Kunstunterricht in der Schule

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.558 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. Juli 2017 um 19:52) ist von Tnodm0309.

  • Entweder hat man ihn gehasst oder man hat ihn geliebt. Oder man war geistig, wenn nicht sogar körperlich, abwesend und hat sowieso nicht viel davon mitgekriegt. Die meisten von uns hatten (oder haben noch) während ihrer Schulzeit Kunstunterricht aber ob und wie sinnvoll er ist, darüber scheiden sich die Geister.
    Welche Erinnerungen habt ihr an euren Kunstunterricht? Könnt ihr behaupten, dass er in irgendeiner Weise Einfluss auf euer kreatives Handeln genommen hat, beispielsweise indem er euch ein paar Fähigkeiten im Zeichnen oder eine bessere Farbwahrnehmung vermittelt hat? Eignet sich der Kunstunterricht in der Schule überhaupt dazu, kreatives Denken zu fördern und künstlerische Techniken zu erlernen?
    Und wie kamen eure eigenen Bilder und Ideen bei eurem Lehrer an?

  • Ich finde Kunstunterricht, wie es ihn in den meisten Schulen gibt, ist mit das Ekligste, was sich ausgedacht wurde. Ehrlich, was soll der Scheiß?

    Man wird an verschiedene Methoden herangeführt, Kunst zu erschaffen - super!
    Ab und zu kann man nach Herzenslust zu einem x-beliebigen Thema kreativ werden - super!
    Man bekommt etwas Hintergrundwissen zur Farbenlehre, Epochen etc. beigebracht - super!

    Aber wieso in HERGOTTSNAMEN wird man danach benotet, wie gut man etwas zeichnen/basteln/wasweißich kann? Wie demotivierend, spaßnehmend und absolut sinnfrei ist das bitte?

    Jeder ist in Kunst auf einem anderen Level, sei es durch Begeisterung an Malen seit Stunde 0 oder dem kompletten Desinteresse an diesem. Anders als in Mathe oder Biologie oder sonstigem kann man sich aber nicht einfach auf seinen Hintern setzen und mal eben lernen, so zu zeichnen, wie es dem Lehrer gefällt. Man kann sich verbessern, klar, aber man kann nicht in zwei Stunden intensiven Lernen auf einmal ein perfektes Landschaftsbild malen, so wie man in Biologie nach zwei Stunden die Zellteilung erklären kann.

    Selbst im Fach Musik ist es mittlerweile doch fast überall angekommen, dass man nicht einfach den Gesang benoten kann und gut ist. Natürlich wird viel gesungen und mit Instrumenten gemacht, aber benotet wurde (zumindest bei uns) am Ende dann eine Klassenarbeit übers Noten lesen, Epochenwissen und berühmte Musiker.
    Wieso also kann man im Kunstunterricht nicht einfach weiterhin experimentieren, was eigentlich alles mit Kunst möglich ist (vom Zeichnen übers Modellieren bis zur Handarbeit) und benotet wird am Ende dann dein Wissen über Da Vinci oder Komplementärfarben?

    Ganz davon abgesehen, dass man bei fünf verschiedenen Lehrern fünf verschiedene Noten bekommt, weil Kunst etwas so absurd subjektives ist, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie das ernsthaft benotet werden kann.

    An sich finde ich Kunstunterricht toll. Es hat mir viel Spaß gemacht, mich an Sachen auszuprobieren, die ich daheim nie gemacht hätte. Aber spätestens nachdem man sich das zehnte Mal die Mühe seines Lebens gegeben hat, Stunden an einem Projekt saß, mehr Zeit als alle anderen investiert hat, nur um eine miese Note zu erhalten, weil man es schlichtweg nicht besser konnte, hat man einfach keinen Bock mehr.

    Und das finde ich doch sehr schade, dass Kindern der Spaß an soetwas Schönen und Kreativen einfach genommen wird, nur weil wir Deutsche alle Leistungen irgendwie in ein Notensystem quetschen müssen und immer alles mit den Mitschülern verglichen werden muss.

    Sometimes, you read a book and it fills you with this weird evangelical zeal, and you become convinced that the shattered world will never be put back together unless and until all living humans read the book.

  • Meine Erfahrungen waren auch eher durchwachsen, zumindest Anfangs. In der Unterstufe gab es nur Noten 1 und 2 und der Unterricht wurde halt von irgend einem Lehrer mitgemacht. War ganz ok, man hat meist die selben Materialien verwendet und ich hatte eigentlich immer Spaß dran.
    Und hab immer eine 2 bekommen, da ich halt nicht besonders gut zeichnen konnte und mit Farben Chaos verursacht habe. War halt so, fand ich schade hat mich aber nicht weiter gestört.

    In der Oberstufe hatte unsere Schule dann aber einen eigenen Lehrer für Kunst, der selbst künstlerisch tätig war. Das hat dann so einiges verändert. Zum einen wurden die Themen komplexer, die Werkzeuge spannender und die Benotung bezog sich mehr auf die Mitarbeit und darauf was man da produzierte, nicht nur das Ergebnis. Von da an hatte ich nur noch 1er, da es mir weder an Ideen noch an Motivation gefehlt hat. :D
    Da ich damals im Naturwissenschaftlichen Zweig nicht glücklich war, bin ich in den Künstlerischen gewechselt und hatte dann entsprechend auch noch mehr Unterrichtsstunden zum Thema Kunst und kreatives Gestalten oder wie das hieß. Haben ich nie bereut.
    Der Lehrer war aber auch einfach toll. :D

    Falken haben doofe Ohren

  • Ich glaube, mein Kunstunterricht ist beinahe spurlos an mir vorbei gegangen. Das einzige, das ich mal toll fand, war in der Grundschule das Malen einer Landschaft von oben.
    Zeichnen, Malen, kreatives Gestalten (Töpfern, Steinmetzarbeiten, Holzarbeiten, Basteln) hab ich eigentlich eher zuhause von meinen Eltern bzw. auch mal über den ein oder anderen Volkshochschulkurs gelernt.
    Theoretisches oder geschichtliches Wissen fehlt mir auch weitestgehen, weil wir irgendwie nix gelernt haben. So gesehen war mein Kunstunterricht reine Zeitverschwendung... naja, wobei... vielleicht eher Zeit, die man mit Träumen verbracht hat ^^.

    Das lag zumindest zeitweise auch an einer unserer Lehrerinnen. Die hat immer "Orangensaft" getrunken. Nach einiger Zeit wurde ihr Blick etwas glasiger, weltfremder... und dann waren wir als Klasse sowieso egal.


    Noten finde ich im Kunstunterricht völlig überflüssig und sind wahrscheinlich einen Ausdruck purer Verzweiflung. Wenn es nur darum geht, einen möglichst guten Notenschnitt zu haben, würde man ja auch in einem Fach, in dem es keine Noten gibt, nichts machen. Somit sind Noten die "Motivation". Ich finde das höchst traurig (und auf erschreckende Weise erstaunlich zugleich), dass es unser Schulsystem schafft, vielen Kindern die angeborene Freude am Entdecken und Lernen innerhalb von 1-2 Jahren Grundschule völlig abzugewöhnen. Und das trifft nicht nur auf Kunst zu!

    Selbst im Fach Musik ist es mittlerweile doch fast überall angekommen, dass man nicht einfach den Gesang benoten kann und gut ist.

    Das finde ich schön! Ich hab da noch ganz andere Erfahrungen gemacht. Ich war als einer der ersten in meiner Klasse im Stimmbruch und unser Musiklehrer (5. & 6. Klasse) hat uns immer an mir demonstriert, dass man im Stimmbruch keine Töne trifft und sich das Singen einfach scheiße anhört.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Mir geht es wie Phi ...
    Eigentlich ein interessantes Fach, aber ein Fach in dem du nur ungerecht bewertet werden kannst, einfach weil es manche besser können als andere (natürlich wird dann an denen gemessen) und es dauert das zu lernen ...
    ich find es tierisch ätzend und nervig.
    Das einzige was mir Spaß gemacht hat waren die Handwerklichen Sachen.
    Ein Mini-Baumhaus bauen oder töpfern ... Das war cool und da hab ich sogar mal ne 2 statt ner 4 bekommen =O
    Dazu kam, dass ich mich mit meiner Lehrerin überhaupt nicht verstanden hab ...
    Ein mal musste ich ein Bild malen. Sie gab mir am laufenden Band Tipps und ich hab echt versucht sie umzusetzen und sie hat mir noch geholfen. Als ich es abgegeben wollte, hat sie gesagt, das Bild sei totaler Mist, ich müsste es neu malen 8| Schneller kann man ne 10-Jährige für sein Fach nicht entgeistern ...

    Kunst wäre als Wahlfach cool. Für diejenigen, die es wirklich interessiert.
    Vielleicht könnte man es sogar aufteilen. Theorie für alle und die harte Praxis für die, die Spaß dran haben ... oder sonst wie.
    Ehrlich. An meiner Schule war Erdkunden Wahlfach. ich hab es nie dazu gewählt und seit der 6. Klasse nie wieder Erdkunde gehabt. Sprich ich hab gelernt, dass die Erde keine Scheibe ist. Aber Kunst MUSSTE ich bis zur 11. Klasse belegen ... WTF?!

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

    • Offizieller Beitrag

    Welche Erinnerungen habt ihr an euren Kunstunterricht? Könnt ihr behaupten, dass er in irgendeiner Weise Einfluss auf euer kreatives Handeln genommen hat, beispielsweise indem er euch ein paar Fähigkeiten im Zeichnen oder eine bessere Farbwahrnehmung vermittelt hat? Eignet sich der Kunstunterricht in der Schule überhaupt dazu, kreatives Denken zu fördern und künstlerische Techniken zu erlernen?
    Und wie kamen eure eigenen Bilder und Ideen bei eurem Lehrer an?

    An und für sich fand ich Kunst immer klasse. Es hat mir die nötige Ruhe zwischen den anderen Stunden gegeben. Ich konnte mich entspannen, weil es eines der wenigen Fächer war, wo man nichts Geisteszerrendes machen musste.

    Allerdings vertrete ich die Meinung, dass man nicht gerade in seiner Kreativität gefördert wurde. In den meisten Fällen hat man ja ein Material oder Thema oder eine Epoche vorgeschrieben bekommen. Das allein hat mich schon immer so weit eingeschränkt, dass ich die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit damit verbracht habe, herauszufinden, was ich dazu machen/herstellen kann. Damit gleich das nächste, man hatte eine bestimmte Zeitvorgabe, was einen in gewisser Weise unter Druck gesetzt hat, unbedingt etwas zu machen.

    Die Fertigkeiten, die man dadurch gelernt hat, fand ich auf der anderen Seite wiederum gut. Man hat verschiedene Sachen gezeigt bekommen und konnte so entscheiden, was einem am besten liegt - obwohl man dennoch nicht selbst entscheiden konnte, welches Material man nun verwendet. xD

    Mir persönlich haben sie in Sachen Technik zwar aber der Mittelstufe nicht mehr viel Neues beigebracht, weil einen Pinsel in der Hand halten, konnte ich bis dato schon. xD
    Aber bis dahin war es durchaus interessant und gewisse Grundkenntnisse helfen einem auch bei den Zeichnungen heute.

    Aber wieso in HERGOTTSNAMEN wird man danach benotet, wie gut man etwas zeichnen/basteln/wasweißich kann? Wie demotivierend, spaßnehmend und absolut sinnfrei ist das bitte?

    Da stimme ich voll und ganz zu. Ich fand es auch immer bescheuert, dass man für solche Sachen eine Bewertung bekommt. Gerade, da Kunst eine objektive Sache ist. Bei einem bescheuerten Lehrer hat man da eine schlechte Note nach der anderen abgestaubt.
    Ich erinnere mich da noch gut an ein Kunstprojekt. Jeder sollte ein Video über Licht machen. Sprich. Irgendwelche Lichter Filmen und dann ein Video daraus machen. Mal abgesehen davon, dass jeder aus meinem Kurs das Thema mega langweilig fand (und wir uns 2 Std. lang die ganzen Videos anschauen mussten) es gab auch noch keinen, der besser als 3 abgeschnitten hat. Wie kann das bitte sein? Selbst, wenn man nach dem besten geht und dann abstuft, hätte das nicht sein dürfen.

    Jeder kann nun mal etwas anderes gut.

    LG, Kyelia



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Huh. Wieder einmal wurde alles gesagt, was ich zu dem Theme sagen wollte :D ich vertrete Phis Meinung dazu voll und ganz.

    Hier nochmal meine eigenen Erfahrungen: Wir hatten letztes Jahr eine wunderbare Lehrerin in Kunst. Die gute Frau war selbst leidenschaftliche Künstlerin und hat uns größtenteils frei und nach unserem Vorstellungen im Unterricht Kunst ausleben lassen. Da sie aber benoten musste, hat sie dies auch getan. Jedoch hat sie so gut wie nie schlechte Noten verteilt. Wenn wir mit unserer Kunst etwas ausdrücken konnten und sie sah, dass wir uns auch damit auseinandergesetzt haben, gab's eben die 1. Was schlechteres gab es nur bei den Genies, die keine Lust auf Kunst hatten und ihr ausdruckslose Strichmänchen vorgelegt haben.

    Tja. Aber sie wurde leider ersetzt, da sie "zuwider des Lehrplans" handeln würde. Ihre Nachfolgerin war dann die typische Lehrerperson: kein Bezug zu den Kunstwerken, einfach nach aussehen bewertet. Super. Glücklicgerweise wurde sie wenig später schwanger und musste ersetzt werden... und ich könnte heute noch kotzen. Als Nachfolgerin würde eine Mathelehrerin genommen, die ich vor zwei Jahren schonmal hatte. Die könnte ihr eigenes Fach nicht gescheit unterrichten, wie sollte das mit Kunst klappen? Genau. Gar nicht. Sie kam auf die Idee, dass es toll wäre, für unsere Schule ein kleines Mosaik zu gestalten. Sie hat uns strickt angewiesen, was auf den einzelnen Steinchen abgebildet sein sollte, welche Farben verwendet werden sollten (schwarz wurde verboten... und vieles mehr.) und im allgemeinen, welches "Niveau" die Bildchen haben sollten. "VON EINER 9. KLASSE ERWARTE ICH AUCH EIN GEWISSES NIVEAU, DAS IHR ERLERNT HABT". Öhm. Nope? Kunst ist nichts, was man jetzt mal so schnell lernen kann. Und ein "Niveau" soll Kunst auch nicht haben... das hat mich so aufgeregt, dass ich mich bei ihr beschwert hab. Sie erwartet jetzt von mir eine Erörterung, in der ich ihr aufzeige, was an ihrem Unterricht so falsch ist... Hehe. Kann sie haben. War Jahrgangsbester in dem Thema :P:P:P