Was ist für euch Kunst?

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 7.112 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Februar 2024 um 07:57) ist von Thorsten.

  • …weil philosophische Themen zu subjektiven Weltanschauungen, bei denen man sowieso nur schwer auf einen gemeinsamen Nenner kommen kann, einfach die besten sind :rofl:

    Was ist für euch Kunst? Wann ist ein Bild ein Kunstwerk und wann ist der Mensch dahinter in euren Augen ein Künstler? ^^ Spielt der Begriff für euch selbst überhaupt eine Rolle und was sagt er für euch aus? Oder wird der Begriff völlig überbewertet?

  • Ich müsste da unterteilen zwischen den verschiedenen Kunstrichtungen.

    Bei dem, was man geläufig als Kunst versteht - also gemalte Bilder, Skulpturen etc. - definiere ich das für mich selbst so: alles, was ich nicht selbst könnte, ist für mich Kunst. Wenn ich also ein Bild sehe, auf dem eine rote Linie über eine weiße Leinwand gezogen wurde, dann kann ich das mit einem Lineal und einem Stift spielend leicht nachmachen. Ergo keine Kunst. Diese Definition funktioniert aber auch nur, weil ich selbst absolut unbegabt bin - würde ich selbst malen können wir Künstler X, wäre es sonst ja laut meiner Definition keine Kunst mehr.

    Bei Musik ist alles für mich Kunst, was ich schön klingend finde oder hinter dem ich die Arbeit hören kann. Gefällt mir ein Lied nicht, finde ich es zwar nicht schön, es kann aber natürlich trotzdem Kunst sein. Gefällt es mir nicht und stelle mir dabei ein Kleinkind vor, das begeistert gegen Plastik klopft, ist es Lärm und keine Kunst.

    Tastatur spackt grade rum, ich ergänze den Beitrag später.

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Für mich hängt Kunst zum einen mit Handwerk zusammen, d.h. die eher technische Seite des Könnens, so wie es @Phi beschrieben hat.

    Zum anderen aber auch mit dem kreativen Gedanken, d.h. dass man etwas originelles, witziges oder sonst wie so Geartetes macht, dass zum Nachdenken anregt und eine neue Sicht auf schon bekanntes eröffnet. Manchmal setzt das beim Betrachter der Kunst voraus, dass er einschätzen kann, ob das kreativ ist.* Ein Beispiel bzgl. des Schreibstils: Stream of Consciousness kann eigentlich jeder (vermute ich mal). Aber die Idee zu haben, dass man eine Geschichte eben auf diese Art erzählen kann, die ist nur einmal (wirklich) originell. Danach kommt der Kunstcharakter eher durch ein besonders gelungenes / herausragendes Handwerk zustande.

    *Eigentlich müsste ich das anders formulieren: Manchmal weiß der Künstler, dass das, was er tut, kreativ ist, während andere die Kreativität darin überhaupt nicht wahrnehmen und wertschätzen können.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Kunst ist wie Zeit: relativ. :ugly:


    Seit Kameras allgegenwärtig sind hat sich das Bild von Kunst natürlich sehr gewandelt. Die Fähigkeit etwas realistisch darzustellen ist nicht besonderes mehr da "Maschinen" das viel besser können.
    Ähnlich sehe ich das, jemand der perfekte Abzeichnen kann ist handwerktlich zwar sehr gut, aber ob ich das noch als Kunst sehen würde, weiß ich grad gar nicht. Zur Kunst wird es erst, wenn man halt eben nicht nur stumpf abzeichnet, ähnlich wie in der Fotografie ist da dann auch der richtige Blickwinkel sehr wichtig.
    Es sollte irgendwie "Stimmig" sein, etwas das irgendwie vom Bild über Musik bis zum Text irgendwie überall durchzieht, natürlich muss man dazu das Handwerk zumindest zu einem gewissen Teil beherrschen.

    Oder natürlich auch mal bewusst disharmonisch, allerdings ist das dann meist keine massentaugliche Kunst, nur bewusst disharmonisch ist natürlich auch eine Kunst für sich, da es ja nicht einfach nur für "schlecht" steht. :hmm:

    Falken haben doofe Ohren

  • Wenn ich also ein Bild sehe, auf dem eine rote Linie über eine weiße Leinwand gezogen wurde, dann kann ich das mit einem Lineal und einem Stift spielend leicht nachmachen. Ergo keine Kunst.

    Mir geht es da genauso wie Phi

    In Wiesbaden gab es mal eine Aktion, für die ganz groß geworben wurde.
    Lebendige Kunst, Küsntler kommt und macht Kuns live blabla. Klang alles mega eindrucksvoll und so sammelte sich eine riesige Menschenmasse auf dem Markplatz, sah zu, wie ein Mann einen Sack mehl in 4 Häufchen auf dem Platz verteile und blieb ratlos zurück ...
    Definitiv keine Kunst ...

    ich schließe mich Alca an und sage, dass Kunst etwas mit Handwerk zu tun hat. mit Können. Etwas, das man nicht einfach nachmachen kann.
    ich möchte aber auch anfügen, dass Kunst für mich ein Botschaft haben muss. Gerade wenn es um "abstrakte Kunst" geht.
    Meiner Meinung nach bezeichnet man alles als abstrakte Kunst, was kein Können ist, sondern wo einfach jemand Farben wild auf die Leinwand geklatscht hat, ein Fahrrad in eine Badewanne gestellt hat oder eben Mehl auf dem Marktplatz verteilt ... 8|
    Für mich werden diese seltsamen genau dann Kunst, wenn sie eine Aussagen haben, versuchen etwas mitzuteilen.
    Was genau mir 4 Häufchen Mehl auf dem Platz sagen soll, weiß ich nicht ... ich hab lange drüber nachgedacht und versucht etwas hineinzuinterpretieren (so wie man das in Deutsch in der Schule gemacht hat XD), aber nichtmal dann ist mir etwas eingefallen. Wenn der Künstler mit den Farben allerdings sein Innenleben ausdrücken will, dann ist es wieder Kunst und das kann wiederum auch nicht jeder, denn nicht jeder hat ein Gespür dafür, wie Farben zusammen wirken und was sie wann aussagen ...

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

    • Offizieller Beitrag

    Die gleiche Frage hat unser Kunstlehrer immer wieder gestellt. Er meinte, Kunst ist, wo ekn Künstler seine Unterschrift drunter klatscht und irgendwer vorhanden ist, der es abkauft.

    Für mich ist Kunst, wo ich sehe, da steckt Arbeit dahinter, der Künstler hat sich etwas dabei gedacht und versucht damit etwas auszudrücken. Das Besondere muss zu sehen sein, dwr Grund, warum das Bild im Museum oder einer Galerie hängt.
    Mit einem weißen Blatt auf dem ein roter Strich zu sehen ist, damit kann jeder kommen. Dafür muss man nicht Unmengen an Geld ausgeben. :hmm:



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Kunst ist bei mir etwas, das stark mit Gefühl verbunden ist. Wenn ein Bild, ein Lied oder ein Text in mir Gefühle auslöst, kann ich es als Kunst bezeichnen.

    Aber auch Handwerk. Ein enorm detailgetreues Gemälde im Museum, ein extrem filigraner, handgezeichneter technischer Plan (jajaja Berufsstolz unso), eine Statue, ein Brunnen, ein Gebäude...

    ... ich habe gemerkt, dass Schönheit in mir große Freude weckt. Und das, würde ich sagen, ist die Kunst beim Handwerk. Wenn mich die Schönheit eines Raumes, einer Idee, eines Gartens, einer Geste, die Komplexität eines guten Liedes, wasauchimmer - wenn mich das erfreut, ist es Kunst.


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Zitat

    Mit einem weißen Blatt auf dem ein roter Strich zu sehen ist, damit kann jeder kommen.

    Um das noch kurz aufzugreifen: Das Problem bei der modernen Kunst ist, scheint mir, ist halt meist nicht mehr das Handwerk sondern der Gedanke dahinter.
    Allerdings ist das inzwischen teils so abgehoben das man das als Laie und ohne stundenlange Erklärungen nicht mehr versteht.

    Nachdem der Zweck der Kunst über Jahrtausende die Abbildung der Realität war, musste sie Anfang des 20.Jhdts neue Wege suchen. Etwas Minimalistisches wie ein roter Strich war damals revolutionär und neu. Hatte damals auch seine Daseinsberechtigung finde ich.

    Das Problem das ich im Moment sehe, ist, das sich das seit damals in eine sehr seltsame Richtung entwickelt hat (zumindest was ich so mitbekomme), eine Richtung mit der ich auch nicht viel anfangen kann, einfach weil es mich nur sehr bedingt interessiert oder ansprich. Die einen werden noch minimalistischer, die anderen versuchen mit immer noch extremeren Aktionen aufzufallen, denn auffallen muss man, wenn man ... äh... auffallen möchte. XD

    Falken haben doofe Ohren

  • Kunst ist, was glücklich macht, bzw was die Lebewesen berührt.

    • Wenn ich einen roten Strich auf eine Leinwand male, mach ich damit niemand Glücklich. Ergo, keine Kunst.
    • Wenn Künster XY das macht, und dutzende Kunstliebhaber sich daran ergötzen, ist es Kunst.
    • Wenn ich einen roten Strich auf eine Leinwand male und es dann ausstelle und daneben stehe, erkläre warum ich das mache und mir Leute zuhören und sie begeistern kann: dann ist auch mein strich Kunst.

    Lieder machen glücklich, Theater, Oper, Pantomine, die Bilder von den kleinen zweijährigen...?

    Warum wird letzes nicht als "Kunst" betrachtet? Weil es nur die Eltern glücklich macht? Nein.
    Es ist, weil nicht das Bild, oder die Botschaft einen Glücklich macht, sondern der Fakt, dass (unser) Kind so etwas kann. Also berührt uns seltener das Bild, sondern viel mehr das Kind.
    Bilder von Kindern, die uns wirklch begeistern, bekommen nicht selten einen extra Ort und überdauern Jahrzente. Dies könnte dann schon eine Art von Kunst sein, wenn auch eine Kindliche.

    Es gibt Kunst, die provozieren soll. Und solche, die den Künstler bei der Entspannung hilft. Es gibt die besagte Kindliche Kunst, und welche, die Komerzell ist (Zum Beispiel gute Werbung)

    Kunst kann überall sein. Aber Jeder wird durch etwas anderes Berührt, deswegen ist für Jedem "Kunst" auch etwas anderes.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Für mich ist Kunst alles was in mir Gefühle weckt und mich unterhält also entertainend ist. Ob das jetzt ein Buch ist oder ein Film oder ein Theaterstück ist egal. Es geht um einen emotionalen Zustand und der ist bei mir zB bei den Filmen "Herr der Ringe" vorhanden. Beispiele: Szenen wo Gondor von Rohan gerettet wird oder in Helms Klamm. Das sind Augenblicke in denen ein emotionaler Zustand hervorgerufen wird. Oder bei Büchern: Bei Harrypotter habe ich den Moment genossen, als Harry die Dementieren verjagt.

  • Für mich persönlich ist KUNST, was aus einer Idee geboren und in einen für den Menschen wahrnehmbaren Körper gesteckt wird. Etwas, dass nicht nur Emotionen auslöst, sondern ein Gefühl, eine Version und eine Revolte verkörpert. Eine IDEE.

    Ob Maler*in, Komponist*in oder Autor*in, sie alle machen in meinen Augen Kunst, sobald sie ihre Ideen in Pinselstriche, Noten oder Worte kleiden. Sie machen Kunst, gute und schlechte. Beides eine Frage des Geschmacks.

    Kunst kann für mich schocken, lehren und überliefern.

  • Kunst ist alles, was mehr ist, als es im ersten Augenblick aussehen mag. Und sei es auch nur im Kopfe einer einzelnen Person.

    Es spielt keine Rolle, wieviele Personen "nichts" denken beim guggen oder hören oder fühlen oder riechen. Es reicht ein einziger wahrnehmender Geist, der sich davon inspirieren läßt... Wenn es für nur eine Seele "Kunst" ist, ist es Kunst.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Kunst ist für mich ein verworrener Quark. (Frei nach Goethe)

  • Ich finde den Satz ,,Kunst liegt im Auge des Betrachters‘‘ , sehr passend und zutreffend.

    Ich persönlich mag z. B. gut gemachte und durchdachte abstrakte Gemälde, wie die von Hilma af Klint oder Kadinsiky und sehe diese als Kunst . Aber ich weiß auch das es Menschen gibt die das anders sehen und meinstens kann ich ihrer Meinungen verstehen und akzeptieren

  • persönlich halte ich es getreu dem Motto "Kunst liegt im Auge des Betrachters" und ist demnach völlig Geschmackssache.

    Nehmen wir das Beispiel Comedians: ich konnte mit dem Humor von Helge Schneider nie etwas anfangen, mit dem Wortwitz von Jochen Malmsheimer jedoch schon. Bei den meisten Bekannten war es genau umgekehrt.

  • Heutzutage überwiegt imho (nach Ludwig Fulda) mehr Wulst (Wollen) als Kunst (Können).

    Kunst sollte (muss nicht!) ein Ausdruck von hohen Gefühlen und erstrebenswerten Idealen sein.

    Nicht alles muss hochtrabend sein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dion (7. Februar 2024 um 20:55)

  • Kunst sollte ein Ausdruck von hohen Gefühlen und erstrebenswerten Idealen sein.

    DAS ist, mit Verlaub gesagt, alberner Schnick-Schnack. Wie "hoch" Gefühle sind, kann nur der einschätzen, der sie grade fühlt. Und was ein erstrebenswertes Ideal ist, darüber wird noch immer ausgiebig und erbittert gestritten.

    Die Einteilung von "Kunst" auf der einen und "Wulst" auf der anderen Seite... treffen nur jene, die arrogant genug sind, sich ganz sicher auf der Seite der Könner zu wähnen.

    Ich persönlich finde dieses "Das ist Kunst und das hier nicht" als ausgesprochen hochnäsig und oberflächlich...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Mir ist bewusst und bestreite nicht, dass zu Kunst noch weitaus mehr gehört als nur Ästhetik und "Gefühlsduselei" (Kunstfertigkeit/Handwerkskunst ist noch ein eigenes Thema). Nicht alles muss und sollte hohe Kunst sein, auch gehört natürlich die Auffassung und Verarbeitung des Betrachters dazu. Auch wenn ich dabei bleibe, dass wir auch heute Erbauung brauchen (siehe Zitat oben), muss Kunst ebenfalls aufzeigen, wachrütteln und neugierig machen - die Betrachter etwas entdecken lassen, was sie durch ihre Empfindungen und Erfahrungen absorbieren und verarbeiten. Ältere Beispiele: So sind Werke von Picasso und Otto Dix zweifellos auch Kunst.

  • muss Kunst ebenfalls

    Kunst MUSS gar nichts! Und schon erst recht nicht "dem Betrachter" irgendwas geben.

    Vor allem, weil "der Betrachter" im Laufe der Zeit immer irgendeine andere Nase ist. MIR gibt Picasso nichts. Also ist er keine Kunst? Ich bin ja als Betrachter ungerührt.... Und wenn jetzt kommt "aber die anderen..." ist die Frage: Ist mein "betrachten" weniger wert als das der anderen? Braucht man, um kunst-erkennender Betrachter sein zu können, irgendeine Spezialausbildung? Ein Zertifikat (in fünffacher Ausfertigung, und mit Formular a38)? Schon da klemmt doch das Gefüge (du weißt sicher, wie kompliziert es ist, Formular a38 zu erhalten, oder?)

    Was ich damit herausschwurbeln will, ist: Kunst ist nicht definierbar. Was dem een sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall. Und nur, weil Hänschen-Piep-einmal irgendwas für wenig kunstvoll hält, ist das kein "Nicht-Kunst"-Kriterium.

    Wenn irgendwo auf der Welt einer, ein einziger sagt: "Boah! Das ist so schön, das ist Kunst!"... dann ist es Kunst. Egal was die anderen knapp 8 Milliarden sagen.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Braucht man, um kunst-erkennender Betrachter sein zu können, irgendeine Spezialausbildung?

    Was man selbst als Kunst ansieht bzw. als schön oder bedeutsam empfindet, ist eigenen subjektiven Maßstäben unterworfen. Bildung und allgemeines Kunstverständnis können dabei helfen, komplexe Kunst soweit wie möglich objektiv einordnen zu können.

    Nein, man muss nicht an der Kunstakademe studiert haben oder ein klischeehaft versnobter Rotweintrinker sein, der nur durch die Nase spricht, um Kunst zu erkennen. :D

    Kunst ist nicht definierbar.

    Natürlich ist sie definierbar (wie alles andere auch). Wie gesagt, für jeden selbst anders oder in allgemeinen Rastern.