Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.215 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. Juni 2017 um 19:30) ist von Genesis.

  • Inzwischen werden es immer mehr im Forum, die die Geschichten von Lovecraft gelesen haben oder gerade dabei sind, sie zu lesen. Also höchste Zeit für einen eigenen Thread ^^

    Die Geschichten von H.P. Lovecraft zählen zur Pflichtlektüre für jeden Fan von Horror- und Schauergeschichten. Er selbst bezeichnete seine Texte als Cosmicism oder cosmic horror. Seine Protagonisten werden mit einer überweltlichen Macht konfrontiert, die sich fern ab jeder Wissenschaft bewegt und der sie hilflos gegenüber stehen. Dem Menschen, so überlegen und dominant er sich auch sieht, wird bewusst wie unbedeutend und klein seine Existenz ist, im Vergleich zum „kosmischen Grauen“. Das Element des Horrors wird selten besiegt, sondern nur zurückgelassen mit dem beklemmenden Gefühl, dass „Es“ immer noch da draußen ist. Wikipedia sagt außerdem:

    Zitat

    Davon ausgehend, dass die moderne, in seinen Augen von der Wissenschaft durchwirkte und deterministisch bestimmte Weltsicht keine Wunder mehr bieten kann, versetzte Lovecraft die Quelle des Schreckens vorzugsweise in die Vergangenheit oder in die Tiefen des Weltalls. Aus diesen zwei bodenlosen Abgründen der Zeit und des Raumes erheben sich kosmische Kräfte und dringen in das alltägliche Leben der im Vergleich mit ihnen völlig unbedeutenden Menschen ein, in der Regel in der vertrauten und beschaulichen Umgebung, in der der Autor aufwuchs.

    Seine Inspiration zog er oft aus Alpträumen und eigenen Ängsten, beispielsweise seiner Xenophobie oder der Furcht vor der Rückentwicklung bzw. Nichtigkeit des Menschen.

    Im Großen und Ganzen kann man seine Werke in drei zusammenhängende Kategorien einteilen: Der Cthulhu-Mythos, Die Traumweltgeschichten sowie seine traditionellen Schauergeschichten. Trotz dieser Einteilung sind die Geschichten nicht voneinander abgeschnitten. Besonders im Cthulhu-Mythos kommen Querverweise auf die Ereignisse in anderen Geschichten vor.

    Eine Leseprobe (deutsch) kann man hier finden: Leseprobe

    Wer hat die Geschichten gelesen oder ist gerade dabei? ^^ Und wie viele neue Adjektive habt ihr dabei schon gelernt? xD

  • Ist schon etwas her, habe ich aber alle sehr gerne gelesen. Viele Elemente tauchen ja auch gerne wieder in neueren Sachen auf, er hat speziell die amerikanische Unterhaltungsindustrie da doch recht stark beeinflusst...

    Da Cthulhu ja doch überall immer wieder auftaucht war ich recht erstaunt das er eigentlich nur in einer einzigen Kurzgeschichte erwähnt wird (außer ich habe nicht alle gelesen oder das überlesen). Ich nehme an mit dem Cthulhu-Mythos meinst du die immer wieder erwähnten "Great Old Ones", die doch immer wieder mal auftauchen.

    Seine oft subtile Art Dinge nur anzudeuten und Horror nicht mit schlechten Splatter-Effekten gleich zu stellen, hat mir schon sehr gut gefallen.

    Ich sollte mich da eigentlich mal wieder etwas reinlesen, damals war mein Englisch glaub ich noch nicht so gut, sodass ich gewisse Nuancen sicher noch nicht so deutliche wahrgenommen habe. :hmm:

    Falken haben doofe Ohren

  • Lovecraft ist mir vor allem durch seine Gabe aufgefallen, die erste hälfte seiner Geschichten unfassbar langweilig zu gestalten um danach mit seinem Schreibstil zu beeindrucken.

    Ich habe aber nur sehr wenig von ihm gelesen, eigentlich nur Shatten über Innsmouth, der Fall des Dexter Ward und Der Ruf des Cthulhu - wovon ich tatsächlich nur den letzten wirklich von Anfang bis Ende interessant und spannend fand.

    Mir wurde gesagt wie Berge des Wahnsinns seien sehr gut, und ich weiß dass del Toro seit fast einem Jahrzehnt versucht eine Verfilmung davon finanziert zu bekommen.
    Kann mir hier jemand mehr dazu erzählen, ob das Buch gut ist? :)

    Ein Dolch in der Nacht ist wertvoller als hundert Schwerter am Morgen.

  • Ich lese seit einer Woche jeden Tag Lovecraft. Ich kann gar nicht mehr damit aufhören, ich bin süchtig :love: alles an seinen Geschichten beeindruckt mich einfach. Dieser absolut krasse Erzählstil, der mich praktisch zum weiterlesen ZWINGT. Das kalte Grauen, das mich dann manchmal packt, wenn der Protagonist wieder mit einer Abnormität konfrontiert ist, die sich so nicht erklären lässt. Meine bisherigen Lieblingsgeschichten sind Die Farbe aus dem All und Pickmans Modell. Vor allem diese Auflösung am Ende von Letzterem... Lovecraft gehört definitiv zu meinen Lieblingsautoren dazu. :D

  • Mir wurde gesagt wie Berge des Wahnsinns seien sehr gut, und ich weiß dass del Toro seit fast einem Jahrzehnt versucht eine Verfilmung davon finanziert zu bekommen.
    Kann mir hier jemand mehr dazu erzählen, ob das Buch gut ist? :)

    Der Erzählstil lehnt sich an echte Expeditionsberichte in die Antarktis an. Es gibt viele Beschreibungen der Landschaft, der Witterungsverhältnisse, von Fundstücken und der Organisatorischen Abläufe. Für mich hat sich deshalb besonders der Anfang gezogen. Das hat sich geändert, als der Wendepunkt eingesetzt hat und die eigentliche Handlung anfing. Ab dem Zeitpunkt fand ich die Geschichte interessant. Nicht gerade gruselig, aber interessant. Ich halte die Berge des Wahnsinns inhaltlich wichtig für Lovecrafts ganzes Werk, weil darin Hintergrundinformationen zu den Großen Alten und der Großen Rasse gegeben werden. Das hat es für mich einfacher gemacht, die Geschichten in einen Kontext zu sortieren und die Zusammenhänge besser zu begreifen.
    Also kurz gesagt: Man muss sich meiner Meinung nach erst durch einen zähflüssigen Anfang kämpfen. Es lohnt sich aber, nicht nur für die einzelne Geschichte, sondern auch für alle weiteren.

  • Ich habe mit Lovecrafts Geschichten irgendwann vor ca. 5-8 Jahren mal angefangen zu lesen. Damals hat mich das noch nicht so begeistert, weil der Stil sich schon sehr "von der Masse" abhebt (fand ich zumindest damals). Vor ca. 2 Jahren habe ich dann angefangen, die Storys auf Englisch zu lesen, muss aber sagen, dass ich in diesem Fall lieber auf deutsch lese. Bisher bewege ich mich hauptsächlich um die Großen Alten und den Cthulu-Mythos herum. Das liegt vielleicht daran, dass ich eigentlich über Wolfgang Hohlbein zu dem Stoff gekommen bin ("Der Hexer von Salem" etc.). Den habe ich als Jugendlicher viel gelesen.
    Jetzt begeistert mich an H.P. Lovecrafts Geschichten vor allem die Sprache / der Stil. Das ist einfach eine ganz andere Kunstfertigkeit, die findet man so derzeit eigentlich bei anderen Autoren nicht. Oder ich kenne sie zumindest nicht. Für das eigene Lernen / Üben des Schreibens lohnt es sich meiner Meinung nach, mal selbst eine Geschichte im Lovecraftschen Stil zu schreiben. Dann lernt man auch aktiv neue Adjektive kennen und nutzen ;) .

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Da gebe ich auch mal meinen Senf dazu: Ich habe vor ein paar Monaten mit Lovecraft angefangen, indem ich ein Buch las, dass ich Jahre vorher mal nebenbei zum Geburtstag bekommen habe, aber nie gelesen habe. Die Geschichten drehten sich vor allem um Randolph Carter und das Traumland. Diese gefielen mir schon ziemlich gut, jedoch habe ich mir bald darauf "Der Fall Charles Dexter Ward" entdeckt, welches mir noch wesentlich besser gefiel. Seitdem war ich ein Fan dieses Autors.

    Nun habe ich mir die Sammelbände geholt, Chronik des Cthulhu Mythos I&II, "Die lauernde Furcht" (andere Geschichten von ihm, nicht Cthulhu-Mythos), fehlen tut nur noch "Der Silberne Schlüssel" (Geschichten um Randolph Carter und so). Bin fast fertig mit dem ersten Band, in dem einige sehr gute Geschichten waren wie "Cthulhus Ruf", "Die Farbe aus dem All", "Die usik des Erich Zann" oder gerade noch am Lesen: "Der Flüsterer im Dunkeln". Nun bin ich endgültig großer Fan von ihm und schon gespannt auf den zweiten Band, da dort die beiden sehr beliebten Geschichten "Berge des Wahnsinns" und "Schatten über Innsmouth" drin sind, sowie natürlich andere.

    Was macht ihn so besonders? Die Atmosphäre. Der nüchterne Stil, der gleichzeitig durch starke und auch wertende Adjektive dennoch Charakter erhält und eine wirklich gruselige Stimmung aufbaut. Der Spannungsbogen. Das schaurige Universum. Die Tatsache, dass viele Dinger der Fantasie des Lesers überlassen werden, ja, das macht ihn so einzigartig, vermutlich noch viele andere Dinge. Der Stil ist leicht verständlich und sehr sauber - Ich lese zwar deutsche Übersetzungen, habe aber mal kurz in das englische Original von "Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath" geschaut und habe festgestellt, dass die Übersetzungen perfekt gelungen sind und vom Flair nichts verloren geht. Dennoch werde ich sicher mal, sobald ich alle seine Geschichten verschlungen habe, ausgewählte Werke, sprich die, die mir besonders gut gefielen, in Originalsprache lesen. Das muss bei so einem großen Autor und einigen so großen Geschichten schon mal sein.
    Zum Spannungsbogen: Der baut sich immer sehr kontinuierlich und eigentlich ohne Pausen auf, da es immer mehr Hinweise auf etwas Übernatürliches, ein übernatürliches Grauen gibt und es entstehen immer mehr Verbindungen untereinander, bis es am Ende einen "Knall" gibt, d.h. die Geschichten arbeiten sehr gezielt aber dennoch kunstvoll auf den Höhepunkt hin, der eben gewöhnlich sehr finster ist.

    Und die Adjektive sind so eine Sache für sich, bzw. generell die Wortwahl, übrigens einer meiner Gründe das Werk mal auf Englisch zu lesen wollen irgendwann: Ich würde gerne mal ein paar düstere, böse klingende englische Adjektive mehr lernen.
    Da sind bekannte Wörter, die man durch Lovecraft mit ganz anderen Augen liest: grotesk, Blasphemien bzw. blasphemisch, namenlos, entsetzlich... (Wesenheit oder so), infernalisch... Oder eben ganz eigene Wörter wie Kakofonie, kakodämonisch, stygisch und noch mehr.
    Ausmachen tun ihn aber auch die Kombinationen, wenn eben auf einmal eine "namenlose Blasphemie widerwärtig in eine Flöte bläst" (sinngemäß) o.Ä., Dinge werden auf eine Weise beschrieben und grauenvoll dargestellt, auf die man so gar nicht gekommen wäre.

    Kurzum: Ich bin ein großer Lovecraft-Fan und habe noch viel Stoff vor mir.

    Edit: Achja und klar ist, dass Lovecraft das gesamte Horror-Genre beeinflusst hat, aber darüber hinaus auch etliches anderes, vieles in der Popkultur was mit Horror, Phantastik etc. zusammenhängt.