatte, denn es hatte aufgehört zu essen und musterte sie jetzt ebenfalls. Esme schüttelte den Kopf. „Ich ertrage diese Hitze und diesen ganzen Sand nicht.“ Sie wandte sich um. “Wohin gehst du?“ fragte Lohra „Ich rede kurt mit Ereck.“ Meinte sie über die Schulter. Sie wusste, was sie tun wollte, aber sie wollte nicht einfach so verschwinden. „Habt noch eine gute Reise.“ Sagte sie und verschwand, bevor die andere noch etwas sagen konnte. Ereck schien die Ratssitzung beendet zu haben und so wie es schien gefiel ihm die Entscheidung ganz und gar nicht. „Ich hoffe du magst Sand. Denn wenn es nach diesem alten Bock geht bleiben wir erstmal ein wenig hier.“ Esme räusperte sich. “Ich plane nicht, hier zu bleiben. Das um was ich mich kümmern sollte ist schon lange erledigt, oder in diesem Fall tot. Ich werde die nächste… Gruppe nachhause begleiten.“ „Die nächste Karawane?“ fragte Ereck. Er rieb sich sein Kinn. „Nun, ich schätze ich kann dich nicht aufhalten.“

    „…Also mir gefällt sie.“ „Dir gefällt doch alles was noch ein paar Zähne und Haare hat Kloch!“ „Dann können wir deine Mutter ja ausschließen.“ „Wir sollten sicher sein, dass sie Fürst Nocat auch gefällt.“ „hübsche Elfe…“ „Siehst du, Soro stimmt mir zu!“ Rodrick seufzte während sich die drei Söldner hinter ihm stritten. Zum Glück hatte man Haran die Zunge schon vor langer Zeit herausgeschnitten, sonst hätte der am Ende auch noch seinen Beitrag zu der Diskussion geleistet. So lehnte der Vierte einfach nur neben den drei Streitenden am Stand eines Gewürzhändlers und beobachtete seine Kumpane stumm. „Und was denkt der feine Lord.“ Fragte plötzlich Karch, der vierte Söldner und der wahrscheinlich widerlichste Mann, denn Rodrick je getroffen hatte. Die ganze Truppe war widerlich, aber das lag vermutlich an dem Mann, dem sie folgten. Fürst Nocat hatte eine ganze Sammlung an „exotischen Damen“. Angefangen bei Frauen mit anderer Hautfarbe bis hin zu Elfen und sogar Orks sagte man ihm nach, dass er schon alles ausprobiert hatte, was die Frauenwelt zu bieten, oder auch nicht zu bieten hatte. Und jetzt wollte er etwas Neues. Rodrick war sich fast sicher, dass der Mann ihn verarscht hatte, als er ein „exotisches Souvenir“ verlangt hatte, im Austausch gegen eine kleine Flotte. Aber hier war der ehemalige Herrscher von Möwenfels nun, fast am anderen Ende des Kontinents. Immerhin hatte er eine neue Rüstung erhalten, auch wenn er nur den Brustpanzer und die Armschienen trug, welche sich mehr oder weniger unter seinem hellen Leinenhemd verbargen. Ein dunkler Mantel half dabei, die Rüstung zu verbergen. Seine Begleiter waren weniger diskret gewesen. Wenn man sie so ansah musste man denken, dass sich in der Nähe ein Schlachtfeld befand. Wenn man die Geschichten aus Zesnar kannte, schien der Gedanke gar nicht so abwegig. Oh wie viel lieber wäre er jetzt dort gewesen? So wie Rodrick es verstanden hatte, waren sie wohl zur schlecht möglichsten Zeit in dieses Land gekommen. Das hieß wenn man ein braver anständiger Bürger war… „He! Ich rede mit dir Halbgesicht!“ Rodrick blickte weiterhin über den Markt auf die ungewöhnliche Frau. Die pinken Haare in Verbindung mit ihrer dunklen Haut und den Elfenohren wirkte auf jeden Fall wie etwas Neues. Rodricks einzige Sorgen waren ihr Gesicht, welches er noch nicht gesehen hatte, sowie ihre Figur, die vielleicht zu durchschnittlich sein könnte. Aber alles in allem war die Arme wohl das fremdeste, was ihm auf dieser Reise, auf all seinen Reisen, untergekommen war und das schloss seine letzten Reisegefährten mit ein. Sie war ihnen schon am Vormittag aufgefallen aber bis jetzt waren zu viele Menschen um sie herum gewesen. Die Alte Frau mit der sie auf dem Markt gewesen war verschwand gerade. „Wir warten. Hier sind zu viele Zeugen.“ Fast als hätte sie auf ein Signal gewartet, wandte sich Nocats zukünftige Geliebte plötzlich vom Markt ab und verschwand in einer kleinen Gasse, eine Sackgasse mit einer Taverne am Ende, wie Rodrick wusste. Das Mädchen, welchem sie Essen gekauft hatte, eines der vielen Straßenkinder wie der Söldner annahm, führte sie. Karch grinste ihn überlegen an aber Rodrick schüttelte den Kopf. “Nicht solang das Mädchen da ist.“ Karch lachte nur dreckig. “Aaaach, hat seine arme Lordschaft Angst vor kleinen Mädchen? Was soll sie machen? Heulen?.“ Karch verdutztes Gesicht, als ihn der große Mann eine halbe Sekunde später mit dem Kopf in die Gewürze des aufgebrachten Händlers knallte war es fast wert. „Ich weiß du gehörst zu der Sorte Abschaum denen es gefällt wenn kleine Kinder weinen oder schreien aber mir nicht. Und es gibt noch eine andere Gruppe von Menschen denen es nicht gefällt wenn Kinder, oder irgendjemand, schreit oder sonst in irgendeiner Weise das öffentliche Aufsehen erregt.“ Er ließ Karch los, welcher fluchend versucht, sich die Reste getrockneter Chilischoten aus den Augen zu wischen. „Wusstest du das einige Stadtwächter Kinder gut bezahlen um immer auf dem neusten Stand zu bleiben? Die Kleinen sind sozusagen ihre Augen und Ohren. Wäre doch ganz schön unintelligent, direkt vor den Augen und Ohren der Wache ein „Souvenir“ zu besorgen.“ Aus den Augenwinkeln erkannte er, wie das Kind eben wieder aus der Gasse verschwand. „Gehen wir.“ Karch folgte der kleinen Gruppe, halb blind und noch immer fluchend. Ein äußerst befreiendes Bild. Das Mädchen stand noch immer am Ausgang der Gasse und schien sich wohl zu orientieren. Rodrick kramte einige Münzen hervor und hielt sie ihr hin. „Kauf dir eine Decke, die Nächte werden kalt hier draußen.“ Sagte er in gebrochenem Zesarisch. Das Kind blickte kurz von ihm auf seine schwer gepanzerten Begleiter und schien wohl zu verstehen, denn sie eilte davon. Wenn sie die Gefahr erkannt hatte war das gut. Wenn sie die Stadtwache holte wahrscheinlich besser. Der Söldner wartete schon seit einer Weile mal wieder auf eine echte Herausforderung. Haran deutete stumm in die Schatten der Gasse und holte ein Bündel Seile hervor. „Na dann los.“

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

  • Lohra stand unschlüssig vor der Taverne.
    Sie hatte die Kleine gefragt, ob sie in der Nähe ein Schankhaus kenne, in dem sie sich mit den anderen zu einer Besprechung treffen konnten. Schließlich mussten sie überlegen, wie es nun weiterging und Ereck würde sie in dem Gewimmel nie finden.
    Sie hatte der Kleinen noch ein paar Münzen in die Hand gedrückt und sie geschickt, nach den anderen zu suchen. Sie hatte bereitwillig zugestimmt, auch wenn sie das Geld nur mit einiger Scheu aus ihrer Hand genommen hatte.
    Die Taverne war trotzdem nicht das, was Lohra sich vorgestellt hatte. Das Schild baumelte an quietschenden Ketten und war schon so verblichen, dass sie den Namen nicht mehr erkennen konnte.
    Das Holz der Tür war von der Trockenheit spröde und der Knauf sah so aus, als würde er mehrere Krankheiten übertragen.
    Naja, besser als nichts. Jetzt musste sie eben auf die anderen warten.
    Eben überlegte sie, ob sie drinnen oder draußen warten sollte, als fünf Männer die Gasse betraten. Sie sahen wenig vertrauenerweckend aus. Vier von ihnen musterten sie lüstern und grinsten widerlich. Ihre Haare waren fettig, die Zähne gelb ... Lohra schüttelte sich innerlich. Der fünfte sah am vernünftigsten aus. Er trug ein helles Leinenhemd, schwere Stiefel und einen dunklen Umhang, unter dem ihr geübtes Auge eine Schulterplatte ausmachen konnte. Außerdem ragte über seine Schulter der Griff eines mächtigen Zweihänders.
    Die Kerle sahen offenbar so aus, als wollten sie streit. Fünf waren vielleicht zu viele für sie alleine. Dennoch grinste sie. Eine Herausforderung hatte sie noch nie abgelehnt. Und so wie der Mann gerade seinen Zweihänder zog, konnte das ein ausgesprochen interessantes Duell werden. Bloß, wie wurde sie die anderen los?
    Ohne weiter nachzudenken, stieß sie die Tür auf und verschwand in die Taverne, die zu ihrer Überraschung fast leer war. Sie stellte sich direkt neben die Tür. Die wenigen Männer in der Kneipe sahen ähnlich aus, wie die, die draußen auf sie warteten, nur ohne diesen widerlichen Zug. Zumindest die Meisten von ihnen. Alle sahen sie ziemlich erstaunt und erwartungsvoll an. Dann trat der erste Kerl zur Tür herein. Blitzschnell entriss sie einem Säufer, der neben ihr an einem klebrigen Tisch saß, den Bierkrug und schmetterte ihn dem Eindringlich vor den Kopf. Dieser sackte zusammen. Einen war sie zumindest zeitweise los. Fluchend brachen nun die restlichen zur Tür herein und richteten ihre Schwerter auf den Punkt, an dem sie eben noch gestanden hatte.
    Aber Lohra war schon längst über Tische und Bänke gesprungen und bombadierte die Kerle mit einem Hagel aus Krügen.
    "He!", rief der Wirt aufgebracht. "Was soll die Scheiße?!"
    Lohra warf ihm einige Münzen zu und sofort verstummte der feiste Mann und duckte sich hinter seinen Tresen.
    Die Männer waren nicht dumm. In der Zwischenzeit hatten sie Lohra umkreist und wollten nun von allen Seiten angreifen. Sie zog ihr schimmerndes Schwert aus der Scheide. Obwohl sie es so lange nicht benutzt hatte, fühlte es sich vertraut an. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, dann brach die Hölle los.
    Unter dem ersten Streich duckte sie sich weg und stieß ihrerseits ihr Schwert schräg nach oben. Der Angreifer sprang zurück, aber sie schlitzte ihm seinen Gürtel auf, was den Verlust seiner Hose zur Folge hatte. Diese rutschte bis an seine Knöchel, er verhedderte sich, schlug der Länge nach hin und blieb mit nacktem Arsch zwischen Stühlen und Scherben zum liegen.
    Plötzlich spürte sie brennenden Schmerz am Arm. Einer der Kerle hatte sie erwischt. Sie fuhr herum und sah sich dem Umhangtyp gegenüber. Ein wildes Duell entbrannte. Er griff an, sich wich zurück. Obwohl er seine Waffe beidhändig führen musste, führte er sie präzise. Lohra bekam zwar keine weiteren Verletzungen, musste aber immer weiter zurück weichen. Und dann kam ein Schlag. Sie riss ihr Schwert in die Höhe, doch die Wucht seines Hiebes war so heftig, dass er ihr das Schwert aus der Hand prellte. Es schlitterte klirrend über den Boden. Direkt vor die Füße einer der Söldner, der es grinsend aufhob.
    "Du Schlampe!", brüllte der Hosenlose plötzlich, der seine Hosen offenbar wieder fixiert hatte, und stürmte auf sie zu. Diese kurze Ablenkung reichte Lohra. Sie packte einen Stuhl, holte aus und zerschmetterte ihn an der Brust des Umhangs. Dieser flog rücklings in einen Tisch, der in der Mitte brach. Ohne zu zögern stürmte sie auf den Halter ihres Schwertes zu und ehe der wusste, wie ihm geschah, hatte er ihre Faust im Gesicht.
    "Verdammt!", brüllte Lohra und hielt sich die schmerzenden Knöchel, besann sich aber und packte ihr Schwert. Als sie sich umdrehte, um die ihre Angreifer im Blick zu haben, spürte sie die Klinge des Umhangs am Hals.
    "Die wird Nocat gefallen", rief einer der Männer und lachte dreckig.
    "Meinst du, er hätte was dagegen, wenn wir das mal austesten?", fragte ein anderer.
    "Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß", stimmte der Hosenlose mit ein und neselte schon an der Kordel, die er gefunden hatte, und die seine Hose notdürftig an Ort und Stelle hielt. Lohras Hand schloss sich fester um den Knauf ihres Schwertes. Sie spürte, dass ihre Handflächen feucht wurden. Der Umhang kam näher, aber ohne die Klinge von ihrem Hals zu nehmen und musterte sie eingehend.
    "Hübsch bist du ja. Was bist du?"
    Lohra spuckte ihm ins Gesicht. Sofort versetzte er ihr eine schallende Ohrfeige und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel sauber. Dann packte er sich plötzlich, entwand ihr das Schwert und drehte ihre Arme auf den Rücken. Sie wehrte sich verbissen, aber er war stärker und sie von seiner Ohrfeige benebelt. "Hüte dich", sagte er dicht an ihrem Ohr. Sie konnte seinen Atem auf der Wange spüren. "Oder ich lassen die anderen auf der Heimreise vielleicht doch mal an dich ran ..."

    "WAS GEHT HIER VOR?!", donnerte plötzlich eine vertraute Stimme. Ereck! Und dahinter der Rest der Truppe - bis auf Esme. Sie konnte sogar das kleine Mädchen erkennen.
    "Gutes Timing", grinste Lohra.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Matt starrte entsetzt auf die Szene. Lohra, die die Gruppe vor unzähligen Gefahren bewahrt hatte, stand in der Mitte des Schankraums umringt von einer Gruppe ungepflegter Männer. Sofort registrierte er die Schwerter, die die Männer hielten, und die anders als ihre Kleidung in gutem Zustand waren. Söldner! Skrupellose Mörder, die sich für ihr Hobby - Menschen töten - auch noch bezahlen ließen. Die meisten dieser Männer hatten weder Moral noch irgendein anderes Prinzip außer dem des Geldes. Genug von ihnen hatten in den schwarzen Horden gedient, die er zu befehligen gezwungen gewesen war. Genug waren vor der Schlacht weggelaufen oder hatten sich schlicht geweigert nach dem Sieg damit aufzuhören.

    Nervös wanderte sein Blick umher. Der ganze Schankraum bestand aus Holz. Sicherlich würde das meiste davon in den nächsten Augenblicken kaputt gehen, doch Bruchstücke konnte man zusammen setzen. Asche eher nicht. Seine Gabe schied damit so gut wie aus. Nicht dass er vorgehabt hätte sie vor all diesen Menschen zu Schau zu stellen.

    Er musterte die Söldner, die die Gruppe in einer Mischung aus Überraschung und Angriffslust anstarrten. Die meisten von ihnen wirkten ausgezehrt und heruntergekommen. Sie trugen ihre Schwerter mehr wie einen Hammer, denn wie eine tödliche Waffe. Vermutlich gehörten sie zu der Kategorie, die die Kunst des Kampfes beim Holzfällen gelehrt hatten. Der Mann jedoch, der Lohra den Arm auf den Rücken gedreht hatte, sah beinahe schon gepflegt aus. Seine Kleidung wies keine Löcher auf, seine Haare waren höchstens einen Monat lang nicht gewaschen worden und unter dem dicken Umhang verbarg sich eindeutig ein Brustharnisch. Eindeutig der Anführer der Gruppe, vermutlich sogar der Auftragsgeber. Selbst die Art wie er sein Schwert hielt - ein riesiger Zweihänder aus gutem Stahl - zeigte eindeutig, dass er eher in die Leibwache eines hohen Herrn als in diese Gesellschaft gepasst hätte. Was er allerdings von Lohra wollte, konnte Matt sich nicht vorstellen. Immerhin hatte sie den Fremden nie etwas getan. Jedenfalls sofern er wusste.

    "Lasst sie in Ruhe", forderte Ereck die Angreifer in drohenden Tonfall auf. Seine Tonfall war niederschmetternd wie der Kriegshammer, den er jetzt erhob, doch die Entführer ließen sich davon nicht einschüchtern. Zumindest nicht der auf den es ankam.

    "Wir wollen nichts von euch", behauptete der Fremde. "Geht und euch wird nichts geschehen." Unbehaglich erwiderte Matt den Blick des Entführers, als er sie einer nach dem anderen musterte. "Oder lasst zumindest die Jungen da raus, wenn ihr euch schon umbringen müsst."
    Einen Moment lang versank Matt in den Tagtraum, wie er den Fleischsack mit einer kurzen Stichflamme grillte, doch schnell schob er ihn wieder zur Seite. Wut war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.

    Ereck schien des Redens müde zu sein und schritt mit kreisendem Hammer auf die feindliche Gruppe zu. Matt und Ars folgten ihm einen Augenblick später. Echtes Bedauern spiegelte sich in dem Blick, den ihm der Entführer zuwarf, doch dafür war es jetzt zu spät.
    Zwei der Söldner hatten sich von ihrem Platz im Kreis um Lohra gelöst und traten ihm jetzt entgegen. Der eine grinste ihn dreckig an, der andere pulte hochkonzentriert in seinen Ohren herum. Offensichtlich war er zu langweilig. Ein erster halbherziger Schlag folgte, dem er jedoch mühelos auswich. Das Messer ließ er lieber gleich am Gürtel stecken. Stattdessen wich er auch dem nächsten Schlag aus und zementierte dem einen sein Grinsen in das Pockennarben übersäte Gesicht, sodass dieser zurücktaumelte und sich die blutende Nase zuhielt. Echtes Erstaunen blitzte nun in den Augen des anderen, der für den Moment sogar sein Ohr vergaß. Eigentlich wollte Matt ihm selben Atemzug das Knie in den Magen rammen, doch der Söldner war geistesgegenwärtig genug um zwei Schritte zurück zu springen.
    Gleich darauf folgte der erste richtige Angriff auf ihn, dem schnell weitere nun gezielte Hiebe folgten. Matt hatte alle Hände damit zu tun der scharfen Klinge ein ums andere Mal auszuweichen und wurde schnell zurückgedreht. Zu allem Überfluss war der Blutfluss bei dem anderem bereits versiegt, sodass sich dieser nun mit einem noch gemeinerem Grinsen und einem noch hässlicherem Gesicht in den Kampf einmischen konnte.
    Matt duckte sich hinter Tischen und schleuderte Stühle auf seine Gegner, doch sie zerschmetterten das Holz einfach. Plötzlich spürte er die Wand in seinem Rücken. Er konnte nicht weiter zurück. Der Grinser zog die Mundwinkel nun noch ein bisschen weiter auseinander, was ein paar Brocken getrockneten Blutes zu Boden rieseln ließ. Verzweifelt sah Matt sich um. Anstatt den Schankraum zu verlassen, standen Wirt und Gäste einfach nur herum und beobachteten den entbrannten Kampf. Er konnte Ereck sehen und Lohra, doch keiner der beiden war nah genug, um ihm zu helfen. Bevor er sich noch dazu durchringen konnte seine Gabe trotz des Risikos zu nutzen, schoss schon der silberne Stahl auf sein Gesicht zu. Reflexartig schloss Matt die Augen und duckte sich. Die kalte Schärfe der Klinge erwartend. Doch es folgte nur ein dumpfer Aufprall und ein Zittern in der Wand in seinem Rücken. Verwundert öffnete er die Lieder wieder und starrte auf das Schwert, dass sich dort in die Täfelung gebohrt hatte, wo sein Kopf noch Sekunden früher gegen das Holz gepresst war. Der Grinser grinste nun überhaupt nicht mehr sondern rüttelte nur zornentbrannt an dem Griff. Offensichtlich steckte die Klinge fest.
    Ohne lange zu überlegen umfasste Matt den kalten Stahl und spürte wie die Wärme durch ihn floss. Aus seiner Hand hinausdrängte genau wie das Blut, dass der Griff um die geschärfte Schneide verursacht hatte. Der Grinser mit der Maske aus Wut schrie auf und sprang zurück, wobei er sich die Schwerthand auf die Brust gedrückt hatte. Der Geruch nach verbranntem Fleisch drängte zwischen den Fingern hindurch. Sofort sprang Matt an ihm vorbei, von der Wand weg, und wandte sich dem anderem zu. Der staunte ihn nur fassungslos an. Fassungslos, doch mit erhobener Klinge.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Noch bevor der dicke Mann mit seinem Hammer vortrat, hatte Adahna den bevorstehenden Kampf gewittert. Dennoch konnte sie sich nicht dazu durchringen, wie gewohnt wegzulaufen. Ich hätte sie warnen müssen!, dachte sie betroffen. Sie konnte ihren Blick nicht von der freundlichen Frau abwenden, welche sie in solch große Gefahr gebracht hatte. Unfähig zu handeln hoffte sie, dass Lohras Freunde stark genug waren. Der Hammerschwinger schien sich gut gegen den ekelerregenden Mann zu schlagen, dem während des Kampfes immer wieder die Hose leicht herunterrutschte. Trotz seiner Ablenkung konnte „Hosenlos“ die gezielten Schläge einigermaßen parieren. Zu ihrer Rechten sah es mittlerweile deutlich anders aus. Der junge Mann, sie glaubte sich zu erinnern, dass er Matt hieß, sah sich nun zwei Kämpfern gegenüber, nachdem er den einen plötzlich entwaffnet hatte. Das leichte, rötliche Glühen der in der Wand feststeckenden Klinge war ihr nicht entgangen und insofern wunderte sich das Mädchen, warum der vermeintliche Magier nicht einfach kurzen Prozess mit seinen eher unbeholfenen Gegnern machte. Während Lohra und der Mann, welcher bei Weitem der Netteste der bösen Männer war, den ungelenken Kampf verfolgten, staunte Adahna nicht schlecht über den dritten Mann, den mit dem Buch am Bein. Jener hatte soeben irgendwie aus einem abgebrochenen Stuhlbein und den Stücken zerbrochener steinerner Bierkrüge einen langen Holzspeer mit Steinspitze erschaffen und forderte nun die Aufmerksamkeit von „Ohrpuler“ ein.
    Plötzlich wurde Adahnas Kopf gewaltsam zurückgerissen. Kalter Stahl ritzte die zarte Haut an ihrem Hals. „Nein! Bitte nicht!“, flehte sie panisch. „Bitte…“
    „Waffen runter, sonst wird die Kurze noch kürzer!“, schrie eine Männerstimme hinter ihr über das Klirren der Waffen hinweg.
    „Nein! Bitte!“, wimmerte Adahna. Schon konnte sie fühlen, wie ihr die Kontrolle entglitt. Ihre Hände erbebten.


    Lohra sah die Angst in den Augen des kleinen Mädchens. Nein, sie hat nicht nur Angst. Ihre Panik ist ja schier unermesslich. Was ist mit ihr? Bislang wirkte sie so abgebrüht.
    Ohne ihre Gegenüber aus den Augen zu lassen, ließen Ars, Ereck und Matt von ihren Gegnern ab, die Waffen jedoch weiterhin abwehrbereit erhoben. „Karch! Lass das Mädchen los und kämpfe wie ein Mann, du ehrloses Dreckschwein!“, forderte der Umhang wutentbrannt. Die Klinge an Lohras Hals bewegte sich trotz des Ausbruchs nicht im Mindesten.
    „Schnauze, Halbgesicht! Ich sagte, WAFFEN RUNTER!“, schrie der Entführer, dem von ihrem Treffer mit dem Steinkrug das Blut aus der Stirn troff, nun noch lauter. Langsam ließen ihre Gefährten ihre Waffen sinken.
    „Aufhören, bitte!“, schrie das Mädchen nun geradezu hysterisch. Nun war es an Lohra, Angst zu bekommen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Wie zur Antwort riss die Kleine die Augen auf und ihr Blick wurde glasig, während ihre eben noch in weißes Tuch gehüllten Hände plötzlich immens anschwollen und das weiße Tuch zerrissen. Lohra stockte der Atem, als sich die kleinen Hände vor ihren Augen in purpurrote, verhornte Klauen verwandelten, ihre Finger teuflischen Sicheln ähnlich.
    Zu spät bemerkte der Geiselnehmer die erschütterten Gesichter. Mit einem einzigen, heftigen Ruck trennten die dämonischen Klauen dem Mann die Dolchhand ab und noch ehe die Waffe klirrend aufschlug, noch ehe der Verstümmelte aufschreien konnte, riss ihm das Mädchen die Kehle heraus.
    Nun lösten sich die wenigen Tavernengäste aus ihrer Schockstarre und ergriffen in Ermangelung eines alternativen Ausgangs panisch schreiend die Flucht in Richtung der viel zu kleinen Tavernenküche. Die Söldner, sogar der Umhang, warfen sofort ihre Waffen von sich und wichen zwischen den flüchtenden Gästen hindurch an den Tresen zurück, wo sie mit erhobenen Händen stehenblieben.
    Das klauenbewehrte Mädchen ließ von dem zuckenden, gurgelnden Kerl ab und schien auf weitere Angreifer zu warten. Ereck erhob als Erster seine Waffe und trat einen zögerlichen Schritt vor.
    „Lasst sie in Ruhe! Sie wird uns nicht angreifen. Sie hat nur Angst!“, rief Lohra über die panischen Schreie der Flüchtenden hinweg, die gewaltsam in die Küche drängten.
    Einen Augenblick geschah nichts und Lohra betete, dass Ereck auf sie hören würde. Matt und Ars ließen als Erste ihre Waffen fallen. „Ich wusste doch, dass etwas mit ihr nicht stimmt“, murmelte Ars. Während sie vorsichtig zurückwichen, ließ nun auch Ereck endlich seinen schweren Hammer sinken und trat einen Schritt zurück.
    Mit einem markerschütternden Schreien, das an Seele und Verstand aller Anwesenden riss, begann das Mädchen sich zurück zu verwandeln. Ihre Klauen schrumpften und die verhornten Stellen hinterließen offene, blutende Wunden auf ihren Handrücken, während von ihren immer noch verkrümmten Fingern fremdes und nun auch ihr eigenes Blut tropfte. Zuletzt verschwand der glasige Blick aus ihren aufgerissenen Augen. Mit einem gequälten Wimmern fiel sie auf die Knie und begann hemmungslos zu weinen.
    Lohra gewann zuerst ihre Fassung zurück und eilte besorgt zu der Kleinen, vorbei an Erecks ausgestrecktem Arm.
    „Und du meinst wirklich, wir werden uns in Zesara langweilen?“, fragte Matt trocken in Erecks Richtung.

  • Ed beobachtete Malven wie er seine Leute herumkommandierte und Ihnen immer wieder nachrief das sie ja vorsichtig mit den Waren umgehen sollten, egal ob es ent- oder beladen war und die Männer, die bereits mehrere Jahre bei ihm arbeiteten lachten darüber. Es war schon ein recht komischer Haufen, aber wahrscheinlich waren sie deshalb so beliebt.
    Einmal hatte er Malven bei einer Hochzeitsfeier am Hofe des Grafen gesehen. Es war sein Ziehbruder, der leibliche Sohn des Grafen gewesen der damals geheiratet hatte und Malven war als bedeutsamer Händler eingeladen worden. Seit diesem Tag verspürte er Angst und Bewunderung für diesen Mann und er freute sich darüber das er mit ihm befreundet war. Alles was er tat, jede Geste, jedes Wort war sorgfältig gewählt und genau auf die Person zugeschnitten mit der er sich unterhielt und jedes Gespräch hatte anscheinend das Ziel etwas über sein Gegenüber herauszufinden. Sein Ziehvater sagte einmal: „Wenn Malven auf der Seite der Hex stehen würde und die Hex fähig wären klar zu denken, dann würde er uns bestimmt aus unseren Städten und Dörfern hinausreden.“ und er musste immer dabei lachen.
    Einige Stunden vergingen und Malven war der Einzige der noch zu arbeiten schien. Ed erhob sich und ging zu einem kleinen, kahlköpfigen, graubärtigen Muskelprotz, der einer der ältesten Männer von Malven war. „He, Marko was tut Euer Chef da?“
    „Vor zwei Wochen wurden uns Nahrungsmittel gestohlen, am helllichten Tag. Das verrückte Diebespack ist wahrscheinlich in den Wald geflohen. Fast schon schade das sich hier oben kein Hex mehr zeigt. Das soll jetzt nicht heißen das ich mir die herwünsche, aber Verbrecher dürfen die meinetwegen gerne in Asche verwandeln. Mal zählt den Bestand damit er sich sicher ist das nicht mehr gestohlen wurde. Ich denke wir werden heute hier bleiben und erst Morgen in aller Frühe weiterfahren. In ein Dorf voller Menschen und einem bekannten Hexjäger traut sich kein Gesinde und Mal könnte mal schlafen.“, antwortete Marko.
    Normalerweise hielt sich selbst der größte Abschaum vom Hexwald fern, aber Marko hatte recht, seit einigen Monaten schon waren keine Hex mehr aufgetaucht und vielleicht war dieser Umstand dafür Verantwortlich das sich Diebe in den Wald wagten. Möglich, das konnte aber auch bedeuten das sich weiter im Süden eine größere Gruppe an Hex sammelte. Egal, wenn es so wäre würde der sein Ziehvater einen Ruf aussenden und er würde ihm folge leisten.
    In Ed stieg das Gefühl der Wut hoch. „Sei vorsichtig mit dem was du sagst. Du solltest das wissen Marko, immerhin seid Ihr an der gefährlichsten Route der Grafschaft unterwegs. Niemand hat es verdient von Hex getötet zu werden, nichtmal kriminelle Arschlöcher.“
    Plötzlich ertönte Jaras laute Stimme, „Edgar, begleite die Kutsche zu den Mienen, die Arbeiter haben sicher schon Hunger.“
    Der Jäger sprang sofort auf, niemand wollte Jara wütend erleben und sie würde stinksauer sein wenn die Fleischbällchen kalt bei den Arbeitern ankommen würden. Er verabschiedete sich schnell von Marko und eilte in Jaras Hütte. Dort war Lisa gerade mit dem Abwasch beschäftigt, er grüßte sie kurz und ging direkt in sein Schlafzimmer wo er seine Rüstung anlegte und seine Schwerter nahm. Er eilte wieder nach draußen und sprang auf die kleine Kutsche auf, die bereits fertig beladen war. „Es kann losgehen Heinz.“, sagte er zum Kutscher.

  • Die Abendsonne war ihre letzten Strahlen in ihre Gefängniszelle, die Hitze des Tages begann draußen bereits abzuklingen, ebenso wie die Geräusche von den Straßen her. Soro hockte hinter Rodrick im Dreck des Zellenbodens, warf mit kleineren Steinen nach Käfern die durch den kleinen Raum und klatschte jedes mal erfreut, wenn er eines der Tiere traf. Natürlich hatte dieser Depp seine Chance zu fliehen verpasst. Er und Rodrick welcher noch immer das Mädchen angestarrt hatte, als die Stadtwache die Tavernentür quasi eingetreten hatte. Er hatte nicht einmal versucht sich zu wehren. Wütend rammte er seine Faust in die Steinmauer. "Scheiße!!!" Soro sah von dem Stein auf, den er gerade gegriffen hatte und blickte ihn mit trüben Augen an. "Glaubst du wir sehen die hübsche Elfe nochmal?" "Hoffentlich, wegen ihr bin ich in dieser Dreckszelle." Soro schüttelte den Kopf und etwas das fast einem überlegenem Grinsen ähnelte trat auf seine Lippen. "Nein das verstehst du falsch. Wir sind wegen der Stadtwache hier drin." Rodrick hatte den Mann gerade am Kragen hochgezogen, als jemand gegen die Tür schlug. "Gefangene zurücktreten, wir machen jetzt auf." Er ließ den Söldner los, welcher in eine Ecke stolperte. Draußen wurde wohl ein Riegel geöffnet."Keine Sorge. Vielleicht treffen Kloch und Haran sie ja nochmal." murmelte Soro, während die Tür aufgestoßen wurde und das letzte Tageslicht auf fünf Wachen fiel. Sie hätten keine Chance "Wer weiß, hoffentlich."

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett