Flügelschlag (Arbeitstitel)

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.222 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. März 2018 um 20:57) ist von LadyK.

  • Hallo, liebe Community!
    Im Folgenden findet ihr meine erste Geschichte in diesem Forum.
    Sie ist noch kein Teil einer festen Reihe, soll also erst mal dazu dienen, das Universum, das ich zu Papier bringen möchte in den ersten Zügen zu umreißen.
    Vermutlich wird sie keine storymäßige Basis für Folgegeschichten sein. Aber das weiß ich noch nicht genau.
    Ich verzichte auch erst mal bewusst auf eine vorausgehende Beschreibung und Erläutertung des Universums. Ich hoffe, dass die wichtigsten Aspekte aus dem Text hervorgehen. Sollte eine Erläuterung des Universums gewünscht sein, kann ich das gerne nachholen.

    Ich würde mich sehr über konstruktive Anmerkungen und Kritik freuen. :)

    Viel Spaß beim Lesen meiner Geschichte mit dem (vorläufigen) Titel: Flügelschlag

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    Eichenstedt - Morgen
    „Kühler Morgentau, die Sonnenstrahlen dringen durch die Baumwipfel. Und der Fluss. Wie jeden Morgen. So gewaltig und doch…“ Ein Treffer an der Schläfe ließ meinen Blick wieder in die Stube wandern. „Aufwachen, du Träumer! Wir kommen zu spät zum Observatorium!“
    Ich hob das Buch vom Boden auf, das mir einer meiner Brüder gerade an den Kopf geworfen hatte. „Eisbiome und seine Bewohner“. Der Umschlag aus abgegriffenem Leder. Die Schrift noch lesbar. Als Erstgeborener hatte ich es nicht immer einfach, aber zumindest konnte ich mir zu Beginn der Unterrichtszeit immer als Erster die Bücher in Wugachugs Gebrauchtwarenhandel aussuchen.
    „Heute Naturkunde?“ – Ich war noch zu verschlafen, um ganze Sätze zu bilden. In der vergangenen Nacht hatte ich den Himmel beobachtet und Sternformationen notiert. Ich dachte darüber nach, ob ich in dieser Nacht erneut solche faszinierenden Formationen finden würde. Das Nicken meiner Brüder konnte ich erst nicht zuordnen, meine Gedanken waren wieder abgeschweift. Ich schaute sie fragend an. „Wir haben heute Naturkunde, Aram.“ Ryo schien besorgt. „Wir gehen schon mal. Beeil dich, der Mentor sperrt dich sonst wieder aus! Bis gleich!“
    Nachdem sie das Haus verlassen hatten, begann ich zu kichern. Ich dachte an die unzähligen Vormittage, die ich vor der verschlossenen Tür des Observatoriums verbringen musste.
    Bis sie sich zum Unterrichtsende wieder öffnete, saß ich auf den Stufen und zählte die Glühwürmchen, die sich schon so früh in den Gräsern tummelten. Die Eichenzuflucht war in Sichtweite. In der Mitte des großen mit Holzbrücken bestückten Moores befand sich die Gotteseiche, der größte Baum von allen. Über Jahrtausende soll sie gewachsen sein. Über Jahrtausende hinweg hatte sie diese Mächtigkeit erlangt, nur um unserem geliebten König jetzt als Thronsaal zu dienen. Zweihundertneunundfünfzig Glühwürmchen bis sich die Tür wieder öffnete.
    Das Buch fiel mir aus der Hand. „Naturkunde“, dachte ich. „Zumindest ein guter Grund, meinen Lieblingsplatz am Fenster zu verlassen“. Ich schaute ein letztes Mal hinaus. Die Sonne kam schon fast vollständig hinter den Bäumen hervor. Die Glocke des Observatoriums würde sieben Mal ertönen bis der Unterricht beginnt. Wie viele Glockenschläge hatte ich schon verpasst? Die Stille war Antwort genug.
    Mutter würde wieder enttäuscht sein. Das sechste Mal in Folge hatte ich den Unterricht in dieser Periode schon verpasst.
    Ich machte mich auf dem Weg zum Glühwürmchenzählen und dachte an die Zeit vor meiner Beflügelung. Musterknabe. Mutters Liebling. Der Mentor sprach in den höchsten Tönen von mir. Doch dann kam mein siebzehnter Geburtstag. Mein Rücken hatte sich angefühlt, als würden mir Fleischhaken unter die Schulterblätter geschlagen werden. Fleischhaken mit Dornen. Brennende Fleischhaken mit Dornen.
    Und wofür? Für ein Paar abnormaler Flügel. Sie waren nicht so seidig, so bunt schillernd wie die meiner Altersgenossen. Sie waren schwarz, knochig und zu allem Überfluss mit harten Schuppen übersät. Sehr zum Missfallen meiner Eltern konnte auch Mendilion Okh, der bekannteste Schamane unserer Lande, nichts an dieser grässlichen Erscheinung ändern.
    Die Flügel von uns Fluxen sind nicht zum Fliegen gemacht. Wir können uns höchstens um einige Ellen nach oben bewegen und hinabgleiten, doch nicht mal dazu waren meine Flügel zunutze. Steinflügel nannten sie mich. Sogar dem Mentor war dieser Name einmal entglitten.
    Auf den Weg über den Hügel vor mir musste ich mich nicht mehr konzentrieren. Ich konnte also ungestört in meinen Aufzeichnungen der vergangenen Nacht blättern bis ich an den marmornen Treppen des Observatoriums angelangen würde. Plötzlich fand ich mich auf dem Boden wieder.
    Ich stand auf und schaute mich nach dem Stein um über den ich gerade gestolpert sein musste, doch er war nicht zu sehen. Da war kein Stein.
    Gerade sann ich über die Existenz unsichtbarer Steine nach, als ich bemerkte, dass der Erdboden bebte. Rauch stieg hinter dem Hügel auf.
    Das Observatorium! Ich überquerte den Hügel so schnell ich konnte, bis es zu sehen war. Die Rauchschwaden stiegen aus der gläsernen Kuppel empor. Markerschütternde Schreie. Brennende Menschen, Nestare und Fluxe bahnten sich mit wilden Gebärden ihren Weg durch den dichten Rauch. Manchen gelang der Sprung in den kleinen Teich. Den anderen nur der Sprung aus den oberen Stockwerken. Ich musste erbrechen. An diesem Tag verlor ich sie alle.
    Meine Brüder, meine Freunde, mein Mentor – tot.

    Gotteseiche - Nacht
    Ich habe die Geschichte schon unzählige Male erzählt. Grygor weint. Ich beobachte, wie sich Tränen in seinem kastanienbraunen Bart verfangen. Es ist schon merkwürdig, einen ausgewachsenen Nestaren weinen zu sehen. Ihr ungestümer Körperbau und ihre ausgeprägten Kiefer erwecken den Eindruck von Unantastbarkeit. Doch da sitzt er. Und schluchzt unaufhörlich.
    „Ich wusste nicht, dass du den Erstschlag miterleben musstest.“
    Ich nicke und schaue ins Lagerfeuer. Meine Tränen sind zwar längst versiegt, doch die Schreie hallen noch heute in meinen Ohren - einhundertzwanzig Tage nach dem ersten Angriff des Dragenstammes.
    Vor einhunderteinundzwanzig Tagen hatte König Carl das furchterregendste Kriegervolk provoziert, das unser Kontinent je hervorbrachte. Rücksichtslose nestarische Barbaren, denen Ehre und Gnade fremd sind. Mit ihren stumpfen Schlagwaffen aus Eisen stürzten sie auf den Rücken ihrer Drachen bisher alle Feinde ins Verderben.
    Aus persönlichen Gründen, die nur der König verstünde, wäre es unvermeidlich, Krieg gegen den Dragenstamm zu führen.
    Die Kriegserklärung war unser Todesurteil. In dieser letzten Amtshandlung brachte der König das Inferno über unser Land.
    Das Observatorium war nur der Anfang. Es folgten alle Bezirke Eichenstedts, Nebeltal und der Graufellwald –niedergebrannt wie einen trockenen Heuhaufen. Die Orte meiner Kindheit und Jugend – ausgelöscht. Das war kein Krieg. Das war Barbarei. Die Truppen der Eichenzuflucht, immer noch dezimiert vom letzten überstürzt geführten Krieg, leisteten kaum Widerstand.
    Vor einigen Tagen versammelte der König die letzten Überlebenden Eichenstedts in der Gotteseiche. Einige hundert Bürger, darunter Mütter ohne Kinder, Kinder ohne Mütter und verängstigte Familien, versammelten sich, um sich die Worte des Königs anzuhören. Der Krieg sei bald vorbei, versicherte er, es gäbe keinen Grund zur Sorge. Die Zerstörung, die versengten Städte und Dörfer sprachen jedoch eine andere Sprache.
    Kein Wunder also, dass dies seine letzten Worte waren.
    Er liegt auch jetzt noch reglos vor seinem Thron. Sein Kopf gespickt mit drei präzise platzierten Armbrustbolzen. Bisher hat sich niemand die Mühe gemacht, seine Leiche zu beseitigen. Selbst seine Leibwachen sitzen nun mit uns versammelt um die Lagerfeuer im Inneren dieses gewaltigen Baumes und warten auf den Tod.
    „Wir schaffen das, oder? Ich... ich meine, die Eiche, sie schützt uns.“ , Grygor schluchzt nun merklich weniger.
    Ich schweige. Ich möchte in ihm weder falsche Hoffnungen erwecken, noch möchte ich ihn auf seine Naivität hinweisen. Ein Schamane tritt in die Mitte des Kreises aus Überlebenden, der sich um eines der Lagerfeuer gebildet hat.
    „Die Eiche“, die Stimme des alten Schamanen ist rau und leise, „wird bald sterben. Die große Pforte wird sich dem Feind nur so lange entgegensetzen, bis die Gotteseiche ihr Leben ausgehaucht hat. Der Dragenstamm versengt das Land und damit das Leben in der Eichenzuflucht. Die Energie der Eiche schwindet. Die Pforte wird bald nicht mehr standhalten.“
    Erschüttert von diesen klaren Worten senken sich die Köpfe der Menge. „Sprecht eure letzten Gebete. Wir sehen uns im Nachreich.“ Der Schamane zieht einen Dolch aus der Scheide am Inneren seiner goldenen Robe und stößt ihn sich ins Herz. Sein Körper fällt in das Lagerfeuer, beantwortet von einem kurzen Züngeln der Flammen gen Himmel. Die Menge wird unruhig. Manche erbrechen, Väter trösten ihre Kinder, die Waisen beginnen zu weinen.
    Ich suche eine ruhige Stelle des großen Saals, die nicht mit dem Licht eines Feuers geflutet ist. Rücklings lege ich mich auf den Boden und richte meinen Blick nach oben.
    Die Glühwürmchen unter der hohen Decke sehen fast wie Sterne aus. Ich beginne zu zählen. Eins. Zwei. Drei. Vier…

    2 Mal editiert, zuletzt von Vivaxes Coelin (21. April 2017 um 16:07) aus folgendem Grund: Bearbeitung der Fehler, die @Maxwell gefunden hat

  • Hallo @Vivaxes Coelin!

    Ein Debüt, das Neugier weckt kann man schon mal als gelungen bezeichnen. Die Ausgangslage: hoffnungslos. König tot, das Reich in Flammen - damit hattest du mich. Ist zwar alles nicht neu, trotzdem kitzelt es in mir ein Interesse wach, das mit mehr gefüttert werden möchte.

    Mir gefielen die Bilder, die du beschreibst. Die Gotteseiche, der erschossene König am Fuße seines Throns und die Glühwürmchen. Die vielen Namen von fremden Rassen und Reichen lassen auf eine größere Welt schließen auch wenn du hierbei vorsichtig sein musst. gerade im ersten Beitrag einer Geschichte sollte der Leser nicht mit allen Informationen und Namen "zugeballert" werden. Flöße es uns lieber nach und nach ein, Stück für Stück.

    Abschließend möchte ich erstmal sagen. Bitte mach weiter. Allein die seltsamen Flügel deines Protagonisten regen die Neugier an und wären genug Stoff für Spekulationen. Potential ist vorhanden, nun mach was daraus!^^


    Gruß!

    Spoiler anzeigen

    „Kühler Morgentau, Die Sonnenstrahlen dringen durch die Baumwipfel. Und der Fluss. Wie jeden Morgen. So gewaltig und doch…“

    klein

    Nachdem sie das Haus verlassen KOMMA hatten begann ich zu kichern.

    Bis sie sich zum Unterrichtsende wieder öffnete KOMMA saß ich auf den Stufen und zählte die Glühwürmchen, die sich schon so früh in den Gräsern tummelten.

    Der Fehler kommt noch ein paar Mal vor. Schau da nochmal drüber.

    „Naturkunde“, dachte ich, „Zumindest ein guter Grund, meinen Lieblingsplatz am Fenster zu verlassen“.

    klein, oder das Komma davor durch einen Punkt ersetzen.

    Sein Kopf gespickt mit 3 präzise platzierten Armbrustbolzen.

    Ruhig ausschreiben, liest sich besser, sieht hübscher aus ;)

    „Wir schaffen das, oder? Ich.. Ich meine, die Eiche, sie schützt uns.“ , Grygor schluchzt nun merklich weniger.

    Drei Punkte, zweites Ich klein

  • @Maxwell

    Vielen Dank für die netten Worte. Die Fehler werde ich umgehend verbessern.

    Bei einer Stelle bin ich mir aber nicht ganz sicher. Kommt das Komma nicht eher an diese Stelle? :

    Nachdem sie das Haus verlassen hatten KOMMA begann ich zu kichern


    Ich freue mich sehr, dass ich die Neugier in dir geweckt habe. Vielen Dank, dass du mich auf das "Zuballern" mit den Rassennamen aufmerksam gemacht hast. Du hast da natürlich vollkommen Recht. Ursprünglich wollte ich die Kurzgeschichte zum Schreibwettbewerb einreichen, dafür musste ich das ein wenig kompakter gestalten. Ich werde versuchen, eine elegantere Lösung zu finden :search:


    Allein die seltsamen Flügel deines Protagonisten regen die Neugier an und wären genug Stoff für Spekulationen.

    Die werden noch eine große Bedeutung erlangen. :)

    Vielen Dank für das tolle Feedback!

    LG Viv

  • Hey,

    deine Geschichte hat mein Interesse geweckt, ziemlich gute Ausgangslage für ein spannendes Buch.

    Vor allem die Nestare und Fluxe finde ich ziemlich cool. Alleine der Rückblick in der Szene wäre schon Stoff genug für ein ganzes Buch :D


    „Kühler Morgentau, die Sonnenstrahlen dringen durch die Baumwipfel.


    Ich bin mir gerade nicht ganz sicher aber "dringen" ist denk ich Gegenwart, doch du schreibst in der Vergangenheit kommt dann da nicht "drangen" hin? Bin aber kein Grammatik experte :S^^

    MfG

    "Beurteile die Bücher nie nach dem, mit was sie im Anfang einleiten, sondern wozu sie am Ende hinleiten."

    Ignatius von Loyola

  • @Vivaxes Coelin Hallo Vivax,
    ich muss schon sagen wow, was ich bisher gelesen hab gefällt mir sehr gut. Vor allem wie du den ersten Abschnitt enden lässt, völlig überraschend und abrupt. :thumbsup: Anmerkungen im Spoiler:

    Spoiler anzeigen

    Der Umschlag aus abgegriffenem Leder. Die Schrift noch lesbar.

    Ich glaube hier fehlt ein Prädikat. Es gibt einige Stellen wo kurze Sätze und manchmal auch ohne Prädikat passen, hier würde ich allerdings trotzdem noch eines einfügen und den Punkt durch ein Komma ersetzen. So ungefähr: "Der Umschlag war aus abgegriffenem Leder, die Schrift noch lesbar."

    Ich dachte an die unzähligen Vormittage, die ich vor der verschlossenen Tür des Observatoriums verbringen musste.
    Bis sie sich zum Unterrichtsende wieder öffnete, saß ich dann für gewöhnlich auf den Stufen und zählte die Glühwürmchen

    Hier war ich kurz verwirrt, da er ja zuvor in der Stube saß, bzw. im nächsten Satz schon auf dem Weg zum Observatorium, deshalb meine Anmerkung in rot. Dann weiß man, dass er immer noch am erzählen ist.

    Der Mentor sprach in den höchsten Tönen von mir.

    Kleiner Zeitfehler, da er es ja nun anscheinend nicht mehr tut, müsste es wohl "hatte gesprochen" heißen.

    bis ich an den marmornen Treppen des Observatoriums angelangent sein würde.

    Noch so ein kleiner Fehler. Nicht weiter schlimm.

    Bisher gefällt mir gut, was ich da gelesen habe und wenn du tatsächlich gerade erst mit dem Schreiben anfängst, wie du im Vorstellungsthread meintest, dann großes Lob erstmal. Da hab ich schon vieles gelesen, dass weitaus schlechter war (unter anderem meine eigenen Geschichten :whistling: ). Unbedingt weiter so :thumbsup:
    Das einzige wo man noch etwas meckern könnte ist, dass ich zu Anfang etwas Probleme hatte mich zurechtzufinden (sprich wo bin ich und was passiert), da der Sprung zwischen der Stube und dem Weg zum Observatorium doch recht plötzlich kam. Auch könntest du dir hier und da noch ein Adjektiv Zeit lassen, um die Stube etwas zu erläutern (geräumig, klein, hell, duster, etc.) oder zumindest noch einen kurzen Satz zur Umgebung des Protagonisten zu schreiben. Das hilft besonders einem Leser wie mir, der sich manchmal auch etwas mehr Zeit nimmt, um sich alles im Kopf vorzustellen. Sonst aber wie gesagt: Top!

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • @Eebrithil Ministrant

    Vielen Dank für das Lob. Ja, ich mag Nestare znd Fluxe auch, trotzdem Fluxe manchmal etwas eitel und Nestare manchmal etwas grob sind. ;)

    Der große Rückblick, also alles bis zum Tod des Königs ist im Präteritum geschrieben. Aber Aram schaut dort gerade aus dem Fenster und beschreibt gedanklich, was er in dem Moment gerade sieht. Deshalb ist das in der wörtlichen Rede in Ordnung. :)

    Freue mich schon auf das Schreiben der Fortsetzung. :)

    LG

    Viv

  • @Xarrot

    Vielen Dank!
    Die Anmerkungen sind absolut berechtigt, ich werde dem Folge leisten ;D

    Gerade die Zeitsprünge muss ich unbedingt beheben :)

    LG

    VIV

  • Hallo Vivaxes,

    ich kann mich den anderen nur anschließen. Dein Einstieg hat mir wirklich gut gefallen.

    Meine Anmerkungen findest du im Spoiler:

    Spoiler anzeigen


    Du schaffst es, durch deine Erzählweise Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen, die es mir nicht nur leicht machen, deiner Geschichte zu folgen, sondern auch noch richtig Spaß machen.

    Das Buch, das ihm am Anfang gegen den Kopf fliegt, weil seine Brüder ihn auf diese Weise dezent darauf hinweisen, dass er mal wieder zu spät komen wird, wenn er sich nicht beeilt. Dann das Bild, dass er schon so oft die Unterrichtsstunde vor der verschlossenen Türe gesessen und Glühwürmchen gezählt hat. Genial! Ich mag sowas total gerne, weil ich mich damit super identifizieren kann.

    Auch, wie du die Beschreibung seines Äußeren (in erster Linie die Flügel) einfließen lässt, hat mir gut gefallen. Er scheint also eine Außenseiterposition zu haben-auch das macht ihn für mich sympathisch :)

    Die Explosion und die Zerstörung des Observatoriums am Ende des ersten Teils kam unerwartet und hat ein Gefühl der Leere zurückgelassen.
    Ziemlich traurig und shocking-aber gut!

    Der zweite Teil mit der Gotteseiche hat mir ebenfalls gut gefallen. Das Ableben des Königs hat du, wie ich finde, mit einem Quäntchen Humor beschrieben. ziemlicher schwarzer Humor-aber ich mag das :)

    Anonsten kann ich sagen, dass ich persönlich jemand bin, der schnell von zu vielen Informationen zum Thema Rassen, irgendwelchen Verfeindungen oder was weiß ich überfordert ist. Mit detailreichen stumpfen Erklärungen kann ich nicht viel anfangen-ich brauche eher kleine Anekdoten, die einfließen und mir das Ganze veranschaulichen. Das ist aber sicher Geschmacksache-und bisher konnte ich dir ausgezeichnet folgen.

    Zum Schluss nur ein Satz, über den ich gestolpert bin:

    Manche erbrechen, Väter trösten ihre Kinder, die Waisen beginnen zu weinen.

    Ist nur eine Kleinigkeit...aber das mit dem Erbrechen kam schon weiter oben vor...direkt nach dem Anschlag...

    So, das war`s von mir...Bin gespannt, wie es weiter geht :)

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • @Rainbow


    Mit detailreichen stumpfen Erklärungen kann ich nicht viel anfangen-ich brauche eher kleine Anekdoten, die einfließen und mir das Ganze veranschaulichen.

    Du sprichst mir aus der Seele! Ich finde es auch deutlich angenehmer, wenn sich die Welt anhand der Geschichte erschließt und nicht mit umfangreichen Erklärungen und Universumserläuterungen im Voraus dargelegt wird.

    Vielen Dank für die netten Worte.

    Das mit dem Erbrechen ist natürlich erstens ein äußerst unschönes Bild (Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt so angebracht ist) und der Begriff passt auch echt nicht in meine Welt rein... Da muss ich auf jeden Fall was ändern. Vielen Dank!

    Mich freut es außerdem, dass du mit meinen Bildern etwas anfangen kannst. Ich versuche, die Fortsetzung in diesem Stil weiterzuführen.
    Bin mal gespannt, ob du die auch magst. :)

    LG

    Viv

  • So, da ich derzeit etwas mehr Zeit habe, kann ich auch wieder mehr kommentieren. Und wie ich mich freue, das hier gelesen zu haben.

    Verstehe ich das richtig, du hast erst mit dem Schreiben angefangen? Dann Hut ab. Du schreibst schon sehr flüssig und deine Wortwahl ist sehr angenehm. Genauso wie deine Satzlänge und -variation. Ebenfalls gefallen mir deine Bilder, die du mit den Worten zauberst. Sie sind einfach, aber dennoch wirkungsvoll. Hier und da könntest du noch ein wenig mehr Ausholen, wo du das hier zum Beispiel könntest, habe ich dir im Spoiler auch markiert. An sich habe ich so aber wenig zu bemängeln.

    Den Text oben, wie er steht, könnte ich mir gut als Prolog vorstellen. Überhaupt machst du wahnsinnig neugierig. Deswegen bitte auch ich darum, dass du unbedingt weiterschreibst. ^^
    Zur Geschichte mag ich jetzt noch nicht viel sagen, außer dass du wie gesagt einen Einstieg geschaffen hast, der Lust auf mehr macht.


    Spoiler anzeigen

    „Heute Naturkunde?“ Ich war noch zu verschlafen, um ganze Sätze zu bilden.

    Kann ruhig weg, der Strich. : )

    Ich dachte an die unzähligen Vormittage, die ich vor der verschlossenen Tür des Observatoriums verbringen musste.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du den Satz nicht auch so einfach stehenlassen kannst, aber da er sich in der Vergangenheit an etwas erinnert, würde ich hier beim Nebensatz die Vorvergangenheit nutzen. Aber wenn ich jetzt gerade noch einmal so darüber nachdenke ...

    Bis sie sich zum Unterrichtsende wieder öffnete, saß ich auf den Stufen und zählte die Glühwürmchen, die sich schon so früh in den Gräsern tummelten.

    Schau hier ebenfalls noch mal wegen der Zeitform drüber.

    „Zumindest ein guter Grund, meinen Lieblingsplatz am Fenster zu verlassen“.

    Punkt hat sich verirrt. ; )

    Die Glocke des Observatoriums würde sieben Mal ertönen bis der Unterricht beginnt.

    siebenmal (oder sieben Male, aber das klingt bescheiden)

    Ich machte mich auf dem Weg zum Glühwürmchenzählen und dachte an die Zeit vor meiner Beflügelung.

    den

    Ich konnte also ungestört in meinen Aufzeichnungen der vergangenen Nacht blättern, bis ich an den marmornen Treppen des Observatoriums angelangen würde.

    Ich stand auf und schaute mich nach dem Stein um, über den ich gerade gestolpert sein musste, doch er war nicht zu sehen.

    Komma macht es einfach zu lesen.

    Gerade sann ich über die Existenz unsichtbarer Steine nach, als ich bemerkte, dass der Erdboden bebte. Rauch stieg hinter dem Hügel auf.

    Das Observatorium! Ich überquerte den Hügel so schnell ich konnte, bis es zu sehen war. Die Rauchschwaden stiegen aus der gläsernen Kuppel empor. Markerschütternde Schreie. Brennende Menschen, Nestare und Fluxe bahnten sich mit wilden Gebärden ihren Weg durch den dichten Rauch. Manchen gelang der Sprung in den kleinen Teich. Den anderen nur der Sprung aus den oberen Stockwerken. Ich musste erbrechen. An diesem Tag verlor ich sie alle.
    Meine Brüder, meine Freunde, mein Mentor – tot.

    Wenn du hieraus einen längeren Text machen möchtest, könnte ich mir gut vorstellen, dass du hier vielleicht noch etwas mehr herausholst. Für einen Prolog würde es reichen, aber für einen Anfang geht das so rasch - zu rasch. Es kann ruhig hektisch sein, immerhin geht hier gerade seine "heile Welt" in Flammen auf usw. Da fehlt mir irgendwie noch etwas.

    Es folgten alle Bezirke Eichenstedts, Nebeltal und der Graufellwald –[Leerzeichen]niedergebrannt wie einen trockenen Heuhaufen.

    „Wir schaffen das, oder? Ich[LZ]... ich meine, die Eiche, sie schützt uns.“ , Grygor schluchzt nun merklich weniger.

    Komma weg.

    Eins. Zwei. Drei. Vier[Leerzeichen]

    Vor den Auslassungspunkten kommt immer ein Leerzeichen. : )

  • Hallo, Kitsune!
    Also ich schreibe nicht zum ersten Mal. :) Es ist nur das erste Mal, dass ich mich an Fantasy Literatur versuche. Bisher habe ich hauptsächlich zeitgenössische Literatur für diverse Literaturwettbewerbe geschrieben. :)

    Die Zeichensetzungs-,Grammatik-, und Rechtschreibfehler werde ich beheben :) Vielen Dank dafür!

    Die Geschichte war ursprünglich für den Schreibwettbewerb dieses Forums gedacht, doch ich konnte einfach nicht mehr warten. ^^ Deshalb ist das alles etwas kompakt und komprimiert. Ich werde noch eine kleine Fortsetzung dieser Kurzgeschichte schreiben und anschließend quasi in diesem Universum einen Neustart machen und die Geschichte in Romanform von vorne neu aufrollen :)

    Vielen Dank! Ich bleibe auf jeden Fall dran! :thinking:

    LG

    Viv

  • @Vivaxes Coelin

    Hallo Viv, Ich hab deine kleine Appetitmacher-Geschichte auch mal gelesen. Und ich muss sagen: ich bin zwar ein Späteinsteiger, aber ich würde auch gern wissen, wie es weitergeht. Inzwischen ist fast ein ganzes Jahr ins Land gegangen. Wie sieht es aus? Hast du weitergeschrieben? :stick:
    VG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hey,

    ich bin überrascht wie tiefgreifend deine Erzählweise ist. Gerade die Beschreibung der Orte finde ich gut. Ich hatte das Gefühl, als ob ich bei den anwesenden gesessen habe. Gibt es schon eine Fortsetzung dieser Geschichte?

    Ach, was mir noch gefällt ist der Protagonist. Ich mag es, wenn die Hauptfigur Ecken und kanten hat, das macht sie realistischer (auch wenn es sich hier nur auf das äußere bezieht :thumbup: )... Alles in einem gut gelungen!!!

    Zur Grammatik sage ich nichts, bin da auch nicht sonderlich bewandert :whistling: