Schreibstil oder Schreibfehler?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.230 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. September 2016 um 21:04) ist von Tom Stark.

  • Schreibstil oder Schreibfehler?

    Ich habe mich schon oft gefragt, was Schreibstil ist. Woran erkenne ich den Schreibstil anderer und von sich selbst? Ist jeder Schreibstil individuell und gut? Gibt es Stile, die absolut grauenhaft sind? Oder ist gerade dies ein Aspekt für besonders gute Texte? Kann man anhand des Schreibstils einen Text einem bestimmten Forenmitglied zuordnen? Kann ein Schreibstil zu einer schlechten Angewohnheit werden, sodass er am Ende sogar störend sein kann?

    Was ist das Besondere an meinem Stil? Viele sagen, ich schreibe unkonventionell. Aber ich selbst weiß nicht, wie das gemeint ist und woran ich das erkennen kann. Und wird der Schreibstil unbewusst verfälscht, wenn man sich explizit darauf fixiert, diesen markant darzustellen? Ist es eigentlich möglich, seinen Stil zu perfektionieren? Und wie sieht das im Text aus?


    Was denkt ihr darüber? Was mögt ihr an den Texten anderer? Gibt es bestimmte Passagen oder Wortkonstellationen, die ihr besonders attraktiv findet?

  • Ich habe letztlich ein Buch einer Freundin durchgeblättert und angelesen, und es gibt definitv Stile, die meiner Meinung nach absolut grauenhaft sind ='D Dann habe ich aber einmal einige Rezensionen dazu durchgelesen und habe tatsächlich Menschen gefunden, die das Buch in den Himmel lobten. Daher: Schreibstil gut oder schlecht ist oft auch Ansichtssache.
    Seinen Stil zu perfektionieren stelle ich mir aus diesen Grund auch eher schwierig vor. Da aber definitiv schlechte (Schreib-)Angewohnheiten mit zum Stil gehören können, gibt es immer Raum zu Verbesserungen.

    Was ich sehr oft bemerkt habe, als ich in jungen Jahren geschrieben habe war das: Ich habe sehr viele Bücher gelesen, und über einen gewissen Zeitraum hauptsächlich die Enwor-Reihe von Wolfgang Hohlbein. Als ich in dieser Zeit geschrieben habe, hat sich mein Stil geändert, näher dem angepasst, was ich zuvor gelesen hatte.

    Von dir selbst habe ich noch nicht genug gelesen, um deinen Stil einordnen zu können =) (werde das aber nachholen ;D)

    Ich mag es, wenn Autoren Wörter und Phrasen benutzen, die nicht zu häufig vorkommen. Wenn das Ganze aber zu Weit getrieben wird, liest es sich oft eher wie ein Sachbuch =D

    “Right, well, we've got to work out what we need. We've got to work out what we need, how we get it, and what we need to get to get what we need.”
    Derek Landy, Skullduggery Pleasant

  • Also bei manchen Autoren ist mir schon aufgefallen, dass es in ihren Texten bestimmte sich wiederholende "Muster " gibt. Es ist allerdings sehr schwer mit dem Finger draufzudeuten, wenn ihr versteht, was ich meine. Ich denke, dass ich auch einen eigenen Stil habe, was den ausmacht, weiß ich aber nicht und ich glaube ich will es auch nicht wissen. Denn wenn ich es wüsste, würde ich entweder versuchen, ihn zu vermeiden oder mich daran zu halten. In beiden Fällen würde die Textqualität vermutlich darunter leiden.

    100% Konsequent!

  • Meiner Meinung nach besteht der Schreibstil aus den stilistischen Mitteln, auf die der Autor zurückgreift. Es ist die Art und Weise, wie der Text gestaltet ist. Verzichtet man auf genauere Beschreibungen oder macht man hin und wieder seitenweise Landschaftsbeschreibungen? Benutzt man eine gehobene Sprachebene mit hochgestochenen Worte oder eher die Umgangssprache? Walter Moers schreibt manchmal zum Beispiel ziemlich kindisch (nicht kindlich, sondern kindisch). Das finde die einen Liebenswert, den anderen stößt es auf.
    Ein Schreibstil ist also etwas Individuelles, gerade weil es so viele Möglichkeiten gibt. Dabei halten sich aber viele an gewisse Konventionen, weil man einen Text schon so gestalten sollte, dass man aus ihm auch schlau wird.
    Worte wie "gut" und "schlecht" sind immer falsch. So etwas ist sehr subjektiv und mit Objektivitäten braucht man mir in der Kunst nicht kommen. Wonach ein Schreiber mit seinem Stil aber wohl streben sollte, ist, dass er ihn effektiv gestaltet. Mit stilistischen Mitteln transportiert man Gefühle und Atmosphäre und wenn einem das nicht gelingt bzw. man beim Lesen erkennt, was der Autor wollte, er es aber nicht erreicht, dann gibt es wohl stilistische Schwächen.
    Der Stil eines Autors ist die meiste Zeit aber eher Gefühlssache. Er sollte es mMn zumindest sein. Wenn der Autor versucht, etwas zu schreiben, was er nicht fühlt, dann spürt man das als Leser schnell. Es wirkt dann oft aufgesetzt und ist auch nicht Gelbe vom Ei. Er sollte ehr sowas wie die Handschrift des Autors sein. Ich habe das bei einem der Wettbewerbe hier mal mit meiner Freundin durchgespielt, dass sie erraten soll, welche meine Geschichte ist. Sie hat dann angefangen zu lesen und bei den Meisten nach den ersten Zeilen gesagt: "Nein, das passt nicht zu dir." Dann kam sie zu meiner Geschichte und sagte nach den ersten zwei, drei Sätzen: "Das ist sie." Dein Schreibstil bist du am besten einfach selbst. :P
    Das bringt mitunter auch Angewohnheiten mit sich, die stören können. Es ist aber wieder subjektiv und kann mal mehr einer kleinen Gruppe und mal einer größeren Gruppe missfallen.

    Deinen Stil kenne ich nun nicht wirklich. Ich habe noch nichts von dir gelesen, tut mir Leid. :sack:
    Sicher kann man den so verfläschen. Ich finde nicht, dass man sich auf einen Kernstil festlegen sollte, den man dann nie mehr verlässt. Dann verliert man vielleicht den Blick für Alternativen und verpasst vielleicht das eine oder andere interessante Experiment. Weiterentwicklung sollte man sich nicht verschließen. Darum denke ich auch nicht, dass man das perfektionieren kann, allein schon wegen der Subjektivität.

    Ich selbst liebe es, wenn ich eine Formulierung sehe, die treffend ein Gefühl oder eine Stimmung einfängt, die leicht verständlich ist, also sofort begreifbar ist und trotzdem frisch erscheint, weil z.B. die Kombination der Worte ungewöhnlich ist. Das ist für mich der Heilige Gral und das, wonach ich im Prinzip immer strebe D: Ob es gelingt ist natürlich etwas anderes.
    Mein Stil wird auch immer wieder gelobt, aber im Moment kann ich nicht festtackern, was ihn ausmacht.

    Häupter auf meine Asche!

  • Ist jeder Schreibstil individuell und gut? Gibt es Stile, die absolut grauenhaft sind? Oder ist gerade dies ein Aspekt für besonders gute Texte?

    Klar ist jeder Schreibstil individuell gut. WER den aber gut findet ist allerdings Geschmackssache. Es gibt Bücher, die ich persönlich grauenhaft finde, die andere aber total aus den Socken hauen. Nimm Klim. Sie LIEB`T (und ich untertreibe hier ein wenig) Pratchett. Ich habe auch schon von ihm gelesen und muss sagen, dass ich seinen Stil zu Anfang ziemlich gewöhnungsbedürftig fand, aber mittlerweile auch lieben gelernt habe. Es gibt aber auch genug Menschen, die die Art zu schreiben schrecklich finden. Es gibt kein Patent dafür, dass es wirklich JEDEM gefällt.

    Kann man anhand des Schreibstils einen Text einem bestimmten Forenmitglied zuordnen?

    Jap, kann man.
    Ich habe beim Schreibwettbewerb schon öfter richtig geraten ^^

    Kann ein Schreibstil zu einer schlechten Angewohnheit werden, sodass er am Ende sogar störend sein kann?

    Nein. Ich finde, dass der Stil ein Konstante ist, die sich durch den Text ziehen sollte und sich nicht alle paar Seiten ändern sollte.. Natürlich entwickelt sich der Stil mit der Zeit weiter, wird besser, der Wortschatz größer. Außerdem merke ich, dass ich mich im Stil von Büchern beeinflussen lasse, die mir selbst sehr gut gefallen.
    Mit dem Alter gefallen mir andere Bücher gut und schon geht mein Stil in eine andere Richtung, auch wenn ich sagen muss, dass der Kern meines Stils immer der Gleiche geblieben ist.

    Und wird der Schreibstil unbewusst verfälscht, wenn man sich explizit darauf fixiert, diesen markant darzustellen?

    Ja, wenn du bewusst versuchst deinen Text in Muster zu zwängen bestimmt. Es könnte zum Beispiel dazu führen, dass du deinen Stil überspitzt, sodass es tatsächlich anstrengend zu lesen sein kann, weil du jetzt UNBEDINGT dieses eine Wort einbauen wolltest.
    Ich finde es am besten, einfach aus dem Bauch heraus zu schreiben, so dass es einem selbst gefallen würde :)

    Ist es eigentlich möglich, seinen Stil zu perfektionieren?

    :hmm: Man kann seinen Stil sicherlich weiterentwickeln. Der Wortschatz wächst, genauso wie die bekannten Redewendungen und Formulierungen, das macht den Text besser...
    perfektionieren ist halt wieder subjektiv.
    Außerdem stimme ich Kalki zu, dass man sich vor Veränderung/Verbesserung/Vorschlägen nicht verschließen sollte. So gesehen ist ein Stil nie perfekt.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Es gibt Bücher, die ich persönlich grauenhaft finde, die andere aber total aus den Socken hauen. Nimm Klim. Sie LIEB`T (und ich untertreibe hier ein wenig) Pratchett.

    Genau :D Auch ich musste mich anfangs an ihn gewöhnen, aber wie gesagt ... :rolleyes: und ich höre immer wieder ein "Mit dem kann ich so GAR nichts anfangen, ich konnte das einfach nicht lesen, ladida..."

    Meiner Meinung nach ist Lesen immer Kommunikation zwischen Autor und Leser. Ob bewusst oder unbewusst, der Autor packt viel von sich, seiner Meinung, seinen Ansichten und Überzeugungen, seiner Art und seinem Charakter in seine Texte. Anhand von diesen wählt er schliesslich seine Worte.
    Ein Text kann nun... sagen wir mal, viel mit Sex zu tun haben. Der Prota denkt oft daran (und an diverse Praktiken zum Thema), seis nur in einem Nebensatz. Vergleiche werden gezogen, Sex selbst wird oft praktiziert und der Vorgang stets relativ genau beschrieben. Es gibt Zuneigung/Verliebtsein/Liebe, aber Sexualität wirkt wie der [indirekte] Dreh- und Angelpunk der Handlung. Alles läuft irgendwie darauf hinaus. (Ich nenne mal Ken Follett als Beispiel, bei dem der/die Prota immer mega-heiss ist und der Antagonist auffällig oft einfach nur geil auf sie/ihn und schlussendlich ein Vergewaltiger.)
    Ich mag das nicht. Sex kann ein Stilmittel/Plot-Treiber sein, aber wenn auf jeder Seite irgend eine Anspielung winkt, irgend ein Vergleich, wenn ich das Gefühl hab, dass der Autor ein notgeiler Idiot ist, mit dem ich keine halbe Stunde verbringen wollen würde... Dann ist das für mit ein "schlechter Schreibstil".
    Die Kommunikation Autor-Leser passt nicht, wir verstehen uns nicht. Ein Pratchett oder Eschbach hingegen- Wir sprechen dieselbe Sprache, haben einen ähnlichen Humor, ich fühle mich nach dem "Gespräch" aufgetankt und in meinem Horizont erweitert. Bei anderen ist es dann mehr so "Himmel werd erwachsen und lass deinen Figuren ihre Privatsphäre!"
    (Ähnliches bei Jugendromanen, wo die Hauptdarstellerin vier Sätze pro Seite von ihrem Lover schwärmt :rolleyes: Ihr wisst, was ich meine.)

    Wenn ich mich also mit dem Autor verstehe, darf er auch mal eine dreiseitige Beschreibung bringen, die mich eigentlich langweilt. Ich weiss ja, dass gleich ein Dialog kommen muss. Ich verbringe schliesslich gerne Zeit mit ihm.
    Ein Schriftsteller, der absichtlich altertümliche, übertrieben poetische Worte verwendet, dessen Stilmittel es ist, alles irgendwie in den falschen Kontext zu setzen (Himmel da kenn ich Leute), wirkt auf mich oft gekünstelt und unecht. Ich verbringe meine Zeit im RL auch nur ungern mit unauthentisch wirkenden Menschen, und ich lese nur ungern unauthentisch wirkende Sätze.

    Wenn ihr wisst, was ich meine ^^


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Einen perfekten Schreibstil gibt es meiner Meinung nach nicht - ganz abgesehen davon, dass der wie Schönheit, Geschmack oder Weltanschauung immer vom Auge des Betrachters (Lesers) abhängt.

    Man kann ein Drama von Shakespeare ebenso wenig mit der Prosa von z.B. Friedrich Dürrenmatt vergleichen wie die Bibel mit den Werken von Marx, Engels und Lenin; das "Manifest" schreibt man anders als das Drehbuch zu "Es geschah am helllichten Tag" (ihr erinnert euch vielleicht an Heinz Rühmann in der Rolle des Kommissars).

    Mit "Krieg und Frieden" oder "Anna Karenina" von Leo Tolstoi konnte ich zum Beispiel gar nichts anfangen, während mir "Der Idiot" von Fjodor M. Dostojewski gefallen hat (es liegt die Vermutung nahe, dass ich mit Geld auch nicht so gut umgehen kann :D ). Aber was ich mit diesem Beispiel ausdrücken will: Alle drei genannten Werke gehören zur klassischen Weltliteratur aber deshalb gefallen sie mir nicht automatisch alle.

    Selbst einige meiner Lieblingsautoren haben sich - meist am Ende ihrer Schaffenszeit - oft in eine Richtung bewegt, die mir nicht mehr gefallen hat. Shakespeare wird ja sogar nachgesagt, dass er seine Angestellten für sich hat schreiben lassen - aber das ist natürlich reine Spekulation...

    Gruß
    Steffen

  • Einen Schreibstil kann man sehr schnell erkennen, beziehungsweise einem bestimmten Autor zuordnen.

    Zum Beispiel der Schreibwettbewerb. Ich mache mir regelmäßig den Spaß, und rätsel, wer welche Geschcihte geschrieben hat. Im Schnitt erkenne ich ungefähr die Hälfte der Geschichten beim Schreibwettbewerb richtig, aber meistens nicht allzu genau. Manchmal nur ein "entweder ist das von Tom Stark, oder von Polarfuchs", bei anderen ist es für mich aber eindeutig. Kalkwieses Geschichte habe ich zum Beispiel beim letzten Schreibwettbewerb sofort erkannt. Kisas Geschichte habe ich auch erkannt, alleine schon, weil es darin um Assasinnen ging. Obwohl da ein leichter Zweifel blieb, weil es auch von Kyelia sein hätte können.

    Aber ein Buch, das sich wie warme Semmel verkauft, heißt nicht, dass der Schreibstil gut ist (beziehungsweise den persönlichen Geschmack trifft). Wie Klimbim schon schrieb: Bei Ken Follet, der eigentlich einen guten Schreibstil hat, stößt es recht schnell bitter auf, dass es da prinzipiell um Sex geht. Und das wird sehr detailgenau beschrieben. Andere Szenen, wie zum Beispiel Fluchtszenen, oder einfach nur Szenen, wo es um Bürokratie geht, sind dafür so flüchtig beschrieben, dass man bisweilen einen Abschnitt zweimal lesen muss, damit sich der Sinn erschließt.

    Bei Hohlbein, um einen anderes Beispiel zu nennen, wiederholen sich bestimmte Sätze immer. Es dürfte kein Buch von ihm geben, das ohne "erst als er den ersten Bissen gegessen hatte, spürte er, wie hungrig er war" auskam. Bisweilen ging das so weit, das ich schon überlegte, ob er seine Bücher so schreibt, dass er nur Textbaustein an Textbaustein reihte.

    Aber man kann natürlich auch versuchen, seinen Stil zu verändern. Mir ist es nur nie so richtig erfolgreich gelungen. ^^
    Rael hingegen hatte mal eine Geschichte geschrieben, die ich nie mit ihr in Verbindung gebracht hätte. Sie hatte zu mir gemeint, sie hätte zu dem Zeitpunkt mit einer Grippe gekämpft. Ob das was damit zu tun hatte, oder ich nur auf beiden Augen blind war, weiß ich nicht. ^^

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde Stil ist, wie der Autor schreibt, aber nicht was.
    Ich differenziere da immer.
    Wie beschreibt er etwas, wie wählt er seine Worte, wie erzählt er seine Geschichte - Ganz klar Stil.
    Das, was ich oft als falsch bezeichne, ist immer "was" da steht.
    Sinn und Logik.
    Das Buch kann noch so toll sein, aber wenn da eine Logiklücke die nächste jagt, verliere ich das Interesse und höre auf zu lesen, selbst wenn die Art "wie" es beschrieben ist, total toll ist.
    Wie werden Charakter beschrieben? Und sind deren Entwicklungen schlüssig?
    Der Protagonist kann noch so bildhaft beschrieben werden, stilsicher, aber wenn er sich ständig widerspricht ist das einfach nur falsch für mich.
    Deswegen gefallen mir viele unterschiedliche Schreibstile, solange der Inhalt stimmt.
    Ganz nach dem Motto: "Man kann Scheiße nicht zu Gold machen, auch wenn man sie mühevoll einsprüht."
    Das mal abgesehen von Rechtschreibung, Kommasetzung bliblablub. Da passieren jedem Fehler.

    Mein Stil ist z.B. mittlerweile, dass ich mich von den One-Man-Shows zurückgezogen hab und bei den Worten "der Eine" oder "die Eine" einfach nur mitm Kopf gegen die Wand rennen möchte. Das kann gut verpackt sein, sogar sehr gut, so ein Held, der alle rettet, aber wenn ich ehrlich bin, das ist meist sehr unwahrscheinlich und das merkt man den Büchern leider an. Ich stehe auf die Gruppenkonstellation und bleibe dieser Art von Erzählung treu, weil es mir persönlich mehr Spaß macht vielen Charaktern Leben einzuhauchen und diese strategisch zu nutzen, als irgendjemand Bestimmtes in den Himmel zu loben und wie Highlander durch eine Geschichte stiefeln zu lassen.
    Zitat: "Es kann nur einen geben!".
    Auch begleitet Humor immer meine Geschichten, gerade wenns wirklich ernst wird, woran man mich sehr gut ausmachen kann. Das ist ein Teil von mir, den ich nicht abschütteln kann und womöglich auf andere sehr unheroisch wirkt. Das ist mir aber egal XD
    Jeder hat so seine Art eine Geschichte hochzuziehen, was wieder einige gut finden, andere eben nicht. Wirklicher Stil bedeutet für mich auch, sich im Wie nicht davon beinflussen zu lassen, egal was einer meint kritisieren zu müssen - eben nur mal über das Was nachdenken, wenns nicht mehr nachvollziehbar wird.

    "Habent sua fata libelli."

    ("Bücher haben ihre Schicksale.")

    - Terentianus Maurus

  • Das Amüsante ist, dass man seinen eigenen Stil weniger kennt, als andere es tun und umgekehrt. Natürlich fallen einem mit der Zeit bestimmte Dinge auf. So benutze ich selbst gerne "bisweilen" und noch ein paar solche nicht alltäglichen Worte. Einerseits habe ich mich damit abgefunden, andererseits ärgert es mich.
    Bin ich schon so eingefahren, dass man mir wie einem der alten Meister jetzt sogar schon einen Stil zuordnen kann?
    Und was sagt das über meine Flexibilität aus?
    Bedeutet das etwa, ich schreibe auch inhaltlich immer und immer wieder denselben Mist, nur mal angesiedelt auf einem anderen Misthaufen?

    Tatsächlich fürchte ich, dass dem wirklich so ist. Und das ärgert mich noch mehr! Daher hoffe ich, ihr habt (alle) recht damit, dass man sich noch entwickelt. Vielleicht ist man irgendwann auch mit seinem Stil so zufrieden, dass man sich selbst nicht mehr in den Hintern tritt?

    Warum ich jetzt an Marcel Reich-Ranicki denken muss, der oft im literarischen Quartett aufgejault hat, als hätte man ihn getreten, wenn er einen bestimmten Autor oder dessen Text so schlecht fand, dass es ihm scheinbar körperliche Schmerzen bereitet hat?
    Das war für den Zuschauer immer sehr lustig anzusehen, aber der Autor hat sich bestimmt oft gedacht: "Na klar, Du weißt (kannst) es natürlich mal wieder besser ..."
    Vielleicht, weil ich gerne meinen eigenen Stil so betrachten können würde. Aufjaulen, wenn ich erkenne, eine schlechte Angewohnheit sogar noch kultiviert zu haben.
    Leider ist das verdammt schwer, oder mir fällt es einfach sehr schwer - kann ja nur für mich sprechen.
    Deswegen sind Leser so wichtig.
    Viele Schreiber, gerade die Jüngeren, geben sich der Vorstellung hin, dass sie in erster Linie für sich schreiben. Das ist aber nur bis zu einem bestimmten Punkt für das eigene Können nützlich. Will man wirklich nur schreiben um die Dämonen (oder Engel) in seinem Kopf hinauszulassen oder möchte man seine Fertigkeit auch verfeinern?
    Letztlich (auch so ein Lieblingswort von mir, sehe ich gerade) bleibt das natürlich jedem selbst überlassen.
    Ich für meinen Teil brauche nach den inzwischen doch Jahrzehnten des Schreibens immer mal wieder ein Schulterklopfen oder auch einen Tritt, der mich aus meiner Selbstgefälligkeit herausreißt (oder darin bestätigt ...)

    Um jedoch auf die Fragen zurückzukommen:
    - Dazu müsste ich mir nochmal Deine Texte vornehmen. Ich werde jedoch ab sofort besonders darauf achten und vielleicht meine Antwort hier beizeiten ergänzen. (Beizeiten ... auch so ein Wort!)
    - Ich weiß gar nicht, ob man einen Stil "übertreiben" kann. Kann ein Maler zu viel Blau in seinem Bild verwenden? Kann ein Bildhauer seine Figuren zu realistisch/abstrakt machen? Ist das nicht genau das, was am Ende den prägnanten Stil erst ausmacht? Ob und wem es dann gefällt ist, wie so oft, eine ganz andere Sache.
    - Perfektion gibt es nicht. PUNKT. Der Perfektion fehlt nämlich dann der Makel der Unvollkommenheit. Das klingt jetzt wie eine Glückskeksweisheit, zugegeben. Ich persönlich empfinde jedoch "Makel" als das Salz in der Suppe. Mein Lieblingsbild von meinem Vater ist nicht das perfekt gestylte Familienfoto, sondern eines, wo er ... , sagen wir einfach, Persönlichkeit demonstriert ^^
    Kleine Fehler in Texten (auch inhaltlich) empfinde ich als liebenswert. Gerade wenn ein junger Autor seinen Held furchtbar auf Batman trimmt oder die Heldengruppe sich eher wie die Fünf Freunde lesen, als wie eine Truppe aus hartgesottenen Einzelgängern, jeder für sich schon eine Legende.
    - Ich hasse langatmige Beschreibungen (habe das gelegentlich in einem oder zwei ...Dutzend Posts erwähnt ...)
    Einige wirklich gute Autoren ersparen mir manchmal ganze Drittel eines Kapitels zu lesen, weil ich einfach drüber blättere, wenn sie sich mal wieder in die Architektur eines Hauses, oder in die Vielbuntigkeit (gibt es das Wort überhaupt?) einer Naturszene verlieben.
    Was ich wiederum sehr schätze, sind Einblicke in die Gedankenwelt einer Figur, sofern sich das nicht andauernd wiederholt. Wie bei den oben genannten Beschreibungen, sind auch hier viele Autoren sich gar nicht bewusst, wie es ihre Leser anödet, zum fünften Mal zu lesen, wie edel ein Charakter eigentlich ist, wie unsagbar leidend er aber nun doch etwas tut, was er gar nicht will ...
    Zusammenfassend könnte man sagen: Ich mag es, wenn die Story vorankommt (!!!) und ich nicht Gefühl habe, ich werde künstlich ausgebremst, nur dass aus dem 200seitigen Roman doch noch ein 400er Wälzer wird.
    - Besonders schätze ich Wortwitz. Das ist nicht Jedermanns Sache, zumal man einen gewissen sprachlichen Hintergrund braucht. Gerade beim erwähnten Pratchett geht leider sehr viel bei der Übersetzung verloren, auch wenn die Leute dort keinen schlechten Job gemacht haben. Manchmal geht es einfach nicht. Aber geschliffene Formulierungen, die mit der Mehrdeutigkeit bestimmter Phrasen spielen, die vermitteln mir oft das Gefühl hier einen Qualitätstext (vom Stil her gesehen) zu lesen. Denn feiner (hintergründiger) Humor in Romanen ist richtig schwer rüber zu bringen und verlangen Autor wie Leser echte Anstrengungen ab.

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    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    3 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (3. September 2016 um 21:18)