Der Sinn des Lebens

Es gibt 460 Antworten in diesem Thema, welches 124.100 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Januar 2020 um 15:16) ist von RenLi.

  • Hey RenLi,

    ich habe dir ja versprochen, mich noch mal mit deiner Geschichte zu befassen. Da es jetzt alles schon wieder so lange her war, habe ich von vorne angefangen mit dem festen Vorsatz, jetzt alles möglichst hintereinander zu lesen.

    Meine ersten Anmerkungen findest du im Spoiler:

    Spoiler anzeigen

    An deinem Stil gibt es ja wirklich überhaupt nichts zu meckern. :) Ich finde, du schreibst einwandfrei.
    Beim zweiten Lesen bin ich über den Prolog gestolpert, den du neu eingefügt hast. Ich mag ihn, doch eröffnet sich mir noch nicht so ganz, wie er sich in den Gesamtkontext einfügen wird. Bin gespannt!

    Ansonsten haben sich für mich noch ein paar Fragen ergeben, die ich an der Stelle direkt mal loswerden möchte:

    Zu Richard im Sumpf (561-564 n.Rh.):
    Richard läuft mit Edwin hier durch den Sumpf, sie wollen scheinbar zu einer Insel mit einer Unterkunft darauf. (?) Sie erreichen das gewünschte Ziel, steigen eine Strickleiter hinauf....
    Ich habe mich gefragt, wo die überhaupt hinwollen? Warum sind sie überhaupt aufgebrochen? Weil die Eltern und der Onkel tot sind? Ich tappe hier als Leser etwas im Dunkeln...obwohl der Teil wirklich super beschrieben ist.

    Richard die andere Seite (564 n.Rh.)
    Sie laufen noch immer durch den Sumpf, an einem See vorbei, scheinbar gibt es dort auch eine Straße...Edwin läuft davon...es ist die Rede von einem Haus, zu dem er vielleicht schon vorgelaufen ist...ich stelle mir wieder die Frage: Wo genau sind die da? Warum steht da irgendwo mitten im Sumpf plötzlich ein Haus? Ich bin als Leser noch immer irritiert...vor allem, hinsichtlich des Folgekapitels...

    Richard verloren (564 n. Rh.)
    Plötzlich ist Richard "in" dem Haus, denn er rennt die Stufen herunter....hört Geräusche von Männern, die den kleinen Bruder scheinbar mitnehmen. (?)...

    Das sind bestimmt alles nur Kleinigkeiten, doch merke ich, dass es mir schwer fällt, der Story zu folgen, weil sich mir zu viele Fragen aufdrängen. Vielleicht könnte man das an der einen oder anderen Stelle etwas deutlicher hervorheben.

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Hi Rainbow

    Cool, dass du den Fall nochmals aufrollst! habe in Post 76 übrigens eine Zusammenfassung von Teil 1 der Geschichte reingestellt.
    Ich muss da wirklich nochmals drüber. Ich mag die Geschichte so geheimnisvoll, aber wenn man ihr nicht folgen kann, dann ist es mühsam zum lesen, das ist ja auch nicht das Ziel.
    Als Erklärung: weil der Vater und der Onkel Reisende über den Sumpf bringen (von beiden seiten her) haben sie auf beiden Seiten des Sumpfes eine Hütte, in der sie wohnen können. Auf der Südseite, von wo aus Richard und Edwin starten, ist die Hütte, in der sie die meiste Zeit verbringen. Auf der Nordseite ist eine kleinere Unterkunft, die mitten im Wald liegt. Dort versteckt sich Richard.
    Ich werds nochmals überarbeiten, damit alles klarer wird. Ich lass mir teils wirklich ewig Zeit mit den Erklärungen.

    Also dann, ich freue mich schon auf weitere Kommentare von dir!
    Lg, RenLi

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hey,

    die Idee mit der Zusammenfassung ist gut. Einiges ist mir dadurch klarer geworden. Nur tauchen viele der Informationen in dem Text gar nicht auf. Oder ich bin zu blöd, sie herauszulesen.
    Die Lebenssituation der Familie wird ja am Anfang zum Beispiel überhaupt nicht dargestellt. Ich meine, dass der Vater Reisende durch den Sumpf bringt und welche Gefahren das in sich birgt. (Das klingt wohlgemerkt total spannend und könnte deshalb ruhig etwas ausgeschmückt werden) Ich glaube, es wäre eine gute Idee, das am Anfang einfließen zu lassen. Auch die geographische Zuordnung von Häusern und Hütten, die ihnen gehören...

    Ich habe mich beim Lesen gefragt, ob Richard und Edwin tatsächlich drei Jahre lang durch den Sumpf laufen. (561-564) Zumindest liest es sich ein bisschen so. Als wären sie ständig unterwegs, um irgendwo hinzukommen.
    Dann kommt irgendwann ein Kapitel, das nennst du "Edwin (562)-die Freuden der Kindheit". Eigentlich müssten sie aber doch zu der Zeit gerade im Sumpf unterwegs gewesen sein. Es hat mich total irritiert, dass hier der Vater und der Onkel ganz offensichtlich wieder lebten, wo sie doch eigentlich (561) laut deiner Beschreibung bereits beide tot waren. (???)

    So, das waren fürs`s Erste mal wieder genug blöde Fragen :)
    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Höi Rainbow

    Muss ich echt klarer schreiben. Mein Vater hat den Anfang mal gelesen und dasselbe gesagt. 'Weitere Jahre verstrichen, ohne dass Richard das lächelnde Gesicht seines Freundes vergessen konnte. Auch nicht, als sein Vater starb. Es war ein nebliges Jahr, besonders neblig.' Der Vater und der Onkel sterben erst im Jahr 564. Aber das kommt nicht so rüber. Sie sterben, dann kniet Richard vor dem Grab und Edwin läuft davon, um den Vater zu suchen. Alles im Jahr 564. Es ist wohl etwas zu dicht geschrieben, das ist anstrengend...
    Bisher hab ich nur so Momentaufnahmen und extrem nahe am jeweiligen Protagonisten geschrieben. Aber das werde ich bei der nächsten Überarbeitung demfall ändern. Dann nehme ich noch einen Erzähler mitrein, der alles etwas besser verbindet und Hintergrundinformationen bringt, welche Richard in dem Moment gar nicht interessieren, er eh schon weiss oder gar nicht wissen kann. Das wird es sicher einfacher machen.

    Danke für deine Anmerkungen!! Freue mich schon auf die nächsten Inputs!

    Liebe Grüsse
    RenLi

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hi RenLi,

    bin in Post 25 angekommen: Edwin, Sternenhimmel (564 n. Rh)

    das Ganze spielt also zu der Zeit, als sich Richard und Edwin irgendwo im Sumpf befinden und kurz bevor sie voneinander getrennt werden, richtig?

    Die Szene hat etwas Magisches, was ich sehr schön finde. Mir sind nur ein paar Wortwiederholungen aufgefallen.

    Spoiler anzeigen


    wo mehrere der kleinen Wesen hockten...Das kleine Wesen stämpfelte mit dem Fuß...dass eines der Wesen zu solchen Emotionen fähig war...Ein ganzer Strom von Wesen...sosehr faszinierten ihn die kleinen Wesen...War das kleine Wesen tatsächlich verlegen?...«Ist etwas passiert?», fragte Edwin eines der Wesen...Schlagartig versammelten sich die kleinen Wesen um ihn,...Edwin lief an dem Wesen vorbei,..Die kleinen Wesen schauten in die Flammen...


    Ich habe 10 x Wesen gezählt...vor allem in Verbindung mit "klein"...vielleicht kannst du das noch etwas variieren?

    Das Wort "Wesenheit" habe ich übrigens zuvor noch nier gehört. Nachdem ich es gegoogelt habe, weiß ich dann jetzt auch Bescheid. :) Trotzdem klingt es irgendwie befremdlich...(ist aber nur meine Meinung)

    Hier noch ein paar Wortwiederholungen mit Feuer:

    ...die ganz offensichtlich auf das Feuer zusteuerte....Bald schon drang der Schein des Feuers durch die Bäume,Und was konnte er angesichts des Feuers tun?....Richard würde sicher auch helfen, das Feuer zu löschen...der ebenfalls Feuer fing...Er starrte in das Feuer,...Das Feuer war nicht dort und er hier...Er war nicht länger verschieden vom Feuer. Er war das Feuer....Das Feuer kam und hüllte ihn ein...Edwin tanzte den Tanz des Feuers

    11 x...könnte man vielleicht auch etwas reduzieren durch Synonyme oder Satzunstellung. Das Wort Flamme(n) tauchte ebenfalls gehäuft auf.

    Ansonsten noch eine Sache:


    Das Feuer war nicht dort und er hier. Er war nicht länger verschieden vom Feuer. Er war das Feuer.

    Ich verstehe, was du sagen möchtest, doch finde ich die Formulierung merkwürdig. In erster Linie stört mich das "Er war nicht länger verschieden vom Feuer." Vielleicht könnte man schreiben: "Er unterschied sich nicht länger von dem Feuer"...oder "Die natürlichen Grenzen verschwammen, er wurde eins mit dem Feuer..."

    So, genug in deinem Text gewühlt :) Ich habe übrigens keinen blassen Schimmer, ob das eventuell schon jemand angemerkt hat...wenn ja, dann vergiss es einfach.


    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Hi Rainbow

    Cool! Ja, Richard verliert Edwin aus den Augen, weil Edwin einem der Naturgeister nachläuft.
    Ich werd wohl das Wort Naturgeister oder so noch mehr reinnehmen. Ja, zu Feuer und Flamme hab ich irgendwie noch keine Synonyme gefunden. Hab grad im Internet nachgeschaut: Brand könnte ich da noch zu Hilfe nehmen ;)

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hi, ich schon wieder :)

    Bin jetzt bei Post 30: Jakob, der Fremde (561 n. Rh.)

    Spoiler anzeigen

    So, wie auch Shaylee bereits angesprochen hat, hat mich die plötzliche Präsenz von Emilie etwas irritiert. Hier heißt es auf einmal:

    Aber dank ihm gehörte nun auch Emilie zu ihnen.

    Und als Mann der Familie sah er es als seine Aufgabe...

    Das Bild, das du hier zeichnest, konnte ich mir zuerst nicht recht vorstellen. Zuerst musste ich mich noch einmal vergewissern, wer Emilie überhaupt war. Ich dachte, ich hätte vielleicht irgendetwas überlesen. Um hier beim Leser Irritationen vorzubeugen, wäre es vielleicht sinnvoll, das direkt zu Beginn aufzuklären. Weiter unten im Text erklärst du es ja ein bisschen, wobei ich mir das ehrlich gesagt, trotzdem nicht so recht vorstellen kann. ich meine, sie kommt aus gutem Hause...und da haben ihre Eltern nichts dagegen, wenn sie sich mit Straßenkindern abgiebt? Wie alt ist sie überhaupt? ich hätte sie in Jakobs Alter eingeordnet. (also ca. 14 zu dem Zeitpunkt) Wie kommt sie dann an das Haus? Stehen da einfach leere unbewohnte Häuser rum? Hier fehlen mir ein bisschen die Erklärungen...

    Wie viel Zeit verbrachte er doch mit Klauen, Essen, Häufchen scheißen und so weiter? Was für eine Zeitverschwendung.

    Was bitteschön meinst du mit Häufchen scheißen?

    «Wo ist er nur?»
    «Suchst du mich?»
    Jakob drehte sich überrascht um. Da saß er, auf einem Fass vor einem Marktstand. Er grinste verschwörerisch, zwinkerte ihm zu.
    «Hunger?»
    Jakob wurde rot. «Ich komm zurecht.»
    Der Mann drehte sich um, wobei sein Schultertuch etwas verrutschte und die Sicht auf eine schwarze Malerei auf seiner Haut freigab. «Zwei Fladen mit Bohnenmus, bitte», sagte er zum Besitzer des Standes.

    Das Zusammentreffen mit dem Fremden. Eine Sache hat mich stutzig gemacht....Ich fand es irgendwie ungewöhnlich, dass er einem Straßenkind gegenüber so aufgeschlossen ist...Jakob aktiv anspricht und ihm auch noch was zu Essen kauft. Jakob nimmt das ebenfalls wie selbstverständlich hin. Natürlich gibt es sicher auch nette Menschen...keine Frage! Vielleicht könnte man aber in einen Nebensatz einfließen lassen, dass Jakob sich über seine Freundlichkeit wundert. ich könnte mir vorstellen, dass er sonst eher negative Erfahrungen mit Erwachsenen macht, oder? (Nur so vom Gefühl her)

    Geschichten waren seiner Meinung etwas für alte Menschen oder dann Kinder.

    oder dann? Ich glaube, das "dann" ist zu viel, oder?

    denn er grinste in mit seinem schiefen Lächeln an

    ihn

    Na, ihr beiden? Fleißig am üben?»

    das klingt sehr umgangssprachlich. ich würde sie fragen lassen: Übt ihr fleißig?


    Sag bloß nicht, du hättest schon wieder etwas ge

    ...du hast schon wieder...


    So, das war`s mal wieder...

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Hallihallo :) ist immer schön, etwas von dir zu hören!
    Den Kommmentar hab ich gleich mit einem Lesezeichen versehen :) da muss ich nochmals dahinter. es ist toll, solche Inputs zu bekommen, damit kann ich wirklich etwas anfangen. Die Geschichte wird sich wohl noch ziemlich verändern im Verlaufe der Zeit. Zu Emilies Entscheidung kommt später noch mehr. Jakob fragt sich nähmlich auch, weshalb sie sich eigentlich mit ihnen abgibt. Aber ich muss es da doch noch etwas besser erklären. Das werd ich auch mit einer Erzählperspektive tun.
    Ja, der Fremde ist nicht ganz normal :D
    Das mit den Häufchen: wir verbringen doch wirklich viel Zeit mit Nahrungsbeschaffung, Kochen, essen und dann muss die ganze Sache halt auch wieder raus. Keine Ahnung wie viel von meiner Lebenszeit ich auf dem Klo verbringe, aber es ist sicher recht viel. Vielleicht muss ich das nochmals umformulieren...

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hi RenLi,

    zu Post 37 kommen hier meine Anmerkungen :)

    Spoiler anzeigen

    Wie immer bin ich etwas verwirrt, obwohl ich von dir ja jetzt die Info habe, dass Vater und Onkel erst 564 n. Rh. sterben. Hier fällt es aber extrem auf, da beide Teile 564 n.Rh. spielen. Im ersten Teil leben Onkel und vater aber scheinbar noch und im zweiten Teil sind sie bereits tot und Richard schlägt sich alleine durch die Stadt. Wenn ich Shaylees Kommentar richtig deute, hat sie das nicht so verstanden, wie es von dir beabsichtigt war. Sie dachte, Edwin halte sie noch für lebendig, weil er sie in seinem Herzen trage. Du merkst, dass der Leser dich offensichtlich missversteht, was ja so bestimmt nicht gewollt ist.


    «Richard, wirf noch ein paar Scheite ins Feuer, sonst geht die Glut aus!», tönte Theodors barsche Stimme aus der Wirtsstube. Sofort ließ er seine Arbeit liegen, rieb seine Hände trocken und eilte in den anliegenden Raum. Ohne den Gästen Beachtung zu schenken lief er zur Feuerstelle hin, um Scheite nachzulegen. Es war tatsächlich nicht mehr viel von dem Feuer übrig. Er wollte sich ein paar neue Scheite greifen, doch zu seinem Schrecken musste er feststellen, dass diese ausgegangen waren. Also eilte er nach draußen, um neue zu holen.

    3 x Scheite. Weiter unten benutzt du es noch diverse Male. Vielleicht kann man beim zweiten Mal einfach "Holz" nachlegen schreiben. Ich bin übrigens genau wie die anderen über die Formulierung "ausgegangen" gestolpert. Weil man das in dem Moment mit dem Feuer assoziiert und weniger damit, dass etwas leer bzw. nicht mehr verfügbar ist.


    Was willst du denn mit den paar wenigen Scheiten anfangen? Wofür haben wir denn den Korb da, he?» Richard ließ die Scheite nebens Feuer fallen

    2 x Scheite


    Siehst aus wie n Mädchen mit deinem feinen Gesicht.

    wie`n Mädchen...


    «Richard!», schnaubte Theodor. «Die Scheite. Ins Feuer!» Der Gast ließ Richard los. Sofort drehte Richard sich um und wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. Das Gelächter ließ auch nicht auf sich warten und Richard beeilte sich, die Scheite ins Feuer zu legen.

    Um die Wortwiederholung zu vermeiden, könnte der Wirt einfach sagen:"Richard! Das Feuer!"....


    Richard schaute sich in der Küche um und entdeckte den großen Topf mit Suppe unter der Spüle. Er packte ihn an den Henkeln an und zog ihn unter der Spüle hervor


    2 x unter der Spüle


    In der Gesindekammer zog er die Hose aus und roch an der nassen Stelle auf seiner Hose. Er hatte sich in die Hosen gemacht, von dem Schreck, als Theodor plötzlich in die Küche gekommen war. Er warf die Hose in eine Ecke


    4 x Hose

    Ansonsten wie immer schön geschrieben :)


    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Hi RenLi,

    zu Post 44:

    Spoiler anzeigen

    ich fand den Teil gut geschrieben. Allerdings dachte ich am Anfang auch: Oh je, jetzt ist Jakob aber ganz schön ungerecht! Aber ich kann seinen Jähzorn irgendwie nachvollziehen. Einerseits mag er Emilie zwar, aber andererseits plagt ihn sein Minderwertigkeitsgefühl...das bringt ihn dazu, sich so trotzig zu verhalten, was ich irgendwie schon fast wieder süß finde. Emilie scheint ihm auch nicht lange böse zu sein-Gott sei Dank!

    Hier komen ein paar Dinge, die ich glaube, gefunden zu haben :)

    Was bemüh ich mich, dir etwas zu erklären.

    Zum einen würde ich hinter das "bemüh" ein Apostroph machen, weil es ja eigentlich "bemühe" heißen müsste. Also: Was bemüh` ich mich, dir was zu erklären? (Außerdem ein Fragezeichen am Ende, weil es ja eine Frage ist)

    Sag Mar, ich sei auf Streifzug

    hier auch: "Sag` Mar, ich sei auf Streifzug!"

    «Komm mir nicht mit: Emilie hat gesagt

    Hier würde ich auch eins dran machen: "Komm` mir nicht mit: Emilie hat gesagt...


    «Komm mir nicht mit: Emilie hat gesagt, klar? Sie hilft uns zwar, aber ich könnte auch ganz allein auf euch aufpassen. Wenn sie nicht mehr kommt, dann ist mir das auch ganz egal.»
    Er ging davon. Wie hatte es nun schon wieder so weit kommen können? Sie konnte einfach unausstehlich sein!
    Erst gegen Abend kam er zurück.

    komm, kommt, kommen und kam kurz hintereinander...vielleicht kann man das etwas variiieren?


    Während dem Essen konnte Jakob nicht mehr länger auf dem Mund sitzen.

    Während "des Essens" (ist hier, glaube ich die korrekte Form)- "Auf dem Mund sitzen" habe ich so übrigens noch nicht gehört :)


    Es nimmt mich nur wunder.

    Diese Redewendung kenne ich ebenfalls nicht. klingt für meine Ohren irgendwie seltsam.

    Als erhoffte er sich, die Götter würden...

    hier würde ich schreiben: Als "erhoffe" er sich,... (weil es ja quasi rein hypothtisch gemeint ist...)

    So, das war`s mal wieder...

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Hi Rainbow
    Hihii, da hört man wohl die schweizerische Prägung raus. Auf dem Mund sitzen und etwas wunder nehmen ist dann wohl von hier. :)
    Vielen Dank wieder einmal für deine Hinweise! Es ist toll, dass du die Geschichte am Stück liest, deine Kommentare helfen mir sehr weiter!
    Freue mich schon auf weitere Posts von dir!
    Lg, RenLi

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Hi RenLi,

    ich weiß, ich komme nur langsam voran, aber irgendwie habe ich im Moment viel um die Ohren...deshalb kommen meine Rückmeldungen auch immer nur häppchenweise :)

    Hier also meine Anmerkungen zu Post 48 "Edwin im Keller":

    Spoiler anzeigen

    Den Geräuschen, die es machte, nach zu urteilen, ein Pferd.

    Irgendwie klingt das für mich etwas umständlich formuliert. Ich glaube, ich würde eher schreiben: "Den Geräuschen nach zu urteilen, war es ein Pferd."

    Und aus ihr dangen Hilferufe, Wehklagen, Schreie.

    drangen

    nachts quälten ihn Alpträume,....Von da an hatten seine Alpträume aufgehört.

    Der Duden schlägt vor, dieses Wort mit "b" zu schreiben, also "Albtraum". Inzwichen wird es mit "p" wohl auch akzeptiert, aber wie gesagt: empfohlen wird es mit "b".

    Ansonsten: Ich glaube, das hier ist der erste Teil zu Edwin seit seiner Entführung, oder? Außer die Stelle, wo er mit den Waldgeistern spielt und das Feuer ausbricht...aber das ist ja quasi eine Art Rückblick, oder?
    Also, ich habe mich gefragt, ob er nicht wenigstens einen Gedanken an seinen Bruder verschwenden sollte...sich zurückerinnert an das, was geschehen ist...hier erwähnst du nur einmal kurz die Erinnerung an seinen Vater, aber sein alles geliebter Bruder, von dem er auf so unschöne Weise getrennt wurde, scheint aus seinen Gedanken verschwunden zu sein. Das wundert mich ein wenig.

    Alles andere ist wieder mal schön beschrieben...sehr gefühlvoll :)


    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Habe deine Geschichte soweit sie bisher hier gepostet wurde, vollständig gelesen.
    Das Thema kann natürlich interessant sein, wenn man sich dabei nicht versucht auf Dogmen zu verkrampfen und genau das tust du nicht, das Philosophische wirkt viel mehr unverkrampft, natürlich und angenehm nachdenklich bei dir. Hut ab.
    Die Geschichte ist durch die Handlungsstränge zwar leicht verwirrend, aber auch interessanter. Du hast drei sehr verschiedene und spannende Hauptcharaktere geschaffen: Den sehr eigensinnigen Jakob, den immer fröhlichen (trotz allem was er erlebt hat) und feinfühligen Edwin und natürlich, Richard, der einem gerade in den letzten Posts nur noch leid tun kann. Aber eigentlich schon die ganze Geschichte, du machst es ihm echt nicht einfach.^^
    Dein größte Stärke beim Schreiben ist meiner Meinung nach, die Gefühle und Gedanken der Figuren exzellent zu beschreiben. Man kann fantastisch mit allen mitfühlen, vor allem mit Richard. Es wirkt völlig authentisch und ungekünstelt, man möchte wirklich wissen, wie es weitergeht mit diesen drei Figuren und wie sie sich wiedertreffen werden. Und die Sache mit dem Vater von Richard und Edwin, sowie die Vergangenheit und die Aufgabe von Jakob, kommen ja auch noch dazu.

    Auszusetzen habe ich erst mal auch nichts - Zumindest habe ich mir jetzt beim Durchlesen nichts gemerkt, d.h. grobe Stolpersteine gibt es in deinen Text nicht.

    Ich werde ab jetzt definitiv dabeibleiben, du machst hier was ganz Tolles. ;)

  • Jetzt wird es aber düster! Was haben sie dem armen Richard wohl angetan? Ihn kastriert? Würde ja zu den Sympzhomen passen. Dass die Gnosis auch mal eine Lichtseite zeigt und Kinder aus dem Kerker freikauft (also Gläubige hier gute Werke tun) finde ich auch spannend! Bringt ein paar Graustufen hinein. ;) Andererseits hat das was von einem Tierheim, wo liebe Leute Kinder statt Tiere, die man auf der Straße aufgesammelt hat, aufnehmen können. Und andere verdienen auch noch daran. Das ist schon irgendwie übel! Ich wünsche dem armen Richard, dass es auch mal wieder aufwärtz geht...

    beiden Kinder ist diese Art von Magie so normal, dass sie sie als etwas Alltägliches wahrnehmen. Edwin ist ein sehr naturverbindener

    naturverbundener, un statt i :)

  • Ohlala. Ein neuer Leser! Cool, dass du die Geschichte liest, @Genesis :D Und Danke für deine Rückmeldung!
    Hey @Windweber, toll, dass du zurück bist :)
    Bin grad dank Rainbow viele Überarbeitungen am machen, vieles kommt hinzu etc. Von der Zeit, in der Richard und Edwin noch zusammen am Rande des Sumpfes leben hab ich schon einige neue Szenen geschrieben. So überarbeite ich jetzt die ganze Geschichte und das wird den zukünfitgen Verlauf auch wieder beeinflussen. Sieht so aus, als wäre das hier mal das Grundgerüst und nun kann ich die Geschichte darum herum noch mehr verfeinern und ausführen. Sie ist zwar im Grundgerüst schon lang, wird dadurch noch länger, naja.
    Habe jetzt schon seit einiger Zeit nichts mehr gepostet, aber wenn jemand die Geschichte liest, dann stell ich den nächsten Teil rein. Muss nur nochmals drüberschauen :)
    @Windweber es ist alles anders, als du denkst :evil::saint::evil:
    OH, Moment, wie kommst du darauf, dass die Gnosis Kinder freikauft? Fräulen Kornell gehört nicht zur Gnosis. Sie betreibt ein Waisenhaus auf eigene Faust. Kommt es so rüber, als würde sie zur Gnosis gehören? Ich war kurz verwirrt, weil du die nächste Szene sozusagen vorausgesagt hast :D

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

    Einmal editiert, zuletzt von RenLi (4. Juli 2017 um 11:53)

  • H, Moment, wie kommst du darauf, dass die Gnosis Kinder freikauft? Fräulen Kornell gehört nicht zur Gnosis. Sie betreibt ein Waisenhaus auf eigene Faust. Kommt es so rüber, als würde sie zur Gnosis gehören? Ich war kurz verwirrt, weil du die nächste Szene sozusagen vorausgesagt hast

    Es kommt so rüber, als wäre sie sehr gläubig. Die Kinder können in die höchsten Kasten aufsteigen, der Wärter flucht auf Religionsblödsinn, als er zähneknirschend ein Kind freikaufen lässt... Es klingt eindeutig nicht, als wäre sie eine Klerikerin, aber eine Gläubige.

  • Richard, Canis adustus (566 n. Rh.)
    Als Richard wieder die Augen aufschlug, befand er sich an einem ihm völlig unbekannten Ort. Er war sich nicht sicher, ob er nun träumte oder wach war. Zuerst meinte er, in den Himmel hinauf zu blicken, doch dann erkannte er, dass es dunkelblauer Stoff war, welcher sich wie ein Abbild des Himmelszeltes wölbte und an Pfosten von dunklem, edlen Holz an den Seiten hinunter bis zum Boden floss. Er lag in einem Himmelbett. Eine weiße, weiche Bettdecke umhüllte ihn und es roch angenehm nach frischen Kräutern. Richard drehte den Kopf zur Seite, um mehr von dem Raum zu sehen, in welchem er sich befand. Er war recht groß und die Möbel waren von demselben dunkeln Holz wie auch das Bett. Fenster hatte es seltsamerweise keine. Die Wände waren behangen mit blauen Bannern, geschmückt mit silbernen Sternen. Ein Tier zierte jedes dieser Banner. Ein Steinbock, eine seltsame, große Katze, ein Fisch. Auf einem konnte er gar einen Menschen mit Fischschwanz entdecken. Er richtete sich auf, um dieses besser betrachten zu können, da bemerkte er eine Bewegung in den Augenwinkeln und zuckte jäh zusammen. Ein hagerer Mann saß dort auf einem Stuhl, den Blick fest auf ihn gerichtet. Wie lange hatte er ihn schon beobachtet? Richard hätte sich am liebsten sofort unter der Decke verkrochen. Er fühlte sich wie ein Eindringling in einer falschen Welt. Vielleicht war das ja wirklich ein Traum. Er beobachtete den Mann, der ihn unverhohlen anstarrte, ohne sich zu rühren. Richard erkannte seine Kleidung, die weiße Robe. Er gehörte zu den Priestern der Gnosis. Das ergab alles keinen Sinn. Richard beschloss, nicht darüber nachzudenken. Schließlich entspannte der Mann etwas seine Züge und seufzte tief. «Wie fühlst du dich?», fragte er mit rauer Stimme.
    Richard blieb der Mund offen stehen. Mit dieser Frage hatte er am allerwenigsten gerechnet. «Recht gut», stammelte er. Das stimmte sogar, im Moment.
    «Das freut mich zu hören», sagte der Mann und ein müdes Lächeln ließ seine Züge weicher werden. Er erhob sich und trat neben das Bett. Instinktiv zog Richard sich zurück, stieß mit dem Rücken an die Kopflehne des Bettes. «Keine Sorge, ich tu dir nicht weh», versprach der Mann. Er ließ seine Hand sinken und trat einen Schritt zurück. Richard traute ihm nicht. Wie könnte er auch? Der Mann drehte sich um und zog den Stuhl, auf dem er bis vor kurzem noch gesessen hatte, neben das Bett heran. «Mein Name ist Samuel. Du brauchst dich nicht zu fürchten, du bist nun in den heiligen Hallen der Gnosis. Dir wird kein Leid geschehen.» Als Richard nichts erwiderte, fuhr er fort: «Kennst du die Gnosis, Richard?»
    Richard nickte. «Woher kennt Ihr meinen Namen? Und weshalb bin ich hier? Man hält mich für einen Mörder. Aber ich hab’s nicht getan. Ich schwöre es!» Plötzlich sprudelte alles aus ihm heraus, all die Worte, die er so lange zurückgehalten hatte. «Onkel Theodor war oft weg, hat sich seltsam verhalten. Er hat sich mit verhüllten Gestalten getroffen, ich habe es gesehen. Aber niemand will mir glauben. Sie denken, ich hätte ihn getötet, aber ich war es nicht! Ich bin vor dem Feuer eingeschlafen, weil ich den ganzen Tag gearbeitet hatte. Wo Ned war, weiß ich nicht. Und im Zimmer des Arztes-» Seine Stimme stockte, er mochte nicht daran denken, was da geschehen war. «War das meine Strafe?»
    Der Priester, Samuel, hatte alles geduldig mitangehört. Sein Blick war ernst, aber freundlich. «Keine Angst. Wir wissen, dass du nicht schuldig bist, sonst wärst du nicht hier. Du warst sehr krank, Richard. Deshalb musstest du zum Arzte gehen. Du kannst beruhigt sein, denn die Ärzte hier im Ducatus sind noch viel erfahrener als der Arzt des Gefängnisses. Und sei versichert, wir werden dich nicht mehr ins Gefängnis zurückschicken.“ Schmerz zeichnete sich im Gesicht des Paters ab. „Das muss eine schreckliche Erfahrung für dich gewesen sein.»
    Er lügt nicht, dachte Richard. Er glaubt mir! Tränen stiegen ihm in die Augen. «Ich muss nicht wieder zurück?»
    Samuel nickte. «Ganz bestimmt nicht.» Nun flossen die Tränen über. Diesmal waren sie nicht Ausdruck seiner Trauer, sondern Tränen der Erleichterung, die seine Augen rot und seine Wangen nass zurückließen. Der Ordensmann wartete geduldig, bis auch dieser Ausbruch vorüber war und Richard sich einigermaßen gesammelt hatte.
    «Was passiert nun mit mir?», fragte Richard. «Ich kann nicht zurück. Ich habe niemanden, nichts.» Es dauerte einen Moment, bis er sich seiner Worte wirklich bewusst wurde. Er war wieder allein. Es gab nichts, woran er sich halten konnte. Wieder stehe ich vor dem Nichts, vor einer gähnenden Leere.
    «Das wird der große Eingeweihte entscheiden. Er möchte dich sehen. Dass du diese Krankheit überwunden hast, ist sehr außergewöhnlich. Es grenzt nahezu an ein Wunder. Deshalb möchte Vater Canis dich sprechen. Er glaubt, du seist kein gewöhnlicher Knabe.»
    «Weshalb, was ist ungewöhnlich an mir?» Er wusste nicht recht, ob es gut oder schlecht war, ungewöhnlich zu sein.
    «Das wird sich zeigen.»
    Ein Mann in dunkelblauer Robe brachte ein Tablett, beladen mit Essen. Richard hatte noch nie so viel gutes Essen auf einmal gesehen, aber er brachte nicht mehr als ein paar Bissen hinunter, trotz der wiederholten Aufforderung Samuels, er möge doch noch etwas zu sich nehmen. Er fühlte sich unwohl, nicht körperlich, aber sonst. Noch immer schien er fehlplatziert zu sein.
    Nach dem Essen gab Samuel ihm frische Kleider, die er anziehen sollte. Ein einfaches Hemd und eine Hose von grauem Leinen. Die Hose war ihm ein bisschen weit, aber sie besaß eine Kordel, die er zuziehen konnte. «Viel zu dünn», hörte er Samuel murmeln. «All die Kinder heute sind eindeutig viel zu dünn. Ich muss mal mit Bruder Aurel darüber sprechen…» Er kratzte sich am bartlosen Kinn, eine tiefe Falte bildete sich zwischen den üppigen Augenbrauen. «Wie dem auch sei, wir kriegen dich schon wieder in Form», sagte er nun etwas heiterer an Richard gewandt. «Folge mir.»
    Sie verließen das Zimmer und traten auf einen langen, geraden Flur hinaus. Auch hier gab es keine Fenster. Licht lieferten viele runde Kugeln, die unter der Decke schwebten. Ein Teppich in demselben dunkelblauen Ton wie die Robe des Mannes, der das Tablett gebracht hatte, und der Wandbehänge, kleidete den gesamten Boden des Korridors aus. «Weshalb die Farbe?», wagte Richard zu fragen.
    «Dieses dunkle Blau erinnert an den Nachthimmel. Deshalb sind die Roben der Lernenden in dieser Farbe gehalten. Die kleinen Sterne am Kragen lassen erkennen, welchen Rang sie dabei einnehmen, ähnlich den Kasten der normalen Bevölkerung. Die Roben der Priester hingegen sind weiß, weil sie wie Sterne an diesem Nachthimmel leuchten sollen. Als Wegweiser im Dunkel.“ Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: „Wir Menschen vergessen allzu schnell, wie viel Einfluss die Kräfte der Planeten und Sterne fortwährend auf die Erde und ihre Bewohner ausüben. Deshalb werden alle Auszubildenden in der Kunst der Sterndeutung unterwiesen. Ein paar wenigen Weisen gelingt es sogar zuweilen, die Zukunft aus den Sternen zu lesen.»
    Ehrfurcht erfüllte Richard bei diesen Worten. Er liebte den Himmel, der jeden Tag, jede Minute sogar ein anderes Kleid trug und dabei immer so wunderschön aussah, als wäre er besonders festlich geschmückt. Und ganz besonders mochte er den Nachthimmel. Er erinnerte sich noch an einen Abend, an dem er mit Edwin im Grass gelegen und die Sterne betrachtet hatte. Er war sich so winzig vorgekommen, so unglaublich unbedeutend unter all den Millionen von Lichtern. Aber es war kein unangenehmes Gefühl gewesen. Eher als löse er, der kleine Richard, sich auf in etwas Größerem. «Wie alt bist du, Richard?»
    «Ich werde bald sechzehn.» Richard fiel ein, was das bedeutete. Mit sechzehn war man volljährig. Bald würde er in eine der Kasten eingeteilt werden.
    «Weiß du, wann genau?»
    «Am Ende des Sommers.»
    «Hmm, das geht nicht mehr lange. Ein halbes Jahr noch.»
    Samuel führte ihn eine Treppe hinauf, einen weiteren Flur entlang, durch eine Halle und dann in ein großes Treppenhaus. Hier und da begegneten sie Menschen, allesamt mit diesen dunkelblauen Roben bekleidet, sowohl Männer als auch Frauen. Alle grüßten Samuel mit einem stummen Nicken oder einer kleinen Verbeugung, manche Lächelten, manche blieben ernst. Richard wunderte sich, dass niemand sprach. Auch Samuel nickte nur. War es hier nicht üblich zu sprechen?
    Die Treppen schienen kein Ende nehmen zu wollen. «Wo sind wir eigentlich? Was ist das für ein Ort?», fragte Richard nach einer Weile.
    «Wir sind im Ducatus, dem Hauptsitz der Gnosis. Das schwarze Gebäude in der Mitte der Stadt.»
    Richard staunte. Das hatte er sich ganz anders vorgestellt. Viel düsterer und ohne gerade Linien, Ecken oder Kanten.
    «Und von nun an solltest du nicht mehr sprechen, außer du wirst dazu aufgefordert.»
    Richard hielt die Fragen zurück, die fortwährend in ihm aufkeimten. Vielleicht würde sich später die Gelegenheit bieten, noch mehr zu erfahren.
    Sie schritten auf eine große Tür zu, vor der zwei junge Männer wie Wächter standen. Sie wirkten zwar eher müde und gelangweilt als wachsam. Als sie Samuel näherkommen sahen, nahmen sie eine aufrechte Haltung ein, nickten ihm zu und öffneten die beiden Flügel der Türe. Richard folgte Samuel hindurch in einen Flur, der ganz in weiß gehalten war. Sowohl der Teppich, als auch die Wände und sogar die Decke waren allesamt weiß. Ein paar Frauen in dunkelblauer Tracht wuselten vorbei. Richard und sein Führer gingen durch eine große Halle, ebenfalls in Weiß. Hier gab es schöne runde Fenster, durch welche Sonnenlicht schien und den Raum mit blendender Helligkeit füllten. Die Wand an welcher die Fenster lagen war leicht gerundet. Sie befanden sich also wirklich in dem Hauptsitz der Gnosis. Zu gerne hätte Richard einen Blick aus den Fenstern geworfen. Wie hoch oben sie wohl waren? Doch Samuel durchquerte den Raum zügig, um zu einer weiteren Tür zu gelangen. Er blieb stehen und klopfte. Wenige Augenblicke später wurde geöffnet. Ein rundlicher, weißgekleideter Priester erschien in der Öffnung. «Bruder Samuel und –» Nach einem höflichen Nicken an Samuel gewandt, wanderte der Blick des Priesters zu Richard. «Du musst Richard sein.»
    Richard erinnerte sich an Samuels Warnung nicht zu sprechen, deshalb nickte er nur. «Wie schön, wir haben euch bereits erwartet.» Der Mann trat beiseite, um sie einzulassen. Richard wurde zunehmend nervöser. Auch dieser Raum war vollends weiß und strahlte ihm blendend entgegen.
    Mehrere weißgewandete Geistliche hatten sich hier versammelt. Richard wagte nicht, ihnen in die Gesichter zu sehen, die sich nun alle ihm zuwandten. An der Rückseite des Raumes, zwischen zwei hohen Fenstern saß ein alter Mann zusammengesunken in einem großen Sessel. Er verschwand beinahe in den Decken, die ihn einhüllten. Sein Bart und Haar waren weiß wie die ganze Einrichtung, seine Kleidung und selbst seine Haut. Nur das Weiß seiner Augen ging leicht ins Gelbliche über. Er machte im allgemeinen keinen sonderlich gesunden Eindruck. Die Haut hing schlaff an ihm herunter, als wäre sie zu groß, die Augen lagen weit in Falten verborgen, die im Schoss verschränkten Hände zitterten leicht. Richard hatte schon von dem Eingeweihten gehört. Angeblich verließ er seine Gemächer nur äußerst selten, seit eine schwere Krankheit ihn getroffen hatte. Ein Gast in Theodors Schenke hatte gar behauptet, der Hohe Vater sei von seinen eigenen Priestern vergiftet worden und längst gestorben, ohne dass man von seinem Tod erfahren hätte. Und nun stand saß er vor ihm, nur wenige Schritte entfernt, der einflussreichste Mann des Landes.
    Samuel verbeugte sich und Richard tat es ihm gleich. Der Eingeweihte winkte Richard näher, mit dieser faltigen Hand, die beinahe durchscheinend schien. Ganz deutlich sah Richard die dunklen Adern unter der Haut. Die Stille im Raum war beinahe greifbar, und Richard hatte Mühe, in normalem Gang auf den Mann zuzugehen. Seine Bewegungen waren unglaublich steif, sodass er fürchtete zu stolpern. Der Eingeweihte streckte seine Hand nach ihm aus, ergriff sein Handgelenk und zog ihn näher. Es war eine unangenehme Berührung, so weich und schlaff. Ein Schauer durchlief Richard, als der Atem des Alten ihn streifte. Die Sekunden strichen vorüber, dann endlich nickte er. «Er ist es», flüsterte er. Lautes Ausatmen war zu hören. Richard wusste nicht, was hier vor sich ging. Was meinte er? Der Eingeweihte drehte seine Hand um und betrachtete die Innenseite. «Ohne Zweifel.» Er richtete sich etwas in seinem Stuhl auf. «Samuel.»
    «Was wünscht Ihr, Vater Canis?» Samuel trat näher.
    «Ich übergebe dir die Fürsorge für den Jungen. Unterrichte ihn, sorge für ihn.»
    Richard blickte überrascht in das faltige Gesicht des Eingeweihten. Er schien seine Worte vollkommen ernst zu meinen. Hoffnungsvoll sah Richard zu Samuel auf. Er mochte den stillen und freundlichen Priester. Doch dieser blickte den alten Mann unergründlich an, das Gesicht hart und unbewegt.
    «Möchtest du etwas anmerken, Samuel?»
    «Nein, nicht im Geringsten, Vater. Euer Blick geht weiter als der eines jeden von uns. Ich übernehme die Aufgabe, die Ihr mir zugewiesen habt.» Er verneigte sich. «Wo soll der Junge wohnen?»
    «Er wird bei dir wohnen und dich begleiten, wohin auch immer du gehst. Die restlichen Einzelheiten überlasse ich ganz dir. Komm hin und wieder zu mir, um mir von seinen Fortschritten zu berichten.»
    Noch einmal verbeugte sich Samuel. «Ihr könnt gehen.»

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

    4 Mal editiert, zuletzt von RenLi (17. September 2017 um 13:28)

  • Ah, ja, das stimmt schon. Von daher hast du recht. Sie gehört einer hohen Kaste an, ist jedoch keine Priesterin. Sorry, wenn ich von der Gnosis spreche, dann ist in der Regel die Institution mit Priestern und Novizen gemeint. Und nicht das gläubige Volk. Das ist wohl etwas untypisch.
    So, von jetzt an geht's mit Richard wieder etwas bergauf :) er hat wirklich genug durchgemacht - für den Moment...
    Von Fräulein Kornell kommt später noch mehr. Und wie gesagt, für die nächsten Posts beschränke ich mich auf Richard. Das macht es vielleicht etwas einfacher zum Lesen.

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Sorry, wenn ich von der Gnosis spreche, dann ist in der Regel die Institution mit Priestern und Novizen gemeint.

    Ah, ok. Ich dachte, die Religion hieße Gnosis (hast du das in der Zusammenfassung nicht so erklärt?). Du meinst aber die Kleriker- bzw. Priesterkaste. Dann ist die Frau keine Gnostikerin... Oder doch? Ich bin etwas verwirt. Liegt aber vermutlich auch daran, dass ich Gnosis v.a. als polemischen Begriff der Krichenväter gegen alles, was ihnen im frühen Christentum missfallen hat, kenne. :D