Der Sinn des Lebens

Es gibt 460 Antworten in diesem Thema, welches 124.029 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Januar 2020 um 15:16) ist von RenLi.

  • Hi Rainbow
    Oh, da muss ich wohl noch etwas dran schrauben. Dass dir viele Namen nicht bekannt vorkommen liegt daran, dass manche noch gar nicht vorgekommen sind, weil sie für Jakob nicht wichtig waren und dass manche (Sheela und Shaukat) nur kurz erwähnt wurden.
    Dass Amma weitsichtig ist, erwähne ich hier tatsächlich nur nebenbei, das könnte ich noch deutlicher machen. Dadurch hat sie vom Kampf erfahren.
    Shankar ist nicht zurück, ist noch immer da. Kamal war urspr in der Truppe mit dabei, sie haben ihn dann wieder zurück geschickt, deshalb wissen sie von Shankars Vision.Vielleicht hab ich oben mal Shankar statt Shaukat geschrieben. Die Namen sind leicht zu verwechseln. Da muss ich nochmals durchgucken... Das mit dem Lied kännte ich noch besser einführen.
    Danke für deine Anmerkungen!! Ist superwichtig, eine Meinung von aussen zu haben.
    Ich wünsch dir einen tollen Tag!!
    Lg, RenLi

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • @Rainbow @Tariq

    Hey ihr zwei

    Im Moment poste ich seit Längerem immer stückchenweise, was ich grad vorzu schreibe. Hab gemerkt, dass mir das nicht so liegt, da ich mehr Zeit brauche, um das Geschriebene auch mal etwas liegen zu lassen und es dann nochmals zu überarbeiten. Da diese Semester an der Uni grade ziemlich viel fordert und ich nun in der Prüfungszeit stecke, kann ich auch nicht wirklich in die Geschichte eintauchen und schreibe dann ziemlich unreflektiert und einfach so aus dem Bauch heraus. Auch das passt mir nicht so ganz.
    Deshalb hab ich beschlossen, eine Pause mit Posten einzulegen. Ich hoffe, dass ich bis Anfang August oder September wieder etwas mehr geschrieben habe. Dann werd ich wieder häppchenweise und wöchentlich posten. Falls ihr dann noch immer im Forum mit dabei seid und euer Interesse an der Geschichte noch nicht abhanden gekommen ist, bin ich meega happy, wieder von euch zu hören, wenn es soweit ist!!!

    Bis dahin wünsche ich euch einen ultratollen Sommer und viel phantastische Einfälle!!

    RenLi

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hey @RenLi,

    das ist überhaupt kein Problem. Nimm dir die Zeit die du brauchst. Genieß den Sommer. Und wenn dir nach Schreiben ist, dann schreibe, und wenn du eine Pause machen willst, dann mach sie. Ich bin auf jeden Fall da, wenn es hier weitergeht! :thumbsup:

    LG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hey @RenLi,

    ich verstehe dein Problem sehr gut. In meinem Fall steht die Geschichte ja schon so gut wie und dennoch halte ich mich zwischendurch ewig lang mit Überarbeitungen auf. Ich will gar nicht wissen, wie das wäre, wenn ich erst noch schreiben müsste, was ich hier posten wollte. Erfahrungsgemäß durchlaufen alle meine Texte ebenfalls eine längere Entwicklung und die erste Rohfassung ist meist nicht das, womit man letztlich selber zu 100% zufrieden ist.

    Insofern kann ich gut nachvollziehen, dass du das erst mal für dich selber auf die Kette kriegen möchtest. Gegen eine kleine Sommerpause habe ich demnach nichts einzuwenden. Also, kümmere dich in Ruhe um deinen Uni-Kram und wende dich dann erst wieder entspannt deiner Geschichte zu.

    Ich werde hier sein und auf dich warten ^^

    LG,
    Rainbow

  • Hallo zusammen

    Ich seid wirklich zuu cool! :superman::mamba2: Danke euch! Ich freu mich schon, wieder posten zu können. Und bis dahin wünsch ich euch eine tolle Zeit, im Forum, draussen hoffentlich viel in der Sonne und was auch immer euch Spass macht!!
    Vielleicht komm ich ja auch mal dazu, was zu lesen :)

    LG, RenLi

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
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    Rumi

  • Hallo zusammen

    Ich hoffe, ihr hattet eine tolle Sommerzeit bis jetzt! Bei mir hat das Studium wieder angefangen und ich habe an meiner neuen Arbeitsstelle gestartet! Bis jetzt geniesse ich die Erkundung dieser neuen Welt.

    Eigentlich wollte ich ja in meiner kleinen Auszeit viel Schreiben, damit ich dann wieder ohne Druck posten kann. Aber daraus wurde leider nichts. Nun ist es das erste Mal, dass ich mich wieder an den PC setze. Auch wenn ich in meinem Kopf weiter an meiner Geschichte gebastelt habe, habe ich nichts zu Papier gebracht. Im Moment habe ich einfach andere Prioritäten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Geschichte über Kurz oder Lang wieder aufnehmen werde, aber nun scheint mir nicht die Zeit dazu. Das gibt mir auch die Gelegenheit, selbst noch zu wachsen, in die Geschichte hineinzuwachsen, da sie doch ziemlich hohe Ansprüche an mich stellt.

    Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu unbefriedigend für euch. Irgendwie sind bisher alle Geschichten, die ich zu lesen begonnen habe – bis auf die von Rainbow – nach und nach weggestorben. Ich fand das immer total schade, da man sich mit den Figuren vertraut macht und dann nie das Ende der Geschichte erfahren kann.

    Deshalb habe ich beschlossen, euch wenigstens eine Zusammenfassung von den Abläufen der Geschichte zu schreiben -so weit ich bis jetzt einen Einblick habe. Das ist natürlich der super grösste Spoiler überhaupt, ihr könnt selbst entscheiden, ob ihr ihn lesen wollt oder nicht…

    Hier kommt der Spoiler:

    Spoiler anzeigen

    Alles begann mit… nein, nicht der Erschaffung der Erde… sondern mit dem Abstieg eines Wesens, welches weit oben oberhalb der Wolkendecke lebte. Es gehörte zu einem Volk, welches sich schon beinahe von der materiellen Welt gelöst hatte. Die Körper dieser Wesen waren durchscheinend und mehr ein Lichtgewebe als denn eine grobstoffliche Masse. Der Name unseres Protagonisten lautet Rhamnus. Man kann sagen, dass er männlich war, wenn auch die Geschlechter in seinem Volk nicht so exakt und starr zu bestimmen sind wie in dem der Menschen oder der Tiere. Rhamnus wuchs also auf, oberhalb der Wolken, auf einem der grössten Gebirge angrenzend an das, welches viele Jahre später als «Lux» bezeichnet werden sollte. Doch Rhamnus tanzte etwas aus der Reihe. Er war viel bodenständiger als die anderen und einfach etwas zu fest für die anderen aus seinem Volk. Vieles viel ihm viel schwerer als ihnen und auch wenn sie sich bemühten, ihn zu integrieren, gehörte er doch nie ganz dazu. Die anderen seiner Art interessierten sich viel mehr für die höheren Welten als er. Rhamnus hingegen fühlte sich zur Welt dort unten hingezogen. Stets wollte er Geschichten über die Menschen hören, welche ein so ganz anderes Leben führten, weit weg wie ihm schien.

    Eines Tages beschloss er, seine Heimat zu verlassen und «in die untere Welt» zu gehen. Entgegen der Ratschläge seiner Geschwister trat er durch das riesige steinerne Tor, welches die Lichtwesen vor der Dichte der materiellen Welt schützte. (Dazu habe ich mal eine kleine Textpassage geschrieben…)

    Spoiler anzeigen


    Rhamnus

    Er trat mitten hinein in die wabernden Nebelschwaden. Wo hinter ihm gerade noch ein Durchgang gewesen war, ragte eine viele Meter hohe Steinwand empor. Nichts, keine Ritze, keine Inschrift und auch kein Weg ließen darauf schließen, dass hier die Pforte zu einer anderen Zivilisation war. Rhamnus schaute nach oben. Irgendwo über diesen Wolken lebte sein Volk in einer friedlichen Welt aus goldenem Licht. Er wandte sich ab, glitt weiter in den Nebel hinein. Seine lichten Füße berührten den steinigen Boden kaum. Im Vergleich zu den Menschen, die unten am Berg im Tal lebten, war sein Körper beinahe schwerelos, nahezu durchscheinend. Weder der Wind noch die Kälte berührten ihn, noch schmerzten die rauen Steine seine nackten Füße.

    In weiten, luftigen Sprüngen segelte Rhamnus die Flanke des Berges hinunter, segelte durch die Wolken hindurch, die sich hier angesammelt hatten. Wo immer er aufkam, begannen die Steine zu flüstern und säuselte der Wind ihm ins Ohr. Hätte ein Mensch dies beobachten können, hätte er wohl geglaubt, ein Splitter eines Sterns wäre vom Himmel gefallen, so sehr leuchtete Rhamnus‘ Körper in der kargen Bergwelt.

    Dass er seine Familie nicht mehr wiedertreffen konnte, bekümmerte ihn nicht sonderlich. Er wollte die Menschen finden, diese würden seine neue Familie werden, dachte er und bahnte er seinen Weg weiter, immer weiter hinunter. Doch seine Sprünge wurden kürzer, seine Landungen fester, als würde sein Köper mehr Gewicht bekommen. Als er die Waldgrenze erreicht hatte, begann ihn tatsächlich ein wenig zu frösteln. Was ist das?, fragte er sich und musste feststellen, dass sein Körper bereits nicht mehr so stark leuchtete und auch nicht mehr so durchscheinend war wie noch im Land seines Volkes.

    Verwundert betrachtete er seine Arme, durch die er die Welt nur noch unscharf wahrnehmen konnte. Er legte die Hand an die Rinde eines Nadelbaumes und tatsächlich konnte er deren Oberfläche auf seiner Haut spüren. Er lächelte, grüßte den Baum, dieser grüßte zurück, dann ging er weiter.

    Der Wald war erfüllt von Stimmen, die Rhamnus noch nie gehört hatte. Unzählige Tiere tummelten sich hier. Unter der Erde, in den Bäumen, in der Luft. Und auch die Bäume selbst sprachen miteinander, flüsterten sich zu, unterhielten sich mit dem Wind und der Erde. Rhamnus betrachtete wie eine Kolonie von Ameisen den Stamm eines Baumes emporklettere. Fasziniert beobachtete er wie sie ihre vielen, hauchzarten Beinchen geschickt über die raue Oberfläche bewegten und mit ihren Fühlern die Welt ertasteten. Ein größeres Tier, mit vielen tausend Beinen kam hinzu, reihte sich ein. Doch Rhamnus erschrak, als die Ameisen in Aufruh gerieten, denn der Tausendfüßer hatte sich keineswegs aus Spaß in die Kolonne der Ameisen eingereiht. Fassungslos schaute Rhamnus zu wie der viel größere Angreifer die kleinen Ameisen verzehrte. Dort wo er herkam hatte er noch nie so etwas gesehen. Warum tust du das?, fragte er den Tausendfüßer, doch er erhielt keine Antwort.

    Nach einer Weile wollte er dem Kampf nicht mehr zusehen. Er richtete sich auf und setzte seinen Weg fort. Mit jedem Meter, den er tiefer stieg, ähnelte er mehr einem Menschen. Sein Körper wurde fester, seine Konturen klarer umrissen, seine Haut empfindsamer. Als er zum ersten Mal seinen Fuß an einem Stein stieß, schaute er verwundert auf die Erde. Nun konnte er nur noch seinen Fuß sehen, wenn er darauf blickte. Die Welt dahinter war für seine Augen verschwunden. Mein Körper wird fest, stellte er fest und ging weiter.

    Allmählich plagte ihn die Kälte zusehends und ein seltsames, ihm unbekanntes Gefühl machte sich unterhalb seiner Brust bemerkbar. Ein Stechen und ein Zusammenziehen, ein grummelndes Geräusch stieg davon aus. Etwas ist da drin, stellte er fest. Doch er konnte seine Sprache nicht verstehen. Und weitere Geräusche kamen hinzu, es rauschte in seinen Ohren und es pochte in seiner Brust. Dieses laute Pochen dröhnte und rauschte durch seinen ganzen Körper. Ob die Menschen sich das die ganze Zeit über anhören müssen?, fragte er sich.

    Seine Beine wurden schwerer, die Füße schmerzten bei jedem Schritt mehr. Wenigstens war er aus dem Nebel raus, aber seine Sicht wurde immer schwächer. Auch die Stimmen der Bäume, der Tiere und der Steine wurden leiser. Alles verändert sich, dachte er. Es ist ganz anders als in meiner Vorstellung. Das Menschsein ist viel anstrengender als in meinen Träumen…

    Rhamnus stieg einen steilen Abhang hinunter, musste sich an Wurzeln und Ästen festhalten, damit er nicht ausrutschte. Dies ist wohl meine erste Prüfung, dachte er und blieb einen Moment sitzen um Luft zu holen und seinem neu entstehenden Köper etwas Ruhe zu verschaffen. Daran werde ich mich erst gewöhnen müssen.

    Die Wesen seines Volkes kannten weder körperliche Beschwerden noch Krankheit oder Hunger. Sie lebten weit oben über den Wolken in einer Welt aus Licht, in einem harmonischen Miteinander, ohne Angst vor Tod oder Leid. Doch Rhamnus war anders als die anderen. Stundenlang hatte er über die Welt geblickt, hatte von den Menschenwesen geträumt, von ihrem Leid und ihrem Kummer. Bis er es irgendeinmal nicht mehr hatte aushalten können. Und nun stieg er zu ihnen hinunter. In diese harte, unwirtliche, unbekannte Welt.

    Weiter setzte er Fuß um Fuß, stieg über umgefallene, morsche Baumstämme, wich Dornengestrüpp aus. Inzwischen hatte er sein langes Gewand hochgebunden, an einigen Stellen war es bereits eingerissen. Auch seine seidenen, goldblonden Haare hatte er ungeschickt verknotet, sodass sie ihm möglichst wenig im Weg waren. Wofür haben die Menschen nur so einen klobigen Körper?, fragte er sich. Da ist es doch kein Wunder, dass sie kein friedvolles Leben führen können.

    Doch er stieg weiter, der erste Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und seine schlanken, langen Finger waren aufgeschürft und schmutzig. Auch die Stelle unterhalb seiner Brust plagte ihn, doch konnte er nicht wissen, dass es der Hunger war, der ihm das Leben schwermachte. Bald werde ich bei den Menschen sein, dachte er und balancierte über einen Baumstamm.

    Doch da er sich an das Gewicht seines Körpers noch nicht gewöhnt hatte, wankte er gefährlich auf dem nassen, von Moos überwachsenen Stamm. Instinktiv ging er in die Hocke, schob sich langsam vorwärts, doch weil er auf sein Kleid trat, geriet er ins Straucheln und rutschte vom Stamm. Was für ein Anfang, dachte er während er fiel. Wie seltsam, dass ich nicht davonschwebe. Und so landete er hart auf dem Waldboden, überschlug sich, versuchte sich irgendwo festzuhalten. Äste und Dornen bohrten sich in seinen noch nicht ganz grobstofflichen Körper, übersäten ihn mit unzähligen Wunden, rissen sein einstmals weißes Kleid auf. Gerade als er glaubte, sich festhalten zu können, fiel der Boden unter ihm ab und er stürzte in die Tiefe.


    Rahmnus wird von einer alten Frau aufgenommen und gesundgepflegt. Allmählich gewöhnt er sich an seinen menschlichen Körper. Zu Beginn ist er etwas hilflos, denn die Menschen verhalten sich oft seltsam, doch mit der Zeit lernt er ihre Kommunikationsmuster deuten. Viele fühlen sich von ihm angezogen und so wird er schon bald regelmässig von verschiedenen Dorfbewohnern besucht. Andere fürchten ihn und wollen ihm schaden. Irgendwann (vielleicht nach dem Tod der alten Dame) zieht er los, um mehr von der Welt zu sehen und um die Wurzel der menschlichen Probleme zu ergründen. Weshalb lebt sein Volk in Harmonie und Liebe, während die Menschen von Zwietracht, Neid und Unglück verfolgt scheinen?

    Auf seinen Reisen nimmt er irgendwann ein Kind auf, einen kleinen Jungen, der ohne ihn wohl den Tod gefunden hätte. Er nennt ihn Diligo (später Richard) und nimmt ihn auf. Gemeinsam ziehen sie umher und allmählich beginnen sich immer mehr Menschen um Rhamnus zu scharen. Diligo wird älter, während Rhamnus kaum zu altern scheint, und unterstützt ihn, denn Rhamnus vermag noch immer nicht alle menschlichen Gebärden und Verhaltensweisen zu deuten.

    Doch obwohl Rhamnus alles daran setzt, den Menschen zu helfen, wird die Lage um ihn immer schlimmer. Mehr und mehr Dämonen machen sich im Land breit und nutzen die Menschen, um breite Landstriche zu verwüsten und um anderen Menschen Gewalt anzutun. Rhamnus beschliesst, den König aufzusuchen. Er zieht Richtung Königshof und wird nach kurzer Zeit vom König hergerufen, der seine erkrankte Frau zu retten versucht. König Entipaz (später Ben, Richards und Edwins Vater) hatte das Reich bereits seiner Tochter Anastasia (später Edwin) und ihrem Gemahl Cedrus (später Vater Justus) überlassen.

    Hier noch eine Erläuterung dazu: Die Eltern von Anastasia (Edwin) waren Entipaz (Ben) und seine Frau (Elvira). Ihr jüngerer Bruder (später Gilbert) starb am Fieber. Als Edwin im Keller von den Menschenhändlern eingesperrt ist, träumt er von einem Jungen, den er wiedererkennt und von dem er weiss, dass sie zusammen gespielt haben. Dies ist eine Begegnung mit dem Gilbert von früher, der damals sein (Anastasias) jüngerer Bruder war. Von daher sind Edwin und Gilbert sich auch so vertraut. Der Tod von ihrem Kind reisst der Königin (Elvira) ein grosses Loch in ihr Leben. Sie verliert den Lebenswillen und stirbt schliesslich selbst – ich glaube das war an einer Frühgeburt. Der Tod seiner Frau wiederum reisst den König (später Ben) in einen Abgrund und er verliert die Kontrolle über das Land und ergibt sich dem Alkohol. Dies wird auch Folgen für das nächste Leben dieser Personen haben. Anastasia jedoch wird so rasch wie möglich mit ihrem Cousin Cedric vermählt, um ein totales Chaos zu verhindern. Doch Cedric ist kein sonderlich guter Stratege, obwohl er ein ausgezeichneter Krieger ist. Unter seiner Führung bricht ein Bürgerkrieg aus und die Umstände werden immer schlimmer. Es gibt Aufstände gegen die Aristokratie. Auch die beiden Söhne Anastasias und Cedric sind verwickelt ins Kriegsgeschehen. Der ältere Sohn Joachim (später Jakob) ist ein begabter Kämpfer. Sein bester Freund Agrippa (später Mar) stellt sich gegen den König und fordert ein demokratisches Regierungssystem. Er versucht Joachim (Jakob) auf seine Seite zu ziehen, doch Joachim bleibt seinem Vater treu. In einer Schlacht (bei Jakob als Rückblende im Kampf gegen die Banditen beschrieben) stirbt Agrippa (Mar) im Versuch Joachim zu schützen, durch Joachims Hand. Dieses Ereignis verändert Joachims Leben. Er zieht sich aus dem Kampfgeschehen zurück und schwört, niemals mehr ein Schwert zur Hand zu nehmen. Sein jüngerer Bruder (später Ganesha) übernimmt die Führung des Volkes nach der Absetzung ihres Vaters.

    Rhamnus tritt in dieses Geschehen hinzu, zu der Zeit, in der das Volk in der grössten Krise steckt. Er rettet Königin Anastasia zusammen mit Diligo (Richard) und versucht den König für sich zu gewinnen. Zuerst geht er mit grosser Sorgfalt vor. Es gelingt ihm, immer grössere Teile des Reiches zu einen und die Menschen für sich zu gewinnen. Doch der König ist neidisch auf den Wandermönchen und fürchtet ihn gleichzeitig. Er ist kein guter Schüler und nutzt seine Macht immer wieder aus. Gleichzeitig bemerkt Rhamnus, dass sein Körper immer schwächer wird. Auch wenn er nicht so schnell altert wie die Menschen, ist es eine Belastung für ihn, in dieser grobstofflichen Dimension der Wirklichkeit zu verweilen. Eine sonderbare Krankheit befällt ihn und er merkt, dass ihm allmählich die Zeit davonläuft. Dabei hat er sein Ziel noch gar nicht erreicht. Er wollte doch die Menschen von ihrem Leiden erlösen und ihnen die wahre Liebe zeigen. Das Problem sieht er in König Cedrus, der noch immer unwillig ist, sich wirklich zu öffnen und seine krummen Spiele weiterspielt. Also setzt er ihn mit Gewalt unter Druck. Diese Szene sehen wir aus Anastasias Sicht in Form von Edwins Erinnerung. Als Demonstration seiner Macht lässt Rhamnus ein Gewitter aufziehen und lässt den unwilligen König beinahe ersticken. Dies ist jedoch eine Ausnutzung seiner Macht und so gerät auch Rhamnus langsam auf die schiefe Bahn. Immer öfter missbraucht er seine Kräfte, um Menschen zu manipulieren, unter dem Vorwand, dass er zu wenig Zeit hat, um den netten Weg zu gehen. Diligo (Richard) macht sich allmählich Sorgen um seinen Freund und Meister, ist jedoch von seiner Romanze mit Anastasia (Edwin) abgelenkt. Die beiden kommen sich allmählich näher, doch da Rhamnus Diligo stets vor der Liebe zu Frauen gewarnt hatte, macht Diligo sich stets Vorwürfe, wenn er mit Anastasia zusammen ist. Schliesslich erfährt König Cedrus von der Affäre und verlangt, dass die beiden hingerichtet werden. Rhamnus gerät in einen grossen Konflikt. Er möchte zumindest Diligo retten, schliesslich hat er ihn grossgezogen und im Zustand seiner Krankheit fühlt er sich nicht kräftig genug, seinen Auftrag auf der Erde ohne seinen treuen Gefährten auszuführen. Gleichzeitig ist er aber auch von Diligo bitter enttäuscht. Jedoch nicht nur, weil der seine Anweisung, von Frauen fern zu bleiben, nicht befolgt hat, sondern auch – und dies kann er sich gar nicht wirklich eingestehen – weil er sich selbst seit längerer Zeit zu Diligo hingezogen fühlte. Diese Gefühle waren ihm fremd und verwirrten ihn mehr und mehr. Ein Teil von ihm wollte sich für Diligos Vertrauensbruch und für sein gebrochenes Herz rächen und ihn neben Anastasia hängen sehen, ein anderer liebte und brauchte ihn. Schliesslich liess er einen anderen Mann an Diligos Stelle am Galgen hängen und rettete seinen heimlich Geliebten. Für Diligo war dies ein sehr traumatisches Erlebnis. Er musste weiterleben, während seine Geliebte in den Tod ging. Versteckt durch Rhamnus lebte er weiter im Palast mit seinem Kummer. König Cedrus wurde schliesslich abgesetzt und sein jüngerer Sohn (Ganesha) übernahm die Thronfolge. Unter ihm wuchs das Reich wieder zu einem schönen und starken Königtum heran. Ich bin mir nicht sicher, wie Diligos Leben endete. Er hatte Anastasia versprochen, sie in einem späteren Leben wieder zu finden. Es ist möglich, dass er seins vorzeitig selbst beendet hat. Rhamnus auf jeden Fall hat sich aus Scham und Gram in die Berge zurückgezogen, um sich in einer Höhle einzusperren, zu fasten und zu meditieren. Das normale Volk glaubte, er wolle nun seine Reise zu den Lichtwesen antreten und als er schliesslich von einem Rudel Wölfe zerrissen wurde und man keine Überreste von ihm finden konnte, setzte sich der Volksglaube durch, sein Körper hätte sich in Licht aufgelöst und er wäre in die höheren Welten aufgestiegen. So nahm das Leben des Heiligen Rhamnus ein tragisches Ende.

    Ungefähr fünfhundert Jahre lang lebten die Bewohner von Lux relativ friedlich. Durch den neuen König (Ganesha) angestossen, wurde die Teilung der Gewalten initiiert. Es entstand eine Art Priestertum und weltlicher Rat. Das Kastensystem entwickelte sich erst viel später. Mit Hilfe von Wesen aus der unsichtbaren Welt, welche in die Herzen der Menschen blicken können, wollten die Priester sicherstellen, dass nur Menschen, welche in ihrer geistigen Entwicklung weiter waren als andere, an Machtpositionen gelangen konnten. Der Grundgedanke war gut, jedoch sind diese Wesen beeinflussbar und so wird heute, zu Richards, Jakobs und Edwins Lebzeiten die Einteilung in die Kasten von manchen Priestern manipuliert. Zudem haben sich über diese Jahrhunderte einige Irrlehren eingeschlichen. Dass Frauen minderwertig sind, hat Rhamnus nie behauptet. Dies wurde von gewissen Priestern nur so gedreht, um ihre Macht sichern zu können. In dieser Hinsicht kam ihnen der Brand der Bibliothek ungefähr einhundert Jahre vor Bens Geburt gelegen, denn dadurch wurden einige wichtige Schriften diesbezüglich verbrannt.

    Nun kommen wir zur Jugendgeschichte von Ben, Elvira, Gilbert und Vater Justus. Die vier sind alle in Caput aufgewachsen. Wie schon geschildert sind sie alle durch ihr vorhergegangenes Leben verbunden. Ben und Elvira waren damals ein Königspaar, Gilbert ihr Sohn und Justus ihr Nachfolger im Königsamt (Cedrus). Ben, der in seinem früheren Leben ein guter König gewesen war, hatte einen guten Start in sein neues Leben. Seine Eltern waren angesehene Handwerker und ermöglichten ihm, eine gute Schule zu besuchen. Dort lernte er Elvira, seine damalige Gemahlin, kennen. Die beiden fühlten sich gleich zueinander hingezogen, doch durch die Geschehnisse in seinem früheren Leben unbewusst beeinflusst, wollte Ben nichts von einer ernsthaften Beziehung wissen. Auch wenn er sich nicht an sein letztes Leben erinnern konnte, fürchtete er sich doch vor dem Verlust seiner Liebsten – schliesslich hatte er zuerst seinen Sohn (Gilbert) und dann seine Frau (Elvira) verloren. Er war jedoch sehr beliebt bei den Frauen und hatte eine hoffnungslose, herzensbrecherische Beziehung nach der anderen. Zudem war er auch magisch sehr begabt und ein Überflieger. Justus, der ihn erst verehrte, fing bald an, ihn zu beneiden. In seinem früheren Leben als Cedrus hatte er die Chance immer wieder verpasst, sich aufrichtig dem spirituellen Weg zu widmen und hatte gar seine eigene Frau Anastasia (Edwin) aus Rachsucht an den Galgen gebracht. Dies kam ihm in diesem Leben nun nicht gelegen. Er war mit Talentlosigkeit gestraft. Dies führte einerseits zu einer grossen Rivalität zwischen ihm und Ben, die Ben jedoch nicht sonderlich ernst nahm, und andererseits aber auch zur Ausbildung eines sehr starken Willens. Obwohl er kaum Talent hatte, arbeitete Justus sich immer höher hinauf. Als Ben in den Vogelstand erhoben wurde, trat Justus in den Ducatus ein, um sein Leben dem Streben nach höherer Geistigkeit zu widmen. Er erzielte grosse Fortschritte, wurde jedoch auch ziemlich verbissen.

    Inzwischen war der Glaube, dass der Heilige Rhamnus oder ein anderer bedeutender Heiliger wiederkommen werde, weit verbreitet. Vater Canis, der damals Hohepriester und begnadeter Sterndeuter war, sagte sein Kommen in die damalige Zeit voraus. Diese Prophezeiung war jedoch nicht korrekt. Was die Sterne ankündigten war nicht das Kommen eines Meisters, sondern ein starker Umbruch im Weltgefüge. Je nach dem wie sich die Menschen auf diesen Umbruch vorbereiteten, würde entscheiden, ob die Welt erhoben wurde, oder denn auf eine tiefere Stufe absank. Dies wird durch Shankars Vision angedeutet. In ihr sieht er, wie Flammen auf die Erde niederfallen und alles unter sich begraben – ein Meteoriteneinschlag, der weite Teile von Lux vernichten würde.

    In dieser Zeit tritt Markus Aurelius auf. Er ist ein erleuchteter Meister, der ähnlich wie Rhamnus, durch die Lande zieht. Um Caput findet er viele Anhänger. Auch Ben, Elvira und Gilbert schliessen sich an. Doch er erscheint der Priesterkaste als eine Bedrohung. Sie beschliessen, ihn zu vernichten und üben einen Mordanschlag auf ihn aus. Dabei stirbt seine Frau, er wird festgenommen und ermordet. Damit er nicht zum Märtyrer werden kann, geben die Priester vor, er sei geflohen und habe seine Anhänger im Stich gelassen. Ben versteckt sich bei Elvira und Gilbert, sie verhelfen ihm zur Flucht. «Onkel Johan», der damals noch einen anderen Namen hatte, war ein guter Freund von ihnen und ebenfalls ein Anhänger von Markus. Er sah in Ben den neuen Markus und folgte ihm. Geleitet durch Träume und Visionen fand er Ben tatsächlich wieder. Gemeinsam zogen sie umher, ausserhalb von Lux, bis sie schliesslich zurückkehrten.

    Gilbert tritt währenddessen wie von seinem Vater erwartet in die gnostische Garde ein. Dort lernt er Talmud kennen. Richards und Edwins Mutter, ein Bauernmädchen, aus einem anderen Land, hört Stimmen, welche ihr sagen, dass sie ihr Zuhause verlassen muss. Mit einer älteren Frau aus ihrem Dorf, welche sie spirituell unterrichtet hat, macht sie sich auf den Weg und trifft schliesslich auf Ben und «Onkel Johan», der sich inzwischen tatsächlich Johan nennt, weil er sich fürchtet, unter seinem richtigen Namen noch immer von der Gnosis verfolgt zu werden. Sie verliebt sich in Ben. Zuerst will er jedoch keine Kinder und auch keine Frau. Er ist noch immer verliebt in Elvira und hat sich durch die Ängste aus seinem alten Leben geschworen, niemals Kinder zu haben. Aber die Frau lässt nicht locker und schliesslich kommt Richard zur Welt.

    Inzwischen stirbt der Vater von Elvira und Gilbert, was die Bahn frei macht für das Waisenhaus. Gilbert kommt aus der Garde zurück und bringt Talmud zurück, welcher sich in Elvira verliebt – diese Liebe bleibt leider Zeit seines Lebens unerwidert. Doch kurze Zeit später werden Talmud und Gilbert eingezogen, da es an den Grenzen Unruhen gibt. In dieser Zeit verliebt sich Gilbert in ein Bauernmädchen aus der Grenzregion. Sie wird schwanger, ist aber aus einer tieferen Kaste als er. Trotzdem steht er zu ihr, und will die Verantwortung für sie und das Kind übernehmen. Da tatsächlich Kämpfe ausbrechen, muss er seine junge Familie jedoch verlassen. Er wird im Kampf zwar verletzt, bewährt sich aber und steigt in der Hierarchie auf. Doch währenddessen gibt es einen Überfall von Banditen auf das Dorf seiner Frau; sie und das ungeborene Kind sterben. Diese Begebenheiten werden in Edwins Erzählung aufgegriffen, im Kapitel «Edwin, die Königstochter und der Uhrmacher» wir die Schlacht um Aster, als Angriff aus Aluid, erwähnt. Gilbert wird zum Hauptmann der Truppen, ersäuft sich in Blut und Alkohol wegen dem Tod seiner Geliebten. Danach ist er nie mehr derselbe. Aus diesen Zeiten rührt die Dunkelheit, die Edwin zuweilen in ihm spüren kann.

    Im Verlaufe der Zeit wird Ben auf die Probe gestellt. Richard ist ein gesundes Kind und wächst gut heran. Sie leben etwas abseits, um nicht mit den Priestern in Konflikt zu geraten. Alles scheint harmonisch, doch bei der Geburt von Edwin stirbt die Mutter. Dies ist eine grosse Erschütterung für Ben. Seine unbewussten Ängste werden Wirklichkeit. Doch in diesem Leben meistert er diesen Schlag. Er übersteht den Tod seiner Frau ohne den Verstand zu verlieren. Er zieht seine beiden Söhne liebevoll auf und lehrt sie seine Weltanschauung so gut er es vermag. Dabei wird er natürlich von «Onkel» Johann und der «Grossmutter» unterstützt. Doch Ben fühlt sich ein bisschen zu selbstsicher. Er glaubt, das Universum auf seiner Seite zu haben und meint, das Schicksal für sich beeinflussen zu können. Deshalb zieht er mit seiner Familie näher an Caput heran und lässt sich am Sumpf nieder und verdeckt auch seinen Namen nicht. Dort stirbt dann auch die Grossmutter, als weise alte Frau. Ihr Tod wird aus Richards Sicht am Anfang der Geschichte kurz beschrieben. Mittels Magie verdichten Johan und Ben den Boden des Sumpfes, geben den Reisenden jedoch an, sie würden einfach einen sicheren Weg über den Sumpf kennen, um nicht aufzufallen. Ihnen ist jedoch nicht bewusst, dass sie der Gnosis bereits ins Auge gefallen sind. Justus, der noch immer einen Groll gegen Ben hegt, bekommt Wind vom Aufenthaltsort seines ehemaligen Rivalen und Staatsverräter. Er nutzt seine Machtposition aus, um geübte Kopfgeldjäger auf ihn anzusetzen. Diese schalten zuerst Johan mit Gift aus – dies ist die Ursache für den Tod des Onkels – und entführen dann anschliessend Ben, als er alleine ist. Die Übergabe des Bewusstlosen wird im Prolog beschrieben. Der schwarze Reiter, aus dessen Sicht dieser beschrieben ist, ist Vater Justus. Justus geniesst es, sich in sein «dunkles Gegenstück» zu «verwandeln». Er glaubt, dass nicht alle Menschen dazu auserkoren sind, in die höheren Welten aufzusteigen. Er sieht seine Aufgabe darin, die Auserwählten, dort hin zu führen und ist auch bereit, schmutzige Arbeit auf sich zu nehmen. So schreckt er auch nicht vor Mord oder Krieg zurück. Er lässt Ben also entführen und sperrt ihn im Ducatus in den speziellen Verliesen für magisch-begabte Verbrecher ein. Aus den Tiefen dieser Verliese versucht Ben Kontakt mit Richard aufzunehmen und ihm den Weg in die Verliese zu zeigen, als dieser im Ducatus wohnt. Dies ist im Kapitel «Richard-Traum» beschrieben. Richard versteht die Botschaft jedoch nicht.

    Gut, mal bis hier. Ich hoffe, das erschlägt euch nicht gleich. Der Rest kommt noch, sobald ich Zeit zum Niederschreiben habe.

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hey @RenLi,,

    ich finde es völlig legitim, zwischendurch mal eine kleine Schaffenspause einzulegen. Du hast die Geschichte ja gedanklich schon sehr weit und detailliert ausgearbeitet....aber wenn dann die Zeit zum Schreiben fehlt-was will man da machen?
    Sicher wird bei dir demnächst wieder etwas Ruhe einkehren und dann geht`s halt weiter. Mach dir auf keinen Fall Stress deswegen.

    Ich würde mich echt freuen, die Geschichte weiterverfolgen zu können, denn sie ist etwas ganz Besonderes :) ... Nun denn, ich harre jetzt einfach mal der Dinge, die da kommen.

    Ganz liebe Grüße,
    Rainbow

  • Hey @RenLi,

    ich werd auf jeden Fall geduldig warten, bis es hier wieder einen neuen Post gibt. Die Leute aus deiner Geschichte sind mir alle so ans Herz gewachsen, dass ich unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht mit ihnen. Deshalb keine Sorge - wenn du wieder postest, bin ich da, der Abo-Haken sitzt. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, für die Dinge, die jetzt dran sind. Und wenn die Geschichte im Augenblick pausieren muss, weil anderes wichtiger ist, dann ist es eben so. Alles gut.
    Also - ich sag dasselbe wie @Rainbow: Ich würde mich freuen, wenn ich irgendwann weiterlesen könnte, aber mach dir keinen Druck deswegen.
    VlG Tariq

    PS. Den Spoiler hab ich nicht gelesen. Aber wow - meinen höchsten Respekt für diese umfangreiche Zusammenfassung hast du auf jeden Fall!!! Und es ist gut zu wissen, dass es ihn gibt, falls mir irgendwann mal ein Zusammenhang fehlen sollte oder ein Name ein Fragezeichen im Kopf verursacht.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Danke ihr zwei!! Ihr seid grossartig!! <3<3<3

    Beim Schreiben der Zusammensfassung konnte ich kaum mehr bremsen ^^ fertig ist sie zwar bei Weitem noch nicht... Habe erst die "Vorgeschichte" abgearbeitet...

    Den Spoiler hab ich nicht gelesen. Aber wow - meinen höchsten Respekt für diese umfangreiche Zusammenfassung hast du auf jeden Fall!!! Und es ist gut zu wissen, dass es ihn gibt, falls mir irgendwann mal ein Zusammenhang fehlen sollte oder ein Name ein Fragezeichen im Kopf verursacht.

    Ist vielleicht besser. Falls du mal gar nicht mehr durchblickst, wird sie dir sicher helfen, die Hintergründe (die in meinem Kopf rumschwirren, während ich die Leser-Version aufschreibe) zu durchschauen. Aber sonst verdirbt sie wohl auch viel vom Lesespass :) zuu viel gespoilert... Und wie gesagt, ich bin da noch nicht mal in der "Gegenwart" angekommen ^^

    Danke nochmals für euer Verständnis! Jetzt würd ich mich am liebsten wieder an die Geschichte setzen und so richtig in die Tasten hauen. Naja, die Zeit wird bestimmt wieder kommen :D:sarcastic: so schnell geb ich nicht auf :D

    Machts gut und bis zum nächsten Post....

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Denkst du, das ist okay so? Ich muss mir noch überlegen, wie ich das umschreiben kann, damit es klarer wird. Der Nachteil daran, dass ich so nahe an den Figuren schreibe, ist, dass der Leser nicht mehr mitbekommt als sie selbst... Vielleicht muss ich da doch etwas weiter werden und mehr Hintergrundinfos für die Lesenden einbauen...

    Erstmal hierzu: Ich konnte dem ganzen gut folgen. Das blendende Licht und der gesammte Cast wechsel helfen dabei, zu verstehen, dass es ein Traum/eine Vison ist. Außerdem erwähnst du das am Anfang des nächsten Parts auch direkt.

    Schade, dass du eine längere Pause eingelegt hast, das kam mir aber zugute XD Obwohl ich jetzt wieder angefixt bin und weiter lesen möchte.
    Des Spoiler lass ich zu. Nimm dir die Zeit, die du brauchst.Ich mach ja auch sei Äonen pause :oops:

    Hoffe dein Studium geht gut vorran?

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Hi Az!!!

    Huuuhuuu, du bist schon up to date. Ja leider geht die Pause wohl noch etwas länger. Auch wenn ich mich grad diese Woche zum ersten Mal wieder an die Geschichte rangewagt habe... Aber nicht in der Fortsetzung - obwohl ich doch endlich mal in die Gänge kommen will mit dem ganzen Drama, das nun durch Shankars Vision eingeleitet wurde :evil::D - nein, ein neuer Anfang musste her. Aber er gefällt mir gar nicht.
    Hab grad Rainbow geschrieben: Das Ganze ist mir zu brutal. Ich wollte ja mal eine Kindergeschichte schreiben, aber das war wohl nichts...

    Na mal sehen, was noch alles daraus wird... Aber ich glaub, wenn ich da wirklich was draus machen will, brauch ich Zeit, mich richtig zu vertiefen, um herauszufinden, wie ich die Geschichte aufbauen will. Ich könnte tausende verschiedene Anfänge schreiben, ewig lange ausbauen, Nebengeschichten erzählen usw. Aber das wird ja dann auch langweilig...
    Das Projekt ist einfach ein bisschen zuuu gross...

    Ach, und das Studium, jaaa, klappt. Nur leider geht das noch eewig. In knapp zwei Jahren ist es fertig. Ich hoffe mal, dass die Geschichte nicht bis dahin auf Eis gelegt ist...

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    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hallo zusammen

    Ich hoffe, ihr seid gut im Neuen Jahr gelandet! Bin mal gespannt, ob ihr noch Interesse daran habt, die Geschichte weiter zu verfolgen nach der Pause. Ich hatte als Letztes bei Jakob aufgehört, nun hatte ich total Lust, bei Richard weiterzumachen. Ich konnte ihn einfach nicht mehr in Pulvis, dem von Dämonen besetzten Dorf, sitzen lassen. Dazu werd ich zwei Posts machen. Danach weiss ich noch nicht so genau, wie ich weiterschreibe. Die Version hier auf dem Forum ist so veraltet, dass ich eigentlich gar nicht wirklich daran weiterschreiben kann, ohne dass sich gröbere Logikfehler breitmachen...
    Also überlege ich, die Geschichte wieder von vorne aufzurollen... Was hält ihr davon?

    Aber zuerst mal muss ich die Sache mit Richard klären. Er ist ja mit Samuel, Sinister, dem Krieger Roland, dem Bauern Tridan und Sessilia unterwegs, um die Dämonen zu bekämpfen, die sich in Lux eingenistet haben. Dazu sind zuerst er und Samuel nach Aper gefahren, sind dort einem Eber-Dämon begegnet und haben ihn vorläufig vertrieben. Mit der Unterstützung der anderen sind sie dann nach Pulvis weitergezogen. Dort wurden sie von aufgespiessten Kaninchen und verrückten Dorfbewohnern begrüsst. Ein Dorf voller Männer, welche ihre Frauen und Kinder abgeschlachtet hatten. Bei einem gescheiterten Fluchtversuch von Richard, Sessilia und Roland, wurde Roland verletzt und Sessilia und Richard werden mit Sinister in eine Zelle in der Festung gesperrt. Dort versuchen sie sich gegenseitig umzubringen, weil sie durch den Einfluss des Dämons irre werden. Wir erfahren den Namen des Dämons: Legion (übrigens ein Dämon aus dem Neuen Testament).

    Und gerade, als Sinster Richard töten will, kommt Rettung! Die Weiterführung im Spoiler...

    Spoiler anzeigen

    Richard, der Wahnsinn greift um sich (566 n. Rh.)

    Als Richard zu sich kam, fand er sich in einem dunklen, kalten Raum wieder. Seine Glieder fühlten sich steif an, sein Schädel brummte und als er sein Gesicht betastete, fühlte er eingetrocknetes Blut. Mühsam gelang es ihm, sich aufzusetzen. Es stank widerlich, nach Fäulnis und Verwesung.

    Wo bin ich hier?

    Die einzige Lichtquelle war ein vergittertes Loch in der Tür am anderen Ende des Raumes.

    „Richard“, flüsterte eine angsterfüllte Stimme neben ihm. In der Dunkelheit erkannte er Sessilia. Doch sie blickte ihn nicht an. Sie lag auf dem Boden, hatte die Hände auf die Ohren gepresst und krümmte sich, als hätte sie Schmerzen.

    „Nein, ich kenne dich nicht, ich kenne dich nicht“, schluchzte sie. „Richard, hilf mir.“

    Richard rutschte auf den Knien näher zu ihr.

    „Sessilia, ich bin hier“, rief er, doch sie schien ihn nicht zu hören. Ihr Gesicht war angstverzerrt, sie zitterte. „Legion, Legion ist mein Name“, flüstere sie.

    „Sessilia, was redest du, schau mich an.“

    Sie ist völlig von Dunkelheit verschluckt worden. Er legte eine Hand auf ihren Kopf und konzentrierte sich auf das göttliche Licht. „Wach auf, Sessilia!“ Ihr Zittern verebbte. Sie blickte ihn an.

    „Richard!“, keuchte sie.

    Den Göttern sei Dank!, dachte er erleichtert, doch im selben Moment weiteten sich ihre Augen, gepackt von Angst.

    „Bleib weg!“, kreischte sie und stieß ihn zurück. Er taumelte und stürzte nach hinten. Erschrocken schaute er ihr zu, wie sie von ihm wegkroch, murmelnd, fluchend.

    Sie ist verrückt. Genau wie die anderen Frauen. Ich kann sie nicht mehr retten. Sie wird mich umbringen. Wenn ich nicht aufpasse, dann bringt sie mich um!

    Panik griff nach ihm, schnürte seine Brust zu und vernebelte seinen Verstand.

    Sie haben mich gewarnt. Erdrosseln, im Schlaf. Kalter Schweiß rann ihm über die Haut.

    Nicht, wenn ich sie zuerst töte, schoss es ihm durch den Kopf. Seine Hände verkrampften sich und sein Atem ging stoßweise. Ich kann sie erwürgen. Sie ist schwächer als ich. Es ist für uns beide das Beste. Schon stand er auf den Füßen. Sie hatte sich in einer Ecke verkrochen.

    Der Dämon hat von ihr Besitz ergriffen. Es ist die einzige Möglichkeit. Er schritt auf sie zu. Sie kreischte. „Sieh mich nicht an!“, schrie sie, griff sich in die Haare und zerrte daran. Er beugte sich über sie, doch sie schlug wild um sich. Einer ihrer Füße traf sein Schienbein.

    „Richard!“, brüllte eine Stimme neben ihm.

    Reflexartig blickte Richard auf und sah, wie Sinister auf ihn zugestürzt kam. Der Candidatus riss ihn mit sich zu Boden und Richard wurde unter ihm begraben. Ein Schlag traf ihn seitlich an der Schläfe, dann wurde er hochgerissen. Sinister hielt ihn am Kragen gepackt und schüttelte ihn.

    „Du! Von der Straße haben sie dich geholt! Aber du bist nicht würdig! Du musst verschwinden!“

    „Lass mich los, du Irrer!“, schrie Richard und kratzte dem Candidatus über das wutverzerrte Gesicht. Doch Sinister war viel stärker als Richard. Er wird mich töten!, durchfuhr es ihn. Aber ich will noch nicht sterben!

    Sinister schrie auf und ließ Richard auf die Erde fallen. Schnell rappelte Richard sich auf.

    Er brennt! Sinister schrie wie am Spieß, er sah aus wie eine lebendige Fackel. Die Feuer der Hölle verschlingen ihn, dachte Richard. Doch im selben Augenblick erloschen die Flammen und ließen Sinister unbeschädigt zurück. Stattdessen wurde der gesamte Raum in gleißendes Lichtgetaucht. Richard hob die Arme vor die Augen, um sie vor den schmerzenden Strahlen zu schützen.

    Ich habe versucht, sie zu töten, durchfuhr es ihn. Ich habe tatsächlich versucht, Sessilia zu töten!

    „Im Namen von Rhamnus dem heiligen Eingeweihten befehle ich euch zu verschwinden!“, rief eine grollende Stimme und das Licht drang in Richard ein. Er spürte Schmerz, doch es war nicht wirklich sein eigener Schmerz. Der Dämon schrie, als er von dem Licht berührt wurde. Dann war er verschwunden. Richard taumelte, doch ein Arm legte sich um ihn und stützte ihn. Das Licht erlosch. Er blickte auf, in der Erwartung, Samuel zu erblicken, doch die Person, die ihn hielt war nicht sein Lehrer.

    Richards Herz setzte einen Schlag lang aus. Ich bin tatsächlich verrückt!, schoss es ihm durch den Kopf, als er ungläubig in das Gesicht seines Retters starrte. Der Junge, der ihn stützte sah seinem Bruder zum Verwechseln ähnlich.

    „Richard“, sagte nun der Junge mit Edwins Mund. „Ich hab dich gefunden.“

    Richard schreckte hoch und trat weg von dem Jungen. „Ich träume“, keuchte er.

    Samuel trat hinzu. Auf seiner Schulter saß ein großer Vogel, doch Richard beachtete ihn kaum. Wie gebannt starrte er den Jungen vor sich an. „Du bist tot, ich habe gesehen, wie du in die Flammen gegangen bist. Was ist das für ein Spiel? Ist das ein weiterer Trick des Dämons?“

    „Beruhig dich Richard, du bist völlig klar“, versicherte ihm Samuel. „Er ist mir im Dorf über den Weg gelaufen, er hat mir gesagt, wo ich euch finden kann.“

    Misstrauisch schaute Richard seinen Lehrer an. Das ist ein Trick, ein Traum oder so ähnlich. Ich muss aufwachen!

    „Richard, ich bin’s wirklich“, versicherte ihm das Trugbild seines Bruders. „Ich bin nicht tot.“

    „Bleib weg von mir!“, schrie Richard, als Edwin auf ihn zugehen wollte. „Heiliger Rhamnus, befrei mich aus diesem Irrsinn!“

    Edwins Augen wurden traurig. „Ich dachte, du würdest dich freuen“, sagte er.

    Richard konnte nichts darauf antworten. Wie sehr hatte er sich gewünscht, seinen Bruder wieder zu sehen! Aber genau das wusste der Dämon wahrscheinlich. Nun wollte er ihn testen, wollte ihn noch mehr zermürben.

    „Ich pass auf dich auf, Richard“, sagte Edwin, lächelte ein wenig, dann begann sein seine Gestalt durchscheinend zu werden und löste sich auf bis nichts mehr von ihm übrigblieb.

    „Edwin!“, rief Richard verzweifelt. „Verdammt! Das ist doch Wahnsinn!“

    „Reiß dich zusammen!“, hörte er Sessilias Stimme hinter sich. „Der Dämon ist weg, lass uns von hier verschwinden.“

    Samuel nickte, kniete sich neben Sinister, der noch immer auf dem Boden lag. Mit einer sanften Berührung am Kopf weckte er ihn, Sessilia half ihm aufzustehen.

    „Wir hätten uns nicht trennen sollen“, sagte Samuel. „Es tut mir leid, das war ein Fehler. Der Dämon ist stärker, als ich gedacht hatte. Er hatte uns bereits in der Hand als wir das Gasthaus betraten.“

    Richard schwieg. Nichts denken. Vielleicht ist das das Einzige, was hilft. Keine Gedanken, kein Problem.

    Sie verließen die Zelle, eingehüllt in einen feinen Lichtschimmer, der sich um Samuel ausbreitete.

    „Schaut nicht in die anderen Zellen“, warnte der Priester und führte sie auf kürzestem Weg zu einer steinernen Treppe, die nach oben in die höher gelegenen Teile der Festung führte.

    Richard wollte gar nicht wissen, was er in den anderen Bereichen des Kerkers sehen würde. Er richtete den Blick stur auf Samuels Rücken, der schwach leuchtete. Unterwegs berichtete Sessilia, was in der Zwischenzeit geschehen war. Richard spitzte die Ohren. Ihre Geschichte deckte sich mit der seinen, was jedoch nicht hieß, dass er sich tatsächlich in der Realität und nicht in einer Traumwelt befand. Der Dämon war gerissen, wer konnte schon wissen, wozu er fähig war.

    Der Habicht auf Samuels Schulter starrte ihn an. Richard schaute schnell weg. Mit dem Vogel stimmt doch was nicht, dachte er. Und hatte ich nicht vorgehabt, nichts zu denken?

    „Wie seltsam, dass niemand hier ist“, murmelte Samuel, als sie durch eine düstere Halle schritten.

    Mit wachsender Beunruhigung lauschte Richard dem Klang ihrer Schritte, die von den Wänden widerhallten. Regte sich etwas dort drüben in den Schatten? Lauerte ein Dämon in der Dunkelheit? Was bedeutete der wachsame Blick, der sein Lehrer ihm zuwarf? Verdächtigte er ihn etwa? Dachte er womöglich, er sei ein Dämon?

    Samuel blieb stehen. „Richard“, sagte er mit klarer Stimme. „Ich kann dich zwar vor den Dämonen beschützten, die außerhalb von dir sind. Aber nicht vor denen, die du dir selbst erschaffst.“

    Richards zuckte zusammen. „Wer sagt mir, dass nicht du der Dämon bist?“, fragte er mit zittriger Stimme.

    „Wäre genügend Klarheit in dir, würdest du die Wahrheit erkennen“, seufzte Samuel. „Aber du stehst schon zu lange unter dem Einfluss des Dämons. Hast du den Stein noch bei dir?“

    Richard machte eine trotzige Mine. „Ich habe ihn bei Roland gelassen“, gestand er.

    „Dummkopf“, sagte Samuel mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Ich hatte dir gesagt, dass du ihn nicht ablegen sollst.“

    War dies das erste Mal, dass er an seinem Lehrer eine Spur von Wut wahrnahm?

    „Ich wollte Roland damit schützen! Schließlich liegt er noch immer alleine im Wald – hoffentlich.“

    Samuel packte Richard am Arm und presste ihn an die Wand. Der Vogel flog kreischend auf und landete auf der Lehne eines Stuhles in der Nähe.

    „Was soll das?!“, rief Richard erschrocken.

    „Da ist wohl noch etwas, das ich übersehen habe“, sagte Samuel und schlug Richard mit der flachen Hand in die Magengrube.

    Richard blieb die Luft weg, etwas wand sich in ihm, krallte sich in ihm fest.

    Samuel ist tatsächlich besessen!, dachte er voller Panik.

    „Raus da!“, rief Samuel und schlug erneut zu.

    Richard spuckte aus, würgte. Etwas wand sich seine Speiseröhre hinauf, quetschte sich aus seinem Mund und landete platschend auf dem Steinboden. Sinister und Sessilia wichen zurück. Richard atmete schwer, stand nur noch aufrecht, weil Samuel ihn an die Mauer presste. Seine Sicht war verschwommen. Das Ding auf dem Boden zerfloss, verschwand in den Ritzen zwischen den Steinen.

    „Los, wenn wir das Ritual schon nicht aufzuhalten vermögen, müssen wir wenigstens raus, bevor es vollendet ist!“, rief Samuel und riss Richard mit sich.

    „Was war das?“, fragte Sessilia.

    „Falls wir die Sache überleben, bleibt später genug Zeit für Erklärungen“, erwiderte Samuel.

    Richard hatte seinen Widerstand inzwischen aufgegeben und ließ sich mitziehen. Was hatte es für einen Zweck, sich zu wehren? Falls Samuel ein Dämon war, dann hatte er sowieso keine Chance gegen ihn.

    Als sie durch eine Tür nach draußen traten, breitete der Habicht seine Flügel aus und flog in die Nacht davon. Sie befanden sich auf der linken Seite der Festung, die etwas erhöht lag. Von hier aus konnte man das Dorf gut überblicken.

    „Das Feuer brennt bereits!“, zischte Sinister und deutete auf einen riesigen Scheiterhaufen gleich vor dem Tor.

    Ein Schrei gellte durch die Nacht. Erst jetzt bemerkte Richard die kleine, dunkle Gestalt, die sich zuoberst auf dem Berg aus Holz befand. Die Flammen hatten ihre Füße erreicht, doch die Frau war an einen Pfahl gefesselt und konnte nicht davonlaufen.

    „Schnell“, ermahnte sie Samuel.

    Geduckt in die Schatten der Burg schlichen sie voran, erreichten die ersten Häuser. Richard versuchte jeden Gedanken an die Frau auf dem Scheiterhaufen aus seinem Kopf zu verbannen. Aber wie sollten sie das Dorf verlassen ohne bemerkt zu werden, wenn die Opferung gleich vor dem Tor stattfand?

    „Wie können sie nur so böse sein?“, flüsterte Sessilia.

    Ein weiterer Schrei ertönte und in diesem Moment begann die Erde zu beben. Die Finsternis verschluckte die letzten Sterne am Himmel.

    „Da rein!“, rief Samuel und bugsierte Richard durch eine Tür.

    Mit Schrecken stellte Richard fest, dass sie sich wieder in Betties Schenke befanden.

    „Hoch!“, raunte der Priester.

    Sie rannten die Treppe zu den Schlafzimmern hinauf und quetschten sich in eines der Zimmer. Sinister und Samuel zogen eines der Betten von der Wand weg. Darunter kam ein rundes Zeichen zum Vorschein. Richard hatte es schon manchmal an den Wänden im Ducatus gesehen.

    „Ich hatte nicht genügend Zeit, das Ritual fertig vorzubereiten“, erklärte Samuel. „Richard, setz dich in den Kreis, das ist der sicherste Ort.“

    Richard gehorchte, setzte sich auf den schmutzigen Boden, während Samuel Kerzen um ihn herum aufstellte.

    Nur mal angenommen, Samuel wäre tatsächlich ein Dämon…, begann Richard, dachte den Gedanken jedoch nicht fertig. Was solls…

    Auf den Wink von Samuels Hand entflammten die Kerzen.

    „Mund auf!“, befahl Samuel und steckte eines der Kräuterkörner, welche er bereits bei dem Reinigungsritual in Aper an die Dorfbewohner verteilt hatte, in Richards Mund. Auch an Sessilia und Sinister reichte er eines, dann legte er auch sich eines auf die Zunge.

    Die Flammen der Kerzen schossen in die Höhe, als Samuel ein Gebet zu rezitieren begann. Abermals bebte die Erde und Staub rieselte von der Decke auf die Versammelten hinab.

    Legion!, kreischte eine Stimme in Richards Kopf, begleitet von einem stechenden Schmerz, der sich durch seine Schläfen bohrte. Funken explodierten vor Richards Augen, Sessilia brach neben ihm zusammen. Das Haus knarzte und schwankte, von heftigen Böen gepackt. Mit lautem Krachen hob das Dach ab, Holzsplitter flogen durch die Luft. Einer traf Richard im Nacken, bohrte sich durch seine Haut ins Fleisch. Er wollte ihn herausziehen, doch da war nichts, das er anfassen konnte. Hatte er es sich nur eingebildet?

    Sinister kniete auf dem Boden, sein Mund bewegte sich schnell, mitten im Gebet. Richard blickte hoch, sah in den pechschwarzen Himmel hinauf, in den Sturm, der da tobte. Blätter wirbelten in das Zimmer hinein, dann fielen die ersten Tropfen, klatschten auf den Boden.

    „Es verwischt das Zeichen!“, rief Sinister und deutete auf die Linien rund um Richard. Der Regen hatte bereits einen Teil verwischt.

    Samuel ließ sich nichts anmerken, trat auf Richard zu, ohne seine Rezitation zu unterbrechen. Er legte ihm eine Hand auf den Kopf. Die gezeichneten Linien auf dem Boden begannen zu leuchten, schienen lebendig zu werden. Wie Schlangen tanzten sie um Richard herum. Samuel verengte die Augen.

    „Es reicht noch nicht“, murmelte er. „Sinister, hol Sessilia her.“

    „Sie ist ohnmächtig geworden.“

    „Bring sie her!“

    Sinister hob Sessilias schlaffen Körper hoch und schleifte ihn zu Samuel hinüber.

    „Wach auf!“, donnerte Samuels Stimme und ein Zucken durchlief Sessilias Körper.

    Sie schlug die Augen auf und mit Sinisters Hilfe gelang es ihr, sich aufzusetzen.

    Samuel legte nun auch ihr die Hand auf den Kopf, die Linien glühten, lösten sich vom Boden und ein Strahl gleißenden Lichts stach in den Himmel hinauf, mitten in die zusammengeballten Wolken. Weit oben sah er die feine Silhouette des Habichts um den Lichtstrahl kreisen. Richards ganzer Körper fing an zu prickeln, als er so vom Licht umspült dasaß. Auf einmal war seine Angst verschwunden. Er fühlte sich geradezu großartig, lebendig und kraftvoll. Diese Dämonen hatten nicht den Hauch einer Chance, sollte sich einer in seine Nähe wagen, er würde ihn einfach auslöschen.

    Als hätten sie seinen Wunsch gehört, wurde die Zimmertür aufgestoßen. Schwarze Schemen standen im Eingang, schienen jedoch nicht eintreten zu können. Richard wollte schon aufstehen und die lauernden Schatten vertreiben, doch er konnte sich nicht bewegen. Die immense Kraft, die durch seinen Körper strömte war zu viel für ihn. Er fühlte, dass er allmählich seine Grenze erreichte. Sollte dieses Ritual noch lange andauern, würde seine Haut aufplatzen wie eine überreife Frucht. Hilfesuchend richtete er seinen Blick auf Samuel, doch anstelle seines Lehrers sah er eine Lichtgestalt mit langen, silberweißen Haaren auf sich zukommen. Unter ihrem Blick schien er zu schmelzen. Der Druck auf seinem Leib nahm ab, die Energie konnte wieder ungehindert fließen und Richard atmete auf. Die Lichtgestalt streckte ihm eine Hand entgegen.

    „Du kannst mich gerne begleiten, wenn du das möchtest“, sagte die Gestalt mit einer wunderschönen Stimme, die nicht von dieser Welt zu stammen schien. Plötzlich fühlte er sich winzig und unbedeutend, wie ein kleines Kind.

    „Ich möchte mit dir gehen“, sagte er lächelnd. Er streckte die Hand aus, wollte dieses Wesen berühren. Die Gestalt bückte sich näher zu ihm und Richard erkannte die feinen Züge eines Mannes. Was für ein wunderschönes Gesicht! Richard war überwältigt von dem Anblick, konnte sich kaum sattsehen. Er fühlte sich so geborgen, als wäre er zum ersten Mal in seinem Leben wirklich zu Hause angekommen.

    Doch bevor er dieses wunderbare Gesicht berühren konnte, erbebte die Erde so jäh, dass ihn der Schock aus seiner Erinnerung in die Gegenwart zurückholte. Es bebte und krachte erneut.

    „Das Haus stürzt ein!“, rief Sinister.

    Schon neigte sich der Boden unter ihnen zur Seite, wurde immer schräger und schräger. Richard verlor den Halt und rutschte aus dem Lichtkreis heraus. Das Licht erlosch, während auch Samuel und die beiden anderen Halt suchend über den Boden schlitterten. Ein lauter Knall ertönte und auf einmal befand Richard sich in freiem Fall. Sein Körper schlug irgendwo auf, etwas landete hart auf ihm, er schlitterte weiter, wurde von etwas jäh gestoppt. Für einen kurzen Moment verlor er das Bewusstsein, dann kam er wieder zu sich. Erst wusste er nicht mehr, wo er war, betrachtete die zerstörte Umgebung voller Unverständnis. Um ihn her lagen lauter Trümmer von Balken, kaputter Möbel und Stücke von Boden und Wänden. Dann kam mit der Wucht eines Schlages die Erinnerung zurück.

    „Sessilia!“, rief er. „Samuel!“

    Sein Körper schmerzte fürchterlich. Das war noch viel schlimmer, als von Onkel Theodor verprügelt zu werden. Mühsam zog er sich an der Kommode neben sich hoch, fand schwankend an ihr Halt. Dann erbebte erneut die Erde und eine Tür kam auf ihn zugestürzt. Er wich aus, sie krachte gegen die ramponierte Kommode, wo er sich eben noch festgehalten hatte.

    „Richard!“, hörte er die angsterfüllte Stimme von Sessilia in der Nähe.

    Wir sind Legion!, kreischte es in seinem Kopf, während er sich nach ihr umsah. Er kämpfte sich durch die Trümmer, die ihn nacheinander zu erschlagen versuchten. Mit grimmiger Entschlossenheit sprach Richard die Schutzformel des Heiligen Rhamnus und schaffte es tatsächlich, sich aus Betties alter Taverne zu befreien. Er trat auf die Straße. Zu seinem Schrecken sah er, wie ein paar der Männer Sessilia in Richtung Scheiterhaufen zerrten.

    „Richard!“, schrie sie und versuchte vergeblich sich loszureißen.

    Ohne zu überlegen rannte Richard los. Mit einem Brausen flog der Habicht über ihn hinweg, hinterließ ein Gefühl von Mut in seinem Herzen. Eines der Schattenwesen stellte sich Richard in den Weg. Er wusste nicht, woher er diese Kraft nahm, ob von der Erinnerung an die Lichtgestalt oder von Samuels Ritual, aber das Licht flutete aus ihm heraus wie ein unversiegbarer Strom von Reinheit, Geborgenheit und Liebe, gegen den kein Dämon standhalten konnte. Die Schattengestalt zerriss mit einem erstickten Schrei.

    Richard stürmte weiter, die Lichtwelle eilte ihm voraus. Sie erreichte die Männer, die Sessilia gepackt hatten. Augenblicklich ließen sie Sessilia los und wie bereits Emud brachen sie zusammen, erdrückt von der Erkenntnis ihrer Gräueltaten.

    Richard hatte Sessilia beinahe erreicht, als ein eiskalter Atem seine Füße berührte. Die Eiseskälte stieg seine Beine hoch, machte sie schwer und steif. Er stolperte über seine ungelenken Füße und fiel der Länge nach hin.

    „Nein!“, rief Richard, doch die frostige Kraft stieg höher, erreichte seine Brust und drang ein in sein Herz. Er spürte, wie sein Herzschlag langsamer wurde. Gleich würde er ganz zum Erliegen kommen. Das Licht um ihn erlosch und die Dämonen stürzten sich auf ihn wie die Geier auf ein totes Tier.

    Legion, Legion, viele sind wir! Und du bist einer von uns! Dein Meister hat uns nur weggesperrt, er konnte uns nicht töten. Wir können nicht sterben. Deine gerechte Strafe, Erdenmensch. Legion ist dein Name!

    Richards Kopf wurde angefüllt mit Stimmen, Schreien. Wirr sprachen sie durcheinander. Alle litten sie entsetzliche Schmerzen. Verrat, ausgestoßen, Folter!

    Da erklang eine helle Glocke inmitten dieser Stimmen. Sie riss ein Loch in das Netz der Angst und Pein und durch dieses Loch drang eine Melodie, die er nur zu gut kannte.

    „Losgelöst, ein Körper wie Wind so frei

    Nichts hält dich fest

    Niemand, nichts, jetzt nicht!

    Denn du bist frei

    Keine Banden, die dich halten

    Dein Herz ist unbeschwert, weit wie der Raum

    Erfüllt von der Kraft, die in dir wohnt

    Sich ausdehnt, alles durchdringend

    Niemand, nichts, jetzt nicht

    Denn du bist frei, in diesem Moment frei.“

    Richard schlug die Augen auf. Die Stimme erklang nicht in seinem Kopf wie er angenommen hatte. Über sich sah er verschwommen das Gesicht seines kleinen Bruders. Tränen liefen ihm über die Wangen, während er das alt vertraute Lied sang.

    Über alle Schranken sind wir verbunden

    In dem einen Raum.

    Nicht einmal der Tod kann uns noch trennen

    Keine Illusionen, keine Türen, keine Wände

    Über alle Schranken, vereint im Geheimen.“

    Edwin strich Richard über das Gesicht.

    „Wir haben versprochen, dass wir uns wiederbegegnen“, sagte Edwin mit weinerlicher Stimme, doch ein strahlendes Lachen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Wo auch immer du bist, ich werde dich finden“, sagte er, dann löste er sich auf.

    Richard sprang auf. „Edwin!“, rief er, doch er erhielt keine Antwort.

    Stattdessen erblickte er den Habicht. In einem steilen Sturzflug sauste er in Richtung Erde hinunter. Richard folgte seiner Flugbahn mit den Augen und sah den schwarzen Wolf, der auf Sessilia zusprang. Der Habicht versenkte seine Krallen in den Nacken des Wolfes. Das große Raubtier warf sich auf den Boden und drehte sich auf den Rücken, um den Vogel abzuschütteln. Der Habicht schnellte wieder hoch in die Luft. Richard hatte keine Zeit, sich über das seltsame Verhalten des Tieres Gedanken zu machen. Er rannte auf Sessilia zu. Wieder gelang es ihm ganz leicht, mit dem Licht in Kontakt zu treten. Er fühlte, wie es von oben in seinen Kopf eintrat und seinen Körper ausfüllte. Er stellte sich vor, wie sich eine Wand zwischen dem Wolf und Sessilia bildete und wirklich erschien eine feine, schimmernde Barrikade aus goldenem Licht zwischen ihr und dem Dämon.

    Richard erreichte Sessilia noch rechtzeitig, bevor zwei weitere Wölfe zum ersten hinzustoßen konnten.

    „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte Richard außer Atem.

    „Alles noch dran“, bestätigte sie, doch in ihrem Gesicht stand der Schrecken geschrieben.

    „Keine wirren Gedanken?“, vergewisserte er sich.

    „Ich hoffe nicht…“

    Zur Sicherheit ließ Richard eine Woge von reinigendem Licht durch Sessilias Körper strömen. Erleichterung zeigte sich in ihren Zügen.

    „Da kommen noch mehr“, warnte sie ihn, als sich weitere Wölfe zu dem Rudel gesellten.

    Richard zog einen Schutzwall aus Licht um sie empor und die Jäger begannen ihre Opfer mit langsamen, lauernden Schritten zu umrunden. Sie konnten die Wand zwar nicht durchdringen, aber Richard wusste nicht, wie lange sie ihn aufrecht erhalten konnte.

    „Wo sind Samuel und Sinister?“, fragte Sessilia und versuchte an den Wölfen vorbei zu spähen.

    Auch Richard konnte die beiden nirgends entdecken. Er hatte auch anderes zu tun, als sich mit dieser Frage zu beschäftigen, denn die Wölfe hatten gerade ihr Verhalten geändert. Sie umkreisten die beiden nun nicht mehr, sondern zogen sich zurück in die Schatten. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Richards Magen aus. Etwas war da faul.

    „Was geschieht hier?!“, rief er erschrocken aus.

    Der Boden um sie her schien flüssig geworden zu sein. Eine wabernde Masse aus schreiender Dunkelheit, die sich langsam hob und senkte wie eine zähe Brühe.

    „Richard, was ist das?“, fragte Sessilia und griff nach seiner Hand.

    „Was es auch ist, zusammen sind wir stärker“, sagte er entschlossen. „Konzentrier dich auf das Licht. Lass es durch deinen Körper strömen und hilf mir, den Schutzwall zu verdichten.“

    Sie biss sich auf die Lippe, nickte und verstärkte den Griff um seine Hand. Er spürte, wie ein zartes Gefühl von Zuneigung und Leichtigkeit von ihr ausströmte, sich mit ihm verband und ihn stärkte.

    Die schwarze Masse griff mit schleimigen Fingern nach ihrem Schutzwall, zog sich daran hoch und hüllte sie ein in einen Mantel aus Dunkelheit. Bald schon konnten sie den Himmel nicht mehr sehen, waren gefangen in diesem Kokon, der sanft erhellt wurde durch das Licht, das beständig aus ihnen herausströmte. Doch der Lichtschein wurde allmählich schwächer.

    „Je dicker die Wand aus Dunkelheit wird, desto mehr sind wir abgeschirmt von den Lichtwesen, die uns helfen“, überlegte Richard und merkte, wie ein Funke von Panik in seinen Eingeweiden zum Leben erwachte.

    Ihr Schutzwall begann sich langsam zusammenzuziehen. Stück für Stück wurde der Platz enger und die finstere Masse rückte näher. Das ganze Leid, die Angst und Verzweiflung, die in der Dunkelheit des Dämons steckten begann durch ihren Lichtschild zu dringen.

    „Richard, ich halt das nicht aus!“, keuchte Sessilia. „Er spricht zu mir! Er kennt mich! Aber ich will mich nicht erinnern.“

    Voller Entsetzen starrte sie ins Leere. Sie ließ seine Hand los, presste sie auf die Ohren, wie sie es in der Zelle gemacht hatte. Sofort rückten die Schatten näher, drangen durch kleine Ritzen in der Mauer aus Licht. Wie dicker Schleim troff die Dunkelheit ins Innere ihrer Festung.

    „Sessilia, ich brauch dich!“

    „Nein!“, schrie sie. „Er will mich. Weil ich ihn damals eingesperrt habe. Legion!“

    Ein gequälter Schrei entfuhr ihren Lippen und sie schlug mit dem Kopf gegen den Boden. Blut tropfte von ihrer Stirn, als sie sich wieder aufrichtete, das Gesicht zu einer Maske des Schmerzes verzerrt.

    Der Schutzwall zerbarst. Die Dunkelheit verschluckte sie. Richard sah nichts mehr. Spürte nur noch die Qual, die sein ganzes Wesen erfüllte. Schmerz. Ein unglaubliches Maß an Schmerz ergoss sich in jede seiner Poren. Doch er konnte nicht schreien. Es gab keinen Mund mehr, nur noch diese unendlich große Pein. Jegliche Gedanken waren fortgespült, er, Richard, existierte gar nicht mehr, denn es gab nur noch diese unfassbare Verzweiflung.

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hey RenLi :)

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    „Legion, Legion ist mein Name“, flüstere sie.

    Mh.... ist es nicht ziemlich dumm von dem Dämon seinen Namen preiszugeben? Ich habe mal gehört, dass du ihn nur dann erfolgreich austreiben lannst, wenn du ihn mit seinem Namen ansprechen kannst...deshalb plaudern die den für gewöhnlich nicht einfach aus :hmm: Manche Menschen, die bessesen sind, kritzeln irgendwelche zusammenhanglosen Sachen wohin...Sessilia könnte mit einem Stock im sandigen Lehmboden herumstochern oder mit irgendwelchen spitzen Hilfsmitteln was in die Steinmauer ritzen...das wäre natürlich ein zusätzlicher Schockmoment, wenn Richard zu sich kommt und sie hat die Wände komplett vollgeschmiert hätte...er könnte daraus vielleicht den Namen ablesen...zum Beispiel rückwärts geschrieben, oder so. (Oder ist der Name des Dämons vorher schon bekannt gewesen? Da kann ich mich jetzt nicht mehr dran erinnern)

    „Im Namen von Rhamnus dem heiligen Eingeweihten befehle ich euch zu verschwinden!“, rief eine grollende Stimme und das Licht drang in Richard ein. Er spürte Schmerz, doch es war nicht wirklich sein eigener Schmerz. Der Dämon schrie, als er von dem Licht berührt wurde. Dann war er verschwunden.

    Das war ja einfach! Ein bisschen Licht, ein Austreibungsspruch, ein kurzer Schmerz und Schwupps...weg ist der Dämon :D

    Könnte man das nicht mit zwei oder drei weiteren Sätzchen ein wenig spektakulärer machen?

    Richard hatte seinen Widerstand inzwischen aufgegeben und ließ sich mitziehen. Was hatte es für einen Zweck, sich zu wehren? Falls Samuel ein Dämon war, dann hatte er sowieso keine Chance gegen ihn.

    Die Reaktion von Richard finde ich an der Stelle etwas seltsam. Samuel befreit ihn gerade von einem Rest des Dämons, den er auf den Boden spuckt...er scheint darüber aber kein bisschen erstaunt zu sein oder sich zu ekeln...statt dessen denkt er nach wie vor, Samuel könnte den Dämon in sich haben :hmm:

    Nur mal angenommen, Samuel wäre tatsächlich ein Dämon…, begann Richard, dachte den Gedanken jedoch nicht fertig. Was solls…

    Echt? Er denkt sich Was soll`s?

    Alles klar... ich nehme es wieder zurück. So einfach ist dann doch nicht, den Dämon loszuwerden. ^^ Das hast du wirklich sehr eindrücklich und beklemmend geschrieben. Und am Ende scheint alles hoffnungslos zu sein...ich frage mich, welcher Dämon es schafft, gleich meherere Leute gleichzeitig zu befallen...oder hat er Hilfe?

    Bin gespannt, wie sie da wieder rauskommen ... also lass uns nicht so lange auf die Fortsetzung warten. :gamer:

    LG,

    Rainbow

  • Hi Rainbow

    Danke für's Lesen und Kommentieren!!!

    Spoiler anzeigen

    Zu deinem ersten Kommentar:

    "Mh.... ist es nicht ziemlich dumm von dem Dämon seinen Namen preiszugeben? Ich habe mal gehört, dass du ihn nur dann erfolgreich austreiben lannst, wenn du ihn mit seinem Namen ansprechen kannst.."

    Die Dämonen hier funktionnieren etwas anders und dieser hier ist ein besonderes Exemplar. Normalerweise haben Dämonen gar keine Namen. Sie entstehen, wenn Menschen sich zu sehr ihren (oftmals unbewussten) Ängsten, Rachegelüsten etc. hingeben. Alle Menschen haben sozusagen den Keim eines Dämons in sich, ohne dass das auffallen würde. Wird der Dämon zu viel von negativer Energie, wie eben Angst, Wut, Neid etc. genährt, dann kann es sein, dass er die Überhand über den Menschen gewinnt. Der Mensch ist dann sozusagen von seiner Angst oder anderen Emotionen besessen. Geht das weiter, kann der Dämon sogar eine eigenständige physische Form ausserhalb des Menschen annehmen.

    Die Priester der Gnosis wissen, dass die Dämonen sich durch negative Energien der Menschen stärken, wissen aber nicht, dass die Menschen selbst der Ursprung der Dämonen sind. Die Priester, selbst Rhamnus, können einen Dämonen nicht vollständig auslöschen. Das könnte nur der "Besitzer/Erschaffer" des jeweiligen Dämons, indem er ihn als einen Teil seiner Selbst annimmt und sich liebevoll um ihn kümmert, bis die negative Energie durch die positive wieder rein und klar wird. Das wissen aber die Priester nicht. Also können sie Dämonen nur zu einem gewissen Grad auflösen und in Gegenstände hinein bannen.

    Der Heilige Rhamnus hat vor ca. 500 Jahren viele Dämonen ausgetrieben, denn das Land war geradezu versäucht von ihnen. Viele dieser negativen Energien hat er in einen einfachen Tonkrug gebannt. Dort haben sie nun die ganze Zeit geruht. Aus ihnen ist Legion entstanden. Eine schwarze Mischung aus verschiedenen Dämonen. Deshalb sagt er auch, "wir sind viele". Er ist total ambivalent und irre, nicht nur, weil er ein Dämon ist, sondern weil er so viele "Persönlichkeiten" hat.

    Der Tonkrug wurde bis vor Kurzem im Ducatus aufbewahrt. Wie er nach Pulvis gekommen ist, ist ein Rätsel, welches Samuel so schnell wie möglich lösen sollte :D

    Das erklärt auch deine Frage am Schluss, denk ich: "Ich frage mich, welcher Dämon es schafft, gleich meherere Leute gleichzeitig zu befallen...oder hat er Hilfe?" Er ist einfach zu viele :D

    "Sessilia könnte mit einem Stock im sandigen Lehmboden herumstochern oder mit irgendwelchen spitzen Hilfsmitteln was in die Steinmauer ritzen"

    Das klingt wunderbar irre, vielleicht bau ich das noch ein ^^

    "Samuel befreit ihn gerade von einem Rest des Dämons, den er auf den Boden spuckt...er scheint darüber aber kein bisschen erstaunt zu sein oder sich zu ekeln."

    Das stimmt... Hab ich gleich angepasst :D


    Was mich noch wunder nehmen würde: Was hälst du vom Auftauchen Edwins??

    Liebe Grüsse

    RenLi

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    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • RenLi

    Okay, ich glaube dein Dämonenkonzept hatte ich jetzt nicht mehr so ganz auf dem Schirm, aber ich denke, du hattest das sicher irgendwo mal erklärt :hmm: So ergibt es auf jeden Fall einen Sinn!

    Zu Edwins Erscheinen: Das war ein wunderbares Element, um den Wahnsinn der Situation zu spiegeln. Natürlich musste sich der Dämon dieser Erinnerung bedienen...das passt für mich hervorragend!

  • Hallo, liebe RenLi

    Spoiler anzeigen

    Jakob zu verlassen und mit Richard weiterzumachen (ist eh mein Liebling) war eine gute Idee, hat mir aber nur bedingt geholfen, wieder "reinzukommen". Es ist einfach zu lange her. Ich habe zwischendurch eine Menge anderer Sachen gelesen und selbst weitergeschrieben.

    Also meine Meinung: Zuerst mal zum letzten Abschnitt - der war einfach wieder Wahnsinn. Ich glaub, ich hab vergessen, zwischendurch zu atmen, so rasant übeschlugen sich die Ereignisse. Immer wieder bewundere ich deine Ausdrucksweise und wie es dir gelingt, dass perfekt passende Afjektiv zu finden um auszudrücken, was du sagen willst.

    Also überlege ich, die Geschichte wieder von vorne aufzurollen... Was hält ihr davon?

    Jaaaaa! Biiiitte!!

    Ich hab mit Schrecken feststellen müssen, dass viele der von dir aufgezählten Namen mir gar nichts mehr sagten, bevor ich den neuen Riachrd-Teil gelesen habe, und dass ich auch nicht mehr wusste/weiß, was ihre Rolle in der Geschichte war und wie sie zu den drei Hauptprotas stehen.

    Edwins Auftauchen find ich sehr gelungen:thumbsup:, Richards Zweifel und Edwins Traurigkeit absolut nachvollziehbar ;( und glaubwürdig. Die Idee mit dem Habicht ist Klasse. Ich hab damals bei seinem ersten Aus"flug" schon vermutet, dass er das später mal nutzen wird.^^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Sorry, ich noch mal :) Hab mich hierzu gar nicht geäußert:

    Also überlege ich, die Geschichte wieder von vorne aufzurollen... Was hält ihr davon?

    Es ist manchmal hilfreich, das Ganze noch mal von vorne zu beginnen. Wenn alle Gedanken sortiert sind und man weiß, wo man hin möchte. Also ich wäre in jedem Fall dabei. Aber das wusstest du bestimmt schon ^^

  • Hallo zusammen!!

    Yeah! Ich dachte schon, ihr würdet euch langweilen, wenn die Geschichte wieder von vorne beginnt. :D Aber wenn ihr dabei seid, dann bin ich Feuer und Flamme weiter im Forum zu posten.

    Ich bin superfroh, dass euch der neue Teil von Richard gefällt. Natürlich war das kein einfacher Einstieg. Ich hatte den einfach schon so lange im Kopf, dass er als erstes raus musste. Ein nächster folgt noch, ich kann Richard ja nicht in diesem Schlamassel sitzen lassen. Also schreib ich noch, bis er fürs Erste gerettet ist.

    Und dann geht's los. Ich hab mit dem neuen Anfang bereits begonnen und schreib jetzt tatsächlich mal ein Konzept auf, damit das mal nicht so chaotisch wird. Ob ich mich dann an meine Regieanweisungen halten kann, wird sich zeigen.

    Bin ech gespannt, was ihr von meiner neuen Herangehensweise haltet. Ich denk mal, ich werd einen neuen Beitrag eröffnen, damit es kein Durcheinander gibt...

    Edwin war übrigens richtig da. Keine Illusion des Dämons, was zwar auch cool gewesen wäre. Er ist mit Fait hergeflogen und konnte seinen Geist ausserhalb von Faits Körper verdichten, bis er sogar physisch anfassbar war, während sein Körper Meilen weit entfernt ist :) Das nenn ich mal cool. Aber mehr dazu im nächsten Abschnitt :D

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    Rumi

  • Fortsetzung:

    Spoiler anzeigen

    Samuel, Vermächtnis des Heiligen (566 n. Rh.)

    „Hilf mir das Bett da rüber zu stellen“, wies Samuel Sinister an.

    Der Candidatus gehorchte und gemeinsam schoben sie das massive Holzgestell über die alten Dielen. Samuel atmete auf. Die Marcam, ein Ritualzeichen, welches vom Heiligen Rhamnus selbst überliefert worden war, war noch immer da. Da der Ausgang durch den Scheiterhaufen und eine Horde Dämonen blockiert war, blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Ritual zur Bannung durchzuführen.

    Wie töricht, dachte Samuel. Selbst Rhamnus hat sie alle einzeln eingefangen und ich soll sie nun alle auf einmal in ihr Gefängnis zurücksperren. Doch einen besseren Plan haben wir nicht.

    Er wandte sich an Richard. „Ich hatte nicht genügend Zeit, das Ritual fertig vorzubereiten“, erklärte er seinem Schüler. „Richard, setz dich in den Kreis, das ist der sicherste Ort.“

    Folgsam setzte Richard sich auf die Marcam[1] und Samuel stellte die Kerzen um den Jungen herum auf.

    Ich kann nur hoffen, dass er wirklich der wiedergeborene Rhamnus ist, dachte Samuel und ließ die Kerzen entflammen. Mit seiner Hilfe könnte es gelingen, diese Dämonen zu bannen.

    Er warf Richard einen Blick zu. Aber auch wenn er es ist, kann ich nicht darauf hoffen, dass er nun aufwacht.
     „Mund auf!“, befahl er. Auch diesmal gehorchte Richard wie ein braves Lämmchen. Samuel gab auch den anderen beiden ein Korn, bevor er sich selbst eins in den Mund schob. Wenn dies auch nur ein bisschen half, sich die Dämonen vom Leib zu halten, war es das wert. Der befremdliche Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und er begann mit dem typischen Singsang der Himmelslieder die alten Worte des Heiligen Rhamnus zu rezitieren.

    Samuel konnte spürte wie die Dämonen von den Worten in rasende Wut versetzt wurden. Dies war nicht verwunderlich, da es genau dieselben Worte waren, welche sie vor vielen Jahren in ihr Gefängnis verbannt hatten. Legion. Wenn die Geschichten stimmten, welche Samuel über Rhamnus gelesen hatte, dann war mit diesem Dämon nicht zu spaßen. Über mehrere Jahre hinweg hatte der Heilige das Land durchstreift und etliche Dämonen in einen tönernen Krug gesperrt, um Lux zu reinigen. Dieser Krug wurde seither unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen im Ducatus aufbewahrt. Doch so wie es aussah, waren es genau diese dunklen Geister, die nun über dieses Dorf hergefallen waren. Samuel konnte sich nicht vorstellen, wie Legion aus seinem Gefängnis hatte entkommen können. Es hätte eigentlich unmöglich sein sollen. Falls sie es schafften, aus Pulvis zu fliehen, musste er sich um diese ungelöste Frage kümmern. Doch nun hatte er vorerst andere Probleme.

    Die Macht der Dämonen war gewaltig. Ein dunkler, wütender Pfeil von Bosheit bohrte sich durch den Schutz, den Samuel errichtet hatte. Richard schrie auf, Sessilia wurde ohnmächtig.

    Das ganze Haus erzitterte. Samuel musste sich beeilen. Er konnte nur hoffen, dass die alten Worte ihre Wirkung zeigten und vielleicht würden sie Richards früheres Selbst sogar aufwecken.

    Die Dämonen zerrten am Dach und Samuel ließ es los. Der physische Schutz war nicht das, worauf es ankam. Mit lautem Krachen hob das Dach ab. Der kalte Wind fegte hinein, zerrte an seinen Kleidern. Regentropfen klatschten gegen seine Wange.

    „Es verwischt das Zeichen!“, rief Sinister und deutete auf die Marcam. Der Regen hatte bereits einen Teil verwischt.

    Ich kann nicht länger warten, nun liegt es an Richard. Er trat auf seinen Schützling zu, während er weiter die Worte des Heiligen sprach. Er legte Richard eine Hand auf den Kopf. Sofort verband sich die Energie des Jungen mit der seinen. Ein Fluss von Licht durchströmte ihn, erweckte die Linien der Marcam zum Leben. Doch worauf er wartete, war nicht dies.

    „Es reicht noch nicht“, sagte er halblaut und warf einen Blick zu Sessilia hinüber. Bildete er es sich nur ein, oder lechzten die Dämonen sogar noch mehr nach ihr als nach dem Jungen? Ein Versuch war es wert, was konnte es schon schaden? Schlimmer konnte es kaum werden.

    „Sinister, hol Sessilia her“, wies es den Candidatus an.

    „Sie ist ohnmächtig geworden.“ Obwohl er tapfer die Gebete aufsagte, die er kannte, war er aschfahl im Gesicht und selber der Ohnmacht nahe.

    „Bring sie her!“

    Samuel verstärkte die Verbindung zu Richards Geist. Er war ohne Zweifel kein normaler Junge. Wenn er womöglich auch nicht der Heilige selbst war, so doch eine alte Seele, die in dieser Zeit der Not auf die Erde zurückgekehrt war.

    Ich kann nicht zulassen, dass er von den Dämonen verschluckt wird.

    Samuel wandte sich Sessilia zu. „Wach auf!“, befahl er, die Stimme unterlegt mit dem prickelnden Strom von Magie.

    Ihr Körper reagierte sofort, befreit aus dem Bann, den die Dämonen ihr auferlegt hatten. Von Sinister gestützt saß sie nun neben ihm und Samuel legte auch ihr eine Hand auf den Kopf. Für einen Moment blieb Samuel die Luft weg. Die Energie, die sich von ihrem Körper auf seinen übertrug und sich mit der von Richard verband, war überwältigend. Etwas Fremdes lag darin, das er nicht zu greifen vermochte. Der Lichtstrahl brach mit beeindruckender Kraft aus dem Marcam heraus in den Himmel hinauf. Die Energien des Mädchens und des Jungen schienen miteinander zu tanzen und sich freudig zu begrüßen. Konnte es sein, dass sich mehr hinter der Verbindung zwischen Richard und Sessilia verbarg? Mehr als man von außen sehen konnte?

    Richard starrte mit glasigen Augen in die Ferne, als sähe er dort etwas, das nur er erkennen konnte. Samuel war sich nicht sicher, ob die beiden wirklich noch bei vollem Bewusstsein waren.

    Doch Samuel blieb keine Zeit mehr, sich darüber zu wundern. Die Dämonen setzten alles daran, das Ritual zu unterbrechen. Natürlich wollten sie nicht wieder zurück in ihren Topf, um darin weitere fünfhundert Jahre oder mehr gefangen zu sein. Und zu spät erkannte Samuel, dass ihm etwas Wichtiges entgangen war. Er war zu sehr mit dem Ritual beschäftigt gewesen, als dass er bemerkt hätte, was sich unter ihm abspielte. Die Macht der Dämonen waren in der physischen Welt inzwischen stark genug geworden, um die Wände des Hauses zu zertrümmern. Sollte das Haus einstürzen, bedeutete dies das Ende ihrer letzten Hoffnung.

    Samuel versuchte den Boden mit Magie zu stützen, doch in dem Chaos gelang es einem Dämon seine Barriere zu durchdringen. Für den Bruchteil einer Sekund nahm er Samuel die Orientierung und der Boden sackte ab. Samuel verlor den Kontakt zu Richard und Sessilia, rutschte über die schräge Fläche und schlug an der abfallenden Wand auf. Der Boden hing noch immer schräg in der Luft, doch Richard und Sessilia waren nirgends zu sehen, nur ein großes Loch klaffte in den Dielen.

    Samuel wollte gerade hindurch nach unten springen, als ein mächtiger Windstoß ihn an die Wand zurückwarf. Ein abgesplitterter Balken hing in der Luft und kam direkt auf ihn zugeschossen, bereit, ihn aufzuspießen. Auf einen Wink Samuels stellte sich das Bett wie eine Schutzwand vor ihm auf. Der Balken krachte dagegen, schleuderte das Bett in Samuels Richtung und kam nur knapp vor ihm zum Stehen.

    Was willst du damit erreichen, kleiner Priester?, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.

    Samuel biss die Zähne zusammen. Er hätte nicht gedacht, dass die Dämonen es durch seinen Schutzschild schaffen würden.

    Der Dämon lachte. Glaubst du wirklich, du könntest etwas ausrichten? Im Vergleich zu Rhamnus bist du ein Nichts. Du wirst uns niemals bannen können.

    Du bist nichts weiter als ein zusammengewürfelter Haufen Angst und Chaos, erwiderte Samuel kühl. Aber sag mir eins: Wie bist du hierhergekommen?

    Wieder lachte der Dämon. Du kennst uns also, kleiner Priester. Wir sind Legion, die vielen. Vom Rhamnus verbannt in einen Tonkrug für über fünfhundert Menschenjahre. Wie wir hierhergekommen sind, wissen wir nicht, nein, das wissen wir nicht. Aber wer uns in die Freiheit entlassen hat, das wissen wir.

    Samuel spürte die listige Bosheit und das Vergnügen, die hinter dieser Aussage steckte.

    Weshalb rede ich überhaupt mit dem Dämon? Er sagt ja doch nicht die Wahrheit, dachte Samuel und nahm sich zusammen. Stehe ich schon so sehr unter seinem Einfluss, dass ich mich auf seine dummen Spiele einlasse?

    Du kennst ihn gut, Samuel, derjenige, der mich hergebracht hat. Aber du kennst ihn nicht gut genug, feixte der Dämon.

    „Ruhe“, befahl Samuel und verstärkte den Schutzmantel um seinen Geist.

    Allmählich klärte sich seine Sicht. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er auf dem Boden lag und ein scharfer Schmerz in seinem linken Bein tobte. Der Dämon hatte ihn so sehr für sich eingenommen, dass er gar nicht bemerkt hatte, was in seiner Umgebung geschah. Samuel schaute an sich hinunter.

    Ein großer Balken lag quer auf seinem Bein.

    Das sieht gar nicht gut aus, dachte er.

    Mit Hilfe von Magie hob er den Balken an und schleuderte ihn fort. Mit der Heilung von Wunden kannte er sich nicht aus, also konnte er für sein Bein nichts tun. Er konnte nur den Schmerz betäuben.

    Ich muss Richard und Sessilia finden.

    Er zog sich an der Wand hoch. So wie es aussah, befand er sich nun im Erdgeschoss des zerstörten Gasthauses. Mit Hilfe von Magie versteifte er sein Bein, sodass er es trotz gebrochener Knochen belasten konnte. Er humpelte vorwärts und wäre beinahe über Sinister gestolpert. Der junge Mann lag leblos auf dem Boden. Samuel spürte noch seinen Pulsschlag, also lebte er noch. Eine dämonische Aura spürte er nicht an ihm, anscheinend war er für die Dämonen nicht wichtig genug, als dass sie sich um ihn kümmern würden.

    „Tut mir leid, Sinister“, murmelte Samuel und trat über den Candidatus hinweg.

    Lass keine Angst in dir aufkommen, beschwor er sich selbst.

    Er nahm sich einen Augenblick Zeit, um seinen Körper mit Ruhe zu tränken und das Licht der Engel durch seine Glieder strömen zu lassen, dann trat er nach draußen. Doch was er da sah, hätte ihn beinahe in ein tiefes Loch aus Panik gestürzt. Schweiß trat ihm auf die Stirn, er taumelte.

    Der Platz vor dem Scheiterhaufen hatte sich in einen dunklen Sumpf verwandelt. Es stank nach Wut, nach Elend und abgestandener Bosheit. Wie viele Dämonen mussten zusammenkommen, um ein solch abgrundtiefes Dunkel zu bilden? Kein Mensch der Welt konnte diese Gräuel fassen. Samuel wurde übel. Der Heilige Rhamnus musste eine wirklich ungeheure Anzahl von Dämonen zu seinen Lebzeiten festgesetzt haben.

    Wo sind sie?, fragte er sich, während er über die bodenlose Finsternis hinwegblickte.

    Samuel schickte seinen Geist aus, zog ihn jedoch sogleich wieder zurück, denn von außen begegnete ihm nur Schmerz und Qual. Er konnte weder Richard noch Sessilia in der Umgebung wahrnehmen. Wenn sie sich tatsächlich in diesem Morast der Scheußlichkeit befanden, gab es keine Hoffnung mehr für sie, dachte Samuel bitter. Doch dann fiel ihm der Habicht auf. Der Vogel kreiste über einer Ausstülpung des Dunkels, gleich neben dem erstickten Scheiterhaufen.

    Samuel, erklang eine zarte Stimme in seinem Kopf. Zuerst wollte Samuel die Stimme aus seinem Geist werfen, doch dann erkannte er, dass es die Stimme des Jungen war.

    Ich brauche deine Hilfe. Alleine kann ich nicht zu Richard durchbrechen, erklärte die Stimme und für einen Moment sah er die Gestalt des Jungen über der Ausstülpung schweben.

    Samuel seufzte ergeben. Ob der Junge nun wirklich Richards Bruder war wie er behauptete, oder nicht, er hatte keine andere Wahl, denn alleine würde er Richard nicht helfen können.

    Ist Sessilia auch da drin?

    Ja, sie leben noch, aber bald ist es zu spät.

    Was kann ich tun?

    Ich brauche so viel Licht wie möglich.

    Samuel nickte. „Heiliger Rhamnus, Lichtwesen, Götter aller Gestirne, ich rufe euch an. Wenn ihr das Sternenkind retten wollt, dann ist dies nun der Zeitpunkt…“

    Er öffnete sich für die Kraft der Lichtwesen, spürte ihre heilende Anwesenheit und konzentrierte die Magie auf den Habicht, der noch immer seine Kreise zog. Der Vogel begann zu leuchten, stieß einen markerschütternden Schrei aus und flog pfeilschnell auf die schwarze Masse zu.

    Samuel wusste nicht, was er erwarten sollte. Dass der Vogel das Dunkel mit seinem Schnabel aufstach und es in sich zusammensackte als würde ihm die Luft ausgehen?

    Der Habicht schoss auf die finstere Masse zu wie ein gleißender Stern in dunkler Nacht – und wurde jäh davon verschluckt.

    Das war’s, die letzte Chance, dachte Samuel. Er stand da, starrte noch immer auf den Punkt, an welchem der Vogel verschwunden war. So endet die Geschichte? War ich zu selbstgefällig? Was wollen die Götterwesen damit sagen? War ich zu sicher, dass ich es mit den Dämonen aufnehmen und Richard beschützen kann? Ist dies eine Lektion, die ich lernen muss?

    Ein irres Lachen stieg aus seiner Kehle aus, brach aus seinem Mund heraus. Die Magie, die sein Bein zusammenhielt, löste sich und Samuel brach zusammen. Noch immer geschüttelt von Lachen lag er auf dem Boden, am Rande eines Sumpfes aus brodelnder Bosheit.

    Doch auf einmal horchte er auf. Da war ein Rauschen im Wind zu hören. Samuel stemmte sich hoch.

    Es ist noch nicht vorbei, säuselten die Geister des Ortes.

    Auf einmal schien der Sturm nicht mehr bedrohlich, sondern strahlte eine wilde Schönheit aus. Selbst der Sumpf aus Bosheit und Hass schien von einer Ruhe ergriffen, die nicht zu erklären war. Ein Klingeln erfüllte die Luft, wie von tausend kleinen Glöckchen. Dann bemerkte Samuel ein Licht, das von der Ausstülpung neben dem Scheiterhaufen ausging. Anfangs war es nur ein schwaches Glimmen, doch es wurde schnell stärker. Auch die Ränder des Sumpfes begannen zu glühen.

    Mehrere Lichtsäulen schossen rund um das Dorf in den Himmel hinauf. Und nun spürte Samuel ihre Anwesenheit. Da waren mindestens dreißig Priester, die im Kreis um das Dorf Stellung bezogen hatten. Der glühende Punkt inmitten des schwarzen Sees platzte auf wie ein überreifer Furunkel und versprühte Licht und Dunkelheit in alle Richtungen.

    Neue Hoffnung durchflutete Samuel. Die Lichtwesen stellten ihn nicht auf die Probe. Das Blatt hatte sich gewendet. Samuel erneuerte die magische Verstärkung an seinem Bein und erhob sich.

    „Dämon, das ist dein Ende!“, rief er.

    Auch wenn er nun keine Marcam zeichnen konnte, so konnte er doch die anderen Priester mit seiner Magie unterstützen. Er spürte ihre Anwesenheit so deutlich als würde er neben ihnen stehen, als er die alten Worte zu rezitieren begann. Glück und Zufriedenheit durchfluteten ihn. Er fühlte sich verbunden mit etwas Größerem, etwas Unerklärlichem. Ohne dass er sich bewusst dafür entschieden hätte, setzte er einen Fuß vor den anderen, trat auf das schwarze Übel zu. Die Dämonen kreischten beim Anblick des Lichtes, das nun überall aus dem Himmel auf sie niederstürzte.

    Mit einem Lächeln auf dem Gesicht zeichnete Samuel einen Weg aus Freundschaft, Liebe, Zuversicht und Gelassenheit vor sich, auf dem er sicher zu dem Lichtkegel schreiten konnte, welcher in der Mitte des Grauens lag. Die Gewissheit, dass der Vogeljunge seine beiden Schützlinge gerettet hatte, war so stark in ihm, dass er keinen Moment daran zweifelte. Sicheren Schrittes ging er durch den Regen aus Licht, bis er vor dem Ort stand, an dem er den Vogel zuletzt gesehen hatte.

    „Richard!“, rief Samuel in das Licht hinein, das so hell war, dass er nichts sehen konnte. „Sessilia!“

    Allmählich wurde der Schein matter. Er konnte die Umrisse von zwei Gestalten erkennen. Richard kniete auf dem Boden, in seinen Armen hielt er den Vogel. Tränen liefen ihm über das junge Gesicht. Sessilia hockte neben ihm, hatte eine Hand auf Richards Rücken gelegt.

    „Edwin!“, schrie Richard in die Nacht hinaus und drückte den Leib des Tieres an sich. Kein Leben war mehr in ihm zu spüren.

    So, das war nun der letzte Teil der Geschichte in dieser Form. Richard ist gerettet. Die Priester, allen voran unser lieber Vater Justus, räumen auf, sperren die Dämonen zurück in ein Tongefäss und karren sie zurück an ihren Platz im Ducatus. Happy End. :) Nein, natürlich ist es dann noch nicht fertig, vielmehr beginnt es erst gerade.

    Auch wenn das gerade der letzte Abschnitt war, freue ich mich trotzdem sehr über eure Kommentare - und auch auf den Moment, wenn ich wieder zu der Stelle komme, vielleicht in ein paar Jahren ;( :dead:, um dann hier weiter zu schreiben.

    Die Geschichte kommt dann auf den Friedhof und ich starte im Mitgliederbereich den neuen Thread. Es würde mich ultral mega freuen, wenn ihr da weiterlest!! Bin gespannt, ob ihr meinen neuen Anfang mögt, oder ob ihr ihn zu langweilig findet...

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

    Einmal editiert, zuletzt von RenLi (18. Januar 2020 um 18:48)

  • Hey RenLi

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    Das war ja mal ein cooles Ende...auch, wenn es für den Vogel jetzt nicht so gut ausgegangen ist ;(

    Was mich ein wenig irritiert hat, war der Übergang vom Ende des vorherigen Teils...da ist Richard mit Sessilia doch draußen und hat mit ihr diesen Schutzwall geschaffen, der dann aber zusammenbricht, woraufhin Richrad von Dunkelheit verschluckt wird...und plötzlich ist er wieder bei Samuel und die sind im Haus und Samuel spricht ihn ganz normal an...:hmm: Keine Ahnung, vielleicht ist das jetzt wieder meiner Unaufmerksamkeit geschuldet oder ich stehe auf dem Schlauch. Das mit dem Vogel hatte ich zuerst auch nicht geschnallt und dass Edwin sich ja mit ihm verbinden kann...das habe ich erst gecheckt, nachdem du mich mit der Nase draufgestoßen hast :dash: Aber das war vielleicht auch einfach zu lange her, weshalb ich das nicht mehr auf dem Schirm hatte.

    Nun denn. Dann folgen wir dir mal in den Mitgliederbereich :D Sicher, dass du diese Geschichte hier auf den Friedhof verschieben möchtest? Ich meine, vielleicht liest ja noch jemand darin oder du deklarierst das ganz klar als Vorläufermodell... dann steht es jedem frei mal reinzuschauen und dann zu sehen, was du draus gemacht hast. :hmm:

    LG,

    Rainbow