Andrzej Sapkowskis „Hexer-Reihe“

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.888 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. Dezember 2023 um 16:31) ist von LittleOwlbear.

  • … oder auch „Die Geralt-Saga“, wie die Reihe laut dtv heißt.
    Es wundert mich, dass es zu den Büchern noch keinen Thread gibt. Dabei werden sie alle Nase lang im Forum erwähnt ^^

    Zu besagter Reihe gehören folgende Bücher:
    Die beiden Kurzgeschichtenbände „Der letzte Wunsch“ und „Das Schwert der Vorsehung“,
    die Pentalogie, also eigentliche Romanreihe:

    • „Das Erbe der Elfen“,
    • „Die Zeit der Verachtung“,
    • „Feuertaufe“,
    • „Der Schwalbenturm“,
    • „Die Dame vom See“

    sowieso der seperate Roman „Zeit des Sturms“ und einer Art SpinOff „Etwas endet, etwas beginnt“ (worin Geralt und Co aber nur eine nebengeordnete Rolle spielen).

    Worum geht es in den Büchern? Ich habe vergebens nach einer brauchbaren Inhaltsangabe gesucht, nachdem ich selbst daran gescheitert bin. Denn natürlich passiert viel zu viel, als das man es schnell in einer halben Seite zusammenfassen könnte. Wikipedia kann mir aber zumindest helfen, den Protagonisten vorzustellen:

    Der von Narben im Gesicht gezeichnete Protagonist Geralt von Riva zieht gegen Bezahlung als professioneller Monsterjäger durch das Land. Seine Markenzeichen sind sein langes weißes Haar und zwei Schwerter auf dem Rücken. Eines aus Silber, das gegen Monster und Gefahren aus der Unterwelt eingesetzt wird und eines aus Stahl, das gegen menschliche Monster zum Zuge kommt.
    Geralt von Riva wurde seit seiner frühen Kindheit auf der Burg Kaer Morhen zum Hexer ausgebildet. In der Bevölkerung wird erzählt, dass die Bruderschaft der Hexer nachts Kinder rauben und sie einer harten und grausamen Ausbildung unterziehen würde. […]
    Geralt wurde auf Kaer Morhen in grundlegender Kampfmagie und im Kampf mit dem Schwert unterrichtet. Er ist als Einzelgänger ein meisterhafter Schwertkämpfer mit schnellen Reflexen, Alchemiekenntnissen und beherrscht Kampfzaubersprüche […].


    Geralt ist also nicht gerade der nette Typ von nebenan, mit dem jeder befreundet sein will. Im Gegenteil. Und gerade dieser Mann wird durch diverse Umstände zum Ziehvater des Mädchens Ciri. Um sie herum herrscht Krieg zwischen den nördlichen Königreichen und Nilfgaard und plötzlich hat es jeder auf das Mädchen abgesehen. Dadurch wird Geralt, ohne es zu wollen, in den Krieg hineingezogen. Um seine Ziehtochter zu retten, muss er sich hinter die feindlichen Linien begeben und sich mit machthungrigen Magiern, intriganten Königen und sadistischen Häschern auseinandersetzen.
    Die Kurzgeschichtenbände erzählen wiederum einzelne Episoden aus Geralts Leben. Darunter, wie er seinen besten Freund Rittersporn kennen gelernt hat oder seine Geliebte Yennefer. Die Geschichten sind teilweise an bekannte Märchen angelehnt, wie Die Schöne und das Biest oder Die kleine Meerjungfrau.

    Andrzej Sapkowskis Buchreihe über die Abenteuer des Hexers Geralt von Riva ist eine Fantasy-Reihe, geschrieben für Erwachsene. Die Geschichten sind gezeichnet von blutigen Auseinandersetzungen, derber Sprache und sexuellen Inhalten. Als Nebenerscheinungen spielen außerdem noch Themen eine Rolle wie Inzest, Rassenhass, Fehlgeburten und die Grausamkeiten des Krieges. Trotzdem sind die Bücher keine toternsten Dramen. Es gibt durchaus die eine oder andere Situation, die einem zum Schmunzeln bringt. Beispielsweise kommt der junge Ritter Cahir einfach nie dazu, seinen vollen Namen und Titel zu nennen, weil er vorher prinzipiell unterbrochen wird. Oder eine ganze Gruppe erwachsener Männer (die einem Werwolf gegenüber treten, ohne mit der Wimper zu zucken) steht betröppelt da, weil sie nicht wissen wie sie mit dem Thema Regelblutung umgehen sollen.
    Ein bisschen Moralgeplänkel kommt auch noch vor: ist ein Vampir, der kein Blut mehr trinkt, trotzdem noch ein Monster?

    Wer mal reinschnuppern möchte, kann sich die Leseproben auf der offiziellen Homepage des dtv ansehen: http://www.der-hexer.de/leseproben/

  • Eine meiner liebsten Fantasy-Serien :love: , vor allem weil er auch gerne mal mit Klichees und Erwartungen spielt. Allerdings habe ich das irgendwann zu der Zeit gelesen als Teil1 der Spiele rauskam und alles nur noch sehr bruchstückhaft in Erinnerung, ich glaub es wird Zeit für einen Reread. :D

    Eine sehr markante Erinnerung habe ich an eine Szene in der Gerald und ich glaub eine Gruppe Zwerge, an ein Heerlager kommen, und erst mal beschrieben wird wie extremst es schon weit davor nach (menschlichen) Fäkalien stinkt. Das fand ich extremst toll, da das ein Detail ist das bei Hochglanzfantasy gerne mal komplett vergessen wird...

    Falken haben doofe Ohren

  • Ich habe den ersten Band erst letzte Woche fertig gelesen. So eine richtig fundierte Meinung habe ich noch nicht dazu. Es war auf jeden Fall immer wieder spannend, witzig und ein wenig überraschend. Aber so richtig gepackt hat's mich irgendwie nicht. Mal sehen, ob ich mir den zweiten Band mal kaufe oder ausleihe.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Aber so richtig gepackt hat's mich irgendwie nicht.

    Meiner bescheidenen Meinung nach wird es nicht besser ^^
    Sapkwoskis Romane (auch die Hussiten-Trilogie, an der ich gerade sitze) strecken sich dadurch unnötig, indem er viel zu viele Nebenfiguren behandelt, die letztlich kaum eine Rolle spielen. Es gibt viele Szenen, die für die Handlung überflüssig sind und auch nichts zur Charakterdarstellung oder -entwicklung beitragen. Einer der Romane (ich hab gerade vergessen welcher der fünf, einer der drei mittleren auf jeden Fall) wird auf diese Weise in meinen Augen überflüssig, weil er zu 95% aus solchen Füllszenen besteht. Die Bücher haben durchaus sehr spannende und unterhaltsame Parts. Sie wechseln sich aber mit Durststrecken ab und das macht die Romane meiner Meinung nach zäh zu lesen.
    Die Kurzgeschichten hingegen sind super. Lassen sich flüssig lesen und Palaver fällt nicht so sehr auf. Ich mag diese dreckige, unpolierte Art von Fantasy und auch die trockene Art von Sapkowski. Die Romanreihe würde ich trotzdem nur denjenigen empfehlen, die viel, vieeeel Durchhaltevermögen haben ^^

  • Ich hab gestern den letzten Wunsch fertig gelesen, und würde das nicht als klassische Kurzgeschichtensammlung sehen, da sie ja doch (lose) mit einander verknüpft sind.
    Zudem war ich erstaunt wie viele Elemente und Figuren hier schon auftauchen, die in den späteren Romanen bzw. in den Spielen noch eine Rolle spielen.

    Meinen Geschmack trifft es jetzt auch beim zweiten Mal lesen nocht sehr gut und ich bin gespannt was ich dann zu den Romanen sage, dessen Letzten ich dann ja auch nicht mehr so optimal in Erinnerung habe. :D
    Wobei ich den Rest ja echt mochte und nicht glaube das sich das so verändert hat.

    Im ersten Band spielt er ja nicht nur mit Fantasyklichees (das hat nicht jedes mythische Wesen existiert sondern auch einfach mal Hirngespinste sind) sondern bringt auch etliche Märchen teils herrlich verzerrt in die Geschichte, das gibt es glaube ich nur in den Kurzgeschichten...
    (Oder ihm sind die klassischen Märchen ausgegangen und er bezieht sich auf Polnische die ich schlicht nicht erkenne)

    Falken haben doofe Ohren

    Einmal editiert, zuletzt von Alcarinque (24. Mai 2017 um 08:31)

  • Die Hexer-Romane stehen alle in meinem Bücherregal.
    Auch meine Freundin Berta hat sie verschlungen. Ich mag die Bücher, finde sie spannend und mir gefällt der schwarze Humor.
    Und ja, ich habe alle drei Witcher-Games gespielt. Bevor der dritte Teil vom Spiel kam, hat Berta sich erneut alle Bücher von mir ausgeliehen.

    Dies alles fing damit an, dass mir jemand "Der letzte Wunsch" geschenkt hat.
    Ich hatte echt Glück, dass ich noch an die anderen Bücher ran kam.

  • Ich habe auch die Bücher gelesen, zwar waren sie häufig, besonders zum Ende hin etwas verwirrend, aber ich mag einfach diesen schwarzen Humor, sowie diese Andeutungen zur realen Welt (zum Beispiel mit dem Latein der "Wissenschaftler" oder mit der Universität in Ochsenfurt ).
    Desto mehr habe ich mich gefreut, dass jetzt nach dem immensen Erfolg des dritten Spiels (welches mein PC leider nicht packen würde) eine Serie von Netflix im Dezember diesen Jahres erscheinen soll, die sich aber nach den Büchern, nicht den Spielen richten wird.
    Wir können uns also schon auf einen grießgrämig drfeinblickenden, weißhaarigen Henry Cavill und hoffentlich viel Action mit sowohl realen als auch menschlichen Monstern freuen ;)

  • Ich bin ein Geralt Freund seit die erste Übersetzung seiner Erzählungen erschienen ist. Die Geschichten habe ich gefressen, und immer wieder mal gelesen.

    Die Romane haben mich mehr Zeit gekostet, waren aber auch ein Genuss. Die Comics habe ich dann auch noch gelesen.

    Die Spiele kenne ich nicht. Habe aber schon ein paar Pen&Paper Rollenspielabenteuer in Geralts Welt erlebt.

    Die Netflix Serie konnte mich nur bedingt fesseln. Da hatte ich einfach zu hohe Erwartungen.

  • hey

    Binn grad bei Band 3 aber geht es nur mir so oder sind die Bücher ziemlich verwirrend. Ich muss jedes mal die Vorherigen Teile nochmal lesen um mitzukommen.

    Aber es ist eine sehr gute Story das steht außer Frage <3

  • Die Hexer-Bücher sind gleichzeitig eine der coolsten und uninspiriertesten Reihen, die ich kenne, und trotzdem einer meiner Lieblinge!

    Was Sapkowski meiner Meinung nach extrem gut kann, sind Dialoge. Die Zeilen feuern nur so und wenn Geralt sich mit Tod-und-Teufel-fluchenden Zwergen unterhält oder von Yennefer eine Lektion kriegt, hat man schneller zwei Duzend Seiten zerlesen als die Selbsteinschätzung einem zugetraut hätte. Das liegt eben auch daran, dass die Charaktere nahbar sind, bedeutet aber nicht, dass man jede Handlung gutheißt. Man ärgert sich eben, wenn sie Mist bauen und freut sich, wenn Erfolg durchblitzt - man ist als Leser einfach emotional drin und das muss ein Autorin oder eine Autorin erstmal schaffen.

    Was Sapkowski aus meiner Sicht aber so gar nicht gelingt, ist das Worldbuilding. Die Charaktere sind wie Hochglanzschauspieler, die teilweise auf einer Schrottplatzbühne performen. Ich persönlich finde den slawischen Touch an der Lore, die der polnischen Herkunft des Autors geschuldet ist, eigentlich ziemlich erfrischend. Aber wirklich etwas daraus machen traut er sich leider nicht. Alles wirkt aus meiner Sicht irgendwie generisch, wie eine zweckmäßige Kulisse. Es gibt Elfen, Zwerge, Drachen, Burgen, ein böses Imperium - und das ist natürlich alles andere als schlecht! Aber es geht eben nicht in die Tiefe. Alles wirkt im Grunde austauschbar, als sei es eben einfach nur da, weil es irgendeine Kulisse braucht.

    Da ich den guten Geralt und seine Geschichte aber trotz allem wirklich ins Herz geschlossen habe, würde ich gerne mit was Positivem enden. Und aus meiner Sicht ist es extrem positiv, wie 'dreckig' die Geschichten teilweise sind. Wer hier klassisch-tolkiensche Helden in goldenen Rüstungen erwartet, wird sich sehr bald gehörig umschauen. Sapkowski malt vorzugsweise mit grau und würzt mit Sex, Gewalt und Dilemmata, ohne sich aber je in Exzessen oder Ähnlichem zu ergehen. Wer das Lied von Eis und Feuer wie eine Praline genossen hat, kriegt hier zumindest ein ähnlich schmeckendes Bonbon, mit einigen Abstrichen in der W-Note (dem Worldbuilding :)).

  • Darauf, dass die Spiele auf Büchern basieren, bin ich erst recht spät gestoßen und die Bücher gehören zu einer meiner Lieblingsreihen.

    Zum einen find ich die Welt sehr tiefgehend und interessant, vor allem die Anlehnung an bekannten und unbekannten, slawischen Sagen und Märchen in Mischung mit klassischerer High Fantasy, die etwas rauer gestaltet ist, zum anderen hab ich die Charaktere sehr ins Herz geschlossen.

    Ich liebe die Vater-Tochter-Beziehung von Geralt und Ciri und seine Romanze mit Yennefer und Tris ist auch mitreißend. Geralt selbst ist tatsächlich ein sehr angenehmer und sympathischer Hauptcharakter, was er im Spiel bereits war. Er soll einem als harter Kerl verkauft werden, aber er hat dennoch Empathie mit den Leuten, die er trifft, und Respekt vor den Frauen in seinem Leben und liebt diese tatsächlich. Bei ähnlich geschriebenen "harten" männlichen Charakteren bekommt man selten den Eindruck, dass Frau und Tochter mehr als Plot Devices sind.