Schreibwettbewerb Juni/Juli 2017 - Voting & Siegerehrung

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 6.226 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. August 2017 um 09:40) ist von Aztiluth.

  • Welche Geschichte hat euch am Besten gefallen? 10

    1. Für meinen Bruder (0) 0%
    2. Das schwarze Geschwader (2) 20%
    3. Niemand ging los und Jeder kam an (3) 30%
    4. Klein und gemein (0) 0%
    5. Kleiner Aufstand (0) 0%
    6. Balabul der Gewaltige (5) 50%

    Hallo liebe Forenmitglieder und Mitleser!

    Ihr habt euch von der tropischen Hitze nicht abschrecken lassen und es sind wieder jede Menge Kurzgeschichten für den Schreibwettbewerb Juni/Juli 2017 bei mir eingetroffen!

    Da wir mit dem Wettbewerb leider etwas in Verzug geraten sind, dauert das Voting diesmal nur rund 3 Wochen. Ich hoffe, die Zeit reicht aus, um alle Geschichten zu lesen und abzustimmen - dafür sind wir dann nächsten Monat wieder pünklich am Start. ;)

    Und somit geht der Schreibwettbewerb Juni/Juli 2017 ins entscheidende Uservoting.

    Folgendes Thema wurde von unserem letzten Gewinner Xarrot vorgegeben:

    Klein und gemein

    Die Geschichten werden gemessen am Datum ihres Einreichens willkürlich gepostet. So steht ihr im Bezug auf deren Autoren völlig im Dunkeln. ;)

    ACHTUNG: Beim Voten ist man nicht anonym. Somit wird Schummeln ausgeschlossen. Zudem dürfen einmal abgegebene Stimmen nicht mehr verändert werden. Bedenkt das bitte bei eurer Stimmenabgabe!

    Das Voting dauert bis 31. Juli 2017 um 23:59:59 Uhr.

    Viel Spass beim Lesen und Voten! :)

    Euer Fantasy-Geschichten Forum

  • Für meinen Bruder
    von PHC

    Die Sonne verschwand abermals hinter dem Horizont, lediglich ein orangener Schimmer erleuchtete den Weg für mich. Die Vögel hörten langsam auf zu singen und auch der Windhauch, welcher mir den Rücken stärkte, legte sich nieder. Der Tag war zu Ende, die Nacht brach herein. Es war eine klare Nacht, die Sterne erstrahlte dort oben, sie schienen nah und doch so fern. Der Mond kam Stück für Stück zum Vorschein, er glich einer Sichel, doch bald würde er rund wie eine Kugel sein und schließlich ganz verschwinden. Ein Phänomen so ungelöst wie ein Stein im Wasser, ein Rätsel, dass meinen kleinen Bruder faszinierte obgleich es mich nicht interessierte. Schon seit seiner ersten Worte wollte er die Welt entdecken und Fragen enthüllen, Neugierde wäre ein guter Name für ihn gewesen.

    Wolken begannen sich zu bilden und die Sterne in eine Decke aus grauer Wolle zu hüllen. Schon bald würde es dunkeln werden, die eigene Hand würde vor dem Auge verblassen. Ich lief einen Schritt schneller, die Dunkelheit war etwas, das gefiel mir ganz und gar nicht. Früher wurde ich immer verächtet, ich hätte Angst vor der Dunkelheit, doch das hatte ich noch nie. Ich habe keine Angst vor der Dunkelheit, ich habe Angst vor dem, was sich darin verbirgt. Die lichtlose Nacht gab Jägern Schutz und Beute Sorge. Vor allem nach dem, was zur Zeit geschah, nach den Bildern, die sich in meinen Kopf berannt hatten, wie Feuer in Holz, gab es noch mehr Grund zur Furcht. Ich spürte wie sich die Härchen an meinem Körper aufzustellen begannen, ich erschauderte. Wieder einer war es heute. Ich begann zu rennen, vielleicht hatte ich doch mehr Angst, als ich hätte zugeben wollen.

    Mein Großvater sagte immer, man solle keine Angst haben, nur eine gesunde Portion Respekt. Respekt würde öfters mal mit Angst verwechselt, doch es ist nicht das Gleiche. Respekt macht stark, gibt Kraft und Verstand, ohne Respekt vor Dingen würde man so schnell unter dem Boden liegen, man könne nicht einmal die Augen so schnell zu schlagen lassen. Doch sobald Respekt zu Angst wird, hat man verloren, man renne wie ein kleines Kind. Es ist ein schmaler Weg, auf welchem man sich bewegt, doch wer es meistert auf diesem zu gehen, wird nie verlieren. Mein Großvater war ein weiser Mann, er hatte es lange geschafft auf dem schmalen Weglein auszuharren, doch ist im falschen Moment gestürzt. Ich blickte gen Himmel und lächelte ihm zu.

    Endlich sah ich die Lichter meines Heimatdorfes, Glück erfüllte mich und meine Angst begann zu Respekt zu werden. Ich durchquerte die Wege und Gassen, der Markt hatte schon längst geschlossen und langsam gingen nach und nach die Laternen an den Häusern aus, alles war ruhig und schlief. Ob Linos schon durch die Welt der Träume streifte? Ich öffnete die Haustüre, die Klinke fühlte sich kalt auf meiner Haut an, ein Lichtkegel kam mir von innen entgegen. Linos saß am Tisch, er schien auf mich zu warten. "Das biste du ja endlich", er sah etwas besorgt aus, anscheinend hatte ihn die schlechte Nachricht schon erreicht. "Wieder einer", ich wollte sicher gehen, dass daher sein Gesichtsausdruck kam. "Schon gehört. Schon gehört.", murmelte er. "Ich frage mich immer noch was das ist, dieses etwas, welches so ein Unheil verursachen kann.", seine Stimme festigte sich, ein Hauch von Kuriosität und Forschergeist lag in ihr. "Ich weiß es nicht.", ich hielt inne,"Und um ehrlich zu sein, will ich es nicht wissen." Ein un verständnisvoller Blick erreichte mich. "Wenn du gesehen hättest, was ich sah, würdest du mich verstehen.", ich stand auf und ging. Eigentlich wollte ich nicht ausfallend werden, Linos hatte schließlich nichts gemacht, doch irgendwie war ich mies gestimmt, verständlich bei meiner Situation. Ich legte mich hin und versuchte zu schlafen. Nach unruhigem Hin und Her gelang es mir schließlich.

    Es war eine kurze Nacht gewesen, immer wieder erwachte ich aus meiner Ruhe. Die Bilder schienen mich zu verfolgen. Blutverschmierte Gesichter, zerfetzte Gliedmaßen, herumliegende Gedärme. Kratzer auf dem ganzen Körper verteilt, mal etwas länger, mal etwas kürzer und immer diese kleinen Tapser daneben. Spuren, die keinen Sinn für mich gaben, sie musste von einem kleinen "Etwas" stammen, doch um so etwas anzurichten brauchte es mehr als kleine Pfötchen. Tränen schossen mir in die Augen. Schon dreimal hatte ich dieses Desaster gesehen. Dreimal in de letzten zehn Tagen. Das erste Mal hatte es einen Mann aus dem Umland getroffen, ich kannte ihn nicht. Gestern war es ein Arbeitskollege gewesen, ich kannte ihn nur flüchtig, zwar schien er nett und höflich, mehr aber auch nicht. Doch das zweite Mal hatte es einen wichtige Person für mich getroffen. Diese Erinnerungen waren es, die ich versuchte unter Verschluss zu halten, in die letzte Ecke meines Kopfes zu drängen. Im Schlaf gelang mir das recht gut, doch sobald ich wach wurde und sich das Schrecken begann abzuspielen, gab es kein zurück mehr. Ich sah ihn wie er da lag, in einer Lache Blut, verschmiert von oben bis unten, der Brustkorb geöffnet und das Herz entnommen. Er wurde verstümmelt bis ins Kleinste, er starb wahrscheinlich einen mehr als qualvollen Tod. Und nun war er von uns gegangen, mein Vater war dem Tod nicht entronnen. Meine Augen begannen zu brennen, salziger Geschmack erfüllte meine Mundwinkel. Ich barg mein Gesicht in meinen Händen. Ein Arm legte sich um meine Schultern, ein Kopf legte sich auf meinen Arm. Ich spürte den Atem in meinem Nacken, gleichmäßig war er. Es wirkte etwas beruhigend auf mich, doch mein Körper verloren immer noch Flüssigkeit. Erst der Vater meines Vaters und dann er selbst. Ich bewunderte Linos, er stellte sich damals nicht so an, er war gerade erst vier geworden als unsere Mutter von uns ging, nun hatte er niemanden mehr. Sein Vater war schon lange tot, noch vor seiner Geburt. Ich wollte ein guter großer Bruder für ihn sein, ein Vorbild, doch nun war das Gegenteil der Fall. Ich war abhängig, nicht er.

    Ich konnte das nicht länger ansehn, meinen großen Bruder so leiden sehen, ich musste ihn rächen. Ich musste es einfach. Er hatte so viel für mich getan, mich beschützt, vor seinem Vater verteidigt, mir geholfen. Torox war stark und mutig, ein echter Mann. Und nun saß er da in meinem Arm, das Gesicht in den Händen, die langen schwarzen Haare darüber hängend. Tränen drangen aus seinen sonst grün leuchtenden Augen. Er wirkte so schwach, so verletzlich obgleich er vier Jahre älter war als ich. Rache musste wallten, das Geheimis aufgedeckt werden. Die Neugierde in meinen Adern wurde erweckt. Neugierde gepaart mit Rachsucht gab eine explosive Mischung, der einzige Weg das Rätsel zu lüften. Drei Opfer waren drei zu viel. Schluchzen drang aus seinem Vorhang von Haaren vor, ich legte meinen zweiten Arm um ihn, drückte ihn fast an meine Brust. Sein Kopf lag nun auf meiner Schulter. Es musste ulkig ausgesehen haben, unsere Haare glichen einander so, dass nur noch ein schwarzes Chaos zu sehen gewesen sein musste.

    Die Sonne stand hoch oben, Torox lag dennoch schlafend im Bett, er brauchte die Ruhe, sein freier Tag kam keinen Moment zu früh. Ich meinte zu ihm ich würde bei einem Freund schlafen, um ihn nicht zu stören, er war etwas skeptisch, ließ mich jedoch losziehen. Natürlich hatte ich ganz andere Pläne, ich wollte mich auf die Lauer legen, die perfekte Stelle hatte ich schon. Torox hatte mir erzählt wo die Leichen gefunden wurden, alle kaum fünf Minuten zu Fuß auseinander. Der Weg zwischen den zwei Dörfern am Rande des Waldes schien sich wohl gut anzubieten für die Jagd. Ich legte mich in das hohe Grass am Rand des Weges, kurz davor machte er ein Kurve gen Süd. Die Sonne begann zu schwinden und mit ihr mein Mut. Angst überfiel mich, was hatte ich da nur vor, ich musste verrückt geworden sein. Impulsives Handeln war schon immer meine Schwäche, doch es gab kein zurück mehr. Die ganzen Lücken in meinem Plan wurden mir plötzlich bewusst. Zwar hatte ich eine Falle aufgestellt, doch die bestand nur aus einem Seil, wer jemanden so zerfetzen konnte, hatte wohl leichtes Spiel. Auch mein Versteck ar nicht das Beste, zwar war die Lage perfekt, doch wer Jemanden in der Dunkelheit aufspüren konnte, fand auch mich. Die letzte Hoffnung lag in einem Köcher voll Pfeile, einfach hoffen nicht gefunden zu werden. Einfach hoffen.

    Plötzlich raschelt es im Dickicht, Umrisse eines Wesens waren zu sehen. Es war klein, kleiner als ich gedacht hätte. Klein aber gemein. Klein aber gemein sah er aus. Mein Herz begann zu rasen, mein Atem zu zittern. Dieses "Etwas" kam direkt auf mich zu, immer genauer konnte ich es betrachten. Es lief auf vier Beinen, dann wieder auf zwei, wieder auf vier. Lange, höchstwahrscheinlich mehr als nur spitze, Krallen drangen aus seinen Pfoten. Die schmalen Augen glänzten gefährlich im Schein des Mondes. Es gab Geräusche von sich, die so grässlich waren, dass meine Haut sich zusammen zah. Es begann zu beschleunigen, ich war wie versteinert, ich musste etwas tun, es hatte mich entdeckt. Tausende Gedanken strömten in meinem Kopf, mögliche Ausgänge des Kampfes, Vorstellungen die bald Realität werden konnten und das weinende Gesicht von Torox. Seine schluchzende Stimme, sein kraftloser Körper, ich konnte ihm das nicht antun, ich wollte ihm das nicht antun. Meine Muskeln entspanten sich, ich zog den Bogen auf und schoss.

  • Das schwarze Geschwader
    von Cory Thain

    Ruhig und gleichmäßig zog das Geschwader am Himmel entlang. Die kurzen Befehle kamen klar und wurden fast sofort ausgeführt. Krnack blickte voller Stolz auf seine Jungs.

    Das sechste Geschwader war schon immer das beste der Flotte gewesen, alle Rekruten wollten Teil dieser außergewöhnlichen Truppe sein. Selbst die Jungs des Silber-Geschwaders baten oft um Versetzung, die ihnen jedoch nie gewährt wurde, denn das Silber-Geschwader verstand sich als Elite. Zumindest die Kommandanten sahen es so. Das Silbergeschwader bestand ausschließlich aus den Söhnen höherer Familien. Und diese Jungs hatten keine wirkliche Wahl. Obwohl es manchmal gut war. Die Tatsache, hochgeboren zu sein, bedeutete nämlich nicht zwangsläufig, auch fähig zu sein... und so war das Silbergeschwader eine eher unterdurchschnittliche Staffel.

    Krnack beobachtete aufmerksam seine Formation. Die Loopings, die Kehren, die Schwünge... alles einwandfrei. Nur geübte Augen konnten unter den Fliegern die Neulinge ausmachen, deren Aktion manchmal einen Bruchteil verzögert kam. Doch insgesamt waren die Flugmanöver ohne Tadel. Krnack wusste, dass das Oberkommando das sehr genau beobachtete. Und voller Stolz sah er sie beifällig nicken. Die Einweisung am Landeplatz für seine Jungs bestätigte ihren Vorrang vor den anderen. Sie bekamen nach dem Silbergeschwader den besten Platz zugewiesen.

    In den wenigen Minuten, in denen seinem Geschwader Ruhe vergönnt war, nahm Krnack die Tagesbefehle entgegen. Auch hier war die Qualität seiner Truppe deutlich zu spüren. Sie bekamen den zweitbesten Jagdplatz zugewiesen nach den Silbernen. Mit einem knappen Nicken quittierte Krnack den Auftrag und kehrte zu seinen Jungs zurück.

    Wie eine schwarze Wolke erhob sich das Geschwader vom Ruheplatz, drehte den üblichen Looping zu Ehren des Oberkommandos und zog dann geordnet in Richtung Jagdrevier ab.

    Dann erst starteten die anderen Staffeln, eine nach der anderen, und drehten in verschiedene Richtungen ab.

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    Der Mann im blauen Overall starrte missmutig nach oben: „Da sind sie wieder! Jeden Tag das selbe!“
    „Man sollte sie alle töten!“ stimmte ihm sein Kamerad, ebenfalls in einem blauen Anzug zu, „sie scheißen uns die gesamte Anlage voll... Verdammte Krähen!“

  • Niemand ging los und Jeder kam an
    von Aztiluth

    Vor nicht all zu langer Zeit, an einem weit entfernten Ort, lebte ein Königspaar.
    Der Königin rabenschwarzes Haar zerbarst an ihren Schulter, wie Wellen an einer elfenbein farbenen Küste. Ihre Augen hingegen glitzerten tiefblau wie die junge Nacht. Des Königs Haar war kohlenschwarz und glatt wie poliertes Silber. Seine Augen funkelten wie ein blauer Opal. Ihr erstes Kind sollte ein Junge sein. Das Haar so schwarz wie die Pupillen eines Drachen, so glatt wie Glas und doch so wild wie das Meer. Des Prinzen Augen strahlten ebenfalls wie ein Opal, durch welchen sich jedoch das Mondlicht brach.
    Ein Junge solcher Schönheit ward im ganzen Reich nie zuvor gesehen und würde es wohl auch nie wieder. Selbst seine sieben Geschwister, alle edel, rein und schön, erblassten wenn er den Raum betrat. Doch so anmutig und wundersam der Prinz auch schien, so hässlich pochte seine Seele, so verdorben und kalt.

    Der Prinz schubste seine Brüder, zog an den Kleidern seiner Schwestern. Er warf die Knochen für die Hunde hinfort, in den Fluss und die Katzen hinterher. Er beleidigte die Diener und verspottete die Bürger.
    Der König und die Königin sprachen mit ihm. Warum war er so böse? Der Prinz entschuldigte sich. Er bereue seine Tat und wolle sich ändern.

    Dann schubste der Prinz seine Brüder von Treppen, zerriss die Kleider seiner Schwestern. Er prügelte die Hunde und trat nach den Katzen. Er übte Rufmord bei den Dienern und demütigte die Bürger.
    Der König und die Königin sprachen mit Ihm. Warum war er so böse? Der Prinz entschuldigte sich, er bereue seine Tat und versprach sich zu ändern.

    Dann schubste der Prinz seine Brüder von den hohen Terrassen, entblößte seine Schwestern vor gierigen Männern. Er vergiftete das Futter der Hunde und verbrannte Katzen bei lebendigem Leibe. Er trieb Diener in den Selbstmord und ließ Bürger grundlos hängen.
    Der König und die Königin sprachen mit Ihm. Warum war er so böse? Der Prinz entschuldigte sich, er bereue seine Tat und schwor, bei den Göttern, sich zu ändern.

    Aber das Königspaar glaubte ihm nicht mehr und verbannte ihn. Hinfort solle er gehen, zu fernen Ländern. So geschah es, dass der junge Prinz kein Prinz mehr war, sondern ein Wanderer. Er gelangte an eine große Kreuzung. Links ging es zum roten Berg, Reich des Dämons. Rechts ging es zur roten Wüste, Reich des Scheichs.

    So machte er sich auf den Weg nach links, zum roten Berg, gab sich den Namen "Niemand" und kam sich schlau dabei vor.

    Als Niemand trat er Tiere. Niemand stahl Essen und Niemand zündete Hütten an. Niemand ergötzte sich an den Schreien der Menschen. Er genoss die verwirrten Gesichter, wenn er den Namen nannte und lachte, wenn die Dörfler den Wachen erklärten, dass Niemand die Pferde freigelassen hatte, oder das Niemand den Fuchs zu den Hühnern warf.

    Niemand wanderte weiter bis zum roten Berg. Dort lebte der Feuerdämon, von welchem man sagte, dass er Kinder fraß. Aber wenn Niemand es wagte, gab es keinen Grund zur Sorge. Es war ja dann Niemand da! So dachte der Junge und kletterte hinauf.

    Oben war ein Schloss, schwarz wie seine Haare. Es war heiß wie Feuer und düster wie seine Seele.
    Niemand ging durch das große Tor hinein. Oben, am anderen Ende, der mit Knochen und rotem Teppich verzierten Treppe, stand der Dämon. Seine Haut wie glühende Kohle, seine Krallen lang und große Hörner ragten aus dem Schopf. Dieser war schwarz wie das Haar seiner Eltern, wie das seiner Geschwister und sein Eigenes. Doch die Augen schienen fremd, waren sie rot wie Blut, leuchteten wie heiße Glut hinter teuren Rubinen. Der Dämon war groß, stark und anmutig. Seine Stimme tiefer als jeder Abgrund.

    - Kind. Wer bist du, dass du dich traust, herzukommen? Weißt du denn nicht, was ich mit Kindern mache?
    - Dämon. Hier ist Niemand! Geht beruhigt hinfort, Niemand will vorbei.

    Daraufhin lachte der Dämon belustigt.

    - Du bist Niemand. Niemand will vorbei und ich muss mich nicht sorgen, weil ja Niemand da ist. Dann muss Niemand darum bangen, dass mir Niemand so gut schmecken wird. Niemand wird meinen Magen füllen, wie gut, dass Niemand da ist! So muss Niemand voller Leid schreien, während sich Niemand langsam und qualvoll in meiner Magensäure zersetzt!

    Der Junge bekam Angst und rannte so schnell er konnte hinaus, den Berg hinunter, bis zum Dorf und weiter, immer weiter, bis zur großen Kreuzung.

    Nun aber machte er sich auf den Weg nach rechts, zur roten Wüste, gab sich den Namen "Jeder" und kam sich schlau dabei vor.

    Als Jeder trat er Tiere. Jeder stahl Essen und Jeder zündete Hütten an. Jeder ergötzte sich an den Schreien der Menschen. Er genoss die verwirrten Gesichter, wenn er seinen Namen nannte und lachte, wenn die Dörfler den Wachen erklärten, dass Jeder die Kühe aufscheuchte, oder dass Jeder die Felder zerstörte.

    Jeder wanderte weiter, bis hin zur roten Wüste. Dort lebte der große Scheich, von welchem man sagte, dass er Kinder, bis zu ihrem Tode, arbeiten ließ. Aber wenn Jeder es wagte, gab es keinen Grund zur Sorge. Der Scheich konnte ja nicht Jeden fangen! So dachte der Junge und durchquerte die Wüste.

    In der Ferne war ein Palast, blau wie seine Augen. Es war heiß wie Feuer und strahlend wie sein Ego. Jeder ging durch den großen Bogen hinein. Weiter, am anderen Ende des, mit grünen und weißen Blumen, reich bepflanzten Gartens, stand der Scheich. Seine Haut gebräunt, seine Hände gepflegt, seine Tracht edel und luftig. Des Scheichs Haar war so lang wie die seidenen Strähnen einer Jungfer und so golden wie die Sonne. Die Augen waren weder blau noch rot, sondern so grün wie die frischen Blätter eines Baumes im Frühling. Der Scheich war wunderschön. Viel Schöner als alles, was Jeder je gesehen hatte. Seine Stimme erklang hypnotisierend und melodisch.

    - Kind. Wer bist du, dass du dich traust, herzukommen? Weißt du denn nicht, was ich mit Kindern mache?
    - Scheich. Hier ist... Ich bin...

    Doch der Junge hatte es vergessen, so überwältigt war er vom strahlenden Scheich.

    Und so kam es, dass der Junge arbeiten musste. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Doch auch wenn er seinen Namen vergessen hatte, war er immernoch der Junge, mit der schwarzen Seele.

    Er stahl den anderen Kindern ihr Essen. Trat sie, wie einst die Geschwister, damit sie fielen und langsamer wurden. Auch verpetzte er die, die sich ausruhten.
    Nach nur einem Jahr gehorchten ihm alle Kinder. Zu groß war ihre Angst, als dass sie etwas sagen würden. Er wusste nun endlich wer er war und arbeitete nicht mehr, sondern zwang die Anderen ihn zusätzlich zu bedienen.

    Dem Scheich entging nicht, was geschah und so rief er den Jungen wieder zu sich.
    - Kind. Vor einem Jahr wusstest du nicht einmal wer du bist. Jetzt lässt du dich von meinen Sklaven bedienen, als ob es deine wären. Wer denkst du, dass du bist, dass du dir solche Dreistigkeit anmaßt?
    - Scheich. Ich denke nicht, ich weiß. Ich bin ein Meister, ein Herrscher. Und ich befehlige nicht nur eure Sklaven, sondern auch euch! Ich befehle mir feine Speisen zu bringen, den besten Wein eures Reiches und weiche Kissen, damit ich mich im Schatten auf ihnen ausruhen kann. Ich bin nicht Niemand und ich bin nicht Jeder. Ich bin der Eine, euer Herr und euer Besitzer. Ihr dürft mich Gebieter nennen!

    Der Scheich musste lachen. So eine Ansprache hatte er noch nie gehört. Aber seit Jahren war er alleine in der Wüste gewesen. Seit seiner Geburt wurde er bedient und gefürchtet. Nie hatte es ein Mensch oder Tier gewagt ihm zu widersprechen. Nichtmal in Träumen gab es ein Wesen, dass sich anmaßte ihm Befehle zu geben! Der Scheich war, zum ersten mal seit Jahrzehnten, belustigt. Deswegen ließ er den Gebieter gewähren und gab ihm die Speisen, den Wein und die Kissen.

    Der Gebieter lebte seither so, wie er es wollte. Er durfte jeden töten, verbrennen, auspeitschen, foltern und quälen. Er ließ Frauen verhungern, Männer Kinder essen und Tiere aufspießen. Mit seinem Alter wuchs auch die Grausamkeit. Bis er kein Kind mehr war.

    Nach vielen, vielen Jahren verstand er, warum der Scheich ihn hatte gewähren lassen. Der Gebieter hatte alles was er wollte und nichts konnte sich ihm in den Weg stellen. Kein Mensch wunderte sich über seine Grausamkeit oder versuchte ihm zu widersprechen. Es wurde langweilig, eintönig. Er sah keine Befriedigung mehr darin, tun und lassen zu können, was er wollte. Nur seine Eltern hatten ihm Moral und Anstand beibringen wollen. Nur sie gaben ihm Liebe und lehrten ihm Güte. Was er als Kind belächelt hatte, vermisste er nun. Und jeden Morgen wurde seine Sehnsucht größer. Er wollte kein Gebieter mehr sein, sondern ein Prinz, ein Sohn und ein Bruder. Kein Sklaventreiber, sondern ein König mit einem freien Volk. Dass töten und foltern erfüllte ihn nicht mehr. Vielleicht ja die Familie?

    Und so verabschiedete er sich vom Scheich und ritt zurück, vorbei an dem Dorf, an der großen Kreuzung und immer weiter, bis er zurück Zuhause war.

    Das Königspaar eilte hinunter und seine Geschwister stellten sich dazu. Die Diener und Bürger lauschten, als der König den grausamen Prinzen fragte, warum er wieder da war.

    Und der Junge fiel auf die Knie und flehte um Entschuldigung. Er wollte etwas Besonderes sein und von allen gefürchtet. Aber nun hatte er verstanden, dass man darin kein Glück finden konnte. Er wollte zurück und ein guter Sohn sein. Seine Brüder stärken und seine Schwestern beschützen. Hunde und Katzen achten und Diener und Bürger respektieren. Er hatte sich endlich verändert.

    Und seine Eltern weinten vor Freude und eilten zu ihrem Sohn, den Prinzen. Sie drückten ihn und vergaben seine Sünden. Auch die Brüder und die Schwestern freuten sich und vergaben alles, was es zu vergeben gab.

    So wurde aus dem grausamen Prinzen, ein gerechter König. Nur manchmal, wenn die Gegebenheiten es erlaubten, reiste er zu seinem Scheich zurück, um wieder der Gebieter über die rote Wüste zu sein.

  • KIein und gemein....
    von Unbekannt

    Jennifer Shepard, Direktorin des NCIS saß in ihrem Büro vor einem riesigen Aktenberg, welcher dringend auf seine Bearbeitung wartete.
    Doch sie konnte es nicht tun....es ging einfach nicht . Stattdessen saß sie wie erstarrt auf ihrem Stuhl ,ihr angstvoller Blick irrte durch den Raum. Obwohl niemand anwesend war, fühlte sie sich beobachtet. Ihr Herz klopfte, leichte Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn , die Hände flatterten...ihr Puls raste....es war zum Verrückt werden , doch sie konnte nichts dagegen tun. War diesem grauenvollen Gefühl hilflos ausgeliefert. Und so ging das schon fast den ganzen Tag....ihre Nerven lagen blank.....Sie konnte es sich nicht erklären, wie jemand unbemerkt in ihr Büro gelangen konnte.
    Vielleicht bildete sie sich alles nur ein, war ja wirklich überarbeitet. Aber es gab untrügliche Anzeigen dafür, das sie nicht allein war und ist.
    Und dann sah sie ihren unerwünschten Besuch. Schwarze Augen schienen sie zu verhöhnen, als ob sie von ihrer panischen Angst wusste. Saß ihr genau gegenüber... Jenny wollte schreien, doch ihre Stimme versagte. Warum kam ihr niemand zu Hilfe ? Es war doch schließlich die Aufgabe des NCIS , sie zu schützen. Vor allem und jedem....aber nein...niemand half ihr....verdammter Mist....!

    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen....das konnte nur einer sein....Gibbs. Noch ehe er so recht begriff, was ihm geschah, stürzte die Direktorin auf ihn zu, legte ihre Arme um seinen Hals und presste sich zitternd fest an ihn.
    Noch nie war sie so froh gewesen, den grauhaarigen Agent zu sehen. Der war allerdings über die kontaktfreudige Begrüßung seiner Chefin, mehr als verwirrt. Doch unangenehm war ihm das nicht. Besser so, als ihr ständiges Gezicke und legte seine Arme schützend um das zittrige Nervenbündel. Etwas furchtbares musste passiert sein, das sie so außer sich war.
    Beruhigend strich er über das rotschimmernde Haar.
    " Hey....Was ist denn geschehen ? " Mit allem , aber mit einer so verwirrten Antwort hatte er nicht gerechnet.
    " Jethro.....ich habe sie gesehen. Es war so schlimm..... " wisperte sie.

    Gibbs schaute sich um und zuckte mit den Schultern.
    "Jenny...hier ist niemand.....wenn man von uns mal absieht...."
    " Doch......sie ist hier.....du...du musst mir helfen. Ich will das sie verschwindet. " kam eine schluchzende Antwort und sie schmiegte sich noch fester an ihn.

    Entweder war Jenny total überarbeitet oder paranoid.....wahrscheinlich beides. Bei dem hohen Kaffeekonsum und zu wenig Schlaf wohl kein Wunder.

    " Natürlich helfe ich dir.....kann doch eine holde Maid in Not nicht im Stich lassen ". Gut das Jenny sein Grinsen nicht sah. Er konnte sich nicht erklären, was hier eigentlich los war.
    " Aber willst du mir nicht erst einmal verraten, wer oder was dich so in Angst und Schrecken versetzt.....nur damit ich weiß, nach wem ich suchen muss....."
    " Es....es....es ist eine.... Ma....Maus..... " wisperte Jenny.
    " Aber du darfst es niemanden verraten, das ich eine Mäusephobie habe. " flehte sie ihren Agent an und schüttelte sich vor Ekel und Entsetzen.

    " Gefährlich....ganz gefährliche Gegnerin.....vor allem die spitzen Zähne...." Gibbs musste sich echt das Lachen verkneifen. Die sonst so taffe Direktorin fürchtete sich vor einer kleinen niedlichen Maus.
    Er legte stattdessen seine Arme enger um sie und das schien ihr zu gefallen. Jedenfalls schmiegte sie sich noch fester an ihren Beschützer.
    " Und was willst du jetzt unternehmen ? Sie muss weg....definitiv....Ich kann so nicht arbeiten und wenn sie die Akten anknabbert....nein das geht gar nicht."

    " Hmmm, könnte eine Mausefalle aufstellen....etwas Käse rein und wenn sie sich ihn holt, schnappt die Falle zu....Maus tot...du in Sicherheit. Kann sie natürlich auch erschießen...." versuchte Gibbs ernst zu bleiben.

    " Jethro....das ist nicht lustig. Gibt es keine bessere Variante ? .... nicht schön zu wissen, das hier in meinem Büro ein Mord geschehen soll....auch wenn es nur eine Maus ist. Du fängst sie lebend und setzt sie dann im Park aus." grummelte die Rothaarige, welche eigentlich sehr tierlieb war.

    Gibbs täuschte einen leichten Hustenanfall vor, um nicht endgültig in Gelächter auszubrechen. Die Situation war einfach zu komisch.,Erst Panikattacke und jetzt plädiert sie auf Freispruch für die Maus. ,
    " Dann ist das ein Fall für Abby und keine Sorge....Ich sage ihr nur, das eine Maus in deinem Büro ihr Unwesen treibt. Der Rest bleibt unser kleines Geheimnis..." Seine blauen Augen glitzerten belustigt. Das konnte Jenny zum Glück wieder nicht sehen, da sie ihren furchtsamen Blick erneut durch das Büro schweifen ließ.
    " Ja...so machen wir das. Aber ich will hier nicht bleiben, so lange das pelzige Tier da ist." kommentierte sie zustimmend seine Idee.

    Der Grauhaarige schien zu grübeln....dann...." Kein Problem....für die Rettung schuldest du mir ja was.....mal überlegen....Ja...du kommst mit zu mir und wir bauen gemeinsam mein Boot weiter. "

    Jenny war einverstanden. Wollte allerdings, das Gibbs in ihre Tasche guckte, ob diese wirklich " Mäuse frei " wäre.
    " Nicht auszudenken, wenn ich sie mit nach Hause nehme. Sie in dem riesigen Haus zu fangen, ist ja wie eine Nadel im Heuhaufen suchen. Und überhaupt.....wo sollte ich dann schlafen ? " jammerte Jenny.

    " Na bei mir...." lautete spontan Gibbs Antwort.
    " Jethro....das hättest du wohl gern...."
    " Ach Jen....sei ehrlich....du doch auch...." und gab ihr einen behutsamen Kuss auf die Stirn.
    Jenny errötete. " Das finde ich nicht witzig, das du eiskalt meine Notlage ausnutzt. "
    " Na hör mal....ich habe mich ja wohl nicht in deine Arme geschmissen...." grinste Gibbs sie an.
    " Du hast ja auch keine Angst vor Mäusen.....Du hast eben vor nichts Angst."
    " Stimmt nicht....ich habe Angst vor einer erneuten Abfuhr von meiner reizenden Chefin..." Dieses Mal küsste er sie zärtlich auf den Mund und Jenny erwiderte den Kuss.

    Plötzlich klopfte es an die Tür , öffnete sich und Abby stand mit einer kleinen durchsichtigen Plastikbox auf der Schwelle. Als sie Gibbs und Jenny so eng umschlungen sah, grinste sie bis über beide Ohren.

    " Dann kann ich ja Amanda wieder einfangen. "

  • Kleiner Aufstand
    von Remoni

    Es war ein wolkenbedeckter Nachthimmel, als sich Amalia mit ihrem kleinen Freund Tiku in der alten Kirche auf die Lauer legte.
    Wie jeden Abend kam die Witwe Agata, um ihr Abendgebet zu sprechen. Als Opfergabe für den gelobten Herrn legte sie eine Blume auf den Altar und sprach dann zu Gott.
    Amalia verstecke sich in der letzten Reihe der Gebetsbänke und gab Tiku das Zeichen, dass er mit ihrem 12. Streich beginnen konnte. Lautlos erhob sich der kleine Drache, der gerade nur so groß war wie der Unterarm der elfjährigen Amalia, in die Höhe.
    „Gott, unser Vater, du hast meinen Mann zu dir genommen. Ich danke Dir für meinen Mann, für seine Liebe und unser Kind. Guter Gott, nimm sein Leben an und lass ihn geborgen sein in deinen guten Händen. Mir aber hilf, meinen Weg jetzt allein weiterzugehen. Gib mir die Kraft dazu und die Hoffnung, dass…“
    Agata schreckte auf, denn die zuvor dunkle Kirche stand im Schein vieler Kerzen.
    „Herr bist du das… antwortest du mir?“ Agata stand auf und blickte um sich. Sie stand in der Mitte eines Kerzenkreises. Plötzlich züngelten die Flammen wild umher, wie aus dem Nichts ging ein Wind durch die Kirche, und klang nicht ab.
    Sie bekam ein ungutes Gefühl. „Das geht nicht mit rechten Dingen zu.“ Mit schnellen Schritten wollte sie die Kirche verlassen. Doch als sie den Kerzenkreis verließ, verwandelte sich der Wind zu einem Sturm und ein ohrenbetäubendes Brüllen halte durch das Gemäuer.
    Vor Panik erstarrt blieb Agata stehen und blickte zurück.
    Amalia beobachtet ihren kleinen Freund, wie er sich aus dem Windkreis löste und auf Agata hinabstürzte und sie mit seinen Krallen am Haar riss. Schreiend und total verstört stürmt sie aus der Kirche.
    Amalia huschte unbemerkt aus der Kirche. Die ersten Wachen kamen schon um die Ecke gerannt und redeten auf die verstörte Witwe ein.
    Amalia rannte zu ihrem Versteck. Das verlassene Häuschen lag auf dem Kimelberg und ließ sie über die ganze Stadt blicken. Hecktisch öffnet sie die knarrende Türe und flitze auf die runtergekommene Holzterrasse, wo sie sich ihren Aussichtsplatz aus alten Holzpaletten gebaut hatte. Aus einer einfach geformten Metallhalterung nahm sie ein gestohlenes Fernglas und lugte zur Kirche. Sie sah mehrere Wachen die aus der Kirche kamen und zurück zur Burg liefen. Einer von ihnen, begleitete die alte Agata nach Hause, es war Karansa, jenen Mann den sie vor dem König bloßgestellt hatte, indem sie die Hängung eines von ihm zu Unrecht Beschuldigten verhinderte.
    „Alte Agata, ohne Gott bist du besser dran. Wenn man ihn braucht ist er eh nicht da.“ Amalia lief eine Träne über die Wange. Mama, Papa ich vermisse euch so.
    Plötzlich wurden ihre Haare vom Wind zerzaust und riss sie aus ihren Gedanken. Tiku landete auf ihrer Schulter, rieb sein Kopf an ihrer Wange und wischte dabei die Träne aus ihrem Gesicht.
    Sie kraulte ihn am Kinn, „Wo warst du denn so lange mein Kleiner?“ Als Antwort leckte er sich mit der langen Zunge über die Zähne. „Und mir hast du nichts mitgebracht? Du Schlingel.“ Tiku sah sie schräg an. Plötzlich fing er an zu würgen und brach ihr auf die Hose.
    Angewidert blickte sie auf das Erbrochene „ Nein danke jetzt habe ich doch keinen Hunger mehr.“ Der kleine Drache blickte sie fragend an. Aber als sie keine Anstalten macht sein Geschenk anzunehmen, entschied er sich den raufgewürgten Vogel selbst zu verspeisen.
    „Du bist eklig“, sagte sie lachend. „Aber du bist mir trotzdem das Wichtigste in meinem Leben.“
    Tiku war das Einzige was sie noch von ihren Eltern hatte. Es sind jetzt schon 2 Jahre vergangen, als sie aus ihrem Dorf geflohen ist. Sie konnte sich diesen Tag noch genau vor Augen rufen, als wäre es erst ein paar Tage her.
    Es war so laut, von überall waren Schreie zu hören. Die Flammen die im ganzen Dorf brannten gaben ihr einen Vorgeschmack, wie man sich die Hölle vorstellen konnte. Ihr Vater hat zwischen den Flammen gegen die blutrünstigen Schattenwesen und ihren Feuerhunden gekämpft und ihre Mutter beschützte sie im Haus. Es ging alles so schnell, ein Feuerhund sprang durch ein geschlossenes Fenster und stürzte sich auf Amalias Mutter. Sie hatte keine Chance. Als der Hund auf Amalia zuschritt spie Tiku ihm ätzende Säure ins Gesicht und gab Beiden so die Möglichkeit zu fliehen. Da ihr Haus am Waldrand angrenzte, konnten sie entkommen. Nach 12 Tagen erreichte sie total entkräftet diese Stadt und wohnte seit dem in diesem verlassenen Haus.
    Mit Tiku auf der Schulter läuft Amalia ins Innere des Hauses und legt sich auf die alte Matratze, die ihr als Bett diente.
    „Gute Nacht mein Kleiner, morgen wird ein aufregender Tag.“ Sie zieht die Decke bis zur Nasenspitze, während sich Tiku ganz nah an ihren Hals kuschelt.

    Heute war der große Tag gekommen. Der König und die Königin gaben heute Abend einen Tanzball, denn der Prinz solle sich baldmöglich vermählen.
    Amalia hatte viele Nächte geplant, wie ihr 13. Streich aussehen soll, denn sie wollte diesen schnöseligen Leuten etwas klar machen und heute war es so weit.
    Sie kämte sich ihr rotes Haar und zog dann ein hellblaues Kleid, das sie im Müll einer adeligen Familie gefunden hatte, an.
    Da das ganze Dorf eingeladen war musste sich Amalia auch nicht versteckt halten, wie bei ihren anderen Streichen und Tiku kam mit seiner Fähigkeit sich zu tarnen ohne Probleme an den vielen Wachen vorbei.
    Bevor sie den Tanzsaal betrat, viel ihre Aufmerksamkeit auf die Tafel an der alle aktuellen Informationen aushingen. In der Mitte hing ein Blatt auf dem sie las >>listiger Dämon bringt ruhiges Dorfleben in Unruhe und lässt die Leute an ihrem eigenen Verstand zweifeln, dringend Augenzeugen gesucht<< weiter unten wurden die ganzen Anschuldigungen aufgelistet.
    „Hallo, kleines Fräulein suchen Sie den Ballsaal?“
    Amalia schreckte auf, sie hattet nicht damit gerechte dass sie jemand ansprechen würde.
    Als sie sich umdrehte stand ein alter Mann mit der Rüstung des Königs vor ihr und musterte sie. „Nein Nein ich weiß wo der Ballsaal ist, vielen Dank. Ich habe hier nur was gelesen.“ Erstaunt blickte er sie an und sah dann zur Tafel. „Du hast dir sicher den Artikel über diesen Dämon durchgelesen, ihr Kinder seid einfach immer viel zu neugierig, aber keine Angst wir sind schon auf der Suche nach diesem Monster und wenn wir es haben, wird hier wieder Ruhe einkehren.“
    „Was ist wenn es kein Dämon ist, sondern jemand versucht mit diesen Streichen etwas mitzuteilen?“
    Der alte Wachmann lachte, „Mädchen so naiv dürfen wir Wachen nicht denken. Das Leben der Erwachsenen ist kompliziert, das verstehst du noch nicht.“ Mürrisch blickte sie die Wache an und lief ohne zu Antworten in den Ballsaal.

    Amalia nahm sich einige Häppchen vom Buffet, saß sich etwas außerhalb des Getümmels auf einen Stuhl und beobachtet den Prinzen. Sie konnte ihm ansehen, dass ihm dies ihr nicht zu gefallen schien und sie wusste auch warum. Sie kannte die Geheimnisse von fast allen Dorfbewohnern. Das des Prinzen war, dass er sich in ein Mädchen von niederem Stande verliebt hatte. Aber seine Eltern würden nie zulassen, dass er sie heiratet, denn das Bündnis mit einer Heirat zweier Königsfamilien würde mehr Macht und Verbündete bringen.
    Aber das werde ich zu verhindern wissen. Lachte sie in sich hinein.

    Es wurde zum nächsten Tanz aufgerufen.
    Jetzt kann der Spaß beginnen. Der Prinz tanzte mit der Tochter des Königs von Oberfels.
    So eine schnöselige Ziege, der zeigen wir es. Amalia gab dem Drachen das Signal.
    Tiku flog durch die tanzende Meute und kniff der Prinzessin in den Hintern.
    Empört schaut sie Prinz Talim ins Gesicht und verpasste ihm eine Ohrfeige dann stolziert sie davon. Der König blickte seinen Sohn wütend an, da die Königsfamilie von Oberfels ohne ein Wort zu wechseln den Tanzsaal verlies.
    Talim zuckte mit den Schulter, er wusste nicht was er falsch gemacht hatte. Dann gab der König ein Zeichen das er weitergehen soll. Wie befohlen ging er zur nächsten Prinzessin. Aber da passierte es, etwas knallte so stark gegen sein Bein das er sein Gleichgewicht verlor. Er stieß mit einem Diener zusammen, der ein ganzes Tablett voll mit edlem Nass trug. Der Wein kippte auf die Prinzessin, die er zum Tanz auffordern wollte.
    Die Nächste, die empört aufschrie.
    Karansa hatte den Unfall beobachtete und sah wie Bluttropfen vom Geschehen wegführten. Er folgte ihnen durch die Menschenmenge und zog sein Schwert. Als er die Spur aufgeholt hatte, schlug er ohne zu überlegen auf diese Stelle, in der Hoffnung etwas zu erwischen.
    Ein quietschender Schrei durchbrach die Musik, alle Menschen drehten sich zu Karansa. Sie sahen wie sich eine starke Blutspur von ihm entfernte. Abrupt wurden sie aus ihrem Gegaffe gerissen, als ein Schrei der von Schmerzen durchdrungen war durch den Saal hallte.
    Amalia rannte zu dem kleinen Drachen, der in seiner Blutlache lag und nahm ihn in ihre schützenden Hände. Tiku sah ihr in die tränenüberströmten Augen, dann hauchte das Leben aus ihm. Sie schluchzte, „Nein … Nein…Nein bitte du nicht auch noch.“ Doch es war zu spät.
    Plötzlich bäumte sich ein Schatten vor ihr auf. „Ich wusste doch das du Göre etwas damit zu tun hast, jetzt ist fertig mit den Streichen.“ Karansa dem Wachmann dem ihr siebter Streich galt, blickte sie stolz an, denn er war es, der die Streiche beendet hatte. Kurzerhand wurde er von zwei Wachen festgenommen. Entsetzt blickte er um sich „Was soll das?“
    Amalia schrie in unter Tränen an, „Du Monster, warum ...warum hast du das getan?“ eine Antwort bekam sie nicht mehr.
    Unerwartet beugte sich die Königin zu ihr hinab. „Meine Kleine es tut mir Leid, was deinem Drachen angetan wurde. Früher kannte ich ein Dorf die solche Wesen als Haustiere hielten. Du hättest besser auf ihn aufpassen sollen. Weil sie so begehrt waren sind sehr selten geworden und nur wegen diesen lächerlichen Streichen musste er sterben!“
    Amalia wischte sich die Tränen weg, dann blickte sie der Königin ins Gesicht und schrie sie an.
    „Wir haben versucht euch die Augen zu öffnen. Ihr solltet nicht Götter anbeten die euch nie erhören. Gott hat meine Eltern einfach so sterben lassen! Ich habe ein Leben gerettet, denn als ich den Schlüssel von diesem Monster geklaut habe, wusste ich dass ihr einen unschuldigen hängen wolltet. Dank mir kamen die Informationen seiner Unschuld noch rechtzeitig zu Tage. Und fragen Sie sich überhaupt nicht was ihr Sohn will? Woher nehmen sich alle das Recht heraus über andere zu bestimmen!“ Dann rannte sie mit dem toten Körper ihres Freundes aus dem Saal und ließ überraschte und erschütterte Blicke hinter sich.

  • Balabul der Gewaltige
    von Formorian

    “Äääks, arschkalt hast du`s hier”, sagte der Teufel bibbernd, dann gewahrte er den Räucherkessel auf dem Altar, krabbelte hinein und fegte den Weihrauch von der glimmenden Kohle, um darauf zu thronen wie ein fünf Zentimeter hoher Buddha.
    Florian Feldner starrte ihn fassungslos an. Bilder schossen durch seinen Kopf, Opern von Wagner und kaltes Bier. “Das geht gar nicht”, sagte er. “Du bist nur eine Kunststeinfigur, ein Ritualwerkzeug meiner Magie. Du kannst nicht reden.”
    “Und warum nicht?” schnauzte der Teufel streitsüchtig.
    Florian schlich rückwärts bis zu seinem Bett. Er setzte sich, immer noch kopfschüttelnd. “Es gibt nicht den allergeringsten Grund für dich, lebendig zu sein. Hör sofort damit auf.”
    Der Teufel schaute sich um. “Ach je, was für `ne Bruchbude. In Poseidonis verstand man es besser, Balabul den Gewaltigen zu empfangen.”
    “Posei …”
    “Yo. Poseidonis, Atlantis. Mächtig coole Herrschaften dort. Bis sie anfingen, Balabul den Gewaltigen zu nerven.” Der Teufel grinste. “Aber nur einmal.” Er sah auf die Flasche Absinth auf dem Boden. “Allmählich könntest du mal damit anfangen, mich zu verehren. Ein Trankopfer wäre ein guter Start.”
    Ferngesteuert nahm Florian die Flasche auf, öffnete sie und machte Anstalten, den Inhalt auf den Boden zu schütten. Balabul kreischte entsetzt auf. “Du weißt nicht, wofür Gläser gut sind?” Florian griff sich ein Schnapsglas und füllte es, reichte es ihm. Wohlig schmatzend kippte der Teufel das grüne Zeug hinunter. “Und nun, Alter, erzähl mal von deinen Problemchen.”
    “Nichts weiter. Nur dass ich den Verstand verliere.”
    “Ach tatsächlich?”
    “Muss ich ja wohl. Ich unterhalt mich mit einer Steinfigur.”
    “Komm schon, Alter. Keiner von euch Wochenendmagiern zieht ein Ritual durch, wenn da nichts ist mit dem er nicht selbst klarkommt. Also raus damit.”
    Florian starrte ihn unschlüssig an. Es war wohl sein verdammtes Unterbewusstes, das sich ihm gerade bis über die Ohren stülpte und sich in diesem kleinen Kerl dort manifestierte. Vielleicht würde es helfen, wenn er diesem Zwerg für eine Weile eine reale Existenz zubilligte. Dies würde so etwas wie Gestalttherapie werden …
    “Da gibt es schon etwas, womit ich ein Problem hätte”, begann er zögerlich.
    “Es ist eine Frau”, nickte Balabul. “Immer dasselbe.”
    “Keine Frau. Eine Elfe! Ein wahres Zauberwesen von …”
    “Und sie fährt null auf dich ab. Lass mich raten: Da gibt es noch `nen anderen Macker.”
    “Halt die Klappe!”, gellte Florian zornig. “Du wirst nicht übel von ihr reden, klar? Ich … ich werde Satan von dir erzählen!”
    Ein Grinsen zog sich über Balabuls sieben Millimeter großes Gesicht. “Satan! Dieser Angeber. Werde nie den Hype kapieren den ihr um diesen Knilch macht. Ich wette der Typ hat Pickel am Arsch.” Er streckte Florian das leere Glas entgegen. “Verehre mich noch einmal, und dann zischen wir ab und regeln die Sache.”


    “Ist er das?” Balabuls Stimmchen klang geradezu lächerlich piepsig, wie sie da aus dem rauchenden Kopf der alten gammeligen Maiskolbenpfeife an sein Ohr drang. Florian kam sich wirklich vor wie der Kasper vom Wolfgangssee, wie er da mit dampfendem Kolben durch die heiligen Hallen des Verbindungshauses stolzierte, aber wenn der Zerstörer von Atlantis auf etwas bestand wäre es wohl keine kluge Idee gewesen, zu widersprechen.
    “In Lebensgröße”, bestätigte Florian mit Blick auf den Burschen in der grellbunten Verbindungsjacke, der gerade inmitten seines Hofstaates durch den “Ballsaal” auf ihn zurauschte. “Bernd Blödmann Böckelgruber, Schwarzenegger für Arme und König des Campus mit ganz großem K. Werd nie begreifen was Kirsten nur an ihm findet.”
    “Ran an den Feind. Gib`s ihm.”
    “Hast du`s zwischen den Hörnern? Er ist Kapitän des Eishockeyteams. Der krempelt mich um wie einen Handschuh!”
    “Ich mach das schon. Du könntest zwischendurch mal ab und zu ziehen, wird schon wieder mächtig kalt hier drinnen.”
    King Bernd nebst Gefolgschaft kam in seinen Dunstkreis. Er bemerkte Florian und hob die Hand zum High-Five. ”Hey, Floh!” Das fand er immer schon verdammt witzig. “Du bist heute der Supporter unseres Vertrauens, hm? Sag mal, wo stehen die Fässer?”
    “In … der Diele … glaub ich.” Verdammt, warum hatte er nur so einen Schiss vor diesem Idioten?
    “Eccelente! Wir sehen uns dort, und kein Verkrümeln.” Und laut, damit es alle hörten: “Heute geht’s bis zum Stillstand der Augen!”
    “Ist das der Trick, mit dem du Kirsten rumgekriegt hast?”
    Florian hatte das unbestimmte Gefühl, als wäre er im August von einer Schneelawine begraben worden. Das war seine Stimme, die da eben für alle klar und deutlich zu hören gewesen war, nur war er es nicht gewesen der gesprochen hatte!
    Bernd drehte sich zu ihm um, sehr langsam, das Gesicht ein einziges Fragezeichen. “Ist das zu glauben? Haben Mama und Papa versäumt dem guten Floh zu erklären, dass man einen Furz nicht zum Maul raus lässt?”
    “Ich … werd dann mal anzapfen gehen”, beeilte sich Florian zu sagen. “Alles cool, Bernd.” Rasch wandte er sich zur Flucht um. “Und diesmal denk ich auch an die Viagras, Schrumpelstielchen”, fügte Balabul freundlich hinzu.
    Florian sah Kirsten den Raum betreten, in dem selben Moment als ihn Bernds Faust in den Nacken traf. Gosh, sieht sie wieder heiß aus! dachte er, als er sich ein Loch in die Zunge biss. Der Fußboden schoss auf ihn zu und dann wurde es sehr, sehr dunkel.


    Balabul räkelte sich behaglich auf der glühenden Kohle. “Ich denk, es wird mal wieder Zeit für ein Trankopfer.”
    Florian saß auf dem Bett, die Arme um die hoch angezogenen Knie geschlungen. “Leck mich.”
    “Ich dulde keine Blasphemie! Verehre Balabul den Gewaltigen wie es ihm gebührt!”
    “Du wolltest, dass er mir die Fresse poliert, hm? Hat es Spaß gemacht?”
    Balabul kicherte still in sich hinein. “Oh Ungläubiger ohne Geduld, warte ab was geschehen wird. Die geballte Kraft der Hölle steht hinter dir! Wie kannst du an Balabul dem Gewaltigen zweifeln, dessen Zorn die Erde erbeben lässt und vor dessen Namen die Engel aller Himmel in Scham das Gesicht verhüllen? Nun komm schon, Alter, lass rüberwachsen.”
    Florian schnappte sich die Flasche, um sie auf den Winzling zu schleudern. Da erklang der Jingle seines Phones. Ohne Blick auf das Display drückte er auf Empfang. “Bhagwan - Sektion Göttingen Nord. Hallelujah meine Brüder.”
    “Florian?” Fast hätte er vor Schreck die Flasche fallenlassen. Das war tatsächlich Kirstens Stimme! “Geht es dir gut? He, hallo …”
    Sofort hatte er die Box am Ohr. “Ja … äh, jaja, ganz gut eigentlich … glaub ich.”
    “Gottseidank. Ich dachte mir nur, irgendeiner sollte sich bei dir entschuldigen. Na, wegen dieser dummen Sache da eben.”
    “Dank dir.” Denk nach, Idiot! Sag was Nettes! “Aber was hält Bernd davon, dass du mich anrufst?” Scheisse, was war das denn? Vollpfosten!
    “Bernd?” Es gab ein seltsames Geräusch, wie die Kreuzung aus Rülpsen und einem Pups. “Der kann davon halten was immer er will. Ich hab ihn in den Wind geschossen.”
    “Ichääähh … dachte, du und er …”
    “Bist du im Koma? Ich bind mir doch keine ausgeklinkte Killermaschine ans Bein.”
    Balabul sagte: “Kirsten, sei bitte nicht sauer, aber ich fühl mich momentan wirklich als tanzten Elefanten einen Boogie auf mir. Weißt du was, lass uns morgen bei Sergio darüber reden, `kay? Du wählst, ich zahl, hehe. Autsch, selbst das Lachen tut weh …” Doch er sagte es nicht mit seiner eigenen Stimme.
    “Armer Kerl. Ist gut, also. Ich bin um vier dort.” Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Florian funkelte Balabul an und machte mit dem Finger das Zeichen des Schneidens vor der Kehle.
    “Sagte ich nicht, ich werde es schon richten?”, grinste Balabul von Altar her und tickte das leere Schnapsglas an. “Und nun will ich es dir erlauben, deinem Erretter und Meister zu huldigen.”
    Florian warf einen langen Blick auf ihn, dann sagte er ruhig. “Du bist so nützlich wie Zahnschmerzen. Das hätte ich auch ohne dich machen können. Selber. Allein.”
    “Ohne mich würdest du weiterhin chanten und räuchern, bis der Altar vor dir vergammelt und zusammenkracht. Ich werde keinen weiteren Ungehorsam dulden! Huldige Balabul dem Gewaltigen oder spüre seinen erderschütternden Zorn!”
    “Wie oft willst du es noch hören: Leck mich!”
    Balabul setzte seine finsterste Miene auf. “Dann sei verdammt, Ungläubiger.” Mit jaulender Stimme schrie er ein Gänsehaut treibendes Wort.
    Der Altar wackelte ein wenig und stand wieder still.
    “Bin wohl eingerostet, oder nüchtern”, grummelte der Winzling. “So vergehe in den mächtigen Winden des …!”
    Florian beugte sich zu ihm vor und schnippste ihm den Zeigefinger gegen die Backe. “Kopf zu, Gnom!”
    “Aua! Das tat weh!” Jammernd sank Balabul der Gewaltige auf der Kohle zusammen. “Du bist wirklich hundsgemein …”
    “Und wenn schon.” Florian erhob sich vom Bett und stellte sich vor den Altar. Er hatte gerade spontan beschlossen, den kleinen Kerl nicht vor die Tür zu setzen. Zu irgendetwas musste der Typ doch gut sein, nur was? “Damit es gleich klar ist: Ab sofort machst du deine kleinen Kniffe nur noch dann, wenn ich es dir ausdrücklich erlaube, und auch dann nur das, was ich dir erlaube. Klar?”
    “Oh … ja, klar. Aber das Trankopfer …?”
    Florian tippte mit dem Zeigefinger auf seine Brust. “Ich Chef.” Dann zeigte er auf Balabul. “Du nix. Comprende?”
    Florian öffnete die Flasche und goß ihm ein. “Und nun will ich dir huldvoll erlauben, dir die Birne zuzuknallen.” Von Balabuls begeisterten Schlürfgeräuschen begleitet, ging Florian ins Bad, um nach den Schwellungen in seinem Gesicht zu sehen. Er lächelte bei dem Gedanken daran, sich das Pfeifenrauchen anzugewöhnen.

  • Der Votingzeitraum zum Schreibwettbewerb Juni/Juli 2017 ist abgelaufen und wir haben einen Gewinner!

    Diesmal ist eine Geschichte ziemlich schnell davon gezogen und ich kann mich nicht erinnern, dass das Resultat jemals so eindeutig war. Wegen der Ferienzeit war die Stimmbeteiligung jedoch auch etwas geringer als sonst. Soviel vom Bundesamt für Statistik. ;)

    Und hier kommt auch schon die Auflösung:

    ...Gewonnen hat mit 7 von insgesamt 13 Stimmen (54%)...

    *trommelwirbel* :mamba2:

    Spoiler anzeigen

    :mamba2:

    Spoiler anzeigen


    Formorian mit der Geschichte Balabul der Gewaltige


    Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Du kannst nun das Thema für den nächsten Wettbewerb vorgeben. Ausserdem wurdest du in die Rangliste eingetragen und bekommst für zwei Monate 5 goldene Sterne, sowie einen eigenen Benutzertitel.

    Ein herzliches Dankeschön auch an alle anderen Teilnehmer! Wir hoffen, dass ihr beim nächsten Schreibwettbewerb auch wieder fleißig mitmacht und so zahlreich abstimmt. Wir sind schon sehr auf das neue Thema gespannt, das unser aktueller Gewinner hoffentlich schon bald vorgeben wird. 8)

    Übrigens könnt ihr nun auch nachschauen, wer die Autoren sind. Diese wurden den Geschichten beigefügt.

    Das war der Schreibwettbewerb Juni/Juli 2017. Vergesst nicht, euer Feedback zu den Geschichten zu hinterlassen! ;)

    Euer Fantasy-Geschichten-Forum

  • =O *whoooophhh* Warum weckt mich denn keiner???
    Gibt`s doch nicht .....
    Doch nicht dieses aus dem Ärmel geschüttelte Teil! Sollte eigentlich nur ein Spaß sein ... :joker:
    Aztiluths Geschichte hätte es doch viel mehr verdient. Da merkt man schon beim Überfliegen die Sorgfalt und Liebe, mit der es gebacken wurde. Ein märchenhafter Stil und von vorn bis hinten aus einem Guss! :thumbsup:
    Auch die anderen Geschichten waren unglaublich stark, jede auf ihre eigene Weise.
    Heiliger Satan, warum ich???

    *schluck* :wein:
    Nun ja, es freut mich natürlich, wenn Euch dieses Ding Spaß gemacht hat, und mehr sollte es eigentlich auch nicht. Meinen Dank an alle, die meinten dass diese Räuberpistole es wert wäre zu voten (ich liebe Euch trotzdem :D !). Und den anderen Teilnehmern möchte ich Mut machen, das nächste Mal wieder dabei zu sein, denn jeder wird hier mal glänzen, wenn er nur mitmacht.
    Hoffentlich wie ich, des Spaßes wegen :) .

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Herzlichen Glückwunsch, Formorian!

    Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert und musste unweigerlich an Bartimäus denken, der genauso rotzfrech ist, wie dein Balabul. :D

    Hätte man zwei Stimmen abgeben dürfen, dann wäre meine andere Stimme an Aztiluths Geschichte gegangen. Zwischen euren beiden Beiträgen hatte ich wirklich die Qual der Wahl. :)

  • @Formorian HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
    Du hast es verdient! Selten so geschmunzelt :D
    Es hat riesigen Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen. Hut ab :hi:

    Aztiluths Geschichte hätte es doch viel mehr verdient. Da merkt man schon beim Überfliegen die Sorgfalt und Liebe, mit der es gebacken wurde. Ein märchenhafter Stil und von vorn bis hinten aus einem Guss!

    Hätte man zwei Stimmen abgeben dürfen, dann wäre meine andere Stimme an Aztiluths Geschichte gegangen. Zwischen euren beiden Beiträgen hatte ich wirklich die Qual der Wahl.

    Vielen lieben Dank. :sack:

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!