Es gibt 152 Antworten in diesem Thema, welches 44.158 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. Dezember 2018 um 08:25) ist von TiKa444.

  • Einige Zeit später kamen die beiden Männer ohne irgendwelche Zwischenfälle an der Mine an, allerdings war noch niemand hier, was ungewöhnlich war. Edgar sprang von der Kutsche und rief in die Mine hinein, erhielt aber keine Antwort. Vielleicht waren sie tiefer in die Mine gegangen oder vielleicht gab es einen Einbruch, oder etwas ähnliches schlimmes? Nein, an so etwas durfte er gar nicht denken.
    „Ed, der Wald, dort ist etwas.“, meldete sich mit zittriger Stimme Heinz, der immer noch auf der Kutsche saß.
    Der Hexjäger drehte seinen Kopf nach rechts und erwartete bereits das schlimmste. Aus der Entfernung konnte er zwar nur leichte Schemen erkennen, aber dort standen Menschen oder Hex. Auf den zweiten Blick erkannte er was dort wirklich war. Es waren die Minenarbeiter, die Männer aus dem Dorf die dort an den Bäumen gefesselt waren und allesamt waren sie geköpft worden.
    „Wir müssen schnell...“, Ed verstummte als er schwarzen Rauch aus der Richtung des Dorfes erblickte und rannte zur Kutsche. „Ich nehme ein Pferd und reite zum Dorf und du eilst so schnell wie möglich zum Sitz des Grafen, sag Ihnen das ich dich schicke und sie werden dich zum Grafen vorlassen. Er soll die Hexjäger rufen!“
    Das es Hex waren war ihm sofort klar gewesen als er die Menge der toten Männer gesehen hatte und selbst von dieser Entfernung konnte man sehen das einige von ihnen verkohlt waren. Er wusste auch das wahrscheinlich jeder im Dorf bereits tot war und das er eigentlich zu seinem Ziehvater gehen musste um noch schlimmeres zu verhindern und die Hex mit aller Macht der Grafschaft zurückzudrängen, aber jeder klare Gedanke wurde aus seinem Kopf verdrängt denn er wollte nicht schon wieder alles verlieren, vor allem nicht Lisa.

    Alles was er im Dorf hörte war das Feuer das bereits einige Häuser vollends verschlungen hatte, keine Schmerzensschreie, keine Hilferufe. Alles was er roch war der Gestank des Todes, das verbrannte Holz, die verbrannte Wiese, der Geruch nach verbranntem Fleisch. Alles was er sah war der Tod, in Gestalt eines Mannes mit feuerrotem Haar und in weißer Robe und er hielt Lisa in seinen Armen, die, wie es schien, ihr Bewusstsein verloren hatte.
    „Zieh dein Schwert und sie ist tot. Komm näher und sie ist es ebenfalls. Ich habe dich bereits erwartet Jäger, denn ich bin dir in gewisser Weise zu Dank verpflichtet, den du hast dazu beigetragen mir die Augen zu öffnen und dieses Geschenk möchte ich nun auch dir machen. Ob du es annimmst oder nicht ist allein deine Entscheidung.“, sprach der Rothaarige ruhig mit seiner Stimme, die so tief war wie der tiefste Punkt des Sturm Sees.
    Edgars Körper war voller Zorn und Wut und er wusste diese zu kontrollieren, aber solange dieser Abschaum sein kleines Mädchen hatte stand es ihm nicht zu anzugreifen. Er konnte nicht zulassen das er sie umbrachte, „Lass sie frei, du hässliches Monster! Sie hat nichts damit zu tun!“
    Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht und er sprach mit seiner ruhigen Stimme weiter, „Sie selbst hat tatsächlich nichts damit zu tun, aber Ihr Vater ist für den tot meines Vaters verantwortlich. Wir sind gleich, du, ich und sie. Wir sind von Rache zerfressen, aber ich habe den Durst danach überwunden, aber beginnen wir am Anfang. Vor ungefähr 55 Jahren starb deine ganze Familie und du schworst Rache an alle Hex. Es vergingen etwas mehr als 10 Jahre und meine Mutter baute eine Gruppe Hex auf und wollte mit einem gezielten Schlag bis zum Herzen der Grafschaft vordringen. Sie war sich sicher das sie gewinnen würde, denn Ihre Macht hatte es ihr erlaubt die Runen in den Händen der Jäger auf ewig zu zerstören,“, sein Blick fiel auf Edgars rechte Hand, „dieser überhebliche Gedanke war Ihr Untergang, denn die Jäger sind Krieger die sich von einer solchen Kleinigkeiten nicht aufhalten ließen. Mein Vater brach nach diesem Schicksalsschlag zusammen und ging immer wieder an die Ränder des Waldes um die Menschen der Grafschaft zu beobachten, nie hätte er jemanden angegriffen. Er sah dabei zu wie Seinesgleichen dieses Dorf angriffen und eine Frau töteten. Er war nur zur falschen Zeit am falschen Ort und wurde deshalb gefoltert bis er Selbstmord begehen konnte.
    Ich wollte Rache an diesem Dorf nehmen, aber ich war feige und lief davon. Weit weg durch ein von Sand bedecktes Land, über einen Sumpf der Hex beherbergt die Ihre Magie vergessen hatten und dann kam ich an einen Ort an dem Hex lebten. Es war der Ort der Erleuchtung den ich, ohne es zu wissen, gesucht hatte. Es gab dort Hex und Menschen die nicht vergessen hatten was vor mehr als 1000 Jahren geschehen war.
    Damals, vor zehn Jahrhunderten waren die Hex ein ehrenvolle Mitglieder der Bevölkerung der Menschen, meine Vorfahren bauten die Minen, schürften Metalle, bauten Holz ab, machten Feuer, reinigten Wasser und machten die Grafschaft zu einem der friedlichsten Orte der Welt. Niemand wagte es diesen Ort anzugreifen da es dort so viele Magier gab wie sonst nirgendwo. Ein Einziger konnte es für kurze Zeit mit den richtigen Flüchen und Zaubern mit zwei oder drei Kriegern aufnehmen, aber als eine große Einheit die abwechselnd Ihre Magie einsetzten waren sie kaum zu stoppen.
    Alle waren glücklich, bis zu dem Tag an den ein paar kriminelle Hex den damaligen Grafen Angriffen. Aus diesem Grund wurden alle Hex zu potenziellen Feinden erklärt und aus Angst wurden sie getötet oder in den Wald verscheucht. Über die Jahrhunderte vergaßen beide Fraktionen die Vergangenheit und wurden zu dem was die Geschichten Ihnen vorzugeben versucht. In Fall der Menschen sind wir böse Monster die Kinder entführen und töten und im Fall der Hex seid Ihr, für manche bereits vergessen da sie einst weggingen und sich mit anderen Magiern oder Menschen kreuzten und gänzlich andere Magier erschaffen wurden, unwichtig da sie sich selbst einen Ort erbauten an dem sie leben können, oder eben Feinde die unsereins seit jeher töten, da sie, die Hex Jäger, sich in unseren Wald wagen und uns abschlachten.
    Wir sind gleich, wir alle den wir suchen den Weg der Rache, aber du und das Mädchen erkennt nicht das diese nur ein Produkt der Vergangenheit ist, die wir wieder gut machen können und dafür muss die Grafschaft fallen. Sie muss wieder ein Teil des Ganzen werden und die Magie muss wieder zu Ihr zurückkehren. Erst dann wird all der Hass, das ewige Rad des Dursts nach Rache gestillt sein und ewiger Frieden wird einkehren können. Verstehst du es jetzt? Wir sind nicht die Bösen, aber auch ihr seid es nicht. Unsere Vergangenheit macht uns zu dem was wir sind und diese zu Begleichen ist mein Verlangen. Was vor einiger Zeit begonnen hat kann beendet werden von uns allen zusammen. Ein letzter Sturm zieht auf und eine gigantische Armee zieht hier her. Was hier geschehen ist geschah auch in sämtlichen Dörfern am Waldessrand und es ist nur die Vorhut die dies ausgelöst hat. Verbünde dich mit mir und wir können diesen Wahnsinn friedlich beenden. Ansonsten wird die Grafschaft uns gehören und nur uns allein.“
    Edgar beobachtet diesen Hex und jedes Wort aus seinem Mund klang nach Lüge. Es konnte nicht wahr sein was er sagte oder doch? Nein, er war ein Hex und somit ein Feind der Grafschaft und seine Absicht war es die Grafschaft einzunehmen, etwas das unter keinen Umständen geschehen durfte. „Ich glaube die keine Wort, Hex! Jetzt lass sie frei. Selbst wenn dein Vater durch Ihren sein Leben lassen musste hat sie es nicht verdient.“
    Der Hex blickte kurz auf das Mädchen, „Gerne würde ich sie gehen lassen, aber sie ist in vielerlei Hinsicht wichtig. Sieh es mal so, du hättest meiner Mutter nur Schmerzen zufügen müssen und der Fluch wäre durch einen Schrei ebenfalls abgebrochen worden, aber du musstest sie ermorden. Der Graf hat zurzeit keine direkten Verwandten und auch keine Nachkommen und es wird lange dauern bis ein geeigneter Nachfolger gefunden wird, die Grafschaft wird verwundbar sein.“
    Ed war kurz verwirrt. Was meinte damit das der Graf keinen Nachfolger hätte. Er hatte doch einen Sohn, seinen Bruder. Anscheinend stand ihm die Verwirrtheit ins Gesicht geschrieben da sein Gegenüber weiter sprach, „Oh, ihr könnt es natürlich nicht wissen. Euer Ziehvater ist vor ein paar Tagen gestorben, mein Beileid.“
    Was hatte er gesagt? Sein Ziehvater war gestorben? Warum hatte man ihn nicht bereits informiert? Warum hatte Malven nichts gesagt? Wo waren eigentlich die Handelkutschen hin? Es musste doch wenigstens noch Asche von Ihnen übrig sein. Er sah sich um und sah immer wieder verzerrte Eindrücke eines Waldes um sich herum und brennende Gebäude die verschwanden und wieder auftauchten. Als er sich an die Stelle drehte an der vorhin noch der rothaarige Mann gestanden hatte sah er nun nur noch Lisa, die immer wieder in Flammen stand, die allerdings sofort wieder verblassten.
    „Mein Großvater war ein Meister der Illusionen. Ich muss einem Menschen nur einmal in die Augen sehen und kann ihn für ein paar Stunden alles glauben lassen, solange er sich nicht wahrhaftig in Gefahr befindet. Auch kann ich seinen Verstand derartig verändern das er dort hingeht wo ich ihn hinschicke solang er dabei nicht an einen wirklich gefährlichen Ort geht. Das was ich dir zeigte wird geschehen, aber ich will das du siehst was ich gesehen habe und hoffe das du verstehst. Du kannst einen sinnlosen Kampf beenden denn dein Bruder, der Graf wird auf dich hören. Jetzt tritt durch dieses Portal und du wirst an den Ort kommen an dem deine Reise beginnen wird.“

  • Die Wache führte die beiden Gefangenen nach draußen auf einen von Fackeln erleuchteten Platz, irgendwo hinter den vielen Hütten verschwand gerade auch das letzte bisschen Sonnenlicht."Ich nehme an, ihr werdet nun versuchen uns zu hängen ja?" wandte sich Rodrick an einen der Wächter, welcher ihn mit unsanften Stößen in den Rücken vorantrieb. "Sowas in der Art." murmelte der Wächter."Hier gehn wir die Sachen etwas praktischer an. Jemand stiehlt? Wir schneiden ihm die Hände ab. Jemand beleidigt unseren Herrn? Besser wir schneiden ihm die Zunge raus damit sowas nicht nochmal vorkommt. Frauenschänder? Na ihr wisst schon..." Rodrick blieb so abrupt stehen, dass der hinter Mann in ihn hineinprallte."Keine Sorge, geht ganz schnell. Kannst danach ja immer noch selber versuchen dich zu hängen." Sie waren fast an etwas angekommen, das einem Richtblock auch einem Podest ähnelte, obwohl es in der Dunkelheit, welche jetzt nur noch von Fackelschein erhellt wurde schwer auszumachen war. Eine Menge Schaulustiger hatte sich darum versammelt. "Ich fürchte ihr habt da vorhin etwas falsch verstanden." seufzte Rodrick. Er hatte sowieso geplant, sich einen Weg freizukämpfen sobald sie im Freien waren, auch wenn die Wachen seine Hände zusammengekettet hatten. Soro war brav mit den Männern mitgegangen aber der Söldner wusste das er auch angreifen würde, sobald er damit anfing. Er wollte gerade die Kette um den Mann vor sich schwingen, welcher den kleinen Zug anführte, als irgendwoher Glockengeläut erklang. Die Hände der Männer schnellten reflexartig zu ihren Schwertern, als auch schon die ersten Pfeile durch die Luft sausten. Die Menge am Richtplatz stob auseinander, als Reiter zwischen den Häusern hervorbrachen, nicht alle waren schnell genug zu fliehen. Schon waren drei der Wächter im Gemenge verschwunden und weitere Strömten heran. In der Ferne brannte etwas, vermutlich der Marktplatz, dessen Stände größtenteils aus Holz und Tuch bestanden. Einer der Soldaten stand noch immer neben ihm, vor Schrecken erstarrt, der andere lag hinter ihm, ein Pfeil hatte sich tief in seine Brust gebohrt. Soro war verschwunden. Der Wächter riss sich aus seiner Schreckstarre als Rodrick das gebogene Schwert des Gefallenen aufhob. "Halt. Keinen Schritt weiter." Das Schwert in seiner Hand zitterte aber tat nichts um ihn aufzuhalten, als Rodrick sich abwandte und Richtung Markt schritt, wo den Geräuschen nach zu Urteilen ein Großteil der Kämpfe stattfand.
    Das Gesicht der Stadt hatte sich verändert, Spielende Kinder und Laute Händler die sich gegenseitig zu übertönen versuchten waren Flammen und Toten gewichen. Eine junge Frau und ein Kind hockten weinend bei einem älteren Mann und flohen erst als Rodrick einen Banditen hinter ihnen in einen Kampf verstrickte, auf dem Markt waren tatsächlich viele der Stände angezündet worden unter dem zusammengebrochenen eines Tuchhändlers lugte noch eine Hand hervor und die Wache war in ein hitziges Gefecht vertieft. Zahlenmäßig waren sie vielleicht überlegen, aber dennoch schienen sie gegen die vielen Reiter nicht anzukommen. Der Söldner warf sich entschlossen in das Getümmel doch so viele der Gegner er auch niederstreckte, der Fluss schien einfach nicht zu enden. Irgendwann fand er sich in einer Gasse wieder umringt von Angreifern. Die Ketten hatten seine Handgelenke inzwischen wund gescheuert und das fremde Schwert fühlte sich ungewohnt an in seinen müden Armen. Einen der Männer konnte er niederstrecken, doch der nächst entwaffnete ihn so geschickt, dass es fasst peinlich war. Er stürzte sich so auf seinen Gegner und schlang ihm die Kette um den Hals, die Waffe mit der der Mann wild umherfuchtelte ignorierend. Sie erwischte ihn am Arm, aber der größere Mann war inzwischen so von Schnitten übersäht, dass er die Tiefe kaum noch einschätzen konnte. Als der Räuber aufgehört hatte sich zu wehren wandte sich Rodrick den anderen Männern zu nur um verdutzt festzustellen, dass dort keine mehr waren. Stattdessen stand ein jüngerer rothaariger Mann vor ihm und reinigte gerade seinen Kriegshammer. Seine Rüstung zeigte einen weißen Raben und erinnerte den Älteren eine amüsante Geschichte aus irgendeinem Herrenhaus, die er vor eingen Jahren einmal gehört hatte. Das Gesicht des Anderen kam ihm bekannt vor und dann merkte er, dass er dem Mann heute schon einmal begegnet war, als er versucht hatte seine Freundin zu verschleppen. Dem Anderen schien das wohl fast im selben Moment auch klar zu werden.

    my name is Cow,
    and wen its nite,
    or wen the moon
    is shiyning brite,
    and all the men
    haf gon to bed -
    i stay up late.
    i lik the bred.


    GNU Terry Pratchett

  • Edgar öffnete seine Augen und sah in den Himmel, am Mond und den Sternen erkannte er das es Nacht war. Hatte er den halben Tag geschlafen und was für ein merkwürdiger Traum war das? Als er sich erheben wollte merkte er das die Erde durch seine Finger glitt. Als er um sich blickte traute er seinen Augen kaum, überall war Sand und es war hügelig, einen solchen Ort gab es in der gesamten Grafschaft nicht.
    Ed entschied sich dazu auf einen der höheren Sandhügel zu klettern da er von dort einen besseren Überblick hatte. Oben angekommen sah er Feuer. Eine ganze Stadt in Flammen gehüllt und davor ein kleines Heer von Soldaten. An der Rückseite des Dorfes, wo die Mauer niedrig genug war um gefahrlos von ihr runter zu springen, standen weitere Männer, einige von Ihnen hatten große Wanderstäben, die immer wieder Feuerbälle in das Dorf warfen und fliehende Menschen in Brand steckten.
    Die Belagerungsarmee musste von den Hex verflucht worden sein, wohl ein mächtiger Fluch, wenn er so viele kontrollieren konnte. Er musste den Menschen helfen, allen Menschen, er konnte nicht zulassen das es mehr Tote gab als nötig.
    Er ging, rutschte mehr den Hügel hinunter und versuchte sich möglichst unauffällig hinter die Männer zu schleichen. Es war eine Handvoll Soldaten und auch wenn sie von Hex kontrolliert wurden, waren sie gefährliche Gegner, die man nicht unterschätzen durfte. Ed musste sie umbringen, anders wäre es für ihn allein nicht möglich die Hex anzugreifen. Ein Schritt der ihm missfiel, aber getan werden musste um so viele wie möglich in der Stadt und vor den Mauern zu retten.
    Denn ersten Soldaten konnte er mit seinem Schwert die Kehle aufschlitzen. Sein Schwert steckte er schnell in den Boden und entwendete eines der Messer seines Opfers, um damit den Zweiten, mit einem mehr oder weniger gezielten Wurf, es wunderte ihn selbst das er getroffen hatte, zu Fall zu bringen. Jetzt waren es nur noch vier Menschen und vier Hex, die sich bereits zu ihm gedreht hatten.
    Zwei Hex griffen sofort mit einem Schwall aus Feuer an und Ed war überrascht das kein Spruch davor zu hören war. Er ließ sich zu Boden fallen, streckte seine linke Hand nach vorne und schrie: „Magie bannen!“
    Augenblicklich verschwanden die Flammen und die Hex waren so verblüfft das sie sich keinen Millimeter bewegten und dasselbe traf auch auf die Krieger zu. Diesen Moment nutzte Ed aus um seine Hände mit Sand zu füllen, aufzuspringen und den Männern diesen in die Augen zu werfen, was ziemlich unangenehm sein musste. Ein paar Momente später waren nur noch die Hex am Leben, die sich auf den Boden geworfen hatten und um ihr Leben bettelten. Ohne jegliches Gefühl der Reue trieb er einen nach dem anderen sein Runenschwert durch die Brust.
    „Welch sonderbaren Hex waren dies?“, fragte er sich selbst und starrte dabei auf die Leichen mit den Stäben. Falls noch Hex in der Stadt waren musste er sie finden und töten. Es sollte jetzt zwar schwer sein Magie zu wirken, aber Ihre Flüche waren weiterhin aktiv und selbst wenn einer der Vier den Fluch auf die Soldaten gelegt hätte, würde er noch ein zwei Stunden anhalten. Einen Weg in die Stadt zu finden, der nicht gerade durchs Haupttor ging, dürfte sich allerdings als schwer herausstellen. Vielleicht gab es eine Möglichkeit an eine der Mauern hochzuklettern oder es gab Geheimgänge, wie es sie auch beim Sitz des Grafen gab. So oder so, ohne fremde Hilfe würde es schier unmöglich werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Nothing (7. Februar 2018 um 22:47)

  • Fünf der Angreifer hatten ihn in eine Gasse gedrängt. Ihre Gesichter verzogen sich in hämischem Grinsen und sie ließen ihre Waffen selbstbewusst durch die Luft kreisen. Er hatte mit den anderen auf der Hauptstraße gekämpft. Für Feuer waren die strohbedeckten Häuser und hölzernen Marktstände zu Nahe gewesen, weshalb er in erster Linie darauf konzentriert hatte am Leben zu bleiben. Er hatte es geschafft einem der Räuber dessen Schwert abzunehmen, dieses war ihm jedoch nur Minuten später von einem Riesen in Menschengestalt mit einem einzigem wuchtigen Hieb aus der Hand geschlagen hatte. Matt hatte sich darauf beschränken wollen auszuweichen, bis der Hüne in einen anderen Kampf verwickelt wurde. Dummerweise hatten die Stadtwachen wohl entschlossen auf die Gäste ihres Kommandanten aufzupassen - vermutlich hatten sie sogar den Befehl dazu erhalten - und eilten ihm zur Seite. Die beiden Soldaten, die gerade in der Nähe gewesen waren, stellten kein allzu großes Hindernis für den Riesen dar. Dem einen trennte er den Kopf ab, dem anderem verpasste er einen harten Schwinger mit der Linken. Zu Matts Unbehagen schloss der Hüne daraufhin jedoch, dass er in irgendeiner Weise wichtig sein musste, und ließ es sich nicht nehmen ihn in die Mangel zu nehmen. Die vier anderen Banditen hatten das ganze von etwas weiter entfernt beobachtet und sich offenbar entschlossen auch etwas vom vermeintlichen Ruhm abbekommen zu wollen.

    Mit dem Rücken stieß er gegen eine harte Steinwand hinter sich. Sie hatten ihn bis zur Stadtmauer getrieben und lächelten ihn jetzt triumphierend an. Der Ausdruck eines Raubtiers, dass sein Mittagessen in die Enge getrieben hatte, nur mit deutlich mehr Grausamkeit.
    "Sackgasse", sprach der Hüne Matts Gedanken laut aus und klang dabei wie ein Kind, das gerade erst zu sprechen gelernt hatte. Intelligenz gehörte wohl nicht zu den Voraussetzungen um ein Wüstenräuber zu werden. Kräftige Muskeln allerdings schon und genau die spannten sich jetzt unter dem groben Stoffhemd an, als der Riese sein Reitersäbel zum Schlag erhob. Matt sah sich hektisch um. Er stand in einer schmalen Gasse zwischen Lehmhütten. Es gab keine Strohbedeckten Dächer und nur wenig Holz. Wenn es einen Ort in der Oase gab, der ein wenig mehr Hitze vertragen konnte, dann dieser hier. Nicht dass er eine Wahl hätte.
    Die Klinge des Säbels schoss auf ihn herab und Matt reagierte instinktiv. Die schartige Schneide war zu breit, um in der Luft das charakteristische Pfeifen zu erzeugen, dennoch hackte sie ein paar Zentimeter in den Stein hinter der Stelle, an der Matt einen Sekundenbruchteil vorher noch gestanden hatte. Stattdessen lag er jetzt auf dem Boden und spuckte den Sand aus, der bei seinem Hechtsprung in seinem Mund geraten war. Hinter ihm ertönte hämisches Lachen und ein Krachen, als der Hüne den Säbel aus der Mauer zog und dabei ein gutes Stück Stein abbrach. Matt nutzte die Zeit die ihm die Heiterkeit seiner Jäger brachte, um sich auf den Rücken zu rollen und aufzuspringen. Er starrte in fünf Gesichter, die voller Mordlust zurückstarrten. Mit einer fließenden Bewegung ließ er seine Arme nach vorne schnellen und eine einzelne hell glühende Stichflamme löste sich aus seinen Handinnenflächen und fuhr in die geifernde Menge. Sofort ertönten die ersten Schreie und der Schein menschlicher Fackeln brandete gegen die Lehmwände, während der Körpers des Unglücklichen, den seine Flamme direkt erwischt hatte, hintenüber kippte und bewegungslos im Sand liegen blieb. Die zwei die unbeschadet davon gekommen waren, darunter der Riese, starrten ihn fassungslos an. Beide regten sich etwa im selben Moment wieder, jedoch auf vollkommen andere Art und Weise. Der kleinere schrie mit einer Stimme auf, die Matt in einer rein männlichen Räuberbande so nicht erwartet hätte, während der Hüne seinen nun noch schartigeren Säbel fester packte und mit einem völlig anderen Schrei auf ihn zu rannte. Matt konnte den Luftzug der Klinge spüren, als er sich erneut zur Seite warf. Diesmal gelang es ihm jedoch sich abzurollen und sofort wieder auf die Füße zu kommen. Der Riese stand keuchend, wie nach einem hundert Meter Sprint, vor der Mauer und blickte ihn in einer Mischung aus Wut und unterdrückter Angst an. Seine Finger leuchteten bereits weiß, doch er schloss sie noch fester um der Griff seiner Waffe und schickte sich an diese erneut zu heben. Hinter Matt waren die Schreie der beiden brennenden Banditen mittlerweile erloschen. An deren stelle war eine beißende, beinahe greifbare Spannung getreten, die auch das Schnaufen des Hünen nicht zerstören konnte. Selbst er musste mittlerweile begriffen haben, dass er das hier nicht überleben würde. Unglücklicherweise war er immer noch zu dumm, um einfach wegzulaufen. Matt drehte die Handinnenseiten nach oben und wie aus dem Nichts erschienen zwei weitere Feuerbälle, diesmal klein und scheinbar unbedeutend, zwischen seinen Fingerspitzen. Er hob die Arme und die Feuerbälle wuchsen und wurden heißer und heißer. Sein entschlossener Blick an den Riesen, der vor ihm stand war eindeutig. "Lauf" Doch der Hüne stieß nur einen kehligen Schrei aus und rannte erneut auf ihn zu. Mit einer fließenden Bewegung "warf" Matt die beiden Kugeln in seinen Händen und ließ sie noch auf dem Flug kollidieren und miteinander verschmelzen. In dem Moment, in dem sie auf ihr Ziel trafen, ließ Matt jede Kontrolle über sie fahren. Die Flammen brandeten wie eine Flutwelle gegen die Steinmauer und ließen den Stein aufstöhnen. Von dem Banditen war kaum mehr als Asche geblieben.

    Matt verschwendete keinen weiteren Blick auf die rußgeschwärzte Mauer, sondern drehte sich um, um nach seinen Gefährten zu sehen. Irgendwo in der Stadt - oder vielleicht an mehreren Stellen gleichzeitig - war selbstständig Feuer ausgebrochen und in die Schmerzensschreie und Kampflaute mischte sich immer wieder der Ruf nach Wasser. Vielleicht könnte er behilflich sein die Flammen unter Kontrolle zu bringen oder zumindest Menschen, die in brennenden Häusern eingesperrt waren, zu befreien. Manchmal war eine Immunität gegen Hitze auch ganz praktisch.

    Ein ohrenbetäubendes Knacken riss ihn aus seinen Überlegungen. Er blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich langsam um. Vor ihm türmte sich die Mauer auf, stolz und schier unüberwindlich. Doch ein riesiger Riss störte das Bild. Ein erneutes Knacken ertönte und der Stein erzitterte. Über die Jahre hinweg war er von der Wüstensonne ausgetrocknet und brüchig geworden. Die Flammen hatten ihm nun offensichtlich den Rest gegeben. Ein letztes Mal erbebte die Mauer und dann fiel ein gut sieben Meter langes Stück einfach in sich zusammen. Als das ohrenbetäubende Donnern und die Staubwolke sich endlich gelegt hatten, blickte er einem Mann in die Augen, der auf der anderen Seite der Mauer stand und in etwa so verdattert aussah, wie er sich fühlte. Er hielt ein Schwert in der Hand, hatte sich ein zweites umgeschnallt und zu seinen Füßen lagen mehrere verdrehte Leichen. Dann wandelte sich der Blick des Mannes, der zwar nicht ganz so groß wie der Hüne war, jedoch auch nicht viel kleiner, und plötzlich schlug ihm Hass entgegen. Brennender, grenzenloser Hass. Der Fremde öffnete den Mund, um etwas zu brüllen, was wie Fex oder Lex klang - seine Ohren nahmen alles immer noch gedämpft wahr -, und rannte mit gehobenen Schwert auf ihn zu. Matt hätte Brüllen können vor Frustration. Hörte das denn nie auf. Genervt ließ er Feuer in seinen Händen erscheinen, wo eigentlich keins hätte sein dürfen, doch sein Gegner hielt nicht etwa erstaunt oder verängstigt an, sondern hob nur den Arm, wie um sich zu schützen. Dann erloschen die Flammen plötzlich und Matt verlor beinahe seinen Halt. Etwas fehlte. Ohne benennen zu können, was das war, versuchte er erneut Feuer zu erzeugen und wieder passierte nichts. In seiner Verwirrung, wäre ihm fast entgangen, dass sein Gegenüber stehen geblieben war und ihn fragend anblickte. Etwas schien ihn zu stören. Dabei war er doch hierfür verantwortlich. Er sah dem Mann erneut in die Augen.
    "Was machst du mit mir", brüllte er ihn an, da seine Ohren immer dumpf klangen. Jedoch erhielt er keine direkte Antwort. Seinem Gegenüber waren mittlerweile Schweißtropfen auf die Stirn getreten.
    "Wieso ist es so schwer, es dürfte nicht so schwer sein", murmelte der Fremde nur und betrachtete stirnrunzelnd eine Zeichnung auf seinem Arm. Erneut griff Matt nach den Flammen, doch da war ... nichts. Sein Leben lang hatte er, immer wenn er es wollte, Flammen rufen können und sein Leben lang waren sie gekommen. Bis auf diesen Augenblick. Fassungslos starrten sich beide in die Augen, wollten scheinbar beide eine Frage ergründen, die sie nicht einmal zu formulieren wagten. Dann lenkte plötzlich eine Bewegung hinter dem Mann Matts Aufmerksamkeit auf sich. Ein dritter Mann - noch ein Bandit, wie er annahm - hatte sich an den Fremden herangeschlichen und zog jetzt einen langen krummen Dolch aus seiner Schärpe, an dem bereits Blut krustete. Matt wusste nicht woher er gekommen war, doch das war jetzt auch egal.
    "Vorsicht", rief er und der Fremde drehte sich ruckartig um. Im selben Moment war Matt plötzlich wieder komplett - anders wusste er es nicht zu beschreiben - und warf einen winzigen Feuerstrahl. Er schoss auf den Fremden zu, berührte ihn fast im vorbeifliegen und setzte dann den erfolglosen Meuchler in Brand. Der Fremde trennte dem schreiendem Banditen mit einem einzigen Schwertschlag den Kopf ab und drehte sich dann wieder langsam zu ihm um. Jetzt blitzte etwas anderes in seinen Augen auf. Erstaunen.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Lohra wirbelte herum und parierte einen Schlag, der tükisch hinterücks geführt worden war. In der selben Bewegung drehte sie sich unter der Klinge hindurch und rammte ihrem Gegner di Schulter in den Magen. Er taumelte zurück, sie setzte ihm nach und beendete mit einem Streich sein Leben.
    Kurz nahm sie sich die Zeit sich umzusehen und entdeckte ihre Reisegefährten, jeden in einen Kampf verwickelt.
    Ein silberner Blitz riss sie aus ihren Beobachtungen. Erneut parierte sie, spürte aber einen seichten Schmerz in der Seite. Ein Pfeil hatte sie gestreift. Instinktiv warf sie sich auf den Boden. Der Zweite Pfeil schlug mit einem dumpfen Laut in die Brust ihres Gegners ein. Mit einer Drehung und ausgestrecktem Bein holte sie einen weiteren von den Füßen, sprang über ihn hinweg und gesellte sich zu Ereck. Gemeinsam schlugen sie sich eine Bresche und sammelten so nach und nach jeden ihrer Gefährten ein, bis sie schließlich Matt erreichten, der in ein sonderbares Duell verwickelt war.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Obwohl sich Adahna während all der üblen Kämpfe stets hinter der gutmütigen Lohra und ihren Gefährten versteckt hatte, schien der seltsame Mann sie sofort zu bemerken. Das Mädchen fühlte sich regelrecht durchdrungen vom Blick des Fremden, welcher noch immer dem jungen Matt gegenüber stand. Anscheinend schätzten ihn die anderen nicht als Gefahr ein, denn schließlich verließen sie gemeinsam das brennende Juwel der Wüste durch das staubumwirbelte Loch in der Stadtmauer. Das Kampfgeschick der Truppe hatte sie ja bereits erfahren dürfen, doch mit welcher Leichtigkeit die Gruppe einen Flankenangriff der Wüstenräuber abwehrte, war schlichtweg unglaublich. Die von beiden Seiten auf sie einstürmenden Angreifer fielen, wie von Kojoten gerissen, ein unbewaffneter Mann fuchtelte wild mit den Armen, als versuchte er verzweifelt Magie heraufzubeschwören. Doch es gelang ihm nicht und selbst im Trubel des Gefechts bemerkte Adahna, dass ihr neuer Verbündeter dafür verantwortlich war. Welche ungewöhnliche Verbindung zu den Strängen der Magie mochte er haben? Solche Fähigkeiten konnten nicht die eines bloßen Menschen sein. War er ebenfalls von einer magischen Wesenheit durchdrungen? „Duck dich!“, rief Ereck plötzlich. Sofot ließ sich Adahna zu Boden fallen. Sein geschleuderter Hammer schlug dumpf in den Magen eines Säbelfechters ein. Binnen eines Augenblicks war Lohra an ihrer Seite und gab dem Mann, dem letzten noch stehenden Angreifer, den Rest. „Weiter! Los!“, trieb Ereck die Gruppe an. In der Ferne war eine Düne, die es zu erreichen galt, um außer Sicht zu gelangen. Doch Adahna wusste, dass diese Düne nur eine von Hunderten war, die noch vor ihnen lagen. Ein letzter Blick zurück verriet ihr, dass die Karawane, mit welcher sie nach Zesara gelangt war, aus dieser Richtung gekommen war. Eine Hand ergriff das Mädchen und zog es mit sanfter Gewalt weiter, die Hand des Fremden. Als ihre Blicke sich trafen, sprach er nur wenige Worte, aber Adahna begann fast augenblicklich zu weinen. „Er wird dich nicht mehr beherrschen.“

  • Der aufgewirbelte Sand stach in seine Augen. Die Hitze war eine Wohltat aber seine Muskeln schmerzten von der Rennerei. Hinter ihnen stand die Oase immer noch in Flammen, doch es schien als ob sich die Rauchschwaden am Horizont langsam lichteten. Die Stadt würde den Angriff überstehen, auch wenn sie lange brauchen würde, um sich zu erholen.
    "Wir sollten zurückkehren und uns ausrüsten, bevor wir elendig verdursten", knurrte Ereck, "Außerdem können wir da den Abfall entsorgen." Er blickte auf den nabengesichtigen Hünen, dem sie wenige Stunden zuvor noch als Feinde entgegengestanden hatten. Der griff nach seinem Langschwert und trat ein paar Schritte von der Gruppe zurück.
    "Versucht es doch", blaffte er sie an, "Oder lasst mich einfach gehen."
    Auch Ereck griff nach seiner Waffe und setzte eine böse Miene auf.
    "Hört auf damit", Lohra trat entschieden zwischen die beiden. "Kämpfen bringt uns jetzt nicht weiter. Hier wimmelt es immer noch von Banditen. Wir brauchen nicht auch noch auf uns aufmerksam machen." Sie warf dem Fremden einen angewiderten Blick zu.
    "Ich würde nichts lieber sehen, als diesen Mann hängen, aber wir können auch nicht zurück. Wir würden alle hundert Meter auf jemanden treffen, der uns die Kehlen aufschlitzen will."
    "Woher kommen die eigentlich alle her?", schaltete sich Matt ein. "Keine Banditenbande würde je diese Größe erreichen." Die anderen blickten ihn erstaunt an.
    "Denke ich", fügte er schnell hinzu.
    "Das sind nicht nur Banditen", mutmaßte Allion, "Dieser Verräter in Zesnar muss Wind von Lordas Aufenthaltsort bekommen haben."
    "Deswegen haben die Banditen euch entführt und kein Lösegeld gefordert", ergänzte Lohra und blickte Lordas und Allion an, "Sie hatten den Auftrag dazu."
    "Wahrscheinlich wurden die Banditen von Soldaten unterstützt", vermutete Allion.
    "Nein, dazu hatten sie nicht die Zeit", widersprach Matt. "Der Weg zur nächsten Garnision ist zu weit entfernt und sie werden kaum Männer geschickt haben bevor sie erfahren haben, dass die Banditen versagt haben. Wahrscheinlich gab es einen Verbindungsmann, der zuerst die Banditen angeheuert hat und dann Söldner. Vermutlich findet man hier in jeder Oase ein paar Mann, die bereit sind für Geld zu kämpfen." Wieder sahen ihn die anderen erstaunt an, doch dieses mal ignorierte er es einfach. Was sollte ein Junge von er schon vom Krieg verstehen. Doch das musste gesagt werden.
    "Das alles klärt immer noch nicht, wie wir ohne Ausrüstung und Verpflegung die Wüste durchqueren sollen", erinnerte Ereck sie an ihr eigentliches Problem.
    "Ich hätte da einen Vorschlag", antwortete Lohra und blickte bedeutungsvoll auf eine schmale Rauchsäule, die ein paar Meter weiter hinter ein paar Dünen aufstieg. Wahrscheinlich der einzige Rauch, der nichts mit der Stadt hinter ihnen zu tun hatte.
    "Die Sache ist die", und dieses mal sah sie den seltsamen Mann an, der Matts Gabe so einfach hatte blockieren können, "Umso größer die Gruppe ist, desto sicherer ist es durch die Wüste zu ziehen. Also möchtest du von hier aus allein weiter oder dich uns anschließen." Sie drehte sich zu ihrem Entführer um. "Das gilt auch für dich, aber ich schwöre dir, solltest du mich noch einmal anfassen, dann werde ich dir nicht nur die Hände abhacken."

    Sie robbten durch den Sand, bis sie die Kuppe der Düne erreicht hatten und blickten auf das kleine Banditenlager unter ihnen. Vielleicht elf Mann, die um das kleine Feuer herum saßen und irgendetwas darüber grillten. Außerdem waren noch ein paar kleine Zelte aufgebaut und mehrere Pferde an Pflöcken festgebunden. Ereck legte eine Hand auf Matts Arm und schüttelte den Kopf, als der ihn ansah. Feuer würde die Pferde nur in Panik versetzen und ein in den Sand getriebener Stock würde nicht ausreichen, um so ein Tier zu halten.
    Lohra kroch währenddessen weiter. Die Männer am Feuer waren zu beschäftigt mit ihrem Abendessen, um sie zu bemerken, bevor sie keinen Meter von einem von ihnen lautlos wie eine Schlange aufstand und ihr Schwert aus der Scheide zog. Der arme Mann konnte nicht einmal fühlen, wie der Stahl durch seinen ungeschützten Hals glitt. Ereck griff nach seinem Kriegshammer und stürzte sich schreiend auf die verbleibenden Banditen. Gefolgt von Rodrick und Edgar. So hatten sich die beiden Fremden zumindest vorgesstellt. Binnen Minuten war die ganze Sache erledigt.

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    Aldous Huxley

  • Die Gruppe hatte sich entschlossen, eine kurze Pause in dem Lager einzulegen, um sich zu sammeln. Inzwischen waren sie weit genug entfernt von der Stadt um etwas zu rasten. Rodrick nutzte die Zeit sich seine Verletzungen anzusehen, keine davon war besonders schlimm, und sein weiteres Vorgehen zu überdenken, bis ihm eine Idee kam. „Ich schätze, so etwas wie eine Entschuldigung wäre nun angebracht.“ Die Pinkhaarige zuckte fast unmerklich zusammen, als sich Rodrick ein Stück neben ihr im Schneidersitz vor dem Feuer der Banditen niederließ. Die Frau sagte nichts, aber machte sich daran in gleichmäßigen Bewegungen ihr Schwert zu schleifen. Rodrick musterte sie eine Weile. Wenn er sie und ihre Freunde überzeugen konnte, harmlos zu sein, würde er in den nächsten Nächten sicher um einiges besser schlafen können, ohne darauf achten zu müssen, dass ihm einfach jemand die Kehle durchschneiden würde. Außerdem brauchte er noch immer eine Frau, die Nocat befriedigen würde. Er seufzte. „Seht, mein Herr, Lord Nocat, sucht eine Gemahlin…“ Sie hörte kurz mit dem Schleifen auf und prüfte die Klinge auf ihre Schärfe, bevor sie, offenbar unzufrieden den Schleifstein wieder aufnahm und weitermachte. „Und wie ein guter Diener wolltet ihr euch nur für ihn engagieren.“ „Und wie ein guter Bruder möchte ich ihm eine Frau finden, die nicht nach der ersten Nacht mit ihm zerbricht.“ Er schüttelte den Kopf. „Meine Schwester scheint ihm zu gefallen… und sie sagt es würde ihr nichts ausmachen ihn zu heiraten.“ „Wo ist dann das Problem?“ Rodrick ließ seinen Blick über die Wüste streifen. “Sie ist so behütet aufgewachsen, hat kaum die Welt gesehen… oder was einige Männer ihren Frauen dort draußen antun können wenn sie in der Stimmung dazu sind. Und Nocat ist ein recht… verstimmter Mann. Meine Schwester ist zu zart dafür… Ich versprach ihm, ihm eine bessere Frau zu finden.“ Er ließ seinen Blick jetzt wieder zurück zu Lohra wandern. Sie hatte ihr Schwert beiseitegelegt, aber so etwas wie Sympathie spiegelte ihr Blick nicht unbedingt wider. „Ich weiß was ihr sagen wollt.“ Unterbrach er sie deshalb, bevor sie den Mund aufmachen konnte.“ Aber… habt ihr Schwestern oder Brüder? Ich habe meine Geschwister fast im Alleingang großgezogen. Die anderen waren Kämpfer, dafür hat sie wohl die Schönheit und vielleicht auch die Weisheit unserer Eltern geerbt. Sie ist etwas Besonderes, ich kann nicht zulassen, dass er das alles zerstört….. Ich sage, das nicht um euch zu zeigen, dass ich richtig gehandelt habe, sondern um zu zeigen dass ich meine Gründe hatte. Es tut mir Leid, was in dieser Schenke passiert ist.... Und mit dem Mädchen.“ Er deutete auf Adahna, welche sich in Lohras Mantel eingerollt hatte und neben ihr schlief. Die Pinkhaarige sagte eine Weile nichts und schien wohl darüber nachzudenken, was er gesagt hatte. „Wie heißt deine Schwester?“ die Frage kam abrupt. “Dalia.“ Der erste Name der ihm einfiel und doch bereute er ihn, kaum hatte er ihn ausgesprochen. Die Andere nickte „Ich schätze, ich akzeptiere die Erklärung. Aber meine Aussage von vorhin steht. Fass mich noch einmal an und… „„Natürlich.“ Er hob beschwichtigend die Hände und seufzte dann.“ Ich werde mir wegen meiner Schwester ohnehin etwas anderes einfallen lassen müssen.“

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  • Lohra musterte den Mann neben sich.
    Sie konnte nicht einordnen, ob er log oder nicht. Wenn es wirklich um das Wohl seiner Schwester ging, warum hatte er sie nicht einfach um Hilfe gebeten? Anderseits konnte er nicht wissen, dass Lohra gerne Menschen half. Sie warf einen Blick auf ihr Schwert und dachte an ihre Figur. Sie wirkte nicht unbedingt zartbesaitet. Vielleicht war er auch einfach nur verzweifelt gewesen, weil sich einfach keine bereit erklärte, an die Stelle seiner Schwester zu treten und hatte es deshalb mit Gewalt versucht ... oder er hatte gar keine Schwester.
    Wie auch immer. Sie musste ihn im Auge behalten. Der Mann schien zu allem bereit. Deshalb antwortete sie: „Ich schätze, ich akzeptiere die Erklärung. Aber meine Aussage von vorhin steht. Fass mich noch einmal an und… „„Natürlich", unterbrach er sie.

    Am nächsten Morgen hielten sie eine Lagebesprechung, ehe sie aufbrachen.
    "Wie gehen wir nun weiter vor?", fragte Ereck in die Runde und mit Blick auf Lordas.
    Dieser zuckte mit den Schultern. "In dieser Wüste gibt es nichts, außer Banditen, Überläufer und Verräter."
    "Wir könnten sie, wenn wir welche sehen bestechen und auf unsere Seite ziehen ...", überlegte jemand laut.
    Lohra folgte den Diskussionen nur mit halben Ohr. In der Nacht hatte sie über Rodricks Worte gegrübelt und fragte sich, ob in ihnen vielleicht der Schlüssel zu ihrem Tod lag ... Wenn sie diese Mission hinter sich gebracht hatte, würde sie vielleicht ernsthaft über das Angebot des Söldners nachdenken.
    "Wir haben kein Geld", erinnerte Rodrick die Gruppe sarkatisch.
    "Und mit Gewalt?", schlug Edgar vor.
    "Dann sind sie dir nicht treu", wandte Matt ein und kassierte eine undefinierbaren Seitenblick von dem zweiten Neuen in ihrer Gruppe.
    "Ich ... ich hätte da eine Idee", mischte sich überraschend Adahna in die Diskussion ein.
    Nun war Lohra voll da und betrachtete das schüchterne Mädchen. Sie steckte wirklich voller Überraschungen.

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  • Adahna legte Lohras Mantel ab und fragte sich unter den aufmerksamen Blicken der Gruppe erneut, ob sie ihre Idee tatsächlich laut aussprechen sollte. Im Grunde genommen war es für sie gleich, an welchen Ort sie ging. Doch die offensichtlich aussichtslose Lage ihrer neuen Gefährten rührte an ihre Hilfsbereitschaft und ließ das Trauma ihrer Vergangenheit unwichtiger erscheinen als sie es sich zunächst eingestehen wollte.
    „Vielleicht könnt ihr in meiner Heimat Hilfe finden“, setzte Adahna vorsichtig an.
    „Woher –“, setzte der Mann, welcher sie vor dem Wesen in ihr beschützen wollte, an, wurde aber von dem jungen Mann namens Lordas unterbrochen.
    „Wo liegt deine Heimat, junge Dame?“, fragte er freundlich. Der andere Mann wollte erneut etwas sagen, schwieg dann aber doch.
    „Da“, antwortete Adahna und deutete in die Richtung, welche sie zuletzt eingeschlagen hatten. „Aus dieser Richtung bin ich mit einer Karawane nach Zesara gekommen. Am Ende der Wüste sind es nur noch wenige Tagesmärsche bis Alios.“ Das Mädchen wartete einen Moment, aber nichts deutete darauf hin, dass die Stadt jemandem bekannt war. „Dort habe ich bis vor etwa einem Jahr mit meinen… mit meinen Eltern gelebt.“ Adahna schloss kurz die Augen und atmete tief die trockene Wüstenluft ein. Mit einem Mal trat Lohra an sie heran, stellte sich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schulter. Adahna ließ es gern zu, spürte sie doch die eigentümliche Kraft dieser mitfühlenden Berührung. „Ich bedauere deinen Verlust, Mädchen“, ergriff Lordas das Wort, „doch welche Hilfe ist es dann, die du in deiner Heimat für uns alle zu finden hoffst?“
    „Ihr habt mich… gesehen… und dieses Monstrum in meinem Körper. Als es damals in mich gefahren ist, ist ein furchtbarer Sturm losgebrochen und hat unser Haus verwüstet und… meine Eltern haben etwas mit ihren Händen gemacht, was ich noch nie gesehen hatte, aber es half nichts. Sie wurden einfach fortgerissen und der Sturm hörte nicht auf, bis… Ich… Ich habe meine Eltern getötet“, erklärte Adahna weiter und spürte Tränen auf ihren Wangen. Die bedrückende Stille währte lange, Lohra drückte sie noch fester an sich und die Umstehenden sahen sprachlos zu Boden. Das Mädchen war sehr dankbar für die Anteilnahme der anderen, was sie nun zusätzlich in ihrem Wunsch bestärkte, ihnen zu helfen.
    „Sie waren wohl Magier oder so etwas. Ich habe sie nur selten gesehen und sie haben mir nie etwas Genaues über ihre Pflichten gesagt, aber…“ Sie überlegte, wie sie es am besten erklären konnte. „Dieses Leben, zu dem mich dieses Wesen in mir gezwungen hat, ist so anders als die Zeit in Alios. Ich glaube, meine Eltern waren sehr wichtige Leute und hatten großen Einfluss in der Stadt.“
    Adahna bemerkte, wie Lordas verstehend nickte.
    „Das Erbrecht, natürlich. Du bist die Tochter einflussreicher Magier, vielleicht sogar Mitgliedern eines… eines Magierrates oder dergleichen, ja?“
    Das Mädchen nickte langsam.
    „Versteh mich nicht falsch, Kleine“, erklang unvermittelt Erecks Stimme, „aber warum sollten sich diese Magier aus Alios bereit erklären, uns zu unterstützen? Mag ja sein, dass du durch die Erbfolge so eine Art Ratsmitglied geworden bist, aber das dürfte wohl kaum Grund genug sein, völlig Fremden in einem Krieg beizustehen, der deine Heimat nicht im Mindesten betrifft.“
    In der erneuten, nachdenklichen Stille sah Adahna hoch zu Lohra.
    „Wir können ja zumindest fragen, oder?“, überlegte das Mädchen laut.
    Die Frau mit dem violetten Haar lächelte zu ihr hinunter.

  • Es war still. Still bis auf die Wassertropfen, die kontinuierlich von der Decke auf den Steinboden der Zelle tropfte. Matt lehnte zusammengekauert an der harten Wand und starrte blicklos auf die Gitterstäbe, die ihn von der Freiheit trennten. Unbewusst zog er die Arme enger um sich zusammen. Es war kalt hier unten. Doch die Kälte war es auch, die den Schlaf abhielt. Und mit dem Schlaf kämen die Träume. Träume über seine Eltern und Geschwister, die ihn mit toten Augen anklagend ansahen. Oder Träume von Menschen, die lichterloh brannten und dabei schrien. Doch obwohl diese Träume jede Nacht auftauchten, so waren die Gesichter seiner Familie immer verschwommener und die brennenden Menschen sahen irgendwie jedes Mal gleich aus. Er war ein schlechter Mensch. Er hatte über so viele den Tod gebracht und jetzt fiel es ihm bereits schwer sich auch nur an seine Familie zu erinnern. Das Rasseln vieler Schlüssel erklang über ihm und schnell schloss er die Augen. Vielleicht würde er ihn in Ruhe lassen, wenn er dachte, dass er schliefe. Nicht dass er ihn die übrigen dutzende Male, in denen er dies versucht hatte, in Ruhe gelassen hätte. Schwere Schritte von schweren Stiefeln ertönten auf der Treppe. Die letzte verzweifelte Hoffnung, dass es sich um Yennifer handeln könnte, zersprang. Er würde wieder in diese gierigen Augen blicken, die so voller Hohn glühten. Wieder die spöttischen Worte hören, wieder Namen vernehmen, die ihm nichts sagten, doch deren Besitzern er den Tod bringen würde. Nichts konnte ihn davor bewahren. Nicht einmal der Tod war eine Option. So sehr er sich das auch wünschte.

    Schweißgebadet schreckte Matt hoch. Sofort brannte ihm die heiße Wüstensonne ins Gesicht und er kniff die Augen zusammen, um so viel dieser abartigen Helligkeit wie möglich draußen zu halten. Nur blinzelnd gewöhnte er sich an das Licht und konnte sich schließlich aufsetzen und umsehen. Seine Gefährten schliefen allesamt. Sie hatten beschlossen am Tag zu rasten und Nachts weiterzuziehen, wenn sie jedes Lager anhand des Lagerfeuers erkennen und meiden konnten. Langsam ließ er sich wieder zurück sinken. Die heiße Luft in seiner Lunge beruhigten ihn ein wenig. Diesen Traum hatte er schon eine ganze Zeit nicht mehr gehabt. Doch jetzt war alles wieder so klar wie zuvor. Er fragte sich nicht zum ersten Mal weshalb die Gesichter seiner Familie damals mit jedem Tag verschwammen, doch die Erinnerungen, die er heute hatte, immer noch so stark zu sein schienen wie am ersten Tag. Vielleicht weil er diese Erinnerungen verdrängen, während er die Gesichter damals unbedingt im Gedächtnis behalten wollte. In Zesnar hatte es einen Wirt gegeben - Matt hatte für ihn hin und wieder Botengänge erledigt - der lauter solcher Ratschläge an seine Kunden weitergab, nachdem er ihren Geschichten teils stundenlang gelauscht hatte. Matt hatte er nie einen Rat gegeben, denn dieser hatte nur eine Geschichte anzubieten, die er niemandem erzählen konnte. Er drehte sich wieder mit dem Kopf zu Seite, von der Sonne abgewandt und schloss die Augen erneut. Die Nacht würde noch ein paar Stunden auf sich warten lassen und er brauchte im Moment nichts so sehr wie Schlaf.

    Als die Dämmerung hereinbrach weckte Ereck ihn, indem er an seiner Schulter ruckte. Matt schloss sofort hoch, was den Hauptmann erschrocken zurückfahren ließ. Er hatte wieder geträumt, wusste aber nicht was.
    "Vermutlich ist das auch besser so", dachte er sich, während er sein Pferd sattelte. Es war ein hochgewachsener Rappe, der jedoch etwas ausgemergelt schien. Die Banditen hatten ihn wohl nicht so gut behandelt und auch jetzt konnten sie die Tiere aufgrund der mageren Hafervorräte, die sie in deren Lager gefunden hatten, nicht so versorgen, wie sie es gerne getan hätten. Aber sobald sie in besiedelte Gebiete kamen, das hatte sich Matt zumindest geschworen, würde er seinem Rappen eine ganze Wagenladung Hafer verschaffen. Und wenn er sie stehlen musste. Sie waren inzwischen weit von der Oase entfernt und das was anfangs einem Flickenteppich aus Lagerfeuern entsprochen hatte, lag jetzt als eine schwarze Ebene vor ihnen. Inzwischen mussten sie den Banditen entwischt sein, obwohl sie vereinbart hatten, dass sie weiterhin in der Nacht ritten, bis sie die Wüste endlich verlassen hatten. Nach einiger Zeit bemerkte Matt plötzlich ein Glühen am Horizont. Konnte das eine Stadt sein. Er machte aufgeregt die anderen darauf aufmerksam und mit einem mal erfasste die Gruppe eine Art Hochstimmung. Matt konnte selbst Edgar im Mondlicht lächeln sehen, auch wenn dieser sonst immer ein finsteres Gesicht zog. Besonders, wenn er ihn ansah.

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  • Alios war, wenn auch sonst nichts, immerhin ein Ort der auf dem Weg zu vielen großen Orten lag. Zumindest merkte man der Stadt nicht an, dass sie der Sitz großer Magierfamilien war. Die Pferde hatten sie in einem Stall am Tor zurückgelassen. Mit den vielen verzweigten Gassen, Treppen, Kanälen und Brücken die sich weit über das Meer aus Häusern verzweigten fühlte sich Rodrick doch unangenehm an Möwenfels erinnert, auch wenn er sich hier die meiste Zeit unter freiem Himmel befand. Die Gruppe war fast die ganze Nacht durch eben jene Gassen geirrt. Der Söldner nutzte eine kurze Pause die sie einlegten, um den Sand aus seinen Stiefeln zu kippen, die Schuhe waren für die Wüste höchst unpassend gewesen und er war froh, wieder so etwas wie Grasland und später Pflasterstein unter seinen Füßen zu haben. Als er sich wieder den anderen zuwandte, bemerkte er den wartenden Blick, den alle der Kleinen zuwarfen welche sich wiederrum suchend umblickte. Ein schlechtes Gefühl ereilte ihn. „Bist du sicher, dass es hier in der Nähe war?“ Lohra hatte sich vor das Mädchen gekniet um mit ihr auf Augenhöhe sprechen zu können. Adahna ließ ihren Blick noch immer unsicher hin und her huschen, als hoffe sie, er würde an etwas Bekanntem hängenbleiben. Ihre Lippe zitterte leicht. „Tut mir Leid.“ Sie ließ ihren Kopf hängen. Die Sölderin begann sie zu trösten. „Vielleicht können wir jemanden von hier nach Magiern aus der Gegend fragen.“ Schlug Matt vor. Edgar hatte die Arme verschränkt und schien bei der Erwähnung der Magier verstimmt, aber auch er nickte grimmig. Sie beendeten ihre Pause und machten sich auf die Suche nach einem belebteren Ort, vielleicht einer Taverne, angeführt von dem Schwarzfeder Jungen. Rodrick war sich zumindest sicher, dass er aus dem Haus Schwarzfeder stammte. Im Gehen klopfte er der Kleinen, die sich inzwischen dank Lohra etwas beruhigt hatte, sanft auf den Rücken. „Weißt du, als ich in deinem Alter war musste mein Vater regelmäßig Suchtrupps aussenden, wenn ich das Haus verließ, weil ich mir bei den Göttern keinen Weg merken konnte, der länger als zwei Schritte war.“

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  • Lohra beäugte Rodrick misstrauisch, als er Adahna auf die Schulter klopfte und einige tröstende Worte für sie fand. Es fiel ihr schwer diesen Mann mit dem Menschenhändler in Verbindung zu bringen, als den sie ihn kennen gelernt hatte.
    Sie liefen noch eine Weile hinter Lordas her. Lohra hatte der Kleinen noch ein wenig gut zugeredet, bis sie sich beruhigt und sich ein wenig von der Kriegerin abgesetzt hatte. Jetzt hatte Lohra Zeit sich umzusehen. Alios war eine seltsame Stadt. Die Straßen und Gassen waren enger und verzweigter als in anderen Städten. Sie fragte sich, was dieser Bauweise zugrunde lag. Vielleicht konnte sie es herausfinden. Es War immer wieder spannend Neues zu entdecken. Es hielt sie davon ab Trübsal zu blasen. Bald erreichten sie eine Schenke, die von außen einen soliden Eindruck machte und traten ein, um eben nach Magiern zu fragen.

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  • Die Taverne machte von innen einen wesentlich besseren Eindruck als noch von außen. Die Gäste wirkten überwiegend gutsituiert, Tische, Stühle und Schankraumdekoration luden die Gruppe zum Verweilen ein. Nach den Strapazen der Wüste und der generell angespannten Situation war dieses Lokal eine willkommene Abwechslung. Insofern hatten es weder Lordas, Adahna noch Ereck besonders eilig, die entspannende Stunde bei Wasser, Bier, Wein und freiem Gespräch durch das Vorantreiben ihrer eigentlichen Pläne zu stören. Schließlich war es jedoch der Wirt selbst, welcher die zusammenhaltstärkende Situation auflöste.
    „Darf ich den Fremden noch etwas bringen?“, trat er an ihren runden Holztisch heran. Die lockeren Gespräche endeten abrupt und Lordas, sein jugendliches, verantwortungsfreies Äußeres Lügen strafend, ergriff das Wort. „Danke, wir sind versorgt, doch wir hätten einige Fragen, die Ihr uns vielleicht zu beantworten vermögt.“ Der Wirt wandte sich Lordas zu und wartete aufmerksam. „Uns kam zu Gehör, dass es hier vor etwa einem Jahr eine… eine schreckliche Tragödie in den Reihen des örtlichen Magierrates gab.“ Der Wirt zog eine Augenbraue hoch und hob abwehrend die Hände. „Seid bitte still!“ Sein Blick huschte suchend durch den Schankraum und ruhte schließlich, eine Spur beruhigter, wieder auf Lordas. „Ihr seid eindeutig Fremde, sonst würdet ihr nicht so offen von diesem… Ereignis sprechen.“ Erneut sah er sich unsicher um. „Angeblich haben die Magier alles vertuscht und jeden verhört, der etwas gesehen hat. Die Magierfamilie soll gänzlich umgekommen sein, die Kinderfrau hat den Verstand verloren haben...“ Adahnas Augen weiteten sich, doch sie schaffte es sich zurückzuhalten. „Fragt, aber fasst euch bitte kurz!“, verlangte der Wirt plötzlich. Lordas schien die Situation rechtzeitig erkannt zu haben und hatte seine Gedanken bereits sortiert. „Wo können wir Kontakt zum Magierrat aufnehmen?“ Der Wirt wirkte, als hätte Lordas ihn nach einem Monat Freibier gefragt. „Gar nicht. Niemand weiß, wo sie ihren Sitz haben und sie geben sich nur den Eingeweihten zu erkennen.“ Lordas‘ Blick wanderte zu Adahna, die traurig in ihren Wasserkrug blickte. „Nun gut, könnt ihr uns zumindest sagen, wie wir zum Ort dieses Ereignisses gelangen? Wir haben zu viele Stunden vergeblich mit der Suche zugebracht“, erklärte er. Der Wirt überlegte einen Moment und rief dann nach dem Küchenjungen. „Enzo, bring diese Fremden zum Sturmhaus! Aber lass dich nicht sehen!“
    Sich ihrer unerwarteten Chance bewusst, leerte die Gruppe rasch ihre Krüge und war binnen Augenblicken abreisebereit. Dankbar drückte Lordas dem Wirt einige Münzen zu viel in die Hand und eilte dem Küchenjungen hinterher, welcher sich einen staubgrauen Mantel mit Kapuze übergeworfen hatte und die Gruppe bereits an der Tür erwartete.

  • Magier beherrschten Alios und verdarben es mit jeder einzelnen Sekunde ihres Daseins. Es war rein logisch. Nein, es war seine Pflicht diese Stadt von ihnen zu befreien. Jedoch hatte er keine Ahnung ob die anderen sich einem solchen Unterfangen anschließen würden. Es war noch nicht klar ob Matt diese Menschen kontrollierte oder nicht. Er war eine potenzielle Gefahrenquelle, aber ihn zu eliminieren war gefährlich, denn es konnte dazu führen das alle die er kontrollierte sich selbst töteten. Er musste wohl erstmal abwarten und es gab noch eine Frage die er diesem Rat stellen musste. Könnte es sein das der rothaarige Hex hier war? Die Gruppe würde früher oder später die Aufmerksamkeit der Magier erwecken. Er war sich sicher das ein Gesandter kommen würde und dann musste Edgar diplomatisch auftreten. Er wusste nicht ob einer seiner Begleiter je in den Genuss der Gepflogenheiten des Hofes gekommen war und so würde es an ihm liegen ob der Rat bereit war mit ihnen zu sprechen. Er hoffte nur das er seinen Begleitern zuvor kam. Ansonsten bestand die Gefahr das der Rat sich zurückziehen würde und er keine Chance auf Antworten hätte.
    Der Küchenjunge eilte schnellen Schrittes davon und Ed hatte das Gefühl das der Junge vor irgendetwas Angst hatte. Er drehte seinen Kopf immer wieder nach links und rechts so als ob er erwarten würde das irgendjemand urplötzlich neben ihm stehen würde. Die Gassen durch die sie gingen schienen langsam immer dunkler und enger zu werden und erzeugten ein beklemmendes Gefühl in Edgar. Warum nur? Lag es vielleicht daran das er in einer Stadt war in der Magier die Herrscher waren oder war es der Junge der immer schneller wurde und seinen Kopf hastig nach links und rechts drehte? Vielleicht war es eine Mixtur aus beidem. So oder so er musste in dieser Stadt wachsam bleiben. Schließlich blieb der Junge stehen und sagte leise, fast schon flüsternd, "Ihr müsst nur noch durch diese Gasse gehen, dann seid ihr dort.", bevor er eiligen Schrittes davonging.

    Einmal editiert, zuletzt von Nothing (27. Mai 2018 um 18:22)

  • Es musste ein sehr schönes Grundstück gewesen sein, so dachte Rodrick, als sie in den weiten Hof des Anwesens traten. Es war eingegrenzt durch eine dicke Mauer und eindeutig eines der größten Anwesen der Stadt. Ein Schotterweg führte sie durch eine schattige Allee an den Resten einer Stallung vorbei, die wohl gebaut wurde, bevor die Stadt zu eng für Pferde geworden war. Innerhalb eines Jahres hatten sich die Pflanzen des Garten bis zu Haus durchgerungen, an einigen Stellen begannen bereits Ranken ihren Weg nach oben. Der Söldner hatte die Geschichte der Kleinen über den Sturm gehört und erinnerte sich daran, welche Schäden ein starker Sturm zuhause anrichten konnte, aber hier befanden sie sich weit entfernt von der Küste. Nichtsdestotrotz fielen die fehlenden Mauerstücke und kaputten Fenster und Türen auf, genauso wie das fehlende Dach. Der dritte Stock des Gebäudes schien nicht mehr betretbar und auch die unteren schienen einiges abgekommen zu haben. Den Haupteingang mussten Säulen getragen haben, denn dort befand sich ein unüberwindbarer Trümmerhaufen. „Die Hintertür müsste noch da sein.“ Kommentierte da Mädchen den Anblick, sie wirkte erstaunlich gefasst, fast geschockt. Sie führte sie in einer ruhigen, fast automatischen Art ums Haus und schien vollkommen in ihren eigenen Gedanken. Rodrick hatte ähnliches Verhalten bei Kameraden in der Schlacht gesehen, bei einigen auch hinterher. Bei diesem kleinen Mädchen wirkte es so viel unheimlicher, auch ohne das Wissen, was für ein Wesen von ihr Besitz ergreifen konnte. Ein Rascheln hinter ihm Riss ihn aus seinen Gedanken. Edgar hatte sein Schwert gezogen und starrte nach oben. „Da war eine Frau am Fenster.“ Sie blieben noch eine Weile stehen und warteten auf weiter Sichtungen, entschlossen sich dann allerdings doch, das Haus zu betreten, mit gezogenen Waffen. Von innen wirkte das Haus fast noch mitgenommener als von außen, in der Küche, durch die sie es betreten hatten lagen überall Tonscherben verstreut, wohl von zebrochenem Geschirr. Dennoch fiel Rodrick auf, dass die Oberflächen staubfrei waren, als ob jemand sie gereinigt hatte. Die mysteriöse Frau vielleicht? Wieder Riss ihn ein Geräusch aus den Gedanken, wieder kam es von Edgar, welcher einfach zusammengebrochen war, Erreck und Lohra tauschten alarmierte Blicke aus als eine Gestalt in der Tür ihre Hand hob und auch Rodrick schwarz vor Augen wurde.

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  • Stimmen wisperten durch den Raum. Matt strengte sich an, doch er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Stattdessen versuchte er die Augenlieder zu heben, doch er konnte keinen Muskel rühren. Er spürte wie ihn jemand an den Händen packte. Dann fiel er in eine noch tiefere Dunkelheit.
    Als er erwachte lag er in einer Zelle. Sofort spürte er wie Panik ihn packte. Eisige Hände schienen sich um seinen Hals zu legen und ihm die Luft abzudrücken. Hektisch sprang er an die Gitterstäbe und rüttelte an diesen. Er spürte wie Hitze in ihm aufstieg. Das Eisen um die seine Hände lagen begann zu glühen, während der Stein um ihn herum knackte. Mit einem starkem Ruck, drückte er die weich gewordenen Gitterstäbe zur Seite und sprang durch sie durch in die Freiheit. In seiner Panik hatte er die Schritte nicht gehört, doch jetzt erschien ein Kopf am Fuße der Treppe.
    "Was ist denn hier...", begann der Mann, dann sprang er zurück, als ein Feuerstrahl seine Haare versengte. Matt hörte ihn wieder hinauf hasten. Er durfte keine Zeit verlieren. Gehetzt sah er sich um. Da waren keine anderen Zellen, die Rückschluss auf seine Kameraden geben könnten. Nur die, in der er selbst aufgewacht war und der leere Raum, in dem er jetzt stand. Zuerst musste er erstmal hier raus. Mangels einer Alternative rannte er ebenfalls die Treppe hoch. Oben lag nur ein weiterer leerer Raum und eine Tür die auf einen Innenhof führte. Er wollte gerade durch ein Tor auf der anderen Seite des Hofes stürzen und damit hoffentlich in die Freiheit, als er gegen eine unsichtbare Barriere knallte. Unter der Wucht seines Aufpralls hörte er etwas knacken und Blut drang in seine Mundhöhle. Mühsam rappelte er sich wieder auf - er hatte gar nicht gemerkt, dass er hingefallen war - und schoss blind einen Feuerball in die Richtung, in der er das Tor vermutete. Ein Mann fluchte laut und jetzt erklangen auch überall um ihn herum andere Stimmen. Er nahm die Welt immer noch nur in Schemen wahr, also schoss er einfach auf alles was sich bewegte. Grob konnte er sehen, wie Flammen an unsichtbaren Hindernissen abprallten und in den Himmel schossen. Die Gestalten um ihn herum ächzten, doch kamen langsam näher. Verzweifelt konzentrierte er sich auf die ihm am nächsten stehende Person und ließ einen wahren Sturm auf sie herabfahren. Kurz flammte etwas Hoffnung und Befriedigung in ihm auf, als sie zurückwich, stolperte und zu Boden fiel, dann spürte er plötzlich einen dumpfen Schmerz am Hinterkopf und die Welt wurde wieder einmal schwarz.

    Als er wieder zu sich kam lastete all sein Gewicht an seinen Armen, die über seinem Kopf an Metallketten gefesselt war. Seine Beine baumelten etwa 10 cm über dem Boden. Dieses mal konnte er seine Augen problemlos öffnen, nur gestört von stechenden Kopfschmerzen. Sein Mund fühlte sich trocken an.
    "Gut geschlafen?", fragte eine freundliche Stimme. "Nun noch bemerke ich hier keine Feuersbrunst. Meine Theorie muss also richtig sein." Matt blinzelte ins Sonnenlicht, dass durch große Fenster hinein fiel. Eine Flamme war nicht zu erkennen. Man hatte wohl alle Vorkehrungen getroffen, auch wenn die Fesseln schon ausgereicht hätten.
    "Was wollt ihr von mir", krächzte er heiser. Der einzige andere Mann im Raum, gewandet in eine tiefschwarze Kutte trat an ihn heran und führte einen gefüllten Wasserkrug an seinen Mund. Matt trank gierig.
    "Nun", fragte der Mann daraufhin, "Ihr habt einen meiner Brüder schwer verletzt. Ihr solltet also besser ehrlich antworten. Was wollt ihr hier. Was wollt ihr von der Magiergilde."

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    Aldous Huxley

  • Lohra erwachte blinzelnd. Es war nicht besonders hell in dem Raum, in dem sie sich befand, allerdings hatte sie stechende Schmerzen hinter dem linken Auge und deswegen schmerzte sie selbst die geringe Helligkeit. Sie hasste Migräne ...
    Sie wollte sich an die Schläfe fassen und sie massieren, da wurde ihr bewusst, dass ihre Hände gefesselt waren. Alarmiert blickte sie sich um. Wo war sie? Wo war ihr Schwert? Und wieso war sie gefesselt?
    "Auch endlich wach?", hörte sie eine männliche Stimme fragen. Sie musste die Augen schließen, als der Sprecher eintrat und durch die offene Tür helles Licht zu ihr herein fiel. Sie konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Als sie die Augen wieder aufschlug sah sie den Mann genauer an. Er trug eine tiefschwarze Kutte und Sandalen aus Leder. Sie konnte sein Gesicht im Gegenlicht nicht erkennen. Sie schloss die Augen wieder.
    Sie hörte, wie der Mann vor ihr in die Hocke ging und spürte, wie er sie beobachtete.
    "Kopfschmerzen?", fragte er. Seine Stimme klang beinahe freundlich und mitfühlend. Lohra antwortete nicht. "Eine übliche Nebenwirkung. Das dürfte bald vorbeigehen", versuchte er sie zu trösten.
    Juhu, dachte sie sarkastisch. "Was wollt Ihr von mir?", brachte sie mühsam hervor.
    "Die Frage ist eher, was ein Wesen wie du von der Magiergilde will. Was bist du?"
    Sie konnte nicht genau einordnen wie seine Stimme klang. Nicht allzu misstrauisch, aber ... irgendetwas lag darin. Innerlich zuckte sie mit den Schultern. "Das würdest du mir ohnehin nicht glauben." Sie sprang automatisch ins du. Schließlich hatte er sie auch geduzt.
    Der Mann seufzte und richtete sich wieder auf. "Was wollt ihr von uns?", wiederholte er seine Frage.

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  • Als Rodrick die Augen aufschlug, konnte er keinen Unterschied in den Lichtverhältnissen erkennen. Mehr durch das Gefühl einer Steinmauer in seinem Rücken merkte er, dass er sich wohl schon wieder in einem Kerker befand. Auch die gefesselten Hände trugen zu der Erkenntnis bei. Verdammte Magier “Hey!“. Rief er in die Dunkelheit hinein. „Bindet mich besser los, bevor ich es selber tue! Das hier wird sonst für keinen von euch schön enden!“ Tatsächlich hörte er Schritte, die sich zögerlich näherten und kurz vor ihm stehen blieben. In der Finsternis ließ sich keine Gestalt ausmachen, aber die Tapsgeräusche konnten von keinem großen Mann stammen. “Keine S orgen, wir achten darauf, dass das nicht passiert. Zumindest für die Dauer unseres kleinen Gespräches wäre es uns lieber so. Nur bis wir alle Details kennen.“ Die Stimme hatte einen geschäftlichen Plauderton eingeschlagen. „Also, was führt den gescheiterten König einer unbedeutenden Küstenprovinz zur Magiergilde von Alios?“

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  • „Wie ist dein Name, Kind?“, fragte eine angenehme, weibliche Stimme.
    Das Letzte, woran Adahna sich erinnern konnte, war, dass sie mit Tränen in den Augen in der ehemaligen Küche gestanden hatte… und, dass Edgar eine Frau am Fenster gesehen hatte. Die Dunkelheit, welche sie jetzt umfing, mochte von einem Zauber herrühren, denn sie fühlte keine Augenbinde. Aber vielleicht war der Raum selbst auch einfach nur stockfinster.
    „Nun, junge Dame?“
    „Tut mir bitte nicht weh! Das wäre auch in Eurem Interesse“, warnte Adahna mit ehrlicher Sorge.
    „Wir sind uns der dunklen Präsenz in deinem Geist bewusst. Deshalb wurdest du auch als Einzige nicht gefesselt, aber du kannst diesen Raum dennoch nicht ohne mein Zutun verlassen. Für alle anderen wurden die nötigen… Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Ich hatte deinen Namen nicht mitbekommen…“
    „Adahna.“
    „Ist das alles?“, fragte die Stimme nach.
    Es bedurfte einiger Konzentration, sich an ihren Familiennamen zu erinnern. „Delron. Adahna Delron.“
    „Das ist eine Lüge“, entgegnete die Frau kühl. „Adahna Delron ist vor einem Jahr gestorben, der Sturm hat jeden zerschmettert. Wir haben keinerlei Überreste in den Trümmern bergen können, so sehr hat die magische Entladung gewütet."
    Vor Adahnas Augen vermischten sich plötzlich schreckliche Erinnerungen mit Bildern ihrer zermalmten Eltern und sie begann zu schluchzen. Sie versuchte sich einzureden, dass sie keine Schuld traf, aber ihre Gefühle überwältigten sie. Weinend fiel sie auf die Knie.
    „Hör auf mit diesem Schauspiel, Kind!“, befahl die Frau bemüht ruhig, aber Adahna konnte sich nicht beruhigen. „Was willst du von Alios‘ Magiern?“
    „Ich will meine Eltern zurück!“, wimmerte Adahna völlig aufgelöst.
    Endlich regten sich Zweifel im Herzen der Magierin. „Das kann nicht… das ist nicht möglich“, sprach sie mehr zu sich selbst. „Ich bin bald zurück, Kind“, sagte sie schließlich nachdenklich und Adahna hörte eine leise Beschwörungsformel. Dann herrschte Stille.