Von der (Un)Wichtigkeit des Wordbuilding

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.402 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Dezember 2017 um 14:52) ist von Ebrithil Ministrant.

  • Es stimmt, dass nicht jedes kleine Detail geklärt sein muss und in der Fantasy kann man notfalls auf Magie oder Götter verweisen, die die Lücken in der Logik stopfen. Aber wenn ein System vom irdischen abweicht, gleich ob es ein kulturelles, biologisches, geologisches oder kosmologisches ist, sollte man sich meiner Meinung nach schon überlegen, wie es funktioniert. Es muss nicht mit irdischen Wissenschaften erklärbar sein, aber man sollte sich klar machen, wie die Wissenschaft der Welt es erklären müsste, wenn sie es wollte. Sost muss man immer an der Oberfläche bleiben, um die eigene Ahnungslosigkeit zu verbergen oder man erhält innere Widersprüche (und anders als Widersprüche mit der Realität gehen die in meinen Augen gar nicht). Will man eine in sich plausible, interessante und vielschichtige Welt gestalten, darf man eben nicht einfach losschreiben. Man muss sich Gedanken machen und vielleicht auch Rat einholen. Man muss auch nicht alle Überlegungen in die Geschichte selbst einfließen lassen, viel davon wissen die Figuren ja vielleicht auch gar nicht. Man sollte es vielleicht auch gar nicht, wenn man sich sehr viel überlegt hat, sonst kommt man bei all der Beschreibung gar nicht mehr zur Handlung und den Dialogen, die sie eigentlich tragen sollten. Aber ein Autor muss, soll und wird immer mehr wissen als seine Figuren und die Leser. Und darum hat dieser Thread seine absolute Berechtigung - in meinen Augen. Aber ich bin beim Worlbuilding auch extrem.


    Du hast recht. Hier Worldbuilding schrieb ich ja schon: "Kosmos ist Altgriechisch und kann Ordnung, Einteilung, staatliche Ordnung/Verfassung, Schmuck, Glanz, Ehre, Weltordnung, Welt, aber erst in aller letzter Bedeutung (gestirnter) Himmel bedeuten. Und genau so ist der Kosmos wohl für eine Fantasywelt in erster Linie ein schöner Schmuck und kein nötiges Kleidungsstück."
    Wir sind uns da also sehr einig. :D

  • Ich gehe hier mal rüber, da meine Antwort hier vielleicht besser passt als dort. Wenn es den Thread schon gibt... :D

    Nach einigem überlegen ist mir aufgefallen, das mir der Tiefgang fehlt, was ich nun mit einem ausführlichen, plausiblen und kreativen Worldbuilding erreichen will.

    Da kann das Worldbuilding sicher einen gewissen Beitrag leisten. Aber wie viel Aufmerksamkeit hast du den Figuren, ihren Motiven, ihrer Herkunft, ihren Gefühlen gewidmet? Ihren Beziehungen (die man in ein hübsches Netz eintragen könnte?). Nur, dass du dort nicht nur auf ein Pferd setzt. Für eine Geschichte scheint mir persönlich die Welt eher zweit- wenn nicht drittrangig zu sein. Also auch erst das zweite oder dritte, in das du hier Energie steckst. Ich verweise dich mal Spaßhalber hierhin: Glaubhafte und nachvollziehbare Charaktere ^^

    Hatte auch schon ein paar Ansätze, doch zum Glück hab ich diesen Thread hier rechtzeitig gefunden... mir wäre in Traum nicht eingefallen was es tatsächlich alles zu beachten gibt.

    Vorsichtshalber betone ich nochmal, dass dieser Thread, insbesondere da ja jedes "Kapitel" nochmal in weiteren Beiträgen aufgefächert wird, absurd ausführlich ist. Kein Mensch braucht für seine Geschichte alles. Vermutlich wirst du auch feststellen, dass du viele Fragen wie aus der Pistole geschossen beantworten wirst können. Das brauchst du dann nicht extra aufschreiben. Wenn du, wie andere und ich, Spaß am Weltenbasteln um des Weltenbastelns Willen hast, dann nur zu - her mit den Beschreibungen der einzelnen Schritte des Ausdruckstanzes der Elfen. :D Wenn aber nicht, rate ich dir, eher selektiv vorzugehen, zu schauen, welcher Punkt dich inspiriert oder dir hilft, ein glaubwürdiges Ganzes zu beschreiben. Ich bastle Welten vor allem für RPGs, da gibt es einfach andere Anforderungen als bei Geschichten. Da will man die Spieler schnell und umfassend aufklären können, wo ihre Figuren herkommen und sich bewegen. In einer Geschichte dagegen willst du ja zwar so viel Informationen wie nötig, aber so wenig wie möglich geben. Da ist es vielleicht gar nicht nötig, das exakte Rezept für das Nationalgericht der Plumbumzwerge auszuarbeiten. ;)

    Oh, und stelle deine Ergebnisse, so knapp oder ausführlich sie werden sollten, doch im Weltenbastler-Unterforum vor. Ich bin da immer neugierig! :whistling:

  • Erwischt :whistling:

    Ich hab mir im Vorfeld überhaubt keine Gedanken zu irgendwas gemacht :S

    Hab erst im Nachhinein mich in die Materie eingelesen :rolleyes:

    Ich werd die Geschichte ganz neu beginnen, nur diesmal mit glaubwürdigen Charakteren... Und eine glaubhafte Welt soweit ich das hinbekomme.

    Für mich persönlich spielt die Welt in der eine Geschichte spielt eine entscheidende Rolle, zum einen weil sie einen prägenden Einfluss auf die Protagonisten und deren Charakter hat. Z.B. in welchem politischen System Leben diese, engt das ihren Handlungsspielraum ein oder lässt es Ihnen freie Hand... wie technisch Fortgeschritten sind sie im Vergleich zu anderen Nationen... Währung, Wirtschaft, Morallehre etc. Magie ja/nein... wenn ja wie? Alte Feindschaften, die Geschichte des Kontinents (zumindest Grob) das alles sind für mich wichtig Dinge um mich selbst von meiner Geschichte zu überzeuge, wenn ich selbst der Erzählung skeptisch gegenüberstehe wird das dem Leser noch eher passieren... (Was derzeit der Fall ist).

    Für mich ist das eine der großen Stärken bei den Der Herr der Ringe Bücher, da dort schon viele Geschichten vor Der Herr der Ringe in Mittelerde stattgefunden haben und das auch immer wieder Einfluss auf die "Gegenwart" hat. Auch wenn man es in der Ausführlichkeit in der Trilogie nicht erzählt bekommt wirkt es einfach absolut glaubhaft dadurch das die Geschichten "stattgefunden" haben. Geschweige denn von den ersten über Hobbits, Pfeifenkraut usw.

    "Beurteile die Bücher nie nach dem, mit was sie im Anfang einleiten, sondern wozu sie am Ende hinleiten."

    Ignatius von Loyola

  • Für mich ist das eine der großen Stärken bei den Der Herr der Ringe Bücher

    Definitiv - Tolkien ist der Großmeister dieser Kunst, unübertroffen und das merkt man seinen Büchern an - im Guten wie im Schlechten. ^^ Auch wenn ich GoT sehe, habe ich das Gefühl, dass der Autor sich sehr genau überlegt hat, wie es aussieht (schon allein, dass Dothraki eine durchaus ausgearbeitete Sprache wurde... So weit gehen wohl nur wenige...).
    Sehr sinnig kann es natürlich sein, wenn es "realistisch" wirken soll, sich in reale Kulturen etwas einzuarbeiten und sei es nur über Wikipedia. Oder auch in Praktiken. Gewisse schamanistische, okkulte oder esoterische Praktiken könnten als Vorbild für sehr coole Magie dienen, die viel origineller wirkt, als das simple rufen von Zaubersprüchen und Schwingen des Stabes... Auch ein Blick auf Religionen unserer Welt kann wahnsinnig inspirierend sein - viele Fantasywerke beschränken sich leider auf eine Mischung aus Christentum und antiken Kulten, vielleicht noch etwas altes Ägypten und nordische Mythologie oder auch Islam, wenn es hochkommt... Schau dir dagegen mal den Tengrismus ( https://de.wikipedia.org/wiki/Tengrismus ), die Religion des Mongolischen Reiches an - der Wahnsinn! Daraus kann man so coole Sachen machen. ^^ Unsere Welt hat, gerade mit ihrer Geschichte, so viel zu bieten, dass man übernehmen, kombinieren und abwandeln kann. Jetzt gerate ich ins Schwärmen... Ich habe eben eine Leidenschaft dafür... :whistling:

    Vielleicht schaust du dir auch mal zur Orientierung verschiedene Stile an... @Xarrot z.B. legt nach meinen Beobachtungen sehr viel Wert auf Politik, Sprache und Geschichte: Das belebte Land
    @Schaffe von Drag hat derzeit vor allem die Geographie im Blick und lädt zu einem Rundflug über die fremdartige Welt ein: Karint (Die Drachen von Karint)
    @Alcarinque liebt Details, alles hat seine Geschichte, jede Blume ihr Ökosystem, Fressfeinde und Symbionten. Das kann ein Projekt auch mal ins Stocken bringen. ;)Der Weltenring - Maltibor
    Sehr schön finde ich auch @Etiam s Projekt - sehr ausführlich, bunt, exotisch, komplex und mit besonderen Wert auf Beziehungen zwischen Ländern: Erun, das Herzstück aller Welten
    @Unor schafft es, relativ knapp zu bleiben und dennoch ein komplexes Bild zu vermitteln. Das wäre für dich vielleicht ein toller Orientierungspunkt: Umura
    Ich halte mich sehr an das vor mir entworfene Schema und beleuchte vor allem Kulturen: Ein Universum für ein SciFi-RPG
    Hier habe ich eher einen Überblick und ein paar Texte aus der Welt gegeben, sie sich selbst vorstellen lassen: Fragmente aus einer untergehenden Welt

    Orientiere dich also gern an meinen Schema, aber es gibt auch ganz andere Stile. Finde da deinen eigenen, der dir Spaß macht und gibt, was du brauchst.

  • Hey,

    Ich nehm das Angebot dankend an ;)

    Und werde mich auch mal in die genannten Gescichten/Welten einlesen...

    Ich meld mich wenn was zustande gekommen ist :D

    "Beurteile die Bücher nie nach dem, mit was sie im Anfang einleiten, sondern wozu sie am Ende hinleiten."

    Ignatius von Loyola