♥ Inus kleine Sammlung makaberer Geschichtchen ♥

Yo Leuts! Ich hab letztens mit der wundervollen Kunst der Kurzgeschichten begonnen und dachte mir, dass ich euch diese nicht vorbehalten möchte c: Vorallem hoffe ich auf konstruktive Kritik, aber ich denke, dass ich mir da bei euch wohl kaum Sorgen machen muss!
Meine Kurzgeschichten sind immer sehr kurz, weshalb ich ich im ersten Post gleich zwei Geschichtchen veröffentliche. Ich hoffe, sie kommen gut an!

Inus Geschichtchen Nr. 1
Schmuckstück

Sie streichelt ihm gerne durchs Haar. Es ist blond und lang. Sie liebt sein Haar. Sie bürstet es jeden Tag und summt ihm dabei ein Liedchen ins Ohr. Manchmal flechtet sie es auch. Er hält ganz still. Sie schaut ihm gerne in die Augen. Sie sind blau und glasig. Sie liebt seine Augen. Manchmal stellt sie sich vor, sie könne das Meer in ihnen sehen. Sie küsst ihn gerne. Auf die Wange oder die Nase. Oder den Mund. Er küsst nie zurück, bewegt sich nicht. Sie liebt seinen Mund. Andere fänden es frustrierend. Andere wünschten sich einen lebhafteren Partner. Aber sie liebt ihn wie er ist. Ein letzter Bürstenstrich und ihr Summen verstummt. Sie nimmt ihren Mund von seinem Ohr, streichelt ihm über die Wange, sieht ihm in die Augen, küsst ihn auf die Nase, dann auf den Mund. Sie nimmt den Kopf und legt ihn zurück an seinen Platz im Regal. Er ist das Schmuckstück ihrer Sammlung.

Inus Geschichtchen Nr. 2
Mitternachtssnack

Mama hatte immer gesagt: 'Geh nachts nicht in die Küche, sonst werden dich die Monster finden!' – 'Was werden die Monster denn tun, wenn sie mich gefunden haben?', hatte ihr Kind einmal gefragt. 'Nun, was Monster eben so mit Kinderlein machen, die nachts nicht artig im Bettchen bleiben', sagte Mama dann, 'sie fressen dich mit Haut und Haar, so dass nichts mehr von dir übrig ist.' Und so hielt sich das Kindchen an Mamas Rat und verließ sein Bettchen nicht.
Bis es eines Nachts aufwachte und von einem schrecklichen Hunger geplagt wurde. Nur ein kleiner Bissen, dachte es sich, nur ein ganz kleiner. Und so stand es auf und ging zur Küche. Dort sah es sie. Ein kleines Mädchen im weißen Nachthemd, das sich mit dem Rücken zu ihm über den Kühlschrank beugte. Sie hielt inne. Langsam drehte sie sich zu ihm um, mit Augen so weit, dass man glauben konnte, sie würden jeden Moment ausfallen. Es öffnete seinen Schlund und biss hinein. Nur ein kleiner Bissen. Ein ganz kleiner.

Zitat von Miri

Die Pointen am Ende sind echt unerwartet.

Ich schreibe meine Kurzgeschichten gerne nach dem Motto kurz, knackig und unerwartet. Freut mich, dass du Gefallen an ihnen findest!

@Windweber
Tatsächlich ist das kein Fehler sondern bewusst so gewählt. Er ist das Monster und das Mädchen, das er in der Küche trifft, das Kind. Ich hab das extra so formuliert, damit man beim ersten Lesen denkt, er sei das Kind und das Mädchen das Monster, wodurch der Überraschungsfaktor am Ende steigt. ... Zumindest hatte ich es so geplant, ob das wirklich so funktioniert wie ich es erhofft hatte, ist eine andere Frage.

Zitat von Windweber

Ah, ich hatte es jetzt so gedeutet, dass das Kind in Wahrheit selbst das Monster (nachts dazu wird) ist und seine Mutter es darum, ohne ihm die Wahrheit zu sagen, mit der verdrehten Wahrheit in seinem Zimmer halten will. Es frisst dann sein Schwesterchen.

Klingt auch interessant! Ich hatte eben diese Schauermärchen vor Augen, die Eltern ihren Kindern immer erzählen, damit diese sich an Regeln halten (und nicht über Nacht plötzlich der halbe Kühlschrank leer ist), als ich das geschrieben hab und da ich es mag, wenn man im letzten oder vorletzten Satz eine plötzliche Wendung hat und letzendlich das ganze Kopfkino, das man während des Lesens hatte, in die Tonne werfen kann, hab ich den Perspektivwechsel mit eingebracht.

@Rainbow
Dankeschön Ich bin mit der zweiten Geschichte auch nicht so zufrieden, aber vielleicht lässt sie sich ja überarbeiten um etwas verständlicher zu werden ...

@Rainbow
Danke für die Tipps! Dass ich die Mutter als "Mama" bezeichnet habe, war in erster Hinsicht gar nicht als Sicht des Kindes gemeint, sondern einfach dazu da, um eine kindliche Atmosphäre zu erschaffen. (Ich habs wohl nicht ganz so mit sprachlichen Mitteln, aber ich geb mein Bestes!)

EDIT: ist leicht überarbeitet und ein kleines Detail wurde der Pointe hinzugefügt Absätze habe ich nich viele eingebaut, da ich finde, dass eine Geschichte der Größenordnung mit Absätzen nur zerstückelt und letzendlich noch kleiner aussähe.

Vielen Dank, Eure Majestät @Tnodm0309, Gott des Wahnsinns! Ich versuchte, eben diesen euren Wahnsinn in meinen Geschichtchen einzufangen. Dass Ihr Gefallen daran fandet, beweist, dass meine Mühen nicht umsonst waren!

Zitat von Kitsune

Mädchen ist ein Neutrum, deswegen nicht sie im Folgenden, sondern es. Es sollte hier eigentlich deutlich genug sein, dass du hier noch vom Mädchen sprichst.

Ja, ich hab mich auch schon selbst dafür verflucht, dass ich das nicht anders geschrieben hab, aber andererseits denk ich schon, dass das ein wenig zu Verwirrung führen könnte ...

Und ich freu mich, dass dir meine Geschichtchen gefallen

Noch ein Geschichtchen! Dieses ist zwar (meiner Meinung nach) etwas vorhersehbarer als die ersten beiden, aber ich hoffe sie gefällt trotzdem!

Inus Geschichtchen Nr. 3
Männer haben keine Angst

Er wacht auf. Es ist Nacht. Er muss mal. Aber er hat Angst. Er hat Angst vor den Monstern. Denen, die nachts aus dunklen Ecken kriechen, die er manchmal durchs Treppenhaus stapfen hört. Mama sagt, das sei der Hausmeister. 'Sie hat auch Angst', denkt er. 'Seit Papa weg ist hat sie auch Angst. Vor den Monstern. Sie hat niemanden, der sie beschützt.' Er rappelt sich auf. 'Ich bin ein Mann', denkt er. 'Männer sind stark. Männe haben keine Angst. Auch nicht vor Monstern!' Er nimmt sein Taschenmesser, das neue, das Mama ihm gekauft hat, das blaue, und geht aus seinem Zimmer. Aus Mamas Zimmer kommen komische Geräusche. 'Mama ist erwachsen', denkt er. 'Erwachsene bleiben lange wach.' Heute ist er auch lange wach geblieben. Bis acht Uhr, dann hat Mama ihn ins Bett geschickt. Bald ist er auch erwachsen. Stolz geht er weiter. Mama ist erwachsen. Sie ist erwachsen und hat Angst vor den Monstern. Er hat keine Angst. Er ist ein Mann und Männer haben keine Angst. Manchmal muss er sich selbst daran erinnern. Wenn er die Monster im Treppenhaus hört. 'Aber heute ist es anders', denkt er. 'Heute habe ich mein Messer!' Er geht Pipi machen. Im Stehen, wie ein Mann. Er ist ein Mann! Er ist ein Mann und Männer habe keine Angst. Auch nicht vor Monstern. Denn Männer sind stark! Männer haben Messer. Männer können Mama beschützen. Er drückt auf die Spülung und das Klo schreit wie ein Monster. Aber er ist kein Kind mehr. Er ist schon fünf! Er weiß, dass das nur Wasser ist. Nur Kiner haben Angst vor Klospülungen. Er ist ein Mann. Und er hat ein Messer. Wer ein Messer hst, braucht keine Angst. Er gehtan Mamas Zimmer vorbei. Die komischen Geräusche haben aufgehört. Mama schläft wohl. Er geht weiter. Er will gerade in sein Zimmer gehen, da hört er etwas. Mamas Tür geht auf. Er dreht sich um. Da steht eine große Gestalt. Ein Monster! Es hat ihm den Rücken zugedreht. Es sieht ihn nicht. Er nimmt sein Messer und stickt zu. Es schreit. Mama schreit auch. Mama hat Angst. Er rettet Mama. Er sticht wieder und wieder zu. Das Monster fällt. Mama weit. Er blickt auf das tote Monster. Er hat sie beschützt. Stolz geht er ins Bett.