- Offizieller Beitrag
So, ich hatte mal Lust, auch als unromantischste Person ever ... mir mal etwas mit mehr Gefühl anzusehen, weil man braucht ja manchmal etwas Inspiration, wenn man selbst Liebesszenen gestalten will ect.. Meine Freundin erzählte mir dann, es wäre ein neuer Schnulzenstreifen im Kino und obwohl noch nicht gesehen, soll der gut sein.
Memo an mich - nie wieder auf diese Freundin hören!!! Wer den Film noch nicht gesehen hat, es noch will, sollte ab hier nicht weiterlesen!
Gut, der Film fing an, reicher Christian-Grey-Verschnitt liegt mit Blondine im Bett, er steht auf, macht sich buissnessmäßig fertig und geht natürlich mit Handy am Ohr - er muss ja unheimlich beschäftigt rüberkommen, über die Straße. Im nächsten Moment sehen wie ein Motorrad - SCHNITT. Wir alle AHNEN ... ja, den reichen Vollpfosten hats erwischt. *zwinker, zwinker*
In der nächsten Szene lernen wir unsere super sympathische Gegenspielerin kennen. Luisa ... Luisa, kurz Lou, soll schon in der ersten Minute total nett rüberkommen und arbeitet in einem Café, wo nur altersschwache Senioren abhängen, bei denen man sich fragt, ob die da jeden Tag hinkommen oder einfach da wohnen. Wir alle wissen, dass alte Leute sehr anstrengend sein können, aber Luisa schafft das mit Auszeichnung - sie ist ja sooo nett. Natürlich wird Luisa genau in diesem Moment entlassen - weil das Café pleite ist. WER HÄTTE DAS GEDACHT?! ICH NICHT!
Schnell stellen wir fest, dass Luisas Familie bettelarm ist, alle zusammenwohnen, plus Schwester mit unehelischem Kind und alle arbeiten, außér der Vater, damit man ihnen nicht das Haus unterm Arsch wegzieht.
Selbst hier ahnen wir schon, worauf das hinauflaufen soll, selbst wenn wir die Handlung zuvor NICHT kannten. Was bei der Protagonistin umgehend auffällt, ist der seltsame Kleidungsstil. Sie trägt wilde Farben durcheiander, Stoffe - das eine Filzoberteil - ein Traum - Albtraum. So läuft sicherlich kein Mädchen freiwillig rum - als sei sie eine odachlose Cracknutte, aber man muss die Protagonistin ja irgendwie ABHEBEN vom REST. Irgendwie - im Film handhaben sie es so, dass sie eben rumläuft wie ein farbenblinder Paradiesvogel und eine Mimik hat, als sei sie ein Schlaganfallopfer. Es wundert uns also auch nicht, dass sie irgendwann mal studieren wollte und zwar MODE. Aber sie musste das Studium sein lassen, weil ihre Familie eben pleite ist - armes Ding, gut für die Modewelt.
Jedenfalls, Lou braucht einen neuen Job und die Berufsberaterin macht ihr zunächst keine großen Hoffnungen, aber hat dann doch was. Eine Pflegestelle. WOW ...
Es ist bei der reichsten Familie des Ortes und deshalb bekommt Lou von ihrer Mutter ihr 80er Jahre Büroutfit - was bei ihr ja total auffällt, wenn man die anderen Aufzüge betrachtet.
Sie spaziert also da hin und stellt sich vor - nach einer Reihe "lustiger" Peinlichkeiten, bekommt sie den Job - wie unerwartet.
Dann lernen wir ihn auch gleich kennen. Naja, hatten wir ja eigentlich schon, den reichen Schnösel vom Anfang, der nun in einem Rollstuhl sitzt und aussieht wieder der verschollene Bruder von Reinhold Messner.
Er ist noch unsympathischer als zu Anfang und macht sich natürlich über seine neue Gesellschafterin nur lustig.
Nach unzähligen pseudolustigen Passagen, geschieht natürlich, was geschehen MUSS, die beiden ungleichen Leutchen verlieben sich ineinander. Und bei mir warf sich zu diesem Zeitpunkt die Frage auf: "WARUM?"
Bei Lou müsste man ganz klar auf Mitleid schieben, weil andere Charakterzüge lässt unser Christian Grey da nicht zu, da er eigentlich pausenlos zum Kotzen ist. Erst ab ihrem Geburtstag erahnen wir Zuschauer, dass der Sack eigentlich auch "nett" sein "kann" Und plötzlich wendet sich das Blatt. Lou hat eigentlich einen Freund, der sie am Anfang ermutigt einen neuen Job zu finden und dass sie alles schaffen kann. Der Kontrast dazu ist, dass dieser Freund eine wahre Sportskanone ist, also ganz anders, als unser Rollstuhl-Fritz. Im Laufe des Films, versucht man uns diesen Freund immer unsympathischer zu machen, indem er plötzlich egoistisch wird, nur seine Bedürfnisse (wie einen Urlaub in Norwegen mit Sportprogramm) vorrausstellt - während Sam immer sympathischer werden soll. Sam macht Lou ein super Geburtstagsgeschenk, was uns zeigen will, "er hört zu, was ja Mr. Dauerlauf nicht macht - weil offentsichltich egoistisch".
Diesen Wandel nahm ich der geschichte nicht ab, denn nach 7 Jahren, was Lou und Mr. Ich laufe bis ich umfalle, hinter sich haben, müsste der Ollen doch iwann mal aufgefallen sein, dass der nicht zu ihr passt - aber selbst wenn nicht - ein egoistischer, deprimierter Stinkstiefel ist da natürlich VIEL besser.
Worum es in dem Film eigentlich gehen soll? Das hab ich mich auch zwischen den ganzen Klischees gefragt und es ist - Sterbehilfe. Das Recht, wählen zu dürfen.
Man bekommt im Film schon früh mit, dass Lou eigentlich nur eingestellt wurde, um Sam den Lebenswillen zurückzugeben, denn der hat vor sich in der Schweiz töten zu lassen. Töten lassen, jemanden aktiv beim Sterben helfen, man kann es nennen wie man will. Der Film soll den Konflikt aufzeigen, mit dem man dabei zu kämpfen hat und ob ein Mensch darüber üherhaupt entscheiden dürfen sollte. Nur leider kommt das in dem Film keinen Meter rüber. Immer wieder werden Sams unerträgliche Schmerzen erwähnt - "erwähnt" aber man merkt nichts. Er wacht mal schweißgebadet auf oder liegt im Krankenhaus wegen einer Lungenentzündung, aber von solchen Schmerzen, dass ein Mensch kleine Lust mehr hat zu leben, sieht man leider nichts. Ganz im Gegenteil. Die Szenen, in denen es ihm schlecht geht, werden so kurz gehalten, dass man sie schnell übersieht und nicht begreift, warum sich dieser, zwar gelähmte Mann, das Leben nehmen will. Sein ganzes Vorhaben wirkt LEIDER sehr egoistisch und Lebens-beneinend - was für mich eine Beleidigung für jeden Gelähmten darstellt, der sich zurück ins Leben gekämpft hat. Die einzige Message, die mir druch diesen Film vermittelt wurde, war, dass ein Querschnittsgelähmter aufgrund seiner Behinderung die Schnauze voll hat - verwöhnt und weltfremd. Weil er nicht mehr der Hengst ist, der er einmal war UND DASS er erst im Rollstuhl landen musste, um eine Frau wie Lou zu lieben, denn die passt - wenn man die Blondine vom Anfang betrachtet, die dann btw. auch noch Sams BESTEN Freund heiratet - so überhaupt nicht in sein Beuteschema. Sie hat etwas mehr Kurven, ist schrill und zudem noch BRÜNETT Oo
Was lernen wir daraus? Liebe Mauernblümchen da draußen, wenn ihr den Schönling euer Träume haben wollt, lasst ihn vor ein Motorrad laufen, damit er im Rolli landet und seid dann nett zu ihm. Er wird sich in euch verlieben, weil was Besseren bekommt er nimmer?! WTF?! Oo
Fazit: Das Buch ist wieder mal besser! Der Film ist nicht so trocken, aber die wahre Thematik wurde NICHT einmal angerissen und hinterließ bei mir nur ein
Man kann es drehen und wenden, aber diese Story, so rübergebracht wie im Film, hinterlässt einen nicht nur mit Klischees, die ohne Ende ausgemerzt wurden, sondern auch mit einem bitteren Nachgeschmack.
Hier wurden Kontraste erzwungen.
Sportskanone gegen Rollifahrer
Blond gegen Brünett
Lustig und lebensfroh gegen depremiert und verzweifelt.
Reich gegen arm
Bad Boy vs. good Girl
Das Ende ist dabei noch das Schlimmste. Vorsicht SPOILER - er lässt sich tatsächlich "umbringen" Aber nicht ohne seiner Herzensdame so viel Geld zu hinterlassen, dass sie wieder studieren kann. Dabei hinterlässt er ihr einen Brief, der sich darauf beruft, dass sie das Leben genießen und zu schätzen wissen sollte.
JA DA SCHEIß DIE WAND AN - ECHT?
Ratschläge erteilen, die man selbst nicht einhält - ja nee ist KLAR
Als man die Zeilen dann am Ende vorgelesen bekam, schlug ich schon den Kopf wiederholt gegen den Wohnzimmertisch, weil ich mir dachte, so viel fehlplatzierter Kitsch hält man nicht aus.
Der liebe Sam beruft sich darauf, dass dies mit ihm nicht möglich wäre - weil Pflegefall. Sie müsste immer Rücksicht auf ihn nehmen und er würde hinterherhinken und ihr das Leben versauen. Abgesehen davon, wie im Kurzurlaub uns alles bewusst gemacht wird, kann er ja auch nicht mit ihr Schlafen, denn - weil isso. Sex und Liebe wieder gleichgestellt - wie ich das liebe - not!!!
Es wird keinen Meter erwähnt, dass es nicht so einfach ist, eine Sterbehilfe zu bekommen, vor allem nicht in dem Fall, wie er uns da rübergebracht wird. Da kann man nicht hingehen und sich bewerben wie zu einem Gesangscasting und die schweizer Sterbehäuser sagen "Ein- oder Zweibettzimmer?"
Man merkt im Film, dass man versucht hat eine tragische Liebesgeschichte zu machen, die absolut mit ihrer Message nach hinten runterkippt. Die Charackter bleiben flach, die Verzweiflung und Schmerzen kommen nicht rüber und selbst die Schauspieler reißen das nicht raus, wie Emilia Clarke (Games of Thrones).
Er bietet leider keine Diskussionsbasis, was die aktive Sterbehilfe angeht und ob ein Mensch dahingehend Selbstbestimmungsrecht haben sollte.
Er vermittelte mir, dass sich querschnittsgelähmte Menschen oder auch impotente Männer, überlegen sollten, ob sie nicht für die Gesellschaft eine viel zu große Last sind. Egal, ob sie gleliebt werden wie sie sind.
Es ist ein billiger Abklatsch von "Ziemlich beste Freunde" wo sich irgend jemand dachte, das Happy End, was einer wahren Begebenheit entspringt, machen WIR anders. Nur eben nicht besser ...
Auf einer Skala von 1-10 hat der Film für mich im Gesamtpaket eine -3 !!!!