un-/sympathische Protagonisten

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.977 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. August 2017 um 18:57) ist von bigbadwolf.

  • Jane Austen hat über die gleichnamige Protagonistin ihres Romans „Emma“ folgendes gesagt:

    Zitat

    "I am going to take a heroine whom no one but myself will much like.


    Zu Deutsch: „Ich werde eine Heldin schaffen, die keiner außer mir besonders mögen wird.“ Nachdem ich das Buch selbst gelesen habe, kann ich sagen, dass sie das auch geschafft hat. Emma ist mir nicht als sympathischer Charakter in Erinnerung geblieben.
    Und die Reihe lässt sich durch Protagonisten anderer Autoren fortsetzen. Beispielsweise Lila Merriweather aus Jennfier Esteps Reihe „Black Blade“ kann dem Leser mit ihrer Art auf die Nerven gehen. Nicht in jedem Fall ist es gewollt, dass die Hauptfigur eines Romans unsympathisch rüber kommt. Manchmal passiert es einfach so.

    Wie wichtig ist es euch, dass die Protagonisten der Bücher, die ihr lest, sympathisch sind? Ich meine übrigens keine Antihelden, sondern Figuren mit so nervtötenden Charaktereigenschaften, dass ihr nichts Positives an ihnen sehen könnt. Könnt ihr einen Roman zu Ende lesen, wenn euch der Protagonist unsympathisch ist? Und welche Bücher kennt ihr, in denen der Protagonist ein echtes Drecksstück ist? :D

    • Offizieller Beitrag

    Wenn der Charakter unsympathisch ist (aka ein Arschloch ist :D ) glaube ich, dass man sein Mitfiebern quasi umdrehen kann. Also man freut sich nicht. wenn dem Kerl was gutes passiert, sondern wenn er auf die Schnautze fällt. (Im Sinne von "entlich kriegt er, was er verdient!")

    Mit einem Arschloch als Prota könnte ich gut leben, denke ich, denn die sind ja auf ihre eigene Weise interessant. Was ich allerdings nicht leiden kann/könnte ist, wenn der/die Prota nervig sind. Sprich, wenn das Verhalten, die Aussagen und einfach die generelle Art des Protas so unglaublich nervig sind, dass ich im echten Leben diesem Menschen einfach aus dem Weg gehen würde. Zum Beispiel, wenn der Prota sich alle zwei Sätze darüber beschwert, wie schwer er oder sie es in ihrem Leben hat und wie gemein doch alle sind xD

    Spontan fällt mir allerdings kein Roman ein, der einen unsympathischen Prota hat :hmm:

    LG Chaos

  • Ein unsympathischer Protagonist finde ich echt mühsam zu lesen, über viele bin ich zum Glück noch nicht gestolpert, ganz vorne mit dabei ist für mich aber ein gewisser Harry Potter aus der gleichnamigen Buchserie. Mit jedem Buch wird er noch unsympathischer und cholerischer. :S

    Und ich glaub auch der Protagonist vom Rad der Zeit wurde gegen Ende echt zum Ekel, aber das ist schon recht lange her, das wollte ich noch mal lesen. :hmm:


    Emma steht auf jeden Fall noch ganz oben auf meiner Liste. Im Film fand ich sie eigentlich nicht wirklich unsympathisch, da bin ich auf jeden Fall schon mal gespannt.

    Falken haben doofe Ohren

  • Zum Beispiel, wenn der Prota sich alle zwei Sätze darüber beschwert, wie schwer er oder sie es in ihrem Leben hat und wie gemein doch alle sind

    Warum ich keine Teenager als Protas leiden kann ^^

    Sagt euch Artemis Fowl etwas? Ich hab die Reihe vor 100 Jahren mal gelesen und der Prota Artemis ist SO ein A***loch :cursing: arrogant und verwöhnt und besserwisserisch und gaaaah!! Er bessert sich im Laufe der Serie merklich, aber Alter :dash:

    Per se bin ich dem Prinzip nicht abgeneigt und denk grad drüber nach, eine Ightris-Kurzgeschichte mit nem unsympathischen Prota zu schreiben :hmm:


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Sagt euch Artemis Fowl etwas? Ich hab die Reihe vor 100 Jahren mal gelesen und der Prota Artemis ist SO ein A***loch :cursing: arrogant und verwöhnt und besserwisserisch und gaaaah!! Er bessert sich im Laufe der Serie merklich, aber Alter :dash:

    Stimmt! Ich glaub deshalb bin ich nie über Band1 hinaus gekommen. :hmm:

    Falken haben doofe Ohren

  • Ich mag ambivalente Charaktere. Ich finde sogar, dass ein Charakter besonders dann interessant ist, wenn man nicht so recht weiß, ob man ihn mögen soll oder nicht. Nervig dürfen die dann aber nicht sein. Ich habe jetzt schon mindestens 3 absolute Arschlöcher selber geschrieben, zwei davon mit wichtiger Funktion, und einer dieser Charaktere ist - soweit ich die Rückmeldung richtig verstehe - sogar der beliebteste Charakter, den ich bisher geschrieben habe. Vielleicht gelingt es mir auch besser, einen Charakter mit negativen Noten zu beschreiben und die Gründe für sein Handeln darzulegen, als einen moralisch festen und 'liebenswerten' Charakter.
    Also, meiner Meinung nach darf selbst der Hauptcharakter ein Arschloch sein, wenn es gut inszeniert ist. Was gar nicht geht, wäre eine Figur, die sich der Autor als charmant, witzig und liebenswert vorstellt, aber den die meisten Leser nur als arroganten Großkotz empfinden.

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • Mir fällt da ganz spontan Cugel the Clever von Jack Vance ein. Eigentlich ein eiskalter, amoralischer Sch****kerl ohne jede deutbare Spur von "gutem" Gewissen, der sich nicht scheut die Dummheit seiner Mitmenschen zu seinem Vorteil auszunutzen und dabei auch verdammt erfolgreich ist. Er zeigt sich dabei allerdings so gerissen und abgekocht, dass man ihn einfach bewundern muss, auch wenn man eine solche Gestalt in der Nachbarschaft nicht aushalten würde. Es ist wohl eine gute Mischung aus Respekt vor seiner Schläue und Schadenfreude über das Los seiner Opfer, die ihn symphatisch erscheinen lassen - wer wäre nicht gern wie er :) ?

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

    • Offizieller Beitrag

    Mir fällt zwar spontan kein Charakter aus einer Buchreihe ein, den ich besonders unsympathisch fand, aber ich bin ebenfalls jemand, der es ganz angenehm findet, wenn man nicht so recht weiß, was man von einer Figur halten soll. Dazu muss ich sagen, ich stemple eine Figur auch nicht schon zu Beginn als besonders sympathisch oder unsympathisch ab. Eher zwischen "mag ich" und "mag ich nicht".
    Ich warte die Entwicklung ab, es kann ja genauso gut sein, dass die Person, die man das ganze Buch über mochte, zum Schluss, die größte Flachpfeife ist, und umgekehrt.
    Ob ich eine Figur wirklich sympathisch fand, erfahre ich also immer erst am Ende des Buches - wenn man mit dem Ende mitfiebert, es bedauert, oder nicht.

    Es gefällt mir, wenn ich etwas nach den guten Seiten suchen muss. Das gibt mir ein Gefühl, es mit echten Menschen zu tun zu haben. ^^
    Es kommt ja auch immer etwas darauf an, was man selbst als unsympathisch ansieht. Eine Figur mit Kanten im Kerbholz ist mir lieber, als eine weiße Weste.

    Was ich auf jeden Fall gar nicht leiden kann, wenn eine Figur pausenlos herumnervt, denn das ist dann irgendwann nur noch lästig. Und damit meine ich kein penetrantes in die Seite Pieken, sondern so ein "ich bekomme mein Leben nicht in den Griff, ändere aber aber auch nichts an der Situation" Gerede. (Als Beispiel)



    Wenn es ein Buch gibt, das du wirklich lesen willst, aber das noch nicht geschrieben wurde, dann musst du es selbst schreiben.
    - Toni Morrison -

  • Sagt euch Artemis Fowl etwas? Ich hab die Reihe vor 100 Jahren mal gelesen und der Prota Artemis ist SO ein A***loch arrogant und verwöhnt und besserwisserisch und gaaaah!!

    Ich hab da mal ein Buch davon geschenkt bekommen. Das habe ich vielleicht zweimal angefangen, aber nie fertig gelesen.

    Ich mag ambivalente Charaktere. Ich finde sogar, dass ein Charakter besonders dann interessant ist, wenn man nicht so recht weiß, ob man ihn mögen soll oder nicht. Nervig dürfen die dann aber nicht sein.

    So in der Art geht es mir auch. Wobei ich nochmal mehr unterschieden würde zwischen a) dem Charakter und b) der Art wie er präsentiert wird. Das geht so in die Richtung, was @Formorian angesprochen hat. Den Charakter (a) möchte man niemals als Nachbarn oder Freund haben, weil er / sie einfach nur eine nervige Art hat oder eben ein A**** ist. Trotzdem kann es sein, dass man sehr gerne über ihn liest, weil es entsprechend gut geschrieben ist und man dann halt doch irgendwie mit dem Charakter mitfiebert.
    Ich denke da gerade am ehesten an Joe Abercrombies The First Law. Zu den Hauptcharakteren zählt ein sadistischer Krüppel, der als Inquisitor andere Leute foltert. Oder ein Northman, Logen Ninefingers, der immer wieder mehr oder weniger zufällig von einem anderen Wesen besessen wird und dann ein unkontrollierbarer Berserker ist, der mindestens einmal einen seiner langjährigen Freunde umbringt. Gerade Logen ist einer meiner Lieblingscharaktere, obwohl er über die erster Trilogie sich vom sympathischen Krieger, der etwas zu viel Pech im Leben hatte, zu einem "Was ist das für ein verrückter, bösartiger, kaltherziger und wehleidiger Charakter?" entwickelt.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Ein Grund, warum ich "Der Herr der Ringe" abgebrochen habe, war eindeutig Frodo.
    Er selbst kam mir nichtmal besonders übel oder nervig vor (habe bei "Die Gefährten" ja schon aufgehört), sondern einfach so ... bäh. Ich wurde mit ihm nicht warm. Einfach gar nicht. Andere Charaktere waren dort viel liebenswürdiger.
    Frodo würde ich also nicht per se als unsympatisch bezeichnen, sondern eher als nicht sympathisch. :hmm: Aber das hat mir schon gereicht, um die Sache für mich mühsam zu machen.

    Häupter auf meine Asche!

  • Emma steht auf jeden Fall noch ganz oben auf meiner Liste. Im Film fand ich sie eigentlich nicht wirklich unsympathisch, da bin ich auf jeden Fall schon mal gespannt.

    Welche Verfilmung hast du denn gesehen?
    Im Buch ist sie selbstgefällig und anmaßend. Sie hält sich für soo manipulativ und schlau, benimmt sich aber nicht besser als ein unreifes Mädchen ^^ In einer der wichtigsten Szenen des Buches, die bestimmt auch in jeder Verfilmung vorkommt, stößt sie leichtfertig eine verarmte Bekannte vor den Kopf und hält sich deswegen auch noch für sehr witzig.
    Es gibt schlimmere Protagonisten, aber trotzdem ist Emma für mich nicht gerade eine liebenswerte Figur ^^

  • Ich denke, liebe Forum, :hmm:

    es macht die Mischung. Und es hängt von der Situation ab. Manchmal ist auch das Böse gut und wer sich auf unserer Welt ein wenig umschaut, wird feststellen, dass es jede Menge nützliche Übel gibt. Nicht jederLehrer ist beliebt und doch profitiert am Ende das Allgemeinwohl von ihnen.

    Hier sind ein paar Gedanken meinerseits zu den euren. (Werde ich nun weitere Inspirationen für einen fragwürdigen Charakter liefern?)

    Spoiler anzeigen

    Wie wichtig ist es euch, dass die Protagonisten der Bücher, die ihr lest, sympathisch sind?

    Wie gesagt Skadi, es macht die Mischung. Ein richtiges Ekelpaket wollte ich auch nicht jeder Seite beschrieben haben wollen.
    Und wie mies sie einem wirklich rüberkommen, liegt auch an der eigenen Einstellung.
    Bei Riddick zum Beispiel hat man es mit ergeizigen Arschlöcher zu tun, die damit prahlen, diesen berüchtigten Verbrecher endlich dingfest zu machen. Obwohl ich Riddick selbst sympathisch finde, räume ich auch ein, dass mir keine Szene bekannt ist, wo Riddick einen besonders schlechten Tag hatte und ein armer Teufel dummerweise in seiner Nähe war. Mit dem armen Teufel meine ich keine Gefechtssituation. Es gab keine Szene, wie einer einem Kind verklickern musste, warum Papi schon eine ganze Weile wegbleibt. Wir haben nicht sehen können, was Riddick trieb, bevor die ergeizigen Arschlöcher Jagd auf ihn machten. Man kann viel ausblenden, wodurch die Schurken dann einem schöneren Licht stehen.
    Mich selber kann es faszinieren, wenn ich es mit jemanden zu tun habe, der in keinster Weise meine Werte widerspiegelt.
    Ich sehe darin einen Vorteil, dass man auch von Leuten lernen kann in die man sich sonst nicht hineinversetzt.
    Manchmal sind auch die Bösen gut.
    :girl_devil::skull::keeporder::diablo::sekt::crazy::blush:

    Ich meine übrigens keine Antihelden, sondern Figuren mit so nervtötenden Charaktereigenschaften, dass ihr nichts Positives an ihnen sehen könnt. Könnt ihr einen Roman zu Ende lesen, wenn euch der Protagonist unsympathisch ist?

    Da mach ich es kurz. Das liegt dann an dem Drumherum. Ich kann bei manchen auch hindurchsehen.

    Es gefällt mir, wenn ich etwas nach den guten Seiten suchen muss. Das gibt mir ein Gefühl, es mit echten Menschen zu tun zu haben.

    Ja!

    Das macht die Szenen viel natürlicher. Wo Licht fällt, da fällt auch Schatten. Und so kommt echtes Leben aus den Geschichten.
    Vielleicht ein Grund mehr warum Engel Flugverbot haben.
    :angel::cookie:;(

    Eine Figur mit Kanten im Kerbholz ist mir lieber, als eine weiße Weste.

    Darum bin ich ein Anpreiser von Fehlern aus tiefster Überzeugung. Eine weiße Weste zeugt von mangelnder Aktivität und mangelder Erfahrung.
    :wizard:

    Ich denke da gerade am ehesten an Joe Abercrombies The First Law. Zu den Hauptcharakteren zählt ein sadistischer Krüppel, der als Inquisitor andere Leute foltert. Oder ein Northman, Logen Ninefingers, der immer wieder mehr oder weniger zufällig von einem anderen Wesen besessen wird und dann ein unkontrollierbarer Berserker ist, der mindestens einmal einen seiner langjährigen Freunde umbringt. Gerade Logen ist einer meiner Lieblingscharaktere, obwohl er über die erster Trilogie sich vom sympathischen Krieger, der etwas zu viel Pech im Leben hatte, zu einem "Was ist das für ein verrückter, bösartiger, kaltherziger und wehleidiger Charakter?" entwickelt.

    Jepp Asni,

    da hat man es mit Typen von kantigem Profil zu tun. Und ich streue doch dazu Bedenkenträgerei ein. Und warum? Sie fordern das Schicksal derart heraus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Spinner unter die Räder kommen. Das macht das Lesen so spannend. :newspaper:


    Just my two Cents

    Mad Bull :sun:

    Einmal editiert, zuletzt von Mad Bull (14. August 2017 um 18:01) aus folgendem Grund: Die üblichen Leichtsinns- und Grammatikfehler.

  • Warum ich keine Teenager als Protas leiden kann

    Geht mir auch so XD

    bei mir geht es bei den Chars allerdings weniger um Sympathie, als darum, wie sehr ich mich mit ihnen indentifizieren kann.
    Sprich je ähnlicher er mir/meinen Wünschen/Vorstellungen ist, desto lieber mag ich ihn ^^
    Also darf der Char durchaus seine Ecken und Kanten haben. Ich hab sie ja auch ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Bei mir ist es eher selten DAS ich mal die/den ProtagonistIn mag. :D
    Ich bin auch der festen Überzeugung das diverse Charaktere am "Hauptcharakter-Syndrom" leiden - nicht zu verwechseln mit Mary/Gary Sues - und einfach immer genau das können, was vom Plot gerade verlangt wird und hier speziell und da super und arg....

    Ich mag Charaktere, die Ecken und Kanten haben, die alles andere als perfekt sind und dadurch sind mir die als unsympathisch angedachten Charaktere meist lieber als die, um die es tatsächlich geht.
    Bei den Reihen, in denen mir der Hauptcharakter nicht zusagt, schaue ich dann meist nach den Nebencharakteren, wenn ich deren Geschichte weiterlesen mag, dann gebe ich mich auch mit einem nervigen Ich-Erzähler zufrieden. Hin und wieder haben die Leute ja doch einen guten Moment...