Glaubhafte und nachvollziehbare Charaktere

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 16.776 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. März 2022 um 19:48) ist von Eegon2.

    • Offizieller Beitrag

    Glaubhafte und nachvollziehbare Charaktere

    Ja, was braucht eine Geschichte? Eine Handlung, natürlich. Ein schöner Thread dazu, @Rael s Wie schreibe ich eine Geschichte … Von der Planung bis zur Umsetzung. Aber eine Handlung kann nur mit und aus Charakteren entstehen. Sie sind einer der Grundsteine, auf der die Geschichte - das Buch - später stehen wird. Deshalb ist es wichtig, dass eine Hauptfigur in einem Buch glaubwürdig erstellt wird und auch entsprechend handelt, damit sich der Leser auch etwas darunter vorstellen kann. Und nicht am Ende glaubt, die Hälfte des Buches verpasst zu haben.


    Im Folgenden würde ich einfach mal aufschreiben, wie ich meine Charaktere und Figuren entwickle. Vielleicht hilft es irgendwem oder jemand hat Ergänzungen oder andere Vorschläge, Dinge die für ihn oder sie funktionieren. Gern her damit!

    Am Ende gibt es kein ultimatives Rezept, jeder handhabt es anders und für jeden funktionieren andere Dinge besser oder schlechter.

    Für mich jedenfalls entstehen Charaktere im Laufe der Handlung. So ist deren Entwicklung ein ständiges Wechselspiel mit dem Plot der Geschichte. Genauso wie ich als real existierender Mensch, entwickeln sich auch meine Charaktere mit dem, was sie erleben oder auch erlebt haben. Sie haben ihr eigenes Schicksal worauf Entscheidungen und Beweggründe fußen.

    Für mich ist der wichtigste Punkt und der Grundstein für alle Handlungen, die mein Charakter im Laufe der Geschichte ausführt seine …

    Vergangenheit:

    Aus diesem Grund bekommen alle meine Charaktere vor dem Beginn des Schreibprozesses eine Vergangenheit. Und damit meine ich alle. Ob nun Hauptcharakter oder Nebencharakter. Oder auch nur der Wirt, der an einem Abend das Glas meines Charakters füllt. Natürlich unterscheidet sich da die Menge. Der Hauptcharakter bekommt einen sehr viel detaillierteren Hintergrund, als der Wirt, der nur einmal auftaucht.

    Ich mache mir also Gedanken darüber, wo meine Figur ausgewachsen ist, unter welchen Bedingungen, mit welchen Mitteln und wie das Umfeld ausgesehen hat. Hatte er eine gute Kindheit, ist er vielleicht sogar zur Schule gegangen und hat eine Ausbildung gemacht, hatte er Familie, die ihn beschützt und geliebt hat. Oder war er immer nur ein Anhängsel, hat gelernt, was andere ihm beigebracht haben, aber zur Schule ging er nie? Hat er die falschen Freunde gefunden? Oder ist er komplett abseits von aller Zivilisation aufgewachsen? Musste er für sich selbst sorgen, oder sogar noch andere versorgen, oder wurde für ihn alles gemacht?

    All diese Sachen führen zu einer anderen Entwicklung und formen demnach eine andere Persönlichkeit.

    Für mich ist die Vergangenheit also unglaublich wichtig, weil ich anhand dessen ein Gefühl für meine Figur bekomme. Ich kann mich besser hineinversetzen. Wie würde er oder sie auf eine Situation reagieren, da sie das und jenes in ihrer oder seiner Kindheit erlebt hat? Ist meine Figur zum Beispiel als Kind von einem Baum gefallen und würde nun deshalb niemals in einen Heißluftballon steigen, oder vielleicht sogar eine experimentelle Flugmaschine testen? Oder ist sie mit Tieren aufgewachsen und hat sie deshalb ein besonderes Händchen für alle Arten von Tierchen?

    Jetzt ist das kein Soll, dass nun alle Erlebnisse irgendwo in der Geschichte ihren Auftritt finden. Viele Dinge, die ich mir für meine Figur ausdenke, kommen nie in der Geschichte vor. Sie sind Hinweise für mich, damit es mir leichter fällt, damit ich ein Gefühl für meine Figur bekomme.

    Auch als Leser muss ich nicht jedes kleinste Detail einer Figur in einer Geschichte erfahren. Ich muss nicht wissen, was er oder sie für Unterwäsche trägt und warum, wenn es für die Geschichte nicht von Bedeutung ist. Es kommt eben genau darauf an. Was braucht der Leser, um sich ebenfalls in meinen Charakter hineinversetzen zu können?

    Die Vergangenheit formt die Persönlichkeit eines Menschen und sie formt auch die Persönlichkeit meiner Charaktere.

    Gerade bei Bösewichten fällt es mir immer wieder auf, dass die Typen einfach keine eigene Persönlichkeit haben. Der/die/das ist böse, weil …. eben … Baum. Warum ist er böse? Hat er einen Grund? Einer Handlung geht immer ein Antrieb voraus und für mich ist „ich will die Weltherrschaft“ kein Antrieb, wenn mir kein Grund entgegengeworfen wird, der dieses Denken in irgendeiner Art rechtfertigt. Warum will er/sie die Weltherrschaft? Was hat er erlebt, dass es so weit kam? Dass er/sie glaubt, es besser zu können, als die anderen? Dass er/sie denkt, dass etwas geändert werden muss? Niemand ist einfach nur böse, weil er es kann. Diese Person denkt vielleicht, sie ist im Recht. Aber warum?

    Ein klassisches Konzept in Fantasy-Büchern. Der Böse ist Böse, war es schon immer und wird es auch immer sein. Und der Gute, war immer gut und wird es auch bleiben. Wer kennt ihn nicht? Den Kampf von Gut gegen Böse. Die Fantasy lebt davon.

    Das typische Schwarz-Weiß. Was grundsätzlich nicht falsch ist. Wenn der Charakter seine Handlungen zu rechtfertigen weiß.


    Womit wir bei den Reaktionen sind:

    Die Frage, reagiert meine Figur auf eine Situation, oder reagiert die Situation auf meine Figur?
    Den Fehler habe ich anfangs auch immer gemacht und ich sehe es auch bei vielen anderen Geschichten immer und immer wieder. Figuren, die bereits anfangen ihre Persönlichkeit herauszukristallisieren, aber dann in einer Situation völlig von dieser abweichen, eine völlig unlogische und für ihr Verhalten untypische Entscheidung treffen, nur, damit die Geschichte in eine bestimmte Richtung gelenkt wird. Eine Richtung, die man als Schreiber unbedingt braucht, für die Figur aber keinen Sinn macht.

    Hier sei gesagt: auch der Mensch trifft nicht immer irrationale Entscheidungen, auch der Mensch macht Fehler und lässt Intuitionen entscheiden, Emotionen. Aber solche Sachen lassen sich auch in Geschichten nachvollziehbar erklären und beschreiben. So, dass es der Leser versteht.

    Um solche von Emotionen gesteuerten Entscheidungen geht es auch gar nicht. Es sind jene, die hölzern wirken, weil man als Leser merkt, nicht die Figur treibt die Geschichte, sondern die Situation. Der Leser bekommt dann Schwierigkeiten, dem Geschehen zu folgen. Leider sitzt der Leser nicht im Kopf des Autors. Der Autor muss sich also Mühe geben und versuchen alles, was er in seinem Kopf zusammenbraut niederzuschreiben...zumindest so weit, dass die Gegenseite etwas damit anfangen kann.

    Beispiel:
    Mr. Bösewicht ist unglaublich stark und niemand kann ihn besiegen. In diversen Kämpfen wurde gezeigt, was er drauf hat. Und plötzlich kommt unser Held, der seit 3 Wochen ein Schwert in den Händen hält und bäm – Bösewicht weg.

    Das kann man natürlich machen, keine Frage. Aber auf mich wirkt das immer, als wäre das eine fixe Idee gewesen, die gar nicht mehr in den Verlauf der Geschichte passt, aber unbedingt hineingepresst werden muss.

    Es ist nicht immer leicht eine Figur logisch agieren zu lassen, einfach, weil man Figuren nun mal in eine bestimmte Richtung drängen muss. Zeit spielt da für mich eine große Rolle. Wenn ich merke, das passt so nicht, das kommt zu schnell, zu sehr um die Ecke, dann braucht es an der Stelle vielleicht doch noch mal ein tiefere Erklärung.
    Deshalb ist es auch wichtig, schon frühzeitig zu überlegen, welche Richtung man einschlagen will und vielleicht nicht jeden fixen Gedanken einfach ohne zu überlegen umzusetzen.

    Das Genre und Subgenre, wenn es um Reaktionen geht:
    Es ist wichtig, dass man im Hinterkopf behält, an welchem Genre man schreibt oder welches Genre man liest. Charaktere aus einer ernsteren Geschichte reagieren anders auf Situation als Charaktere aus einer eher humoristisch angehauchten Geschichte. Die Logik mit der eine Figur reagiert, passt vielleicht nicht immer in unsere heutige Zeit in unser eigenes Leben und es ist schwer, diese dann nachzuvollziehen. Deshalb ist es wichtig, dass man Reaktionen erklärt, sie in die Logik der Geschichte einflicht. Ebenso wie die Handlung/der Plot einer Geschichte muss auch die Reaktion des Charakters in der Welt, die man erschaffen hat, Sinn ergeben. Das kann durchaus bedeuten, dass sie für unsere Welt keinen Sinn macht, dass es in unserer Welt mit dem Verhalten/der Handlung niemals weitergekommen wäre. Das heißt aber nicht, dass es in der fiktiven Welt nicht funktionieren kann. Es ist wichtig, dass man sich an das hält, auf was man die ganze Zeit aufbaut, dass man die eigene Logik der Geschichte nicht zerstört und diese dann auch erklären kann.


    Beginn und Entwicklung:

    Natürlich muss nicht alles muss schon zu Beginn feststehen. Ich mache mir immer Stichpunkte, fasse das Gröbste zusammen, Eckpunkte der Vergangenheit, daraus resultierende Persönlichkeitsmerkmale, vielleicht auch das Aussehen. Damit eben am Ende nicht alles um 180° grundlos gedreht wird, nur, weil es so besser in den Plot passt. Viele Dinge entwickeln sich aber mit der Geschichte, Dinge, an die man anfangs gar nicht gedacht hat und die einfach beim Schreiben kommen.

    Wenn mir eine Idee während dem Schreiben kommt, wenn ich denke, das könnte auch passen. Dann schaue ich immer, ob es in mein bisheriges Konzept passt, ob es mit den Überlegungen übereinstimmt, die ich mir zu Beginn gemacht habe. Oder mit den Sachen, die ich bereits geschrieben habe. Passt es nicht und bekomme ich es auch nicht logisch erklärt, dann lasse ich die Sache entweder fallen, oder stelle sie für später zurück. Sie auf Krampf und wegen einer fixen Idee in die Geschichte einzubringen, hat mich in der Vergangenheit eher nur in Zwickmühlen gebracht.


    Dialoge:

    Dialoge sind für mich wichtig, um einen Charakter greifen zu können. Ob nun durch direkte oder indirekte Reden, aber wie sich der Charakter ausdrückt, wie er was sagt, warum er was sagt und wie er durch sein Gesagtes auf andere reagiert und wirkt, gibt der Figur Tiefe.

    Einen Dialog lebendig wirken zu lassen, ist meiner Meinung nach eine der schwersten Sachen an Geschichten. Man möchte Informationen einfließen lassen, darf aber auch nicht zu viel durch den Mund eines Charakters sagen, weil es sonst zu hölzern klingt. Langweilig für den Leser. Es ist wichtig auch hier auf die Vergangenheit und die Persönlichkeit zu achten.

    Eine schüchterne Person wird weniger reden, als eine nach außen hin sehr extrovertierte Figur. Ein Philosoph drückt sich anders aus als ein Gangster-Rapper. Jemand, der selbst von sich überzeugt ist, wird eher lange Monologe über sich selbst führen, als jemand, der eher ein Ohr für andere hat.
    Was habe ich für einen Charakter, benutzt er Slang, Dialekt, hat er einen Sprachfehler, aus welchem Personenkreis kommt er, welchen Job führt er aus, wie ist er aufgewachsen?

    Manchmal übernehmen bei mir sogar die Charaktere das Schreiben. Oft habe ich den Fehler gemacht und das unterbunden. Mittlerweile lasse ich sie einfach machen. Ich starte ein Gespräch und wenn ich merke, es entwickelt sich in eine komische oder sogar falsche Richtung, dann schriebe ich dennoch erstmal weiter. Zum einen unterbindet das bei mir das Risiko einer Schreibblockade und zum anderen entstehen dadurch manchmal Gespräche, die man so nicht gedacht hätte. Auch verschiedene Blickwinkel, die man am Anfang noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Also was ist daran falsch? Streichen kann man am Ende immer noch.

    Allerdings sollte man aufpassen, dass es in die jeweilige Situation passt. Sonst hat man das Freitagabend-Gespräch über das Sonntagsessen in einer Verfolgungsjagd.

    Die Charaktere mal von der Leine zu lassen, kann Gespräche auflockern.

    Auch hilfreich ist immer, jemanden anderen um Hilfe zu bitten, ein Gespräch kurz durchzugehen oder einfach zu fragen, wie die Person reagieren könnte.


    Stärken und Schwächen:

    Manche Autoren lieben sie, verwenden sie immer wieder gern und manche Autoren würden solche Bücher am liebsten verbrennen, bezeichnen es als unkreativ und alles schon dagewesen: Diese perfekten Alleskönner.

    Keiner verbietet, dass man den Charakter nicht als wunderschön und perfekt beschreiben, oder ihm massenhaft Fähigkeiten andichten kann. Nur leider hat das den Effekt, dass man sich schnell verirrt und den Weg nicht mehr wiederfindet.

    Bei vielen Charakteren fehlen mir persönlich immer die Schwächen. Sie sind in allem die besten, sehen gut aus und lernen innerhalb von einem Kapitel wie man mit einem Schwert umgeht und machen dann alle Profis fertig, obwohl sie ein Schwert gerade mal seit 3 Wochen in den Händen halten. Natürlich, es sind ja auch die Helden der Geschichte und diese müssen doch stark sein.

    Warum? Weil alles andere wäre ja „langweilig“.

    Aber muss das eine das andere ausschließen? Muss ein Charakter entweder langweilig, oder vollkommen übermächtig sein? Ich finde, dass gerade normale Charaktere in einer Geschichte den meisten Platz für Entwicklung bieten, allerdings können sie auch schnell nerven. Wenn aus Mr. Normal innerhalb eines Kapitels Mr. Übermächtig wird, oder auch, wenn aus Mr. Normal einfach niemand wird und er bis zum Schluss gar keine Entwicklung durchmacht im Übrigen kann auch aus Mr. Übermächtig einfach mal ein Mr. Normal werden.

    Jeder Mensch hat Schwächen, auch jene, von denen man denkt, die hätten keine. Der eine hat mehr, der andere weniger, bei dem einen sind sie essentieller als bei anderen. Aber Fakt ist. Jeder hat sie. Manche glauben zwar, dass sie keine haben, aber das stimmt nicht.

    Man lernt es schon in der Schule und sicher war der eine oder andere schon einmal in der Lage, dass er seine Stärken und Schwächen aufzählen sollte. Natürlich interessieren den Arbeitgeber die Stärken und man sollte nie mehr Schwächen aufzählen als Stärken, aber man sollte im Hinterkopf behalten, dass jeder Mensch beides hat. Denn genau das macht uns aus, Stärken, Talente, Schwächen, Fehler. Warum also werden Schwächen bei fiktiven Figuren oft ignoriert?

    Der Grund, warum wir schreiben, ist wohl der Auslöser. Man will ja ein Idealbild erschaffen, eigene Fehler herauslassen, um etwas Perfektes zu kreieren. Etwas, zu dem jeder aufsehen will und sich vielleicht auch damit vergleichen, sich in dieses Leben „träumen“ will? Was man im echten Leben nicht kann oder nicht erreicht hat, will man vielleicht einfach in einer Geschichte erreichen.


    Dabei sind Figuren viel glaubwürdiger, lebendiger und tiefsinniger, wenn sie beides haben: Schwächen und Stärken.

    Schwächen sind nichts Schlimmes. Sie formen und geben dem Charakter wieder Stärke. Gern darf der Charakter auch mal aufs Mail fallen ... das passiert uns auch. Wir lernen daraus. Und genau dieser Lernprozess lässt eine erfundene Figur plastisch wirken. Die Überwindung aus einer Schwäche eine Stärke zu machen. Über die Grenze zu treten.
    Auch, wenn wir Fantasy schreiben, der Charakter sollte so realitätsnah sein, dass der Leser etwas mit ihm anfangen kann und nicht davor sitzt und keine Handlung nachvollziehbar erscheint, sondern willkürlich und der Situation zurechtgeschustert.


    Wie nun also einen nachvollziehbaren Charakter erstellen?

    Wie schon gesagt: Es gibt kein ultimatives Rezept.

    Für mich habe ich immer folgende Checkliste im Kopf:

    Vergangenheit: Wie ist meine Figur aufgewachsen? Kindheit? Was hat sie bis zum Zeitpunkt des Beginns der Geschichte gemacht? Welchen Rang/Status hat sie? in welcher Gruppierung ist er/sie unterwegs? Hat er/sie eine besondere Rasse? Was sind deren Merkmale? Alter?

    Wie gesagt, ergänze ich viel, wenn ich schreibe, ändere manche Sachen nochmal leicht ab, aber das "Grundgerüst" sollte mMn bereits am Anfang bedacht werden, bevor man den Charakter auf die Leser loslässt. Denn daran entlang hangelt sich die Persönlichkeit und die Einstellung. Man kann sie ausbauen, aber nur schwer, bis eigentlich gar nicht verändern, deshalb sollte man hierrüber intensiv nachdenken. Man kann nicht sagen, dass der Charakter eine unbeschwerte Kindheit hatte und dann plötzlich aus dem Hut zaubern, er wäre von seiner Mutter täglich geschlagen worden.

    Das Aussehen: Auf das Aussehen bin ich bisher noch gar nicht so sehr eingegangen. Tatsächlich habe ich schon Geschichten und Bücher gelesen, in welchen die Personen gar nicht wirklich im Aussehen beschrieben wurden. Allein durch ihr Denken und Handeln, durch die Art wie Situationen beschrieben wurden, konnte der Leser ein Bild im Kopf haben. Aber natürlich spielt das Aussehen in vielen Situationen für einen glaubhaften Charakter ebenfalls eine große Rolle. Im Idealfall hat der Autor ein Bild im Kopf, wenn er sich den Charakter vorstellt und das sollte er dem Leser auch zeigen. Das klappt mal mehr und mal weniger gut, aber wichtig ist, dass man bei dem bleibt, was man am Anfang gesagt hat und nicht willkürlich herumändert. Nicht, dass die Haarfarbe ohne Grund wechselt, oder der Charakter plötzlich 2 Meter gewachsen ist. Oder, dass aus einem Ork plötzlich eine zarte Elfe wird.

    Die Einstellung: Sie steht meist auch am Anfang schon fest. Sie ist entstanden, durch die Vergangenheit des Charakters, seine Meinung und sein soziales Umfeld. Auch die Einstellung kann sich ändern, durch Ereignisse und Meinungen von anderen Charakteren während dem Verlauf der Geschichte. Allerdings ist hier darauf zu achten, dass auch im wahren Leben niemand seine Meinung und Einstellung, die er ein Leben lang vertreten hat, einfach über Bord wirft und von heute auf morgen ändert. So etwas braucht Zeit und Geduld.
    Ich überlege also im Zusammenhang mit der Vergangenheit, welche Einstellung mein Charakter verfolgen könnte.

    Die Persönlichkeit: Welche persönlichen Eigenschaften passen zur Vergangenheit der Figur? Welche Motivation hat meine Figur? Ist sie eher aufgedreht, oder zurückhaltend? Redet sie viel und gern oder wenig? Ist die Figur eher geheimnisvoll? Dann wird er nicht alles ausplaudern.
    Das sind Sachen, die sich so einfach nicht ändern lassen. Wenn den Charakter nichts aus der Ruhe bringt, wird er nicht grundlos Hektik verbreiten. Ist ein Charakter schlau, wird er nicht ständig dumme Fragen stellen.
    Die Persönlichkeit bildet den Charakter, macht ihn zu dem, was er ist, entscheidet, wie er in bestimmten Situationen reagiert.


    Das heißt aber nicht, dass die Einstellung, das Ziel des Charakters zu erkennen sein muss, es kann alles versteckt bleiben. Auch die Persönlichkeit muss nicht immer DIREKT erkennbar sein. Manchmal muss der zweite Blick her. Manchmal muss man mehrmals lesen und manchmal erkennt man das große Ganze auch erst ganz am Ende eines Buches/einer Geschichte. Am Ende muss der Bogen einfach nur rund sein. Die innere Logik der Geschichte muss stimmen.


    So, das war es auch erstmal von meiner Seite. Vielleicht werde ich irgendwann noch etwas ergänzen, wenn mir noch Sachen einfallen, aber das ist zumindest das, worüber ich mir beim Schreiben immer Gedanken mache.



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich diesen Faden erweitere. Falls das nicht erwünscht ist, bitte ich um Nachricht!
    Bezüglich glaubhafter und abwechslungsreicher Charaktere, habe ich schon vor längerem Angefangen mich an den Myers-Briggs Typen zu orientieren. Diese Einteilung, die aus frühen psychologischen Kreisen stammt, werden Charaktere nach 4 Gesichtspunkten bewertet und in eine von zwei Kategorien eingeteilt:
    Motivation (Introvertiert / Extrovertiert)
    Wahrnehmung (Intuitiv / Sensorisch)
    Entscheidungsfindung (Denken / Fühlen)
    Lebensart (Geplant / Spontan)

    Die Einteilung funktioniert auch für "echte" Menschen und kann manchmal ganz interessant sein. Die Matrix wird im Bereich Personalwesen wohl auch noch verwendet. Vor allem aber ist sie für Schriftsteller interessant. Durch die Kombinationsmöglichkeiten entstehen 16 verschiedene Persönlichkeiten, an denen man sich gut orientieren kann. Beispielsweise kann einem hier auffallen, wenn zu viele Charaktere zu ähnlich sind. Auch ob die Entscheidungen der Figur zu seiner Persönlichkeit passen, lässt sich schnell herausfinden. Beispielsweise wird ein spontaner Charakter eher Schwierigkeiten haben Pläne einzuhalten und ein introvertierter Protagonist nach einem rauschenden Fest erstmal Zeit für sich selbst brauchen. Auch bewusste Gegensätze, beispielsweise wenn ein typischer Handwerker zur Untätigkeit verdammt wird oder ein Denker plötzlich Anführer sein soll.
    Das Myers-Briggs Prinzip ist nicht perfekt oder fehlerlos, aber ich finde es ist eine hervorragende Hilfestellung.

    Ich habe lange nach einer guten Übersicht gesucht, die das komplette Spektrum der Myers-Briggs-Typenindikation abdeckt, aber man findet nur einzelne Beschreibungen in langen Texten oder bestenfalls sehr knappe Informationen. Da ich zu faul bin, mir einfach alles zu merken, habe ich mir jetzt ein eigenes Übersichtsblatt erstellt, dass ich auf meinem Blog zur Verfügung stelle: MBTI

    Viele weitere Informationen zu Myers-Briggs findet man z.B. bei Wikipedia oder typen-und-mehr

  • Hi @Francis Bergen ich habe mehrere MBTI Seminare hinter mir und kann dir sagen, dass das Thema ultra komplex ist. Als Hilfestellung für eine Charaktererstellung halte ich dieses Hilfsmittel daher nicht für geeignet und ich sage dir auch warum.

    Der MBTI analysiert bestehende Verhaltenweisen von Menschen und klassifiziert anschließend. Er hat seine Darseinsberechtigung im Personalwesen und im coaching, weil er die soziale Intelligenz anspricht und fördern soll. Hierbei geht es darum zu verstehen, wie Menschen handeln und dies akzeptieren zu können. Besonders für Führungskräfte ein gern genutztes Tool.

    Aber er ist nicht dafür gedacht, aus dem Basismodell heraus Charaktaristika zu entwickeln und genau das muss man tun, wenn man Charaktere für Geschichten erstellt. Eine eindeutige Schwäche des MBTI ist das krasse Schubladendenken, dass keinerlei Grautöne zulässt.
    Charaktere entwickeln sich auch im laufe einer Geschichte, ein festgezurrtes Konstrukt durch einen MBTI ist meiner Meinung nach für einen Charakter viel zu starr und in der Vorbereitung weit zu aufwendig.

    Wo ich dir recht gebe, ist das man im Grundkonstrukt, sprich in der obersten Klassifikation sowas wie intro/extro etc festlegen kann, um zu vermeiden, dass alle Charas gleich sind. Aber das wars dann meiner Meinung nach auch schon.

    Lg
    Rael

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Hallo @Rael,
    danke für dein Feedback. Ganz offensichtlich hast du dich viel tiefschürfender mit Myers-Briggs auseinander gesetzt als ich. Ich vertraue hier gerne auf deine Sachkenntnis, möchte dir aber zumindest ein wenig widersprechen.

    Richtig, einen Charakter nur nach MBTI-Gesichtspunkten aufzubauen und dann einen ganzen Roman lang bei der Schublade zu bleiben, führt wahrscheinlich nicht weiter.
    Aber die MBTI-Schublade zu nutzen, um schnell und einfach zu verstehen, wie der Charakter am Ausgangspunkt tickt, halte ich dennoch für wertvoll. Gerade dann kann ich auch festhalten, wo sich der Charakter wie weiterentwickelt.

    Die Schubladen im MBTI haben nicht nur keine Grautöne, wie du völlig zu recht bemängelst. Sie gehen auch von idealisierten Charakteren, Stereotypen, aus. Seine Charaktere da hinein zwängen zu wollen, hilft wohl niemandem.

    Ich nutze die Typen genau anders herum. Nachdem ich meine Charaktere erschaffen habe, ihnen Motive, Ängste und Geschichte gegeben habe, sehe ich nach, wo sie in der Matrix landen würden. Genau zu diesem Zweck habe ich das Übersichtsblatt gemacht, hier trage ich die Kürzel der Figuren ein. Dadurch kann ich auf einen Blick sehen, wo ich vielleicht Übergewicht habe. Brauche ich noch Figuren, die andere Facetten beleuchten? Einen Comic-Relief vielleicht? Oder jemanden der mit Ruhe an die Sache heran geht? Gibt es Häufungen und bei welchen Charakteren macht es vielleicht Sinn, nochmal an ihrem Hintergrund zu feilen?
    Ich könnte mir vorstellen, dass du durch dein detailliertes Wissen schon zu stark auf die Fallstricke schaust. Als Autor ist das MBTI in meinen Augen nur ein oberflächliches Hilfsmittel um Struktur zu erhalten und ggf. zu bewahren und sich seiner eigenen Figuren genauer bewusst zu werden. Ein klein bisschen wie die Führungsperson, die ihre Untergebenen zu klassifizieren sucht.

    Detaillierte psychologische Auswertungen der Charaktere zu machen, wird uns Autoren wohl nur selten weiter bringen, da hast du völlig recht. Und ganz gewiss sind die Typindikatoren nicht für jeden etwas. Aber ich glaube dennoch, dass sie als Werkzeug in unseren Kästen dienlich sein können, wenn wir uns nicht daran festbeißen. Ein neuer Schraubendreher kann gut sein, aber wir sollten nicht versuchen, damit Löcher zu bohren.

    Grüße
    Francis

  • Ich halte den Beitrag von @Francis Bergen durchaus für sinnvoll, wenn man Werkzeuge nutzt, um seine Charaktere zu überprüfen. Mein Problem ist vielfach, dass sich meine Chars viel zu sehr ähneln. Wenn ich da mit einem Tool drüber gehe, könne ich vieles wohl verbessern.
    Aber um tatsächlich glaubhafte und nachvollziehbare Charaktere zu erschaffen, braucht es meiner Meinung andere Ansätze.
    Zum einen muss man seinen Chars eine gewisse Intelligenz zubilligen. Niemand nimmt einem ein Haufen Vollidioten als Weltretter ab.
    Genauso muß man auf elementare menschliche Psychologie Rücksicht nehmen. Prinzipiell hat jeder Mensch von sich selbst ein positives Bild.
    Natürlich müssen auch die Handlungen der Chars im Einklang damit sein. Eine gewisse Kontinuität ist also Voraussetzung für einen nachvollziehbaren Char.
    Sie handeln auch stets nach besten Wissen und Gewissen. Natürlich auch nicht den Selbsterhaltungstrieb unterschätzen.
    Wobei man hierbei niemals die Charakterentwicklung vernachlässigen darf uns diese auch dementsprechend aufbauen und anpassen muss. Ein Char der sich nicht weiterentwickelt, obwohl er in haarsträubende Dinge verwickelt ist, kommt ebenfalls nicht gut an.
    Das gilt übrigens für alle Chars, auch für die "Bösen". Ansonsten ist man nämlich ziemlich schnell bei den Klischees. Alopex hat ja diesen fanatischen sarkastischen Thread zu diesem Thema geschrieben.

    • Offizieller Beitrag

    Niemand nimmt einem ein Haufen Vollidioten als Weltretter ab.

    DAS sehe ich anders. :rofl: Das muss ich ja fast schon als Beleidigung auffassen ;) Kommt drauf an, wie man Vollidioten definiert. Ich mein, ich bin mehr in der Humoristik tätig, dass man da nicht nur "den geborenen Held" an der Leiher hat, ist klar.
    Vor allem ist es unmöglich, für jede Art Leser, einen Charakter nachvollziehbar zu machen, das ist, als würde man jeder Person die gleiche Klamottengröße andrehen. Das geht gar nicht. Außerdem wären dann alle Chars irgendwie gleich, wenn man sie für EINE Person nachvollziehbar macht. Manchmal muss man damit leben, dass einer sagt: "Ich versteh den Kerl/die Frau nicht!"

    Das gilt übrigens für alle Chars, auch für die "Bösen". Ansonsten ist man nämlich ziemlich schnell bei den Klischees.

    Eben!!! Da stimme ich dir zu. ^^ Der Antrieb des Bösen ist meist einfach ... ich habe keine Ahnung, LANGEWEILE?! Da wollen immer irgendwelche Leute die Macht an sich reißen, jemanden stürzen, töten, was nicht unumgehbar ist, denn es spielt sich im Rahmen unserer erlernten Einstellung zur Gerechtigkeit ab, aber auf die Verpackung kommt es an, wie bei @Rael Geschichte, wo JEDER andere Motive hat - glaubwürdige.

    Wie muss den ein Weltretter sein - überhaupt? Da reicht sowieso nicht einer, es sei denn er ist ein Kind zwischen Superman, Highlander und Bat Man. Ich nehme eher diesen heroischen Kämpfern die Rolle nicht ab, weil die meist einfach nur flach sind. Meist geborene Krieger/Soldaten - aber wer beschließt einfach mal eine Welt zu retten? Morgens, nach dem Kaffee ... "Guter Tag zum Welt retten" <--- HÄH?!
    Ich finde, die Charackter müssen in diese Rolle "reinwachsen" - Es sei denn, es beginnt mitten drin und man hat da nicht die Zeitspanne, seinen Helden oder die Helden (gilt auch für Antihelden) darauf vorzubereiten. <-- Dann wird das aber auch derbst in die Hose gehen. Viel schlimmer sind da die Nichtskönner, die dann in einer Woche mal den Schwertkampf erlernen (Kann das bitte mal einer ausprobieren? Ich will das mal im RL sehen - ohne Choreo bitte :rofl: )

    Ich benutze z. B. keine Tools, ich kann das einfach nicht, keine Ahnung warum. Ich mache das immer nach Gefühl. Klar notiere ich mir Stichpunkte, wegen dem Verlauf des Chars und wo ich mit ihm hin möchte, aber nicht nach einem bestimmten Schema. Ich mache mir dazu meine eigenen Studien und lerne vom Menschen selbst.

    So hab ich mal im Freundeskreis rumgefragt, als es um den Aufbau zum Ritual der Wanderschaft ging.
    "Was würdest du tun, wenn man dir alles nehmen würde - alles, was dir wichtig ist?" (Kinder/Ehefrau/Heimat/jegliche Hofffnung auf Überleben)
    Da kam vielleicht von 10 Leuten immer die gleiche Antwort: "Demjenigen würde ich die Kehle rausreißen (töten) ... <-- also im Grunde Rache (Motiv/Antrieb)
    Keiner hat gesagt "Ja, seiner gerechten Strafe zuführen, verhaften lassen oder so ..." Nobe, alle wollten RACHE. Aber nicht, weil sie es wirklich so wollen, sondern weil ihnen das schon von Anbeginn so eingepflanzt wird, gerade den männlichen Vertreter unserer Spezies. "Packt einer dein Kind an - haust du ihm den Kopf vom Hals - auch wenns verboten ist - das macht dich zum Mann!"
    Dabei würde ich dieses Vorgehen vielleicht nur zwei befragten Personen wirklich zutrauen - Bauchgefühl.
    Nichtsdestotrotz, als man mich dann fragte, für was ich das wissen wollte, meinte ich, dass ich meinen Bösewichtern ein glaubhaftes Motiv geben will. Ja, den BÖSEN. Die Gesichtszüge meiner Freunde entglitten, denn wer wollte Vorlage für die "Bösen" in der Story sein - niemand - ja, ich bin eine gemeine Kuh!! Alle wollten ja viel lieber Vorlage für einen strahlenden Held sein - dazu war aber deren Antwort eigentlich falsch und unbrauchbar.

    Ich glaube jedenfalls, dass man - neben den Tools und Büchern über Psychologie - ein Gespür dafür haben muss, wie ein Charackter ist und werden soll. So, wie Künstler ihre Farben auswählen, wenn sie ein Bild gestalten. Es gibt bunte oder ziemlich graue Kunstwerke, alle anders - vielleicht manchmal ein wenig ähnlich. @Skadi wird da wissen, was ich meine. Manche sind gelungen, manche nicht - was IMMER im Auge des Betrachters liegt - oder dem Erschaffer selbst.

    Man kann, wie oben, nur ein paar Richtlinien aufführen, was man vielleicht vermieden sollte, wie die Mary Sues oder Larry Stues. Dass man seine eigenen Motive hinterfragt und die Grenzen seiner eigenen Wertvorstellungen sprengt, sich auch von diesem: "Was würde ich tun?" entfernt. Denn machen alle Chars, was ich machen würde, habe ich nur Kopien von mir selbst.

    Liebe Grüße

    Jenna

  • Aber die MBTI-Schublade zu nutzen, um schnell und einfach zu verstehen, wie der Charakter am Ausgangspunkt tickt, halte ich dennoch für wertvoll.

    Ja aber das habe ich ja oben geschrieben. Für eine obere Klassifikation, kann man das schon machen. Nur was ich in Frage stelle, ist, ob es dafür nen MBTI braucht. Selbst in einem ESTJ kannst du vier Charas haben, die so unterschiedlich sind, dass du sie gar nicht groß anders klassifizieren brauchst. Die Unterschiede kristallisieren sich dann in der Motivation/Ziele des Charakters für die Geschichte und seiner Rolle heraus, bzw wie weit er dafür gehen würde. Das sagt dir ein MBTI nicht. Und dies musst du ohnehin festlegen. In der Summe wäre mir das das zu detailliert... (Hab ich das grad gesagt?...^^ 8o )
    Ich bleibe dabei, dass ich den MBTI als Hilfsmittel nicht für sehr geeignet finde, aber jeder hat ja andere herangehensweisen und das ist auch gut so :) Es gibt halt kein Patentrezept und wenn dir das hilft, dann ist das doch gut. Ich finde es prinzipiell schonmal gut, dass du dir so tiefgreifende Gedanken um deine Chars machst. Es gibt leider etliche, die genau das nicht machen, was man als Leser schnell spürt.


    Mein Problem ist vielfach, dass sich meine Chars viel zu sehr ähneln. Wenn ich da mit einem Tool drüber gehe, könne ich vieles wohl verbessern.

    Du hast dir aber auch ein schweres Thema ausgedacht XD Ein Lager voller Soldaten, die da irgendwie hineingestolpert sind und erstmal alle klar kommen müssen. Die haben alle ihr altes Leben hinter sich gelassen. Wenn du da auf jeden Char eingehen würdest, dann machst du Seitenlang nichts anderes als Charaktere und Konflikte zu beschreiben. Das wäre jetzt auch etwas .. naja too much :D Vermutlich ist die Antwort irgendwo in der Mitte.
    Gerade bei vielen Charakteren kann ich empfehlen, sie zu klassifizieren. Die 7-8, oder ka wieviele es bei dir sind, die die Geschichte tragen einfach etwas tiefgreifender vorzustellen.
    Du hast btw. mit dem einen Charakter (Tom), auch wenn er vermutlich keine große Rolle spielen wird, mal nen Durchbruch geschafft. Der nervöse Jüngling, der mit der ganzen Situation überhaupt nicht klar kommt und entsprechend reagiert. Ist mir sofort aufgefallen und das rundet das Bild gut ab. :)


    Ich benutze z. B. keine Tools, ich kann das einfach nicht, keine Ahnung warum. Ich mache das immer nach Gefühl. Klar notiere ich mir Stichpunkte, wegen dem Verlauf des Chars und wo ich mit ihm hin möchte, aber nicht nach einem bestimmten Schema. Ich mache mir dazu meine eigenen Studien und lerne vom Menschen selbst.

    Deine Charaktere haben alle mehrere Facetten und wirken rundum gut ausgearbeitet. Ist völlig egal ob du das mit Tools machst oder ohne, egal wie.. mach weiter so :) Ich liebe deinen Haufen :D:love:

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Ich habe mir diesen Thread mal näher angesehen, um meine Charaktere etwas auszuarbeiten bzw. meine Ideen niederzuschreiben, bevor ich sie noch vergesse. Dabei kam ich am Ende zu deiner Auflistung und bin etwas verwirrt. o:

    Was genau meinst du mit der "Einstellung"? Die Einstellung wozu? Und was unterscheidet die Einstellung eines Charakters von seiner Persönlichkeit? :hmm:

    Häupter auf meine Asche!

  • Was genau meinst du mit der "Einstellung"? Die Einstellung wozu? Und was unterscheidet die Einstellung eines Charakters von seiner Persönlichkeit?

    Du darfst das nicht in so fixen Grenzen sehen.
    So wie ich das sehe, ist die Einstellung durch das äußere Umfeld geprägt. Gerade im Kindesalter werden dem Charakter gewisse Werte vermittelt, die in der Regel durch die Eltern geprägt werden. Dadurch hat man eine grunsätzliche Einstellung zu gewissen Situationen oder auch Lebenslagen. Zum Beispiel Vorurteile oder auch eine gewisse Einstellung zur Rolle der Frau.
    Das hat erst einmal wenig mit der Persönlichkeit selbst zu tun. Denn die Persönlichkeit kommt von Innen und ist das, was es dir am Ende erlaubt eine Wandlung/bzw. Charakterentwicklung durchzuführen.

    Wenn seine Einstellung bspw. negativ geprägt ggü. der Rolle der Frau ist und er darüberhinaus auch noch ein selbstgefälliges und ignorantes Arschloch ist, wird er sich kaum ändern. Wenn er aber aufgeschlossen und wissbegierig ist, dann wird er seine Einstellung vielleicht hinterfragen, wenn er gewisse Erfahrungen gemacht hat. Das tut er durch seine Persönlichkeit und genau hier erlaubt es dann eine Charakterentwicklung. Aber wie Kyelia oben geschrieben hat, braucht sowas logischerweise Zeit.

    Ka ob das Sinn macht, was ich da geschrieben habe. Aber so sehe ich das :)

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

    • Offizieller Beitrag

    Was genau meinst du mit der "Einstellung"? Die Einstellung wozu? Und was unterscheidet die Einstellung eines Charakters von seiner Persönlichkeit?

    Im Prinzip ist es ziemlich genau, was Rael schon sagte. :hmm:
    Eine Persönlichkeit ändert sich nicht einfach, sondern wird geprägt durch Meinungen und Einflüsse. Und die Einstellung, die man vertritt, basiert auf Meinungen. Meinungen können sich ändern und somit auch die Einstellung zu einer bestimmten Sache. Man wächst mit der Erfahrung, wodurch wieder Meinungen entstehen. Während man als Kind noch relativ neutral allem gegenüber eingestellt ist, so ändert sich das im Laufe des Lebens. Mir wurde mal gesagt, Charakter kann man erlernen, was zu gewissen Teilen auch stimmt. :hmm:

    Ich weiß nicht, ob das im Ansatz deine Frage beantwortet. Ich bin müde :rofl:



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Ok, dieser Post kommt mega spät, aber es gibt eine Sache, die ich gerne zur Myers-Briggs-Typification loswerden würde: Es ist totaler Bullshit. Die Methode wurde von dem Psychologen Carl Jung erdacht, in einer Zeit (1921 wenn ich mich nicht irre), in der die Psychologie keine wissenschaftlichen Methoden verwendet hat (Statistiken, Umfragen, etc.). Die von Jung postulierten 8 verschiedenen Charaktertypen, waren einfach Vermutungen, die auf seinem näheren Umfeld basierten.
    1943 hat dann die Mystery-Autorin Isabel Briggs-Myers mit ihrer Mutter den Myers-Briggs-Test (basierend auf dem, was sie über Jung gelesen hatte) entwickelt und veröffentlicht. Das Verfahren wird von der Psychologie abgelehnt und ist wissenschaftlich überhaupt nicht fundiert, daher würde ich es auch nicht zur Erstellung realistischer und glaubhafter Charaktere nutzen.

    Carl Jung hat selbst mal gesagt: "Jedes Individuum ist eine Ausnahme zur Regel. Diese Art der Klassifikation ist lediglich eine kindische Spielerei."

    PS: Mir ist bewusst, dass dieser Kommentar recht unnötig ist, da die Diskussion schon lange vorbei ist. Ich wollte das nur mal loswerden, weil ich dachte, es ist gut zu wissen xD

    100% Konsequent!

  • Hi,
    ich habe festgestellt dass es mir einfacher fällt, glaubwürdige Charaktere zu bauen, wenn ich sie mag. Ist das bei euch auch so? Es ändert meine Herangehensweise beim Charakterbau.

    Nehmen wir an, man baut einen möglichst negativen Charakter, auf den man alles was man hasst projiziert, damit man ihn dann platt machen kann um eine persönliche Fantasie zu erfüllen. Dann wird der negative Charakter vermutlich nicht besonders glaubwürdig, da in Wirklichkeit Individuen prinzipiell erst mal gut sind. Wenn einer meiner Charaktere einen Fehler macht, liebe ich ihn trotzdem, denn er kann ja auch nichts dafür wenn ich will dass er Fehler macht oder mit einer Situation überfordert ist.

    Meine Charaktere voller Liebe und fundamental gut zu bauen macht sie automatisch individueller. Ich kenne auch in Geschichten die ich gelesen habe, niemanden der fundamental böse wäre. Voldemort z.B. macht die Hoakruxe weil er leben will, was ja erstmal gut ist, er geht die Sache halt falsch an. Vielleicht gäbe es einen besseren Weg als den, den er wählt? ;)

    Ich habe ferner gemerkt, dass meine Charaktere manchmal negative Fantasien für mich erfüllen müssen, obwohl sie das weder verdient haben, noch es zu ihrer Individualität passt. Würde ich einen perfekten Charakter bauen wollen, wäre der Hintergrund wohl bei mir persönlich, dass er alles schlechte was mir je passiert ist, kompensieren muss. Dadurch ist er aber nicht individuell, sondern geformt mit meiner Unlust darauf dass mir schlechtes passiert. Viel besser wäre, wenn ich ihn dafür liebe wie er ist und ihn so baue.

    Kann irgendjemand einen Sinn in dem Post sehen oder ist es eher konfuser Brei? Mein erster Post hier.

    Liebe Grüße,
    Kuscheln.

  • @Kuscheln stell dich doch erstmal im Empfangssaal vor, damit wir wissen, wer hier aus dem Nichts auftaucht ;)

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Hey, @Kuscheln, dein Beitrag ist kein konfuser Brei ^^ Ich konnte gut folgen. Allerdings sehe ich manches kritisch.

    ich habe festgestellt dass es mir einfacher fällt, glaubwürdige Charaktere zu bauen, wenn ich sie mag.

    Bis du sicher, dass es nicht genau anders herum ist? Wenn du einen Charakter magst, dann hältst du ihn für glaubwürdig. Ich würde zumindest diese "Gefahr" sehen :hmm:

    Nehmen wir an, man baut einen möglichst negativen Charakter, auf den man alles was man hasst projiziert, damit man ihn dann platt machen kann um eine persönliche Fantasie zu erfüllen. Dann wird der negative Charakter vermutlich nicht besonders glaubwürdig, da in Wirklichkeit Individuen prinzipiell erst mal gut sind.

    Ich denke, dass viel auch daran liegt, wie ein Charakter mit seinen negativen Eigenschaften umgeht. Natürlich können mal ein paar Charaktere sich selbst überhaupt nicht reflektieren, aber wenn alle Charaktere so sind, dann werden sie gemeinsam unglaubwürdig. Ein Charakter, der negative Eigenschaften hat und sich mit diesen kritisch auseinandersetzt, sich ändern / bessern will und daran scheitert, wird sowohl sympathischer als auch glaubhafter sein (zumindest für Leser, denen es nicht ganz fremd ist, ihr eigenes Wesen und Verhalten zu reflektieren).
    Ich befürchte, dass selten ein glaubhafter Charakter herauskommt, wenn man ihn nur als Projektionsfläche für die eigenen Fantasien verwendet. Aber das weiß ich natürlich nicht ^^
    Zu "Individuen sind prinzipiell erstmal gut": Da wäre ich mir nicht so sicher. Bei kleinen Kindern, vielleicht ja, aber spätestens dann, wenn die Erfüllung der eigenen Wünsche in Konflikt mit den Wünschen anderer kommen ("Ich mag jetzt mit dem Bagger spielen! Mir egal, dass DU den jetzt hast. Gib her!"), wird's gar nicht mehr so leicht zu sagen, was jetzt gut und was jetzt schlecht ist. Und im Kindergarten ist die Welt für die Kinder ja noch relativ überschaubar.

    weil er leben will, was ja erstmal gut ist, er geht die Sache halt falsch an. Vielleicht gäbe es einen besseren Weg als den, den er wählt?

    Genau das meine ich :thumbsup:

    Prinzipiell würde ich eher dazu raten, nicht nur die eigenen Fantasien, Wünsche, Ängste, etc. für eigenen Geschichten zu verwenden. Klar, das Schreiben kann ein gutes therapeutisches Hilfsmittel sein. Aber wenn man eine glaubhafte Welt (inkl. Charaktere) schreiben möchte, dann könnte die vielleicht etwas mehr enthalten als nur die eigenen Fantasien, Wünsche, Ängste,... Vielleicht kann man dann auch besser verarbeiten, was man eben verarbeiten möchte, wenn man sich überlegt, wie es noch sein könnte, wie es anders sein könnte, was andere nachvollziehbar darüber dachten, etc. pp. Führt hier eigentlich vom Thema weg.

    Schön, dass du, @Kuscheln, hier einen Beitrag geschrieben hast! Hat mich wieder dazu gebracht, über einiges nachzudenken. Danke! Und weiter so! ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • ich habe festgestellt dass es mir einfacher fällt, glaubwürdige Charaktere zu bauen, wenn ich sie mag.

    Das ist sehr schön für Dich, wenn es Dir beim Schreiben hilft, nur leider werden nicht alle Leser Deinen subjektiven Geschmack teilen. Nette Characktere gelten nur allzu häufig als die unglaubwürdigsten. Vielleicht solltest Du tatsächlich einen objektiveren Maßstab für Deine Figuren finden, anstatt literarische Klone Deiner selbst anzufertigen, weil diese Dir persönlich realistischer vorkommen.
    Hin und wieder mal, nur für eine Weile, tintenpechschwarz denken ist da sehr hilfreich :D .

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • anstatt literarische Klone Deiner selbst anzufertigen, weil diese Dir persönlich realistischer vorkommen.

    Stimme ich so nicht zu.
    Wenn du dich selbst in einer Geschichte klonst, dann hat dein Char oft sehr viel Tiefe.
    Man selbst kennt sich doch am besten.
    Und plötzlich hat der Char kleine Ticks und Macken, reagiert manchmal überzogen und unangebracht, kann aber auch ehrliches Mitgefühl empfinden.
    mit den chars ist es doch letztendlich wie mit einem selbst: Mich mag auch nicht jeder, obwohl ich mich selbst natürlich super finde.
    Wichtig ist, dass du dich selbst mit deinem Char indentifizieren kannst, ihn nachfühlen kannst. Dann wird er authentisch. Ob er nun ein bodenloses Arschloch ist oder ist wie ich, ist in der Hinsicht doch Latte.
    ich würde besonders Anfängern empfehlen Chars zu entwickeln, die einem selbst ähneln, das macht es vieler Hinsicht leichter und du hast gleiche eine Tiefe dabei, die du bei einem komplett neuen Char nicht hättest (wenn du noch nicht so geübt bist).

    Und was sollen denn "objektive Maßstäbe" sein.
    Wenn die Mehrheit sagt, dass ein Char um glaubwürdig zu sein, aber so und so sein muss, DANN hast du den Effekt, dass die Chars einfach Klone sind. Charatere, die der Masse gefallen sollen. Und sorry, aber dabei denke ich sofort an Shades of Grey. Einheitsbrei, der möglichst die breite Masse treffen soll.

    Für mich ist ein Chars authentisch, wenn ich merke, dass der Autor in ihnen LEBT.

    ich habe festgestellt dass es mir einfacher fällt, glaubwürdige Charaktere zu bauen, wenn ich sie mag.

    So ein Char kann durchaus Tiefe haben.
    Niemand mag das Gleiche und schon hast du einen einzigartigen Char und genau DAS macht ihn authentisch.

    ich finde an dieser Stelle ist es schwer nüchtern und mit Statistiken zu argumentieren.
    Schließlich lebt ein glaubhafter Char von Gefühlen.

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • ich würde besonders Anfängern empfehlen Chars zu entwickeln, die einem selbst ähneln, das macht es vieler Hinsicht leichter und du hast gleiche eine Tiefe dabei, die du bei einem komplett neuen Char nicht hättest (wenn du noch nicht so geübt bist).

    Prinzipiell würde ich diese Aussage unterstützen. Aber gerade bei jungen Schreibern ist mir aufgefallen, dass diese sich selbst als Vorbild nehmen und ihre Schwächen verbergen oder streichen, dafür alles, was ihnen an sich nicht gefällt ein wenig aufpolieren.. "ein wenig"
    Das endet dann irgendwann in einer Mary sue^^
    Ich weiß aber was du meinst und ja, wenn man auch schattenseiten mitnimmt, ist das denke ich nen guter Start.

    Für mich ist ein Chars authentisch, wenn ich merke, dass der Autor in ihnen LEBT.

    Für mich ist ein Char authentisch, wenn er mir als Schreiber den Mittelfinger zeigt und völlig andere Plot ideen hat. Das ist der Punkt, wo die kleinen Scheisser sich selbstständig machen und nicht mehr aus ihren Raster ausbrechen, ganz gleich was der Plot sagt. Wenn das passiert, und das passiert öfter, dann merke ich, dass ein Char "fertig" ist^^ Denn manchmal entwickelt man bestimmte Facetten ja auch erst beim Schreiben selbst.

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Aber gerade bei jungen Schreibern ist mir aufgefallen, dass diese sich selbst als Vorbild nehmen und ihre Schwächen verbergen oder streichen, dafür alles, was ihnen an sich nicht gefällt ein wenig aufpolieren.. "ein wenig"
    Das endet dann irgendwann in einer Mary sue^^

    Eben dies war auch mein Gedanke zu meinem Posting oben. Prota "nach eigenem Ebenbild" neigen dazu, in einer Storyhandlung Fanale zu setzen, denn man möchte sich ja um sonstwemwillen nicht in einem schlechten Licht darstellen. Dabei stellen sie oft die aberwitzigsten Sachen an, die für die meisten Leser nur schwer nachzuvollziehen sind. Beispiel: Die Partnerin des Prota fällt in dessen Dabeisein einem hinterhältigen Attentat zum Opfer, das sie in ein lebensbedrohliches Koma fallen lässt, und selbst wenn sie dies überstehen sollte wird sie wahrscheinlich ein lebenslanger Pflegefall sein. Nach langer Suche stellt der Prota den Täter, es kommt zum Kampf und bald hat er den Saukerl am Boden. Natürlich wird er dem Schuft keine zweite Chance geben und ihn derart fertigmachen, dass man ihn in ner Streichholzschachtel begraben kann ...
    Aber nein, er ist ja einer der Guten! Also fesselt er den Bewusstlosen, hält eine kleine Ansprache über die Gerechtigkeit der Justiz und ruft brav die Polizei. Na aber hallo! Selbstjustiz ist ja sowas von pfui!
    Er ist gut, auf selbstverleugnend schw***los hirnverbrannte Weise gut!
    Das literarische Gewissen bleibt rein. Die Leser schütteln mit den Köpfen ...

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • @Rael @Formorian Ich sehe euren Punkt und Stimme auch zu. Aber ist es nicht das, woran man wächst? Mir kann keiner erzählen, dass er noch nie (und schon gar nicht am Anfang) einen unfehlbaren Char geschrieben hat. Habe ich anfangs auch. Kann ich offen zugeben. Aber ich habe gelernt, dass der Char dadurch sehr oberflächlich wirkt. Dann beginnt man auch seine Schwächen mitaufzunehmen und formt den Char.

    Das gilt jetzt besonders Formorian: Ich habe das Gefühl, dass du die Art sich selbst als Vorbild zu nehmen sehr verurteilst, was ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Wenn man es richtig macht, können durchaus tolle Chars entstehen.

    Weiterhin kommt es drauf an, welche Zielgruppe man treffen will. Als ich so 14 rum war, habe ich mich nach den starken unfehlbaren mutigen strahlenden Helden gesehnt. Und ich mag die Bücher immer noch, auch wenn ich heute darüber schmunzel.
    Erst mit der Zeit wandelte sich mein Geschmack dahin, etwas "ernsthaftes" zu lesen. Mir etwas zu suchen, was mehr der Realität entspricht.
    Hängt halt auch mit der Entwicklung zusammen.

    Deswegen will ich nicht mal sagen, dass eine Mary Sue schlecht oder unauthentisch ist ...
    Es spielt auch eine Rolle was der Leser erwartet.

    So und falls ihr es noch nicht gemerkt habt: Ich hab ein Problem damit, wenn Dinge verurteilt werden, wenn sie schlecht gemacht werden, wenn diese Anflüge von "nur mein Weg ist der richtige" kommen xD
    Ich finde es okay Meinungsaustausch zu betreiben. Ich respektiere eure Meinung und kann durchaus nachvollziehen was ihr meint. Bloß es gibt mehrer Blickwinkel und nur weil ich das anders sehe muss ich nicht "überzeugt" werden.
    Schaut mit beiden Meinungen ist einem "Anfänger" doch schon echt geholfen.
    1. Mich selbst als Vorbild nehmen ist leichter, als einen Char zu entwickeln.
    2. Ich muss aber auch darauf achten meine Schwächen mitzunehmen und keinen Char zaubern, der total imba ist.
    Und darum geht es hier doch, oder? Um lernen und weiterkommen, seinen eigenen Weg finden.

    Vielleicht bin ich auch gerade auch einfach nur empfindlich.
    Aber gerade solche Formulierungen

    (Formorian schrieb)

    "Das ist sehr schön für Dich, wenn es Dir beim Schreiben hilft, nur leider werden nicht alle Leser Deinen subjektiven Geschmack teilen."

    Wirken ziemlich herablassend. (Auch wenn du es wahrscheinlich nicht so gemeint hast)

    //Moralapostel off//

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald