Der Sinn des Lebens

Es gibt 460 Antworten in diesem Thema, welches 124.148 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Januar 2020 um 15:16) ist von RenLi.

  • Das liegt nicht an dir, liegt daran, dass das Konzept nicht so ganz stimmig ist in meinem Kopf. Das Wort Gnosis verbinde ich total mit der Priesterkaste. Eigentlich wollte ich das Wort jedoch ursprünglich für die Religion an sich verwenden, aber das passt irgendwie nicht. Kann mir das selbst nicht recht erklären. Suche mir noch eine Lösung dafür. Beim Christentum, Buddhismus, Judentum etc ist das ja was anderes. Da heisst die Religion so und die Ausübenden, egal ob in offiziellem Amt oder als einfacher Bürger, heissen entsprechend. Eigentlich hat die Religion der Gnosis noch gar keinen Namen. Das ist schon ziemlich eine Lücke, die ich noch ausfüllen muss. Rhamnus war ja der Gründer, aber Rhamnismus mit der Gnosis als führende Priesterschaft, ich weiss nicht recht, ob mir das gefällt. Ich werd schon noch einen passenden Begriff finden :)

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Willst Du wirklich an dem Begriff Gnosis festhalten?
    Eigentlich waren die Gnostiker eine der zahlreichen Untergrundbewegungen in der frühen Kirche. Sie vertraten die Ansicht, dass nicht Gott sondern der Demiurg die Welt in dessen Auftrag erschaffen hatte und diese Welt so die wahre Hölle sei, um die Gott sich schon lange nicht mehr scherte. Kinder zu zeugen betrachteten sie als Sünde, da dies die Macht des Demiurgen verstärke und festigte. Die Sakramente der Kirche lehnten sie als perfide Falle des Demiurgen ab, allein des Wissen um die "wahren" Zusammenhänge (der Gnosis eben) wäre der sichere Weg ins Paradies (da sie ja bereits in der Hölle lebten, konnten sie ja nur in den Himmel kommen :D ).
    Ist es dies, was Du umsetzen willst?

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

    2 Mal editiert, zuletzt von Formorian (4. Juli 2017 um 18:30) aus folgendem Grund: Begriffskorrektur

  • Hi RenLi,

    okay, ich will auch wieder mitmischen :)
    Unser Experiment, das per Mail zu machen, hat mich aber immerhin zu deinem vollständigen und überarbeiteten Manuskript gebracht, was ich natürlich ziemlich cool finde.
    Die Funktionen hier im Forum sind aber doch um einiges angenehmer in der Handhabung, als wenn man versucht, sich über Mails auszutauschen.
    Ich mache jetzt hier an der Stelle mit Post 58 weiter...ich schätze mal, dass die neuen Teile, die du reinstellen wirst, dann die überarbeiteten sind aus der aktuellen Fassung...(quasi der, die mir auch vorliegt, oder???)

    [spoiler]

    Zu Post 58: Edwin, Gilbert, 564 n.Rh.

    der an einer Kette um den Halb


    Hals

    In nordöstlicher Richtung liegt ein Gasthaus, welches von wesentlich freundlicheren Gesellen geschmissen wird.

    das "geschmissen wird" hat mich hier ein bisschen rausgerissen, weil es irgendwie nicht zu dem sonstigen Sprachgebrauch passt.Klingt irgendwie ziemlich neumodisch, quasi wie eine Art "Schulhofslang". (vielleicht "betrieben wird"?)


    Zu Post 63: Jakob, die Aussicht von Emilies Balkon

    Mar stupste ihn an. «Was?» Mar strich ihm mit der Hand über die Wange. «Lass, das Mar.» Er wusste zwar, dass er es gut meinte, aber er wollte nicht getröstet werden. «Ich geh mal nach draußen. Du schaust auf die Kleinen, Mar. Seid

    Der Name "Mar" taucht hier geballt auf. Ich würde das etwas abwandeln...


    Schon sehnte er sich in ihrem Versteck zurück..

    Schon sehnte er sich nach ihrem Versteck zurück...oder schon sehnte er sich in sein Versteck zurück....

    Was für eine Schieße!

    Ich glaube, du meintest "Scheiße" :)


    Post 67: Richard eine kleine Revolte

    Den Teil habe ich unterwegs gelesen und konnte mir keine Notizen machen. Es ist mir aber auch nichts Gravierendes aufgefallen...
    Insgesamt fand ich alle Teile sehr gelungen...

    [spoiler]

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Hi @Rainbow
    Schön, dich wieder im Forum zu sehen. :) Jap, was ich von nun an ins Forum stelle, ist die selbe Version, die du auch hast. Der Anfang ist neuer, aber noch unfertig bei deiner Version. Sobald ich jedoch Zeit habe, werde ich natürlich auch in diesem Teil der Geschichte mit grösseren Überarbeitungen und Zusätzen beginnen. Dann werden die Posts im Forum anders sein, als die in deiner Version des Manuskripts.

    Hier kommt noch der zweite Teil dieses Abschnitts:


    Richard, Canis adustus (566 n. Rh.) Teil II
    Samuel bedeutete Richard, ihm zu folgen. Gemeinsam verließen sie den Raum. Einer der Priester gesellte sich zu ihnen. «Bruder Samuel, ich würde gerne mit dir sprechen.»
    Der Mann, der nun an Samuels Seit durch den Raum schritt war riesig. Seine dürre, lange Gestalt überragte Samuel um mehr als einen Kopf. «Bruder Aurel, das trifft sich gut, auch ich habe ein Anliegen an dich, aber lass uns in meine Räume zurückkehren. Bei einer warmen Tasse Tee lässt es sich leichter reden.»
    Aurel nickte und so gingen sie schweigend den Weg zurück, den sie zuvor gekommen waren. Diesmal begegneten sie niemandem, das Gebäude schien wie ausgestorben. Auf seine Frage, woran das lag, antwortete Samuel, sie seien in die Messe gegangen. Am Ende einer Treppe blieb Samuel einen Moment lang unschlüssig stehen und betrachtete Richard in Gedanken versunken. «Nun, in dem Zimmer hast du ja nichts zurückgelassen, außer deine alten Kleider. Wir müssen also auch gar nicht mehr dorthin zurückgehen. Von jetzt an wohnst du bei mir, Richard.“ Samuel drehte auf dem Absatz um und nahm einen anderen Weg, als den zu dem Zimmer zurück, in welchem Richard aufgewacht war. Richard versuchte, Samuels Miene zu deuten, doch er konnte nicht sagen, ob es ihn störte, dass er auf Richard Acht geben sollte, oder nicht. Er wollte ihn fragen, aber er traute sich nicht recht. Was würde er sagen, wenn es ihn tatsächlich störte? Samuel hielt Richard und Aurel eine Tür auf. Dahinter lag ein leicht gerundeter Raum mit Fenstern und Unmengen von Büchern. Der ganze Raum schien nur aus Büchern zu bestehen. Überall lagen sie verstreut, offen oder zu, in Regalen, auf dem Sessel am Fenster, auf dem Boden oder dem Tisch in der Mitte. «Die Unordnung ist mein ständiger Begleiter“, entschuldigte sich Samuel und zog einen Stuhl zum Fenster heran, den er Aurel anbot. «Wie fühlst du dich, Richard?»
    «Ich weiß nicht recht. Ich denke gut.»
    «Dann zeige ich dir, wie wir hier Tee machen. Komm.» Richard folgte ihm zu einer Holzkiste. Samuel räumte ein paar Bücher zur Seite und hob den Deckel an. Darin konnte Richard verschiedene Beutel erkennen. «Wie du sehen kannst, bin ich ein richtiger Teeliebhaber – und Bücherliebhaber», er lächelte. «Hier in den Stoffsäckchen befinden sich verschiedene Kräuter. Du wirst noch lernen, welche wofür gut sind. Dieser hier ist für heute wohl genau der Richtige.» Er nahm einen Beutel aus der Truhe. «Und noch etwas von diesem.» Dann erhob er sich wieder und griff nach drei Tassen, die hinter ein paar Büchern verborgen in einem der Regale standen. Aus einem Krug goss er Wasser hinein, kaltes, wie Richard verwundert feststellte und gab ein paar Kräuter aus den Stoffsäckchen hinzu. Er reichte eine Tasse an Aurel, der seine Hände darum legte, als wolle er sie wärmen. Er pustete sogar darüber. «Ist das Wasser nicht kalt?», fragte Richard verwundert. Aurel schmunzelte. «Jetzt noch.» Fasziniert sah Richard zu, wie sich kleine Bläschen in der Tasse bildeten und ein feiner Dunst vom Wasser aufzusteigen begann. Auch aus Samuels Tasse dampfte es bereits. «Wie geht das?», wollte Richard wissen, als Samuel ihm eine heiße Tasse Tee hinstellte.
    «Das ist was die Leute Magie nennen. Einer der einfachsten Tricks.»
    «Wirklich?» Richard konnte es kaum fassen. «Und wie geht das?»
    «Alles mit der Zeit. Nimm dir erst mal einen Stuhl und trink deinen Tee. Ich hab dir noch ein paar Kräuter reingetan, die dir sicher gut tun werden. Du warst schließlich erst gerade noch schwer krank. Und dann hör einfach zu, worüber wir reden. Man kann immer etwas lernen, aus jedem Gespräch, manchmal auch mehr aus den Gesten als aus den Wörtern. Das ist deine erste Lektion. Lerne zu beobachten.»
    Richard nickte, holte sich einen Stuhl und setzte sich mit etwas Abstand zu den Männern an das Tischen, welches ebenfalls mit Büchern beladen war. Beobachten, wenigstens darin hatte er Begabung. In der Rolle des Zuschauers fühlte er sich meist wohler, als wenn er sich selbst im Zentrum des Geschehens befand.
    «Entschuldige Aurel, ich muss mich erst an meine neue Aufgabe gewöhnen.»
    «Keine Ursache. Was wirst du nun tun? Wird es deine Studien nicht immens einschränken, wenn du einen so engen Schüler hast?»
    «Das wird es wohl. Aber sind es nicht solche Fügungen, die das Leben erst richtig interessant machen? Wer hätte gedacht, dass Richard seinen Weg in den Ducatus findet? Das Leben ist unberechenbar und gerade das macht es so unglaublich spannend.»
    Aurel nickte. Richard war es etwas unangenehm, dass sie so offen über ihn sprachen, aber wenigstens hatte sich nun eine seiner Fragen beantwortet. Er war Samuel also wirklich eine Last. «Das streift schon das Thema, weswegen ich zu dir gekommen bin.» Beobachten, erinnerte sich Richard. Er betrachtete Aurels Gesicht, es schien dem Priester unangenehm zu sein, weiterzusprechen. Doch Samuel nickte ihm ermunternd zu. «Erzähle.»
    Aurel warf Richard einen Seitenblick zu. «Es geht um die Gefängnisse. Ich finde es nicht gut, wie die Kinder dort behandelt werden. Auch wenn sie stehlen oder sonstigen Unfug treiben. Es ist nicht richtig, die dort einzusperren. Im Gegenteil, man müsste ihnen helfen. All die Kinder, die zu mir in die Messe kommen, ich warte nur darauf, sie irgendwann im Gefängnis sitzen zu sehen. Was haben sie für eine Wahl? Die meisten haben keine Eltern, niemand kümmert sich um sie. Ist es da erstaunlich, dass sie zu Stehlen anfangen? Man müsste sie bilden, nicht einsperren.»
    Samuel nickte. «Wie war das für dich, im Gefängnis?», fragte er Richard unverwandt.
    Dieser war überrascht, angesprochen zu werden. Er brauchte einen Moment, bis er antwortete: «Es war kalt und feucht. Einfach ein kahler Raum, mit einem kleinen, vergitterten Fenster weit oben. Keine Betten, nichts, worauf man sich hätte legen können. Die meisten Kinder haben aneinandergedrängt geschlafen.“ Wieder und wieder war er nachts aufgewacht, weil ihm kalt war, weil er Hunger hatte oder weil eines der Kinder geweint oder geschrien hatte. „Es war recht eng, weil viele Kinder da waren. Das Schlimmste war, dass es nichts zu tun gab, denke ich. Vor allem für die Kleinen. Ein Mädchen war da, die war halb verrückt», sagte er und dachte an Emilie. Wie sie ihn angefaucht hatte, als wäre sie ein wildes Tier. «Und ein Junge war schon zum dritten Mal im Gefängnis, weil er gestohlen hat. Aber sie mochten es, wenn ich Geschichten erzählt habe», fügte er etwas verlegen hinzu.
    «Du erzählst gerne Geschichten? Dann musst du mir mal eine erzählen, wenn wir Zeit haben», meinte Samuel.
    «Waren viele krank?», wollte Aurel wissen.
    Richard nickte. „Ständig. Und oft mussten Kinder zum Arzt gehen. Das war –» Er wusste nicht, ob er weitersprechen sollte, oder nicht. Die Gerüchte, die man sich erzählt hatte. Es war schon unheimlich.
    «Erzähl weiter.»
    «Ich weiß nicht, ob es wirklich stimmt. Ein paar Kinder haben geglaubt, dass der Arzt die Kinder krank macht.» Er schaute auf die Reaktion der beiden Männer, zu seiner Überraschung warfen sie sich einen kurzen Blick zu, Aurel atmete vernehmbar ein. «Manche kamen nicht zurück, nachdem sie dort waren.»
    «Und diejenigen, die zurückkamen?»
    «Die waren meistens krank. Dann mussten sie täglich zum Arzt. Aber alle haben sich vor ihm gefürchtet. Ich habe nicht gefragt, weshalb, ich hab mich zurückgezogen, weil ich glaubte“, er stockte, doch dann gab er sich einen Ruck: „ich bin mir nicht sicher, ob ich vielleicht Unglück bringe», schloss er. Unsicher schaute er Samuel an.
    «Weshalb solltest du denn Unglück bringen?»
    Weil alle, die um mich sind, sterben, hallte es in seinem Kopf, doch die Worte wollten nicht über seine Lippen kommen. Er sah Samuel an und wiederholte die Worte in Gedanken, als wolle er sie ihm stumm mitteilen. «Keine Sorge, lass dir Zeit damit. Das kommt schon noch. Und ich bin mir sicher, dass du kein Unglück bringst.»
    Richard nickte, beruhigt war er jedoch nicht. Was, wenn Samuel schon bald starb? Was dann? Vielleicht war er eigentlich doch Schuld an Theodors Tod. Vielleicht wäre es besser, er wäre selbst gestorben, in dem Zimmer des Arztes.
    «Die Zustände sind wirklich nicht gut. Ich würde gerne einmal mit der Frau sprechen, die dieses Waisenhaus führt, es ist nicht weit von hier», meinte Aurel.
    «Ah, Fräulein Elvira Kornell.» Samuel nickte bedächtig. «Eine faszinierende Frau, wirklich faszinierend. Auch wenn unser geliebter Bruder Justus nicht gerade begeistert von ihr und ihren Gefährten ist.»
    «Weshalb? Kümmert sie sich nicht gut um viele elternlose Kinder?»
    «Vielleicht zu gut für seinen Geschmack. Sie mag wohl erstaunliches leisten, aber ihre Beweggründe scheinen nicht ganz durchsichtig zu sein. Ein paar der Priester vermuten, dass sie etwas mit dem Unruhestifter Markus Aurelius zu tun hat. Sie soll angeblich die Kinder nach ihren Vorstellungen aufziehen und formen, um eine Armee von Unruhestiftern heranzuziehen.»
    «So habe ich das noch nie betrachtet. Umso mehr ein Grund, sich einmal mit ihr zu treffen. Ist nicht eine ihrer engsten Bekannten im Hohen Rat? Rachel Tristatt. Die feurige junge Dame mit dem schwarzen Kraushaar.»
    «Sie sind Bekannte? Das wundert mich, so verschieden wie die beiden Frauen sind. Aber das würde zu der Revolutionstheorie passen. Auch die liebe Rachel eckt immer mal wieder gelegentlich an mit ihren Ideen und Idealen. Obwohl ich mit einigen davon durchaus sympathisieren kann. Ich bin wie sie der Meinung, dass es Zeit ist, einige alt eingesessenen Traditionen etwas zu lockern und neu zu überdenken. Die Zeiten wandeln sich. Schließlich sind nun bereits 565 Jahre vergangen, seit Rhamnus hier gelehrt hat. Da kann sich schon einiges verändern.“
    «Vielleicht wäre der Zeitpunkt für ein eigenes Waisenhaus gekommen, was meinst du Samuel? Wir könnten die Kinder so viel besser auf ihre Aufgaben in der Gesellschaft und der Welt vorbereiten, wenn wir sie von klein auf führen und lehren würden. Warum sollten wir uns die Idee von Fräulein Kornell nicht ebenfalls zunutze machen?»
    «Tja, des lieben Geldes wegen, nicht wahr? Ein Waisenhaus war auch schon ein Thema. Aber der Hohe Rat möchte nicht noch mehr Ausgaben in Kauf nehmen. Nicht einmal alle Priester der Gnosis würden so einen Vorschlag unterstützen. Sie sind zu sehr eingenommen von dem gemütlichen Leben, welches wir hier führen. Und ein solches Projekt ist weitgreifend. Es würde nicht ohne Einsparungen anderswo gehen.»
    Aurel nickte. «Ein wahres Armutszeugnis unsererseits.»
    «Wohl wahr.»
    «Was gibt es wichtigeres, als die nächste Generation? Aus diesen Kindern werden einmal Erwachsene werden, die das Werk von Rhamnus weitertragen. Wir lassen sie auf der Straße verhungern und wissen nicht einmal welche Schätze in ihnen verborgen sind. Welch hohe Seelen und Geistwesen mögen in ihnen inkarniert sein? Vor manchen müssten wir uns vielleicht in den Staub werfen, wenn wir wüssten, wer sie in ihrem früheren Leben gewesen sind.» Aurel bedachte Richard mit einem langen Blick.
    «Vielleicht müssten wir das tatsächlich. Wer weiß? Und wenn auch nicht. Jedes Lebewesen hat seine Aufgabe. Jedem sind wir Respekt schuldig, ganz gleich was es bisher geleistet hat.»
    Aurel nickte. «Wie recht du hast. Täglich spreche ich die Gebete und doch vergesse ich ihre Bedeutung immer zu. Es ist wirklich nicht leicht, allen Aufgaben gerecht zu werden.»
    «Wie wahr. Es ist nicht leicht, ein Mensch zu sein.»
    Aurel seufzte. «Das ist es wirklich nicht. Aber es kann auch unglaublich und wundervoll sein.» Sein Lächeln machte ihn viel jünger, als er eigentlich war, beinahe jungenhaft. «Manchmal gibt es Augenblicke mit den Kindern, da geht mir das Herz auf. Ist es nicht erstaunlich? Eigentlich bin ich da, um sie etwas zu lehren. Aber immer wieder merke ich, dass oftmals sie es sind, die mir etwas beibringen.»
    «Wie immer, ein Geben und ein Nehmen.»

    ## kleiner Hinweis: Aurel kam in Jakobs Teil schon vor :)

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    von einem Herzen zum andern;
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    Rumi

    6 Mal editiert, zuletzt von RenLi (17. September 2017 um 13:29)

  • Gnosis

    @Formorian okay, so wie du das ausdrückst, klingt das ja schrecklich. Über den Begriff 'Gnosis' bin ich durch ein Buch von Rudolf Steiner gestolpert. Steiner bezeichnet die Welt bestimmt nicht als böse, eher als Manifestation des Göttlichen? Aber so genau kenn ich mich mit Steiner auch nicht aus.
    Was ich im Wikipedia unter Gnostik gefunden habe, passt nicht schlecht zur Gnosis in der Geschichte, wenn es auch nicht ganz zutreffend ist (in Klammer und Kursiv sind meine Kommentare, die auf die Geschichte bezogen sind:(

    - Üblicherweise bezeichnet Gnosis ein religiöses Wissen, das die Gnostiker nach eigenem Verständnis von der übrigen Menschheit abhebt.

    - Gnō̂sis bedeutete „Erkenntnis“ im allgemeinen Sinn

    - Seit dem 18. Jahrhundert dienen Gnosis oder Gnostizismus auch als Interpretationskategorie für zeitgenössische religiöse oder philosophische Strömungen (etwa bei Ferdinand Christian Baur, Johann Gottlieb Fichte oder Rudolf Steiner).

    - Danach (nach Kongress) bezeichnete Gnosis ein „Wissen um göttliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist". (sie predigen zwar den Menschen, doch einige in der Gnosis haben die 'niederen Menschen' bereits aufgegeben, was nicht die ursprüngliche Ansicht von Rhamnus war, der sich sehr um die einfachen Leute gekümmert hat)

    - Es gibt einen vollkommenen allumfassenden Gott. (das trifft nicht auf die Gnosis in der Geschichte zu - bzw, dieses Wissen ist über die Zeit verloren gegangen. Rhamnus hat zu seiner Zeit diesen Glauben noch gepredigt. Die Priester der Gnosis 500 Jahre später haben eine Art Vielgott Glaube)

    - Durch einen eigenmächtigen bzw. selbstbezogenen Akt in den Äonen tritt ein unvollkommener Gott ins Dasein. Dieser wird Demiurg oder Schöpfergott genannt, weil er seinerseits eigenmächtig das materielle All erschafft. (die Priester der Gnosis glauben, dass viele Gottwesen gemeinsam den Menschen und die Erde erschaffen haben und dass sich diese Schöpfung (mit Unterstützung dieser Gottwesen) auf dem Weg zu Gott-Werdung befindet)

    - Der Demiurg wird in vielen gnostischen Schriften mit JHWH identifiziert, dem Gott des Tanach, des Alten Testaments der Bibel.

    - Die Schöpfung (und der Mensch) tragen jedoch grundsätzlich das Prinzip der ursprünglichen vollkommenen Gottheit in sich, von dem sie nicht zu trennen sind. (dies ist nur teilweise in der Gnosis aus meiner Geschichte noch überliefert und gelebt wird es kaum noch.)

    - Einige gnostische Strömungen sehen die materielle Welt inklusive menschlichem Körper als „böse“ an, andere legen den Schwerpunkt auf das innewohnende geistige Prinzip, das den Rückweg zur geistigen Vollkommenheit respektive Einheit ermöglicht. (auch diese Ansicht ist teilweise mehr oder weniger bei den Priestern der Gnosis vertreten. Bsp Vater Justus vertritt eher die Anschauung, dass die materielle Welt negativ ist, oder zu überwinden ist, Vater Samuel vertritt eine mildere Meinung und sieht die materielle Welt als teil der heiligen, göttlichen Schöpfung, welche er liebt und ehrt. aber auch er möchte ihr schliesslich entfliehen und zu einem göttlichen Wesen aufsteigen, welches nicht von Materie behindert wird)

    - Das innewohnende geistige Prinzip, auch Pneuma, Funke oder Samenkorn genannt, muss dem Menschen in Abgrenzung zur Psyche bewusst werden, um die Verhaftungen an die materielle Welt erkennen und lösen zu können. (dies ist etwas, das die Gnosis anstrebt, jedoch ist auch hier ihre Ansicht etwas anders. Sie glauben, den Funken, wie das innere göttliche hier genannt wird, erst aufwerten und erziehen zu müssen, um zu einem höheren göttlichen Wesen aufsteigen zu können. So gedenken sie die (feindliche?) Materie zu überwinden und zu Glück und Frieden (und Macht?) gelangen zu können)

    Wie ihr seht, sind sich die einzelnen Priester in der Geschichte auch nicht immer einig. Das liegt einerseits daran, dass Rhamnus bereits über 500 Jahre lang tot ist, dass ihn zu seinen Lebzeiten wohl niemand richtig verstanden hat (welchem religiösen Führer ging das nicht so?) und dass viele der Schriften aufgrund eines Brandes der alten Bibliothek zerstört wurden. Ausserdem neigen wir Menschen dazu, die Texte immer etwas anders und individuell auszulegen. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen, eine eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit. Kein Wunder, dass es da Differenzen gibt. Und ob Rhamnus wirklich ein superduper erleuchteter Sohn-Gottes-was-auch-immer-Typ war, das wissen wir ja auch nicht (ich zumindest, habs noch nicht rausgefunden) toll war er sicher, aber wie toll? who knows. Ist halt schon über 500 Jahre her :)

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    Einmal editiert, zuletzt von RenLi (5. Juli 2017 um 10:42)

  • „Wissen um göttliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist".

    Dies würde ich eine esoterische Ausrichtung nennen, nicht unbedingt eine gnostische :) .
    Letztendlich kannst Du den Begriff ohnehin verwenden wie Du es gern möchtest, denn heute weiß niemand mehr sicher wer diese Typen waren noch, was sie bezweckten oder woran sie wirklich glaubten. Wie auch bei ihren heidnischen Vettern, den keltischen Druiden, stammt so gut wie alles was wir da heute wissen von ihren Gegnern und nicht von ihnen selbst. Außerdem ist es ja wohl Fantasy, da kannst Du Dir erlauben was Du willst :D .

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  • Wie ich sehe, bin ich hier von Religions-Kundigen umgeben :) das macht das Ganze noch viel interessanter! Cool, dass ihr so gut mitdenkt! Da kann man nicht einfach mit toll-klingenden Begriffen um sich werfen, man muss sich auch was dabei überlegen :D und das wird auf Herz und Niere getestet.
    Danke für eure Kommentare. Auch wenn ich im Moment nur alt geschriebenes wieder aufgefrischt posten kann, motiviert es mich total, mich durch die Studie-Zeit zu kämpfen und dann wieder mit frischem Elan an die Sache ran zu gehen :thumbsup:

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  • Dies würde ich eine esoterische Ausrichtung nennen, nicht unbedingt eine gnostische .

    Einige "gnostische" Strömungen (der Begriff ist ein Kampfbegriff der Kirchenväter gegen verschiedenste Strömungen innerhalb der frühen christlichen Kirche, von denen sich wohl wenigstens eine als Gnosis bezeichnet hat, aber da wurde viel über einen Kamm geschoren) standen wohl in der Tradition antiker Mysterienkulte, auf die RenLis Beschreibung wieder genau passen würde. ;)
    Über die Gnosis wissen wir aber wie über Marcion und andere (fast) nur über Quellen Bescheid, die gegen sie polemisieren. Das "Wissen", das wir um sie haben, ist darum mit Vorsicht zu genießen... :/

  • Hi RenLi,

    ich pirsche mich heran :) Bin inzwischen im Post 80 angelangt. Meine Anmerkungen wie immer im Spoiler:

    Spoiler anzeigen

    Zu Post 73, Jakob Flucht

    Er und Mar halfen den drei kleineren hinunter...

    den drei Kleineren...

    Mit Schmerz verzerrtem Gesicht ließ er Mar die Wand hinunter gleiten, ...

    hinuntergleiten


    «Feuer!», rief plötzlich jemand von Flur her.

    ...vom Flur her

    Und die ständige Kälte machten ihnen zu schaffen.

    machte ihnen zu schaffen


    Post 77: Richard Zelle

    Ein wirklich sehr schöner Teil! Cool finde, ich, das Richard auf Emilie trifft, dadurch schließt sich so langsam der Kreis. Ich finde, du hast diese Szene total gut beschrieben...besonders gut gefallen hat mir Richards Gedankenausflug zu seinem Vater. Das macht seinen Ausbruch so authentisch, als Emilie das Andenken an seinen Vater durch ihre Äußerungen beschmutzt.Man fragt sich natürlich, was ihr denn nun passiert ist, dass sie jetzt zu einer solchen Einstellung gekommen ist. Es bleibt spannend!

    Post 80: Richard Strafe

    Richards Zustand, nachdem er diese Injektion bekommen hat, hast du ziemlich gut beschrieben. Zwischendurch kam es mir zwar so vor, als würdest du dich wiederholen, (was das Ganze unnötig in die Länge gezogen hat) aber insgesamt war das noch im Rahmen.
    Beispiel:

    Er schrie, riss die Augen auf. Doch er sah nichts...Wenn er doch wenigstens etwas sehen könnte,...Es machte keinen Unterschied mehr, ob er die Augen offen oder geschlossen hatte....Doch meist sah er sie nicht, denn der Schmerz vernebelte seine Sinne....doch der Schmerz hatte ihn blind gemacht.

    Du erwähnst ziemlich oft, dass er nichts mehr sehen kann...ich denke, es reicht, das ein bis zweimal anzusprechen, sonst ist es zuviel :)


    Seltsamer Weise fühlte sich sein Kopf leer an

    Seltsamerweise (würde ich zusammenschreiben)

    Bin schon gespannt, auf wen Richard jetzt wieder trifft...

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Jääää, bin durch und somit jetzt auf dem aktuellen Stand.
    In den letzten beiden Parts habe ich tatsächlich auch mal überhaupt nichts zu beanstanden...Oh Gott, wie das klingt :)
    Ich bin nach wie vor begeistert von deiner Geschichte und folge dir...wohin auch immer...

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Juhui, Rainbow, toll, dass du wieder up to date bist! Das ist ein Teil, den ich grad neu geschrieben habe. Es braucht ein, zweiTeile, bis ich wieder in den alten Strang einsteigen kann. Tut mir leid, dass es in nächster Zeit ein bisschen wenig Handlung und mehr Theorie gibt. Richard hat noch viel zu lernen. Würde ich an dieser Stelle eigentlich mit etwas Material von Jakob auflockern, bei ihm gibts mehr Action, aber sein Teil ist noch nicht so weit, als dass er post-bereit wäre. Sagt mir, falls es zu trocken wird.




    [size=12]Richard, unter blauen Gewändern (566 n. Rh.)

    Vor kurzem noch ein angeklagter Mörder im Gefängnis und nun der Schüler von Samuel, einem der höchsten Priester der Gnosis. Wie es dazu gekommen war, konnte Richard sich nicht erklären. Die Worte von Vater Canis blieben ihm ein Mysterium und Samuel wollte ihm nicht erzählen, was es damit auf sich hatte. Er ist es, hatte der alte Mann gesagt. Was war er denn? Oder war der genaue Wortlaut etwa doch anders gewesen? Und außer Samuel gab es niemanden, den er nach der Bedeutung dieser Worte fragen konnte. Neben Samuel kannte er nur Aurel mit Namen, doch ihn hatte er seit ihrer ersten Begegnung eine Woche zuvor nicht wieder zu Gesicht bekommen. Dies war auch nicht weiter erstaunlich, denn Richard hielt sich die meiste Zeit in seinem kleinen Zimmer auf, welches gleich an das Empfangszimmer Samuels grenzte. Bevor er hier eingezogen war, hatte Samuel die Kammer als Bücherlager und Abstellkammer benutzt. Nun war es ordentlich, ein schlichtes Bett, eine Kommode und ein Tisch samt Stuhl standen darin. Sogar ein Fenster gab es in dem kleinen Raum.
    Seit ein paar Eleven, so hießen die rangniedersten Auszubildenden, das Zimmer unter Samuels Anleitung so hergerichtet hatten, wohnte Richard darin. Meist saß er im Schneidersitz auf seinem Bett und las. Es gab so unglaublich viel zu lernen. Gerade saß er über ein Buch gebeugt, welches von der Geschichte von Lux handelte. Kaum zu glauben, dass er bis vor einem Tag noch nicht einmal den Namen des Landes gekannt hatte, in dem er aufgewachsen war. Als Samuel gemerkt hatte, dass Richard lesen konnte, hatte er ihm gleich einen Stapel Bücher mitgebracht. Aus der Bibliothek. Zu gerne hätte er seinen neuen Lehrer dorthin begleitet. Es musste ein wundervoller Ort sein. Samuel hatte ihm versprochen, ihn später noch durch den Ducatus zu führen und ihm die wichtigsten Orte zu zeigen, doch bis dahin solle er in seinem Zimmer bleiben. Auch seine Mahlzeiten wurden auf das Zimmer gebracht. Richards Magen knurrte. Lange konnte es nicht mehr bis zum Mittagessen dauern.
    Richard fiel schnell auf, dass die Geschichte von Lux hauptsächlich von Krieg geprägt war. Dies war noch vor der Zeit des heiligen Rhamnus, dem Gründer der Religion von Lux, gewesen. Wie in den Geschichten, die er so liebte, hatten Könige das Land regiert, die jedoch oftmals nur ihren eigenen Reichtum und Machtanspruch im Sinn gehabt hatten. Zur Zeit von Rhamnus war das Land in verschiedene Teile zerfallen und von Bürgerkriegen geprägt gewesen. Krankheiten waren ausgebrochen und hatten sowohl Menschen als auch Tiere in den Tod gerissen. Erst durch die Hilfe des heiligen Rhamnus hatte der König das Reich einen können und mit den Nachbarländern Frieden geschlossen. Seither galt ein Waffenverbot, welches sich jedoch nur auf die untere Schicht der Bevölkerung beschränkte.
    Richard hörte das Knarzen der Tür und sah von seinem Buch auf. Samuel streckte den Kopf in sein Zimmer. „Die Geschichte von Lux? Eine unschöne Angelegenheit, nicht wahr?“
    „Aber sehr spannend!“, versicherte Richard eifrig.
    Samuel lächelte verschmitzt. „Schön. Du scheinst schon nach mir zu kommen. Hast du Hunger? Ich werde heute im Speisesaal essen, vielleicht möchtest du mich begleiten“, schlug der Priester fröhlich vor.
    Richard sprang auf. „Ich komme.“ Endlich konnte er das Zimmer verlassen! Er folgte Samuel hinaus. Er war ein wenig aufgeregt. Ein Speisesaal, der musste voller Leute sein. Wahrscheinlich allesamt in die blauen und weißen Roben der Gnosis gekleidet. Seine anfängliche Begeisterung tat einen kleinen Abbruch, als er bemerkte, wie sehr er an so einem Ort auffallen würde.
    „Beschäftigt dich etwas?“, fragte Samuel, als hätte er seine Gedanken gelesen.
    Richard schüttelte eilig den Kopf. Er wollte ihm keine Mühen bereiten. Mit sowas musste er schon selber fertig werden. „Aber kann ich dich etwas fragen?“
    „Sicher, frag.“
    „Gilt das Waffenverbot von damals noch immer? Und weshalb ist es nur auf die untere Bevölkerungsschicht beschränkt?“, fragte Richard.
    „Es gilt noch immer. Nur diejenigen Menschen, die sich in höheren Kasten befinden, haben die Erlaubnis eine Waffe zu tragen. Dies kommt daher, dass eine Waffe eine große Verantwortung mit sich bringt. König Cedrus, der in der damaligen Zeit herrschte, wollte mit diesem Verbot verhindern, dass erneut Kriege zwischen seinen eigenen Leuten ausbrechen konnten. Außerdem war es ein Zeichen, um die Länder im Umkreis friedlich zu stimmen. Das Verbot war ein Teil der Friedenserklärung der verschiedenen Reiche. Nur die Kasten des Bären, der Schlange, des Hirsches und des Falken dürfen eine Waffe tragen und den Umgang mit ihr lernen. Die meisten ausgebildeten Soldaten von Lux stammen aus der Kaste des Bären, weshalb diese auch Kriegerkaste genannt wird.“
    „Hat es seither keine Kriege mehr gegeben?“
    „Nichts Größeres. Kleinere Aufstände, die vom Hohen Rat beseitigt wurden. Doch in den letzten Jahren scheinen sich die Unruhen zu häufen. Sowohl an den Grenzen wie auch innerhalb des Landes. Manche wollen es nicht sehen, aber ich glaube, dass der Einfluss der Gnosis bereits stark abgenommen hat. Die Zeiten sind nicht mehr so rosig wie früher und die wenigen Soldaten, die im Auftrag der Regierung ausgebildet werden, vermögen das Land nicht in einem Zustand der Sicherheit zu halten. Vielleicht liegt es daran, dass die Zeit von Rhamnus bereits ein halbes Jahrtausend zurückliegt. Die Menschen sollten sich weiterentwickeln, aber manchmal scheint es, als würden sie sich von ihrem eigentlichen Ziel entfernen. Hier im Herzen des Landes fällt es nicht so sehr auf, denn der Einfluss der Gnosis ist in diesem Teil noch sehr stark. Doch je weiter man in die Peripherie gelangt, desto unsicherer wird die Lage. Vielleicht hast du schon von den Banditen gehört, welche die Grenzen unsicher machen? Immer wieder treffen Menschen hier ein, welche ihr Hab und Gut an diese Gesetzlosen verloren haben. Dies sind die offensichtlichen Zeichen, dass etwas im Gange ist, dass das Reich, welches vom Heiligen Rhamnus mit Liebe geeint wurde, auf dem Weg zum Zerfall steht.“
    Still lauschte Richard den Worten seines Lehrers. Stand es so schlimm um das Land? „Was kann man tun, um die Banditen zu vertreiben?“, wollte Richard wissen.
    „Ich fürchte, mit dem Vertreiben der Banditen wird es nicht getan sein. Natürlich muss man in dieser Hinsicht handeln, doch sie sind nicht die eigentliche Quelle des Übels. Die Sache geht tiefer, denn wenn man genau hinsieht, dann sieht man auch hier die Auswirkungen des Zerfalls. Die Gnosis ist geteilt, viele alte Werte gehen verloren. Es braucht eine grundlegende Erneuerung. Es gibt wohl viele, die mich für eine solche Aussage am liebsten einen Kopf kürzer sehen würden, aber es sind jene, die blind sind. Sie verschließen die Augen vor dem Abgrund, auf den wir alle zusammen zusteuern.“
    Noch bevor Richard das Gesagte verarbeiten konnte, wurde ihr Gespräch unterbrochen. „Vater Samuel!“, rief eine helle Stimme von hinten und Richard zuckte zusammen. Er war so sehr in Samuels Erzählung vertieft gewesen, dass er sich nicht im Geringsten auf seine Umgebung geachtet hatte. Ein junger Eleve hatte seine Röcke hochgerafft und kam durch den Flur auf sie zugeeilt.
    Samuel lachte sein jungenhaftes Lachen und blickte dem Ankommenden entgegen. „Fried, sieht so ein in Würde schreitender Eleve der Gnosis aus?“
    Der Junge wurde rot und verneigte sich, wobei ihm die aschblonden Haare über die Augen fielen. Er war bestimmt nicht viel älter als Richard, wahrscheinlich lag seine Ordination noch nicht lange zurück. „Als ich Euch gesehen habe, konnte ich mich nicht beherrschen. Es tut mir leid, Vater“, sagte er schuldbewusst, doch ein Lächeln huschte über seinen Mund. Dann fiel sein Blick auf Richard. Ein erstaunter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Richard kam nicht umhin, zu lächeln. Fried schien ebensoleicht zu lesen wie Edwin. „Mein Name ist Richard“, sagte er und streckte dem anderen die Hand entgegen. Noch größere Überraschung zeigte sich auf dem Gesicht des blonden Jungen. Verhielt er sich etwa seltsam? Verunsichert ließ er die Hand etwas sinken, doch da streckte Fried ihm seine entgegen. Sein Händedruck war fein und zaghaft. „Ich bin Fried“, murmelte er, seine Hand verschwand wieder in den zu langen Ärmeln seiner Robe.
    „Nun kommt, ihr beiden. Wir können uns am Tisch noch weiter unterhalten“, meinte Samuel und schritt voran. Die zwei Jungen folgten ihm zu beiden Seiten.
    „In der Morgenmesse hat Vater Ernst von den Anhaftungen an die Welt erzählt. Doch wenn ich mir vorstelle, dass ich keine Wünsche und Träume mehr habe, dass mir nichts mehr etwas bedeutet, wird das Leben dann nicht tonlos und traurig?“, fragte der junge Eleve eifrig.
    „Gut erkannt“, meinte Samuel. „Du solltest dir merken, dass die Lehren von Rhamnus leicht missverstanden oder falsch angewendet werden können. Keine Anhaftung an die Welt zu haben, bedeutet nicht, dass wir uns von ihr entfernen. Diese Lehre ist wie der Tanz auf der Klinge eines Schwertes. Machst du einen falschen Schritt, so verfällst du entweder in Anhaftung oder in Gleichgültigkeit. Es gilt, das Gleichgewicht zu wahren.“
    Schon wieder kam Richard sich sehr unwissend vor. Selbst ein neuer Eleve wie Fried wusste viel mehr als er. „Und wie tut man das?“, fragte Fried weiter. „Das klingt sehr schwierig.“
    „Es ist auch nicht einfach. Es braucht viel Übung. Immer wieder wirst du merken, dass du auf die eine oder andere Seite das Gleichgewicht verloren hast. Aber sobald du dies bemerkst, wirst du die Gelegenheit haben, die Balance wieder zu finden und irgendwann wirst du sie halten können.“
    „Was bedeutet das, Anhaftung an die Welt?“ Richard gab zwar nicht gerne preis, wie wenig er wusste, doch diesmal hatte die Neugier über seinen Stolz gesiegt.
    „Es heißt, dass du Besitz anhäufst und ihn nicht mehr hergeben willst“, antwortete Fried sofort. „Und dazu gehört auch dein Körper. Wenn wir erst geistige Wesen sind, dann wird unser Körper nicht mehr so schwer und einengend sein, sondern feinstofflich.“
    Richard blickte zu Samuel auf, um zu sehen, was er von der Antwort des Eleven hielt. „Anhaftung kann sich auf allerlei Dinge beziehen“, fügte Samuel hinzu. „Wir Menschen wollen uns an allem festhalten. Dies kommt daher, dass wir uns Sicherheit wünschen. Wir suchen Halt in dieser Welt und merken nicht, dass genau dies uns hier festbindet. Alles, was uns in der materiellen Welt vermeintlich Sicherheit gibt, entpuppt sich schließlich als Kette[ll1] . Dies gilt sowohl für Besitz, als auch für die Beziehungen zwischen den Menschen. Wie oft machen wir jemand anderen für unser Glück verantwortlich? Wir wollen Menschen ebenso besitzen wie Gegenstände und erhoffen uns Sicherheit daraus.“
    „Das hab ich nicht gewusst“, gestand Fried und machte Richard damit Mut zur nächsten Frage: „Wie zum Beispiel, Samuel? Wie geht das mit der Anhaftung an Menschen?“
    Vater Samuel“, wurde er unsanft korrigiert. Richard wandte sich zu der mürrischen Stimme um und bemerkte, dass sich mehrere Blaugewandete ihnen angeschlossen hatten. „Du solltest einen Priester mit Würde ansprechen.“ Der Sprecher war ein relativ großer, dunkelhaariger Novize. Seine Gesichtszüge wirkten steif, was ihm zusammen mit seinem kantigen Kinn einen sehr strengen Ausdruck verlieh.
    „Tut mir leid“, stotterte Richard. Er hatte sich noch nie überlegt, dass er Samuel mit Vater ansprechen sollte. Nun kam er sich dumm vor. Auch Fried hatte ihn mit diesem Titel angesprochen.
    „Mach dir nichts draus“, meinte Samuel leichthin. „Ich hätte dich auch darauf hinweisen können.“
    Der junge Mann war bestimmt zehn Jahre älter als Richard und die Anzahl Sterne am Kragen seines Gewandes verrieten Richard, dass er bereits die letzte Stufe vor dem Priestertum angetreten hatte. Der Candidatus verzog das Gesicht. Sie waren stehen geblieben. Offensichtlich hatten sie ihr Ziel erreicht, sie standen am Rande einer riesigen Säulenhalle, in der lange Tische aufgestellt worden waren. Dort saßen bereits etliche blau gewandete Gestalten. Weiße konnte man nur ab und zu entdecken, meist zusammen in Gruppen. „Möchtest du dich uns zum Essen anschließen, Sinister?“, fragte Samuel den ernsten Candidatus mit dem ernsten Gesichtsausdruck freundlich.
    „Heute wohl eher nicht, Vater. Ich werde nur eine kurze Mahlzeit einnehmen, danach werde ich von Vater Justus erwartet“, antwortete dieser. Die Novizen, die um ihn standen, warfen ihm bewundernde Blicke zu.
    „Sehr schön. Dann wünsche ich einen guten Appetit“, sagte Samuel und die Anwesenden verbeugten sich kurz, bevor sie in zwei Gruppen auseinander gingen.
    „Ich kann den nicht leiden“, hörte Richard jemanden neben sich flüstern. „Immer so selbstgefällig. Tut, als sei er schon ein Priester.“ Richard schaute sich um. War es der rothaarige Novize mit den Sommersprossen über der Nase gewesen, der so abschätzig über den anderen sprach?
    Sie reihten sich in die Schlange an der Essensausgabe ein. Es war dasselbe Essen, welches Richard sonst auf sein Zimmer gebracht wurde. Stets verschiedene Arten von Gemüse und dazu entweder Reis, Mais, Kartoffeln oder Hirse. Der junge Eleve, der Richard seinen Teller reichte, musterte ihn neugierig. Auf dem Weg durch die Halle fiel Richard auf, dass er im ganzen Saal keine einzige Frau sehen konnte. Ob sie vielleicht an einem anderen Ort aßen? „Ah, das vermisse ich am meisten, seit ich in die Gnosis eingetreten bin“, seufzte der Rothaarige, als sie sich an einen der hölzernen Tische setzten. Richard wagte einen Blick auf seinen Kragen. Drei Sterne, er gehörte also zu den Studiosi
    „Was denn?“, fragte Fried.
    „Fleisch“, seufzte der andere und betrachtete sein Essen wehmütig.
    „Ist das nicht eine gute Übung gegen die Anhaftung?“, fragte Fried.
    „Komm mir nicht damit. Dann fühle ich mich schuldig. Was ist gegen ein gutes Stück Fleisch ab und zu mal auszusetzen? Anhaften kann ich mich ja kaum daran. Nach dem Essen geht es durch mich hindurch und kommt von selbst wieder unten raus.“
    „Das hat was.“
    Richard warf Samuel einen Blick zu, er schien sich über die Unterhaltung zu amüsieren. Beschwingt steckte er sich ein Stück Karotte in den Mund und kaute ausgiebig. „Vater Samuel, was haltet Ihr von einem saftigen Stück Fleisch? Es muss Jahre her sein, seit Ihr zuletzt einen Hirschbraten gegessen habt.“
    „Zu Beginn habe ich es tatsächlich vermisst. Aber nach all den Jahren denke ich kaum noch daran. Es ist mit, ehrlich gesagt, zuwider geworden. Du musst dir einfach vorstellen, Leichenteile zu essen, dann vergeht dir der Appetit.“
    „Weshalb esst ihr kein Fleisch?“, fragte Richard.
    „Aus Respekt den Tieren gegenüber. Die Tiere sind sehr nahe mit uns verwandt.“
    „Mein Urgroßvater war eine Schnecke“, flüsterte einer und ein paar der Anwesenden kicherten.
    Samuel fuhr ungerührt fort: „Die meisten von euch wissen, was in den Schriften steht: Vor sehr vielen Jahren gab es weder Tiere noch Pflanzen auf der Welt und die Menschen waren sehr primitiv. Damals herrschten unvorstellbar hohe Temperaturen. Der Mensch von heute könnte bei solchen Temperaturen gar nicht überleben. Doch der Körper dieses sehr einfachen Menschen war an diese Bedingungen angepasst, er war noch nicht so klar strukturiert wie der unsrige, noch viel weicher und formbarer, beinahe flüssig. Damals war er noch eng mit der Erde verbunden. Doch die Erde kühlte beständig ab und der Mensch musste sich verändern. Um dies zu ermöglichen, spaltete sich ein Großteil der Menschen ab. Sie opferten sich für eine kleinere Minderheit und wurden zu den Geschöpfen, die wir heute Pflanzen nennen. Sie blieben in ihrer Entwicklung auf einem tieferen Zustand zurück, während der Mensch sich weiter emporschwang und eine neue Ebene von Bewusstsein auszubilden vermochte. Doch die Erde kühlte weiter ab und wieder wurde der Druck zur Entwicklung groß. Wieder spaltete sich eine größere Gruppe von den Menschen ab und diese wurden zu dem, was wie heute Tiere nennen. Die Menschen konnten sich durch das Opfer der Tiere, welche wie die Pflanzen auf einem tieferen Grad von Entwicklung stehen blieben oder gar noch tiefer sanken, zu einem neuen Bewusstsein erheben und ihre Körper passten sich weiter den veränderten Bedingungen an. So wurden die Grundlagen für den heutigen Menschen gelegt. Und weil diese Trennung von Mensch und Tier vor noch gar nicht so vielen Jahren stattgefunden hat, sind sie uns noch sehr nahe. Deshalb ist das Essen von Tieren nur im äußersten Notfall erlaubt.“
    So etwas hatte Richard noch nie gehört. Er warf den anderen einen Blick zu, einige nickten bestätigend, andere schauten mit großen Augen. „Ist davon die Rede im Dankesgebet?“, fragte Fried.
    „Klar doch. Das Opfer der Tiere und der Pflanzen, was sonst“, antwortete der Studiosi, der Fried gegenübersaß und fuhr sich durch die roten Haare, die in alle Richtungen von seinem Kopf abstanden. Als er bemerkte, dass Richard ihn beobachtete, hielt er in der Bewegung inne und fixierte Richard mit den Augen. „Dich hab ich hier noch nie gesehen. Wie heißt du?“
    Bevor Richard antworten konnte, hatte Fried sich bereits vorgebeugt „Das ist Richard, er ist mit Vater Samuel unterwegs“, sagte er gewichtig.
    „Dich hab ich nicht gefragt“, sagte der Rothaarige. Augenblicklich lief Fried rot an, er schien in seiner zu großen Robe zu versinken. „Hab dich nicht so, Fried. Er soll nur selbst für sich sprechen“, fügte er hinzu und Fried nickte, halb schmollend, halb erleichtert. „Richard, also. Ich bin Aaron. Und was tust du hier? Willst du ein Eleve werden?“
    Mit dieser Frage hatte Richard nicht gerechnet. Unsicher warf er einen Blick zu Samuel hinüber. Wollte er der Gnosis beitreten? Was sollte er antworten? „Ich denke schon“, murmelte er etwas verlegen.
    Aaron hob eine Braue. „Du denkst schon?“
    Nun war es an Richard, rot anzulaufen. Am liebsten wäre er unter dem Tisch verschwunden. „Richard ist mein Schüler. Ob er ein Eleve wird oder nicht, ist noch nicht entschieden“, sagte Samuel und sein Tonfall mache klar, dass das Thema somit beendet war.
    Für den Rest des Mittags aß Richard schweigend. Was mache ich eigentlich hier? Ich gehöre doch nicht wirklich hier her.

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

    3 Mal editiert, zuletzt von RenLi (17. September 2017 um 13:29)

  • Ich dachte während des Textes lange - super, jetzt hat unser wissbegieriger, neugieriger Richard einen Platz gefunden. Dort kann er studieren und seinen Wissensdurst stillen. Ist Teil einer Gemeinschaft, in die er schon hineinwachsen wird. Und dann der letzte Satz... Mein Vorstellungsgebäude bricht in sich zusammen... :( Ich hatte schon Hoffnungen.
    Man erfährt hier ja mal einiges über die Gnosis, Lux (wie wäre Phos stattdessen, Licht auf Altgriechisch? Passt besser zu Gnosis, finde ich) und das Kastensystem. Sehr interessant!

    Wie ist das mit der Ordination? Man wird erst NACH der Ordination Novize? Das ist aber ungewöhnlich...

  • Wie cool die Vorstellung ist, dass ein Teil der Menschheit zu Pflanzen und der andere Teil zu Tieren geworden ist, um sich für alle anderen und deren Fortbestand zu opfern. Insgesamt ein schöner Teil, trotz der vielen Informationen...du schaffst es immer, das so zu verpacken, dass man es gar nicht merkt :)

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Hi zusammen. Danke für die Rückmeldungen. Ohlala, das mit der Ordinierung. Wie nennt man das, wenn man als Novize aufgenomen wird? Eine klare Wissenslücke meinerseits. In dem System in der Geschichte gibt es keine Mönche. Ab 16 Jahren kann man sich für einen Eintritt in die Gnosis entscheiden, dann wird man ein Novize. Nicht alle schaffen es bis zum Priester. Muss mich da noch etwas schlau machen...
    Wie schön, dass du gleich erkannt hast, dass Lux Licht auf deutsch heisst. Ich brauche ab und zu lateinische Worte, wie auch Ducatus, was soviel wie Kommando heisst. Habe mich für dieses Wort entschieden, weil der Ducatus ja der Hauptsitz der Gnosis sowie das Regierungsgebäude ist.
    Richard ist einfach noch etwas unsicher, daran wird er noch eine Zeit lang zu beissen haben, aber das kommt schon noch. :)

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    Rumi

  • Novize ist ja jetzt ein Begriff aus der Klostersprache. Am Ende des Noviziats kommt der Ordenseid, dann ist man Nonne oder Mönch. Die Ordination kann wohl danach noch folgen (oder auch davor, wenn ein Pfarrer oder Pastor ins Kloster eintritt). Das Noviziat ist gewissermaßen die Eignungsprüfung für das Kloster, in der man beobachtet wird, ob man für den geistigen Stand überhaupt geeignet ist.

  • Das stimmt. In der Gnosis werden alle vom Novizen zum Priester. Das ist etwas seltsam, was? Gibt es im Christentum keine Vorstufe zum Priester? Ein Auszubildender? Wenn ein Novize (in der Geschichte) zum Priester wird, dann bedeutet das, er hat eine hohe Stufe zur 'Geistwerdung' erreicht, eine hohe Bewusstseinsstufe. Er ist dann sozusagen im Kastensystem der Geistlichen eine Stufe aufgestiegen. Ein Priester kann man nur werden, wenn man Magie zu einem gewissen Grade anwenden kann, man in vielen Texten bewandert ist etc. Deshalb werden nicht alle Novizen in ihrem Leben Priester, weil nicht alle Menschen die Veranlagung haben, Magie anzuwenden. Der Grossteil der Priester wird dann ins Land ausgesandt, um die geistliche (und oftmals auch die weltliche) Führung in einem Dorf zu übernehmen.
    Der Begriff 'Mönch' passt also nicht auf diese Priester. Aber Novize passt auch nicht wirklich... Hmm.... Fällt dir da was ein, Windweber?

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  • Gibt es im Christentum keine Vorstufe zum Priester? Ein Auszubildender?

    Es gibt das Vikariat, also Vikare/innen. Zumindest bei uns Protestanten. ;) Da arbeitet man nach dem Studium (Student) eineinhalb Jahre in einer Gemeinde mit und übernimmt zunhemend Verantwortung. Davor ist man heutzutage Student (Studiosus würde vielleicht in deine Geschichte passen). Vorher kannst du noch Eleve und Scolarius einschieben, wenn die Ausbildung mehrere Jahre dauern soll. So das erste Lehrjahr (oder die ersten drei) Eleve (blutiger Anfänger), dann Scolarius (von Scola - Schule) für ein paar Jahre, dann Studiosus. Wenn du es auf die Spitze treiben willst kannst du die im letzten Ausbildungsjahr Canditdatus nennen. Eine solch feine Aufgliederung würde vielleicht auch in eine solch in Kasten aufgeteilte Ordnung mit strikter Hyrarchie passen...

  • Ohlala, das klingt toll! Mit den verschieden gefärbten Roben muss ich mir dann noch was ausdenken, vielleicht lass ich aber auch alle 'Unterlinge' blau und nur die Priester weiss. Danke, das passt wirklich mit dem Kastensystem zusammen! :thumbsup:

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  • Da kann man sich dann auch ein Schönes System ausdenken. So müssen die Eleven für die Scolarii und die wiederum für die Studiosi und die letztlich für die Candidatii Dienste verrichten (putzen, bedienen, Wäsche waschen usw. usf.) Das lehrt Demut und den rechten Umgang mit Untergebenen. Im Gegenzug muss jede Gruppe der niederen Nachhilfe geben und vielleicht auch erste Unterrichtsstunden mit diesen völlig übernehmen. So lernt man das lehren und wiederholt Stoff. Nur die Canditatii sind davon befreit, weil die Zeit brauchen, sich auf ihre Abschlussprüfung vorzubereiten - und profitieren in dieser stressigen Zeit um so mehr von den Studiosi (die nun ohne eine solch geregelte Nachhilfe auskommen müssen). Das vertieft auch das Verständis, wie sinnig das Geben und Nehmen zwischen den Kasten ist. Zumal man im Laufe der Zeit ja von der niedrigsten bis zur höchsten Stufe der Schüler alle Positionen einnimmt. Gewissermaßen ein Generationenvertrag des Lernens. Man dient fleißig, um nicht nur dafür Gelehrt zu werden, sondern einmal auch bedient zu werden, wenn man es im stressigsten Teil des Studiums nötig hat. Auch ein Tutorensystem wäre so denkbar, in dem man einen "großen Bruder" zugeteilt bekommt, der gerade dem Eleven hilft, sich zurechtzufinden und ihm die Regeln beibringt. So lernt man Verantwortung.

  • Grandios :D das muss ich unbedingt einbauen, passt wunderbar ins System!
    Eine Frage noch @Windweber: gibt es einen Überbegriff für diese Auszubildenden? Bin grad dabei, die neue Rangordnung in die Geschichte einzubauen und ich fürchte, es wird ein bisschen kompliziert, wenn Richard alle nach ihren Rängen anspricht (in Gedanken).

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    Einmal editiert, zuletzt von RenLi (19. Juli 2017 um 09:54)