Himmelsjäger [2. Fassung]

Es gibt 158 Antworten in diesem Thema, welches 26.737 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. August 2020 um 16:47) ist von kalkwiese.

  • Hallo, Leute. :D

    Aus dem Titel kann man es sich vielleicht schon zusammenreimen. Als ich nun in dem Ferien nach einem Semester Schreibpause meine Geschichte generalüberholt habe, hat es sich zunehmend wie ein kleiner Neuanfang angefühlt. Inhaltlich hat sich die Geschichte zwar kaum verändert, aber einiges in Sachen Stil und Lesefluss sollte nun besser funktionieren als zuvor. Damit würden diese Teile wieder eine neue Rückmeldung brauchen. Mir schien es die übersichtlichste Lösung zu sein, einen neuen Thread dafür zu eröffnen.
    Da ich es mit der Geschichte mittlerweile sehr ernst meine, habe ich die Gelegenheit gleich genutzt, um auch mal etwas im Mitgliederbereich zu haben. ^^ Ich hoffe, dass trotzdem Leute Spaß damit haben werden.
    Diesen ersten Post werde ich unter anderem als Kapitelübersicht benutzen und deswegen auch immer wieder aktualisieren.

    Kapitelübersicht

    Häupter auf meine Asche!

    10 Mal editiert, zuletzt von kalkwiese (23. Februar 2018 um 22:43)

  • Prolog

    Der Wald schlief unruhig, als die verhüllte Gestalt gemächlich den Kutschenweg entlangschwebte. Begleitet wurde sie nur vom kühlen Nachtwind, der ihr leise den Weg zuflüsterte und sanft die Baumkronen streichelte. Ihr Herz folgte dabei einzig dem Instinkt, den inneren Befehlen, denn sie war ohne Willen geschaffen worden. So kannte sie keine Rast — sondern nur ihr Ziel.
    Sie folgte dem Weg tiefer in das Meer aus Nadelbäumen, das sich unter dem Sternenzelt erstreckte. Dieser Himmel war nun schon so alt, und die Sterne waren wie Löcher im samtenen Schwarz … bei seinem Anblick durchzuckte sie noch immer dieses Gefühl von Ehrfurcht.
    Vereinzelt lugten flache Wurzelbögen aus dem staubigen, von Hufen aufgewühlten Waldboden, und schon bald erreichte das Wesen eine Lichtung, die vom Weg in zwei Hälften geteilt wurde. Dort brannte eine einzelne Kutsche wie ein Strohfeuer, dessen wilde Flammen vom sanften Wind gebeugt wurden. Flackernd beleuchteten sie drei Körper, die einige Meter abseits der Kutsche lagen. Es waren ein Vater und neben ihm eine Mutter, die ihr Kind schützend im Arm hielt. Ihr vergossenes Blut vollendete diese grausame Idylle.
    Davon völlig unbeeindruckt, ging die Gestalt auf das zu, was einmal eine Familie gewesen war. Mechanisch hockte sie sich neben den noch warmen Körper des Vaters und legte sanft ihre Hand auf sein Herz. Ein zart leuchtender, weißer Schleier legte sich auf seinen Körper, verschwand langsam von seinen Händen und Füßen, und sammelte sich dann vollkommen in der Hand der Gestalt. Zuletzt erstarb die Wärme in den Augen des Vaters, und als das Werk vollendet war, bedeckte das Wesen seine Augen mit ihren Lidern.
    Nun hatte er Schlaf gefunden.
    Ohne die Leiche eines weiteren Blickes zu würdigen, erhob sich die Gestalt und wandte sich der Mutter zu. Diese hatte einmal Schmuck getragen, schlichten zwar, doch gewiss keinen, mit dem ein einfacher Bürger gesehen werden würde. Aber nun waren da lediglich die roten Striemen, die sich in ihren Hals schnitten und das frühere Dasein verrieten. Ohne auf dieses scheinbar belanglose Detail zu achten, schloss die Gestalt auch die Augen der Mutter zum ewigen Schlaf.
    Zuletzt wandte sie sich dem Kind zu, einem Jungen, der wohl nicht mehr als sechs Jahre alt geworden war. Offensichtlich hatte man mit ihm kurzen Prozess gemacht, denn sein Hals glich einem roten, verklumpten Wasserfall. Aber als sie ihre Hand auf das Herz des Kindes legte, leuchtete sein Körper nur einen Augenblick lang auf, und das Wesen fuhr erschrocken zusammen. Es kam immer wieder vor, dass Seelen sich an das Leben klammerten, doch das hatte sie bisher nie beeindrucken können. Denn obwohl Drohnen Gefühle empfinden konnten, hatte das Ziel für sie immer oberste Priorität.
    An dieser Seele war etwas anders. Der letzte Wunsch, der sich in ihr festgebrannt hatte, schwebte nun, nachdem die Seele berührt wurde, vor dem geistigen Auge der Gestalt. Und dieses Gefühl war so fremd und auch so stark, dass es sie verwirrte.
    „Was hindert dich, mein Kind?“, fragte plötzlich eine väterliche Stimme das am Boden hockende Wesen.
    Es nickte zur Antwort in Richtung des Jungen, ließ sich nicht vom plötzlichen Erscheinen des mageren Mannes irritieren.
    Dieser brummte etwas und kniete sich neben das Kind. Auch er legte seine Hand auf die Stelle, unter der einmal ein Herz geschlagen hatte, und sofort schossen ihm tausende, von Kinderaugen verzerrte Erinnerungen durch den Kopf. Allen voran der letzte Wunsch des Kindes.

    Ich will den Himmel finden.
    Was für ein merkwürdiger Wunsch. Was das wohl zu bedeuten hatte? Den Himmel hatte es doch bereits gesehen, was also konnte ein Kind mit dem Himmel wollen? Der Junge hatte sein Interesse geweckt. Wie lange war es wohl schon her, dass er sein letztes Wunder gewirkt hatte?

    Häupter auf meine Asche!

    4 Mal editiert, zuletzt von kalkwiese (23. Februar 2018 um 23:06)

  • Hey du,

    da ich beim ersten Mal nicht mitgelesen habe, ist deine Geschichte für mich komplett neu. Zunächst mal kann ich sagen, du hast einen angenehmen Schreibstil, der zum Weiterlesen einlädt. Auch die Handlung weckt mein Interesse...könnte ganz spannend werden :)
    Mir sind nur ein paar Dinge aufgefallen, auf die ich inzwischen in meinen Texten auch verstärkt achte...

    als die verhüllte Gestalt seelenruhig.....und schon bald erreichte die Gestalt eine Licht...und sammelte sich dann vollkommen in der Hand der Gestalt...bedeckte die Gestalt seine Augen mit ihren Lidern....erhob sich die Gestalt und wandte sich der Mutter zu....schloss die Gestalt auch die Augen der Mutter zum ewigen Schlaf....und die Gestalt fuhr erschrocken zusammen....schwebte nun, nachdem die Seele berührt wurde, vor dem geistigen Auge der Gestalt....fragte plötzlich eine väterliche Stimme die Gestalt.

    9 x hintereinander "Gestalt"...kann man vielleicht noch variieren, zum Beispiel: das Wesen, der Schatten, oder sowas.

    Es waren ein Vater und eine Mutter, die ihr Kind schützend im Arm hielt.

    ...im Arm hielten. (weil, es sind ja zwei Personen, oder?) Wie kann man sch das genau vorstellen? Zwei Leute halten ein Kind schützend im Arm? (ich weiß, ich stelle blöde Fragen :) )


    Nun hatte er schlaf gefunden.

    Schlaf groß

    Aber nun waren da lediglich die roten Striemen, die sich in ihren Hals schnitten und das früherer Dasein verrieten.

    heißt das nicht vielleicht: "...und das frühere Dasein verrieten. (?)


    Der magere Mann brummte etwas und kniete sich neben das Kind.

    Hier war ich kurz verwirrt, weil mir nicht klar war, wo plötzlich dieser Mann herkommt. Vorher wurde er nicht erwähnt, oder?

    Also, ich würde gerne wissen, wie es weitergeht :)

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Mir gefällt deine poetische Sprache! Der prolog hat mich sofort gefesselt. Was mag das für eine geheimnisvolle Kreatur sein, die da im Finstern wandelt? Der Tod selbst?
    Da bin ich wirklich gespannt auf mehr!

    ...im Arm hielten. (weil, es sind ja zwei Personen, oder?) Wie kann man sch das genau vorstellen? Zwei Leute halten ein Kind schützend im Arm? (ich weiß, ich stelle blöde Fragen )

    Ich denke, der Singular passt hier schon. Nur die Mutter hält das Kind im Arm, das "die" bezieht sich in meinen Verständnis nur auf sie. Dann gibt es auch keine anatomichen Probleme. ;)

  • Ich denke, der Singular passt hier schon. Nur die Mutter hält das Kind im Arm, das "die" bezieht sich in meinen Verständnis nur auf sie. Dann gibt es auch keine anatomichen Probleme.

    Okay, nach nochmaligem Lesen und deinem Hinweis habe ich es dann auch geschnallt. Ist aber schon ein bisschen missverständlich, oder? Nur ein ganz klitzekleines bisschen :)

  • Der Wald lag in merkwürdiger Unruhe, als die verhüllte Gestalt seelenruhig den Kutschenweg entlangschwebte. Begleitet wurde sie nur vom kühlen Nachtwind, der ihr leise den Weg zuflüsterte und sanft die Baumkronen streichelte. Ihr Herz folgte dabei einzig dem Instinkt, denn sie war ohne Verstand geschaffen worden. So kannte sie keine Rast — sondern nur ihr Ziel.

    "lag" und "Unruhe" passen für mein Empfinden nicht so gut zusammen. Für mich gehört "liegen" eher mit "Stille" und "Ruhe" zusammen. Durch das "merkwürdig" dazwischen, ist der Gegensatz nicht zu stark, aber falls du diesen überhaupt bewusst einsetzen willst, dann müsstest du die "merkwürdige Unruhe" noch genauer beschreiben. Das frage ich mich jetzt sowieso: Spielt der Wald eine Rolle? Oder ist er bloß Kulisse? Und was ist eigentlich eine "merkwürdige Unruhe"?
    Für mich baut "merkwürdige Unruhe" ein bisschen Spannung auf, die allerdings durch "seelenruhig" wieder etwas weggenommen wird.
    Mir kommt es ein bisschen so vor, als läge hier ein logischer Widerspruch vor (zumindest andeutungsweise): der Nachtwind flüstert der Gestalt den Weg zu, aber diese hört nur auf ihr Herz, weil sie keinen Verstand hat. Damit hört die Gestalt nicht auf den Nachtwind; alternativ: sie hört auf den Nachtwind, versteht aber nichts (nicht akkustisch, sondern inhaltlich, da sie keinen Verstand hat) und folgt trotzdem nur ihrem Herz.


    Sie folgte dem Weg tiefer in das Meer aus Nadelbäumen, das sich unter dem Sternenzelt erstreckte. Dieser Himmel war nun schon so alt und löchrig … und doch durchzuckte sie bei seinem Anblick noch immer dieses Gefühl von Ehrfurcht.

    Ich glaube, ich würde zu Beginn den Wald genauer beschreiben, bevor die Gestalt überhaupt auftaucht. Vielleicht auch den Himmel und die Tageszeit. Rein theoretisch könnte man unter dem Nachtwind auch eine Personifikation verstehen, also bildhaft gesprochen: Da geht bei strahlendem Sonnenschein eine noch geheimnisvolle Gestalt durch den Wald und wird dabei vom Nachtwind (vielleicht ein Fetzen dunklen Nebels?) begleitet.
    Was genau meinst du damit, dass der Himmel schon alt und löchrig ist?

    Flammen vom Wind gebeugt wurden

    Das finde ich sprachlich ungewöhnlich. Etwas beugen ist für mich eine eher ruhige Bewegung, das passt für mich nicht ganz zum Bild einer brennenden Kutsche, wo die Flammen wild in den Nachthimmel schlagen, hin und hergepeitscht vom stürmischen Wind... oder so ähnlich :)


    Davon völlig unbeeindruckt, ging die Gestalt auf das zu, was einmal eine Familie gewesen war. Mechanisch hockte sie sich neben

    Für mich setzen Ausdrücke wie "seelenruhig" und "völlig unbeeidruckt" voraus, dass das damit beschriebenen Wesen auch das Gegenteil erleben kann. "Mechanisch" würde ich jetzt entweder im engeren Sinne als tatsächlich mechanisch oder im übertragenen Sinn als "ohne Gefühl" / "wie betäubt" (von dem was man gerade gesehen oder erlebt hat) verstehen. Beides passt nicht so ganz in diesem Kontext (für mein Empfinden). Mein Problem damit ist, dass ich nicht genau einschätzen kann, was die Gestalt ist. Später schreibst du "Drohne" und erklärst noch etwas. Die Frage wäre, ob ich - in einer anderen Situation - den Text weiterlesen würde, wenn die Beschreibungen widersprüchlich sind, ohne dass der Widerspruch beabsichtigt ist, um Spannung zu erzeugen.
    Ich denke, du willst die Gestalt im Prolog näher vorstellen. Damit das wirklich spannend gelingt, könntest du mehr auf sie eingehen und zwar so, dass sie etwas tut, was verständlich ist (weil z.B. menschlich, wie etwa Toten die Augen zu schließen), sie dabei aber völlig emotionslos bleibt. Das Wichtige ist, dass du die Gegensätze herausstellst und auch klar machst, dass du dir völlig im klaren bist, dass es sich hier um Gegensätze handelt. Dann erzeugt das meiner Meinung nach beim Leser das Gefühl, dass es sich lohnt, weiterzulesen, weil die Gegensätze erklärt oder vielleicht sogar aufgelöst werden.

    „Was hindert dich, mein Kind?“, fragte plötzlich eine väterliche Stimme die Gestalt.
    Sie nickte zur Antwort in Richtung des Jungen.
    Der magere Mann brummte etwas und kniete sich neben das Kind.

    Das überrascht und verwirrt mich. Wo kommt den der Mann her? Das solltest du noch etwas mehr erklären.

    Insgesamt find ich den Inhalt des Prologs interessant, ich würde auf jeden Fall wissen wollen, wie es weitergeht und was hinter dem Ganzen steckt. Woran du noch arbeiten könntest, wäre an der Darstellung der Geschehnisse.
    Meine Herangehensweise wäre, mir das ganze als Kamerafahrt vorzustellen. Sie beginnt in der Luft über dem Wald, taucht dann in diesen ein und folgt dann der Gestalt. Der Wald um das Wesen wird nochmal dunkler, bevor etwas entfernt Feuer zu sehen ist. (evtl. wird das Wesen schneller?) Die Kamera erreicht die Lichtung, aus dem Feuer wird eine brennende Kutsche, die Gestalt geht an ihr vorbei, wir sehen die Toten; erst etwas entfernt, dann näher und näher. Die Kamera müsste nun auch unser Wesen zeigen, damit wir es kennen lernen können etc.

    Ich hoffe, meine Anmerkungen helfen dir weiter!

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Alles klar, danke für die Kommentare. :D

    Spoiler anzeigen

    9 x hintereinander "Gestalt"...kann man vielleicht noch variieren, zum Beispiel: das Wesen, der Schatten, oder sowas.

    Ohje, da hast du völlig recht. Ich habe jetzt versucht, dass etwas zu variieren. Aber ich finde es ehrlich gesagt auch etwas störend, wenn man einem Text anliest, dass man sich um so eine Vielfalt bemüht hat. Das liest sich dann auch etwas unnatürlich. :hmm: Ich habe versucht es so zu lösen, dass nicht mehr als zweimal das gleiche Wort hintereinander kommt.

    ...im Arm hielten. (weil, es sind ja zwei Personen, oder?) Wie kann man sch das genau vorstellen? Zwei Leute halten ein Kind schützend im Arm? (ich weiß, ich stelle blöde Fragen )

    Das hat Windweber ja schon kommentiert. Ich habe trotzdem versucht, es etwas eindeutiger zu machen. :)

    Schlaf groß

    Verdammich! xD Da liest man schon nochmal drüber und dann ist doch noch sowas drin.

    heißt das nicht vielleicht: "...und das frühere Dasein verrieten. (?)

    Hier das gleiche. Da hst du völlig recht.

    Hier war ich kurz verwirrt, weil mir nicht klar war, wo plötzlich dieser Mann herkommt. Vorher wurde er nicht erwähnt, oder?

    Die Antwort darauf ist so einfach wie unbefriedigend: Er kommt aus dem Nichts. Ich finde es gerade so ideal dargestellt. :D Mir ist bisher zumindest keine bessere Möglichkeit dafür eingefallen.

    Mir gefällt deine poetische Sprache! Der prolog hat mich sofort gefesselt. Was mag das für eine geheimnisvolle Kreatur sein, die da im Finstern wandelt? Der Tod selbst?
    Da bin ich wirklich gespannt auf mehr!

    Danke. ^^

    "lag" und "Unruhe" passen für mein Empfinden nicht so gut zusammen. Für mich gehört "liegen" eher mit "Stille" und "Ruhe" zusammen. Durch das "merkwürdig" dazwischen, ist der Gegensatz nicht zu stark, aber falls du diesen überhaupt bewusst einsetzen willst, dann müsstest du die "merkwürdige Unruhe" noch genauer beschreiben. Das frage ich mich jetzt sowieso: Spielt der Wald eine Rolle? Oder ist er bloß Kulisse? Und was ist eigentlich eine "merkwürdige Unruhe"?
    Für mich baut "merkwürdige Unruhe" ein bisschen Spannung auf, die allerdings durch "seelenruhig" wieder etwas weggenommen wird.
    Mir kommt es ein bisschen so vor, als läge hier ein logischer Widerspruch vor (zumindest andeutungsweise): der Nachtwind flüstert der Gestalt den Weg zu, aber diese hört nur auf ihr Herz, weil sie keinen Verstand hat. Damit hört die Gestalt nicht auf den Nachtwind; alternativ: sie hört auf den Nachtwind, versteht aber nichts (nicht akkustisch, sondern inhaltlich, da sie keinen Verstand hat) und folgt trotzdem nur ihrem Herz.

    Diese Kommentare hier sind sehr interessant. Tätsächlich bin ich völlig überrascht. :D In dieser Hinsicht musste ich mich bisher immer auf meine Intuition verlassen, weil man nur selten Rückmeldungen dazu bekommt. Ich muss diese Anmerkungen auf jeden Fall noch etwas sacken lassen und durchdenken, wie ich das jetzt angehe. :hmm:
    Gedacht ist es so: Die Atmosphäre im Wald ist unruhig. Man fühlt, dass etwas nicht stimmt, aber man bekommt davon nur eine Ahnung. Was los ist, kann man nicht spüren.
    Die Gestalt hat keinen eigenen Verstand und nur ihr Herz (das kam wohl gut rüber), aber dieses Herz bzw. ihre Intuition weisen ihr den Weg. In gewisser Weise ist dieser Nachtwind ihre Intuition. Wind folgt beispielsweise den Druckunterschieden, die Gestalt treibt - im übertragenen Sinne - mit dem Wind, mit ihrem Gefühl. Den Wind habe ich nicht als Allegorie gemeint (was aber eine tolle Idee wäre! :D ), wie du weiter unten aufgezeigt hast.
    Als ich das geschrieben habe, was mir die Stimmung sehr wichtig. Ich hoffe bloß, wenn ich mich jetzt hieran orientiere, dass sie da nicht drunter leidet. :hmm:
    Der Wald ist im Prinzip Kulisse. Er tut viel.

    Ich glaube, ich würde zu Beginn den Wald genauer beschreiben, bevor die Gestalt überhaupt auftaucht. Vielleicht auch den Himmel und die Tageszeit. Rein theoretisch könnte man unter dem Nachtwind auch eine Personifikation verstehen, also bildhaft gesprochen: Da geht bei strahlendem Sonnenschein eine noch geheimnisvolle Gestalt durch den Wald und wird dabei vom Nachtwind (vielleicht ein Fetzen dunklen Nebels?) begleitet.
    Was genau meinst du damit, dass der Himmel schon alt und löchrig ist?

    Nun, ich habe den Nachtwind nur deswegen nicht einfach Wind genannt, weil er die Tageszeit anzeigen soll. :whistling: Ich hielt das mit der Allegorie im ersten Moment für einen abwegigen Gedanken. Im Nachhinein ist es aber gar nicht so abwegig. Vielleicht kann ich die Personifikation vom Wind nehmen, wenn ich verdeutliche, dass ich dass ich wirklich nur das Naturphänomen meine. Aber der Eingriff scheint mir tatsächlich etwas schwieriger. :hmm:

    Das finde ich sprachlich ungewöhnlich. Etwas beugen ist für mich eine eher ruhige Bewegung, das passt für mich nicht ganz zum Bild einer brennenden Kutsche, wo die Flammen wild in den Nachthimmel schlagen, hin und hergepeitscht vom stürmischen Wind... oder so ähnlich

    Ja, gutes Argument. :hmm: Ein Strohfeuer ist etwas Wildes, Ungestümes. So etwas braucht etwas mehr ... naja. Feuer eben. :D

    Für mich setzen Ausdrücke wie "seelenruhig" und "völlig unbeeidruckt" voraus, dass das damit beschriebenen Wesen auch das Gegenteil erleben kann. "Mechanisch" würde ich jetzt entweder im engeren Sinne als tatsächlich mechanisch oder im übertragenen Sinn als "ohne Gefühl" / "wie betäubt" (von dem was man gerade gesehen oder erlebt hat) verstehen. Beides passt nicht so ganz in diesem Kontext (für mein Empfinden). Mein Problem damit ist, dass ich nicht genau einschätzen kann, was die Gestalt ist. Später schreibst du "Drohne" und erklärst noch etwas. Die Frage wäre, ob ich - in einer anderen Situation - den Text weiterlesen würde, wenn die Beschreibungen widersprüchlich sind, ohne dass der Widerspruch beabsichtigt ist, um Spannung zu erzeugen.
    Ich denke, du willst die Gestalt im Prolog näher vorstellen. Damit das wirklich spannend gelingt, könntest du mehr auf sie eingehen und zwar so, dass sie etwas tut, was verständlich ist (weil z.B. menschlich, wie etwa Toten die Augen zu schließen), sie dabei aber völlig emotionslos bleibt. Das Wichtige ist, dass du die Gegensätze herausstellst und auch klar machst, dass du dir völlig im klaren bist, dass es sich hier um Gegensätze handelt. Dann erzeugt das meiner Meinung nach beim Leser das Gefühl, dass es sich lohnt, weiterzulesen, weil die Gegensätze erklärt oder vielleicht sogar aufgelöst werden.

    Habe ich denn geschrieben, dass die Gestalt das nicht erleben könnte? :hmm: Grundsätzlich kann sie das. Schließlich hat sie Instinkt, ein Herz. Das hast du weiter oben ja auch gesagt.
    Die Tätigkeit ist für dieses Wesen Routine, deshalb habe ich "mechanisch" gewählt. Die Toten lösen ihn der Gestalt keine Gefühle aus. Mir ist natürlich klar, dass der Leser nicht die Perspektive des Autors hat und nur das hat, was vor ihm liegt. Dabei kann ich es aber auch nicht jedem recht machen. :hmm: Die Frage ist jetzt, wie weit ich auf diese Dinge eingehen kann und mir dabei treu bleibe.
    Ich kann dem Leser auch nicht sagen, was diese Gestalt ist, weil er es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen soll. Es soll vor allem Fragen aufwerfen, die irgendwann noch erklärt werden.
    Ich will die Gestalt auch nicht näher vorstellen. Um ehrlich zu sein, ist sie sogar relativ nebensächlich.
    Dass hier so viele Gegensätze drin sind, war mir beim Schreiben nicht wirklich bewusst. Es ist so herausgeflossen, weil es sich richtig anfühlte. Da heißt natürlich nicht, dass ich darüber nicht reflektieren sollte. Aber gerade bei einer etwas poetischeren Sprache wird die Wahrnehmung des Textes extrem subjektiv. Ich werde hierüber schlafen und mir dann einen Kopf machen, wie ich dazu stehe.

    Das überrascht und verwirrt mich. Wo kommt den der Mann her? Das solltest du noch etwas mehr erklären.

    Das ist jetzt absolut beabsichtigt. Der Mann kommt aus dem Nichts. Klingt doof, das jetzt zu sagen, ich weiß, aber ich halte es damit für ausreichend dargestellt. Bei dir und Rainbow hat es ja funktioniert. :D

    Ich hoffe, meine Anmerkungen helfen dir weiter!

    Das denke ich doch. So unerwartet diese Anmerkungen für mich auch gerade sind, sie geben mir trotzdem ein gutes Gefühl. :)

    Häupter auf meine Asche!

  • So, nachdem ich eingehender drüber nachgedacht habe:

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    "lag" und "Unruhe" passen für mein Empfinden nicht so gut zusammen.

    Ehrlich gesagt, sehe ich den Gegensatz nicht wirklich. Ich verstehe, warum du das sagst, aber nach meinem Empfinden (wir bewegen uns hier ja leider in sehr subjektiven Gefilden ^^ ) wirkt das nicht unpassend. Da du aber schon die Gegensätze immer wieder aufgreifst, könnte ich doch glatt noch einen Schritt weiter gehen. :hmm:
    Ich denke, ich ändere den Satz zu: "Der Wald schlief in einer merkwürdigen Unruhe [...]"
    Das gefällt mir noch besser. :D Es impliziert auch ein wenig das Gefühl, dass Nacht ist. Allein schon deswegen waren deine Anmerkungen hilfreich.

    EDIT: Es wurde zu: "Der Wald schlief unruhig [...]"

    dann müsstest du die "merkwürdige Unruhe" noch genauer beschreiben.

    Das sehe ich (im Moment. Wer weiß, wie ich in einem Jahr darüber denken werde?) nicht so. Ich will dem Leser folgendes in die Hand drücken:
    Wald -> Die Kulisse ist ein Wald.
    Der Wald ist unruhig, die Unruhe fühlt sich merkwürdig an. -> Der Leser soll eine Ahnung davon bekommen, dass etwas nicht stimmt. Was das ist, wird im späteren Verlauf klar. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie ich auf diese "merkwürdige Unruhe" weiter eingehen sollte. :hmm: Das Ganze ist für mich so etwas wie ein unruhiger Schlaf (noch ein Grund, warum ich mit der Änderung jetzt sehr zufrieden bin. Hab ich mich schon bedankt? :D ).

    Rein theoretisch könnte man unter dem Nachtwind auch eine Personifikation verstehen, also bildhaft gesprochen: Da geht bei strahlendem Sonnenschein eine noch geheimnisvolle Gestalt durch den Wald und wird dabei vom Nachtwind (vielleicht ein Fetzen dunklen Nebels?) begleitet.

    Rein theoretisch kann man das so auffassen. Diese Interpretation habe ich so noch nicht gesehen und ist, finde ich (ich hatte das ja schon gesagt :D ), eine wirklich schöne Idee. Ich denke aber nicht, dass ich das ändern werde, um von der Personifikation weg zu kommen. ich habe jetzt einige Möglichkeiten im Kopf durchgespielt, aber keine hat mir wirklich gefallen. Gerade durch diese Personifikationen kommt diese Stimmung zustanden, die ich da will. Außerdem denke ich, dass die wenigsten diese Passage so verstehen werden (Das ist jetzt für mich so eine Ich-kann-es-leider-nicht-allen-recht-machen-Situation. Bitte versteh das nicht als stumpfes Totschlagargument) und es wird spätestens einige Sätze später klar, weil der Nachtwind nicht weiter erwähnt wird, dass hier keine Allegorie vorliegt.
    Das scheint für mich die beste Lösung. Den Gedanken mit der Allegorie vergesse ich aber nicht. :D Ich habe bereits eine an einer anderen Stelle drin und es würde sicherlich passen, wenn ich noch irgendwo eine andere einbaue.

    Das finde ich sprachlich ungewöhnlich. Etwas beugen ist für mich eine eher ruhige Bewegung, das passt für mich nicht ganz zum Bild einer brennenden Kutsche, wo die Flammen wild in den Nachthimmel schlagen, hin und hergepeitscht vom stürmischen Wind... oder so ähnlich

    Das Strohfeuer ist etwas Wildes, ja. Aber den Wind habe ich eigentlich recht sanft beschrieben (streichelt Baumkronen und so). Ich werde aber versuchen, das etwas klarer zu machen. :)

    Was genau meinst du damit, dass der Himmel schon alt und löchrig ist?

    Das habe ich wohl etwas missverständlich angeordnet. Ich meinte es eigentlich so:
    Der Himmel ist schon alt -> Weil er alt ist. Es gibt ihn schon lange ^^
    Der Himmel ist löchrig -> Die Sterne am Himmel sind wie Löcher im samtenen Schwarz.
    Durch meine Anordnung steht da so etwas wie, dass der Himmel schon löchrig sei. Das macht in dem Sinne nicht viel Sinn. Ich sollte das also etwas abändern. Da ist sogar eine Variante, die mir gefällt. :D

    So, damit hätte ich für mich wohl das Wichtigste abgearbeitet.

    Häupter auf meine Asche!

    Einmal editiert, zuletzt von kalkwiese (28. Februar 2017 um 20:54)

  • Ich werde bei der Neufassung nun auch mitlesen. Finde es immer so schwer mich zu animieren bei einer Geschichte mit 10+ Seiten im Thread einzusteigen. ^^

    Da die anderen sich schon zu den stilistischen Details geäußert haben, beschränke ich mich mal auf das Allgemeine. Du hast einen schön poetischen Schreibstil, der mir, da ich selbst so schreibe, sehr gefällt. Der Prolog ist von der Szene her auch gut gewählt, mit der mysteriösen Kreatur klingt er wie der typische Prolog einer Fantasygeschichte, was bei mir definitiv den Drang weckt weiterzulesen.

    Ich vermute mal, das Kind wird im weiteren Verlauf noch eine Rolle spielen? Wäre jedenfalls die perfekte Stelle für einen Prolog. :D Die Kreatur erscheint mir wie eine Art Seelensammler, auf jeden Fall eine interessante Idee, ich bin gespannt wie es weitergeht. Wobei der Ausdruck “Drohne“ dem Ganzen auch ein leichtes Science Fiction -Feeling gibt.

  • Spoiler anzeigen


    Die letzten Tage gab es viele Möbel zu schleppen, weshalb das Forum etwas kürzer treten musste. Ich habe auch vor, zwischen den Teilen immer ein, zwei Tage zu lassen. Außerdem kommen bald wieder die Klausuren. ^^ Schade, wirklich. Aber jetzt erstmal ein weiterer Abschnitt.

    Kapitel 1
    Die Himmelsjäger
    Zwei Brüder - Ein Prinz und eine Fee - Die Haussklaven



    Zwei Brüder


    Reißen. Den ganzen Tag tat es nichts anderes. Es riss in seine Hände, während er an ihm zerrte. Es riss in seine Schulter, setzte sein Fleisch in Brand. Das Seil. Dabei war er es doch, der den Pflug zog und den Acker aufreißen sollte. Und merkwürdigerweise war es gerade die Erkenntnis dieser bitteren Ironie, die ihn lächeln ließ. Sein Leben war ein Witz und er hatte gerade die Pointe verstanden. So ließ sich zumindest der Moment ertragen.
    „Schön, dass du auch mal aufklarst, Maks“, presste Paavo hinter seinen Zähnen hervor, der links neben ihm am Pflug zerrte. „So ein Gesicht hast du lange nicht mehr gezeigt.“
    Seine schwarzen, verschwitzten Haare hingen Paavo in die Augen, doch er ließ sich davon nicht stören.
    An einem Pflug zogen immer jeweils vier Sklaven, und die Gruppe um Maks zerrte mittlerweile seit einigen Stunden, ohne längere Pausen. Die Augen eines Aufsehers bohrten sich dabei in ihre Rücken.
    „Zählen die Abende am Feuer für dich etwa nicht, Bruder? Ich wette, du hörst dem Alten genauso gerne zu wie ich“, gab Maks keuchend zurück.
    War sein Himmel wirklich so trüb gewesen?
    Maks‘ Lächeln blieb an Ort und Stelle, doch Paavo schien es misstrauisch zu stimmen. Zu oft hatte Maks sich Masken aufgesetzt, versucht sich dahinter zu verstecken und Paavo um seine Sorge zu betrügen. So hoch die Mundwinkel auch geschnitzt waren, die Maske blieb ein Stück Holz.
    Unerwarteterweise jedoch, war dieses Mal etwas anders. Maks‘ schmächtige Gesichtszüge waren frei, losgelöst von dem letzten Monaten, und nach einigen Moment fragenden Abwartens, musste sich auch Paavo sicher sein, dass das Lächeln echt war. Zum ersten Mal, seit man sie verkauft hatte.
    „Hört auf zu quatschen und konzentriert euch gefälligst aufs Ziehen!“, rief ein Aufseher, welcher an dem hohen Zaun lehnte, der sich um das gesamte Feld zog.
    Leise Flüche zischend senkte Paavo das Haupt, und die Brüder warfen sich weiter in ihre brennenden Seile.
    „Keine Angst“, sprach einer der beiden älteren Sklaven, die die Brüder einrahmten, aus seinen Mundwinkeln. „Gerade brauchen sie alle Arbeitskraft, die sie bekommen können, um das Feld zu bestellen. Da setzen sie die Peitsche nicht ein.“
    Paavo nickte, doch die Anspannung fiel nicht von ihm ab. Noch immer beherrschte ihn Angst, ganz im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder.
    Das schwere Metallgestell bewegte sich ruckartig vorwärts, Stück für Stück. Und während sie mit diesen Klauen die Erde aufrissen, beobachtete Maks einmal mehr die Landschaft zu seiner Rechten. Dort erstreckte sich jenseits des Zauns ein weites Meer aus nadeligen Baumspitzen, die sich im rauschenden Wind wogten und in denen Maks gern Wellen sah, die gegen den Strand aus Äckern rauschten. In der Ferne war noch eine einsame Kirchturmspitze zu erkennen, die in dem wilden Meer so etwas wie Ordnung und Sicherheit versprach.
    Ein Blitz durchzuckte Maks‘ linke Schulter, keuchend zog er sich das Seil auf die andere Seite. Diese Krämpfe waren lästig.
    Nun fiel sein Blick auf den Strand, die Felder. Jeder Acker auf dem Land des Gutsherrn war eingezäunt, war ein Käfig. Dafür waren Stämme in die Erde gerammt worden, splitterig und spitz. Bevor man über sie hinweggestiegen wäre, hätte man bereits einen Armbrustbolzen im Rücken.
    Immer, wenn Maks seinen Blick darüber schweifen ließ, sah er, wie die Hunde schufteten. Er war selbst ein Hund, schließlich nannten sie alle den Stall, in dem man sie hielt, den Zwinger. Zu gern hätte er wie die anderen auf den Gutsherrn geschimpft. Monster! Mörder! Dämon! Nein. Er spürte keine Wut auf ihn. Warum auch? Die Sklaverei gab ihm Ordnung und, solange er sich an die Regeln hielt, fühlte er sich sicher.
    Natürlich, die, die zu alt waren, wurden irgendwann aussortiert und weggebracht. Niemand wusste wohin. Nur, dass sie nie zurückkehrten. Aber es interessierte ihn auch nicht. Er war jung. Und irgendwann würde er hier enden. Wollte er da wirklich alt werden? Mit Sicherheit nicht.
    Alles an diesem Ort war ihm gleichgültig. Mit leerem Blick stapfte er weiter über den lehmigen Boden voran.

    Häupter auf meine Asche!

    4 Mal editiert, zuletzt von kalkwiese (23. Februar 2018 um 23:54)

  • Das ist jetzt für mich so eine Ich-kann-es-leider-nicht-allen-recht-machen-Situation. Bitte versteh das nicht als stumpfes Totschlagargument

    Tue ich nicht :-). Im Grunde könnte es mir ja egal sein, was und wie du schreibst. Das ist es nicht. Trotzdem bin ich sehr weit davon entfernt, dir vorschreiben zu wollen, wie du zu schreiben hast. Ich schreibe meine Gedanken zu deinem Text auf, damit du das daraus machen kannst, was dir richtig erscheint. Wenn das klappt, bin ich zufrieden und du vielleicht auch.

    Ich werde nächste Woche mal weiterlesen und dann wieder kommentieren. Bis dahin hab ich leider zu viel zu tun.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Hey,

    ich finde, der Teil liest sich sehr gut. Was mir nur aufgefallen ist, bzw. mich verwirrt hat, war, dass du scheinbar die Perspektive zwischen den beiden Brüdern wechseln lässt. Ist das beabsichtigt?

    Hier ein Beispiel:


    ".....Ich wette, du hörst dem Alten genauso gerne zu wie ich“, gab Maks keuchend zurück. War sein Himmel wirklich so trüb gewesen?

    Hier bekommen wir Einblicke in Maks Gedanken. Er fragt sich, ob sein Himmel wirklich so trüb gewesen war....

    Maks‘ Lächeln blieb an Ort und Stelle, doch Paavo stimmte es misstrauisch. Zu oft hatte Maks sich Masken aufgesetzt, versucht sich dahinter zu verstecken und Paavo um seine Sorge zu betrügen.

    Hier denkt Pavo...Maks`Lächeln macht ihn misstrauisch, wir erfahren von Maks` Eigenart, seine Sorgen hinter eine Maske zu verstecken.

    Immer, wenn Maks seinen Blick darüber schweifen ließ, sah er, wie die Hunde schufteten. Er war selbst ein Hund, schließlich nannten sie alle den Stall, in dem man sie hielt, den Zwinger. Zu gern hätte er wie die anderen auf den Gutsherren geschimpft....

    Hier tauchen wir wieder in Maks Gedankenwelt ein...


    Ich weiß nicht, ob ich vielleicht einfach nur paranoid bin, weil ich jetzt selber verstärkt darauf achten möchte, durchgängig eine Perspektive einzuhalten. Wahrscheinlich ist es auch nicht weiter schlimm und andere lesen darüber weg. Ich wollte es dir trotzdem sagen...

    Ansonsten finde ich es, wie gesagt, richtig gut geschrieben :)

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • @Rainbow
    Mit so etwas habe ich, ehrlich gesagt, gerechnet. ^^ Damals habe ich die Szene geschrieben, ohne auf die Ezählperspektive zu achten. Ich hatte den auktorialen Erzähler für mich gewählt und damit darf man ja quasi alles: Den Leuten in die Köpfe schauen, Gedanken aller zeigen, usw. Literatur darf prinzipiell auch alles.
    Das darf aber nicht zu einer stumpfen Ausrede werden, mit dem man eigenes Unvermögen rechtfertigt. Ich frage mich also: Funktioniert die Szene? Wirkt es wie gewollt? Ich will nämlich beide Brüder vorstellen und ihre Gedanken zeigen. Und das geht auch, davon bin ich überzeugt. Aber ist es gut umgesetzt? Habe ich das wirklich geschafft? Wenn es den Leser verwirrt, dann sollte ich mir in der Beziehung einen Kopf machen und es anders lösen. Das würde ich eben auch irgendwie hinkriegen, daran zweifel ich nicht. ^^
    Wenn du sagst, es sei gut geschrieben, aber es verwirrt dich, kann es dann überhaupt gut geschrieben sein? Das sind jetzt Fragen, die mich gerade beschäftigen. :) Generell sollte ich aber, um mit beim Thema Perspektive sicherer zu werden, mal ein paar Kurzgeschichten schreiben.

    Häupter auf meine Asche!

  • Hey,
    unser Internet funktioniert im Moment nur sporadisch. Deshalb bin ich gezwungen mit diesem blöden Handy herumzuhantieren.Ich würde dir gerne etwas ausführlicher antworten. ...was mich aber auf diese Weise in den Wahnsinn treiben würde. Nur damit du Bescheid weißt, ich melde mich nochmal, wenn die Technik wieder funktioniert. ....

  • Hey,

    ich beginne deine Geschichte als Neuling (kenne die Urfassung nicht) zu lesen.

    mal ein Kommentar meinerseits ;)

    Zum Prolog...


    Ihr Herz folgte dabei einzig dem Instinkt, denn sie war ohne Verstand geschaffen worden. So kannte sie keine Rast — sondern nur ihr Ziel.
    Sie folgte dem Weg tiefer in das Meer aus Nadelbäumen, das sich unter dem Sternenzelt erstreckte. Dieser Himmel war nun schon so alt, und die Sterne waren wie Löcher im samtenen Schwarz … bei seinem Anblick durchzuckte sie noch immer dieses Gefühl von Ehrfurcht.


    du schreibst das die Gestalt ohne Verstand geschaffen wurde, dennoch ist sie in der Lage bei dem Anblick von Sternen Ehrfurcht zu empfinden, was impliziert, das sie eine wage Vorstellung von Raum und Größe/Entfernung hat.
    Da bin ich mir nicht sicher ob ich dir recht folgen kann, vielleicht wäre geringer Verstand oder ohne eigenen Willen eine alternative...

    Zum Kapitel 1

    Find ich klasse, so wie es ist, konnte auch ohne Probleme dem wechsel zwischen der Perspektiven folgen.

    Ich konnte mich gut in die harte Arbeit der Protagonisten einfühlen.

    Alles in allem Endstand bei mit ein gutes Bild der Umgebung.


    Auch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Brüder, (großer Bruder, kleiner Bruder) konnte man schon deutlich erkennen.

    Top :thumbup:

    "Beurteile die Bücher nie nach dem, mit was sie im Anfang einleiten, sondern wozu sie am Ende hinleiten."

    Ignatius von Loyola

    • Offizieller Beitrag

    Diese Geschichte wollte ich immer lesen, aber die Zeit hat irgendwie nie gereicht, dass ich mich wirklich dazu aufraffen konnte, deshalb passt es mir ganz gut, dass du eine Neufassung anfangen willst. ^^
    Den Prolog und den ersten Teil finde ich auf jeden Fall schon mal sehr interessant. Es klingt, als wäre es etwas Neues und irgendwie haben die beiden Texte einen Stil, den ich als "verträumt" bezeichnen würde. Kurz, knackig und dennoch beschreibend und bildlich und gleichzeitig auch wirr. Mir gefällt es! ^^
    Ansonsten lässt sich noch nicht viel sagen, so viel ist schließlich noch nicht passiert. Ich bin mal gespannt, was mich erwartet.

    LG, Kyelia



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Natürlich, die, die zu alt waren, wurden irgendwann aussortiert und weggebracht. Niemand wusste wohin. Nur, dass sie nie zurückkehrten. Aber es interessierte ihn auch nicht. Er war jung. Und irgendwann würde er hier enden. Wollte er da wirklich alt werden? Mit Sicherheit nicht.

    Eigentlich wollte ich nichts antworten, weil alle anderen ja schon was geschrieben haben :)
    Aber dieses Zitat finde ich extrem gut.
    Ein Gedankengang der gleichzeitig eiskalt logisch und grausam, aber absolut nachvollziehbar ist ...

    So mehr will ich gar nicht senfen ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • „Hört auf zu quatschen und konzentriert euch gefälligs aufs Ziehen!“, knurrte ein Aufseher, der an dem hohen Zaun lehnte, der sich um das gesamte Feld zog.

    Mein erster Eindruck bei dem Satz war, dass er nicht zu meiner Vorstellung passte. Im Geiste sehe ich Maks und Paavo auf dem Feld irgendwo in der Mitte am Pflug zerren. Wenn die beiden nicht sehr laut miteinander reden oder das Feld winzig ist, dann müsste der Aufseher eher neben ihnen herlaufen. Dass er am Zaun lehnt und zwanzig Meter weit weg (willkürliche Zahl meinerseits :) ) ein gemurmeltes Gespräch hört, ist da eher unlogisch. Zweiter Punkt dazu: "knurrte". Meiner Meinung nach ist Knurren eher leise, das würde auch dafür sprechen, dass der Aufseher eher näher an den beiden dran ist. Für mich wäre ein Grund dafür, dass er knurrt, dass er nicht möchte, das ein Oberaufseher (?) das mitbekommt, denn dann müsste er die beiden mit der Peitsche bestrafen. Warum er das nicht möchte...

    Deine Erklärung, dass jede Arbeitskraft gebraucht wird, ist aber auch gut.

    Dort erstreckte sich jenseits des Zauns ein weites Meer aus nadeligen Baumspitzen. In der Ferne war eine Kirchturmspitze zu erkennen, die wie eine einsame Insel aus dem Meer herausragte.
    Ein Blitz durchzuckte seine linke Schulter, keuchend zog er sich das Seil auf die andere Seite. Diese Krämpfe waren lästig.
    Nun fiel sein Blick auf den Strand aus Feldern. Jeder Acker auf dem Land des Gutsherrn war eingezäunt, war ein Käfig.

    Diese Stelle, vor allem das Bild Meer-Strand, finde ich schon gut, ist aber noch ausbaufähig. Und evtl. auch lohnenswert. Der "Strand aus Feldern" kam mir zuerst etwas seltsam und ungewöhnlich vor, daher wäre es vielleicht gut, das Bild noch etwas zu vertiefen. So könnten sich die Bäume im Wind wiegen, so dass es aussieht, als wären es Wellen, die gegen den Strand brandeten.
    Und du könntest den Gegensatz "Freiheit auf dem Meer" (ergänzt evtl. durch Kirchturm und Glockengeläut) vs. "Sklaverei am Strand" (durch die Käfige etc.) ausbauen. Evtl. würde es sich auch anbieten, das Meer in Maks Augen als wild und chaotisch erscheinen zu lassen, dann wird verständlicher, dass er die Sklaverei wegen ihrer feste Struktur derzeit noch (?) bevorzugt.

    Und während sie mit diesen Klauen die Erde zerfetzten, beobachtete Maks einmal mehr die Landschaft zu seiner Rechten

    Ich finde "zerfetzten" etwas zu wild. "aufrissen", "aufgruben", "zerfurchten" wären vielleicht Alternativen.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Dann kommt auch mal mein Kommentar zum ersten Kapitel. ^^

    Ich finde es gut geschrieben und bin gespannt was für eine Rolle die beiden Sklaven spielen werden. Das mit den Erzählperspektiven, was Rainbow erwähnt hat, ist mir auch aufgefallen, aber ich finde es nicht ungewöhnlich. Zumindest habe ich es bereits in vielen, auch erfolgreichen und bekannten Büchern gesehen. Es ist dann nur wichtig, dass du diese Form der Erzählperspektive für den Rest der Geschichte bzw. für diese Charaktere beibehältst, sonst handelt es sich wirklich um einen irritierenden Stilbruch.

    Vom Inhalt her bietet es auch einen guten Einstieg. Ich hab wirklich nichts auszusetzen. 8| (Das kommt selten vor bei mir... Sehr selten.)

  • Danke, Leute. Ich versuche gerade, das umzusetzen. Ist gerade mit den Klausurvorbereitungen etwas ungünstig, aber ich versuche, auch hier hin und wieder etwas zu tun. :)

    Spoiler anzeigen

    Mein erster Eindruck bei dem Satz war, dass er nicht zu meiner Vorstellung passte. Im Geiste sehe ich Maks und Paavo auf dem Feld irgendwo in der Mitte am Pflug zerren. Wenn die beiden nicht sehr laut miteinander reden oder das Feld winzig ist, dann müsste der Aufseher eher neben ihnen herlaufen. Dass er am Zaun lehnt und zwanzig Meter weit weg (willkürliche Zahl meinerseits ) ein gemurmeltes Gespräch hört, ist da eher unlogisch. Zweiter Punkt dazu: "knurrte". Meiner Meinung nach ist Knurren eher leise, das würde auch dafür sprechen, dass der Aufseher eher näher an den beiden dran ist. Für mich wäre ein Grund dafür, dass er knurrt, dass er nicht möchte, das ein Oberaufseher (?) das mitbekommt, denn dann müsste er die beiden mit der Peitsche bestrafen. Warum er das nicht möchte...

    Witzig, denn ich hatte es kurz vor dem Hochladen so umgeändert, dass du das jetzt schreiben musstest. Vorher hatte es gepasst. :D So ein Mist. Wird berichtigt.

    Diese Stelle, vor allem das Bild Meer-Strand, finde ich schon gut, ist aber noch ausbaufähig. Und evtl. auch lohnenswert. Der "Strand aus Feldern" kam mir zuerst etwas seltsam und ungewöhnlich vor, daher wäre es vielleicht gut, das Bild noch etwas zu vertiefen. So könnten sich die Bäume im Wind wiegen, so dass es aussieht, als wären es Wellen, die gegen den Strand brandeten.
    Und du könntest den Gegensatz "Freiheit auf dem Meer" (ergänzt evtl. durch Kirchturm und Glockengeläut) vs. "Sklaverei am Strand" (durch die Käfige etc.) ausbauen. Evtl. würde es sich auch anbieten, das Meer in Maks Augen als wild und chaotisch erscheinen zu lassen, dann wird verständlicher, dass er die Sklaverei wegen ihrer feste Struktur derzeit noch (?) bevorzugt.

    Interessant! Da werde ich mir definitiv Gedanken zu machen. Der Vorschlag gefällt mir und macht es sicher lebendiger.

    @Rainbow
    Zur Perspektive. Ich habe mich nun für die personalen Erzählstil entschieden und werde das ganze nochmal kritisch prüfen. Auch wenn ich nicht ganz mit deinen Punkten übereinstimme, weil das z.T. auch von Maks so gesehen bzw. gewertet sein kann. Aber es gibt diesen kleinen Bruch in der Perspektive und das gefällt mir nicht mehr. Den werde ich sorgfältig herausnehmen. :)

    @Ebrithil Ministrant ich fand es passend, weil Ehrfurcht ja auch eine Art Emotion ist und die Gestalt diese ja empfinden kann. Sie kann auch verwirrt sein oder erstaunt. Oder erschrocken. Die Sache mit dem Sinn für Entfernung ist ein interessanter Gedanke. Vielleicht gehe ich da noch drauf ein und ändere das, aber ich bin mir momentan nicht sicher. Der Gedanke muss noch reifen. :hmm:


    Und an alle Neueinsteiger: Schön, euch an Board zu haben!

    Häupter auf meine Asche!