Der Sinn des Lebens

Es gibt 460 Antworten in diesem Thema, welches 124.169 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Januar 2020 um 15:16) ist von RenLi.

  • So. Jakob hat also ein Entscheidung getroffen, @RenLi.

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    Ich bin noch nicht sicher, ob ich mich drüber freuen oder ihn statt dessen mal kräftig schütteln soll mit den Worten: "Genieße und schätze, was du hier gefunden hast und hau nicht schon wieder ab, du ruheloses Geschöpf!"
    Er will zurück nach Lux. Jemanden töten, der seine Schwester gequält hat. Ich denke, Amma hat zu Recht Angst um ihn. Und ihre Worte sind beklemmend und lösen ein richtig mises Gefühl in mir aus. Ich glaube fast, das wird kein gutes Ende nehmen. Hoffentlich schafft er es irgendwie zurückzukommen. Zu den Nomanden, die JETZT seine Familie sind.
    Hab nix zu meckern, du schreibst in deinem gewohnten Stil, der mich jedesmal abtauchen lässt in die Welt und die Zeit, in der deine Geschichte spielt. So richtig mit Zurücklehnen und einem großen Pott Kaffee/Kakao.
    Kann weitergehen. :)

    Edit: Wegen des "süß" - Synonyms: für Ashas Wort fürde ich "freundlich" nehmen und für Devis Wort "manchmal kannst du wirklich richtig nett sein" oder so ähnlich. ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hey RenLi,

    hier meine Anmerkungen zu aktuellen Teil :)

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    Ob es sich ähnlich anfühlt, wenn man einen Menschen zertrennt?, fragte er sich.

    Was sind das denn für Gedankengänge? :D


    Langsam drehte sie Runden um ihn und fächerte mit ... Flügel Rauch in seine Richtung

    dem

    Zuerst dachte ich: Hä? Wieso überkommt ihn so plötzlich der Wunsch, sein Vorhaben umzusetzen und den Gutsherren zu töten? Obwohl es unterschwellig ja immer in ihm gebrodelt hat, kam das hier an der Stelle ein bisschen plötzlich...das Gespräch mit der Stammesanführerin fand ich dann aber wieder total überzeugend ...auch, dass Jakob dann doch wieder mit sich hadert...insgesamt ist es aber sicher an der Zeit für einen Ortswechsel. Es war ja klar, dass Jakob nicht bis ans Ende seiner Tage bei den Spielleuten bleiben würde...jetzt erwartet ihn bestimmt wieder ein neues Abenteuer....bin gespannt :thumbsup:


    LG,
    Rainbow

  • Jakob, Abschied (564 n. Rh.) Teil II
    In den nächsten Tagen schwankte er hin und her zwischen Vorfreude und Besorgnis. „Willst du nicht mitkommen?“, fragte er Ganesha hoffnungsvoll, doch sein Freund lehnte ab.
    „Ich bin kein Unterhaltungskünstler. Ich bin Jäger“, antwortete er bestimmt. „Bist du sicher, dass du gehen willst?“
    Jakob war sich alles andere als sicher. Alle paar Stunden entschied er sich wieder um, wollte bleiben, wollte gehen. „Ich habe es mir geschworen. Ich muss gehen“, antwortete er schlussendlich auf Ganeshas Frage. „Und wenn ich hierher zurückkomme, bin ich frei von dieser Aufgabe.“
    „Was ist es denn, was du in Lux noch erledigen musst?“
    „Ich habe dir doch erzählt, dass ich an einen Hof verkauft wurde und dort gearbeitet habe, bis ich abgehauen bin.“
    Ganesha nickte.
    „Ich war nicht alleine dort“, druckste er herum. „Sie haben meine Schwester gleich mit an denselben Gutsherrn verkauft.“ Es kostete ihn viel Überwindung, diese Geschichte zu erzählen, doch er merkte, dass er sich schon lange danach gesehnt hatte, mit seinem Freund darüber zu sprechen. Dieser hörte aufmerksam zu, unterbrach ihn nicht. „Sie war älter als ich, die beste Schwester, die man sich wünschen kann. Sie war meine wahre Familie. Doch der Gutsherr ist schuld daran, dass sie gestorben ist. Er hat ihr Leben zerstört.“ Wie seltsam, davon zu sprechen. Jakob kam es vor, als lägen die Geschehnisse schon Ewigkeiten zurück, als spräche er vom Leben eines anderen. „Ich werde sie rächen“, sagte er und sprach somit zum ersten Mal aus, was er sich seit so langer Zeit vorgenommen hatte. Die Worte legten sich wie Blei auf seine Schultern.
    „Du willst den Mörder töten?“, fragte Ganesha ernst.
    „Das werde ich tun“, entgegnete Jakob.
    „Kannst du das denn?“
    „Es geht nicht darum, ob ich es kann. Wenn ich es nicht kann, werde ich sterben.“ Die Last seiner Worte legte sich auf sein Herz.
    „Bist du sicher, dass das dein Weg ist? Hast du die Ahnen befragt?“
    „Die Ahnen sind tot, Ganesha. Sie sprechen nicht mehr.“
    Ganesha runzelte die Stirn. „Du warst in der heiligen Grotte, du stehst in der Gunst der Geister. Vielleicht solltest du versuchen, mit ihnen zu sprechen“, schlug er vor.
    „Vielleicht“, antwortete Jakob. „Obwohl ich mir seltsam dabei vorkommen werde, wenn ich mit der Luft spreche.“
    Ganesha zuckte mit den Schultern. „Womöglich antworten sie dir ja doch.“
    Aber was wäre, wenn sie mir sagen, dass ich bleiben soll? Ich würde trotzdem gehen… „Du kommst bestimmt nicht mit?“, startete Jakob einen letzten Versuch.
    „Nein.“
    Jakob gab sich geschlagen. „Dann darf ich dich um etwas bitten?“
    „Natürlich, worum geht es?“, fragte Ganesha und Jakob wunderte sich darüber, dass er ihm sein Einverständnis so arglos gab.
    „Wirst du mein Bruder im Geist sein, wenn ich gehe?“, fragte Jakob und blickte Ganesha erwartungsvoll entgegen. Erleichtert sah er, wie sich ein strahlendes Lachen auf die Züge seines Freundes legte.
    „Es gibt nichts, was ich lieber tun würde!“, sagte Ganesha. „Wie weit du auch weg sein magst, ich werde deinen Geist von überall her zu uns zurückbringen!“ Aus heiterem Himmel zog er Jakob in eine feste Umarmung. „Du kommst zurück, verlass dich auf mich.“
    „Danke“, entgegnete Jakob mit einer Mischung aus Erleichterung und Verlegenheit.

    Der Tag des Abschieds rückte näher und Jakob wurde immer mehr bewusst, wie schnell die Zeit doch durch seine Finger rann. Die üblichen Arbeiten überließ er nun anderen, stattdessen half er Shiv, Raj und den übrigen Ausziehenden bei den Reisevorbereitungen. Sie würden ohne Wagen unterwegs sein und teilten die Lasten möglichst ausgeglichen unter den Pferden auf. Zusätzlich zu den Reitpferden planten sie noch drei Lastesel mitzuführen, denn Gepäck hatten sie vieles. Nicht nur brauchten sie Zelte für die Übernachtung, sondern auch Lebensmittel und all die seltsamen Utensilien, welche die Spielleute für ihre Auftritte benötigten.
    „Du könntest doch die Rolle der Prinzessin übernehmen“, witzelte Rahul und schwenkte eine Maske mit rot bemalten Lippen und Wangen.
    „Vergiss es. Auf die Bühne kriegt ihr mich nicht“, beharrte Jakob, der die Stichelei nicht lustig fand.
    „Hör nicht auf ihn, er macht nur Spaß“, beschwichtigte Shiv ihn. „Du kannst uns auch auf andere Weise helfen. Rund um die Vorführungen gibt es immer viel zu tun.“
    „Bist du mit Devi eigentlich noch immer auf Kriegsfuß?“, wollte Prema wissen.
    „Sieht so aus. Obwohl es nicht an mir liegt“, antwortete Jakob. „Sie geht mir andauernd aus dem Weg.“
    „Die Kleine erholt sich schon wieder“, meinte Raj und band ein Knäuel farbigen Stoffes zusammen. „Die erste große Liebe, das kann zwar schon erschütternd sein.“
    Jakob schaute den Nomaden erstaunt an. Woher wusste er, was vorgefallen war?
    „Guck nicht so. Alle wissen von eurem Liebesdrama“, fügte Raj an.
    „Ach wirklich?“ Jakobs Stimme klang etwas dünn.
    „Armer Ganesha“, seufzte Shiv und Rahul nickte.
    „Wie lange ist es her, dass er ihr den Stein gegeben hat?“
    „Zwei Jahre.“
    „War das nicht kurz nach dem unser lieber Jakob hier aufgetaucht ist?“
    „Das könnte sein.“
    „Müsst ihr das nun durchkauen?“, fragte Jakob verärgert.
    „Er hat Recht, Jungs. Ihr könnt das auch ein andermal besprechen“, schaltete Prema sich ein.
    „Ach, Shiv. Über dich machen ja auch gerade ein paar Gerüchte die Runde“, begann Raj. „Wenigstens bei dir scheint die Liebe endlich geglückt zu sein.“
    Jakob war froh, dass das Gespräch nun einen anderen Verlauf nahm. So konnte er sich etwas zurückziehen und seinen Gedanken nachgehen. Als es Zeit für das abendliche Mahl war, ließen sie ihre Arbeit liegen und gesellten sich auf den zentralen Lagerplatz. Hier saßen bereits viele des Stammes um die Glut, auf welcher sie das Abendessen zubereiteten.
    Morgen ist Abreisetag, erinnerte sich Jakob mit flauem Gefühl im Magen. Ihm war nicht wirklich nach Gesellschaft zumute, also setzte er sich nicht wie sonst zu seinen Freunden, sondern zu Rati, einer Nomadenfrau, die er nicht sonderlich gut kannte. Schweigend blickte er in die Gesichter reihum. Von allen kannte er den Namen, mit manchen verband ihn bereits eine Geschichte.
    Während er auf seinen Anteil am Essen wartete, blieb sein Blick an Ashas schlanker Gestalt hängen. Sie saß neben Shiv auf einem Fell ihm gegenüber. Sie sieht fröhlich aus, dachte er erleichtert. Wenigstens ihr geht es gut. Nun werde ich sie für Ewigkeiten nicht mehr sehen…
    Jakob beobachtete wie Shiv näher zu ihr rutschte und ihr etwas ins Ohr raunte. Unruhe legte sich auf Jakob, als er sah wie Asha rot wurde und Shiv ihre Hand in seine nahm. Er wusste, dass die zwei gut befreundet waren, aber war die Geste nicht etwas zu zärtlich? Jakob fiel es wie Schuppen von den Augen, als ihm einfiel, was Raj heute über Shivs Liebesglück gesagt hatte. Unverhohlen starrte Jakob die beiden an. Das kann nicht sein!
    Doch als ob sie ihm das Gegenteil beweisen wollten, küsste Shiv die junge Frau auf den Mund. Jakob fühlte sich als hätte ihm jemand einen Speer ins Herz gebohrt. Er bemerkte nicht, dass Rati ihm eine Schale hinhielt, seine ganze Aufmerksamkeit war auf das anscheinend frische Paar gerichtet.
    Er kann sie nicht haben!, schoss es ihm durch den Kopf und schon stand er auf den Füßen, die Zähne zusammengebissen, die Fäuste geballt.
    „Hey Jakob, warum isst du nicht mit uns?“, fragte einer seiner Freunde und musste sich vor ihn stellen, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    „Ich esse nichts“, brachte Jakob hervor, schob sich an dem Nomaden vorbei und verließ die Runde.
    Warum Shiv?, fragte er sich. Was findet sie an ihm? Die Antwort schien zu offensichtlich. Shiv war in Ashas Alter, er war nett, hilfsbereit und kümmerte sich immer um Asha, wenn sie ihn brauchte. Er war ein Mensch, der sich für die Benachteiligten aussprach und jedem unter die Arme griff, wenn es nötig war. Auch Jakob schätzte Shivs offene, gutherzige Art sehr und nicht zuletzt war er es gewesen, der ihn vor dem Tod bewahrt und zurück ins Lager gebracht hatte, als er hilflos in der Steppe gelegen hatte. Doch hatte Jakob nicht erwartet, dass er ihm dermaßen in den Rücken fallen würde.
    In den Rücken fallen?, meldete sich eine Stimme in ihm. Shiv weiß ja nicht einmal, dass ich in Asha verliebt bin. – Aber er hätte es wissen müssen!
    Ohne darauf zu achten, wohin ihn seine Schritte trugen, war er bereits am Rande des Lagers angelangt. Was nun? Venja. Ich werde ausreiten. Oder besser wegreiten, weit weg. Mit entschlossenen Schritten machte er sich auf den Weg zur Weide. Doch seine Stute kam ihm nicht entgegen wie sonst, wenn er ausreiten wollte. „Venja!“, rief er laut und bemerkte, dass seine Stimme zitterte. „Lässt du mich nun auch allein?!“, schrie er hinaus übers Land.
    Sollte ich nun weinen?, fragte er sich, doch seine Augen blieben trocken. Ich hätte mir von Anfang an nichts vormachen sollen. Sie ist viel älter als ich. Wenigstens hat niemand herausgefunden, dass ich in Asha verliebt war, ich hätte mich nur lächerlich gemacht. Sein Herz ächzte vor Schmerzen. Verdammte Scheiße! Warum habe ich mir überhaupt Hoffnungen gemacht?
    „Ich bin nicht traurig!“, sagte er grimmig. Dass ich nun nicht weine, zeigt doch, dass ich nur ein bisschen verliebt in sie war.
    Trotzdem fühlte er sich verloren, so allein draußen in der Steppe. Vielleicht ist es doch gut, dass ich morgen gehe – aber Shiv kommt auch mit.
    Dieser Gedanke erfüllte ihn einerseits mit Elend, denn er wäre dem sanftmütigen Gauklergesellen lieber aus dem Weg gegangen, andererseits verschaffte er ihn mit ein wenig Genugtuung. So würde auch Shiv für eine längere Zeit von Asha getrennt sein.
    „Jakob?“, vernahm er eine unsichere Stimme.
    Wie ertappt fuhr Jakob herum, um sich der Person zu stellen, die es wagte, ihn in seinem Elend zu stören. Doch mit Devis Erscheinen hatte er am allerwenigsten gerechnet. „Was willst du?“, schnauzte er sie an.

    Wieso überkommt ihn so plötzlich der Wunsch, sein Vorhaben umzusetzen und den Gutsherren zu töten? Obwohl es unterschwellig ja immer in ihm gebrodelt hat, kam das hier an der Stelle ein bisschen plötzlich...

    hmmm, da muss ich nochmals drüber. ich werd an früheren Stellen ein paar kleine Einschübe machen, die seinen Sinneswandel nicht so abrupt erscheinen lassen :)

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Oh, das ist ein rundum schöner Part, @RenLi.

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    Sehr gefühlvoll. Da blutet das Leser-Herz gleich ein bisschen mit. <3 Jakob hat's wirklich nicht leicht bei dir. Jetzt nimmst du ihm auch noch Asha weg. Obwohl man sich für Shiv und Asha freuen sollte. Kann ja nicht jeder an Herzschmerz leiden in deiner Geschichte. ^^
    Und Venja? Wo ist sie? Hat Devi sie weggebracht? Was will sie von Jakob?
    Lauter Fragen. Jetzt muss ich wieder warten.
    Ganesha ist mein absoluter Lieblings-Char. So aufrecht und geradlinig. Einfach ein toller junger Mann. :thumbup:

    Die Worte legten sich wie Blei auf seine Schultern.

    Das ist eine wirklich tolle Formulierung!!

    „Die erste große Liebe, das kann zwar schon erschütternd sein.“

    Das "zwar" stört mich ein bisschen in dem Satz. MMn gehört es an der Stelle nicht rein. Es fehlt das "aber", was zu dem "zwar" gehört. Und ohne "zwar" würde sich der Satz auch irgendwie besser anhören. Denke ich zumindest. :hmm:
    Nun fix, weiterschreiben! :stick:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    • Offizieller Beitrag

    Autsch. Der arme Jakob. Da denkt man an nichts Böses, und dann sowas. Aber wer weiß... vielleicht ist das ja dann doch ein Grund bei den Nomaden zu bleiben. Weg von Shiv und bei asha bleiben... allerdings weiß ich nicht, ob sich solche Hoffnungen lohnen würden ...

  • Hey RenLi,

    hier meine Anmerkungen :)

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    Jakob gab sich geschlagen. „Dann darf ich dich um etwas bitten?“
    „Natürlich, worum geht es?“, fragte Ganesha und Jakob wunderte sich darüber, dass er ihm sein Einverständnis so arglos gab.
    „Wirst du mein Bruder im Geist sein, wenn ich gehe?“, fragte Jakob und blickte Ganesha erwartungsvoll entgegen. Erleichtert sah er, wie sich ein strahlendes Lachen auf die Züge seines Freundes legte.
    „Es gibt nichts, was ich lieber tun würde!“, sagte Ganesha. „Wie weit du auch weg sein magst, ich werde deinen Geist von überall her zu uns zurückbringen!“ Aus heiterem Himmel zog er Jakob in eine feste Umarmung. „Du kommst zurück, verlass dich auf mich.“
    „Danke“, entgegnete Jakob mit einer Mischung aus Erleichterung und Verlegenheit.

    Sehr schöner Abschnitt. Bin mal gespannt, was du aus dieser "Bruder im Geiste-Verbindung" machen wirst. Heißt das, dass sie in Zukunft vielleicht über ihre Gedanken miteinander kommunizieren können? :hmm: Bei den Spielleuten mit ihren ganzen wundersamen Riten würde es mich nicht wundern, wenn sowas möglich wäre ^^

    Er kann sie nicht haben!, schoss es ihm durch den Kopf und schon stand er auf den Füßen, die Zähne zusammengebissen, die Fäuste geballt.
    „Hey Jakob, warum isst du nicht mit uns?“, fragte einer seiner Freunde und musste sich vor ihn stellen, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

    Hier habe ich tatsächlich einen kurzen Augenblick geglaubt, jetzt habe Shivs letztes Stündlein geschlagen ...Puh! :)


    andererseits verschaffte er ihn mit ein wenig Genugtuung.

    verschaffte er ihm ein wenig Genugtuung...oder erfüllte er ihn mit einer gewissen Genugtuung...(würde ich sagen)


    „Jakob?“, vernahm er eine unsichere Stimme.
    Wie ertappt fuhr Jakob herum, um sich der Person zu stellen, die es wagte, ihn in seinem Elend zu stören. Doch mit Devis Erscheinen hatte er am allerwenigsten gerechnet. „Was willst du?“, schnauzte er sie an.

    Na die Unterhaltung kann ja heiter werden :rofl:

    Ein schöner Teil :thumbsup: Wieder einmal alles sehr nachvollziehbar beschrieben...schön, schön. Ich habe keine weiteren Beanstandungen :D


    LG,
    Rainbow

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    Das "zwar" stört mich ein bisschen in dem Satz

    stimmt, ich habs jetzt so geschrieben: „Die Kleine erholt sich schon wieder“, meinte Raj und band ein Knäuel farbigen Stoffes zusammen. „Obwohl“, setzte er von Neuem an, „bei der ersten großen Liebe kann eine Absage schon erschütternd sein.“

    Aber wer weiß... vielleicht ist das ja dann doch ein Grund bei den Nomaden zu bleiben. Weg von Shiv und bei asha bleiben... allerdings weiß ich nicht, ob sich solche Hoffnungen lohnen würden ...

    ahlala, in diesem Abschnitt erfahrt ihr mehr dazu ||

    Sehr schöner Abschnitt. Bin mal gespannt, was du aus dieser "Bruder im Geiste-Verbindung" machen wirst. Heißt das, dass sie in Zukunft vielleicht über ihre Gedanken miteinander kommunizieren können?

    ui, das wär auch cool! vielleicht fliesst etwas in der Richtung noch ein. aber es ist nicht ganz so dramatisch...

    Hallo zusammen
    Danke für eure Kommis!
    Der Abschied zieht sich in die Länge und Jakob lungert im Dunkeln herum. Mit der Person, die ihn nun eine Woche lang ignoriert hat X/
    habe übrigens noch eingefügt, dass er am Lagerfeuer schon beginnt zu trinken, das macht den nächsten Teil wohl realistischer...
    Da ich nicht wirklich Erfahrungen mit dem Betrunken-sein habe, wäre ich froh um eure Hilfe! Ist die Szene so plausibel? Was könnte man verbessern?

    hier die alte Version, wer weiss, vielleicht brauch ich ja doch noch mal einen betrunkenen Jakob...

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    Jakob, Abschied (564 n. Rh.) Teil III

    „Jakob?“, vernahm er eine unsichere Stimme.
    Wie ertappt fuhr Jakob herum, um sich der Person zu stellen, die es wagte, ihn in seinem Elend zu stören. Doch mit Devis Erscheinen hatte er am allerwenigsten gerechnet. „Was willst du?“, schnauzte er sie an.
    „Ich habe dir dein Essen mitgebracht, wenn du willst, können wir in meinem Zelt essen – oder hier draußen, wenn dir das lieber ist“, schlug sie zögerlich vor und hob zwei Schalen in die Höhe.
    „Ich habe keine Lust auf Gesellschaft“, brummte er. „Geh zu den anderen.“
    „Es ist wegen Asha, oder?“, fragte sie und traf Jakob damit völlig unerwartet.
    „Na und?“, blaffte er und versuchte seine Überraschung hinter einer zornvollen Maske zu verbergen. „Das geht dich nichts an.“
    „Ich kenne meine große Schwester. Sie liebt Shiv nicht wirklich“, sagte Devi. „Vielleicht kann ich dir helfen.“
    Jakob stutzte. „Was willst du?“, fragte er, da er nicht recht einordnen konnte, was Devi da sagte. „Willst du mir etwa helfen, die beiden zu trennen? Morgen gehe ich weg. Ich will nichts von Asha, sie soll machen was sie will. Vielleicht komme ich auch gar nicht zurück. Gut möglich, dass ich doch in Lux bleibe.“ Er versuchte seiner Stimme Gewicht zu verleihen, doch Devis Aussage hatte ihn verunsichert.
    „Ich habe auch einen Schlauch Airag dabei. Wenn dich sonst nichts aufheitert, dann wenigstens Airag.“
    Jakob beäugte den Schlauch mit dem alkoholischen Getränk, den sie sich um die Hüfte gebunden hatte. Er gehörte nicht zu jenen, die sich bis zum Umfallen besoffen, doch warum eigentlich nicht heute? Das war womöglich seine letzte Gelegenheit. Devi schien zu merken, dass er nun eher gewillt war, mitzukommen, denn sie trat auf ihn zu. Der Duft des Essens ließ seinen Magen knurren. „Siehst du? Mein Zelt steht nicht weit von hier“, sagte sie und deutete mit dem Kinn in die Richtung.
    Zögerlich folgte er ihr. „Seit wann hast du denn ein eigenes Zelt?“, fragte Jakob, da fiel ihm ein, weshalb sie Ashas Zelt verlassen hatte. „Ich dachte, du wohnst bei Lalita“, fügte er etwas kleinlaut an.
    „Nein, ich wohne hier“, sagte sie und schlug die Haut eines kleinen Zeltes am Rande des Lagers beiseite. Stehen konnte man darin nicht, aber es gab genug Platz für zwei. Während er sich setzte, ließ er seinen Blick über Devis Habseligkeiten gleiten. Wie auch in ihrem gemeinsamen Zelt waren sie ordentlich an der Zeltwand entlang aufgereiht. Die kleine Nomadenfrau entzündete eine Butterkerze und schon verbreitete sich ihr angenehmes Licht und ihr unverkennbarer Geruch.
    „Gemütlich“, sagte er knapp und schob ein Danke hinterher, als Devi ihm eine Schale reichte.
    Wortlos löffelten sie ihre Mahlzeit. Was will sie bloß?, fragte er sich und warf einen Blick zu Devi hinüber, doch sie schaute stur auf ihr Essen. Hat sie mich so schnell überwunden, dass sie mir nun helfen will, Asha zu bekommen? Oder führt sie etwas anderes im Schilde?
    „Wie kommst du darauf, dass Asha Shiv nicht liebt?“, fragte er in die unangenehme Stille hinein. Im Stamm war es zwar gang und gäbe, dass man sehr offen mit Körperlichkeit umging, doch Asha selbst hatte ihm einmal erzählt, dass sie niemanden küsste, den sie nicht liebte. Warum sollte sie ihren Vorsatz verworfen haben?
    Devi ließ ihre Schale sinken und griff nach dem Schlauch mit vergorener Stutenmilch. „Trink erst etwas“, bot sie an und füllte ihm einen Becher.
    Er nahm ihn entgegen und sah sie misstrauisch über den Rand hinweg an. „Ach, was solls“, murrte er und leerte das Gefäß. Auch Devi schenkte sich ein, trank und goss Jakob nach.
    „Vor kurzem haben wir uns doch über Ananda unterhalten, erinnerst du dich?“, fragte sie, als Jakob seinen Becher an die Lippen setzte.
    „Was hat der damit zu tun?“
    „Es gibt viele Frauen, die mit ihm das Lager teilen. Er verspricht ihnen ein Wunder nach dem anderen, damit sie einwilligen und danach lässt er sie fallen“, erzählte sie mit düsterer Stimme. „Auch mit Asha hat er es so gemacht.“
    Jakobs Herz geriet ins Stolpern. „Er ist ein viel größerer Mistkerl, als ich dachte! Wie konnte sie nur auf ihn hereinfallen?“
    „Es ist unglaublich!“, empörte sich nun auch Devi. „Stell dir vor, sie verteidigt ihn immer noch!“
    „Was für ein Schwindler!“
    Devi nickte, füllte sich nach. „Schon oft habe ich versucht, sie von ihrem Liebeswahn abzubringen, doch nichts hat geholfen. Sie will auch nicht einsehen, dass er ein Scharlatan ist.“
    „Aber was hat das nun mit Shiv zu tun?“, lenkte Jakob das Gespräch in die Gegenwart zurück.
    „Shiv wirbt schon lange um sie und das weiß sie auch. Sie mag ihn, aber bisher hat sie ihn immer zurückgewiesen. Doch nun scheint sie ihre Meinung über Ananda geändert zu haben. Ich glaube, sie hat eingesehen, dass er ein Idiot ist, der sie nur ausgenutzt hat, deswegen hat sie stundenlang geheult.“
    „Ach das wollte sie mir nicht erzählen!“, rief Jakob aus. „Vor wenigen Tagen habe ich sie weinend im Zelt aufgefunden. Das muss der Grund gewesen sein.“
    Devi nickte mit verkniffenem Mund. „Sie hat ihn endlich ins Abseits befördert. Und Shiv hat sie aufgeheitert.“
    „Wozu ich nicht gut genug bin“, sagte Jakob bitter.
    „Shiv ist ihr vertrauter, aber sie liebt ihn nicht. Er ist nur ein Ersatz für Ananda“, erwiderte Devi.
    „Auf solche Spiele habe ich keine Lust“, sagte Jakob und schob seine leere Schale von sich. „Irgendwie bin ich doch froh, dass ich morgen gehe. Dann lasse ich die ganze Heuchlerei hinter mir.“
    Devi antwortete nichts, sondern schüttete einen neuen Becher Airag in sich hinein.
    „Seit wann trinkst du so viel?“, fragte er und tat es ihr gleich. Inzwischen war ihm etwas schwindlig, aber er fand, dass er sich für die Menge, die er bereits getrunken hatte, erstaunlich gut hielt.
    „Seit heute“, antwortete sie.
    „Schenk mir nochmals ein“, forderte er sie auf. Er nahm den vollen Becher. „Den nehme ich mit. Man weiß ja nie.“ Mit diesen Worten erhob er sich – soweit das in dem kleinen Zelt möglich war – und merkte im selben Moment, dass er doch betrunkener war als angenommen. Alles drehte sich in seinem Kopf. Schwankend hielt er sich aufrecht und steuerte ungelenk auf den sich scheinbar bewegenden Ausgang zu.
    „Willst du etwa bei Asha schlafen?“, fragte Devi.
    Daran hatte er noch gar nicht gedacht. „Keine Ahnung“, erwiderte er etwas hilflos.
    Stimmt, dahin kann ich nicht zurück, was mache ich nun?, fragte er sich und merkte wie ihn eine unerwartete Welle von Traurigkeit überschwemmte. Er gelangte zum Ausgang, stolperte über die eigenen Füße, vollführte ein paar kuriose Bewegungen im Versuch, den Airag nicht zu verschütten und landete schließlich unsanft auf dem Hintern. „Was soll das?!“, heulte er und versuchte den Airag wieder in den Becher zu schieben. Als ihm auffiel, dass das nicht möglich war, sank er zu einem Häufchen Elend in sich zusammen. Nun bin ich buchstäblich am Boden angekommen, dachte er zu Tode betrübt. Kein Zuhause mehr wo ich schlafen könnte, keine Asha, ausgenommen von dem verrückten Turbanmann und sogar der Airag ist verloren! Hätten meine Eltern mich nicht ausgesetzt, wäre ich nicht hier gelandet. Er fühlte sich verlassen und ausgestoßen. Von Rosalie verlassen, von Mar und Emilie und auch die im Waisenhaus wollten mich nicht haben. Und nun selbst die Spielleute. Kein Wunder, dass Asha mich von sich stößt. „Keiner will mich haben“, jammerte er und Tränen rollten seine Wange hinunter.
    Er spürte ein sanftes Tätscheln auf seinem Rücken. „Das stimmt doch gar nicht“, versuchte Devi ihn umzustimmen.
    „Doch! Es stimmt!“, trotzte er und wischte sich den Rotz mit seinem Ärmel weg. „Meine Eltern, meine Schwester, Emilie, die Kinder und nun Asha. Und auch Amma, sie schickt mich weg und wenn alles gut geht sterbe ich unterwegs, dann seid ihr mich los.“
    „Niemand will dich wegschicken, Jakob“, versicherte sie ihm. „Wir mögen dich. Du gehörst zu uns, wenn du nicht gehen willst, dann bleib hier.“
    „Das sagst du nur so“, beharrte er.
    Sie schüttelte den Kopf, auch sie hatte Tränen auf den Wangen. „Ich mag dich sehr“, flüsterte sie in sein Ohr.
    Nun heulte er wie ein Schlosshund und drehte sich um, um sie zu umarmen. Doch dabei stolperte er abermals, wodurch er sie verfehlte und neben ihr auf den Boden krachte.
    „Jakob!“, hörte er Devis erschrockene Stimme. Sie half ihm, sich aufzusetzen.
    „Meinst du das ernst?“, fragte er weinerlich.
    Anstelle einer Antwort umarmte sie ihn. Vielleicht ist sie die einzige, die mich tatsächlich mag, dachte er und erwiderte ihre Umarmung, wobei er von neuem in Tränen ausbrach.
    „Kann ich hier schlafen?“, fragte er zaghaft, weil er sich vor der Antwort fürchtete.
    „Klar“, sagte sie und tätschelte seinen Rücken. „Bist du müde?“
    „Ich schlafe schon“, erwiderte er. Nun fühlte er sich mindestens ebenso erschöpft wie nach seinem Höllenritt durch die Steppe.
    Devi versuchte sich aus der Umarmung zu lösen, worauf Jakob sie nur umso entschlossener umklammerte. „Geh nicht weg“, flehte er.
    „Ich will dir nur dein Bett herrichten“, versicherte sie.
    „Kann ich nicht bei dir schlafen?“ Irgendwie war er sich sicher, dass sie verschwinden würde, wenn er sie losließ. „Bitte.“
    Schließlich willigte sie ein und gemeinsam legten sie sich auf die Felle, die Devis Nachtlager waren. Sie ist Asha doch gar nicht so unähnlich, dachte er müde. Und sie riecht gut.
    Schon nach wenigen Minuten war er eingeschlafen.

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

    2 Mal editiert, zuletzt von RenLi (2. November 2018 um 18:40)

  • Hey RenLi,

    meine Anmerkungen kommen hier:

    Spoiler anzeigen


    Er gehörte nicht zu jenen, die sich bis zum Umfallen besoffen, doch warum eigentlich nicht heute?

    betranken...würde ich vom Gefühl her bevorzugen :hmm:


    Devi schien zu merken, dass er nun eher gewillt war, mitzukommen, denn sie trat auf ihn zu.

    das "eher" würde ich an der Stelle wahrscheinlich streichen


    „Es gibt viele Frauen, die mit ihm das Lager teilen.

    Ich weiß nicht, ob "Lager" in dem Fall die richtige Wortwahl ist. Es suggeriert, dass du das ganze Lager meinst und nicht nur sein Bett...ich schätze mal, darauf möchtest du eigentlich hinaus, oder? Vielleicht könnte man schreiben:...mit ihm die Kissen zu teilen (oder sowas :rofl: )


    „Was soll das?!“, heulte er und versuchte den Airag wieder in den Becher zu schieben.

    die Reaktion kommt mir hier zu plötzlich..warum soll er jetzt direkt losheulen? Weil er gefallen ist...oder weil er einfach traurig ist über seine Situation? Der Alkohol verstärkt zwar solche Gefühle, doch würde ich das dennoch etwas langsamer aufbauen...


    Nun heulte er wie ein Schlosshund und drehte sich um, um sie zu umarmen. Doch dabei stolperte er abermals, wodurch er sie verfehlte und neben ihr auf den Boden krachte.

    Aber er liegt doch schon auf dem Hinern, oder nicht?

    Ich weiß nicht...ich weiß nicht :hmm: So ganz rund ist der Teil für mich noch nicht, wenn ich ehrlich bin. Man fragt sich, wie es zu Devis plötzlichem Sinneswandel kommt. Zuletzt war sie noch stinksauer auf Jakob, jetzt bringt sie ihm Essen und läd ihn zu sich ins Zelt ein...dann unterhalten sie sich kurz, mit dem Ergebnis, dass Jakob ziemlich betrunken ist...über Devis Zustand erfährt man als Leser nichts, dabei hat sie ja auch nicht gerade wenig getrunken...Natürlich kann man je nach Stärke des Alkohols ziemlich schnell eine Wirkung feststellen, aber dass Jakob direkt hinfällt...ich würde ihn vorher schon ein paar Symptome spüren lassen...vielleicht fängt er an zu lallen? Er merkt, dass er nicht mehr so sicher die Worte findet? Irgendwas in der Art...es könnte ihm vielleicht sogar etwas übel werden...
    Seine Reaktion kommt mir etwas überspitzt vor... dass er heult wie ein Schlosshund, sich an Devi klammert und dann bei ihr schlafen möchte....mhhhh.Ich glaube, ich würde das etwas abschwächen. Er merkt, er ist betrunken...er torkelt aus dem Zelt, begreift dann aber, dass er gar keinen Schlafplatz mehr hat...fällt über eine Zeltschnur...Devi fängt ihn halb auf...dann bricht er quasi zusammen und die Tränen schießen ihm in die Augen...irgendwie so...

    Vielleicht sehe das ja auch nur ich so. Mal abwarten, was die anderen so sagen ^^

    LG,
    Rainbow

  • Hallo @RenLi, schön, dass es bei Jakob weitergeht. Es wird die Nomaden also doch verlassen. Vielleicht ist es besser so.

    Spoiler anzeigen


    Ich hab nicht viel zu sagen zu dem Text. Außer ein paar Kleinigkeiten, die ich die am Schluss anfüge, ist er rund und stimmig für mich. So richtig betrunken war ich auch noch nicht. Aber ich habe schon derart Betrunkene erlebt, und das Weinerliche, das Nörgeln und sich selbst Bemitleiden, das kenne ich. Auch dass das Zelt tanzt, klingt realistisch. ^^
    Ein bisschen schade finde ich, dass Jakob sich so ... einwickeln lässt von Devi. Ich glaube nicht, dass sie so viel getrunken hat wie er. Man kann da so tun. Und je betrunkener das Gegenüber, desto weniger bemerkt es dies. Ich weiß nicht, was sie im Schilde führt, aber ich vermute hinter der ganzen Aktion eine feste Absicht. Mal sehen, was du für uns bereit hältst. :D

    hinter einer zornvollen Maske zu verbergen.

    "zornvolle Maske" erscheint mir ein wenig fremd. Kann sie nicht einfach nur zornig sein? :hmm:

    Und sie riecht gut.

    Awww, das gefällt mir. Männer sind doch mit relativ wenig zufriedenzustellen. Sie riecht gut. Ein schönes kleines Detail. Deshalb mag ich deine Geschichte so. Die Kleinigkeiten, die bei dir so viel Wert bekommen.

    Zu @Rainbows Anmerkungen:

    So. Nun hast du zwei Kommis und weißt sicher trotzdem nicht, was du machen sollst. :rofl:
    Ich bin jedenfalls erstmal auf diese Nacht gespannt. Weil - wie gesagt - ich glaub nicht, dass Devi betrunken ist. :sarcastic:
    LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hallo zusammen

    Vielen, vielen Dank für eure Einschätzungen zu dieser Szene! Wie gesagt, sind Betrunkenen-Szenen nicht meine Stärke.

    Spoiler anzeigen


    Das mit dem Lager teilen, kenn ich auch als miteinander schlafen.

    Aber er liegt doch schon auf dem Hinern, oder nicht?

    Da habt ihr recht, das geht tatsächlich nicht...

    Ich weiß nicht...ich weiß nicht So ganz rund ist der Teil für mich noch nicht, wenn ich ehrlich bin. Man fragt sich, wie es zu Devis plötzlichem Sinneswandel kommt.

    Ein bisschen schade finde ich, dass Jakob sich so ... einwickeln lässt von Devi. Ich glaube nicht, dass sie so viel getrunken hat wie er. Man kann da so tun. Und je betrunkener das Gegenüber, desto weniger bemerkt es dies. Ich weiß nicht, was sie im Schilde führt, aber ich vermute hinter der ganzen Aktion eine feste Absicht.

    Ich bin jedenfalls erstmal auf diese Nacht gespannt. Weil - wie gesagt - ich glaub nicht, dass Devi betrunken ist.

    Da ist Tariq auf dem richtigen Weg. Ursprünglich wollte ich eigentlich schreiben, dass Devi Jakob verführt. Sie nutzt die letzte Gelegenheit bevor er weggeht aus, dazu will sie ihn betrunken machen. Ich hatte mir vorgestellt, dass er aus Frust wegen Asha auch tatsächlich darauf eingeht und dann aber abbricht, weil er ein schlechtes Gewissen wegen Ganesha hat.
    Dann aber hat sich die Heulszene ergeben - hab ich amüsant gefunden, weil er sonst so cool tut. Und dann ist irgendwie klar, dass das nichts wird mit Verführung. Er kippt einfach weg, also schläft ein.
    Devi ist viel passiver als beabsichtigt. Sie hat tatsächlich nicht so viel getrunken, wie Jakob meint. Ausserdem verträgt sie mehr als er, auch wenn sie klein ist - Übung macht den Meister ^^

    Aber... nun hatte ich einen Sinneswandel bezüglich der Geschichte. Oder eher eine klärende Eingebung. Als ich mit dem Schreiben dieser Geschichte begonnen habe, war meine Grundidee flogende: ich wollte, dass meine drei Jungs verschiedene religiöse Systeme kennenlernen, dass sich diese konkurrenzieren und am Schluss aber vereinen, weil alle von ein und derselben Gottheit (Quelle) stammen. Die Moral von der Geschicht: vereinet und bekriegt euch nicht. :saint:
    Doch wie ich das umsetzen wollte, wusste ich noch nicht genau, vielleicht ein Krieg, kleiner Kappeleien hier und dort. Die drei, die sich über die Fronten hinwegsetzen müssen, um sich nicht bekämpfen zu müssen.
    Nun hatte ich aber wie gesagt meine kleine 'Eingebung', was die Geschichte verändert. Es wird viel düsterer als geplant und da spielt auch Devi eine Rolle. Deshalb muss ich die Szene nochmals über Bord werfen. Bei Devi geht viel mehr ab, als ich vorerst gedacht hatte. Ihr seht, meine Geschichte verändert und entwickelt sich laufend. Auch zu Edwins und Richards Figuren ergeben sich nun einige klärende Änderungen. Muss euch aber nicht beunruhigen. Ich weiss nun, wohin das ganze läuft und kann sie so klarer zeichnen :)
    Allerdings muss ich das noch etwas verdauen - wollte doch gar keine so düstere Geschichte schreiben - und dann schreib ich weiter! Wird nicht allzu lange dauern, denk ich mal. Dann stell ich den Ersatz für diese Szene rein.

    Danke für's Durchhalten!!!

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • @RenLi, @Tariq

    Das mit dem Lager teilen, kenn ich auch als miteinander schlafen.

    Ja, ich habe das schon kapiert ^^ Ich fand nur, dass das Wort "Lager" in diesem speziellen Fall leicht missverständlich klingen kann, weil die nunmal in einem "Lager" zusammenleben....versteht irgendjemand, wie ich das meine? :S


    So richtig betrunken war ich auch noch nicht.

    Da ich nicht wirklich Erfahrungen mit dem Betrunken-sein habe, wäre ich froh um eure Hilfe!

    Wie überaus vorbildlich :) ...Nun ja, ich gestehe, dass mir dieser Zustand nicht völlig fremd ist..ich befürchte, ich habe eine etwas wildere Jugend hinter mich gebracht :whistling: ...und ja, es stimmt, dass emotionale Zustände verstärkt werden durch den Alkohol....ob nun im positiven oder im negativen Sinne....aber, ich denke dennoch nicht, dass es so plötzlich kommt. Im Prinzip, von der reinen Dialogzeit, dürfte diese Szene nicht länger als 10 Minuten dauern....ich kann mir nicht vorstellen, dass man innerhalb dieser kurzen Zeit so derart "abstürzen" kann...da müsste man schon eine "Druckbetankung" machen....deshalb empfehle ich einfach nur eine leichte Abschwächung des Ganzen bzw. Symptome (Schwindel, Übelkeit, Sprachfindungsstörungen), die bereits früher angesprochen werden.

    Dann aber hat sich die Heulszene ergeben - hab ich amüsant gefunden, weil er sonst so cool tut. Und dann ist irgendwie klar, dass das nichts wird mit Verführung. Er kippt einfach weg, also schläft ein.


    Die Idee an sich finde ich auch gar nicht schlecht...witziger wäre das vielleicht noch, wenn Devis Absichten an der Stelle etwas deutlicher hervortreten, damit man besser mit ihr mitfühlen kann....so nach dem Motto: "Dumm gelaufen!"...ansonsten ist man sich über ihre Beweggründe in der Situation nicht ganz im Klaren....man spekuliert zwar darüber, aber ich war halt insgesamt mehr verwirrt über ihren plötzlichen Sinneswandel, weil ich ihn nicht so recht einordnen konnte.... :hmm:


    Nun hatte ich aber wie gesagt meine kleine 'Eingebung', was die Geschichte verändert. Es wird viel düsterer als geplant und da spielt auch Devi eine Rolle. Deshalb muss ich die Szene nochmals über Bord werfen.


    Ich liebe es, wenn du sowas sagst :friends: Ist es nicht schön, wenn sich der Plot beim Schreiben entwickelt, die Charaktere plötzlich ein Eigenleben bekommen und anfangen zu machen, was sie wollen :rofl: Bin gespannt ;)


    LG,
    Rainbow

  • Danke nochmals für das Durchstehen mit meinen Betrunkenen (/angeblich Betrunkenen)!
    Jetzt hab ich die Szene komplett umgekrempelt - wer weiss, vielleicht bekommen wir den heulenden Jakob später nochmals zu Gesicht. Jetzt gehts aber weiter mit meiner apokalyptischen Version des Geschehens :evil:

    Jakob, Abschied (564 n. Rh.) Teil III
    „Jakob?“, vernahm er eine unsichere Stimme.
    Wie ertappt fuhr Jakob herum, um sich der Person zu stellen, die es wagte, ihn in seinem Elend zu stören. Doch mit Devis Erscheinen hatte er am allerwenigsten gerechnet. „Was willst du?“, schnauzte er sie an. Gerade in diesem Moment der Schwäche konnte er keine Zeugen gebrauchen.
    „Ich will dir helfen“, sagte sie steif.
    „Womit denn helfen? Ich habe kein Problem. Geh zu den anderen, ich will keine Gesellschaft.“
    Wütend funkelte sie ihn an. „Warum sträubst du dich?“, fragte sie frustriert und trat auf ihn zu. „Du könntest glücklich sein, aber stattdessen jagst du Asha hinterher, als ob du von Sinnen wärst!“
    Ihre Worte trafen ihn völlig unerwartet. Entgeistert starrte er sie an. Ein wissendes Lächeln huschte über ihr schmales Gesicht, worauf sich seine Beschämung augenblicklich in Wut verwandelte. „Na und? Das geht dich nichts an!“, blaffte er.
    „Je schneller du sie vergisst, desto besser“, antwortete Devi schelmisch. „Sie steht nun mal auf Männer.“
    Ist das ihre Art, mir meine Absage heimzuzahlen?, fragte er sich und blieb wie versteinert stehen, während sie näherkam. „Bist du nur hier, um dich über mich lustig zu machen? Das kannst du dir auch sparen!“, sagte er kalt.
    „Ich bin gekommen, um dir auszuhelfen“, erwiderte sie mit einem Lächeln, das er nicht recht einordnen konnte. Er war sich gewohnt, dass sie fluchte oder nörgelte, aber dieses leicht überhebliche Lächeln war ihm neu und verunsicherte ihn. Was wollte sie wirklich?
    Nun stand sie dicht vor ihm, fixierte ihn mit ihren dunklen Augen. Das ungute Gefühl in seinem Magen verstärkte sich, während sie so in ihn hineinstarrte. Was war es, das ihn wie mit einer eiskalten Faust packte und erzittern ließ? Sie ist wirklich ein kleiner Dämon, dachte er beunruhigt. Mit einem lauten Schnauben versuchte er die aufsteigende Angst auszustoßen. „Du kannst mir nicht helfen“, sagte er trocken. Er packte sie am Oberarm und versuchte, sie umzudrehen, um ihrem Blick zu entkommen und sie zum Weggehen zu bewegen. „Geh!“, sagte er mit Nachdruck.
    Doch so einfach ließ sie sich nicht abwimmeln. „Den Männern geht es ja doch nur um das Eine, nicht wahr?“, fragte sie, ignorierte seinen Druck und strich ihm mit der freien Hand über die Wange.
    Wie ein eiskaltes Band zog sich ihre Berührung über seine Haut und ließ ihn bis in sein Innerstes erschaudern. „Da siehst du’s“, kommentierte sie mit Genugtuung.
    „Was ist in dich gefahren?“, fragte er entgeistert. Er schob ihre Hand weg und stieß sie entschieden von sich. „Wenn du nicht gehst, dann gehe ich.“
    Er schob sich an ihr vorbei und steuerte auf das Lager zu. Ihr in diesem Moment den Rücken zuzudrehen erschien ihm zwar ebenso töricht wie einem Leoparden die offene Kehle zu präsentieren, doch er versuchte seine Angst hinunterzuschlucken. Wovor fürchte ich mich? Angst vor einem kleinen Mädchen zu haben, das ist irrational! Doch sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Etwas stimmt hier nicht.
    Aufmerksam horchte er auf ihre Bewegungen, doch er bemerkte zu spät, was sie vorhatte. Er hörte ein lautes Schnaufen, dann spürte er bereits ihre Arme, die sich um seinen Hals legten. Ohne lange zu überlegen, warf er sich nach hinten, sodass sie auf dem Rücken landete und er auf ihr. Er konnte nur hoffen, dass sie dadurch die Orientierung verlor. Tatsächlich löste sich ihr Griff weit genug, sodass er wieder Luft bekam und er sich befreien konnte. Er drehte sich um, kam auf ihr zu liegen und fixierte ihre Oberarme mit seinen Knien am Boden. „Jakob!“, schrie sie wütend.
    Sie wand sich unter ihm wie ein wildes Tier, bäumte sich auf, sodass er vornüberfiel und sich mit den Händen neben ihrem Kopf abstützen musste. Dadurch gelang es ihr, die Arme zu befreien und ihm einen gezielten Schlag in die Rippen zu versetzen. Jakob stöhnte auf und ließ sein gesamtes Gewicht auf sie fallen, sodass sie unter ihm begraben wurde. Er hörte sie fluchen, gedämpft durch seinen Körper, und spürte ihre Zähne an seiner Brust, während sie mit den Händen auf seinen Rücken trommelte. „Wenn du mich in Ruhe lässt, lasse ich dich gehen“, sagte er und schob seine Arme unter ihren Nacken, um bessere Kontrolle über ihren Körper zu bekommen.
    „Jakob, was tust du?“, hörte er in dem Moment Ganeshas Stimme.
    „Na endlich! Hilf mir mal“, entgegnete Jakob erleichtert. „Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist!“
    „Ist das Devi? Geh runter von ihr!“, rief Ganesha, auf einmal mit Panik in der Stimme.
    „Keine Sorge, ich krümm ihr kein Haar“, antwortete Jakob zerknirscht.
    Schon spürte er Ganeshas Hand auf der Schulter. „Lass sie los, Jakob!“
    Jakob wollte Ganesha gerade beruhigen, als eine fürchterliche Hitze seine Brust versengte. Mit einem Schmerzensschrei sprang er auf. Sein Hemd hatte Feuer gefangen. Panisch versuchte er die Flammen auszumachen. „Brenne!“, schrie Devi.
    Nun sah er, dass auch sie in Flammen stand. Ihr Haar und ihr Gewand loderten, jedoch ohne sie zu verbrennen. „Schhhh, Devi“, sagte Ganesha. „Das bist nicht du. Erinnerst du dich, was du versprochen hast? Was du dir selbst geschworen hast?“
    Jakob war es inzwischen gelungen, sich von dem Feuer zu befreien ohne gröberen Schaden davongetragen zu haben, doch er verstand bei Weitem nicht, was da los war. Er wusste zwar, dass Devi aus dem Nichts Flammen beschwören konnte, doch bisher hatte er dies für einen Trick der Spielleute gehalten. Eine Art magische Täuschung womit sie Geld auf Jahrmärkten verdienten. Dass die Flammen auch wirklich brannten, das hatte er nicht gewusst.
    „Halt dich da raus, Ganesha!“, fauchte sie und ein Feuerkreis loderte um sie herum auf. Ihr Blick war starr auf Jakob gerichtet, schien ihn wie ein Schwert zu durchbohren, ihr blanker Hass schien greifbar.
    „Was ist los mit ihr, Ganesha?“, fragte Jakob verwirrt und erschrocken.
    Doch Ganesha ignorierte ihn. Statt ihm zu antworten, stimmte er ein sanftes Lied an. Die Worte konnte Jakob nicht verstehen, doch die Melodie klang wie das Rauschen des Windes, erinnerte an einen leichten Sommerregen, durch den die Sonne schien.
    „Hör auf damit!“, kreischte sie. „Ich will mich nicht beruhigen!“ Sie legte die Hände auf die Ohren, doch Ganesha trat auf sie zu, sang beständig die einfache Melodie, die auch Jakob in seinem Inneren berührte. Wie ein verwundetes Tier wich sie vor dem jungen Nomaden zurück, die Flammen erloschen und sie stand da, zitternd, kraftlos, als er sie in seine Arme schloss. „Alles ist gut“, versicherte Ganesha und strich ihr über den Kopf. Sie ließ die Hände sinken und lehnte sich gegen ihn. Leise nahm er das Lied wieder auf, während sie an seiner Brust zu schluchzen begann.
    Sprachlos stand Jakob daneben, bis Amma mit einigen weiteren Spielleuten angerannt kamen. Ganesha wollte die kleine Dämonin in die Obhut der Stammesmutter übergeben, doch Devi klammerte sich an ihn und verbarg ihr Gesicht in seinem Gewand. „Was ist passiert?“, fragte Rahul und schaute von Jakobs verbrannten Kleidern zu der weinenden Devi hinüber. „Sag bloß, sie hatte einen Anfall!“
    „Einen Anfall?“, wiederholte Jakob. „Sie ist vollkommen übergeschnappt!“
    „Sei still, Jakob!“, rief Ganesha und warf ihm einen scharfen Blick zu. „Sie kann nichts dafür.“
    Schon öffnete Jakob den Mund, um ihm zu widersprechen, als Rahul ihm einen Arm um die Schulter legte und mit sich zog. „Du kommst jetzt brav mit uns. Die anderen regeln das und ich kümmere mich um dich.“
    Jakob ließ sich mitschleifen. Sein Magen knurrte. „Hast du etwa noch nichts gegessen?“, fragte Kamal, der ebenfalls mit ihnen gekommen war.
    Jakob schüttelte den Kopf. „Ich schaue, was übriggeblieben ist“, hörte er Shivs Stimme.
    Erst jetzt bemerkte Jakob, dass auch sein Rivale zu ihnen gestoßen war. Genau das hatte er nun nicht gebrauchen können. „Ihr müsst mich nicht bemuttern!“, rief er aus. „Ich kann mir auch selbst etwas zu Essen holen. Erklärt mir nur, was da los war, wenn ihr es überhaupt wisst!“
    Rahul seufzte. „Wie immer ein Hitzkopf“, sagte er, doch wenigstens ließ er von ihm ab. „Aber setzen wir uns doch wenigsten. Hat jemand Airag? Ich brauch einen Schluck.“
    „Oder ein paar“, fügte Kamal an.
    Ein Schlauch mit der vergorenen Stutenmilch wurde herumgereicht, während sie sich auf ein paar Holzblöcke vor einem Zelt niederließen. Ungeduldig wartete Jakob, bis jeder einen Schluck getrunken hatte, dann fing er an seine Rauferei mit Devi zu schildern. „Ich kann mir nicht erklären, warum sie dermaßen ausgerastet ist, ehrlich! Klar, ich war nicht gerade gut gelaunt und habe sie angefahren, aber sie war nicht normal. Sie war wie besessen“, erzählte er düster.
    Zu seinem Erstaunen nickten die Versammelten. „Ich dachte, Amma und Ganesha hätte das in den Griff bekommen“, brummte Shiv und man konnte sehen, dass ihn die Angelegenheit bedrückte.
    Jakob ignorierte ihn, blickte stattdessen Rahul an. „Was in den Griff bekommen?“
    „Nun, da du ja schließlich ein Teil unseres Stammes bist, solltest du es wissen, schließlich wissen es sonst alle“, meinte dieser. „Du weißt vielleicht, dass Devi nicht schon immer zu uns gehört hat.“
    Jakob bejahte. Erst vor Kurzem hatte er die Geschichte von Devi gehört. Nun da er daran zurückdachte, kam ihm dieses Gespräch seltsam vor. Damals hatte er sich ihr so nahe gefühlt.
    „Ich weiß nicht, was sie dir erzählt hat, aber Anandas Geschichte war folgende: Er war wie so oft in Lux unterwegs, als er in einer Stadt von seltsamen Vorkommnissen erfahren hatte. Eine Adelsfamilie war in einer Nacht einem Feuer erlegen. Anfangs hatte man dies für einen Unfall gehalten, doch als man die Leichen der Familienmitglieder gefunden hat, musste man feststellen, dass diese verstümmelt waren.“
    „Was heißt hier verstümmelt?“, knurrte Kamal. „Zerstückelt trifft es wohl eher.“
    „Ananda hat also weitergeforscht und schon bald darauf hat er von ähnlichen Vorfällen gehört. Menschen, die in Seitengassen verbrannt sind, oder auf abgelegenen Höfen.“
    „Wollt ihr etwa sagen, dass Devi…“ Jakob konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Diese Vorstellung war einfach zu schrecklich. Devi war zwar ein kleines Scheusal, aber bestimmt keine Mörderin!
    „Es ist nicht wirklich sie“, entgegnete Shiv. „Sie hat es nicht unter Kontrolle“, versuchte er zu erklären. „Wir wissen selbst noch nicht genau, worum es sich handelt, aber wir glauben, dass es ein böser Geist ist, der von ihr Besitz ergriffen hat.“
    Entgeistert schaute Jakob von einem ernsten Gesicht ins nächste. „Und was kann man dagegen tun?“, fragte er trocken.
    Nun schauten die Anwesenden etwas hilflos drein. „Du hast ja gesehen, was Ganesha gemacht hat, oder? Er hat sie ziemlich unter Kontrolle“, sagte Rahul. „Zusammen mit Amma oder Ananda ist es bisher immer gut ausgegangen.“
    „Und es ist schon Ewigkeiten her, seit sie ihren letzten Aussetzer hatte“, fügte Shiv an. „Im Nachhinein, wenn sie wieder klar denken kann, macht sie sich immer unglaubliche Vorwürfe.“
    „Hat sie wirklich…?“, setzte Jakob an. Er konnte es noch immer nicht glauben, dass Devi mehrere Menschen umgebracht haben soll. Obwohl… Wenn er daran dachte, wie sie ihn angesehen hatte, dann fröstelte ihn noch immer.
    „Wir wissen nicht genau, was sie alles getan hat, sie erinnert sich nicht wirklich an diese Zeit“, erklärte Rahul.
    „Wahrscheinlich will sie sich nicht erinnern, es wäre zu schmerzhaft für sie…“, meinte Shiv mitfühlend.
    Nun kam Jakob noch ein anderer Gedanke: „Und ihr glaubt Anandas Version der Geschichte? Devi hat mir erzählt, sie hätte die Puppen der Tochter verbrannt, von Leichen hat sie nichts gesagt. Im Gegenteil! Sie sagte, manchmal würde sie sich wünschen, sie wären im Feuer umgekommen. Vielleicht erzählt der Turbanmann nur wieder eine seiner schrägen Geschichten!“
    Rahul schüttelte den Kopf. „Ananda kannst du vertrauen.“
    „Ach wirklich?“, fragte Jakob skeptisch.
    „Er ist ein weiser Mann, außerdem hat er dir und Devi den Arsch gerettet“, brachte nun Lal ein.
    „Ich vertrau ihm nicht“, beharrte Jakob, doch er wusste, dass er nur vom eigentlichen Thema ablenkte. Er wollte nicht glauben, was er von den Spielleuten hörte. „Er ist viel eher etwas irre als weise“, fügte er an.
    „Glaub was du willst“, erwiderte Rahul und erhob sich. „Es ist dunkel, ich sollte noch etwas schlafen, bevor es morgen losgeht.“
    Auch die anderen machten sich zum Aufbruch bereit. „Lass mal sehen, Jakob, hat sie dich arg erwischt?“, fragte Shiv und besah sich Jakobs Brust.
    „Lass nur“, wich Jakob ihm aus. „Ist halb so wild.“ Von Shiv umsorgt zu werden, war nun das Letzte, was er wollte. „Ich wird mich auch mal hinlegen.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, erinnerte er sich daran, dass er um nichts in der Welt in Ashas Zelt schlafen wollte. Er stöhnte. „Was für ein beschissener Tag!“, schimpfte er und raufte sich die kurzen Haare.
    „Ich kann verstehen, dass dich das mitnimmt“, sagte Shiv. „Wenn du noch jemanden zum Reden brauchst…“
    „Nein, danke“, murrte Jakob. „Ich geh Ganesha suchen.“ Vielleicht kann ich bei seiner Familie schlafen.

    Spoiler anzeigen


    für Negierige hier noch Devis Version:


    Devi, Irre (564 n. Rh.)
    Sie schlich ihm nach. Siehst du! Sie will nichts von dir, wie dumm, dass du dir Hoffnungen gemacht hast!, schimpfte sie und folgte ihm durch Wirrwarr von Zeltschnüren. Vielleicht würde er nun erkennen, dass sie die Einzige für ihn war. Aus sicherer Entfernung beobachtete sie, wie er am Rande des Lagers stehenblieb. Weint er?, fragte sie sich. „Venja!“, rief er aus. „Lässt du mich nun auch allein?!“
    Ich bin doch da, wollte Devi sagen, doch sie rührte sich nicht. Sie beobachtete, wie er einige Schritte weiter hinaus in die verlassene Landschaft hinaustrat. Sie hörte ihn fluchen.
    Ich kann mich nicht ewig verstecken. Das ist meine Gelegenheit, ihn für mich zu gewinnen! Sie gab sich einen Ruck und trat näher. „Jakob?“
    Er fuhr herum, in seinem Gesicht spiegelte sich Überraschung und Zorn. „Was willst du?!“, fragte er wütend.
    Mit so einer zornigen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. „Ich will dir helfen“, brachte sie heraus, einen weiteren Kommentar verkniff sie sich.
    „Womit denn helfen? Ich habe kein Problem! Geh zu den anderen, ich will keine Gesellschaft.“
    Seine Abweisung machte sie wütend. „Warum sträubst du dich?“, fragte sie frustriert und trat auf ihn zu. „Du könntest glücklich sein, aber stattdessen jagst du Asha hinterher, als ob du von Sinnen wärst!“
    Mit Genugtuung stellte sie fest, dass er mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte. Völlig entgeistert starrte er sie an, doch dann verzog sich sein Gesicht zu einer wütenden Fratze. „Na und? Das geht dich nichts an!“, blaffte er.
    „Je schneller du sie vergisst, desto besser“, antwortete Devi. „Sie steht nun mal auf Männer.“ Gespannt erwartete sie seine Reaktion, während sie weiter auf ihn zutrat.
    „Bist du nur hier, um dich über mich lustig zu machen? Das kannst du dir auch sparen!“
    „Ich bin gekommen, um dir auszuhelfen“, erwiderte sie. Nun stand sie dicht vor ihm, fixierte ihn mit den Augen. Tief in seinem Innern weiß er, dass ich die Richtige für ihn bin, dachte sie und suchte in seinen Augen nach einer Bestätigung.
    Sein warmer Atem strömte über ihr Gesicht, als er laut schnaubte. „Du kannst mir nicht helfen.“ Er packte sie am Oberarm und versuchte, sie umzudrehen. „Geh.“
    Doch so einfach ließ sie sich nicht abwimmeln. „Den Männern geht es ja doch nur um das Eine, nicht wahr?“, fragte sie, ignorierte seinen Druck und strich ihm mit der freien Hand über die Wange.
    Als er unter ihrer Berührung erschauderte musste sie grinsen. „Da siehst du’s.“
    „Was ist in dich gefahren?“, fragte er entgeistert. Er schob ihre Hand weg und stieß sie entschieden von sich. „Wenn du nicht gehst, dann gehe ich.“
    Er schob sich an ihr vorbei und steuerte auf das Lager zu. Von Wut gepackt sprang sie auf ihn zu und bekam ihn um den Hals zu fassen.

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
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    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Wow, @RenLi, also das ist ... du hast aus Grün jetzt Rot gemacht. Buchstäblich. Eine völlig neue Situation, die mit der alten Version gar nichts mehr gemeinsam hat außer dem Anfang.

    Spoiler anzeigen


    Es ist klasse geschrieben. Respekt. Du bist ja generell gut darin, gefühle zu beschreiben, aber hier ist es besonders gelungen, finde ich.
    Trotzdem schaffe ich es nicht, Mitleid für Devi aufzubringen. Sie hat sich immer nur borstig aufgeführt wie ein Stachelschwein. Mit diesem Wissen über sie kann ich auch nicht mehr ganz so nachvollziehen, wieso sie von den andern so ehrerbietig behandelt wird, als Jakob zu den Nomaden kommt. Da dachte ich noch, sie ist was besonders Tolles, wa man schützen und ehren muss. Naja, falsch gedacht. Eher muss man sich oder andere vor ihr schützen.
    Bin gespannt, was nun wird. Ehrlich gesagt - Entschuldigungen kann sie sich wahrscheinlich sparen. Jakob wird die Nase voll haben von ihr. Und ich bewundere Ganesha, dass er tatsächlich willens ist, sich mit so jemandem einzulassen.

    Alles in allem - ein neuer Aspekt in der Geschichte! Ich denke, Jakob wird jetzt um so lieber mit nach Lux gehen, um aus ihrer Nähe zu kommen. Also, der Plot wurde durch die neue version wohl nicht verändert. Alles klar, kann weitergehen! :thumbsup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
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    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hey RenLi,

    ja, es ist schon interessant, wie man es doch schaffen kann, so eine Szene in eine komplett andere Richtung zu lenken. :)
    Hier kommen meine Anmerkungen:

    Spoiler anzeigen


    Ehrlich gesagt, hatte ich schon fast wieder vergessen, dass Devi über diese besondere Fähigkeit verfügt...ist natürlich unpassend, wenn das dann gerade in so einem Moment in dem man sich jemand anders gerade annähern möchte, passiert. Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, dass sich Jakob vielleicht über seine wahren Gefühle noch nicht ganz im Klaren ist....wer weiß-vielleicht empfindet er für Devi ja auch mehr, als er sich eigentlich eingestehen möchte ? :hmm:

    Er war sich gewohnt, dass sie fluchte oder nörgelte, aber dieses leicht überhebliche Lächeln war ihm neu und verunsicherte ihn.

    Er war es gewohnt....(?)


    Ihr Blick war starr auf Jakob gerichtet, schien ihn wie ein Schwert zu durchbohren, ihr blanker Hass schien greifbar.

    LG,
    Rainbow

  • Hi zusammen
    Ich seid ech toll! Dass ihr diese kompletten Veränderungen mitmacht! :danke:
    Durch diese Änderung werde ich auch in den vergangenen Kapiteln noch ein paar Anspielungen einbauen, die das Ganze nicht so pötzlich erscheinen lässt und auch die Reaktionen der Spielleute etwas anpassen. Wichtig erscheint mir auch, dass man Devi etwas besser kennenlernt, da werd ich an einem früheren Zeitpunkt noch eine Szene einbauen.

    Trotzdem schaffe ich es nicht, Mitleid für Devi aufzubringen. S

    Versteh ich. Durch diese Böse-Geist-Geschichte wird es mit ihr nicht gerade leichter ^^ Dafür erhält sie aber eine erheblich wichtigere Funktion für die Geschichte :) ihr werdet es sehen, kommt halt erst später, da Jakob ja für's erste mal weggeht...

    Eher muss man sich oder andere vor ihr schützen.

    total :) ich frag mich, ob euch das Ganze an etwas erinnert... Es gibt sowohl zu Richard wie auch zu Edwin eine Parallele :evil::saint:

    Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, dass sich Jakob vielleicht über seine wahren Gefühle noch nicht ganz im Klaren ist....wer weiß-vielleicht empfindet er für Devi ja auch mehr, als er sich eigentlich eingestehen möchte

    hihii, das Liebesdrama :D da verrat ich nix :saint:

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
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    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Jakob, Abschied (654 n. Rh.) Teil IV
    Inzwischen war es dunkel geworden und viele des Stammes hatten sich bereits zurückgezogen. Auf dem Weg zu Ganeshas Zelt, welches er mit zwei seiner jüngeren Geschwister teilte, kam er an dem Ammas‘ vorbei. Davor hatten sich ein paar Anchin um eine Feuerschale versammelt, ihre besorgten Mienen sprachen Bände. Leise flüsternd unterhielten sie sich und blickten immer wieder zum Zelteingang hinüber. „Ah, Jakob!“, rief einer und vergaß für einen Moment leise zu sein. Sie winkten ihn zu sich. „Wir haben gehört, du seist dabei gewesen“, fügte er nun wieder flüsternd an.
    Jakob nickte steif. „Wisst ihr, wo Ganesha ist?“, fragte er ohne auf die Erwartungen der Spielleute einzugehen. Er hatte keine Lust, nun das Geschehene aufzurollen. Es gab genug andere, von denen sie die Geschichte hören konnten.
    "Er ist bei Amma“, erwiderte einer.
    „Aber erzähl doch erst, was genau passiert ist“, forderte ihn ein anderer auf.
    „Später, ich bin verdammt müde“, wich Jakob der Forderung aus und flüchtete sich durch den Zelteingang ins Innere.
    „Ganesha?“, fragte er in den nur spärlich beleuchteten Raum. Eine Bewegung am linken Rand ließ ihn den Kopf drehen. „Bist du das?“
    Tatsächlich war es Ganesha, der zu ihm trat. Im Licht, welches vom geöffneten Eingangsbereich hereinfiel, erkannte er sein fein geschnittenes Gesicht. Warnend legte er einen Finger an die Lippen und eine Hand an Jakobs Schulter und bedeutete ihm, nach draußen zu kommen.
    „Was ist los? Ist Devi da drin?“, fragte Jakob, sobald sie das Zelt verlassen hatten.
    Ganesha nickte. „Komm, ich muss mit dir sprechen“, sagte er ernst.
    Schweigend kämpften sie sich ihren Weg zwischen den Zelten hindurch, bis sie in den freien Raum der Steppe traten. „Du hast bestimmt schon die schauerlichsten Geschichten über Devi gehört, nicht wahr?“, fragte er.
    Jakob nickte. „Ich weiß nicht, was ich davon glauben soll“, sagte er. „Der Turbanmann kann ja alles erzählen. Und die meisten des Stammes glauben es.“
    „Ich zweifle nicht daran, dass er die Wahrheit sagt“, erwiderte Ganesha und bevor Jakob widersprechen konnte, fuhr er fort: „Jakob, es ist wichtig, dass du siehst, dass es nicht Devis Schuld ist! Sie wird gelenkt von diesem Geist und alleine kann sie sich nicht wehren.“ Eindringlich sah sein Freund ihn an.
    „Ich weiß noch überhaupt nicht, was ich von alledem halten soll“, gestand Jakob. „Glaubst du wirklich, sie hat die Familie zerstückelt und dann verbrannt? Klar, sie ist ein kleiner Dämon, aber soweit würde sie doch nicht gehen. Außerdem hat sie mir eine andere Abfassung der Geschichte erzählt“, sagte er in hoffnungsvollem Ton.
    Ganesha schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was sie früher getan hat, aber das ist nicht Devi. Und seit sie hier ist hat es nur kleinere Zwischenfälle gegeben, sie hat nie jemanden umgebracht und seit Jahren ist gar nichts mehr passiert. Um ehrlich zu sein, ich hatte gehofft, das Problem sei gebannt, aber nun…“
    „Aber als sie mich vorhin angefallen hat, da war sie irre. Ganesha, ich hatte Angst vor ihr“, sprach Jakob die Worte aus, die ihm auf der Seele lasteten.
    Einen Moment herrschte Stille. „Das war der Geist“, murmelte Ganesha. „Du hattest Angst vor ihm, nicht vor ihr.“
    Jakob zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Er versuchte sich zu erinnern, was genau ihm diese Angst eingejagt hatte. War es ihr Blick gewesen? Oder ihre Stimme, die so seltsam geklungen hatte? Oder vielleicht doch etwas, was er weder gesehen noch gehört hatte? „Was habt ihr jetzt mit ihr gemacht? Und was war das für ein Lied?“, fragte er Ganesha nun aus.
    „Sie schläft. Amma hat ihr Kräuter verabreicht und sie in den Schlaf befohlen. Auch sie besitzt Geister, allerdings gute. Diese helfen dabei, den bösen Geist Devis unter Kontrolle zu halten, indem sie ihn einschläfern. Das Lied hat sie mir beigebracht. Es beschwichtigt den Geist und hilft Devi dabei, wieder zu sich zu kommen. Glaub mir, immer wenn etwas passiert, bereut sie es im Nachhinein. Du hast doch gesehen, wie sie geweint hat. Es ist schrecklich für sie, dass sie dich so behandelt hat, glaub mir!“
    Jakob rieb sich die Stirn. „Verdammt“, fluchte er. „Was soll ich damit anfangen? Warum kann man den Geist nicht einfach aus ihr hinauswerfen? Weshalb ist er überhaupt in ihr drin? Ach, gibt’s denn wirklich solche Wesen? Das ist doch vollkommen verrückt!“
    „Es gibt sie, das ist doch Beweis genug, Jakob“, sagte Ganesha nachdrücklich. „Und weshalb er gerade sie ausgewählt hat… Darüber wollte ich auch noch mit dir sprechen.“
    Jakob hätte nicht gedacht, dass die Miene seines Freundes noch düsterer werden konnte, doch der Blick, mit dem er ihn nun betrachtete, war gefüllt mit Schmerz und Sorge. „Was denn?“, fragte Jakob beunruhigt.
    „Ich habe eine Vermutung, wie das mit Devi geschehen konnte“, begann er. „Du kennst die Geschichte. Sie ist unter ähnlich quälenden Verhältnissen aufgewachsen wie du. Doch im Unterschied zu dir ist sie nicht einfach geflohen, sondern sie hat Rache genommen.“
    Die Worte hingen wie Blei in der Luft. Jakob atmete schwer. Er wollte etwas erwidern, doch er brachte kein Wort heraus.
    „Du verstehst, worauf ich hinaus will, oder?“, fragte Ganesha nach und fasste Jakob an den Schultern. „Ich kann nicht riskieren, dass dasselbe mit dir passiert!“
    Jakob schnaubte. „Das wird nicht passieren“, versicherte er ihm steif. „Ich weiß, was ich tue.“
    „Genau so siehst du aus!“, rief Ganesha. Noch nie hatte Jakob ihn derart aufgebracht erlebt. „Seit du diesen grandiosen Einfall hattest, in dein Land zurückzukehren um den Mann zu töten, der dir vor Jahren das Leben schwer gemacht hat, bist so ruheloser als ein altes Weib, das zu lange nicht mehr hinter einem Busch war.“
    „Er hat meine Schwester getötet“, zischte Jakob.
    „Würde sie wollen, dass du dich dafür opferst? Wie lange ist das nun her, Jakob? Vielleicht ist der Mann schon längst ins Jenseits hinüber gewandert oder auch wenn er noch lebt, so wird er sich vielleicht nicht einmal mehr an dich erinnern. Es würde deiner Schwester mehr nützen, wenn du für die bei den Ahnen ein gutes Wort einlegen würdest.“
    „Ach, die Ahnen, glaubst du wirklich es interessiert sie, was hier noch geschieht? Die sind doch schon längst wiedergeboren oder was weiß ich, jagen ihr Wild in den unendlichen, wunderschönen Steppen der Anderswelt“, gab Jakob zurück.
    „Und worin liegt der Unterschied zu deiner Schwester? Dasselbe könntest du von ihr behaupten.“
    Jakob öffnete bereits den Mund, um etwas zu erwidern, doch dann klappte er ihn frustriert wieder zu. „Wir haben uns noch nie gestritten“, sagte er schließlich, um Ruhe bemüht.
    „Das tut mir leid“, antwortete Ganesha. „Ich möchte mich ja auch gar nicht mit dir streiten, ich möchte dich schützen.“
    Die aufrichtige Trauer in Ganeshas Stimme ließ Jakobs Zorn verrauchen. „Lass uns hier draußen die Nacht verbringen. Morgen gehe ich mit den andern mit. Vielleicht bleibe ich bei ihnen, vielleicht auch nicht. Und wer weiß, vielleicht spreche ich ja doch noch zu den Ahnen. Ich weiß nur nicht, zu welchen.“
    Erleichterung zeigte sich auf dem Gesicht seines Freundes. Nun sah er sehr müde aus. „Gut, schlafen wir hier. Die letzte Nacht, die du hier bist.“
    „Wer hat denn von schlafen gesprochen?“, fragte Jakob. „Wir wachen die ganze Nacht, trinken Airag und schauen zu, dass die Sterne nicht vor uns einschlafen“, sagte er mit schiefem Grinsen.
    Auch auf Ganeshas Gesicht zeigte sich ein schwaches Lächeln. „Ich hole den Airag, du die Felle“, sagte er, dann gingen sie auseinander.

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hey RenLi,

    hier kommen meine Anmerkungen :)

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    Puh...vielleicht gelingt es ja Ganesha wirklich noch, Jakob davon abzuhalten Rache nehmen zu wollen. Der Vergleich mit dem, was Devi passiert ist, könnte ihn tatsächlich überzeugen. Übrigens ein ganz guter Schachzug, das Böse, welches ja in vielfältigen Formen in deiner Geschichte lauert, noch einmal spürbar zu machen. Die arme Devi...dann ist sie quasi besessen. Du müsstest das nur zuvor schon an einigen Stellen andeuten, wie ich finde, sonst kommt das hier zu plötzlich. (Ich bin mir nicht mehr ganz sicher-vielleicht hattest du das sogar früher schon mal irgendwo erwähnt :hmm: )...ich frage mich nur, was passieren wird, wenn Jakob nicht geht. Eigentlich erwartet man als Leser jetzt langsam mal wieder einen Ortswechsel...außerdem erhofft man sich ja auch, dass Jakob irgendwann noch mal auf Edwin oder Richard trifft-also ICH zumindest würde es mir wünschen. ^^

    „Seit du diesen grandiosen Einfall hattest, in dein Land zurückzukehren um den Mann zu töten, der dir vor Jahren das Leben schwer gemacht hat, bist so ruheloser als ein altes Weib, das zu lange nicht mehr hinter einem Busch war.“

    Sehr geiler Vergleich :thumbsup:


    Erleichterung zeigte sich auf dem Gesicht seines Freundes. Nun sah er sehr müde aus. „Gut, schlafen wir hier. Die letzte Nacht, die du hier bist.“
    „Wer hat denn von schlafen gesprochen?“, fragte Jakob. „Wir wachen die ganze Nacht, trinken Airag und schauen zu, dass die Sterne nicht vor uns einschlafen“, sagte er mit schiefem Grinsen.
    Auch auf Ganeshas Gesicht zeigte sich ein schwaches Lächeln. „Ich hole den Airag, du die Felle“, sagte er, dann gingen sie auseinander.

    Ein schönes Ende :)

    LG,
    Rainbow

  • Hi Rainbow

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    Die arme Devi...dann ist sie quasi besessen. Du müsstest das nur zuvor schon an einigen Stellen andeuten, wie ich finde, sonst kommt das hier zu plötzlich

    Total. Das werd ich machen. Ist mir halt erst grad eingefallen, dass sie besessen ist ^^ kommt noch :)

    Eigentlich erwartet man als Leser jetzt langsam mal wieder einen Ortswechsel...außerdem erhofft man sich ja auch, dass Jakob irgendwann noch mal auf Edwin oder Richard trifft-also ICH zumindest würde es mir wünschen

    Jap, das seh ich genauso. Mal sehen, wie lange es noch dauert, aber zumindest das Treffen mit Richard hab ich schon im Kopf :D hahaa. und in der Vergangenheit werd ich auch noch was deichseln. Jakob reisst von zu Hause aus (nach dem Tod seiner Schwester) und findet zum ersten Mal bei Richards Vater ein kleines neues Zuhause, bleibt eine Weile - länger als in der Ursprungsversion - und so lernt der Leser dann Richard und Edwin erstmals von aussen kennen. Dann reist Jakob weiter und die Perspektive teilt sich auf, erst in zwei (Jakob und Richard), dann in drei (Edwin kommt dazu). Und nun sieht es so aus, als würde ich auch in Zukunft noch aus Devis Perspektive schreiben

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Das ist ein richtig schöner Teil gewesen, @RenLi.

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    Solche Leute wie Ganesha sind dünn gesät, die sollte man sich warmhalten. Hoffentlich hast du nicht irgendwas Schlimmes mit ihm vor. Deine männlichen Charakter haben's ja allesamt nicht leicht bei dir. Ich glaube, ich wäre ernsthaft sauer, wenn du ihn sterben lässt. ;( Wenn jemand sterben muss, dann nimm Devi, die würde ich nicht vermissen. Ich mochte sie noch nie leiden. Sorry, aber - isso. :pardon:
    Ja, wie @Rainbow schon sagte - ein schönes Ende dieses Teils. Ich kann mir vrostellen, dass Jakob diese Nacht noch lange in Erinnerung bleiben wird. Und ich hoffe, dass die beiden sich wiedersehen. Also bitte, RenLi, erhalt mir den Ganesha in der Geschichte. Du hast hier mMn einen echt starken Charakter erschaffen, der als Nebenchar (wenn ich mal alle außer Jakob, Richard und Edwin als Nebenchars bezeichnen darf) fast zu schade ist.
    LG Tariq ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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