Der Prolog ist losgelöst von der eigentlichen Geschichte, die viele Tausend Jahre später spielt. Letztlich hoffe ich, der Hook ist stark genug. Würde mich über Rückmeldungen und Kritik freuen. Es ist ein High-Fantasy-Roman.
Der Morgen brach an. Von der zerstörten Stadt waren nicht mehr als dunkle Umrisse zu sehen, aus denen Rauchfahnen in die blau-schwarze Nacht aufstiegen. In das lichte Sternenmeer blickte ein Mann, der die kühle Stille einsog. Das Gesicht strahlte eine Ruhe aus, die nach allem griff, was ihn umgab. Kein Windhauch strich durch die Wipfel der Wälder, in denen die Vögel und Tiere regungslos verharrten. Nur die leuchtenden Augen verrieten, sie starrten zum Hügel.
»Der Targos ist erloschen«, sagte der Mann.
Die Frau, die an seiner Seite stand, betrachtete die Stelle am Himmel und nickte. »Dafür hat das Bild des Drachen eine Kralle mehr.«
»Nennen wir ihn Xeria?«
»Du schmeichelst mir, Bruder, lassen wir die Menschen Namen finden.« Sie lächelte.
»Sei du nur ihre Hoffnung, Schwester.« Sie strich über seine Wange, küsste seine Stirn. Beide fassten sich an den Händen. Ein leises Knistern, zart wie ein scheues Flüstern, ließ die Luft erzittern, wurde lauter. Blätter fingen an zu rascheln und ein Wolf heulte. Wie Wasser aus einem Krug floß die Lebenskraft aus ihren Körpern. Die Haut wurde fleckig, bis sie trocken und dünn wie verwelktes Laub, die Knochen umschloss. Die goldenen Haare verloren ihren Glanz. Büschel weißer Strähnen fielen herab. »Hätte es nur gereicht«, hauchte er, der mit gekrümmten Rücken auf sie herab starrte. Ihre Brust hob und senkte sich nur schwach. Tränen rannen von seinem faltigen Gesicht. Mit letzter Kraft drehte er den Kopf und nickte.
Drei Feuersäulen hüllten den Hügel in gleißendes Licht. Der Geruch von verbranntem Fleisch würzte die Luft. Glitzernde Funken wirbelten in die Nacht, sie verglühten nicht, sondern wuchsen zu Kristallen, die schneller als Gedanken fliegen können, kreuz und quer davonschossen. Die hellen Bahnen, die sie hinter sich herzogen, erhellte immer mehr den Himmel. In der Nacht erwachte der blaue Tag.
Die Drachen schlossen ihre Mäuler und senkten ihre Köpfe. Als hätte ihr Feuer die Kristalle befehligt, stürzten sie zurück. In der Nähe barsten Bäume. Blätter und blauer Staub fegten die Asche vom Hügel fort. Der geschmolzene Sand glomm noch schwach. Durch das Glühen bohrte sich ein grüner Stängel, an dem sich ein weißes Blatt ausrollte. Aus einem wurden viele. Immer mehr Äste und Zweige trieben aus dem borkigen Stamm. Die weißen Blätter leuchteten wie die Sterne. Als der Baum aufhörte zu wachsen, überragte er die Drachen, die zu dem Mann blickten, der am Fuße des Hügels kniete. Das grelle Licht der Blätter durchdrang ihn, erfasste seine Seele mit Dankbarkeit und Tränen fielen zu Boden. Er stand auf, griff das violette Kristallschwert, das neben ihm im Boden steckte. Mit einem Gedanken befehligte er sie. Die Drachen sprangen ab und flogen in der Dämmerung davon. Aus den Wäldern kamen Frauen, die ihre Kinder auf dem Arm trugen. Alte Männer humpelten auf ihn zu. Mit furchtsamen Augen traten sie neben ihn, der aus dem Licht getreten war. Ein Greis fiel zu Boden, fing an zu zucken, so dass sich die Frauen um ihn sorgten. Nach einer Weile stammelte er: »Der Baum heißt Sefira.« Er rang nach Worten. »Wir...,wir sollen eine neue Stadt errichten und dem König folgen.«
Zögernd fragte eine Frau, »was ist ein König?«
Er sprach zu ihnen: »Ich bin Aneas, euer König, der euch schützt.«
Die Frau, die ihn gefragt hatte, senkte ihren Kopf. »Jetzt kennen wir deinen Namen, habe auch ich einen Namen?«
Er ging zu ihr. »Ich nenne dich Hildegard.« Dann ging er zu jedem Einzelnen und gab ihnen Namen.
Ein Kind, das er Thorsten getauft hatte, fragte: »Was war gestern?«
Aneas sprach: »Morgen erst, wird es ein Gestern geben.« Die Sonne war aufgegangen.