Charaktere und Krankheit

Es gibt 43 Antworten in diesem Thema, welches 10.689 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Juli 2018 um 14:59) ist von CreativeFurHead51299.

  • Verwundungen sind in allen meinen Geschichten stets präsent. Es macht in meinen Augen keinen Sinn, einem angriffslustigen Char zu haben, der aus Einen wilden Schlägerei nicht mit nem blauen Auge herausgeht und seine Hand tagelang nicht mehr richtig belasten kann.
    Und den Soldaten, der das härteste Gefecht übersteht, ohne das es ihm oder einem seiner Kameraden erwischt, erscheint ebenfalls unglaubwürdig.

    Aber ich habe auch zahlreiche Krankheiten in meinen Geschichten. Zumeist magischer Natur.
    Eine meiner Geschichten handelt um einen (magisch gebildeten, auch wenn er selbst kein Magier ist) Heiler, der durchs Lande zieht. Da gibt es sowas laufend. Und logischerweise erwischt es dort auch meine Chars.

    Eine andere Geschichte, an der ich aktiv schreibe, können sich Menschen, die mächtige, magische Gegenstände verwahren, an diesen vergiften, und die Bandbreite der darauffolgenden Einschränkungen sind gewaltig. Und diese magischen Krankheiten sind zumeist unheilbar.


    Aber auch in der "klassischen" Fantasy gibt es zahlreiche Beispiele. In den Büchern von Dennis McKiernan erkrankt beispielsweise einer der Protagonisten an der Pest.
    Aber es stimmt schon, dass in der Fantasy wenig Krankheiten thematisiert werden.

    In normalen Krimis sind Krankheiten auch gang und gäbe. Die normale Literatur ist hiervon meines Erachtens unberührt. In der Urban Fantasy tauchen Krankheiten auch häufiger auf. Allerdings entpuppen sie sich häufiger als magische Verwandlung. Naja.

  • Das ist eine gute Frage. In der Kurzgeschichte, die ich gerade verfasse, und von der ich weitere Teile plane, ist eigentlich sogar eine „magiebehinderte“ Figur mein Protagonist.

    Ich habe mir da keine konkreten Gedanken gemacht, ob sein sensibles Thema ist oder nicht, ich hatte plötzlich diese Idee, dass ich halt eine Figur haben wollte, die in seinen magischen Fähigkeiten durch eine Art magischen Krankheit oder psychologischer Probleme beschränkt ist, weil die Figur eben nach ungewöhnlichen Lösungswegen suchen soll, um mit der Behinderung zu leben.

    So wie ein Sehbehinderter eben eine Brille zur Hilfe nimmt, sucht also mein Magier, der nur begrenzt zaubern kann, obgleich er ein echtes Talent dafür hat, nach anderen Wegen sein Talent umzusetzen als es eben alle anderen Charaktere seines Standes tun.

    In meinen Augen ist also nicht die Frage, ob man das mit einer Krankheit oder Behinderung in einer Story bringen kann, sondern nur, ob du damit eine fesselnde Geschichte schreiben kannst. Ob deine Story spannend wird, wenn dein Protagonist versucht, mit seinem Handicap klar zu kommen und die zweite Frage, die man sich stellens ollte, wäre wohl die, ob du die Krankheit deiner Figur dazu nutzten, kannst, deinen Protagonisten von den Charakteren abzuheben, die andere Schreiberlinge so für gewöhnlich erfinden.

    Und wenn du beide Fragen mit „ja“ beantworten kannst, denke ich, hast du schon gute Gründe so ein Merkmal einzubinden?

    [align=center][color=#800080][font='Arial, Helvetica, sans-serif']ROBERT POSTER IST DER 3 GROSCHEN MAGIER VON MORAKIS

    Einmal editiert, zuletzt von Robert Poster (21. August 2017 um 18:26)

  • Krankheiten und körperliche Gebrechen (falls der Charakter einen Körper besitzt) sind gute Möglichkeiten, einer Person eine Identität zu geben. Und sei es nur im Erschaffungsprozess. Wenn ich zum Beispiel einen Charakter mit panischer Angst vor Geistlichen erschaffen möchte, bin ich gezwungen, mir eine kluge Begründung für diese ungewöhnliche aber interessante Eigenschaft auszudenken. Hat er/sie zudem von nie heilenden Brandwunden übersäte Arme, werden weitere Ideen (bei mir jedenfalls) spontan aus meinem Gehirn auf die Tastatur fallen und mich erwartungsvoll ansehen.

    Oder nehmen wir eine alte Zwergenfrau, die nicht sterben kann und nicht weiß, wieso.

    Oder ein Goblinhexer, der seinen Clan anführt, obwohl er keine Beine mehr hat.

    Oder...

    :)

  • In meinem ersten fertigen Buch hatte der Vater der Protagonistin eine schleichend verlaufende, tötliche Krankheit, und um ihn zu retten sucht sie ihren Großvater, der eine Art menschlicher Gottheit ist. Ziemlich cheezy die ganze Sache, war noch ein sehr holpriger, erster Versuch. Na ja, bis zu seiner Heilung kam ich dann auch gar nicht, aber er hätte sie überlebt, als bisher einziger. Andere sind daran gestorben, wie die Mutter der Protagonistin und die Frau eines Freundes ihres Vaters. Wenn, dann finde ich konsequente Umsetzungen der Krankheit wichtig, heißt, es sterben Menschen daran und wenn es sein muss auch Hauptfiguren.

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • Es ist generell ein enormer Spannungpotenzierer, einen/den Protagonisten sterben zu lassen. Oder zumindest so zu tun als ob... oder ihn später irgendwie wieder ins Spiel zu bringen.
    Vielleicht in Pratchett-Manier: eine Krankheit, die Tote lebendig macht. Wäre doch auch unschön, so aus dem ewigen Schlaf gerissen zu werden, um dann wieder unter diesen laaaaaangweiligen Lebenden herumzuirren.

  • Eigentlich sind (vor allem psychische) Krankheiten etwas, was in Fantasyromanen vorkommen sollte. Gerade beim Thema Posttraumatische Belastungssyndrom (PTBS, wie von Windweber erwähnt). Panzerritter, die sich durch die übelsten Schlachtfelder metzeln, in Ork-Gefängissen landen, gefoltert werden, jemanden enthaupten, Untote niederwerfen, den besten Freund lebendig verbennen sehen, - normale Menschen, würde das fertigmachen.
    Die würden Zeit ihres Lebens an Alpträumen leiden, kaum noch Sozialkompetenz aufweisen (Entfremdung), unter Depressionen und Schreckhaftigkeit leiden, erhöhte Aggression, Konzentrationsstörungen, sich ständig hilflos fühlen. Jetzt natürlich nicht alles auf einmal, und betrifft auch nicht jeden (statistisch 30% aller Kriegsteilnehmer), aber es wäre vermessen, zu glauben, dass die "Helden" dann in die nächste Schenke einkehren, sich ständig lachend einen hinter die Birne kippen und dann die Schankmaid vernaschen. (Sexuelle Probleme, Sucht und Suizid sind Begleiterscheinungen).

    Der Panzerritter würde wahrscheinlich Zeit seines Lebens an Alpträumen leiden, wo ihn die Toten versuchen vom Pferd zu ziehen und er in ein Gewühl von Blut und Glieedmaßen erstickt wird. Der Krieger, der gegen Untote gekämpft hat, würde vermutlich ständig unter Schreckhaftigkeit, Aggression und Hilflosigkeit leiden. Und Folteropfer sind noch eine Nummer für sich, das verschlimmert noch alles deutlich.

    Bekannte Autoren schaffen das bisweilen gut einzubauen. Beispielsweise Frodo war, nachdem er von Kranka verwundet, von Gollum verraten und von Orks gefangen wurde, nicht mehr derselbe. Er verlor sämtlichen Lebenswillen. Sam, der schon vorher viele Entscheidungen übernahm, musste nun die treibene Kraft werden.
    Aber auch das keiner der Hobbits sich jemals wieder zuhause wohlgefühlt hat (Bilbo, Frodo und Sam schloßen sich schlußendlich sogar den Elben an), spricht stark für ein Trauma.

    Tobias O. Meisner hat seinen Leutnant Fenna, der in einer vergifteten Stadt Leichen bergen und verbennen musste, zusammenbrechen und Zwangsversetzen lassen.

    Die Protagonistin in Feuerjäger von Suzanne Pavlovic war beispielsweise eine alkoholkranke Kriegerin, die weder die Toten, noch auf ihr Alter (und vergeudetes Leben) noch auf ihren ermordeten Ehemann anders verarbeiten konnte.

    Aber das gilt natürlich nicht für alle Autoren. John Scalzi hat seinen Soldaten Perry (nach endlosen Aliengemetzeln) nur einmal zusammenbrechen lassen und anschließend war er ein Spaßvogel wie vorher auch.

    Und bei der Buchreihe "Die Zwerge" bricht auch niemand von denen geistig zusammen. Zwerge eh nicht, die sind zu hart dafür. Und bei den Menschen? Naja. In Anbetracht der Umstände sind die geradezu ein Vorbild, was Streßbewältigung angeht. Furgas wird wahnsinnig, gut, aber Rodario bleibt ein Scherzkeks, nur jetzt kann er zusätzlich noch kämpfen wie ein Krieger. Ganz zu Schweigen von den Prinzen und Königen, die teilweise in der ersten Reihe kämpfen.

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    Und in meinen eigenen Geschichten? Irgendwie stets ein Thema. In meiner 300-Seiten-Fanfiktion ist meine Protagonistin am Ende ein Wrack, körperlich versehrt, geistig hat sie sich nur mit großer Mühe (und starken Medikamenten) wieder selbst aufgebaut.
    In meiner Steampunk-Geschichte leiden alle mehr oder weniger an ihrer knapp überwundenen Gefangenschaft und den überlebenden Kriegen.

    Peinlich: Bei meiner Zeitreise-Geschichte kommen mit den Gemetzeln alle gut klar, obwohl sie jünger ist, als der Großteil meiner anderen Geschichten. Und die Zeitreise ist jetzt so weit fortgeschritten, dass ich diesen Aspekt kaum noch einbauen kann.

  • Gerade wenn man sich an einen Mehrteiler macht, stellt es doch den Spannungsbogen schlechthin dar, den Prota am Ende des ersten Teils verletzt oder sterbend liegen zu lassen. Das ist doch ein Cliffhanger par excellence. Mich wundert es, dass es so wenige Autoren nutzen.

    In meinem neune Projekt lass ich meinen Prota so einiges erleiden. Inklusive schwerer Fleischwunde an der Schulder, Schädelbruch, ausgeschlagenen Zähnen und einer ausgewachsenen Blutvergiftung. Der Junge muss so richtig leiden. :D

  • Mir fallen hierzu gerade die Protagonisten der Drizzt-Reihe ein.
    Ich gebe mir Mühe, hier nicht zu spoilern.
    Drizzt ist das Töten ja aus seiner Jugend notwendigerweise nicht fremd. Belastend wird es für ihn jedoch erst, als er jemand in seinen Augen Unschuldiges tötet. Der Autor verwendet viele Passagen darauf, seine Verzweiflung und Schuldgefühle aufzuzeigen.
    Cattie-Brie erleidet einen regelrechten Nervenzusammenbruch, als sie das erste Mal einen Menschen tötet (Orks und so sind kein Problem für sie).
    Bruenor, ein Zwerg, tötet, soweit ich mich erinnere, niemanden, der es seiner Meinung nach nicht verdient hat. Er zeigt keinerlei Symptome trotz vieler Schlachten mit viiiiielen Toten.
    Wulfgar, der menschliche Barbar durchlebt diverse andere seelisch zermürbende Dinge. Ein Kriegertrauma wäre quasi der Schneemann auf der Skihütte auf dem Gipfel der Übertreibung.
    Und der Halbling Regis? Ich kann mich nicht erinnern. Ich glaube, bei ihm wird es gar nicht thematisiert. (?)
    Fazit: Ich finde, Salvatore bezieht die Thematik ein, nutzt aber einen Mittelweg, indem er nicht jedem Protagonisten ein Trauma oder Ähnliches auf den Leib schreibt.

  • Tolles Thema!
    In den meisten Fantasy-Büchern sind die Helden stark, mutig, unbesiegbar und gesund, niemals krank oder sonst irgenein Leiden. Sie müssen nicht schlafen, nicht essen und mal wohin müssen sie auch nicht. (Und das bis zum Ende der Geschichte. Diese Bücher habe ich nicht mehr.)

    Einer meiner Prota ist irgendwann durch einen Reitunfall querschnittgelähmt. Ich nenne es anders, denn dieses Wort passt nicht in meine Geschichte. Er kann nur den Kopf bewegen, ist auf die Hilfe anderer angewiesen. Das ist hart für ihn, zumal er über 11000 Jahre alt ist und sich nicht selber umbringen kann.

    Wie kam ich dazu? Vielleicht liegt es daran, dass ich im Rollstuhl sitze und weiß, wie das ist, wie es sich anfühlt, wenn man immer weniger kann. Es war nicht geplant, die Geschichte war plötzlich da.

  • Ein sehr Interessantes Thema,

    eine Krankheit kann ein Buch durchaus bereichern und realistischer gestalten... Doch zuerst müsste ich für mich die Frage klären welches Ziel verfolgte ich mit meinem Buch, schreib ich für mich oder schreib ich mit einer bestimmten Intension an den Leser, oder schreibe ich mit der Hoffnung auf eine Bestseller :D

    Bei letzteren müsste man wohl die Realität im Fantasy möglichst ausklammern... zumindest ist das meine Erfahrung (nicht das ich schon mal was veröffentlicht hätte, ich schließe das daraus was man so vermehrt im Handel findet)

    Ein Protagonist darf immer dann an einer Krankheit leiden wenn diese sich Positiv auf die Geschichte auswirkt, der sterbenskranke Held opfert sich... oder der Sterbenskranke Bösewicht wird plötzlich gut bevor er ins Grad beißt etc.

    Solange ein Leiden oder der Tot einen positiven zweiten Effekt hat wird er von dem Großteil der Leser eher akzeptiert als wenn einer "sinnlos" stirbt/leidet da wird dann das negativ geschehen mit dem positiven Effekt verrechnet und wenn dann am Ende ein Plust steht ist es für den Leser einfacher zu akzeptieren...

    Bsp. Boromier stirbt als er die Hobbits verteidigte, Gandalf der Graue Opfert sich für die Gruppe, Obi wan Kenobi opfert sich usw

    Was nicht heißt das ich ein Freund dieser Verdrängungstaktik bin...

    Das liegt wohl mit daran das Fantasy einen ein Stück weit von der Realität verschonen soll :D:D

    Ich hätte nicht den Mut dazu Krankheit und Tot in realistischer weiße in meinen bisherigen "Geschichten" zu verwenden.

    Ich denke wirklich das es schwer ist seine Protagonisten leiden zu lasse...

    Gutes Thema ;)

    "Beurteile die Bücher nie nach dem, mit was sie im Anfang einleiten, sondern wozu sie am Ende hinleiten."

    Ignatius von Loyola

  • Ich habe mich schon mal gefragt ob man wirklich jede Figur körperlichen Schaden antun muss, klar es dient auch dazu Empathie und Mitleid mit ihnen zu empfinden, aber ist es wirklich notwendig? In fast allen meinen Geschichten werden die Figuren körperlich geschädigt oder tödlich verwundet, andere viel weniger andere viel mehr. Es kommt immer drauf an wie brutal und blutig die Geschichte sein soll oder die Figur das wirklich angetan werden soll. Jedoch habe ich auch, wenn auch sehr wenige, Figuren die kein einziges Haar gekrümmt wird. Ich bin zwar selber kein Fan davon weibliche Figuren verschont zu lassen aber auch bei meinen Geschichten gibt es ab und an mal weibliche Figuren die völlig ohne Verletzungen sind. Gerade finde ich es auch schlimm wenn eine Figur sehr brutal verletzt wird und hinterher dann auch noch stirbt.
    Wie geht ihr mit Schädigungen eurer Figuren um? Seid ihr der gleichen Meinung oder eher nicht?
    Auch wenn Figuren gefangen und gefesselt werden, finde ich werden sie dadurch auch schon "bestraft" und "verletzt".

    Einmal editiert, zuletzt von CreativeFurHead51299 (21. Juli 2018 um 17:49)

  • Hey @CreativeFurHead51299,

    Also ich will ehrlich sein... Ich verletze wirklich viele Charaktere (oft töte ich sie auch sogar... Siehe "Die Prophezeiung von Eolond"). Aber warum? Naja, oft mache ich das, weil es nun Mal logisch ist. Ein Kampf geht nun meistens nicht ohne Verluste von statten und das sollte er auch gar nicht. Es wirkt für mich persönlich einfach logischer, wenn deine Charaktere hier und da auch einstecken müssen. Sei es ein Pfeil in der Schulter, eine abgesäbelte Hand oder sogar der Tod... Eine Geschichte lebt für mich erst dann so richtig, wenn der Leser so richtig mitfühlen kann. Ein Held, der nie auch nur einen Kratzer abbekommt ist für mich nicht "logisch" oder ihm fehlt schlichtweg eine gewisse "Authentizität".
    Nehmen wir doch einfach Mal das echte Mittelalter:
    Kriege, Krankheiten, schlechte Gesundheitsversorgung und eine wirklich miese Geburtenrate... Die Sterblichkeit ist wirklich immens hoch und deshalb werden die Menschen in dieser Zeit nur selten älter als 30. Wenn ich jetzt eine Geschichte habe, in der wir ungefähr in einer solchen Zeit leben (Fantasy), dann sollten die Bewohner der reinen Logik halbe, dieselben Probleme haben. Personen von Verletzungen ausnehmen ist finde ich kein Problem... Eine Bogenschützin oder ein Bogenschütze ist in einigen Kämpfen sicher nicht so sehr gefährdet wie ein Nahkämpfer... Da kommt es gut und gerne Mal vor, dass man in einem Kampf verschont bleibt.
    Fazit:
    Verletzungen gehören dazu. Tod gehört dazu und sorgt für Authentizität. Außerdem kannst du dadurch mit deinen Lesern spielen, sie mitleiden lassen, ihnen das doch sehr raue Leben in deiner Welt zeigen. Schlichtweg: Für mich gehört sowas zu einer Geschichte dazu... Besonders dann, wenn sie im Fantasybereich spielt und viele Kämpfe beinhaltet.

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Stimme dir da zu. Bei mir sind es auch meistens nur Charaktere die nicht kämpfen, weil sie es nicht wollen oder nicht können, denen dann kein einziges Haar gekrümmt wird. Bei Charakteren die in meinen Geschichten aber kämpfen, die kriegen meistens auch was ab. Ist ja auch alles so logisch.
    Es gibt nur eine Ausnahme in einer meiner Geschichten wo ein Charakter der kämpft nix abkriegt. Eine Wolfdame die Kampfsportlerin ist und eine der besten überhaupt. Deshalb hat eigentlich so gut wie keiner eine Chance gegen sie und kann deswegen nix gegen sie unternehmen. Ihr wird eigentlich auch kein Haar gekrümmt. Aber das ist wie gesagt eine Ausnahme, sonst mache ich das nicht so.
    Und ob man wirklich von Verletzungen und Bestrafung reden kann wenn ein Charakter gefesselt wird, das weiß ich nicht genau. Kommt bestimmt drauf an wie stark und eng er/sie gefesselt wird und je unangenehmer das ist.

  • Wie geht ihr mit Schädigungen eurer Figuren um?

    Na, das kommt doch absolut drauf an. (Hier könnte ich jetzt so weit ausholen, dass ich mir den metaphorischen Arm zerren würde)

    Ich finde es irgendwie befremdlich, wenn du quasi wie selbstverständlich davon ausgehst, dass Geschichten brutal oder gewalttätig sind. Ich meine, ja, es ist "im Fantasy-Genre" weit verbreitet, aber trotzdem (oder gerade deswegen) sollte man das nicht unreflektiert übernehmen. Mich stimmt das nachdenklich und auch etwas traurig, dass Gewalt an anderen (fiktionalen Figuren) so unterhaltend ist.

    Wie auch immer... ich sagte ja, dass es darauf ankommt. Z.B. auf das Ziel der Geschichte und darauf, welche Emotion beim Leser hervorgerufen werden soll. Somit ist Gewalt oder Schädigung von Figuren niemals Selbstzweck, sondern ein Werkzeug. Genauso können auch alle von Gewalt betroffen sein. Wenn ich darstellen will, wie grausam ein Krieg geführt wird, dann gehören Verstümmelungen im Kampf genauso dazu wie der Hunger, Vergewaltigungen und sinnloser Mord. Das bedeutet nicht, dass ich das alles explizit in perverser Detailverliebtheit erzählen und beschreiben würde. Hier gibt es schon Grenzen.

    Andersrum versuche ich aber darauf zu achten, dass die paar Geschichten, die ich schreibe, nicht wegen ihrer Gewaltdarstellung oder Erzählungen von Kämpfen und Kriegen interessant und spannend sind, sondern mehr bieten als das.

    Keine Ahnung, ob du mit der Antwort was anfangen kannst. Mein Kopf fühlt sich gerade so matschig an...

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]


  • Ich finde es irgendwie befremdlich, wenn du quasi wie selbstverständlich davon ausgehst, dass Geschichten brutal oder gewalttätig sind.

    Was meinst du damit? Hattest du verstanden dass ich das so meinte?

  • Was meinst du damit? Hattest du verstanden dass ich das so meinte?

    Nicht direkt, es ist eher so ein unbestimmtes Gefühl, dass für viele Leute Fantasy-Geschichte quasi Heldengeschichten mit Kämpfen und Fantasy-Elementen sind. Und mit "gewalttätig" meine ich jetzt nicht, dass körperliche Verletzungen explizit beschrieben werden, sondern nur, dass körperliche Gewalt häufig so schön akzeptiert wird, wenn sie gegen entmenschlichte Wesen (mein Paradebeispiel sind Droiden und Stormtrooper in Star Wars) gerichtet ist.
    Ich erwische mich auch selbst immer wieder dabei, dass beim Überlegen und Planen von Geschichten meine Gedanken um die Frage kreisen, wer gegen wen kämpfen könnte, mit welchen Waffen etc. pp. Das ist so völlig einseitig, irgendwie wenig kreativ und auch ein bisschen armselig. Es könnte so viel mehr geben, weshalb man eine phantastische Geschichte schreibt / liest. Sich da etwas auszudenken ist natürlich schwieriger.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Achso verstehe.
    Ehrlich gesagt sind vieler meiner Geschichten auch nicht so wirklich brutal und gewalttätig. Jedoch bin ich aber ein Mensch der gerade in sowas kreativ ist. Ich habe natürlich auch kreative Ideen für nicht brutale und blutige Geschichten und schalte auch öfter einen Gang runter weil ich denke "Oh das ist wahrscheinlich doch zu brutal und passt nicht zum restlichen Stil der Geschichte", aber ich kann mir oft kreative Tode ausdenken die sehr brutal und blutrünstig sind. Wenn man das zensieren würde, würde schon was davon weggehen.
    Aber wie gesagt, oft kriegen viele meiner Charaktere etwas ab, mal brutaler, mal harmloser. Aber jeder kriegt in einen Kampf irgendwie irgendwelche Verletzungen oder schlimmer sogar noch, den Tod. Gerade aber wenn die Geschichte "kinderfreundlicher" ist, schalte ich ein paar Gänge nach hinten und die Charaktere müssen nicht so sehr leiden.

  • Somit ist Gewalt oder Schädigung von Figuren niemals Selbstzweck, sondern ein Werkzeug.

    Sehr, sehr richtig!
    In erster Linie sollte Gewalt (ob nun psychischer oder physischer Natur) immer dazu benutzt werden eine Emotion hervorzurufen und darf den Leser eigentlich niemals kaltlassen. Ideal ist es dann eben auch noch, wenn die Auswirkungen jener Gewalt entsprechenden Einfluss auf den Plot haben.

    Aber auch ich bin der Meinung, dass verwundbare bzw. sterbliche Charaktere die Authentizität einer Geschichte ggf. stark erhöhen.
    Natürlich kommt es auch hier wieder einmal auf die berühmte Dosierung an, sonst verkommt die Schnetzelorgie nur zu rasch wieder zu besagtem Selbstzweck.

    Ich glaube George Martin hat mal die wunderbaren, da wahren, Worte gesprochen, dass der Leser einer 08/15-Geschichte eigentlich niemals Angst um seine Hauptcharaktere haben muss, selbst wenn diese von feindlichen Hundertschaften umringt sind.
    Wenn er hingegen Angst oder Sorge um die Protagonisten haben muss, da sie in einer realitätsnahen Geschichte nun mal keine oder nur wenig Plot Armor tragen (dürfen), dann erhöht das nicht nur den Realismus-Level, sondern eben auch die Spannung.

    LG
    Rika

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube George Martin hat mal die wunderbaren, da wahren, Worte gesprochen, dass der Leser einer 08/15-Geschichte eigentlich niemals Angst um seine Hauptcharaktere haben muss, selbst wenn diese von feindlichen Hundertschaften umringt sind.
    Wenn er hingegen Angst oder Sorge um die Protagonisten haben muss, da sie in einer realitätsnahen Geschichte nun mal keine oder nur wenig Plot Armor tragen (dürfen), dann erhöht das nicht nur den Realismus-Level, sondern eben auch die Spannung.

    Ich hab dafür eine eigene Aufgabe gesetzt. Denn meist ist es ja nu wirklich so, dass man denkt die Helden sterben in solchen Geschichten nicht. Und wenn der Held in einem Wald nun von besagter "Hundertschaft" umzingelt ist, dann fragt sich der Leser im Regelfall "verdammt, wie kommt der da jetzt wieder raus?"
    Aber mein Ziel ist, dass der Leser noch einen Schritt zurück geht. Denn in diesem Beispiel, steht ja bereits fest, dass der Held überlebt.
    Das will ich nicht. Wer sich in die Scheie reitet soll auch ein entsprechendes Problem haben. Die Frage soll also nicht lauten :"verdammt, wie kommt der da jetzt wieder raus?"
    sondern
    "Verdammt, überlebt der das überhaupt?" (stumpf geschrieben jetzt)
    Der Kniff, wie er das überlebt kommt erst später. Erst mal soll die "Angst" um den Charakter obsiegen.
    Und dazu muss ich zwei Dinge machen. Erstens. Meine Helden dürfen sich nicht durch auf einmal erstarkte Kräfte irgendwo raus ziehen dürfen (zumindest nicht immer... mal geht sowas ja noch in Ordnung)
    Und zweitens. Wahrscheinlich muss ich davor erst ein paar andere über die Klinge springen lassen (Wichtig! Hiermit meine ich keine NoNames)
    Denn wenn der Leser die "Wirklichkeit" meiner Welt erkannt hat, (Das Leid, Schmerz und Tod) in meiner Geschichte für JEDEN Gegenwertig sind... Dann wird mit gezittert.

    Und deswegen,

    Somit ist Gewalt oder Schädigung von Figuren niemals Selbstzweck, sondern ein Werkzeug. Genauso können auch alle von Gewalt betroffen sein.

    Teile ich zu 100% das, was dieser nette Mann hier sagt^^

  • Stimme dir da zu. Man sollte immer eine Situation haben wo man Angst um die Helden/Protagonisten haben muss, sonst wirkt es einfach nicht so gut und man weiß dass der Held sowieso alles überlebt (Plotarmor).
    Gerade in solchen Katastrophen oder Monster Filmen ist es so übertrieben dargestellt dass die Protagonisten einfach fast alles überleben, auch etwas was sie gar nicht überleben hätten dürfen. Bei den unwichtigen Nebencharakteren ist es jedoch anders und sie sterben meist schnell und sofort. Sowas wird schneller langweilig weil du dann einfach keine Angst mehr um die Protagonisten/Helden hast, weil du eh weißt ihn wird nix passieren und sie überleben alles.