Die Prophezeiung von Eolond - Die Welt der Drachen

Es gibt 193 Antworten in diesem Thema, welches 60.291 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (15. August 2019 um 09:08) ist von Kramurx.

  • Die Story an sich finde sehr gut dahinter. Was mir aufgefallen ist, dass die Sätze teilweise sehr lang sind und so verschachtelt sind, dass du offenbar selbst dabei den Überblick verlierst.
    Aber das passiert mir auch. Vor allen, wenn ich einen Text tausend Mal korrigiere und verändere. Da schleichen sich dann solche Fehler ein.
    Das mit der Kommata ist auch so ein Thema bei mir :) Bei der Kommata Setzung verlasse ich mich mittlerweile eher auf meinGefühl, als auf irgendwelche Regelungen. Den Satz in Gedanken oder laut zu lesen, hilft mir bei der Kommata Setzung.

    Gruß

  • Fortsetzung Kapitel 3:

    „Ich bin Atrion, Soldat der Truppen des Königs und Ausbilder im Schwertkampf für die königliche Familie. Ich bin hier um euch in die große Halle zu führen wenn ihr dazu bereit seid?“
    „Ich bin Ilfgar, Berater Fürst Serdars. Gerne, wollen wir los?“
    Atrion blickte Ilfgar etwas belustigt aber sehr kritisch an und fragte:
    „Sicher das ihr bereit seid und so vor den König treten wollt?“
    Atrion deutete während er sprach grinsend in Richtung Ilfgars Beine und fing leise an zu lachen. Ilfgar blickte an sich herunter und merkte schnell was sein Erscheinen so lustig machte. Sein Hosenstall stand sperrangelweit offen und zeigte die prachtvolle Schönheit Ilfgars Unterwäsche. Ilfgar machte den Hosenstall schleunigst zu und bedankte sich lachend bei Atrion.
    „Stellt euch vor ich wäre so vor den König getreten! Danke mein Freund, man hätte mich wahrscheinlich für verrückt erklärt.“
    Beide Männer lachten und traten vergnügt ihren Weg in die große Halle an. Dabei sprachen sie über etliche Dinge, die das Militär, die Fürstentümer oder Aspholium betrafen und stellten fest, dass sie sich hervorragend verstanden.
    Noch während sie gingen erinnerte Ilfgar sich an seinen Auftrag.
    „Atrion, ich habe es völlig vergessen, die Nachricht, sie muss zum König, schnell!“ Ilfgar stürmte los und Atrion blickte ihm verwundert hinterher. „Warte auf mich, Ilfgar! Ich dachte ihr wolltet erst etwas Essen.“ rief er dem flinken Bogenschützen nach, der jedoch alles überhörte und weiter auf den Thronsaal zuhielt. Atrion folgte ihm geschwind.
    Die Türen der großen Halle knallten laut gegen die Marmorwände des Thronsaals und alle Augen blickten zu einem, sich im Boden versinkend schämenden Ilfgar.
    Er wollte nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, hatte aber in seiner Eile vergessen, dass die schweren Türen auch viel Lärm verursachen können und hatte sie sehr schwungvoll aufgedrückt.
    Nun blickten ihn etliche Leute, wütend, weil sie sich erschreckt hatten, und fragend an. Ilfgar schämte sich in Grund und Boden als Atrion eintraf und Ilfgar laut in der Halle vorstellte.
    „Mein König, das ist Ilfgar aus Haalingar, er wurde gestern Nacht bewusstlos vor dem Osttor aufgelesen. Wie es scheint hat er eine dringende Nachricht an eure Majestät.“
    „Das ist richtig“, sagte Ilfgar um seinem peinlichen Schweigen zu entrinnen.
    „Nun denn, tretet vor und überbringt mir die Nachricht, die so dringend ist eine Stadtratssitzung zu unterbrechen.“
    Ilfgar schritt vorsichtig in die Mitte der Halle vor und spürte wie sich die Blicke der Stadträte und Kaufleute in ihn hineinbohrten.
    Noch nie war er so nah an den König getreten, oft hatte er ihn nur aus der Ferne gesehen.
    Der König war eine beeindruckende Gestalt. Er trug einen braunen, langen Umhang und ein dunkelgrünes Seidenwams. In seinem Gesicht sprach nicht nur Strenge und Macht, nein, auch Erfahrung und Weisheit spiegelte sich in den Augen des Königs wieder und eine Spur von Mitgefühl zuckte des Öfteren über seine Wangen. Zwar war der König etwas kleiner als die Wachen links und rechts hinter ihm, aber trotzdem stach er in majestätischer Weise hervor.
    Ilfgar verbeugte sich und richtete sich daraufhin mit Ernster Miene, aber noch immer rot angelaufen vor Scham auf und sagte:
    „Entschuldigt mein stürmisches Eindringen in eure Ratssitzung. Ich bringe Botschaft von Fürst Serdar aus Haalingar. Haalingar wurde von einer Armada aus Schiffen angegriffen. Sie kamen über das große Ostmeer vor fünf Tagen an die Küste und griffen die Stadt in der Nacht an. Fürst Serdar gab mir den Auftrag euch diese Nachricht zu überbringen.“
    „Fürst Serdar? Er ist ein guter Freund, wo ist dieses Heer von Eindringlingen jetzt?“,fragte der König Ilfgar besorgt.
    „Ich weiß es nicht, ich wurde weggeschickt, als Serdar bereits verwundet am Boden lag. Ich weiß nicht wer die Angreifer waren, noch wer den Angriff überlebt hat oder ob überhaupt jemand überlebt hat.“
    „Mhh“
    Der König setzte sich auf den Thron und fuhr sich mit der Hand nachdenklich durch den Bart.
    Sein Blick verfinsterte sich sekündlich und einer der Stadträte meldete sich zu Wort:
    „Mein Herr, es tut mir leid, wenn ich mich in euer Grübeln einmische, aber ich vermute hinter diesem Angriff steckt die Gemeinschaft des Chaos. Sie verhielten sich schon viel zu lange so ruhig. Das alles hätten sie in dieser Zeit problemlos planen können!“
    „Was sagt ihr dazu Arimed?“,fragte der König einen Mann, der am anderen Ende der Versammlung saß.
    Der Mann erhob sich und schritt durch den Saal in die Mitte der Versammlungstische, welche in zwei Halbkreisen gegenüber standen. Er war kleiner als Ilfgar und trug einen dunkelblaues Gewand auf welchem auf der Brust das Wappen des Königs schimmerte. Er lief ein wenig gebückt und schien keine sonderlich nette Gesellschaft abzugeben, was man vorallem an seinem grimmigen und eiskalten Blick erahnen konnte.
    „Bruder, wie ich es dir schon so häufig gesagt habe geht von der Gemeinschaft des Chaos derzeit keine Gefahr aus. Es stimmt, sie verhielten sich in letzter Zeit sehr ruhig, was daran liegen muss, dass ihre vorherigen Bemühungen uns zu verunsichern, gescheitert sind.
    Meine Spione sind zuverlässige Quellen. Ihre Beobachtungen zeigen, dass die Gemeinschaft des Chaos keinerlei ungewöhnliche Aktivitäten betreiben. Die letzten Nachforschungen konnten nicht einmal feststellen, ob die Gemeinschaft überhaupt noch existiert.“, sagte Arimed und wandte sich dabei jedem der Angehörigen nach und nach zu.
    Das Arimed der Bruder des Königs sei, war nur schwer vorzustellen. Während der König eine majestätische, erfahrene und gut aussehende Person abgab, war Arimed ein grimmiger und hässlicher Mensch, in dem bei jedem Wort das er aussprach eine Welle Missgunst mitschwang. „Gut, ich hätte der Gemeinschaft des Chaos solch einen Zug auch nicht zugetraut.
    Trotzdem wurde laut diesem Mann hier Haalingar von einem ,uns allen, unbekannten Feind angegriffen. Des weiteren ist vom Verbleib der Feinde nichts bekannt, genauso wie von den derzeitigen Umständen in Haalingar.
    Ich denke wir sollten diese Warnung wahrnehmen und vorsichtig handeln. Entsendet in jedes Fürstentum Nachricht, dass eine feindliche Macht Haalingar angegriffen hat. Jeder Fürst möge seine Wachen auf den Mauern verdreifachen und sein Heer jederzeit kampfbereit machen können. Außerdem werden wir Späher nach Haalingar schicken um uns Informationen über den Zustand der Stadt und den Verbleib des Angreifers zu beschaffen.“
    „Sehr wohl, Sir!“, erwiderte ein Mann in einer Militärrüstung neben dem Thron.
    „Ihr bleibt vorerst in Aspholium junger Ilfgar, ihr seid womöglich der einzige Überlebende aus Haalingar und habt vielleicht noch nützliche Informationen. Ich löse hiermit die Ratssitzung notgedrungen auf und werde mich vorerst mit den Hauptmännern des Heeres in Verbindung setzen.“
    „Sehr wohl, Majestät“, antwortete Ilfgar gehorsam, verbeugte ich und lief zurück zum Tor, an dem Atrion bereits grinsend wartete.
    „Was amüsiert dich so?“, fragte Ilfgar leicht verunsichert.
    „Also ehrlich gesagt hättest du auch mit offenem Hosenstall dort reingehen können, peinlich war es ja so oder so!“, prustete Atrion los und verließ mit Ilfgar den Saal.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Die Fortsetzung Kapitel 3:

    Ist nur meine Meinung:

    Ich weis leider nicht wie ich einzelne Passagen rauszitiere, daher muss es eben so sein.

    "Jeder Fürst möge seine Wachen auf den Mauern verdreifachen"

    Vom Grundsatz her sinnig. Aber derartige Befehle, würde wohl kaum ein König erlassen der über weite Landstriche und zich Burgen zu verwalten hat. Solche Kommandos erwarte ich von einem Burgherren beispielsweise, der vor Ort ist und auch einen genauen Überblick über seine Truppen hat. Um es mal salopp zu sagen: wenn der König sagt, Burgherr A hat die Wachen auf den Mauern zu verdreifachen und unten steht dann niemand mehr, funktioniert das ja nicht. Als König hat man eher das "große Ganze" im Blick, als die Truppenstärke auf irgendwelchen Mauern.
    Sowas trübt den Gesamteindruck. Bei sowas kommt schnell der Verdacht auf, dass es sich dabei nur um ein kleines Gebiet handelt über dass der König herrscht und keinen riesigen Landstrich mit etlichen Burgen,
    Ich hoffe du verstehst was ich meine :)


    Der Anfang ließt sich so, als wollten Sie sich zur Mittagspause verabreden. Evlt solltest du mehr Emotionen und Gefühle in die Texte mit einbringen. Auf der einen Seite schreibst du, dass es ein besonderes Ereignis ist den KÖnig zu treffen. Aber der Text vermittelt mir dabei kein ehrfurchtgebietendes Gefühl.

    Sie unterhalten sich zuerst über den Hosenstall und dass dieser geöffnet sei. Bereitet sich quasi darauf vor, vor den König zu treten. Und im nächsten Augenblick fällt ihm ein, dass er einen Auftrag zu übermitteln hat? Klingt irgendwie unplausibel.

    Auf solche Logikfehler muss man achten. Ging mir auch so. Oftmals merkt man das gar nicht aufgrund von Betriebsblindheit. Man ließt zehnmal den Absatz und jemand anderes findet trotzdem etwas :D

    Ist aber nur eine Frage der Übung.

  • Du wirst sehr kleinlich bei deiner Kritik

    Hey, ich hab mich noch zurück gehalten. Ich dachte am anderen Ende sitzt vielleicht eine 15 jährige Klosterschülerin.

    Nein, im Ernst. Es ist gut, wenn du sagst, dass du es selbst beurteilen kannst und willst.
    Dann bleibt mir mehr Zeit.

    Viel Spass beim Schreiben!

  • Hey @Sensenbach,
    Nein, ich bitte natürlich weiterhin um Kritik. Sie hat mir bisher wirklich weitergeholfen!

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Oh, entschuldige @TamZul,
    ich habe deinen Post leider völlig überlesen. Naja, dann halt jetzt! Zuerst einmal, danke für deine Kritik! Freut mich, dich als Leser dazugewonnen zu haben. Nun zu deinen Kritikpunkten:

    Ich verstehe all deine Punkte und kann viel davon auch nachvollziehen, zumal es wie du ja sagst, auch nur deine Meinung zu dem Thema ist. Ich möchte dich natürlich trotzdem daran teilhaben lassen, was in meinem Kopf, während dem Schreiben, vorging.

    Zu den Befehlen des Königs: Ich persönlich finde, eine solche Anweisung kann gut und gerne von einem König kommen. Eolond ist ein riesiges Reich und der König sagt dadurch ja nur, dass die Wachen auf den Mauern in den Fürstentümern verdreifacht werden sollten. Damit will er den Ernst der Lage auch an die anderen Fürsten weitergeben und zeigen, dass es sich hier um eine wirkliche Bedrohung handelt. Außerdem weiß ich nicht wie du dir das Militärwesen in Eolond vorstellst. Also nur weil auf den Mauern eine Wache verdoppelt oder verdreifacht wird, heißt das ja nicht, dass jetzt das gesamte Heer auf den Mauern steht. Nein, die Anzahl der Wachen wird einfach erhöht, sodass ein Angriff mit größerer Wahrscheinlichkeit frühzeitig erkannt wird und gehandelt werden kann. Zu guter letzt spricht der König hier die Militaristen in der Königsstadt an, die daraufhin ihre Boten mit diesen Anweisungen ins Land schicken und die Wachen in der Königsstadt verdreifachen. Wer soll denn sonst in der Königsstadt Entscheidungen treffen, wenn nicht der König.

    Zu den Gefühlen im Text: Wie dir sicher aufgefallen ist, befinden wir uns noch sehr, sehr, sehr weit am Anfang der Geschichte. Gefühle so früh im Text zu sehr zu belasten würde den Text sehr schnell sehr kompliziert werden lassen. Atrion schlägt Ilfgar lediglich vor etwas zu essen, das gibt ja auch Sinn, nachdem wir erfahren haben, dass Ilfgar tagelang nichts gegessen hat.Das mit dem König stimmt jedoch. Seine Darbietung ist mir etwas zu schmalspurig geraten und das macht ihn unspektakulär.

    Zu dem Hosenstall: Nun hier muss ich dir jetzt sagen, dass ich versucht habe den beiden Charakteren mal etwas Humor einzugestehen. Ilfgar lag jetzt eine Nacht lang bewusstlos im Bett und kann sich morgens erst einmal an nichts mehr erinnern. Der Anblick von Aspholium vernebelt ihm zusätzlich die Sinne. Dann auf dem Weg zum König wird ihm letztenendes, wahrscheinlich noch leicht schlaftrunken, hungrig und angeschlagen, bewusst, dass er ja einen Auftrag hat. Insofern war das ein versuch Ilfgar etwas mehr Charaktereigenschaften einzugestehen und zu zeigen, dass Atrion und Ilfgar auf einen Wellenlänge miteinander fungieren. Ich verstehe aber natürlich, dass es etwas zu spät kommt. Ilfgar erinnert sich deutlich zu spät an seinen Auftrag, zumal die Beiden sich ja sogar noch über einige Themen unterhalten.

    Alles was ich jetzt hier geschrieben habe ist das, was ich mir selbst beim verfassen des Textes gedacht habe. Ich freue mich natürlich über deine Meinung dazu und hoffe dich weiterhin als Leser zu erreichen.

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
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  • Und weiter geht`s mit Kapitel 3:

    Es war Mittagszeit und Ilfgars Magen grummelte unaufhörlich.
    „Ich nehme an du hast hunger?“, fragte Atrion seinen neu gewonnenen Freund und ein Lächeln huschte ihm ins Gesicht.
    „Ja, ich habe seit Tagen nichts gegessen“, antwortete Ilfgar, während er sich die Hand auf den Bauch legte und gequält an sich herunter guckte.
    Sie gingen gemeinsam in die Militärskantine und holten sich etwas zu Essen. Nachdem sie einen Tisch gefunden hatten, unterhielten sich Atrion und Ilfgar über die Nacht des Angriffs auf Haalingar.
    „Hey“, sagte Juna und setzte sich neben Atrion an den Tisch.
    „Über was unterhaltet ihr euch? Und wer ist dein neuer Freund?“, fragte sie und lächelte Ilfgar freundlich an.
    „Das ist Ilfgar, er ist Berater aus Haalingar. Es wurde vor einigen Tagen angegriffen und er hat eine Nachricht von Fürst Serdar überbracht.“ „Hawo“, presste Ilfgar heraus, der seinen Mund inzwischen bis zum Rand mit Reis und Fleisch gefüllt hatte.
    „Wer waren die Angreifer?“, fragte Juna nachdenklich.
    „Das ist das Problem, niemand weiß wer diese Armada anführt oder woher sie kommt. Sie ist aufgetaucht und hat Haalingar ohne Vorwarnung angegriffen.“
    „Und überlebt hat niemand?“
    „Obwohl es mich schmerzt es zu sagen, ich glaube nicht. Ich bin der einzige Überlebende. Fürst Serdar war bereits verwundet als ich Haalingar verließ. Das letzte was ich hörte waren die Warnsignale der Stadt.“, antwortete Ilfgar, der seinen Bissen hinuntergeschluckt hatte und nun traurig auf seinen Teller schaute.
    „Das tut mir leid, ich wusste nicht...“
    „Nein, schon gut, ich, ich....das konntet ihr nicht wissen. Serdar war wie ein Vater für mich.“, unterbrach Ilfgar Juna und unmerklich rann eine Träne über seine Wange, die er schnell mit dem Ärmel wegwischte. Juna blickte Ilfgar mitleidend an und wandte sich Atrion zu.
    „Und du liegst heute wieder nur auf der faulen Haut?“, lenkte Juna das Gespräch von Ilfgar weg.
    „Äh, ich...,was?“, fragte Atrion die hübsche Brünette verdutzt.
    „Ich bin auf Geheiß des Königs dazu abgestellt worden den Berater aus Haalingar zu betreuen und ihn zu begleiten“, sagte Atrion und blickte Juna herausfordernd an.
    Trotzdem hatte Juna Recht. Seit er unter dem direkten Befehl und dem Einfluss des Königs stand wurde Atrion häufig von seinen Soldatenpflichten abgezogen und für deutlich angenehmere Aufgaben eingesetzt. Schwertkampfunterricht für den Prinzen, Leibwächter auf Reisen der Königsfamilie und Bote für etliche Kleinigkeiten.
    Aufgaben, für die Atrion oft von seinen Wachen oder den Drill und Marschübungen abgezogen wurde. Zwar war Juna nicht wirklich sauer auf ihn, aber dieser Umstand sorgte bei vielen Mitgliedern aus Atrions Kompanie für Missgunst gegenüber dem jungen Leibwächter.
    „Pff, du hast die hervorragenden Kraftübungen verpasst“, spottete Juna und rümpfte die Nase.
    „Du bist doch nur neidisch“, provozierte Atrion und Juna verpasste ihm einen freundschaftlichen Schlag zwischen die Rippen.
    Atrion wusste zwar das der Schlag kommen würde, verschluckte sich aber trotzdem und hustete los. Juna und Ilfgar lachten den rot anlaufenden Atrion schallend aus und Juna spottete weiter:
    „Na also, welcher Gott auch immer es war, danke!“

    Nachdem sie ihre Teller leer gegessen hatten gingen die drei Gefährten auf den Übungsplatz. Reges Treiben herrschte auf der großen staubigen Fläche und Soldaten übten schwitzend Manöver, Schwertkampf und Marschieren unter der prallen Mittagssonne. Ilfgar schaute beeindruckt über den Platz.
    Bei den Bogenschützen blieb sein Blick stehen und er beobachtete wie ein junger Gefreiter verzweifelt versuchte die Zielscheibe zu treffen. Ilfgar schritt auf den Gefreiten zu. Atrion und Juna folgten dem Berater aus Haalingar gespannt was wohl als nächstes passieren würde. „Lass mich dir helfen“,sagte Ilfgar zu dem Jungen, der gerade erneut einen Pfeil abgeschossen hatte. Der Gefreite blickte dem Pfeil enttäuscht hinterher und schaute dann verzweifelt zu Ilfgar, während der Pfeil einige Meter neben der Zielscheibe aufkam.
    „Ich kann das einfach nicht, meine Hand ist zu unruhig fürs Bogenschießen.“
    „Schau mal, ich zeige es dir. Zuerst solltest du deine Haltung verändern.“ Ilfgar drehte den jungen Gefreiten etwas zur Seite.
    „Achte darauf, dass dein Körper seitlich zur Zielscheibe steht. Und jetzt, heb den Bogen und leg einen Pfeil an.“
    Der schwarzhaarige Junge tat wie ihm geheißen, legte einen Pfeil an die Sehne und spannte den Bogen.
    „Sehr gut, jetzt heb deinen Ellenbogen etwas nach oben, ja genau so, und atme tief ein und aus. Sehr schön. Jetzt atmest du nochmal ein, hältst für einen kurzen Moment die Luft an und schießt!“
    Der Gefreite atmete ein, hielt die Luft an und zielte auf die gut 100 Meter entfernte Scheibe. Er ließ los. Ein Sausen durchzog die Luft und der Pfeil flog auf die Scheibe zu. Mit einem Dumpfen Geräusch schlug der Pfeil ein kleines Stück neben der Mitte der Platte ein.
    Erstaunt blickte der Gefreite zum lächelnden Ilfgar.
    „Danke! Endlich getroffen!“, feierte der Junge sich und streckte stolz die Arme in die Höhe.
    „Mit etwas Übung triffst du jetzt häufiger dein Ziel. Tu das was ich dir gesagt habe vor jedem Abschuss. Achte auf deine Haltung und die Atmung. Dann triffst du auch dein Ziel!“, sagte Ilfgar und legte dem Gefreiten die Hand auf die Schulter.
    Danach drehte er sich zu Juna und Atrion um und ließ seinen Lehrling, über den geglückten Schuss noch immer freuend, zurück.
    „Ein Lehrer im Bogenschießen ist er also auch noch!“, sagte Juna und musterte Ilfgar lächelnd, während sie mit dem Finger eine Strähne ihres Haares kräuselte.
    Ilfgar lief etwas rot an und blickte verlegen auf seine Füße. Atrion brach in Gelächter aus und Juna schloss sich ihm an.
    „Ich bin ein ganz passabler Bogenschütze. Ich gebe nur das weiter, was ich weiß.“, rechtfertigte sich Ilfgar, noch immer rot im Gesicht, während er dem lachenden Atrion einen bösen Blick zuwarf.
    Nachdem sie Juna verabschiedet hatten, brachte Atrion Ilfgar zurück auf sein Zimmer und verabschiedete sich von seinem neuen Freund. Ilfgar bedankte sich und versicherte, Bescheid zu sagen, falls er irgendetwas benötigen sollte. Den Rest der Nachmittags verbrachte Atrion bei seiner Kompanie und litt unter dem Krafttraining, von welchem Juna so geschwärmt hatte. Verschwitzt und völlig fertig sank er am Abend in sein Bett und schlief fest ein.

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  • Kapitel 4 (Teil 1)
    Ungewissheit

    Am nächsten Morgen wurde Atrion unsanft geweckt.
    Elion klopfte wie wild an der Tür seines Zimmers und rief Atrions Namen. Dieser öffnete widerwillig die Tür und wurde prompt mit einer überwältigenden Menge an Fragen bombardiert.
    Wer der Mann aus Haalingar sei und was mit Haalingar passiert sei, wer hinter Allem stecken würde und viele weitere Frage quollen aus dem jungen Prinzen hervor.
    Nachdem Atrion es geschafft hatte seinen, noch immer schläfrigen Geist zum Aufstehen zu bewegen, beruhigte er Elion und versprach ihm bei der nächsten Schwertkampfeinheit alle seine Fragen zu beantworteten.
    Im Frühstückssaal angelangt fiel Atrion zuerst die Lautstärke in der Halle auf, alle Soldaten und Gefreiten waren bis zum Hals in energische Gespräche vertieft.
    Während Atrion an der Essensausgabe sein Vollkornbrot entgegennahm, stupste ihn jemand von hinten an. Es war Juna.
    „Und? Bereit heute ein paar Ärsche zu versohlen?“
    „Ärsche?“, fragte Atrion verdutzt, bis er plötzlich realisierte was Juna meinte.
    Der Soldatenwettkampf stand bevor und Atrion hatte ihn völlig vergessen. Obwohl eine Nachricht von einer feindlichen Streitmacht eingetroffen war, wollte der König kein Unbehagen und Angst unter seinen Soldaten verbreiten und ließ den Wettkampf trotz der Warnung ausrichten.
    Atrion setzte sich mit Juna an den Tisch seiner Kompanie und ihm fiel direkt die Kampffarbe seiner Kompanie ins Auge. Rot. Jedes Team bekam vor Beginn des Turniers eine Farbe zugewiesen, die sie mit einem Band um die Stirn tragen mussten. So konnten die Schiedsrichter einer jeden Disziplin die Kämpfer besser auseinanderhalten und hatten es einfacher die Punkte einer Kompanie zu vergeben.
    Das System des Wettkampfs war simpel. Jede Kompanie aus fünfundzwanzig Mann trat mit jeweils fünf Mann pro Disziplin an. Jedes Mitglied einer Kompanie musste in irgendeiner Disziplin ein Mal antreten.
    Die Kompanie unter sich bestimmte, wer in welcher Disziplin antreten sollte. Nachdem die einzelnen Wettkämpfer der Kompanie am Frühstückstisch den Disziplinen zugeteilt waren, legten sie ihre Bänder um und marschierten als geschlossene Gruppe auf den großen Übungsplatz.
    Auf dem Übungsplatz hatte man bereits eine Bühne für die Königsfamilie und die Adeligen aufgebaut, während die Vorbereitungen für die erste Disziplin, das Ringen, noch in vollem Gange waren.
    Fünf Disziplinen warteten auf Atrions Kompanie. Ringen, Bogenschießen, Speerwurf, Tjost und Schwertkampf. Nach und nach trafen auch die anderen Gruppen auf dem Übungsplatz ein und schworen sich gemeinsam auf den Kampf ein. Insgesamt 10 Kompanien nahmen am Wettkampf der Stadtwache teil und kämpften um den Gruppensieg und die Ehre für jeden Sieger einer Disziplin.
    Atrions Kompanie konnte bereits letztes Jahr den Sieg erzielen und war auch dieses Jahr ein heißer Favorit auf den Turniersieg. Während Kompanie Grün mit einem, eigens für den Wettkampf einwickelten Schlachtruf die aufgeregte Stimmung anfeuerte, trat ein stämmiger Mann auf Atrions und seine Kompanie zu.
    „Stillgestanden!“, schrie der Mann und die gesamte Kompanie stellte sich schnurstracks in Reih und Glied vor ihm auf.
    Sein Name war Bor, Sergeant Bor.
    Er war nicht nur eine beeindruckende Erscheinung und ein Berg von einem Mann, nein, er quälte seine Kompanie ungemein gerne. Trotzdem war Sergeant Bor stolz auf seine Truppe.
    „Soo, Männer! Frauen! Ich will heute Schweiß und Blut sehen. Sowohl Unser Schweiß, als auch das Blut der Gegner. Ihr seit die amtierenden Turniersieger, eine Blamage ist keine Option, eine Niederlage ist ebenfalls keine Option. Also reißt euch den Arsch auf oder ich tue es für euch! Habt ihr mich verstanden?“
    Ob der Kompanie die Vorstellungen eines aufgerissenen Hinterns, oder der Wille zum Sieg die Kraft zum antworten gab war unklar, dennoch brüllten die 25 Soldaten so laut sie nur konnten:
    „Jawohl, Sir!“
    Sergeant Bor nickte zufrieden und Schritt von dannen. Sobald die Vorbereitungen für das Ringen beendet waren, trafen die Adeligen und der König ein und nahmen auf der Empore Platz um dem Turnier zuzuschauen.
    Der König gab das Handzeichen und ein lauter Hornstoß eröffnete das Turnier. Staub wirbelte auf als die ersten Ringer aufeinandertrafen. Jeder Ringer einer Kompanie musste zwei Mal gegen ausgeloste Gegner kämpfen und erzielte für jeden Sieg einen Punkt für das Team. Auf dem Platz wurde ununterbrochen angefeuert und die Adeligen und Gäste auf der Tribüne musterten das Geschehen aufmerksam und klatschten gelegentlich. Atrions Team holte 10 von 10 Punkte und den Disziplinsieg im Ringen.
    Als nächstes waren die Bogenschützen an der Reihe. Nachdem die ersten 10 Schützen ihre drei Schüsse abgegeben hatten und in einem Stechen zwischen Team Gelb und Blau der erste Punkt an Blau überging, war Juna an der Reihe.
    „Auf geht’s Juna! Mach uns stolz!“, sagte Atrion, während Juna mit ihrem Bogen vor ihre Zielscheibe trat.
    Die ersten Pfeile der 10 Kontrahenten flogen über den Platz und Junas Pfeil blieb in der Mitte der Platte stecken. Auch der zweite Pfeil fand sein Ziel in der Mitte und Atrions Kompanie begann bereits lautstark zu jubeln.
    „Du packst das Juna!“ ,rief eine Stimme in das Geschrei hinein und Atrion erkannte Ilfgar in den Rängen auf der Tribüne, welcher Juna anfeuerte.
    Sie blieb von dem ganzen Trubel und von der Tatsache, dass alle ihre Kontrahenten ihre ersten beiden Schüsse schlechter abgeschlossen hatten als sie, unbeeindruckt und peilte die Zielscheibe mit ihrem letzten Pfeil an.
    Der Pfeil summte in der Luft und drang etwa drei Zentimeter neben ihrem zweiten Pfeil in die Scheibe ein und blieb am Rand des ersten Rings stecken.
    Sie hatte gewonnen.
    Team Rot brach in Begeisterungsstürme aus und selbst der Adel klatschte anerkennend, während Ilfgar lauthals aus den Rängen gröhlte. Nachdem sich der Jubel gelegt hatte und Atrion seine Freundin jubelnd in den Arm genommen hatte traten die nächsten 10 Bogenschützen auf den Platz.
    Erneut erreichte Kompanie Rot, wenn auch nur knapp, den Sieg und der Jubel brach von neuem aus. Die beiden weiteren Runden entschieden jedoch Blau und Grün für sich und die Speerwurfdisziplin wurde eingeläutet. Erneut warfen in 5 Runden jeweils 10 Werfer gegeneinander und die weiteste Distanz in der Runde eroberte den Punkt für das Team. Die weiteste Distanz der Disziplin eroberte den Sonderpunkt im Speerwerfen.
    Obwohl Atrions Team in der ersten Runde einen Punkt eroberte, musste es sich in den weiteren Runden immer geschlagen geben. Team Blau errang drei weitere Punkte und stellte sich mit Team Rot auf Augenhöhe. Mit dem Ende der Speerwurfdisziplin wurde das Turnier für das Mittagessen unterbrochen und die Soldaten wanderten hungrig in Richtung Kantine.

    Während der Mittagspause wurde an den Tischen eifrig geredet und schon die ersten Glückwünsche an die Sieger der Disziplinen ausgeteilt. Juna und Atrion saßen gemeinsam bei ihrer Kompanie als Ilfgar sich zu ihnen durchzwängte und Juna ,beeindruckt von ihrer Schießkunst, gratulierte.
    „Du bist wohl nicht der Einzige, der hier mit einem Bogen umgehen kann.“, ärgerte Atrion den Boten aus Haalingar.
    Ilfgar lächelte und sagte:
    „Nein, das wohl nicht. Aber den letzten Schuss hat sie ja wohl tierisch versaut!“
    „Das war die Sonne, ok? Die Sonne!“, rechtfertigte sich Juna sarkastisch und grinste ihren beiden Kameraden, überglücklich über ihren Sieg, zu.
    „Viel wichtiger ist, gegen wen du heute kämpfen musst!“, wandte sie sich zu Atrion und blickte ihn aufgeregt an.
    „Ich weiß es nicht, ich hoffe es ist jemand von Team Blau, die kommen uns noch in die Quere. Ich muss diesen Haufen von Weicheiern einfach mal gehörig zusammenstauchen, vielleicht geben sie dann ja mal auf.“
    „Oho, seht da, der Herr hier wird übermütig.“, stichelte Juna hörbar über den ganzen Tisch und die Kompanie gluckste und grunzte los. Auch Ilfgar kicherte unmerklich, musste aber eingestehen, Atrion noch nie im Kampf gesehen zu haben.
    Nach dem Mittagessen stand das Tjost auf dem Programm, eine Disziplin, bei der man mit einer Lanze versucht seinen Gegner vom Pferd zu stoßen, während man aufeinander zureitet.

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    - Gandalf -


  • Hallo,
    ich bin mal wieder aufgewacht um ein wenig zu meckern.

    Also du schreibst gut und die Beschreibung der Personen und ihr Handeln ist gut gemacht.

    Mein Problem ist hier:

    Also, vor Hamburg in der Nordsee tauchen unidentifizierte Schiffe auf und löschen die Stadt in einem atomaren Erstschlag aus. Es gibt nur einen Überlebenden, der reitet nach Berlin. Alle Freunde und Verwandte des Boten sind tot, aber es macht ja nichts. In Berlin hat der Bote viel Spass und ist ein bisschen traurig, aber nicht so viel. Dann nimmt er an einem Turnier mit viel Spass teil und findet viele neue Freunde.

    Hey Mann, die Klingonen greifen die Erde an und dann wird erstmal ein Turnier veranstaltet? Gibt es keine Panik?

    Verstehst du was ich meine Lehaidi? Ich würde die schöne Interaktion der Personen noch besser in die Rahmenhandlung einpassen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Sensenbach (9. September 2017 um 10:21)

  • Hey @Sensenbach,
    Danke für dein Lob und deine Kritik :) Ich bin ganz ehrlich, du hast vollkommen Recht. Vorallem Ilfgar ist mir in dieser Passage auch deutlich zu unberührt von den vergangenen Tagen und macht einen viel zu glücklichen Eindruck. Das werde ich vielleicht bei Gelegenheit auch mal abändern und neu auflegen. Zum Turnier habe ich mir jetzt gedacht gehabt, dass der König keine Unruhe verbreiten möchte. Vom Angriff wurden ja bisher nur die obersten Befehlshaber und Fürsten unterrichtet. Insofern weiß ein Großteil der Bevölkerung ja Nichts über den Feind. Außerdem verbreitet der König so keine Angst und wenn man ehrlich ist, wissen wir ja auch wirklich gar Nichts über den Verbleib des Heeres. Der König kann eigentlich nichts sagen, außer, dass in einer weit entfernten Stadt, ein Angriff erfolgt ist. Unruhe und Angst unter den Soldaten und den Bewohnern der Stadt wäre doch wirklich nicht sonderlich hilfreich :huh:

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
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  • Kapitel 4 (Fortsetzung)

    Wieder musste jeder Kämpfer zwei mal gegen einen gelosten Kontrahenten antreten und eine Kompanie konnte erneut maximal 10 Punkte einsammeln. Atrions Team führte nach der Disziplin weiter die Spitze an, nachdem sie im Tjost sehr gute 7 Punkte erreichen konnten. Das Highlight des Tages war wie in jedem Turnierjahr der Schwertkampf.
    Atrion hatte zwei Kämpfe zu beschreiten und startete als erster aus seinem Team gegen einen stämmigen Mann aus Team Gelb. In jeder Kampfrunde fanden drei Kämpfe auf dem Platz statt. Atrion wusste nicht wie der Soldat hieß gegen den er antrat, aber der Mann war einen guten Kopf größer als Atrion und wog etwa 100 Pfund mehr als er.
    Mit dem Hornstoß begann der Kampf und Schwerter klirrten aufeinander, während die Kompanien und die Tribünenränge energisch anfeuerten.
    Bereits nach wenigen Sekunden machte Atrion die Schwächen des Angreifers aus Team Gelb aus und testete nach und nach die Verteidigung seines Gegners. Atrions Kompanie johlte hinter ihm und feuerten ihren Schwertkämpfer ununterbrochen an. Ilfgar blickte gespannt auf den Kampf und erkannte schnell, dass Atrion ein hervorragender Schwertkämpfer war. Nach ein paar weiteren Sekunden und etlichen Angriffen von Atrion, hatte dieser genug Schwächen ausgemacht um den Kampf zu beenden.
    Ein Schweißfilm schimmerte bereits auf der Stirn des Gegners und Atrion entschied den Kampf zu beenden. Blitzschnell parierte er den kräftigen Schlag des Widersachers, machte eine Schritt zur Seite, nahm den Druck von seinem Schwert und ließ den Kontrahenten nach vorne straucheln.
    Diesen Moment nutze Atrion und verpasste seinem Gegner einen Schnitt an die Rippen. Der Mann aus Team Gelb zuckte zusammen und hob sein Schwert als Zeichen dafür, getroffen worden zu sein. Der Schiedsrichter eilte herbei und erklärte Atrion zum Sieger des Kampfes. Während Kompanie Rot erneut in tosenden Jubel ausbrach, reichte Atrion seinem Gegner die Hand und verbeugte sich vor den Rängen des Adels, der beeindruckt klatschte.
    Ilfgar war inzwischen zu Team Rot hinuntergekommen und wartete ebenfalls klatschend auf Atrion.
    „Beeindruckend! Also mit dem Schwert umgehen kannst du. So eine Dominanz sieht man selten.“, lobte Ilfgar seinen Freund und klopfte ihm auf die Schulter.
    Juna schlug Atrion freundschaftlich gegen die Schulter.
    „Glückwunsch du Pfeife! Hast es also doch noch geschafft für irgendwas gut zu sein.“
    „Haha, sehr lustig“, erwiderte Atrion und grinste seine beiden Gratulanten an.
    In den nächsten Runden siegten Rot und Blau gleich oft und entschieden fast alle Kämpfe für sich. Inzwischen neigte sich der Tag dem Ende zu und die letzte Kampfrunde brach an. Zwischen Blau und Rot stand es inzwischen unentschieden und Atrion hatte die letzte Möglichkeit um für sein Team die Punkte zu sammeln.
    Zuerst wurden die letzten Kämpfe ausgelost und auf die drei Kampffelder aufgeteilt. Atrion kämpfte gegen eine Frau aus Team Grün auf dem linken Feld, die er schon häufig an der Ostmauer getroffen hatte. Sie lächelte ihrem Gegner zu und begrüßte sich freundlich. Atrion kam trotzdem nicht umhin einen Blick auf die anderen Kontrahenten zu werfen.
    Auf dem mittleren Feld sollten sich zwei Kämpfer aus Team Braun und Weiß duellieren. Während die beiden Widersacher auf das mittlere Feld stapften entdeckte Atrion auf dem rechten Feld ein junges und vertrautes Gesicht. Es war Matim.
    Matim war in Team Blau und stand einem bärenstarken Mann aus Kompanie Lila entgegen.
    Atrion freute sich für seinen jungen Wachpartner und wünschte ihm in Gedanken viel Glück, während er sich fragte, wieso er Matims ersten Kampf verpasste hatte.
    Der Hornstoß zum Kampfbeginn ließ ihn aber alle Gedanken vergessen und er konzentrierte sich auf den Kampf. Atrions Gegnerin war flink und geschickt, was sie bereits nach wenigen Sekunden zeigte. Eine Folge von gut platzierten Schlägen prasselten auf Atrion nieder, der diese jedoch ohne Mühen abwehren konnte. Trotzdem entdeckte er zu Beginn des Kampfes keine Lücken in ihrer Verteidigung und Atrion tastete sich weiter mit frechen Angriffen vor.
    Seine Kontrahentin hielt den Angriffen stand und verteidigte konzentriert. Atrion fand keine Lücke. Nach einer Abfolge von Schlägen, die Atrion auf die Verteidigung der jungen Frau niederregnen ließ, machte er einen Schritt zurück und gönnte seiner Gegnerin eine Pause. Zeitgleich nutzte er die Pause selbst aus und änderte seinen Schwertkampfstil.
    Anstatt das Einhandschwert weiterhin aufrecht zu halten, drehte Atrion sein Schwert nach unten und hielt es am Griff nun in Richtung des staubigen Bodens. Seine Widersacherin blickte etwas verwundert und ungläubig zu Atrion hinüber und griff nach einer kurzen Pause an. Atrion nutzte nun die Wucht der Schläge des Gegners bei jedem Angriff schamlos aus und bewegte sich immer wieder im Kreis um seine Gegnerin herum.
    Er tanzte förmlich um sein Opfer herum, welches nach und nach an Kraft nachließ und immer wieder kleinere Fehler machte. Atrion hatte seine Kontrahentin genau da, wo er sie haben wollte. Gerade wollte sie einen Stoß gegen Atrions linke Schulter verüben, als dieser sich geschickt nach rechts wegdrehte und mit seinem Schwert in der Drehung ihren Bauch einschnitt.
    Der Schnitt war nicht groß, aber er blutete und Atrions Gegnerin bemerkte ihn sofort. Sie blickte enttäuscht auf ihren Bauch und hob das Schwert, während sie zu Atrion ging und ihm respektvoll die Hand reichte.
    Erst jetzt bemerkte Atrion den tosenden Lärm, welcher auf dem Platz um ihn entstanden war und ihm wurde bewusst, dass er alles Andere völlig ausgeblendet hatte. Die Kämpfe auf den anderen Feldern waren bereits beendet und Team Rot kam auf ihren Schwertkämpfer zugerannt.
    „Atrion, das war der Wahnsinn!!“, sagte Juna zu ihm und fiel ihm um den Hals.
    „Nur wird das leider nicht viel bringen. Team Blau hat ebenfalls gewonnen, es kommt zum Stechen. Du musst nochmal ran Atrion!“, warf ein Mitglied der Kompanie ein.
    Atrion löste sich von der Umarmung und blickte rüber zu Team Blau, welches bereits auf Matim einredete. Der König stand auf und hob die Hand um für Ruhe zu sorgen.
    „Nun kommt es hier und heute Abend zum alles entscheidenden Kampf zwischen Kompanie Blau und Kompanie Rot. Der Sieger bringt nicht nur Ruhm und Ehre über sich, sondern auch den Turniersieg für seine Truppe. Den Endkampf bestreiten auf Seiten von Team Rot, Gefreiter Atrion. Und auf Seiten von Team Blau, Gefreiter Matim. Möge der Bessere gewinnen."
    Atrions Kompanie wünschte ihrem Schwertkämpfer viel Glück und verließ das Spielfeld. Matim stand bereits auf dem mittleren Feld und wartete mit seinem Schwert in der Hand auf seinen Wachpartner. Der Schiedsrichter schritt auf sie zu und wünschte den beiden Kontrahenten viel Erfolg, dann verließ er das Feld und setzte das Horn an den Mund.
    Der Hornstoß ertönte und beide Männer gingen aufeinander los.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


    Einmal editiert, zuletzt von Lehaidin (10. September 2017 um 15:09)

  • Hey @Lehaidin
    Ich habe mir jetzt auch mal deine Geschichte durchgelesen. Erst dachte ich ja, ok bei 2 Seiten kann da ja noch nicht so viel stehen. Doch da habe ich mich wohl geirrt.
    Deine Geschichte ist wirklich interessant. Aber ich finde, für die mittelalterliche Welt, oft zu viele moderne Aspekte. Wie schon angesprochen wurde, natürlich dein Bezug auf die reale Welt. Das bringt einen raus und lässt alles unwirklich erscheinen.
    Aber auch der Sergeant irritiert mich. Hat da ein Soldat der US-Army eine Zeitreise unternommen? Vielleicht habe ich auch keine Ahnung was früher für Ränge waren, aber ich persönlich finde es unpassend. Ich hatte in der Passage den Eindruck, dass ich einen 2.WW Roman lese. Dann kam aber wieder Bogenschießen und ich war zurück in deiner Welt.
    Und der zuletzt angesprochene Punkt, mit der übermäßigen Fröhligkeit. Da stimme ich zu. Vielleicht solltest du versuchen es so darzustellen, als wenn Ilfgar seine Traurigkeit mit übermäßiger Freude überdecken will, aber wenn er alleine ist, oder sich unbeobachtet fühlt, sieht es ganz anders aus. Vielleicht bemerkt es ja Juna und macht sich Gedanken?
    Aber ist nur so eine Idee. Sonst gefällt es mir wirklich gut. Weiter so!

    Man sollte nie zweimal den gleichen Fehler machen, denn die Auswahl ist groß genug.
    - Robert Lembke -


    Projekte:

  • Kapitel 4 (Fortsetzung):

    Metallisches Klirren schallte über den Hof und alle Anwesenden blickten wie gebannt auf die Duellanten. Wie ein Zauber legte sich das schnell aufeinander folgende Geräusch der Klingen auf den gesamten Hof.
    Atrion und Matim setzten Schlag um Schlag auf die Verteidigung des Anderen, fanden aber Beide keine Lücke oder Schwachstelle in den Bewegungen des Gegners.
    Mehrere Minuten vergingen und Matim geriet nach und nach in Bedrängnis. Immer häufiger war Atrion kurz davor dem Kampf ein Ende zu setzte, doch Matim schaffte es in letzter Sekunde zu parieren.
    Beide Widersacher schwitzten und Matim ging, nach einer gewaltigen Offensive von Atrion, in den Angriff über. Atrion geriet zunehmend unter Druck und drückte seinen Gegner nach einem Aufeinanderprall der Klingen zurück.
    Erneut nutzte er die Pause und wechselte den Stil. Doch zu seinem Erstaunen tat Matim das Selbe. Die Männer funkelten sich an und der Schweiß rann ihnen über das Gesicht. Ihre Kleidung war inzwischen durchnässt und die Abendsonne hing blutrot über den Bergen als die Kontrahenten erneut auf sich losgingen.
    Wieder schellten ihre Schwerter gegeneinander und Atrion glaubte einen Schwachpunkt gefunden zu haben. Er wechselte während dem Kampf die Schwerthand, machte einen Ausfallschritt nach vorne und stieß in einem gewagten Winkel in Richtung Matims Brust.
    Noch während er zustieß bereute Atrion seinen Plan, es war eine Falle.
    Matim wich geschickt mit einem Seitwärtsschritt aus und holte zum Streich gegen Atrions ungeschützten Bauch aus. Atrion drehte sich, in einer selbst für ihn schier unmöglichen Bewegung, zurück und bekam gerade noch rechtzeitig sein Schwert zwischen den Hieb seines Gegners.
    Für einen kurzen Moment hatten alle auf dem Übungsplatz den Atem angehalten und viele gaben nun erleichterte Geräusche von sich. Atrion und Matim bekamen davon aber nichts mit, sondern starrten sich gegenseitig an und umtänzelten sich wie zwei Raubkatzen eine Beute.
    Nun war es Matim der einen Angriff startete.
    Atrion hatte seinen Stil bereits wieder geändert und verteidigte Matims Hiebe konzentriert und vorsichtig. Langsam aber sicher öffnete Atrion eine Lücke an seiner Schulter und entdeckte eine Schwachstelle an Matims Oberschenkel, während dieser weiterhin wie wild versuchte die Lücke zu nutzen.
    Plötzlich stießen beide Kontrahenten vor und Atrions Schwerthand spürte einen Widerstand.
    Er hatte getroffen.
    Doch während ihm seine Freude über den Treffer durch den Kopf schwirrte, spürte er ein leichtes Stechen in der Schulter.
    Matim hatte auch getroffen. Beide Kämpfer hoben das Schwert und Jubel explodierte über den Platz. Die Gäste auf der Tribüne waren aufgesprungen und johlten und klatschten, während die Kompanien und Militärs auf die beiden Kämpfer zugestürmt kamen und sie mit dröhnendem Lärm umkreisten.
    Atrion und Matim blickten sich gegenseitig an und wussten nicht so recht was sie tun sollten, also begutachteten sie ihre Schnitte und gaben sich die Hand.
    „Gut gekämpf, Matim! Ich habe dir ja gesagt du schaffst es eines Tages.“
    „Heute hatte ich den richtigen Ansporn, Atrion!“, gluckste der junge Wachpartner und ließ sich von seiner Kompanie umzingeln.
    Atrions Kompanie hatte ihn inzwischen auch erreicht und allerhand Leute klopften ihm beeindruckt auf die Schulter.
    Der König saß klatschend auf seinem Sitz und Elion stand jubelnd am Geländer der Loge, bis der König sich aufrichtete und seine Hand hob. Der Platz verstummte und Alle blickten auf die Empore seiner Majestät.
    „Noch nie in der Geschichte der Stadtwachen Wettkämpfe hat es ein Unentschieden zwischen zwei Kompanien gegeben. Gefreiter Atrion, Gefreiter Matim, ihr habt euren Kompanien mehr als nur...“
    „Mein Herr!“, schallte eine Stimme über den Platz und ein Reiter preschte über den Sandboden auf die Loge zu.
    „Mein Herr, ich bringe euch Nachrichten über den Verbleib der Armee!“, sagte der Reiter, während er das Pferd zum Stehen brachte und vor der Loge abstieg.
    Eifriges Getuschel und Gemurmel schwappte aus der Menge und die Soldaten die gute Laune versagte augenblicklich.
    Der König beugte sich über die Brüstung und ließ sich die Informationen leise überliefern, während die anderen Anwesenden gespannt auf die Szene blickten und warteten. Der König weitete seine Augen, richtete sich auf und blickte grimmig in Richtung der Gebirge im Süden.

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    - Gandalf -


  • Kapitel 4 (Fortsetzung)
    Dann erhob er die Stimme und rief Befehle aus:
    „Alle Kompanien melden sich unverzüglich bei ihren Befehlshabern! Die Hauptmänner und Generäle treffen sich umgehend im großen Saal! Schickt nach den Feldwachen und dem Stadtheer! Sofort!!“
    Urplötzlich brach Chaos auf dem Platz aus und etliche Soldaten rannten hin und her um den Anweisungen des Königs nachzugehen.
    „Was ist los?“, fragte Juna Atrion, während sie sich durch das Getümmel drängten und nach ihrer Kompanie Ausschau hielten.
    Ilfgar hatte sich ebenfalls zu Kompanie Rot begeben und wartete auf seine beiden Freunde. Um sie herum versammelten sich die anderen Gruppen und die ersten Heerführer waren bereits bei ihren Kompanien angekommen und verteilten Befehle. Atrion blickte zum König an die Loge und sah, dass dieser in einem Gespräch mit Sergeant Bor verwickelt war. Nachdem sie ihr Gespräch beendet hatten, schritt Sergeant Bor nachdenklich auf seine Kompanie zu und kam vor ihr zum stehen.
    „Sillgestanden!“, brüllte der erfahrene Militarist und die gesamte Kompanie, einschließlich Ilfgar stand stramm.
    „Wie ich soeben erfahren habe ist die feindliche Flotte, die vor einigen Tagen Haalingar angegriffen hat, nun unterwegs nach Aspholium“, erklärte der Heerführer seiner Kompanie mit besorgter Miene.
    „Die Späher berichten, dass die Schiffe im Süden von Eolond angelegt haben und nun mit ihrer Streitmacht auf Aspholium zuhält. Von Mildenheim steht nichts mehr außer Staub und Asche.“, Bor senkte seinen Blick auf den Boden und legte eine Pause ein um den Opfern von Mildenheim zu gedenken.
    Dann hob er den Kopf und fuhr fort.
    „Die Späher berichten, dass das Heer in den nächsten zwei Tagen hier eintreffen wird. Bis dahin wird die Stadt vorbereitet. Der König hat nach allen umliegenden Fürstentümern gerufen und erbittet Unterstützung. Aber in so kurzer Zeit.... wir müssen damit rechnen, alleine mit ihnen fertig zu werden.“
    Murmeln durchzog die Reihen der Truppe und ungeduldig wippte Juna vom Einen aufs andere Bein. Ihr brannte eine Frage unter den Nägeln, dass konnte Atrion sehen. Endlich nahm Juna ihren Mut zusammen und sprach aus, was sicher viele dachten.
    „Wie viele sind sie?“
    Bor blickte sie traurig an, als ob er die Frage nicht hätte hören wollen.
    „Den ersten Schätzungen zufolge?“
    Er hielt inne.
    „50.000“
    Ungläubig schaute Juna in das Gesicht ihres Heerführers und der Rest der Truppe schloss sich an.
    „50.000?“, flüsterte sie und senkte ratlos den Blick auf den Boden.
    Bor wartete einen kurzen Moment und fuhr dann fort.
    „Die Stadt wird morgen Abend abgeriegelt. Bis dahin werden Vorbereitungen für eine Belagerung getroffen. Unglücklicherweise sind wir hier die Belagerten. Alle Soldaten haben Waffenplicht. Das heißt, eure Rüstung behaltet ihr an. Egal wo, egal wann, einfach immer. Ich weiß, viele von euch haben Angst, Viele von euch werden zweifeln, aber hört mir zu: Diese Stadt steht seit über zweitausend Jahren, sie wurde noch nie eingenommen, noch nie wurden ihre Mauern durchdrungen.
    Ich verspreche euch, wir halten stand!“
    Zuversicht breitete sich in den Gesichtern der Soldaten aus und für einen kurzen Moment beflügelten die Worte von Bor ein wenig Hoffnung. Doch so schnell diese Hoffnung kam, verschwand sie auch wieder.
    Unmut und Angst schimmerte in den Augen von Heerführer Bors Truppe und selbst Atrion und Ilfgar konnten ihren Missmut nicht verbergen.
    Ein Herr aus 50.000 Männern war schlicht und ergreifend gewaltig. Erst jetzt wurde Atrion bewusst, wie beeindruckend die Armada der Schiffe vor Haalingar gewesen sein musste.
    Wie beängstigend sie gewesen sein musste.
    Den restlichen Abend war Atrion ununterbrochen unterwegs. Soldaten sortierten die Waffenkammern aus, an der Mauer wurden Pfeilvorräte gesammelt und auf dem Übungsplatz wurden in Windeseile die Neulinge ausgebildet. Zumindest so gut das eben funktionierte.
    Atrion wuselte zwischen den Übenden hindurch und schleppte Pfeile von den Waffenkammern bis zu jeder Mauersparte der Stadt.
    Stunden vergingen und seine Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher wie ein aufgescheuchter Bienenstock.
    Was wollten sie hier?
    Eolond war eigentlich kein sonderlich schönes Invasionsziel. Der Großteil der Bevölkerung ist arm. Nur wenige Stellen in Eolond sind friedlich. Drachen ziehen durch die hohen Berge im Norden und so gut wie an jeder Weggabelung erwartet einen eine freundliche Schar an Weglagerern. Wahrlich war Eolond kein Land, in dem Etwas zu holen war.
    Also was wollten sie hier?
    Diese Frage tauchte immer wieder auf, selbst als er spät in der Nacht in sein Bett fiel, dachte Atrion noch darüber nach bis ihn der Schlaf und die Erschöpfung einholten.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Sehr interessante Weiterführung. Der Feind rückt an, aber außer deine ungefähre Truppenstärke ist noch nichts bekannt. Überall bricht Hecktik aus und alle sind etwas verwirrt, was wohl passieren wird. Ich bin schon sehr gespannt darauf, was passiert, wenn der Feind in Sichtweite rückt und was dieser für 'Grausamkeiten' bereithält.
    Ich freue mich auf deine nächste Fortführung.

    Freundlichst
    McG

    Man sollte nie zweimal den gleichen Fehler machen, denn die Auswahl ist groß genug.
    - Robert Lembke -


    Projekte:

  • Hallöchen, ich habe mir mal die Freiheit genommen deinen Prolog zu lesen und habe ein paar Dinge gefunden die ich gerne anmerken möchte.

    Eolond. Ein Reich, bestehend aus 16 Fürstentümern, mit vielen Gebirgen, Wässern und Städten, gepflegten Handelsstraßen, ansehnlichen Häfen, riesigen Waldländern, feuchten Sümpfen, mit exotischen Tieren und Gestalten, mit Dieben, Räubern und Barbaren, mit Kriegern, Fürsten und Königen und einer Vielzahl an Bettlern.

    Zunächst einmal klingt das hier nach einer Aufzählung und leider liest sich so etwas nicht besonders. Ich würde vorschlagen das du so etwas eher stück für stück erzählst oder in einen beschreibenden Text umschreibst.


    Könige und Fürsten genießen die besten Speisen, die schönsten Behausungen, die erlesensten Getränke und die wohligsten Kleider des Landes, während der Rest der Bevölkerung um jedes Stück Brot, jedes noch so schmutzige Kleidungsstück und das kleinste bisschen Geld kämpfen muss.

    Hier wieder selber punkt wie zuvor. Zusätzlich hättest du diesem Text dramaturgisch umschreiben können um die Emotionen und das Interesse deines Lesers anzusprechen.


    . Dazu zählen Berufswege wie Diebe, Räuber, Söldner mit eher fragwürdigen Aufträgen, Verkäufer illegaler Waren oder sogar der Job als Auftragsmörder.

    Also quasie die üblichen verdächtigen, ich denke nicht das es nötig ist diese Illegalen beschäftigungen aufzuzählen.


    Die Wachen stehen meist nur fröhlich pfeifend daneben und klimpern beruhigt mit den Goldmünzen in ihrer Tasche während die Kriminalität wie am Fließband an ihnen vorbeizieht.

    Handelt es sich um Bestechung? Oder gibt es eine Diebesgilde die, die Wachen Kontrolliert und das Gesetz so untergräbt? Eine umschreibung könnte hier sinvoller sein wie an manchen der anderen Stellen.

    Damals waren die Städte gefüllt mit Menschen, riesige Märkte wurden reich besucht, Kaufleute und Kunden feilschten fröhlich über den Preis der Waren, während Kinder durch die engen Straßen der Stadt rannten. Die Wachen waren wie Freunde und alte Bekannte für das Volk, Gerechtigkeit und Frieden herrschte in den Fürstentümern von Eolond. Die Könige und Fürsten sorgten sich um die Bevölkerung und wurden dafür geachtet und respektiert. Die Kriminalität war verbannt aus den großen Städten und das Volk lebte sicher und zufrieden.

    Was ist "Damals" geschehen? Warum hat sich das geändert? Leider reicht hier meiner meinung nicht eine einfache Aufzählung der Umstände. Als Leser interessiert es mich viel eher wie es dazu kam.


    Verträge zwischen Räubern und Dieben, Korruption und Gewalt hat selbst die weisesten Fürsten in den Ruin getrieben und hindert sie Tag um Tag daran, etwas zu ändern und ihren Ahnen wieder Ehre zu machen

    Zwischen Räubern und Dieben? Ich frage mich wieso diese Verträge untereinander baruchen. Es ist vom prinzip her die selbe Sache also erscheint es hier für mich als Leser eher unlogisch einen solchen Zusammenhang herzustellen. Ein wenig mehr auf Zusammenhänge achten. Causalität usw.


    Und trotzdem denkt er jeden Tag zurück an die großen Geschichten seiner Väter, er trauert um die Gegenwart und sehnt sich nach der Vergangenheit, einer Vergangenheit, in der jeder, jederzeit zum Helden werden konnte, egal woher man kam oder wie man aussah, egal welches Geschlecht man hatte oder welche Meinung man vertrat.

    Jeder konnte jederzeit zum Helden werden, das klingt für mich eher nach Dystopie und
    Selbstjustitz. Ein ersatz wäre es vieleicht es so zu ändern das es viele "Helden" gab die nach dem rechten sahen. Wobei mir das Heldencliche sowieso nich wirklich schmeckt aufgrund der Übersättigung dieses Tropus. Aber das ist nur meine persönliche Meinung zu dem Helden thema.

    Ich habe den Text vieleicht etwas überanalysiert aber solche dinge wie die oben angeführten fallen mir direkt wie ein Dorn ins Auge. Nicht zuletzt wegen der Übersättigung der jeweiligen Cliches und Tropes. Ich hätte mir etwas mehr frischen Wind gewünscht der mein interesse in diese Welt weckt. Aber leider, so hart es auch klingt hat es mich eher entmutigt, mein Interesse in diese Welt zu investieren.
    Es tut mir leid das ich es so direkt sagen musste.
    Allerdings war der Stil solide auch wenn die Welt nicht mein Interesse geweckt hat.
    Immer schön frische und vor allem EIGENE Ideen einbringen, das macht es viel interessanter.
    Aber weiter so du machst das schon wenn du dran bleibst und ein paar der Punkte berücksichtigst.
    In der heutigen Zeit ist Orginalität das A und O also sollte man es auch mit ensprechender sorgfalt beachten.

    LG BraveLion

  • 5
    Gewissheit

    Eine Schlacht war schon schlimm genug, aber auf eine zu warten, der man nicht entgehen konnte, war das Schlimmste, was Atrion passieren konnte.
    Er hatte grauenhaft geschlafen und während er in die Gesichter seiner Mitsoldaten in der Kantine blickte, nahm er an, dass er nicht der Einzige gewesen war, dem der Schlaf abhanden gekommen war.
    Juna saß im gegenüber und ihre Augen waren rot unterlaufen. Er wusste nicht ob sie geweint hatte, oder ob ihr der Schlafmangel so zugesetzt hatte, aber sie tat ihm leid.
    „Was ist? Sehe ich so schrecklich aus?“, fragte Juna und Atrion wurde bewusst, dass er sie lange angestarrt hatte.
    „Nein, nur etwas müde.“, log er und wandte seinen Blick auf seinen Teller.
    Ilfgar saß neben Atrion und im Vergleich zu Juna sah er aus wie ein aufgedrehtes Eichhörnchen. Seine Augen waren geweitet und er saß hibbelig auf seinem Stuhl, während er sein Frühstück in sich hineinschlang und.
    Die Chance auf Rache beflügelte den flinken Bogenschützen und ihm brannte Tatendrang unter den Fingernägeln.
    Ilfgar blickte der Schlacht entgegen und das Letzte was er tun würde, wäre wegrennen und sich verstecken.
    Er wollte wild entschlossen Rache nehmen an denjenigen, die seine Heimat zerstört hatten und seinen Herren ermordet hatten.

    Nach dem sehr knappen Frühstück wurden die Soldaten von ihren Heerführern Aufgaben zugeteilt. Juna musste auf den Wehrgängen an der Westmauer Wache halten, Ilfgar und Atrion waren mit dem Großteil der Soldaten zum Steinbruch geschickt worden. Der große Südhang des Berges war schon seit Jahrhunderten eine Steinquelle für Aspholium gewesen und sogar der große Thronsaal war einst aus den weißen Kalksteinen des Berges gebaut worden. Nun sollten große und unförmige Steine als Wurfgeschosse für die Katapulte dienen.
    Mit großen Wägen wurden die schweren Geschosse zu den Katapulten an den Mauern transportiert und die Zugpferde trieften vor Schweiß in der morgendlichen Sonne, auch die Soldaten taten es ihnen ziemlich gleich.
    Kratzer und Schrammen zierten Atrions Körper, als er zum Mittagessen in die Kantine gerufen wurde.
    Ilfgar hatte viel von seiner Kampfeslust verloren und er saß schweigend neben Juna. Mit der Gewissheit der nahenden Schlacht ging jeder der Soldaten unterschiedlich um.
    Viele Soldaten schwiegen und hatten jeglichen Humor verloren, während Andere aufgedreht und hibbelig wirres Zeug redeten. Atrion wusste selbst nicht so recht wie er mit der Situation fertig werden sollte und lenkte sich damit ab, die anderen Soldaten zu beobachten.
    Die Heerführer wuselten durch die Menge und gaben hier und dort Befehle an einzelne Soldaten weiter, die daraufhin aufsprangen und sofort losrannten um sie auszuführen.

    Atrion ließ sich von dem Durcheinander ablenken und bemerkte nicht, wie Heerführer Bor ihn ansprach.
    Erst als Juna ihm eine Tritt gegen das Schienbein verpasste, zuckte er zusammen und bemerkte den strengen Blick seines Heerführers.
    „Danke Gefreite Juna“, sagte Bor und nickte der braunhaarigen Bogenschützin anerkennend zu.
    „Gefreiter Atrion, der König verlangt nach euch. Ihr sollt unverzüglich in den Thronsaal kommen.“
    „Äh, klar. Ich meine Jawohl, Sir“, antwortete Atrion verwirrt und erhob sich mit einem fragenden Blick an Juna.
    „Gefreiter Ilfgar, ihr seid ebenfalls dazu aufgefordert worden, euch beim König zu melden.“
    Ilfgar standen ebenso viele Fragezeichen ins Gesicht geschrieben wie Atrion und die jungen Männer gingen Heerführer Bor angespannt hinterher.
    Kurz vor dem Thronsaal verließ Bor die beiden Soldaten und half den Ausbildern auf dem Übungsplatz, während Atrion und Ilfgar sich durch das Chaos zum Thronsaal durchschlugen.
    Überall vor dem Thronsaal waren Sanitätszelte und Notlager für die Bevölkerung aus der Stadt eingerichtet worden. Karrenweise wurden Vorräte in den königlichen Palast geschafft.
    Turmwachen hatten sich vor den Toren des Palastes positioniert und überprüften jeden Karren, bevor er in den Tiefen des Palastes verschwinden sollten.
    Aspholium bereitete sich auf eine Belagerung vor.

    Vor den Toren wurden beide Soldaten von den Turmwachen aufgehalten.
    „Wer seid ihr? Der Thronsaal ist nur mit einer Genehmigung zu betreten. Habt ihr eine Genehmigung?“, fragte eine der Turmwachen und zwei Andere versperrten den Durchgang mit ihren zwei Meter langen Speeren, an deren Spitzen schwarze, geschwungene Klingen schimmerten.
    Die Turmwachen waren beeindruckend.
    Ihre dunkelroten Umhänge und ihre großgewachsenen Gestalten strahlten eine beinahe beängstigende Form von Macht aus und Atrion musste schlucken, bevor er eine Antwort geben konnte.
    „Der König verlangt nach uns. Ich bin Gefreiter Atrion und das hier ist Gefreiter Ilfgar.“
    „Man erwartet euch.“, sagte die Wache und nickte den Anderen beiden Wachen zu.
    Sie zogen ihre Speere zurück und traten einen Schritt zu Seite.
    Atrion und Ilfgar gingen zwischen ihnen hindurch und ein Schauder lief ihnen am Rücken entlang. Eines war ihnen klar, mit diesen Wachen wollten sie sich nicht anlegen.
    Sie öffneten die Tore und den Freunden stockte der Atem.

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  • Kapitel 5 (Fortsetzung)

    Im Thronsaal saß der große Rat des Königs.
    In einem großen Halbkreis um den Thron standen zwei lange, halbmondförmige Tische und zwischen dem Thron und den Tischen brannte ein wärmendes Feuer. Hinter den Tischen saßen die mächtigsten Männer und Frauen aus Aspholium.
    Während auf der linken Seite des Königs die reichen Kaufmänner und Grundbesitzer saßen, verweilten auf der rechten Seite die machthabenden Offiziere und Hauptmänner der Armee.
    Gemeinsam beriet der Rat gerade, wie weit die Maßnahmen zur Stadtabriegelung gekommen waren, als das Tor mit einem lauten Knallen geschlossen wurde.
    Der Rat verstummte.
    Alle Augen drehten sich zu Atrion und Ilfgar, die wie angewurzelt stehen geblieben waren.
    An den Säulen der Halle standen weitere bedrohliche Turmwachen und Ilfgar schluckte laut, während ihn Atrion langsam auf den König zuschritt.
    "Verehrter Rat, würden sie mich und die beiden Gefreiten Atrion und Ilfgar für einen Moment entschuldigen?", sagte der König und bedeutete seinen Untertanen den Thronsaal zu verlassen.
    Beim Hinausgehen fiel Atrion der Bruder des Königs ins Auge. Arimed funkelte die beiden Soldaten böse an und ein Schauder lief Atrion den Rücken entlang. Erst als die Tore des Thronsaals erneut mit einem Knall zugezogen wurden, verschwand der eisige Hauch, den Arimed hinterlassen hatte.
    Die Soldaten standen alleine vor dem König.
    Dieser Schritt von den Stufen des Thrones und bat die beiden Soldaten Platz zu nehmen an den Tischen des Rates.
    Nachdem sich Atrion und Ilfgar niedergelassen hatten, begann der König zu sprechen:
    "Ich habe eine Bitte an euch. Wie ihr wisst ist der Feind auf dem Weg an die Tore unserer Stadt. Und...Und ich fürchte um das Leben meiner Soldaten, meiner Stadt und am aller wichtigsten, meiner Familie. Ich weiß, ich verlange Viel, wenn ich euch diesen Auftrag erteile. Seien es Rachegelüste", er blickte leicht mitfühlend zu Ilfgar.
    "Oder seien es die Gefühle, die euch an die Seite eurer Kameraden treiben. Ich.. Ich möchte, dass ihr beide meinen Sohn beschützt und ihn für keinen Moment aus den Augen verliert. Im...Im schlimmsten Fall verlange ich von euch, dass ihr flieht und ihn so weit von hier wegbringt wie es nur geht. Ich weiß, ihr werdet mich dafür hassen, aber er ist das einzige was ich habe. Er ist der Erbe dieses Throns."
    Der König deutete auf den Thron aus weißem Marmor hinter ihm. Dann wandte er sich an Atrion und Ilfgar.
    Während Atrion nur ungläubig und leicht enttäuscht auf den Boden blickte, funkelte Ilfgar den König böse an und ballte die Fäuste. Er wollte Rache. Rache für Serdar, Rache für die Soldaten und Freunde, die an jenem Tag ihr Leben ließen und er wollte Rache für seine Heimat. Er wollte Rache für Haalingar.
    "Ihr wollt mich vom Kampf fernhalten? Wo ich doch so viel mehr Gründe hätte diesem Abschaum meine Pfeile in die Köpfe zu schießen?", fragte Ilfgar und in seinen Worten lagen Verachtung und Wut.
    "Bitte, Gefreiter Ilfgar. Ich verstehe eure Gründe, aber diese Schlacht wird kein gutes Ende nehmen. Eure Zeit wird kommen, aber die Zeit meines Sohnes soll noch nicht enden. Ich möchte, dass ihr ihn beschützt, ich möchte, dass ihr ihn mitnehmt und ihn in Sicherheit bringt."
    Atrion blickte auf und in seinen Augen funkelten sowohl Mitgefühl, als auch Verzweiflung.
    "Und was wird aus unseren Freunden?", fragte er und Junas Gesicht tauchte in seinen Gedanken auf. Selbst den tollpatschigen Matim wollte Atrion unter keinen Umständen zurücklassen.
    "Ich kann euch nicht davon abhalten sie zu fragen, ob sie sich euch anschließen wollen, aber wenn es euer Wunsch ist an der Seite eurer Freunde zu fliehen, dann soll es so sein", antwortete der König und ein neuer Schwall von Zorn schwappte über Atrion und Ilfgar.
    Wollte der König nicht, dass sie ihre Freunde mitnahmen? Warum sollten ihre Freunde vor den Toren sterben, während sie feige fliehen sollten um dem Willen eines übervorsorglichen Vaters zu gehorchen?
    "Ich will kämpfen!", sagte Ilfgar entschlossen und noch immer funkelte Zorn in seinen Augen.
    Atroion schwieg und starrte ratlos auf den Boden.
    "Ich werde nicht mit ihrem Spross vor den Feinden fliehen, ich möchte..."
    "Schweigt!", unterbrach der König Ilfgar.
    "Ich befehle euch meinen Sohn zu begleiten. Ihr bringt ihn beim ersten Anzeichen einer Niederlage aus dieser Stadt und kommt nie wieder hierher zurück. Habt ihr mich verstanden?"
    Der König hatte Tränen in den Augen und erst jetzt begriff Ilfgar wie schwer ihm die Entscheidung gefallen sein musste. Er würde seinen Sohn verlassen und ihn nie wiedersehen. Ilfagr ließ sich zurück in den Stuhl fallen und schwieg.
    Der König blickte noch immer mit Tränen in den Augen auf die beiden Soldaten.
    "Bitte, ich möchte nur, dass es meinem Sohn gut geht", flehte der König und eine Träne fiel vor ihm auf den Marmorboden.
    "Wir werden euren Sohn in Sicherheit bringen und ihn mit unserem Leben beschützen", erwiderte Atrion entschlossen und nickte Ilfgar zu.
    Ilfgar schaute auf den König und nickte widerwillig.
    "Ich danke eu..."
    Ein Hornstoß unterbrach den König und er verstummte.
    Der Feind war gekommen.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Kapitel 6
    Der Kampf um Aspholium

    Atrion, Ilfgar und der König rannten nach draußen.
    Auf dem Platz vor dem Thronsaal versammelte sich der Rat des Königs gerade und blickte hinunter auf die Felder vor dem Tor.
    Dort irgendwo war der Feind und wartete darauf, die Stadt des Königs dem Erdboden gleich zu machen.
    Ilfgar streckte sich und versuchte vom Tor aus nach dem Feind zu spähen, aber die Menschenmassen auf der Palastmauer versperrten ihm die Sicht.
    Gemeinsam mit dem König schritten die beiden Soldaten durch die Menge und bahnten sich einen Weg an die Mauer.
    Wie viele Feinde würden es sein? Wie sah der Feind aus und wie gewaltig würde wohl eine Streitmacht dieser Größe aussehen?
    Atrion und Ilfgar waren nie in großen Schlachten gewesen und hatten nie einen Krieg erleben müssen und nun waren sie kurz davor in einen hinein zu geraten vor dem sie dann auch noch fliehen mussten.
    Atrions Herz klopfte wie wild in seiner Brust und Ilfgar blickte ungeduldig in Richtung der Stadttore.
    Dann machten die Manschen auf der Mauer Platz für den König und die Beiden Soldaten blickten auf einen gewaltigen Teppich an Soldaten, der sich gerade am gegenüberliegenden Berg ausbreitete.
    Das Heer war gigantisch. Zwischen den Fußsoldaten schoben sich Katapulte und Belagerungstürme hindurch und Reiterscharen preschten am Rande der Streitmacht entlang.
    Atrion stockte der Atem und in Ilfgars Augen loderte der Zorn, während der König besorgt in die Massen blickte, die wie Ameisen etwa vier Meilen vor der Stadt zum Stehen kamen.
    "Schickt einen Reiter für eine Fridensverhandlung!", befahl der König und wandte sich grimmig an einen in der Nähe stehenden Hauptmann. Dieser stürzte los und rief nach den Wachen, dann verschwand er in die Richtung der Ställe, aus denen einige Momente später ein Reiter mit einer weißen Fahne ritt.
    Angespannt verfolgten die Menschen auf den Mauern den einzelnen Reiter, der mit der wehenden Fahne aus dem Stadttor ritt. Ein kleiner Punkt vor einem gigantischen, dunklen Fleck, welcher noch immer weiter wuchs, da aus den Wäldern im Umkreis noch immer Soldaten hervorkamen.
    Der Verhändler war auf der Hälfte des Weges angelangt, als hinter den Reihen der Soldaten ein kleinerer roter Fleck anfing, sich wild zu bewegen.
    Ein Magier.
    Erst jetzt verstand Atrion, warum sich der Mann in Rot so schnell bewegte, er zauberte. Noch während Atrion versuchte, mit zusammengekniffenen Augen, mehr von dem Magier zu entdecken, verdunkelte sich der Himmel und ein Gewaltiger Sturm kam auf.
    Blätter und Staub wurden von den Dächern und den Mauern geweht und die Fahnen von Aspholium wehten wie wild im starken WInd des heranbrausenden Sturmes.
    Kein Niederschlag ging von den dunkelroten Wolken hervor und ein trockener Wind peitschte Aspholium entgegen. Die Tore des Thronsaals knarzten im Wind und ein Pfeifen durchfuhr die Gassen der Stadt.
    "Vater?", rief eine Stimme von Hinten und der König drehte sich schwunghaft nach seinem Sohn um, der gerade am oberen Ende der Treppe angelangt war.
    "Elion, was machst du hier draußen? Und...wieso trägst du deine Rüstung?", fragte der König seine Haare wehten unkontrolliert im Wind.
    "Ich will kämpfen, ich bin bereit, Atrion hat mich gut trainiert, das weißt du", antwortete Elion und blickte in die besorgten Augen seines Vaters.
    "Das wirst du nicht und das bist du nicht, Atrion und Ilfgar werden mit dir hier oben warten und auf dich..."
    "Mein Herr, seht!", unterbrach ein Kaufmann den König vorsichtig und deutete auf den Verhändler, der gerade einige Meter vor dem Heer der Feinde stehen geblieben war.
    Er wedelte mit der Fahne und für einen kurzen Moment geschah überhaupt nichts.
    Plötzlich schoss ein Blitz aus den Wolken und dort wo eben noch der Reiter und die weiße Fahne zu sehen war, klaffte ein schwarzer Punkt auf dem Rasen.
    Alle waren auf der Mauer zusammengezuckt und blickten nun hinab auf die sich nähernde Streitmacht. Die Schlacht hatte begonnen.
    Die wenigen Hauptmänner auf der Mauer stürzten los und rannten zu ihren Befehlsbereichen, während der König Anweisungen über die Menge hinweg brüllte und seinen Sohn hinter sich her zog.
    Atrion und Ilfgar folgten dem König zu den Ställen und halfen ihm beim aufsatteln.
    "Ihr wisst was zu tun ist", sagte er, während er seine Füße in die Steigbügel klemmte und schaute zu Atrion und Ilfgar. "Und du, du schließt dich ihnen an, egal was passiert, du bleibst bei ihnen. Atrion und Ilfgar haben ab jetzt das Sagen. Verstehst du mich?", wandte sich der König an seinen einzigen Sohn und blickte ihn mit milder Strenge an.
    Elion wusste, dass sein Vater ihm nie erlauben würde in der Schlacht zu kämpfen, also nickte er und senkte seinen Blick auf den Boden.
    "Bleib stark Elion, dein Tag wird kommen, an dem auch du eine Schlacht schlagen wirst, aber eines solltest du wissen, Ruhmreich ist nichts von alledem. Ich liebe dich mein Sohn...", sagte der König und küsste seinem Sohn auf die Stirn. Dann wandte er sich mit Tränen in den Augen ab und ritt aus den Ställen.
    Gemeinsam blieben die drei auf dem strohbedeckten Boden der Ställe zurück und blickten dem König hinterher. Inzwischen kullerten Tränen über die Wangen von Elion und fielen auf seinen Brustharnisch. Er schniefte und wischte sich die Tränen weg, während er Ilfgar und Atrion zu den Mauern folgte.
    Von dort aus würden sie die Schlacht beobachten und im Ernstfall über den alten Kerkertunnel verschwinden und fliehen. Wohin sie fliehen würden, wussten sie nicht, aber als sie die heranbrausende Streitmacht vor den Stadtmauern ein zweites Mal sahen, war ihnen jedes Ziel recht.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • (Fortsetzung Kapitel 6)

    Das Erste, was man sah, waren die gewaltigen Steinquader, die von den Katapulten auf der Stadtmauer abgefeuert wurden und mit einem dumpfen Aufprall dutzende Feinde zerquetschte. Fast im Minutentakt wurde ein neuer Gesteinsblock von einem der Katapulte losgelassen und das Sausen der Geschosse durchzog die Luft, ehe sie erneut eine handvoll Männer zermalmten.
    Doch selbst die Katapulte hielten die 50.000 Männer des Feindes nicht davon ab vor die Mauer zu gelangen. Pfeilhagel und heißes Öl erwartete die Feinde und Schmerzensschreie hallten von den Stadtmauern herauf, während Atrion und Ilfgar zusammen mit Elion wie gebannt auf das Getümmel vor der Stadt starrten.
    Dann erreichten die Katapulte des Feindes ihre Positionen und eröffneten das Feuer. Gewaltige Bruchsteine schlugen in Aspholium ein und Häuser gaben unter den Geschossen nach wie Sandburgen unter der Hand ihres Erbauers.
    Schreie der Bewohner durchzogen die Straßen und Feuer brach in den Trümmern aus. Rasend schnell gingen die Flammen auf die umstehenden Häuser über und schon bald stand der halbe Wohnbezirk in Flammen. Wasserketten bildeten sich auf den Straßen und verzweifelt versuchten die Bewohner das Inferno zu bändigen, das sich durch die Stadt ausbreitete wie eine Flutwelle über dem Festland.
    Die ersten Verletzten humpelten blutend und schreiend durch die Tore des oberen Ringes und wurden von den Heilern in die Zelte gebracht.
    Die drei Freunde verließen ihren Aussichtspunkt auf der Mauer und halfen bei der Versorgung der Verwundeten. Immer wieder karrten Stadtwachen neue Ladungen an Verwundeten durch die Tore und schon bald waren die Zelte überfüllt. Noch immer hörte man den Lärm der Schlacht in der Ferne hallen und jeder Schrei brannte sich Atrion ins Gedächtnis ein. Inzwischen rannte er hin und her, brachte Verwundete zu Heilern, die maßlos überfordert versuchten sie am leben zu behalten.
    Gerade schlug ein weiteres Geschoss der Feinde in der Nähe des oberen Rings ein, als Atrion einen weiteren Karren durch die Tore fahren sah.
    Er schritt auf den voll beladenen Karren zu und wollte gerade beim Abladen der Verwundeten helfen, als ihm eine der Verwundeten erschreckend bekannt vorkam.
    Auf dem Wagen lag Juna.
    Er rannte auf sie zu und hob sie vorsichtig vom Wagen.
    "Juna, Juna, hörst du mich?", fragte er die verwundete Bogenschützin und gespannt blickte er auf das geschundene Gesicht seiner besten Freundin.
    "A...Atrion? Bist....Bist du das?", fragte sie und streckte erschöpft die Hand nach ihm aus.
    In ihrem Oberschenkel steckte ein Pfeil und Blut quoll aus der Wunde heraus, während üble Schnittwunden über ihrem Bauch und an den Armen glänzten. Ihr Gesicht war blutüberströmt und voller Staub.
    Atrion hob sie sanft hoch und trug sie so schnell er konnte zum nächsten Heiler.
    "Halt durch, Juna. Du schaffst das!"
    Der Heiler erblickte Atrion sofort und deutete auf eine bereits vor Blut triefende Trage in seiner Nähe, während er einem anderen Verwundeten gerade einen schwertgroßen Holzsplitter aus dem Oberarm zog.
    Der Mann schrie auf und fiel in Bewusstlosigkeit. Nachdem der Heiler die Wunde verbunden Hatte und sie mithilfe einiger Salben und Alkohol desinfiziert hatte, wandte er sich zu Juna.
    Blut quoll aus ihrer Nase und sie fasste Atrions Hand.
    "Ich...hab..Angst!", sagte die braunhaarige Bogenschützin und Atrion fasste ihre Hand fester.
    "Das wird schon, du schaffst das. Ich bin bei dir", antwortete er und lächelte sie an.
    "Sie hat viel Blut verloren, ich muss die Wunden versorgen und die Blutung am Oberschenkel stoppen. Haltet ihr Bein fest", wandte sich der Heiler an Atrion und zeigte auf den Pfeil in Junas Oberschenkel.
    Dann drückte er Juna einen Stofffetzen in den Mund und kippte Alkohol über die Wunde. Junas Schreie brannten sich in Atrions Kopf wie ein Brandmal in die Haut eines Kriminellen und Tränen liefen ihm über die Wangen. Juna fasste Atrions Arm und presste ihre Fingernägel vor Schmerz in sein Fleisch. Atrion riss sich zusammen, ignorierte seinen blutenden Arm und hielt Junas Bein mit tränenden Augen fest, während der Heiler den Pfeil mit einem kräftigen Ruck herauszog.
    Atrion schaute weg als ein neuer Schwall Blut aus Junas Oberschenkel schoss und fasste Junas Hand. Noch immer hallten ihre Schreie über den Platz vor dem Thronsaal und Atrion wusste nicht wie lange es gedauert hatte, aber der Heiler beendete seine Arbeit. Ein etwas schlampiger, aber zweckdienlicher Verband verdeckte Junas Oberschenkel und mit wenigen Stichen hatte er ihre Schnitte am Oberkörper zugenäht.
    Juna war erschöpft und blickte Atrion dankbar an. Der Heiler überprüfte jeden Verband und jede Wunde ein letztes Mal, dann verschwand er in der Menge und machte sich an einem weiteren Verletzten zu schaffen.
    "Du wirst wieder, das verspreche ich dir", sagte Atrion und fuhr ihre Haare aus dem Gesicht.
    Juna nickte und lächelte zaghaft, während ihre Augenlieder immer schwerer wurden und sie vor Erschöpfung einschlief.
    Atrion stand auf und machte sich auf die Suche nach Ilfgar und Elion. Immer mehr Verletzte passierten die Tore und der Platz war inzwischen völlig überfüllt, also Atrion Ilfgar erblickte. Er rannte zu ihm und erzählte ihm von Juna, während sie gemeinsam nach Elion Ausschau hielten.
    "Es geht ihr gut, sie schläft, Ilfgar. Wir müssen Elion finden!", beruhigte Atrion seinen Freund.
    Elion stand auf der Mauer und blickte auf die brennende Stadt als Atrion und Ilfgar bei ihm eintrafen.
    Inzwischen stand so gut wie die halbe Stadt in Flammen und die Wasserketten waren verschwunden, während vor den Mauern noch immer Pfeile und Katapultgeschosse einschlugen. Noch hielten die Mauern der Streitmacht des Feindes stand, aber die Zahl der Verteidiger schwand. Immer mehr verwundete Soldaten lagen auf den Karren der Heiler und die Katapulte auf der Mauer waren zur Hälfte zerstört.
    Gerade wollten die drei Freunde die Mauer verlassen und Juna in den Thronsaal bringen, als Elion an der Ostmauer eine ihm bekannte Figur entdeckte.
    "Seht, was macht Arimed da?", fragte Elion verwundert und zeigte mit dem Finger auf das geheime Osttor.
    Es war eindeutig der Bruder des Königs. Ein gebückter und kleiner Mann, der in schwarzer Montur vor dem Geheimtor an der Ostmauer stand.
    Er öffnete das Tor und der Feind brach daraus hervor, als ob sie von dem Tor gewusst hätten. Arimed schritt zwischen den Feinden umher, aber niemand griff ihn an.
    Noch während die drei Freunde fassungslos auf die heranbrausenden Feinde starrten, schlug ein Geschoss in die Mauer des oberen Rings ein.
    Mit einem gewaltigen Knall ging die Mauer über dem Tor zu Bruch und vergrub einen Karren unter sich. Das Krachen des berstenden Holzes und der Knochen der Verwundeten zog über den Platz und Atrion hielt Ausschau nach Juna.
    Gemeinsam rannten sie durch die Menge und hievten Juna mit der Trage in den Thronsaal. Dann schlossen sich die Tore und sie blickten ein letztes Mal hinaus auf die brennende Stadt.
    Aspholium war gefallen.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -