Tutorials oder Referenzen?

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.005 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. Juli 2017 um 16:05) ist von Voluptuous Mayday.

  • oder auch "Welche Lernmethoden verwendet ihr?"

    Die Diskussion wurde schon mal in @Aztiluth's Zeichenthread angerissen und da ich es recht interessant finde, zu hören wie andere dazu stehen, wollt ich hier einen Thread zum Austausch zu diesem Thema eröffnen ^^
    Wie erarbeitet ihr euch Proportionen, Gesichter, Hände und Co? Referenzbilder, Tutorials oder strenges Anatomiestudium? Oder doch auf anderem Wege? Und welche Art von Tutorials mögt ihr lieber - Videos oder Bilder?

    Ich nehm mir mal das Recht zu beginnen. Ich bin eine Person, die viel mit Referenzbildern arbeitet. Sowohl solche von SenshiStock oder Kibbizer, die extra auf Referenz spezialisiert sind, alsauch von überall sonst. Wenn ich einen Zeichenstil mag, schau ich, was der Zeichner wo wie gemacht hat. Wenn ich ausdrucksstarke Gesichter finde, suche ich nach essenziellen Punkte, die ich übernehme. Meistens versuch ich gar nicht erst, ein Gesicht eins zu eins zu kopieren, weil das eh in die Hose gehen würde :rolleyes:

    Beispiel


    Hier sind die verschieden Talksprites (das Bild, das in einem Videospieldialog meist links oder rechts vom Text abgebildet ist) von einem sehr ... emotionalen Charakter. ^^ Diese Bildchen enthalten viel Detail in Haltung und Gesicht, die zum Gesamtbild beitragen. Sich solche Bilder ausgiebig anzuschauen hilft bereits, Ausdruck besser zu verstehen.

    Was Tutorials betrifft, so verwende ich fast nie welche und wenn, dann nur solche in Bildformat, da ich für Videos nicht genug Internet hab und man Bilder viel intensiver betrachten kann. Allerdings bin ich bei Tutorials sehr wählerisch. Was ich gar nicht mag ist, wenn einem alles Schritt für Schritt in Sushihäppchen in den Mund gelegt wird ohne dass man dabei allzu viel selbst lernt (außer kopieren). Die Tutorials, die ich mag, sind solche, die etwas offener sind, bei denen man selbst gucken und denken muss.

    Beispiel



    Dieses Tutorial greuft im Groben eigentlich genau das auf, was ich weiter oben schon beschrieben hab. Der Zeichner stellt positive und negative Beispiele auf und gibt Hinweise, worauf man achten sollte, der Rest bleibt einem selbst überlassen.

    Wie unschwer zu erkennen ist, bezieht sich das meiste hier auf Ausdruck, nicht aber auf Proportionen und Posen, was daran liegt, dass ich mich mit denen noch nicht allzu stark befasst habe (was man an meinen Bildern wahrscheinlich auch sieht :blush: )

    Jetzt ihr - was sind eure Methoden? :)


    "Seit Urzeiten ist Fantasy das beliebteste aller Genre. Fantasy-Autoren der zweiten großen Welle wie Johannes, Lukas, Markus und Mel Gibson haben zum Beispiel selbst heute noch fanatische Fans, die ganze Passagen auswendig kennen und sich regelmäßig in mittelalterlichen Gebäuden zu Conventions treffen, bei denen sie sich gegenseitig ihre Lieblingsstellen vorlesen und absurde Rituale aus den Büchern nachspielen. Totale Nerds.
    (Anmerkung des Kängurus)"

  • Je nach dem würde sich sagen? :hmm:

    Wobei ich mit Tutorials tendenziell weniger anfangen kann, da sie ja meist eine klare Problemstellung behandeln und ich selten genau dieses Problem habe.

    Bzw. bin ich auch jemand der immer alles selbst einmal erarbeiten will und muss, damit ich es mir merke und das ich damit zufrieden bin. Entsprechend lande ich dann meist bei Referenzen wenn ich irgendwo gar nicht weiter komme.

    Ich suche mir eine einigermaßen passende Referenz und versuche anhand von der das abzuleiten was ich benötige. Dabei sind das in den wenigsten Fällen gezeichnete Referenzen sondern Fotos, da ich das ja nicht vorgekaut bekommen will. :ugly:
    Einzige Ausnahme ist, wenn es mir nicht um das Objekt sondern um den Stil geht, diesen kann ich natürlich nur lernen in dem ich mich an anderen Stilen orientiere und lerne wie diese das eine oder andere Problem lösen.
    Aber ich merke auch, das ich mir recht schwer tue das in Worte zu fassen, da ich das selbst nicht sicher bin. :hmm:

    Falken haben doofe Ohren

  • Tutorials habe ich ziemlich schnell fallen lassen und für mich als überhaupt nicht nützlich gebrandmarkt ^^ Dort wird immer nur eine Möglichkeit beschrieben, etwas zu tun, nämlich die des Verfassers. Das muss nicht bedeutend, dass die beschriebene Vorgehensweise für mich auch funktioniert. Zumal es auch sehr viele schlechte Tutorials gibt, die alles nur noch schlimmer machen. Ich war schon immer jemand, der etwas selbst ausprobieren und seine eigene Technik finden muss, um vorwärts zu kommen.

    Um ehrlich zu sein habe ich nie im engeren Sinne "geübt". In meinem ganzen Leben habe ich noch keine Studien angefertigt oder ein ganzes Blatt voller Körperteile gezeichnet, um sie zu üben ^^
    Dafür habe ich mir Anatomiewerke angesehen und versucht zu verstehen, was ich da sehe und dann auf meinen Zeichenstil angewendet. Welche Muskeln und Knochen befinden sich an welcher Stelle des Körpers und wie formen sie sich bei bestimmten Bewegungen. Und entweder hat es dann beim nächsten Motiv geklappt oder nicht. Und wenn nicht, dann eben irgendwan später. Wenn ihr mich fragt, kann man sich jedes Tutorial oder Schritt-für-Schritt-Anleitung sparen, wenn man sich stattdessen einfach mit den realen Grundlagen befasst. Ob das nun Anatomie ist, Faltenwurf oder weiß der Geier. Wenn man weiß, wie es aufgebaut ist, weiß man auch, wie es funktioniert :D

    Referenzen nutze ich deshalb nur noch dann, wenn ich keine Vorstellung habe. Zum Beispiel bei Waffen, exotischen Tieren, Kleidungsstücken etc pp.

    Was man in meinen Augen übrigens auch auf keinen Fall als Lernmöglichkeit unterschätzen sollte: Sich mit den Bildern von anderen auseinandersetzen. Je mehr Bilder ihr euch anseht und auf die Einzelheiten achtet, desto mehr könnt ihr lernen. Ihr kriegt dann einen Eindruck davon, wie andere arbeiten, wie sie sich bestimmte Dinge einfacher machen oder gekonnt umsetzen. Beziehungsweise, wie man etwas eben nicht machen sollte ^^ Außerdem fallen einem dann oft Fehler auf, die man selbst genau so macht. Oder man entwickelt Ideen, was man selbst anders gemacht hätte.
    Ist wirklich so. Ich beobachte das seit Jahren, auch hier im Forum. Dejenigen, die sich nur mit sich selbst beschäftigen, dümpeln in ihrer eigenen, halbgaren Soße herum.