Redewendungen und Vergleiche

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.945 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Februar 2018 um 20:26) ist von bigbadwolf.

  • Hi Leute :)

    ich kaue schon seit einer ganze Weile darauf herum. Eigentlich seit kurz vor dem letzten Off-Treffen XD
    Ich glaube es war in Kyes und meiner Geschichte, in der Alo angemerkt hat, dass er es ... äh unkreativ findet ( @Alopex Lagopus berichtige mich, wenn ich falsch liege, ich will hier niemandem was unterstellen XD), wenn ich allgemeinbekannte Redewendungen oder Vergleich benutze.
    zum Beispiel: "So leicht wie eine Feder" oder "Mal den Teufel nicht an die Wand"

    ich habe mir jetzt eine Weile den Kopf darüber zerbrochen und bin zu einem Ergebnis gekommen XD
    Wenn man eine eigene Welt schafft, in der die Geschichte spielen soll, dann finde ich es cool, wenn man allgemein bekannte Redewendung an diese Welt anpasst.
    @Kyelia benutzte in ihrer Geschichte Sichestja gleich zu Anfang "Mal den Dämon nicht an den Baum". Das finde ich ziemlich witzig und eigene Bräuche und Redewendungen machen die erfundene Welt authentischer.

    Wenn ich aber in Urban-Fantasy unterwegs bin und meine Chars Umgangssprache reden, finde ich es nicht schlimm, wenn solche Begriffe ab und zu mal auftauchen. Ich meine im echten Leben benutze ich sie ja auch und überlege mir nicht jedes Mal etwas Neues, um genau das gleiche auszudrücken. Zumal mit dem Standardkram gleich jeder weiß, was gemeint ist :hmm: Wenn man solche Vergleiche und Redewendungen nicht inflationär benutzt, finde ich sie eigentlich in Ordnung und auch wenn man sie kennt, erzeugen sie trotzdem Bilder im Kopf.

    So, jetzt ihr :)
    Wie steht ihr dem gegenüber?

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde auch, dass man Dinge, die keinen speziellen Hintergrund bei der Entstehung haben (zb. eben "leicht wie eine Feder" --> Federn sind vermutlich in jeder Welt leicht :D) kann man gut verwenden - vor allem in der wörtlichen Rede, Menschen reden nunmal so^^
    Aber Dinge, die aus Religiösem/kulturellem Hintergrund gewachsen sind, sollte man an seine Welt anpassen, da die Erklärung einfach nicht mehr passt^^
    Ich kann ja schlecht in einer Welt, die das Konzept eines Teufels nicht kennt, plötzlich sagen:

    "Mal den Teufel nicht an die Wand" :rofl:
    "Den Was?"
    "Den Teufel?!"
    "Was ist ein Teufel" <--- Meh

    ALso würde ich, wenn ich mir nicht Sicher bin eventuell versuchen, den Ursprung der Redewendung/Vergleichs herauszufinden und ggfs. an meine Welt anzupassen.

    LG Chaos

  • Hey,

    ich finde dieses Thema ziemlich interessant, da ich @Alopex Lagopus Hinweis diesebzüglich ebenfalls mal wo gelesen habe...ich glaube, das war in dem Thread zum Thema "Stil & Form von Geschichten" oder so ähnlich.
    Seit dem zermartere ich mir auch ständig das Hirn und versuche, besonders geistreiche Vergleiche oder Redewendungen zu finden, die sich im Idealfall an die Besonderheiten der Geschichte (in meinem Fall Engel und Dämonen) anpassen.
    Mein persönliches Highlight war in dem Zusammenhang der gedankliche Ausruf: "Der hatte wohl nicht alle Saiten auf der Harfe!"
    Das fand ich irgendwie lustig und es passte in dem Moment. Obwohl ich mir im Nachhinein nicht ganz sicher war, ob es den Spruch nicht schon vorher gab. :)
    Witzigerweise fällt mir außerdem ebenfalls ein guter Vergleich ein, den ich zuletzt bei @Kyelia in "Der, der das Licht stahl" gelesen habe. Sie beschrieb hier das Gesicht eines Hundes, indem sie es mit einem faltigen Lederhandschuh verglich. Das fand ich in dem Moment auch originell.
    Ansonsten finde ich, dass gängige Vergleiche oder Redewendungen genutzt werden dürfen, indem man zum Beispiel schreibst: "Ihr Selbstbewusstsein erlosch wie eine Kerze im Wind..." oder so, ganz einfach, weil sich in dem Moment direkt das richtige Bild vor Augen abzeichnet.
    Eine Mischung aus Altbekanntem und Neuem wäre sicher optimal. Wir könnten ja mal eine Sammlung ausgefallener Vergleiche und Redewendungen anlegen...wär bestimmt ganz witzig, was da so zusammenkommt. (gibt es so einen Thread nicht sogar schon?)

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Ich finde es wichtig, dass die Charaktere eine authentische Wirkung haben.
    Zum einen bin ich der Meinung, dass dies durch individuelle und angepasste Sprüche passiert, andererseits aber auch mit Hilfe von Sprüchen, welche den Lesern bekannt sein sollten.
    So wird meiner Meinung nach diese abstruse und so weit entfernt zu scheinende Fantasywelt zu uns geholt, sie uns näher und intensiver vermittelt.
    Außerdem sollten sich die Charaktere doch auch Lesernah, bzw ein wenig menschlich, egal was für eine Kreatur sie sind verhalten, denn würden sie sich kein bisschen verhalten, wie wir es in unserer Umgebung gewohnt sind, so würden wir uns mit ihnen doch gar nicht identifizieren können und wäre das nicht Ultra langweilig und super schade?

    Berichtigt mich gerne, wenn ihr anders denkt :D

  • Ich erinnere mich auch, da was gesagt zu haben, weiß nur nicht mehr genau wie. In wörtlicher Rede finde ich solche Redewendungen ... okay. In allem was nicht wörtliche Rede oder Gedanken ist ... nope, finde ich unkreativ. Vielleicht liegt es daran, dass ich allgemein kein Freund von Redewendungen bin. Wie @Ippon schon sagt, kann es aber auch sehr typisch für einen Charakter sein, dann kann das Ganze auch wieder ziemlich witzig werden (denkt an seinen alten Mathelehrer, der immer die geilsten Redewendungen verwendete, die keiner von uns kannte "Das ist ja Hanebüchen!", "Sie können sich auch ein Loch durchs Knie schießen, ein Klavier dran hängen und sagen, Sie wären musikalisch", "So kommen Sie aber nie auf einen grünen Zweig", "Sie können auch mit Kanonen auf Spatzen schießen", "Da ist was faul im Staate Dänemark")
    Vielleicht hat mich der Gute da etwas geprägt :D

    Also, wenn Charaktere es sagen, stimme ich @Miri zu, das ist alltäglich, das mache manche, kann authentisch zum Charakter passen. Wenn jetzt aber eine Beschreibung kommt, in der steht "er bewegte sich durch das Wohnzimmer wie ein Elefant im Porzellanladen", dann finde ich das langweilig zu lesen.

    Mir gefällt einfach, wenn mit der Sprache gespielt wird. Ist mein persönlicher Geschmack.

  • Eigene Welteninterne Vergleich sind natürlich immer spannender und stimmungsvoller als wenn unpassende Vergleiche gemacht werden. Speziell wenn es moderne Sachen sind die in einer mittelalterlichen Welt verglichen werden, eine Antwort sollte nur dann "wie aus der Kanone geschossen kommen" wenn das Konzept der Kanone nicht etwas ist das vor wenigen Jahren entwickelt wurde oder so.
    Eine lange Leitung kann man ohne Telefon/Strom vermutlich auch nicht haben...

    Wenn sich allerdings jemand so "elegant wie in Knurplix" bewegt sollte der Leser natürlich wissen ob Knurplix ein kleines Rehlein oder ein 10Tonnen-Troll ist. :D

    Dann gibt es noch unzählige Redewendungen die aus der Literatur stammen, z.B. des Pudels Kern von Goethes Faust, etwas faul im Staate Dänemark von öhm Shakespears Hamlet, die Axt im Haus... aus Schillers Willhem Tell etc. Damit kann man natürlich spielen und sie an die Welt anpassen, schadet aber sicher nicht, sich des Ursprungs bewusst zu sein.
    Jetzt bin ich gerade über eine Liste deutscher Redewendungen gestolpert, seeehr spannend, auch wenn noch lange nicht alle erklärt werden. :D

    Wenn man sich damit befasst landet man vermutlich unweigerlich auch bei Begriffen mit historischem Hintergrund bzw muss fast jedes zweite Wort hinterfragen. Darf man lateinische Begriffe verwenden? Immerhin wäre es unwarscheinlich das es dort auch eine Antike gab in der Latein gesprochen wurde. (Wobei die "alte Sprache" erschreckend oft Latein zu sein scheint)
    Oder eben historische Ereignisse, ein Pyrrhussieg bezieht sich halt klar auf einen antiken Krieg, damastierter Stahl bezieht sich auf Damaskus etc.
    (grad will mir nicht mehr einfallen, die Liste ist aber fast unendlich)


    Andererseits wird es natürlich, wenn ich all die Begriffe durch Welteninterne ersetze, für den Leser extrem schwer der Geschichte zu folge, wenn ich dann nicht bei jedem Begriff eine Fußnote mit Erklärung hinterlege. Das klappt bei Pratchett, da die Fußnoten gerne mal komplett absurd und unterhaltsam sind, aber reiner Infodump um zu zeigen was man alles in seiner Welt gebastelt hat, macht halt irgendwie eher wenig Sinn.

    Falken haben doofe Ohren

  • Darf man lateinische Begriffe verwenden? Immerhin wäre es unwarscheinlich das es dort auch eine Antike gab in der Latein gesprochen wurde. (Wobei die "alte Sprache" erschreckend oft Latein zu sein scheint)

    Und hier wirds dann anstrengend. Wir haben extrem viele lateinische und griechische Worte in unserem allgemeinen Sprachgebrauch, sodass ich schlicht nicht anders kann, als diese zu verwenden. Ich seh dass so, dass ich quasi (wie Moers in den Zamonien-Romanen) die Geschichte übersetze und halt all die "inkorrekten" Ausdrücke einsetzen muss. Es geht schliesslich immer noch um die Geschichte und nicht um die Korrektheit einer Sprache, die a) fiktiv und b) nicht mal ganz ausgearbeitet ist.


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Ha, ein in der Tat spannendes Thema, das es durchaus verdient hat, mal wieder aufgefrischt zu werden ^^

    Ich gehe sehr gerne von unseren alltäglichen Redewendungen aus und baue darauf Geschichten auf oder verwende erstere zumindest als Startpunkte. Ich mag das einfach irgendwie.
    Wenn es inhaltlich passt, dann habe ich nichts dagegen, auch mal eine bekannte Redewendung zu lesen.

    Was die Neuschöpfung von Redewendungen für die eigene Fantasy-Welt angeht, bin ich noch nicht so weit, auch wenn ich mir gerade einbilde, dass ich mir da schon mal etwas überlegt habe :hmm: Ich komme aber gerade nicht drauf.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

    Einmal editiert, zuletzt von Asni (13. Februar 2018 um 22:28)

  • Ich finde vereinzelte Redewendungen im richtigen Zusammenhang auch gut. Vor allem die geschichtsinternen, die @Rainbow angesprochen hat. Bei meiner Ogergeschichte hatte ich auch sowas dabei:
    "Du würdest auch noch einem Tanar'ri (ein Dämon) die Peitsche klauen!"

    Ich kann allerdings auch @Alopex Lagopus verstehen. Redewendungen sind eben leicht zu konsumieren, der Autor erzeugt mit minimalem Aufwand einen Effekt und bleibt dabei gelegentlich auch unkreativ. Nicht Jedermanns Sache.