Name: Triss Vogelsang alias Tristan
Alter: 22 Jahre
Geschlecht: weiblich, sie gibt sich allerdings als Mann aus
Rasse: Mensch
Klasse: Miliz mit Schild und Schwert
Herkunft: Triss stammt aus dem Herzogtum Colburg – Saunitz, einem vergleichsweise kleinen und wirtschaftlich wie politisch unbedeutenden Herzogtum, dessen Herzog Thorben von Saunitz ebenjene Bedeutungslosigkeit durch lächerliche Kleinkriege mit benachbarten Herzogtümern aus der Welt zu schaffen versucht. Die Bevölkerung besteht aus einfachen Bauern und Handwerkern. Noch nie kam ein großer Denker aus Colburg – Saunitz und weder in der Kunst, noch im Fortschritt kann es sich durch außergewöhnliche Errungenschaften hervortun.
Der Herzog selbst ist ein gottesfürchtiger und engstirniger Regent. Aufbrausend und stur wie ein Esel, sind es allein die Geistlichen, von denen er sich Einhalt gebieten lässt. Die meiste Zeit wird er allerdings zu sehr von seinem Feldzug gegen die eigene Unwichtigkeit eingenommen, um den Tyrannen zu mimen.
Nichtsdestotrotz gibt es eine Sache, die konsequent verfolgt und bestraft wird: jede Form von Andersartigkeit, die dem festgefahrenen Weltbild des Herzoges widerspricht – Der Glaube an fremde Götter, Liebe zwischen Männern oder der Ausbruch einer Frau aus ihrer Unmündigkeit.
Wie jeder weiß, bedeutet Unmündigkeit nicht, dass man als Frau niedergeschlagen wird, sobald sie den Mund aufmacht. In Triss' Heimat gibt es auch durchaus starke Frauen, die in ihrer Familie die Hosen anhaben. Genau wie Männer, haben auch Frauen ihre Rechte und Pflichten. Man(n) traut ihnen grundsätzlich nur nicht zu, wichtige Entscheidungen zu treffen und Verantwortung übernehmen zu können. Ihnen wird daher der Zugang zu typischen Männerberufen und politischen, geistlichen und wirtschaftlich wichtigen Positionen verwehrt. Ein Mädchen braucht die Erlaubnis des Vaters für eine Heirat, aber dieser kann ihr eine Ehe nicht allein aus seiner Position als Mann bzw. Vater aufzwingen - zumindest nach außen hin.
Dafür steht oft die Frau beratend hinter dem Mann. Sie führt den Haushalt, kümmert sich um die Kinder und verwaltet das Wirtschaftsgeld der Familie. Das alles ist schön und gut und soll auch bitte so bleiben.
Waffen + Ausrüstung: Als Waffen führt Triss ein Breitschwert sowie einen unverzierten Rundschild bei sich. Beides ist nicht von außergewöhnlicher Qualität, lediglich ein gutes Mittelmaß, das gut ausbalanciert und deshalb völlig tauglich ist. Als Rüstung trägt sie ein Kettenhemd mit einem Gambeson darüber, sowie einen Brillenhelm. Außerdem hat sie ein Bündel Reisekleidung dabei und diversen Kleinkram, den man auf Reisen so braucht: ihren Geldsäckel, ein kleines Messer, ein Schleifstein für ihr Schwert und Öl zur Pflege ihres Kettenhemdes.
Begleiter: Der Hengst Skarto – ein manchmal störrischer Brauner mit weißer Blesse und Fesseln
Fähigkeiten:
Triss ist agil und wendig, was ihr im Duell einen Vorteil gegenüber schwerfälligen Gegnern gibt. Wie ein Schluck Wasser schlüpft sie durch die Lücken in der Verteidigung ihres Gegners. Was ihr an Körperkraft fehlt, macht sie durch flinke Bewegungen wieder wett. Zudem beherrscht sie verschiedene Techniken, mit denen sie ihr Schwert führt – wenngleich nicht fehlerlos. Ihrem Halbschwert, dem Unterhau oder einem Schildschlag wissen nur ebenbürtig geschulte Kämpfer zu kontern. Ein wenig Geschick hat Triss außerdem im berittenen Schwertkampf. Das heißt, solange Skarto nicht einen seiner widerspenstigen Momente hat… .
Triss kennt nur das Training mit ihrem Bruder und ihrem Onkel, also Situationen ohne ernsthafte Lebensgefahr. Sie brauchte bisher nie zu befürchten, dass man ihr die Kehle aufschlitzen oder sonst wie töten könnte. Deshalb könnte ein ebenbürtiger Gegner, der mit besonderer Härte gegen sie vorgeht, ihr durchaus zusetzen. Aus demselben Grund hat Triss selbst noch nie getötet. Ihr Kampfverhalten konzentriert sich auf das Entwaffnen und bewusstlos schlagen ihres Gegners. Ob sie den endgültigen Gnadenstoß ohne zu Zögern über sich bringen kann, ist fraglich.
Aus dem Training ergibt sich zudem, dass sie nie gegen mehrere Gegner gleichzeitig kämpfen musste. Zwei gewöhnliche Wald- und Wiesenräuber, die gleichzeitig auf sie einschlagen, könnte sie gerade noch abwehren und parieren. Das dürfte jedoch nur solange gut gehen, bis ihre Ausdauer nachlässt. Mit mehr Gegnern aufeinmal kann sie es nicht aufnehmen.
Außerdem dürfte jedem gut ausgebildeten Ritter entsprechende Konter auf ihre Techniken bekannt sein. Die Fehler in ihren Schritten könnte jemand, der diese Fehler erkennt, ebenfalls zu seinem Vorteil ausnutzen.
Effektiv ist sie gegen große und schwerfällige Gegner und solche, die zu viel Energie in die Kraft ihrer Schläge reinstecken. In solchen Fällen kann sich Triss solange defensiv halten, bis dem anderen die Puste ausgeht. Durch ihre Wendigkeit ist sie schwer zu fangen. Manche ihrer Angriffe bieten ihr einen vorteilhaften Überraschungsmoment. Zudem kennen nicht viele den passenden Konter zu einem Angeriff wie dem Halbschwert oder einem Schildschlag. Gegen einen gewöhnlichen Angreifer hat Triss gute Chancen. Mit Skarto kann sie außerdem Feinde niederreiten, bzw. sich sehr schnell Feinden nähern und sie vom Pferd aus angreifen.
Als konservativ erzogene Frau versteht Triss es natürlich auch, mit Nadel und Faden umzugehen. Dabei ist es egal, ob sie ein Stück Kleidung stopft, geheime Taschen in Wams und Stiefel einnäht oder eine Fleischwunde mit einer gekonnten Einzelkopfnaht verschließt.
Was ihr an schulischer Bildung fehlt, kann Triss mit ihrem gesunden Menschenverstand ausgleichen. Schreiben kann sie nicht. Ihre Fähigkeiten im Lesen beschränken sich darauf, die meisten Buchstaben zu kennen, aber nicht flüssig aneinanderreihen zu können. Bücher und lange Texte kommen für sie daher nicht in Frage; für einen Wegweiser reicht es dann doch noch aus, wenngleich es etwas holprig klingt.
Triss ist von Geburt an immun gegen jede Art von Magie, die direkt auf sie gerichtet ist. Feuerbälle, Gedankenlesen, Flüche, magische Barrieren und so weiter, können ihr nichts anhaben. Allerdings wirken aus demselben Grund keine Heilzauber oder Auren auf sie.
Sie spürt die Auswirkungen von Magie nur indirekt. Das heißt, wenn ein anderes Objekt Ziel der Magie ist. Ein magisch ausgelöstes Erdbeben verzaubert die Erde, nicht Triss selbst. Durch Magie manipuliertes Wasser spült sie genau so fort, wie jeden anderen auch.
Aussehen:
Seit je her gilt Triss als Mauerblümchen. Obwohl sie keineswegs hässlich ist - ja sogar ebenmäßige, feine Gesichtszüge besitzt - fehlt ihr das, was die meisten gemeinhin als weiblich und besonders attraktiv befinden. Als sie sich als junges Mädchen einmal die Läuse aufgesessen und man ihr deshalb die Haare abgeschnitten hatte, wurden ihre Eltern nicht bloß einmal gefragt, ob das Kind nun ihr Sohn oder ihre Tochter sei. Seitdem hat sich nicht viel verändert. Von prägnanter Weiblichkeit ist auch Jahre später nicht viel in ihrem Gesicht zu finden.
Mit etwa einem Meter und dreiundsiebzig ist Triss für eine Frau verhältnismäßig groß. Große Brüste und ein ausladendes Becken hatte sie noch nie und sowohl das eine, als auch das andere verschwindet schnell unter derber Kleidung. Durch ihre dünne Statur wirken ihre kantigen Schultern breiter, als sie eigentlich sind.
Triss hat blondes, langes Haar, das ihr ungefähr bis zu den Schulterblättern reicht. Meist trägt sie es zusammengebunden als Zopf. Ihre Augen sind von blassen Blau und schauen unscheinbar und manchmal auch ein wenig glasig in die Welt hinaus.
Zuhause trug Triss oft einfache Kleider aus Wolle und Leinen. Seitdem sie unterwegs ist und sich als Mann ausgibt, hat sich dementsprechend auch ihre Kleidung verändert. Wenn sie nicht in Kettenhemd und Gambeson steckt, trägt sie ein Wams, dunkle Leinenhosen und Reitstiefel. Ihre Brüste hat sie abgebunden.
Alles in Allem kommt ihr ihr eigenes jungenhaftes Aussehen bei ihrer Scharade sehr zu gute. Selbst ohne Brillenhelm, der ihr Gesicht zum Großteil verdeckt, überzeugt Triss in ihrer Verkleidung zumindest schon einmal äußerlich als heranwachsender Jüngling. Und es wäre gelogen zu sagen, dass nicht das ein oder andere junge Mädchen dem vermeintlichen Knappen bereits einen entzückten Blick nachgeworfen hätte.
Unterstützt wird die Erscheinung als Tristan von ihrer Stimme. Triss redet mit einem kratzigen Unterton, der genauso gut zu einem jungen Mann passt, der gerade mit dem Stimmenbruch kämpft.
(Anmerkung: Damit ihr besser versteht, was ich meine: Ich stelle mir die Stimme von Sandra Schwittau für sie vor – im orangefarbenen T-Shirt)
Persönlichkeit:
„Kindchen, du bist zu gut für diese Welt“, hatte Triss in der Vergangenheit oft von ihrer Mutter zu hören bekommen und sich dabei den Kopf tätscheln lassen müssen (wenn sie nicht gerade Läuse hatte). Denn Triss ist höflich, hilfsbereit und zu jedermann freundlich. Mensch und Tier begegnet sie mit Sanftmut und fürsorglichen Verständnis. Ihr ruhiges Wesen ergänzt sich mit ihrer aufrichtigen Art und macht Triss zu einem echten Gutmenschen.
Allerdings ist sie in dem gefährlichen Glauben aufgewachsen, dass die ganze Welt so sei. Das macht sie leichtgläubig. Gerade dem Schoß der Familie entflohen und zum ersten Mal in der großen weiten Welt, hat sie kaum Erfahrungen mit der rauen Gesellschaft außerhalb ihres trauten Heims. Nichtsdestotrotz kann man ihr einen gewissen Mut nicht absprechen. Sie ist trotz ihrer gutmütigen Persönlichkeit in der Lage für sich einzustehen – wenngleich nicht mit der manchmal angebrachten Schärfe. Darüber hinaus verfügt Triss über ein gesundes Maß an Selbstvertrauen in ihre Schwerttechnik, ohne dabei überheblich oder unvorsichtig zu werden.
Mangels einer guten Schulbildung ist Triss empfänglich für Aberglauben und Märchen. Magie ist ihr völlig fremd. Ein gesunder Menschenverstand und eine ordentliche Portion Neugier wecken in ihr das Interesse für Unbekanntes.
Triss zeigt ihre Begeisterung und Freude ohne Zurückhaltung. Negative Emotionen, wie Trauer und Schmerz, behält sie lieber für sich. Zorn und Wut verspürt sie nur selten. Sie knüpft gerne Freundschaften und ist bereit, anderen ihr Vertrauen zu schenken. Leider kann sie ihrer Maskerade wegen nicht so viel von sich preisgeben, wie sie es gerne tun würde. Man kann sich mit Triss allerdings trotzdem gut unterhalten. Auf andere geht sie offen und zu und fängt von selbst Gespräche an, sollte es sich anbieten und sie sich dadurch nicht aufdrängt. Ihre gutmütige und hilfsbereite Art hat sie stets ein offenes Ohr für Sorgen. Hinzu kommt eine gesunde Bescheidenheit. Obwohl Triss weiß, was sie kann, verzichtet sie auf Selbstdarstellung. Auf der anderen Seite macht sie sich aber auch nicht selbst schlechter, als sie ist.
Da Triss in ihre Gesellschaft hineingeboren wurde und damit aufgewachsen ist, nimmt sie ihre Unmündigkeit aufgrund ihres Geschlechtes und ihre Religion als gegeben hin. Weder ihr Glaube, noch ihre gesellschaftliche Rolle entstammen einer persönlichen Überzeugung, sondern wurden ihr anerzogen. Bisher hatte Triss weder deseinen wie desanderen wegen Grund zur Klage. Ihr fehlen dadurch die Ambitionen, etwas an ihrer Position zu verändern. Emanzipierten Frauen begnet sie mit wertungsfreien, neutralen Interesse für's Ungewöhnliche und hinterfragt deren Motivation.
Ihre eigene Motivation, sich als Mann zu verkleiden, hat somit nichts mit Selbstverwirklichung und dem Sprengen ihrer gesellschaftlicher Zwänge zu tun, sondern besteht einzig und allein aus Geschwisterliebe. Triss befand sich in einer Notlage und ergriff die einzige Chance, die ihr blieb.
In ihrer Verkleidung als Tristan versucht sie ihre weiblichen Charakterzüge zu überspielen, was ihr natürlich nicht immer gelingt. Auf diese Weise wirkt Tristan hin und wieder weichlich. In manchen Momenten, in denen Triss um ihre Tarnung fürchtet, packt sie diverse stereotypische Verhaltensweisen von Männern aus und bedient sich dabei Klischees, die nicht zwangsläufig stimmen müssen. In diesen Augenblicken, die zum Glück nur ab und zu vorkommen, erscheint ihr Alter Ego wie ein Heranwachsender, der sich als übertrieben männlich aufspielt, um sich neben den echten Männern zu behaupten. Sollte man sie irgendwann als Frau enttarnen, wird Triss alles daran setzen, dass derjenige ihr Geheimnis bewahrt.
Geschichte:
Triss entstammt einer Familie, der der Umgang mit Schwertern nicht fremd ist. Ihr Vater ist Waffenschmied und ihr Onkel Hauptmann der Schlossgarde des Herzoges. Als älteste Tochter war sie stets in die Hausarbeit eingebunden, kümmerte sich um ihre jüngeren Geschwister und half ihrem Vater durch kleine aber nützliche Hilfsarbeiten. Hauptmann Vogelsang – selbst kinderlos – hatte einen besonderen Narren an seiner gutmütigen Nichte gefressen und versicherte sich ihrer Gesellschaft, wann immer ihre Eltern sie entbehren konnten.
In einer Familie, in der das Schwert Tradition hat, war es nur natürlich, dass die Söhne diese Tradition fortführen sollten. Der älteste Sohn der Familie, Triss‘ Bruder Leander, wurde daher schon frühzeitig von seinem Onkel im Umgang mit dem Schwert unterrichtet. Er sollte später einmal in dessen Fußstapfen treten und Soldat werden. Die Schmiede des Vaters würde ein anderer der Söhne übernehmen.
Aus Zuneigung gestattete Hauptmann Vogelsang seiner damals zehnjährigen Nichte, den Übungsstunden beizuwohnen und zuzusehen. Wie sich bald herausstellte, war Triss offensichtlich selbst nicht untalentiert. Denn sie erkannte bereits vom Zusehen Techniken, merkte sich Schritte und konnte diese nachahmen, ohne direkt eingewiesen zu werden. Eines Tages kam Hauptmann Vogelsang schließlich auf die Idee, das Mädchen selbst mit ihrem Bruder üben zu lassen. Die beiden waren sich ebenbürtige Gegner, genau die Art von Training, die Leander brauchte. Die Leibesertüchtigung würde Triss sicher auch gut tun und ihr die nötige Vitalität geben, die sie später einmal für einen Ehemann und eigene Kinder bräuchte. Und es war in Ordnung, denn es war ja bloß Spiel für das Mädchen. Niemals würde sie ernsthaft ein Schwert in die Hand nehmen, um sich an die Stelle eines Mannes zu stellen. Da war sich ihr Onkel sicher.
Beinahe zehn Jahre vergingen auf diese Weise. Leander hatte inzwischen den Rang eines Soldaten inne, als Herzog Thorben von Saunitz wieder einmal gegen einen anderen ins Feld zog. Die jungen Männer, einschließlich Triss‘ Bruder, marschierten aus.
An dieser Stelle sei auf die Ereignisse während des Feldzuges verzichtet. Das Resultat war jedoch, dass nur wenige zurückkamen. Die Truppen hatten während einer entscheidenden Schlacht einen herben Rückschlag erlitten und waren zur Heimkehr gezwungen.
Leander kehrte nicht heim.
Man wisse nicht wie und durch wessen Hand er starb. Das Schlachtgetümmel wäre ein zu großes Durcheinander gewesen und der Rückzug zu überstürzt. Nicht einmal seine Waffe konnte man der trauernden Familie übergeben. Die Mutter verfiel in tiefstes Schluchzen, Vater und Onkel versuchten die Trauer durch Stolz auf den gefallenen Sohn zu verarbeiten. Die jüngsten Geschwister waren noch nicht alt genug, um die Tragödie des Krieges zu verstehen. Und Triss? Triss wollte das alles nicht wahr haben.
Ihr Bruder war ein geschickter Kämpfer. Das hatte sogar ihr Onkel immer wieder betont. Niemals würde er sich einfach so abschlachten lassen, da war sich Triss sicher. Aus Trauer und Verzweiflung suchte sie nach Erklärungen, was ihrem Bruder zugestoßen sein mochte - Ob er nicht gefangen genommen wurde oder einfach nur nicht den Weg nachhause zurück fand. Auf keinen Fall aber konnte er gefallen sein. Das konnte und wollte Triss nicht glauben!
Bei ihrer Familie stießen ihre Vermutungen auf taube Ohren. Man rügte sie sogar dafür, die Toten in Ehre ruhen lassen zu sollen. Sie wollten die Zweifel gar nicht hören. Die Möglichkeit, dass der Sohn doch noch lebte, nicht in Betracht ziehen. Stattdessen solle Triss die Träumereien sein lassen und dass man ihnen weder Schwert noch Helm des Gefallenen darbieten konnte, sei ja einzig und allein des plötzlichen Rückzuges geschuldet.
Aber Triss konnte sich nicht damit abfinden. Überzeugt davon, ihren Bruder finden zu können, beschloss sie, sich auf die Suche zu machen. Unwissentlich half ihr der Herzog selbst bei diesem Plan.
Anstatt die Niederlage der letzten Schlacht als Zeichen zu sehen, seinen selbstherrlichen Feldzug aufzugeben, frischte er sein Heer für einen erneuten Angriff durch neue Rekrutierungen auf. Aus der Schmiede ihres Vaters nahm sich Triss Schild und Schwert; Ihrem Onkel entwendete sie das Kettenhemd und Pferd. Zu ihrem Glück sah man bei der Einschreibung nicht genauer hin. Jeder halbwegs junge Kerl wurde aus der Not heraus ohne weiteres in den Reihen der Miliz aufgenommen.
Triss war spurlos verschwunden. Dafür befand sich Tristan auf der Suche nach seinem Bruder.
Allein unter Männern ritt sie los. Triss musste sehr aufpassen, sich nicht als Frau zu enttarnen. Denn sollte ihr wahres Geschlecht ans Licht kommen und man in der Heimat davon erfahren würde, würde ihr nicht nur eine harte Strafe drohen. Eine Frau, die sich die Rolle eines Mannes anmaß! Ihr Vater, ihr Onkel und ihre Brüder würden entehrt sein. Eine Rückkehr kam nur in Begleitung Leanders in Frage.
Ob man Triss‘ Pläne nun unter dem Licht geschwisterlicher Liebe oder leichtsinniger Naivität zu sehen hat, wird sich zeigen müssen.
Zuletzt geriet Triss‘ Trott in einen Hinterhalt und wurde versprengt. Dadurch hat Triss den Anschluss an ihre Kameraden verloren und ist nun allein unterwegs.