Lichtträger von Tikkun Prolog

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 6.981 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. Februar 2017 um 14:11) ist von kalkwiese.

  • Der Prolog ist losgelöst von der eigentlichen Geschichte, die viele Tausend Jahre später spielt. Letztlich hoffe ich, der Hook ist stark genug. Würde mich über Rückmeldungen und Kritik freuen. Es ist ein High-Fantasy-Roman.


    Der Morgen brach an. Von der zerstörten Stadt waren nicht mehr als dunkle Umrisse zu sehen, aus denen Rauchfahnen in die blau-schwarze Nacht aufstiegen. In das lichte Sternenmeer blickte ein Mann, der die kühle Stille einsog. Das Gesicht strahlte eine Ruhe aus, die nach allem griff, was ihn umgab. Kein Windhauch strich durch die Wipfel der Wälder, in denen die Vögel und Tiere regungslos verharrten. Nur die leuchtenden Augen verrieten, sie starrten zum Hügel.
    »Der Targos ist erloschen«, sagte der Mann.
    Die Frau, die an seiner Seite stand, betrachtete die Stelle am Himmel und nickte. »Dafür hat das Bild des Drachen eine Kralle mehr.«
    »Nennen wir ihn Xeria?«
    »Du schmeichelst mir, Bruder, lassen wir die Menschen Namen finden.« Sie lächelte.
    »Sei du nur ihre Hoffnung, Schwester.« Sie strich über seine Wange, küsste seine Stirn. Beide fassten sich an den Händen. Ein leises Knistern, zart wie ein scheues Flüstern, ließ die Luft erzittern, wurde lauter. Blätter fingen an zu rascheln und ein Wolf heulte. Wie Wasser aus einem Krug floß die Lebenskraft aus ihren Körpern. Die Haut wurde fleckig, bis sie trocken und dünn wie verwelktes Laub, die Knochen umschloss. Die goldenen Haare verloren ihren Glanz. Büschel weißer Strähnen fielen herab. »Hätte es nur gereicht«, hauchte er, der mit gekrümmten Rücken auf sie herab starrte. Ihre Brust hob und senkte sich nur schwach. Tränen rannen von seinem faltigen Gesicht. Mit letzter Kraft drehte er den Kopf und nickte.

    Drei Feuersäulen hüllten den Hügel in gleißendes Licht. Der Geruch von verbranntem Fleisch würzte die Luft. Glitzernde Funken wirbelten in die Nacht, sie verglühten nicht, sondern wuchsen zu Kristallen, die schneller als Gedanken fliegen können, kreuz und quer davonschossen. Die hellen Bahnen, die sie hinter sich herzogen, erhellte immer mehr den Himmel. In der Nacht erwachte der blaue Tag.
    Die Drachen schlossen ihre Mäuler und senkten ihre Köpfe. Als hätte ihr Feuer die Kristalle befehligt, stürzten sie zurück. In der Nähe barsten Bäume. Blätter und blauer Staub fegten die Asche vom Hügel fort. Der geschmolzene Sand glomm noch schwach. Durch das Glühen bohrte sich ein grüner Stängel, an dem sich ein weißes Blatt ausrollte. Aus einem wurden viele. Immer mehr Äste und Zweige trieben aus dem borkigen Stamm. Die weißen Blätter leuchteten wie die Sterne. Als der Baum aufhörte zu wachsen, überragte er die Drachen, die zu dem Mann blickten, der am Fuße des Hügels kniete. Das grelle Licht der Blätter durchdrang ihn, erfasste seine Seele mit Dankbarkeit und Tränen fielen zu Boden. Er stand auf, griff das violette Kristallschwert, das neben ihm im Boden steckte. Mit einem Gedanken befehligte er sie. Die Drachen sprangen ab und flogen in der Dämmerung davon. Aus den Wäldern kamen Frauen, die ihre Kinder auf dem Arm trugen. Alte Männer humpelten auf ihn zu. Mit furchtsamen Augen traten sie neben ihn, der aus dem Licht getreten war. Ein Greis fiel zu Boden, fing an zu zucken, so dass sich die Frauen um ihn sorgten. Nach einer Weile stammelte er: »Der Baum heißt Sefira.« Er rang nach Worten. »Wir...,wir sollen eine neue Stadt errichten und dem König folgen.«
    Zögernd fragte eine Frau, »was ist ein König?«
    Er sprach zu ihnen: »Ich bin Aneas, euer König, der euch schützt.«
    Die Frau, die ihn gefragt hatte, senkte ihren Kopf. »Jetzt kennen wir deinen Namen, habe auch ich einen Namen?«
    Er ging zu ihr. »Ich nenne dich Hildegard.« Dann ging er zu jedem Einzelnen und gab ihnen Namen.
    Ein Kind, das er Thorsten getauft hatte, fragte: »Was war gestern?«
    Aneas sprach: »Morgen erst, wird es ein Gestern geben.« Die Sonne war aufgegangen.

    Einmal editiert, zuletzt von Thot grubenbauer (20. Dezember 2016 um 15:08)

  • @Thot grubenbauer Erstmal herzlich willkommen hier im Forum! Hier ist es üblich, sich erst im Empfangssaal vorzustellen, bevor man seine Geschichte auf die fremden Leute "loslässt"! :D Also stell dich doch kurz vor, damit wir überhaupt wissen, mit wem wir es zu tun haben ^^

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Hallo @Thot grubenbauer , bitte stelle dich doch erst einmal im Empfangssaal vor, das bricht das Eis und ist hier so üblich :) Außerdem hilft es uns auch dabei, wenn du uns wissen lässt, welche Art Feedback du dir wünscht. Natürlich aber freuen sich alle anderen Schreiberlinge hier auch immer gerne über Kommentare und Feedback zu ihren Geschichten. Also keine Scheu und stöber einfach ein wenig herum :)

    Deinen Prolog habe ich gelesen. Ich bin nicht ganz sicher, ehrlich gesagt. Ist das eine Entstehungsgeschichte? Den Anfang fand ich gut. Deine art zu beschreiben ist sehr bildhaft, für mich beinahe schon zu viel, aber das ist Geschmackssache.
    Im zweiten Absatz hatte ich etwas Probleme dem Geschehen zu folgen. Da waren eben noch die Geschwister, die irgendie sterben und plötzlich sind da Drachen. Das ging mir zu schnell :D Da bin ich nicht mit gekommen. Habs 2x gelesen, weil ich sichergehen wollte, dass ich nichts übersehe. Eindruck bleibt aber.
    Der Dialog am Ende ist super, vor allem der letzte Satz gefällt mir, aber der Gesamteindruck bleibt. Ich kriege kein komplettes Bild, als Szene 1 zuende ist, baut sich bei mir kein neues Bild für den zweiten teil auf.
    Da wirkt es etwas gehetzt.

    Lieben Gruß
    Rael

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!:

  • Ok, dann mache ich mich mal ans Vorstellen ^^

    Ja, der Prolog, wenn er richtig gelesen werden sollte, erfüllt etwas, was - so geplant - erst frühstens im zweiten Buch angedeutet wird. Ja, das mit den Drachen als auch dem knienden Mann mag zu überraschend kommen. Werde ich mir aber noch mal anschauen. Das Bild sollte sein.

    Drache

    Mann - Frau

    Drache k.Mann(Aneas) Drache

    Letztlich lasse ich es bewusst rätselhaft, denn letztlich - so hoffe ich - magt ihr euch fragen, warum lassen sich die beiden töten. Warum?
    Ja, es geht recht schnell, habe alles auf das absolut Wesentliche reduziert. Wenn es zu kurz von vielen bzw. zu gehetzt erachtet wird, werde ich den Prolog ausweiten. Darum bin ich ja hier :)

    Wie gesagt, dieses Ereignis triggert etwas, was seinen Unheil erst 3000 Jahre entfalten wird. Es ist eben nur diese rätselhafte Momentaufnahme, die sich entfalten musss. Denn es hat ja einen Grund, warum erst morgen es ein Gestern geben wird :)

    Danke schon mal

    T.

    2 Mal editiert, zuletzt von Thot grubenbauer (20. Dezember 2016 um 15:59)

  • Wäre es wohl möglich, deinen Titel in etwas aussagekräftigeres abzuändern? "Prolog" oder "Meine Geschichte" kann hier jeder seine Story betiteln ;) Schreib sowas wie XYZ - Prolog, irgendetwas mit einem Namen ^^


    Zitat

    Der Morgen brach an.

    Du benutzt gleich eine sehr bildhafte Sprache, von der sich dieses eher plumpe "Morgen bricht an" unschön abhebt. Ich würde einen etwas malerischeren Ausdruck verwenden, wie "Die Sonne ging auf" oder "Blasses Sonnenlicht färbte den Himmel orange" oder so

    Zitat

    Von der zerstörten Stadt waren nicht mehr als dunkle Umrisse zu sehen, aus denen Rauchfahnen in die blau-schwarze Nacht aufstiegen. In das lichte Sternenmeer blickte ein Mann, der die kühle Stille einsog.

    "licht" wirkt fehl am Platze. In diesem Fall bedeutet es "spärlich", mit viel Zwischenraum, was das Bild irgendwie stört. Zudem ist das Wort an sich irgendwie zu ... weiss nicht, poetisch? Als würdest du ein Kinderlied singen, "lichtes Sternenmeer jupiheida". Das Wort vermittelt Leichtigkeit, Weite, Freiheit, vielleicht gar Freude, und ich bezweifle, dass du das grade erreichen willst.

    Zitat

    Das Gesicht strahlte eine Ruhe aus, die nach allem griff, was ihn umgab.

    ... die alles ergriff, das sie umgab?

    Zitat

    Kein Windhauch strich durch die Wipfel der Wälder, in denen die Vögel und Tiere regungslos verharrten. Nur die leuchtenden Augen verrieten, sie starrten zum Hügel.

    verreiten was?

    Zitat

    »Der Targos ist erloschen«, sagte der Mann.
    Die Frau, die an seiner Seite stand, betrachtete die Stelle am Himmel und nickte. »Dafür hat das Bild des Drachen eine Kralle mehr.«

    Die Frau kommt aus dem Nichts. Zu zeichnest im vorherigen Abschnitt ein Bild, das ich im Kopf habe, und mit dem nächsten Satz strafst du diese Bild lügen, weil du ein Detail ausgelassen hast, was den Lesefluss sofort stört. Umgeh das, indem du schreibst, dass sie soeben in die Szene hineintritt- oder erwähne sie oben kurz.

    Zitat

    »Nennen wir ihn Xeria?«
    »Du schmeichelst mir, Bruder,[Punkt, kein Komma] lassen wir die Menschen Namen finden.« Sie lächelte.
    »Sei du nur ihre Hoffnung, Schwester.« Sie strich über seine Wange, küsste seine Stirn. Beide fassten sich an den Händen. Ein leises Knistern, zart wie ein scheues Flüstern, ließ die Luft erzittern, wurde lauter. Blätter fingen an begannen zu rascheln und ein Wolf heulte. Wie Wasser aus einem Krug floß die Lebenskraft aus ihren Körpern. Die Haut wurde fleckig, bis sie trocken und dünn wie verwelktes Laub, die Knochen umschloss. Die goldenen Haare verloren ihren Glanz. Büschel weißer Strähnen fielen herab. »Hätte es nur gereicht«, hauchte er, der mit gekrümmten Rücken auf sie herab starrte. Ihre Brust hob und senkte sich nur schwach. Tränen rannen von seinem faltigen Gesicht. Mit letzter Kraft drehte er den Kopf und nickte.

    Drei Feuersäulen hüllten den Hügel in gleißendes Licht. Der Geruch von verbranntem Fleisch würzte die Luft. Glitzernde Funken wirbelten in die Nacht, sie verglühten nicht, sondern wuchsen zu Kristallen, die schneller als Gedanken fliegen können, kreuz und quer davonschossen. Die hellen Bahnen, die sie hinter sich herzogen, erhellte immer mehr den Himmel. In der Nacht erwachte der blaue Tag.
    Die Drachen schlossen ihre Mäuler und senkten ihre Köpfe. Als hätte ihr Feuer die Kristalle befehligt, stürzten sie zurück. In der Nähe barsten Bäume. Blätter und blauer Staub fegten die Asche vom Hügel fort. Der geschmolzene Sand glomm noch schwach. Durch das Glühen bohrte sich ein grüner Stängel, an dem sich ein weißes Blatt ausrollte. Aus einem wurden viele. Immer mehr Äste und Zweige trieben aus dem borkigen Stamm. Die weißen Blätter leuchteten wie die Sterne. Als der Baum aufhörte zu wachsen, überragte er die Drachen, die zu dem Mann blickten, der am Fuße des Hügels kniete. Das grelle Licht der Blätter durchdrang ihn, erfasste füllte seine Seele mit Dankbarkeit und Tränen fielen zu Boden.

    Hier wechselst du plötzlich den "Akteur". Ursprünglich geht es ums Licht, es erfüllt ihn mit Dankbarkeit ladida und dann wechselst du sprunghaft zu den Tränen. "Liess Tränen zu Boden fallen" wäre imho passender


    Alles in allem mag ich den Prolog :) angemessen geheimnsivoll, und ich beginne bereits, Mutmassungen anzustellen (auch wenn ich bei Thorsten echt grinsen musste :P ich hätte den Namen wohl anders gewählt). Sprachlich kann man imho noch hie und da etwas schrauben und perfektionieren, und du meintest, du hättest den Fokus darauf. Wortwahl, Satzaufbau, Bilder, wirken manchmal etwas unbedacht, wenn du mir die Ausdrucksweise erlaubst. Naja ^^ ich habe kommentiert, was mir direkt aufgefallen ist, ich hoffe, du kannst was damit anfangen ^^


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Hi,

    ich glaube, ich habe jetzt eine leise Ahnung davon, was du meinest, als du von "dichtem Schreibstil" gesprochen hast.
    Du beschreibst gerne und viel...das tue ich auch ... ist quasi meine Schwäche. Ich muss mich da auch immer wieder zügeln und wenn mich andere nicht mit der Nase darauf stoßen, dann fällt es mir noch nichtmal auf. :)

    Das Problem ist nur, dass man sich manchmal hinreißen lässt und dabei das Wesentliche aus den Augen verliert. So ging es mir bei deinem zweiten Abschnitt. Ist jetzt nur ein Beispiel:

    In der Nähe barsten Bäume. Blätter und blauer Staub fegten die Asche vom Hügel fort. Der geschmolzene Sand glomm noch schwach. Durch das Glühen bohrte sich ein grüner Stängel, an dem sich ein weißes Blatt ausrollte. Aus einem wurden viele. Immer mehr Äste und Zweige trieben aus dem borkigen Stamm. Die weißen Blätter leuchteten wie die Sterne. Als der Baum aufhörte zu wachsen, überragte er die Drachen, die zu dem Mann blickten, der am Fuße des Hügels kniete. Das grelle Licht der Blätter durchdrang ihn, erfasste seine Seele mit Dankbarkeit und Tränen fielen zu Boden. Er stand auf, griff das violette Kristallschwert, das neben ihm im Boden steckte.

    Hier kommt ganz viel Beschreibung....und plötzlich schreibst du "....Er stand auf, griff das violette Kristallschwert....." Und ich dachte mir "Hä? Wer greift denn jetzt nach dem Schwert? Wo ist der hergekommen? Ich musste quasi den Abschnitt nochmal lesen und dann fiel mir auf, dass du in einem klitzekleinen Nebensatz erwähnst, dass da plötzlich ein Mann am Hügel kniet. Ich habe da einfach drüber weggelesen, weil es für mich in der ganzen detaillierten Beschreibung untergegangen ist.

    Mag sein, dass das wieder nur son "Rainbow-Problem" ist und andere solche Textstellen direkt erfassen. Ich mags gerne leicht und nachvollziehbar. Wenn ich abends spät im Bett liege und schnell noch ein paar Seiten schmökern möchte, dann mag ich nicht jeden Satz 3x lesen müssen. Vielleicht solltest du wichtigen Dingen mehr Raum geben und dafür das Drumherum weniger verschnörkeln... Ahhhh, ich hasse es, sowas zu schreiben, weil ich weiß, wie schwierig es ist, sowas anzunehmen. Im Moment ist das dein Schreibstil und der macht dich ja auch aus... bin mir aber sicher, du findest einen Weg, das zu optimieren, ohne dich zu verbiegen :)

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Prinzipiell hast du alles richtig gemacht. Wirklich, man liest öfter mal Prologe, die einen mit Details und Hintergrundwissen über eine Welt erschlagen, für die man noch gar kein Interesse entwickelt hat. Hier aber zeigst du erst, erzählst und beschreibst, und das sollte einen Prolog ausmachen.
    Trotzdem sollte vielleicht doch etwas mehr einfließen, das zum Verständnis beitragen würde. Es geht um eine zerstörte Stadt, ein Sternzeichen verändert sich, eine Frau altert in Sekundenschnelle und aus dem Wald treten Menschen, die scheinbar keine Ahnung haben, was und wer sie sind uns was sie hier überhaupt machen. Das ist interessant, aber der Grund fehlt; natürlich ist es das Unwissen, was gerade das Interessante hier ausmacht, aber es fehlt doch noch ein Grundlevel an Information, ein Hinweis, der das Wichtigste natürlich nicht offenbart. Es wirkt postapokalyptisch, gleichzeitig aber auch als Geburtskeim einer neuen Welt, nur brauchen wir auch ein bisschen ein Verständnis, warum es überhaupt dazu kam. Eine Prise mehr davon, und es gäbe nichts zu meckern.

    Blätter fingen an zu rascheln und ein Wolf heulte.

    Meiner Meinung nach ein wenig kitschig, aber es gibt sicher auch Leser, die genau so etwas möchten.

    Der Geruch von verbranntem Fleisch würzte die Luft.

    Vielleicht wäre verpestet besser. Würzen ist in dem Zusammenhang zwar kreativ eingesetzt, aber das Wort passt nicht ganz. Es transportiert nicht den Ekel und die Verstörung, die hinter dem Verbrennen von etwas ehemals Lebendigem steht.

    erfasste seine Seele mit Dankbarkeit und Tränen fielen zu Boden.

    Auch wieder etwas kitschig, das "und Tränen fielen zu Boden" liest sich etwas unrythmisch und abgehackt.

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • Vielen, vielen Dank, genau so, wünsche ich mir die Rückmeldungen. Ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr mir geholfen habt.

    Die Kritik kann ich gut annehmen, und noch besser einbauen.

    Besonders schön fand ich die Kritik mit dem Kitsch. Habe mal ein Seminar über Kitsch besuchen müssen, damals als ich Germanistik studiert habe. Wie ich es liebe, wenn ihr mir vor Augen führt, ich bin da nicht vor gefeit. Müssig zu erwähnen, dass Blätter und Wölfe eine tiefere Bedeutung haben. Und auch die Formulierung "erfasste seine Seele mit Dankbarkeit" nur ein Versuch sein sollte, anzudeuten, dass er in ein magsiche Wesen verwandelt.

    Leider hätte ich zuviel verraten, wenn ich gleich geschrieben hätte: "Er spürte die magische Kraft, die ihn durchdrang und veränderte."
    Dass der Baum eine Kraft übertragt, erfährt der Leser erst im ersten Viertel des Buches. Es sollte nur eine Andeutung sein, ich wollte andeuten, ohne zuviel zu verraten. Aber ja, hier werde ich anders formulieren. Danke.


    Da ich ja hier nicht den gesamten Roman vorstellen kann, mag ich ja spoilern dürfen, warum es in dieser Szene gehen soll.

    Wie gesagt, die eigentliche Handlung spielt 3000 Jahre später. Dieser Prolog zeigt nur den Moment, in dem die Barriere geschaffen wird, zwei magische "Wesen" ihr Leben opfern, die Menschen vergessen, was gestern war. Der leuchtenden Baum übertragt magische Auren auf den, der unter ihm steht, hier Aneas. Diese magischen Könige haben die Aufgabe alles zu unternehmen, damit die Barriere nie fällt. Dennoch wissen sie, irgendwann, wird sie fallen und die Menschen müssen vorbereitet sein, wenn es soweit ist. Die Menschen vorzubereiten, was kommen wird, der geneigte Leser mag vermuten. Das Schlimmste.

    Ich merke, dass die Andeutungen funktionieren, allerdings einige kitschige Formulierungen wegfallen sollten und schneller deutlich gemacht werden sollte, wer an dieser Szene teilnimmt.

    Der neutrale Erzähler scherzt also doch zu sehr mit dem Leser, wenn er von einem zum anderen Charakter springt, er sozusagen, wie ein Memory-Puzzel nur eine Karte nach der anderen umdreht. Ok.

    Setzte mich da noch mal ran. Vielen Dank.


    P.S. Die Namen sind noch Platzhalter, lol. Meine Frau besteht darauf, die Frau nicht Hildegard zu nennen, so hieß ihre Mutter. Und ich selber heiße Thorsten, daher runing-gag, aber auch Schreiber dürfern über sich selber lachen dürfen :)

  • Ich habe meinen Prolog nochmals überarbeitet und ihn vorallem länger geschrieben. Meine erste Version empfand ich dann doch zu kurz. Hier nun eine weitere Überarbeitung. Wer mag, darf gerne kritisch drüberlesen.


    Prolog

    Die Feuer waren erloschen und das Leben war verbrannt. Was von den Gebäuden geblieben war, erhob sich als dunkle Umrisse im rötlichen Schimmer. Die Feuerkugel erhellte, was die Kräfte von der Stadt übrig gelassen hatten. Der Marktplatz war mit Schutt und Asche überzogen. Die Häuser waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt, wenn sie nicht explodiert oder geschmolzen waren. Aus dem Turm war der Stein wie Kerzenwachs getropft. Aneas nutzte seine Gabe, doch die Wesen, die den Tod gebracht hatten, spürte er nicht mehr.

    Er ließ die Kugel über die Trümmer schweben. Im Becken des Springbrunnens starrte ihn ein Auge an. Eine rote Schuppe verdeckte die andere Hälfte des Kopfes. Er trat an den Rand und griff nach der Schuppe, pustete den Staub ab und steckte sie unter seinen Harnisch. Sie sollte ihn an seinen Freund erinnern. Er blickte in einen Schädel ohne ein zweites Auge.

    Von der Taverne, in der sie die Siege gefeiert hatten, war nur ein Steinhaufen geblieben. Ein brauner Lederstiefel lag in der Asche. Der Fuß steckte noch drin, doch der Oberschenkel fehlte.

    Er ließ die Feuerkugel zu der eingestürzten Mauer gleiten, über der sich der Flügel ausbreitete. Unter dem löchrigen Leichentuch lag der andere Lederstiefel. Im Tod verlor auch ein Drache seine Schönheit. Ein Pferd hätte die Brandlöcher ausfüllen können.

    Auf jedem der drei Drachen war er in den Kampf geflogen. Braunschwanz hatten sie bereits vor der Stadt gefunden. Aneas schaute auf die Abdrücke der Stiefel, die sein Gebieter hinterlassen hatte, der seine Hand auf Weißdorn gelegt hatte. »Sie haben tapfer gekämpft.« Der Satz war ihm vertraute Gewohnheit, wenn er durch die Schlachtfelder ging. Vielleicht sagte er ihn, weil der Tod dadurch einen Sinn erhielt in einem Krieg, der keinen Grund mehr brauchte. Er tötete, weil der Feind tötete. Auf Rache folgte Rache. Und selbst wenn jemand nach Frieden rief, was konnten schon Sterbliche ausrichten mit ihren Wünschen?

    »Und doch ist er tot.« Trauer schwang in der Stimme seines Gebieters, die ihm immer noch fremd vorkam. Wie sanft er die Worte aussprach. Ihn hatte er schreien gehört, wenn die Offiziere davon sprachen, es sei unmöglich. Wer Befehle missachtete, wurde hingerichtet. Wer gehorchte, starb durch die Hand des Feindes. Sein Tod würde anders sein, er würde leben und doch aufhören, er selbst zu sein. Sein Vater hatte eine andere Zukunft für ihn vorherbestimmt.

    In den Trümmern sah er weitere rote Schuppen. Sein Freund musste hier liegen, er wollte sich von ihm verabschieden. Er bahnte sich seinen Weg durch eine Gasse, stieg auf einen Trümmerhaufen. Er atmete tief ein. Von dort oben konnte er den letzten Drachen sehen, der sich geopfert hatte. Häuser begrub er unter sich. Der Kopf war teilweise mit geschmolzenen Stein bedeckt. »Rotschuppe«, sprach er den Namen aus, wollte noch einmal den Klang hören. Rotschuppe hatte die Kraft besessen, ihn zum Lachen zu bringen, der mit brummiger Stimme lustige Geschichten erzählen konnte. Braunschwanz hatte immer geschwiegen, er mochte die Menschen nicht.

    Aneas setzte sich auf einen Stein und starrte in die Nacht. Sein Tod würde anders sein wie genau anders, wusste er nicht. Er wäre verändert, hatte sein Vater gesagt, die Aura würde ihm seinen Willen aufzwingen, sich mit ihm verschmelzen. Er wäre nur der Wirt für eine Kraft, die seine Welt in die Freiheit führen würde. Seine Haut kribbelte. Furcht hatte er sich bereits als junger Mann abgewöhnt, weil wer sich fürchtete, zögerte. Wie kann man tot und zugleich leben? »Rotschuppe, dich werde ich nie vergessen.«

    Der Morgen zog auf. Aneas stand auf, klopfte sich die Asche von der Hose und ging zurück zu seinem Gebieter. Er trat nach einen Dolch, um den sich noch eine Hand krallte. Wie verändert man einen Schlachter, der aufschlitzte, ohne an das Leben zu denken, das er nahm? Wie lange hatte er nichts anderes getan? Was er tötete, war ihm gleich, sein Gebieter befahl, er gehorchte. Er, der tötete, sollte seine Welt in die Freiheit führen, wie alle anderen, an die er die Kraft weitergeben würde. Ein Schauder glitt über seinen Rücken. Er kannte nur Krieg. Sich in die Schlacht zu werfen, war ihm eine vertraute Gewohnheit. Er fuhr sich mit seiner Hand durchs Haar. Er wandte seinen Blick dorthin, wo er den Wald vermutete. Einige Bewohner mochten sich dorthin gerettet haben. Sie würde er anführen. Lange betrachtete er die Leiche, die vollständig begraben werden konnte, für sie kam die Zukunft zu spät. Der Schrecken hatte sich tief in die weit aufgerissenen Augen eingebrannt. Wer stirbt, den mag es nicht scheren, wodurch oder für wen er starb. Tot ist tot.

    Sein Gebieter ging auf ihn zu, er hatte von einer friedvolleren Zukunft gesprochen. Friede, ein weiteres Wort seiner Kindheit, das er an Lagerfeuern besang. Jeder glühende Funke ein Hoffnungsschimmer, der in den Sternenhimmel aufstieg, erstarb und als tödliche Asche auf den Boden sank. Der Klang von Metall auf Metall würde noch lange erklingen. Mann gegen Mann. Nur die Magie würde nicht mehr töten. Sein Gebieter hatte prophezeit, irgendwann würden Kriege enden. Sie würden zu Geschichten in Büchern. Er konnte das nicht glauben. Seine Haut kribbelte. Wie viele Jahrhunderte sollten bis dahin vergehen? Sein Vater glaubte daran.

    Xeros hielt ihm den Schaft des violetten Kristallschwerts entgegen. »Es gehört dir, mein Sohn«. Er griff danach. Die Gesichtszüge seines Gebieters waren hart und doch sah er in den Augen dieses Gefühl, das er nicht verstehen konnte. Aneas hatte ihn weinen sehen, als er seine leblose Frau fest an sich drückte. Wie viele Frauen hatte er davor besessen? Seine Mutter liebte er nur kurz. War es diese eine Liebe, die alles verändert hatte? Dieser Mann, sein Vater, sein Gebieter, stand still und mit geröteten Augen vor ihm.

    Stille. Stille war stets nur ein Bote der Gefahr. Ein Stein kullerte in der Dunkelheit durch die Trümmer. Er wirbelte herum, die Feuerkugel jagte zu der Stelle, aus der das Geräusch kam.
    »Nur ein Mandrill«, sagte Xeros, der seinen ausgezogenen Schwertarm sanft herunterdrückte. Da sah er den Affen, der etwas suchte. Sein Gebieter schien ihn nicht zu rufen. »Der Morgen bricht an, mein tapferer Aneas, wir müssen gehen. Meine Schwester wartet.«

    Sie verließen die Stadt, gingen über die Felder. Xeros machte eine Handbewegung und die Feuerkugel erlosch. Die Nacht war sternenklar und hell. Blaudorn, Gelbkralle und Grünauge standen vor dem Hügel, auf dem die Schwester seines Gebieters in die Sterne schaute.

    »Denke daran Aneas, was blinder Hass und Krieg mit deiner Welt gemacht hat. Lehre sie, was es heißen kann, ohne Krieg zu leben. Und doch befürchte ich, die letzte große Schlacht können wir nicht verhindern.« Sein Vater zeigte zu seiner Schwester. »Unser Bruder wird einen Weg finden, die Barriere zu überwinden. Zeit und Frieden ist euer Verbündeter, möge mein Schutz euch Sterblichen schützen.«

    »Wir werden sie vorbereiten.« Wenn er nur sagen könnte, wie das geschehen sollte. Xeros schien wieder in seinen Gedanken zu sein. »Ihr braucht nur Zeit. Jeder Tag ohne Krieg schwächt meinen Bruder.« Sein Gebieter klopfte ihn auf die Schulter, wandte sich um und ging zu seiner Schwester. Aneas kratzte seinen Unterarm. War es die unerträgliche Stille? War es die Unsicherheit vor dem, was gleich mit ihm geschah?

    Ein Knacken. Wieder zuckte sein Schwert. Aus dem Dunklen lief ein Wolf auf seinen Gebieter zu, der ihn liebevoll zwischen den Ohren kraulte. »Mein Bruder ist auf die List hereingefallen und in sein Reich zurückgekehrt. Die Opfer waren nicht vergebens.« Der Wolf knurrte, wollte an der Seite seines Herrn bleiben. Nach einer Weile trottete er fort, blickte immer wieder zurück, bis die Dunkelheit ihn schluckte. Keiner widersetzte sich den Gedanken des Gebieters.

    Das erste Licht des Morgens zeigte sich am Horizont. Xeros und Xeria standen vereint beisammen, schauten in den Sternenhimmel. Kein Windhauch strich durch die Bäume, selbst die Tiere verharrten regungslos im Wald.

    »Schau, Schwester, im Sternenbild des Löwen ist der Targos erloschen.« Xeros zeigte auf eine Stelle im Himmel.

    Xeria nickte. »Dafür hat der Drache einen Stern mehr. Wie schön er funkelt.«

    »Nennen wir ihn Xeria?«

    »Du schmeichelst mir, Bruder. Lassen wir die Menschen Namen finden.«

    »Sei du nur ihre Hoffnung.«

    Nach einer Weile strich sie über seine Wange, küsste seine Stirn. »Lass uns beginnen.« Beide fassten sich an den Händen. Die Augen fingen an zu leuchten. Ein leises Knistern ließ die Luft erzittern, breitete sich wie Wellen in einem Teich aus, in dem ein Stein die ruhige Oberfläche durchbrach. Die Lebenskraft floß aus ihren Körpern. Die Haut wurde fleckig, bis sie trocken und dünn wie verwelktes Laub die Knochen umschloss. Die schulterlangen Haare verloren ihren Glanz. Büschel weißer Strähnen fielen herab. »Hätte es nur gereicht«, hauchte er, der mit gekrümmten Rücken auf sie herabblickte. Seine glänzende Rüstung war jung geblieben. Mit letzter Kraft drehte er den Kopf und nickte.

    Die Drachen hoben ihre Köpfe, ein Brummen ließ die Luft erzittern. Aus ihren Mäuler schossen Feuersäulen, die den Hügel in gleißendes Licht hüllten. Funken wirbelten in die Nacht, wuchsen zu strahlenden Kristallen, die Schweife kreuz und quer hinter sich her zogen und den Himmel erhellten. Immer heller leuchtete das Licht. In der Nacht erhob sich der blaue Tag, er würde sich an dieses Wunder erinnern. Die Landschaft war klar und hell. Er konnte die Hügelketten am Horizont sehen. Am Waldesrand hockte der Wolf und heulte. Er erschauderte, spürte die Kräfte, die seine Welt veränderten. Er kniete nieder, kreuzte seine Hände auf dem Schwert. Die Drachen schlossen ihre Mäuler. Als hätte ihr Feuer die Kristalle befehligt, stürzten sie nieder. Die Erde bebte. Einer schlug in dem nahegelegenden Wald ein. Bäume barsten. Blätter und blauer Staub fegten über den Hügel. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen wieder an die Dunkelheit. Auf dem Hügel leuchtete der geschmolzene Sand, durch das zähflüssige Glühen bohrte sich ein grüner Stängel, an dem sich ein weißes Blatt ausrollte. Aus einem wurden viele. Immer schneller trieben die Äste und Zweige aus dem borkigen Stamm, der bereits solche Ausmaße angenommen hatte, als stände er dort schon für Hundert Jahre. Das Licht der Blätter war so hell, dass er die Augen schließen musste. Er spürte, wie die Kraft in ihn eindrang, sanft und ohne Schmerzen. Seine Seele beruhigte sich, etwas breitete sich in ihm aus. In seinen Gedanken drangen Regungen, die er nie zuvor gespürt hatte. Er wollte das Gefühl unterbinden, doch die fremde Kraft fegte die Mauer hinfort. Er weinte darüber, was er getan hatte. Er trauerte, weil er gemordet hatte. Er schwor, für jeden, den er auf dem langen Weg töten müsste, einen Baum zu pflanzen und ihre Namen in den Stamm zu ritzen. Sie sollten nicht vergessen werden. Er wischt sich die Augen trocken. Stimmen kreisten in seinem Kopf, gaben ihm Befehle, doch sie waren sanft. Er spürte Gedanken, die ihm fremd vorkamen. Sie verbanden sich mit seinen und immer weniger konnte er sagen, ob es seine oder ihre Gedanken wahrnahm. Fast waren es schon seine eigenen Worte. Er würde wieder kämpfen, dachte er. Unter einer Krone würde er sie einen. Er weinte so erbärmlich, als könnte er das Unrecht wegspülen, dass er gebracht hatte und bringen würde. Er wischte sich erneut mit dem Ärmel über seine Augen, griff nach seinem Schwert, und stand auf. In seinem Kopf war nur noch ein Gedanke, die Welt in Freiheit zu führen. Aus dem Licht des Baumes trat er in den Morgen. Um die Klinge züngelten violette Flammen. Gelbauge senkte seinen Kopf: »Folgt dem Ruf der Drachen. Wir erwarten euch, um unsere Zukunft zu verhandeln.« Die Drachen sprangen ab und flogen in der Dämmerung davon. Vor seinem inneren Auge sah er eine Höhle in den Weiten Neulands. Er würde sie aufsuchen, mit ihnen verhandeln, ihr Schicksal lindern, für ewig eingesperrt zu sein.


    Aus den Wäldern kamen Frauen, die ihre Kinder auf dem Arm trugen. Sie mussten das Licht des Baumes gesehen haben. Ihr erster Gedanke. Alte Männer humpelten auf ihn zu. Mit furchtsamen Augen traten sie neben ihn und blickten in das Licht. Ein Greis fiel zu Boden, fing an zu zucken, so dass sich die Frauen hinknieten und beruhigende Worte sprachen. Nach einer Weile stammelte er: »Der Baum heißt Sefira.« Er rang nach Worten. »Wir...,wir sollen die Hauptstadt hier errichten.«


    Eine Frau wandte sich an ihn: »Wer bist du?«
    »Ich bin Aneas«, sagte er.
    Die Frau, die ihn gefragt hatte, senkte ihren Kopf. »Jetzt kennen wir dich, habe auch ich einen Namen?«
    Er ging zu ihr, zu allen anderen und gab ihnen Namen.
    Ein Kind, das er Thorak getauft hatte, fragte ihn: »Was war gestern?«
    »Morgen erst wird es ein Gestern geben.« Aneas blickte in die Sonne, die das Land in ein rötliches Licht der Hoffnung tauchte.

  • Okay, dann lese ich mal. :) Ich finde aber, dass du deinen Thread in der Schreibwerkstatt etwas unglücklich platziert hast. Wenn man sich eine Geschichte zum Lesen und Kommentieren raussucht, dann geht man dafür eigentlich in die Schreibforen. Die Schreibwerkstatt dagegen ist für allgemeinere Dinge gedacht, beispielsweise Schreibtechniken. Wenn hier erstmal fünf Threads über deiner Geschichte liegen, kramt sie so schnell keiner mehr raus, weil man aus einem ganz anderen Grund in dieses Unterforum geht.

    Relativ allgeme

    Spoiler anzeigen

    Die Häuser waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt, wenn sie nicht explodiert oder geschmolzen waren.

    Eine Kleinigkeit. Ich finde, ist eine eher persönliche Sache, dass das Wort "explodiert" nicht so gut gesetzt ist. Wahrscheinlich würde ich es so schreiben, dass die meisten Häuser niedergebrannt sind und vereinzelte entweder geschmolzen sind oder von Explosionen zertrümmert wurden. So etwas in der Art. :)

    Die Feuerkugel erhellte, was die Kräfte von der Stadt übrig gelassen hatten.

    Tatsächlich hatte ich bei dem Satz eine große Feuerkugel im Kopf, die über der Stadt schwebte.

    Er ließ die Kugel über die Trümmer schweben.

    Und erst hier wurde klar, dass diese Kugel zu jemandem gehört und der damit das Trümmerfeld untersucht. Die Beschreibung mit der Feuerkugel solltest du am besten so verändern, dass man versteht, dass es eine kleine Lichtkugel ist. Oder, wenn der Teil mit dem Feuer wichtig ist, eine kleine Feuerkugel. Dann hat man auch das Bild von dem im Kopf, was du da ausdrücken möchtest.

    über der sich der Flügel ausbreitete.

    Da der Flügel vorher noch nicht erwähnt wurde, würde ich "der" zu "ein" ändern.

    »Und doch ist er tot.« Trauer schwang in der Stimme seines Gebieters, die ihm immer noch fremd vorkam. Wie sanft er die Worte aussprach. Ihn hatte er schreien gehört, wenn die Offiziere davon sprachen, es sei unmöglich. Wer Befehle missachtete, wurde hingerichtet. Wer gehorchte, starb durch die Hand des Feindes. Sein Tod würde anders sein, er würde leben und doch aufhören, er selbst zu sein. Sein Vater hatte eine andere Zukunft für ihn vorherbestimmt.

    Hier komme ich etwas durcheinander, weil ich irgendwann nicht mehr weiß, ob mir "er" oder "ihn" der eine Charakter oder sein Gebieter gemeint ist. Ich würde da an manchen Stellen die Personalpronomen durch eine Bezeichnung für die Person ersetzen. Einen Namen oder so etwas wie "Der General". Etwas, was für die Charaktere und die Geschichte passt. Was das ist, musst du ja wissen. xD

    Sein Freund musste hier liegen, er wollte sich von ihm verabschieden. Er bahnte sich seinen Weg durch eine Gasse, stieg auf einen Trümmerhaufen. Er atmete tief ein.

    Hier folgen vier Hauptsätze aufeinander, die alle mit dem Subjekt beginnen. Drei davon sind dasselbe Wort. So ähnlich gebaute Sätze lesen sich eher abgehackt und wie eine Aufzählung. Das scheint generell ein Problem mit dem Prolog zu sein, weiter am Anfang ist es mir auch aufgefallen :hmm: Da wirkte es sogar recht passend, weil du die zerstörte Stadt beschrieben hast. Aber auch da war es für meinen Geschmack etwas zu viel.
    Versuche, die Sätze etwas zu variieren. Fange mit anderen Worten an als mit dem Subjekt und sorge damit für Vielfalt, wenn du nicht gerade diesen Effekt erzielen möchtest. :)
    Im weiteren Verlauf der Geschichte ist es recht ähnlich. Dieser Hinweis ist wahrscheinlich der wichtigste, den ich dir in diesem Post gebe.

    Rotschuppe hatte die Kraft besessen, ihn zum Lachen zu bringen, der mit brummiger Stimme lustige Geschichten erzählen konnte.

    Grammatikalisch beziehst du dich im Relativsatz nach dem zweiten Komma mit "der" auf Aneas. Wahrscheinlich sollte der Satz eher so aussehen:
    "Rotschuppe hatte die Kraft besessen, ihn zum Lachen zu bringen, indem er mit brummiger Stimme lustige Geschichten erzählen konnte."
    So sollte alles stimmen. :)

    Sein Tod würde anders sein wie genau anders, wusste er nicht.

    Zwischen den beiden Teilen fehlt ein Komma. Ich würde sogar noch weiter gehen und sie mit einem Punkt trennen. Damit würde die erste Hälfte einen entschlossenen Unterton bekommen. :)


    Furcht hatte er sich bereits als junger Mann abgewöhnt, weil wer sich fürchtete, zögerte.

    Hier verstehe ich den Inhalt des Satzes nicht wirklich. Furcht hatte er sich abtrainiert. Aber die Information am Ende wirkt unvollständig. Hatte er sich als Kind oft gefürchtet? Zu viel Gefürchtet? Zu viel oder zu lange gezögert?


    Wie verändert man einen Schlachter, der aufschlitzte, ohne an das Leben zu denken, das er nahm?

    Du meinst sicherlich einen Schlächter, wegen des Schlachtfeldes. Bei einem Schlachter denke ich eher an jemanden in einem Schlachtbetrieb.
    Außerdem machte der Absatz auf mich leider eher einen pseudotiefsinnigen Eindruck. Solche Widersprüche würde ich eher subtil benennen, weil man sich schnell daran verhebt. Du bist hier eher an der Grenze und noch nicht zu weit in diese Richtung abgedriftet. Es würde also reichen, nur etwas dünner aufzutragen.

    Lange betrachtete er die Leiche, die vollständig begraben werden konnte, für sie kam die Zukunft zu spät.

    Hier kommt die Leiche quasi aus dem Nichts. Was für eine Leiche? Die des Drachen? Die eines Kriegers? Das konnte ich nicht erkennen. :/


    Ich bin leider nicht ganz fertig geworden, muss aber wieder los. Ich hoffe jedenfalls, dass du damit etwas anfangen kannst. Und nochmal: Die Sache mit dem Satzbau ist wahrscheinlich der wichtigste Hinweis.

    P.S. Das hat durchaus das Zeug zu einem coolen Prolog, aber es ist noch nicht ganz da.

    Häupter auf meine Asche!

    Einmal editiert, zuletzt von kalkwiese (10. Februar 2017 um 16:25)