Die Prophezeiung von Eolond - Die Welt der Drachen

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  • Kapitel 10
    (Fortsetzung)

    Die Nacht war über die Gefährten hereingebrochen und die dunklen Rauchfahnen der Stadt Daarg verschwanden im pechschwarzen Sternenhimmel. Die Flammen der Stadt waren inzwischen nur noch schwach erkennbar durch den dichten Baumstand des unteren Schlosswaldes und Atrion ritt gemeinsam mit Ilfgar voraus um einen günstigen Pfad zu finden.
    Elions Zustand hatte sich verschlechtert und sein schweißüberströmtes, bleiches Gesicht schimmerte wie ein Geist vor Sel. Juna war noch immer nicht vollständig kuriert und die Anstrengungen beim Reiten ließen auch die junge Bogenschützin schwer atmen.
    Der schmale Pfad bot nur knapp Platz für einen Reiter und die Kolonne wurde nur zu häufig von herabhängenden Ästen oder umgestürzten Bäumen aufgehalten.
    "Elion? Elion, was ist mit dir?", rief Sel plötzlich, als die Gruppe auf einer kleineren Lichtung angekommen war.
    "Was ist los?", rief Atrion von der Spitze der Kolonne.
    "Er...Er atmet nicht mehr!", rief Sel, dann sprang er von seinem Pferd und hob Elions leblosen Körper von dem Ross herunter.
    Die Anderen saßen ebenfalls ab und rannten zu Elion, den Sel einige Meter weiter gegen einen Baumstumpf gelehnt hatte. Ein blasser Mond erleuchtete die kleine Lichtung und das Gesicht des Prinzen schien fast unsichtbar unter dem Licht des Himmelgestirns.
    Noch immer steckte der Pfeil tief im Fleisch des Prinzen und Sel riss vorsichtig Elions Klamotten um der Schulter auf, während Juna sich neben ihn kniete und ihr Ohr an den Mund des Leblosen hielt.
    "Er ist nicht tot, er lebt noch! Aber er ist unfassbar schwach. Er atmet kaum", sagte sie und ein Fünkchen Erleichterung quoll in Atrion hervor.
    Dann hob er seinen Blick zu der Richtung aus der sie gekommen waren und sein Herz rutschte in sein Hose. Aus der Dunkelheit unter den Bäumen kamen fast zwei Dutzend vermummte Männer hervor.
    Ihre Verfolger hatten sie eingeholt.
    "Freunde, wir haben ein Problem", sagte Atrion und zeigte auf die Gestalten, die sie nach und nach umzingelten.
    "Nein!", ergänzte der Hauptmann und seine Schultern senkten sich enttäuscht nach unten. Auch die Prinzessin und Ilfgar schauten unruhig auf die eintreffenden Verfolger und zogen ihre Schwerter.
    "Atrion, das sind zu viele", flüsterte Juna und erhob sich.
    "Ich weiß", sagte dieser und zog sein Schwert.
    "Wir sollten uns ergeben", warf der Hauptmann ein und schaute ratlos zu Atrion, als ob seine Antwort über ihr Schicksal entscheiden könnte.
    "Nein, wenn, dann sterbe ich im Kampf", fauchte die Prinzessin und ihr Schwert funkelte kampfeslustig im Mondschein. Gemeinsam formierten sich die Verbliebenen um Elion und Juna, die verzweifelt versuchte den Jungen Prinzen aufzuwecken.
    Gerade wollten die Vermummten ihren Vorsturm einleiten, als ein Knacken aus dem Unterholz die Anwesenden zusammenfahren ließ und eine Gestalt auf die Lichtung gelaufen kam. Seelenruhig ging sie zwischen den Reihen der Angreifer hindurch, die wie angewurzelt stehen blieben. Kein Anwesender auf der Lichtung bewegte sich und Atrion hatte das Gefühl, dass seine Muskeln ihre Kraft verloren hatten und wie gelähmt stand er kampfbereit vor seinen Freunden. Das Gesicht der Gestalt war verdeckt von einer Kapuze und der lange schwarze Mantel schleifte knapp über den grasigen Boden der Lichtung, während Atrion einen langen Stab in der Hand der Gestalt entdeckte.
    Schweigend beobachteten beide Parteien, die nur kurz zuvor aufeinander losgehen wollten, wie die Gestalt über die Lichtung schritt und kurz vor Atrion und seinen Gefährten stehen blieb. Einen kleinen Augenblick lang schien die vermummte Gestalt die Situation zu beobachteten, dann wandte sie sich den Verfolgern zu und hob ihren Stab. Eine Stimme erhob sich über die Lichtung, die Gestalt sprach einige Worte in einer Sprache, die Atrion nicht kannte, und schlug mit dem Stab auf den weichen Boden. Sobald das Ende des Holzes den Waldboden berührte schossen dünne Flammen aus dem Stab und sausten in unfassbarer Geschwindigkeit auf die Verfolger zu. In Sekundenschnelle war die Lichtung strahlend hell erleuchtet und die Feuerstrahlen schossen wie Pfeile durch die Luft auf die Verfolger zu. Ein prickelndes und sausendes Geräusch erfüllte die Luft und fasziniert beobachtete Atrion wie die rätselhafte Gestalt seelenruhig ihren Stab hob und die Feuergeschosse die Verfolger durchdrangen. Wie ein heißes Messer durch Butter glitten die flammenden Strahlen durch die vermummten Verfolger und innerhalb weniger Augenblicke säumten zwei Dutzend Leichen den grasigen Waldboden der Lichtung.
    Sobald der letzte Verfolger zu Boden gegangen war, erloschen die Feuergeschosse augenblicklich und die Lichtung war wieder in die nächtliche Dunkelheit gehüllt.
    Atrions Augen waren wie geblendet und lediglich schwache Umrisse seiner Hand konnte der junge Schwertkämpfer erkennen. Plötzlich leuchtete eine schwache Flamme vor den Gefährten auf und der vermummte Fremde stand vor ihnen. Seine Kapuze war noch immer tief über sein Gesicht gezogen und das wärmende Licht kam aus seiner flachen Handfläche.
    "Wie geht es eurem Freund?", fragte die Gestalt und Atrion erkannte unschwer einen Mann hinter der Stimme des Fremden.
    "Wer seid ihr?", fragte Ilfgar und hielt sein Schwert unsicher vor sich.
    "Nicht gut", seufzte Juna und antwortete dem fremden auf seine Frage.
    "Nun, ich bin Falion Gutfink", sagte der Fremde und zog sich seine Kapuze zurück. Der junge Mann hatte braune Haare und sein Gesicht zierte ein ungleichmäßiger Dreitagebart. Seine blauen Augen ruhten auf Ilfgar und seine buschig schwarzen Augenbrauen zogen sich prägnant über seine Augenlider, während der schwarze Umhang unruhig in der nächtlichen Brise wackelte. Seine leicht welligen Haare wehten ebenfalls im schwachen Wind und mit schnellen Schritten war Falion bei Elion angelangt. Ohne ein Wort zu erheben hatten Atrion und Ilfgar zugeschaut, wie Falion an ihnen vorbei gelaufen war und wie von Zauberhand hatten Beide ihre Waffen weg gesteckt.
    "Dann lasst uns euren Prinzen retten, oder?", fragte Falion und streckte seine Hände aus.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Kapitel 10
    (Fortsetzung)

    Atrion war fasziniert, als der junge Zauberer mit seiner Hand über die Wunde fuhr, die er nur wenige Augenblicke zuvor von dem Pfeil befreit hatte. Leise murmelte Falion in Runensprache und seine Fingerspitzen berührten das offene Fleisch von Elion, der kaum wahrnahm, was der Magier an seiner Schulter machte. Elions Augen waren noch immer geschlossen und bei jeder Berührung von Falions Finger zog sich die Wunde weiter zusammen. Die offene Haut wuchs wieder zusammen und das Gewebe bildete sich in rasender Geschwindigkeit neu, während der junge Prinz nur unruhig in der Bewusstlosigkeit zuckte.
    Sobald Falion seinen Runengesang beendet hatte, zog er einen kleinen Flachmann hervor und trank ein paar große Schlücke. Dann erhob er sich und lief ohne ein weiteres Wort mit dem Flachmann in der Hand zurück in den Wald. Ratlos und völlig entgeistert blickten die Gefährten dem Magier hinterher und gerade wollte er in den Wald hinein laufen, als die Prinzessin rief:
    "Halt, wartet. Er ist noch immer bewusstlos!"
    Der Magier fuhr herum und nahm einen kräftigen Zug aus seinem Flachmann, stapfte genervt zu Elion zurück und Atrion glaubte ihn fluchen gehört zu haben, als er an ihm vorbeigeeilt war. Falion war kaum älter als Atrion, aber sein Körperbau war deutlich muskulöser und die braunen Haare waren zerzaust und ungepflegt. Der Dreitagebart war schlecht gestutzt und trotzdem war Falion ein außerordentlich attraktiver Mann. Er blieb vor Elion stehen, blickte kurz auf den jungen Prinzen herab, hob seinen Stab über den Bauch des Prinzen und schlug mit der Spitze des Stabes zu. Prustend fuhr Elion aus der Bewusstlosigkeit und hielt sich schwer atmend den Bauch, während er verwirrt durch die Runde bickte.
    "Was, Was ist passiert?", fragte der Prinz und stand vorsichtig auf, wobei er sich an Juna festhielt.
    "Wir sind aus Daarg geflohen. Auf der Flucht bist du bewusstlos geworden. Wir haben gedacht du seist tot", antwortete Juna und schaute besorgt in Elions Augen.
    "Und wie ist das möglich?", fragte Elion und deutet auf seine Wunde.
    "Nun, der Pfeil war vergiftet und das Korindum ist schnell durch euren Körper geschossen. Ich habe euch geheilt und nun könnt ihr hoffentlich selbst auf euch aufpassen", erklärte Falion und schüttete sich erneut einen Schluck aus dem Flachmann in den Rachen.
    "Und ihr seid?"
    "Nun, wenn ihr euch umschaut, dann der, der euren Hintern gerettet hat, Prinz von Eolond", sagte Falion und deutete um sich.
    Erst jetzt bemerkte Elion die Leichen um ihn herum, deren Körper durchlöchert waren. Die Feuergeschosse hatten sich durch die Körper der Feinde gebohrt und die gewaltigen Brandlöcher waren so groß wie Pflaumen und zogen sich durch den gesamten Körper hindurch.
    "Das...das wart ihr?", fragte Elion und ging vorsichtig einen Schritt zurück.
    "Habt keine Angst, wenn ich euch tot sehen wollte, dann wärt ihr es allesamt schon längst", sagte Falion und seine Stimme wurde dunkler und rauer. Niemand in der Runde traute sich, etwas zu sagen und verlegenes, angespanntes Schweigen füllte die Runde. Kurz wartete Falion auf eine Frage, dann nahm er einen Schluck aus dem Flachmann und stapfte erneut los in den Wald. Dieses Mal war es Atrion, der dem Magier hinterher rief:
    "Halt, wartet, bitte. Wir.. Wir brauchen eure..."
    "Atrion, nicht!! Wir wissen nich, ob wir ihm... du weißt schon..."
    "Trauen können?", vollendete Falion Ilfgars Sorgen.
    "Ja", antwortete Ilfgar kalt und stellte sich schützend vor Atrion und seine Gefährten.
    "Ihr tut recht daran!", erwiderte Falion teilnahmslos.
    "Ilfgar, wir haben keine Ahnung, wie wir den Aufstieg zu... Du weißt schon wem schaffen sollen. Niemand war bisher dort oben", stellte Juna fest und sie versuchte leise flüsternd zu sprechen.
    "Der Aufstieg? Ihr wollt zum Thain?", fragte Falion scharfsinnig und Juna starrte den Magier mit großen AUgen an, da er ihr Flüstern knappe sechs Meter weit gehört hatte.
    "ist es so?", hakte der Magier nach und ging einige Schritte auf die Gefährten zu. Ilfgar zog sein Schwert und der Hauptmann tat es ihm gleich. Die Augen von Falion suchten unter den Gefährten nach Antworten und Atrion hatte erneut das Gefühl, sich nicht bewegen zu können, während der Magier langsam auf sie zukam.
    "Ja, wir suchen den Thain", gab Juna plötzlich nach und sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, verschwand die Lähmung urplötzlich.
    "Könnt ihr uns helfen?", fragte die Prinzessin und sie war voller Tatendrang, nachdem sie erfahren hatte, was genau der Auftrag ihres Vaters gewesen war.
    Falion schaute in die Gesichter der Gefährten und für einen kurzen Moment sah es so aus, als ob der Magier einen schweren inneren Konflikt mit sich austrug, dann nahm er einen weiteren Schluck aus dem Flachmann und sagte:
    "Nein!"
    Einen Augenblick lang herrschte Stille und die Gefährten waren überrumpelt von der klaren Antwort des Magiers, dann schritt die Prinzessin auf Falion zu und blieb vorsichtig einige Meter vor ihm stehen.
    "Bitte, ihr wisst doch wo der Thain ist und ihr wisst, wie man dort hinkommt. Ich flehe euch an. Mein Vater gab uns einen letzten Auftrag, als er sich für uns opferte. Er opferte sich für Eolond. Helft uns, bitte. Bevor dieses Land endgültig zerstört wird", flehte sie und ging erneut einen Schritt auf Falion zu.
    Der Magier schmunzelte und sein Blick schweifte von der Prinzessin zurück auf Atrion und Ilfgar, der noch immer mit einem Schwert in der Hand vor der Gruppe wartete. Dann schaute er erneut zur Prinzessin und die blonde Schwertkämpferin starrte ihn mit ihren schönen braunen Augen an. Falion schnaufte unzufrieden, nahm einen weiteren Schluck aus dem Flachmann und nickte kaum merklich. Dann drehte er sich um und rief:
    "Auf, Auf. Der Aufstieg ist lang und schwierig. Lasst eure Pferde laufen, sie können uns auf dem Pass nicht helfen. Wir gehen zum Thain"
    Damit verschwand er im Dunkeln und die Gefährten folgten ihm.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Kapitel 11
    Der Weg zum Thain

    Schweigend schritten die Gefährten hinter Falion her, der beinahe mit geschlossenen Augen einen Pfad durch das dichte Unterholz des Waldes fand. Noch immer war es stockdunkel unter dem dichten Blätterdach des unteren Schlosswaldes und Atrion beobachtete den fremden Zauberer zu jedem Augenblick. Er vertraute ihm nicht und auch die anderen Gefährten näherten sich mit Zurückhaltung. Innerhalb weniger Sekunden hatte der Zauberer zwei Dutzend Angreifer in Flammen aufgehen lassen und nebenbei eine tödliche Vergiftung an Elions Schulter geheilt. Beeindruckend war das allemal gewesen und nun fühlten sich die Gefährten etwas unwohl dabei, einem Mann zu folgen, der sie ohne Probleme jederzeit töten könnte. Und das, in weniger als einem Wimpernschlag.
    Stunden vergingen und bis auf ein paar wenige Flüche, die beim Stolpern über Wurzeln entstanden, herrschte Stille. Ihr Pfad war inzwischen steil angestiegen und der Wald wurde lichter, während die Baumkronen immer öfter den Blick freigaben auf die schneebedeckten Gipfel des Schlüsselgebirges, die silbrig im nächtlichen Mondschein schimmerten.
    Falion blieb stehen und schaute sich um. Sie waren am Rand der Baumgrenze zum halten gekommen und der Zauberer kniete sich auf den Boden, während die Gruppe gespannt hinter ihm wartete.
    "Hier können wir unser Lager aufschlagen. Die Schneehöhen sind in der Nacht zu gefährlich und der Pass erst recht", sagte er leise.
    "Seid ihr sicher?", fragte Sel und ließ seinen Tasche sanft auf dem Boden ab.
    "Ja, wieso? Habt ihr Einwände, Dieb?"
    Sel stutzte und schaute erschrocken zu Falion, der ihn eben Dieb genannt hatte. Konnte er von seiner Vergangenheit wissen? Hatte der Zauberer gerade seine Gedanken gelesen?
    "Was... Äh, nein, ich wollte nur sichergehen, dass ihr euch das gut überlegt habt", antwortete Sel stotternd und wandte schnell seinen Blick ab.
    Falion ging ein paar Schritte auf Sel zu und blieb kurz vor dem großgewachsenen Dieb stehen. Zwar war der Zauberer ein wenig kleiner als Sel, aber in seiner Gegenwart wirkte Sel winzig. Fast ängstlich schaute er Falion in die Augen und der Zauberer musterte Sel aufmerksam.
    "Vielleicht habt ihr euch tatsächlich geändert, Sel Tremmfeld. Vielleicht... Ich behalte euch im Auge... und nebenbei, ja, ich kann eure Gedanken lesen. Und jetzt, vertraut mir... Ich würde nicht mit euch stundenlang durch die Wildnis marschieren, wenn ich euch töten wollte", sagte Falion kurz darauf und lächelte, was Sel noch viel unheimlicher war.
    Dann drehte er sich um und setzte sich auf einen Stein, der einige Meter entfernt am Wegrand lag. Atrion schaute dem Magier hinterher und erst als sich Falion niedergelassen hatte, nahm er die Hand von seinem Schwertgriff. Zwar wusste Atrion, dass der Zauberer durchaus Recht hatte. Wenn er ihn und seine Gefährten hätte töten wollen, wäre das schon längst geschehen, aber trotzdem wurde Atrion das Gefühl nicht los, dass Falion deutlich mehr wusste, als er zeigte.
    Nachdem sie das Lager errichtet hatten und ein kleines Feuer inmitten der Runde brannte, fiel Atrion auf, dass er den Hauptmann und die Prinzessin noch nie nach ihren Namen gefragt hatte.
    "Wer seid ihr überhaupt?", fragte Atrion kurz darauf und wandte sich an die beiden Überlebenden aus Daarg.
    "Ich bin Tria, Tochter von... ihr.. ihr wisst von wem", antwortete die Prinzessin und senkte ihren Blick schmerzerfüllt zu Boden.
    "Mein Name ist Bregen Steinfeld. Ich war ein Hauptmann von Daarg", ergänzte Bregen und vermied gekonnt Trias Vater.
    "Nun, selbst unter diesen misslichen Umständen freut es mich eure Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich bin Atrion. Ich war Soldat in Aspholium und ein Schwertkämpfer im Dienste des Königs", stellte Atrion sich vor.
    "Ein Schwertkämpfer? Er ist DER Schwertkämpfer. Der beste Kämpfer den ich je gesehen habe", warf Ilfgar ein und grinste. "Ich bin übrigens Ilfgar, Berater aus Haalingar und Bogenschütze der dortigen Armee. Naja, der Armee, die einst dort war."
    "Ihr wart in Haalingar? Ihr wart dort, als die Feinde über das Meer kamen? Wie viele waren es? Wir haben nur Gerüchte gehört in Daarg", fragte Tria und schreckte aus ihrer bedrückenden Trauer auf.
    "Ja, ich war da. Nun die Gerüchte könnten war sein. Gut 50.000 Mann verließen in jener Nacht in Haalingar ihre Schiffe", antwortete Ilfgar und schmunzelte.
    "Oha", kam aus Bregens Mund und er blickte fassungslos in die Flammen.
    Nachdem sich auch die Anderen vorgestellt hatten und Ilfgar von der Vernichtung Aspholiums erzählt hatte, sanken die Ersten in die Arme der Müdigkeit und schlossen ihre Augen, bis nur noch Tria und Ilfgar am Feuer saßen und schweigend in die Flammen blickten.
    "Wo ist er?", brach es plötzlich aus Tria heraus und Ilfgar schaute zu ihr.
    "Wer?"
    "Der Zauberer."
    Beide schauten sich suchend um und erst jetzt war ihnen aufgefallen, dass Falion die ganze Zeit über verschwunden war. Er hatte sich zu Beginn nicht mit den Anderen ans Feuer gesetzt, sondern war schweigend auf seinem Stein sitzen geblieben und nun war er verschwunden.
    Tria stand langsam auf und gemeinsam mit Ilfgar suchten sie in der Nähe nach dem mysteriösen Zauberer, aber er war wie vom Erdboden verschluckt.
    "Verflucht, wir hätten ihm nie vertrauen sollen", ärgerte Ilfgar sich flüsternd und schlug wütend gegen einen nahe stehenden Baum.
    "Woher willst du das wissen, vielleicht ist er nur den Weg auskundschaften. Zauberer sind sprunghafte Wesen. Mein Vat... Vater hat mir damals Geschichten über die Zaubererakademie erzählt. Geschichten, in denen Zauberer so unberechenbar sind wie das Wetter und so gefährlich wie die größten Wirbelstürme. Die meisten Zauberer sind aber gut. Sie verfolgen keine bösen Ziele oder setzen sich besonders für ihre Mitmenschen ein. Zauberer sind Einzelgänger. Wahrscheinlich ist Falion nicht gerade ein geselliger Mensch", antwortete sie und gemeinsam gingen sie zurück zum Lager.
    Gerade kamen sie aus dem Wald hervor, als Tria den Zauberer entdeckte.
    "Da!", flüsterte sie, tippte Ilfgar an und zeigte auf den Steilhang.
    Auf einem schmalen Felsvorsprung etwa dreihundert Fuß über ihnen stand eine Gestalt in einem Mantel und fast wie eine Statue blickte der Zauberer in das Tal hinter ihnen. Lediglich der Mantel bewegte sich in der sanften Brise, die geisterhaft durch die Nacht strich und die geisterhafte Silhouette des Zauberers ließ Ilfgar einen unheimlichen Schauer über den Rücken laufen.
    "Was macht er denn da?", fragte Ilfgar.
    "Keine Ahnung. Lass ihn uns fragen", antwortete Tria und stapfte los.

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    - Gandalf -


  • @Lehaidin

    Ach, der schwarze Zauberer ist einfach ein cooler Charakter... aber irgendwie bin ich grade der Überzeugung, er weiß zu viel xD
    Ich hab mich noch nicht entschieden, ob ich ihn für gut befinden soll^^
    Könnte auch eine hinterhältige Farce von ihm sein... :huh:
    Aber aufgrund seiner geheimnisvollen Art und seinem Wissen würde ich ihm wahrscheinlich vertrauen.

    Und ich bin ja mal gespannt, was der Zauberer am Schluss da macht...
    Steht er nur da und glotzt in die Ferne? Stell ich mir irgendwie so selbstmordmäßig vor, wie er am Abgrund steht und in die Ferne starrt xD ne, eher sehnsüchtig.
    aber wenn er eine geisterhafte Silhouette hat... ist er ein Geist? Ist er ein Geist? :panik: Das wäre mega cool! xD
    Und vielleicht redet er ja gerade mit seinen Freunden aus der Geisterwelt? :golly:

    Bin schon gespannt, wie es weitergeht! :D

    LG,
    Blue

    Chaos sagt, Halvars dunkle Seite sei harmlos gegen mich...

    As I´m an Amazone, I need a :jennagorn:

    ~~~ 100 words a day keep the doctor away. ~~~


  • Tja, liebste @BlueRosesInMyHeart,
    Falion ist ein Charakter, der eben genau das erreichen soll, was dir passiert ist: Du hast ein mulmiges Gefühl. Du bist dir unsicher und kannst seine Art und Weise nicht einschätzen.
    Ich bin so happy, dass mir das gelungen ist :thumbup:
    Nun, ein Geist ist er leider nicht, das kann ich vorweg schon Mal ausschließen. Aber was er da macht... Naja, im nächsten Kapitel wirst du es herausfinden. ;)

    LG Lehaidin

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  • Kapitel 11
    (Fortsetzung)

    Der Aufstieg war steinig und immer wieder lösten sich Steinchen im Geröllfeld, die leise klackernd den Hang hinabschossen. Mühsam kletterten Ilfgar und die Prinzessin durch die Dunkelheit über den Geröllhang, bis sie nach einer viertel Stunde schnaufend und völlig außer Puste den Felsvorsprung erreichten.
    Falion stand noch immer regungslos am Rand der Klippe und hatte seine Augen geschlossen, während sein Stab wie von Geisterhand neben ihm schwebte. Seine Arme hatte der Zauberer unter seinem Mantel verborgen und sein Umhang wehte leicht im Nachtwind. Lediglich ein leichtes Auf und Ab seiner Brust ließ Tria davon ausgehen, dass der mysteriöse Zauberer noch lebte.
    Vorsichtig bewegte sich die Prinzessin auf Falion zu und Ilfgar hielt sich angespannt hinter ihr, während seine Hand unweigerlich bereits auf dem Schwertknauf lag.
    "Falion? Was... Was macht ihr hier oben?", fragte Tria leise und näherte sich dem Zauberer weiterhin langsam und leise.
    Falion reagierte vorerst nicht und seine Augen waren noch immer geschlossen, während seine Haare leicht im Wind wehten. Gerade wollte Tria erneut fragen, als der Zauberer seine Augen öffnete und sich langsam zu den Beiden umdrehte. Er musterte seine neugierigen Verfolger und seine blauen Augen ließen der Prinzessinn das Blut in den Adern gefrieren. Zwar sah der Zauberer nicht sonderlich böse oder feindselig aus, aber der eiskalte Blick von Falion hatte die unangenehme Eigenheit sich in einen Menschen hineinzubohren und Tria fühlte sich wie ein offenes Buch, welches der Zauberer ohne große Probleme lesen konnte.
    Im Mondschein wurde Falions Wirkung nur noch verstärkt und Ilfgar wartete unruhig auf die Antwort des Zauberers, welcher nun auch ihn mit seinen Augen durchbohrte. Eine kleine Narbe zog sich über Falions Hals und erst jetzt bemerkte Ilfgar einen silbernen Schwertknauf und eine kunstvoll Verzierte Schwertscheide an Falions Gürtel.
    "Ich habe mir Gedanken gemacht", sagte der Zauberer schließlich und riss Ilfgars Aufmerksamkeit von seinem Schwert, das fast magisch schimmernd am Gürtel von Falion steckte.
    "Worüber?", fragte Tria neugierig.
    "Nun, das geht euch überhaupt nichts an", sagte Falion kalt und sein Stab schwebte zurück in seine Hand.
    "Entschuldigt bitte. Ich wollte euch nicht stören, es war nur so, dass ich noch nie einen Zauberer wie euch getroffen habe. Naja, schon ein paar Zauberkünstler auf dem Marktplatz oder Schmiede, die ihre Waffen mit Zaubern versehen, aber so jemanden wie euch... Noch nie", entschuldigte sich Tria und hob beschwichtigend die Hände.
    Falion hielt inne, drehte sich um und blickte schweigend zurück auf die weite Landschaft, die im nächtlichen Mondschein kaum silbrig schimmerte.
    "Es gibt keinen Zauberer wie mich", antwortete er kurz darauf und sein Blick schweifte über den schwach erkennbaren Horizont.
    Tria und Ilfgar wechselten fragende Blicke hinter Falions Rücken und die Prinzessin stellte sich vorsichtig neben den Zauberer an die Klippe.
    Ein Blick nach unten verriet Tria, dass sie wohl mehrere hundert Fuß fallen würde, sollte sie den Halt verlieren, oder sollte sie jemand zum Fallen bringen. Der Zauberer schaute sie erneut an und dieses Mal war sie so nah bei ihm, dass sein Blick ihr den Atem raubte und wie versteinert starrte sie in seine eisigen blauen Augen. Ilfgar hatte seinen Schwertgriff fest umschlungen und wartete unruhig auf den kleinsten feindseligen Ansatz des Zauberers. Angespannt schaute der Berater aus Haalingar auf die Szene vor ihm und war jederzeit bereit dazu, sein Schwert zu ziehen und sich auf Falion zu stürzen.
    "Ihr fürchtet euch vor mir", stellte Falion fest und lächelte Tria böse funkelnd an, während er einen Arm um sie legte. Die Prinzessin zitterte und sie lugte ängstlich die Klippe herunter, während Ilfgar langsam auf den Zauberer zulief und leise sein Schwert zog.
    Plötzlich hielt Ilfgar in der Bewegung inne und erneut spürte der Berater aus Haalingar wie sein Körper erstarrte. Gelähmt von Falion schaute er machtlos auf die Szene vor ihm und Ilgar sah, wie der Zauberer seinen Griff um Tria festigte.
    Die Prinzessin schloss die Augen und wollte fliehen, sie wollte aus seinem Arm entrinnen und seine Hand von ihrer Schulter trennen, aber ebenso wie Ilfgar, konnte sie sich nicht bewegen. Ihre Glieder waren gelähmt, lediglich ihre Augen konnte sie bewegen und ihr Blick sprang angsterfüllt zwischen Falion und dem Abgrund hin und her.
    "Nun... Das braucht ihr nicht", sagte der Zauberer plötzlich und zog Tria vom Abgrund zurück.
    Er lächelte die Prinzessin belustigt an und ihre Lähmung verschwand schlagartig, während Ilfgar noch immer in der Bewegung versteinert zu ihnen hinüberstarrte.
    "Es tut mir leid, aber ich habe so selten richtige Gesellschaft, da konnte ich mir diesen Spaß nicht nehmen", grinste Falion noch immer und wandte sich zu Ilfgar.
    "Werter Herr Ilfgar, es tut mir leid. Tut ihr mir den Gefallen und stürzt euch nicht auf mich?", fragte der Zauberer daraufhin und faltete flehend die Hände vor seiner Brust.
    Plötzlich konnte der Berater aus Haalingar seinen Kopf wieder bewegen und seine Zunge löste sich von der Lähmung, während sein Restkörper noch immer erstarrt war unter dem Zauber von Falion.
    "Ja doch. Und jetzt lasst mich aus dieser gruseligen Lähmung", fauchte Ilfgar und sobald er seinen Satz beendet hatte, löste sich die Lähmung. Überrascht von der plötzliche wiedererlangten Fähigkeit sich zu bewegen, stürzte Ilfgar in ungelenken Schritten auf den Klippenrand zu und unfähig zu bremsen schrie der Berater aus Haalingar aus Leibeskräften nach Hilfe.
    Kopfüber stürzte er über den Rand und er schloss seine Augen, während in seinem Inneren das Leben an ihm vorbeizog, welches er bisher hinter sich hatte.
    Schreiend fiel er auf den steinigen Boden zu und schützend versuchte er seine Hände vor sein Gesicht zu halten, aber das würde dem Berater auch nicht viel nützen. Die Klippe war gut 200 Fuß hoch, mit seinen Armen hätte er wenig Chancen den Aufprall abzufedern.
    Gerade dachte Ilfgar über sein Leben nach und jeder schöne Moment sauste an seinem inneren Auge vorbei, als dem Berater ein Kichern ans Ohr drang.
    Verdutzt horchte er mit geschlossenen Augen nach dem Kichern und erst jetzt bemerkte er, dass er schon viel zu lange fiel. In panischer Todesangst öffnete er dich Augen und blickte geradewegs 200 Fuß in die Tiefe. Erneut brachen Schreie aus ihm heraus, die jedoch schnell verebbten, nachdem er merkte, dass er nicht fiel, sondern schwebte.
    "Was zum Tropis?", rief Ilfgar noch immer vor Angst zitternd.
    Hinter ihm ertönte das Kichern erneut und dieses Mal erkannte er die Stimme von Tria.
    "Tria? Bist du das? Was soll das?", schrie Ilfgar und er spürte, wie sein Körper sich in der Luft umdrehte.
    Trias Kichern war inzwischen zu einem schallenden Lachen geschwollen und Ilfgar schwebte zurück über den Rand der Klippe, über festen Boden.
    Vor ihm stand Falion und grinste belustigt, während Tria hinter ihm Tränen vor Lachen vergoss. Vorsichtig setzte Faion den Berater auf dem Boden ab und schaute noch immer grinsend in das erschöpfte Gesicht Ilfgars, der wutentbrannt auf die Knie ging und den steinigen Fels berührte, als ob er ihn Jahrelang nicht gesehen hätte und ihn wie einen alten Freund begrüßen wollte.
    "Ihr solltet aufpassen, wohin ihr lauft", kicherte Falion und Trias Gelächter wurde noch eine Spur schriller.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
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  • Kapitel 11
    (Fortsetzung)

    Am nächsten Morgen war die Stimmung deutlich gehobener, nachdem Tria und Ilfgar den Anderen von ihrem Ausflug zu Falion erzählt hatten und die Gefährten brachen nach einem dürftigen Frühstück aus gesammelten Beeren und etwas hartem Brot auf.
    Falion ging voraus und Tria folgte ihm auf Schritt und Tritt, während Ilfgar und Atrion als Schlusslichter fungierten. Elion und Sel unterhielten sich mit Juna über die Legenden der Thains und Bregen beäugte den voranschreitenden Zauberer mit kritischer Miene.
    "Was ist?", fragte Juna den Hauptmann und versuchte neben dem gut gebauten Soldaten Schritt zu halten.
    "Was soll sein?", antwortete Bregen und versuchte, seinen achtsamen Blick von Falion zu der jungen Bogenschützin zu wenden.
    "Naja, ihr seht nicht so aus, als ob Falions Gesellschaft euch sonderlich zusagt. Oder sollte ich eher sagen, dass euch Trias Eifer für Falion nicht zusagt...", stellte Juna fest und schaute ebenfalls hoch zur Prinzessin, deren Augen strahlten, während sie neben dem Zauberer herhüpfte.
    "Ist das so offensichtlich?", fragte der Hauptmann und schaute Juna niedergeschlagen in die Augen.
    "Naja, warum sagt ihr Tria nicht einfach, was ihr für sie empfindet?", antwortete Juna und lächelte Bregen freundlich an.
    "Was? Ich empfinde nichts... Oh, ihr versteht etwas falsch. Ich bin ihre Leibwache. Ich muss mich um sie sorgen. Ihr.. Ihr dachtet ich würde sie lieben? Nein, wir sind wie Geschwister. Ihr Vater hat uns beide großgezogen. Ich war damals ein Waisenjunge und der Fürst von Daarg nahm mich unter seine Fittiche. Ich sorge mich um sie, natürlich. Aber ich bin ihr wie ein Bruder", erklärte Bregen und blickte belustigt zu Juna.
    "Oh... Ok, das, das ist gut", lächelte die Bogenschützin und wandte ihren Blick zu Boden.
    Gemeinsam unterhielten sich die Beiden über Bregens Vergangenheit und sein Leben als Waise, als Falion vor einem Schneefeld zum Halten kam.
    "Was ist los?", fragte Ilfgar vom hinteren Ende der Gruppe.
    "Ich weiß es nicht", murmelte Falion und schaute schmunzelnd über den Schnee, der in der Sonne funkelte.
    Vor der Gruppe wartete der Pass. Ei gewaltiger Durchgang zwischen zwei Bergspitzen, die sich links und rechts von den Gefährten in den blauen Himmel streckten. Schwerer, nasser Schnee säumte den Pass und an den Talhängen türmten sich Schneemassen auf, die gefährlich über Felsvorsprüngen und gewaltigen Steinen hingen.
    "Ich sehe nichts Gefährliches", warf Elion ein und stellte sich neben Falion.
    "Nichts Gefährliches? Junger Prinz, Lawinen sollte man nicht unterschätzen", sagte Bregen und deutete auf einen Schneegebilde, welches sich bedrohlich über einen Vorsprung lehnte.
    "Es sind nicht die Lawinen um die ich mich sorge", murmelte Falion und ging vorsichtig einige Schritte auf den Schnee.
    "Wartet hier...", ergänzte er und stapfte hinaus in den Schnee.
    Minuten vergingen und die Gefährten blickten hinauf zu dem Zauberer, dessen Gestalt inzwischen nur noch als kleiner schwarzer Punkt in den Schneemassen zu erkennen war.
    "Na toll, wieso musste wir jetzt hier verharren?", fragte Sel genervt und blickte schlecht gelaunt den Hang rauf.
    Gerade wollte Juna darauf Antworten als Ilfgar ihr dazwischen funkte und mit dem Finger auf Falion deutete.
    "Seht! Irgendwas stimmt nicht", rief er und die Anderen folgten seinem Blick.
    "Was zur...?", warf Atrion ein und verengte die Augen um besser sehen zu können.
    Unruhig zappelte die kleine Gestalt von Falion hin und her, während sie immer wieder vom Schnee umhüllt wurde und dann wieder auftauchte.
    Plötzlich weiteten sich Bregens Augen, er rannte los und schrie:
    "Los, wir müssen ihm helfen!"
    "Was? Warum? Was ist mit ihm?", rief Atrion dem Hauptmann hinterher.
    "Schneetrolle!!", rief er seinen Gefährten zurück.
    Ohne einen Augenblick zu verlieren stürzten sie Bregen hinterher und waren bereits dicht hinter ihnen, als zwei gewaltige Feuerbälle auf die beiden Berghänge zusausten. Falion hatte sie abgefeuert und sie krachten laut gegen die schneebedeckten Hänge.
    "Halt!", rief Bregen und bedeutete seinen Gefährten mit einer ausgestreckten Hand stehen zu bleiben.
    Für einen kurzen Moment herrschte Stille und nur ein leises Kampfgeräusch in der Ferne störte die idyllische Ruhe der Berge. Dann brachen die Lawinen los, die von den Feuerbällen losgetreten waren und sausten auf den schwarzen Punkt zu. Sie rasten die Hänge herab auf Falion.
    Schneemassen wirbelten durch die Luft und die Gefährten konnten nur hilflos dabei zusehen, wie die Lawinen immer näher auf den Zauberer zupreschten.
    "Nein!!", schrie Tria als die Schneemassen über die kleine Gestalt des Zauberers einbrachen und fassungslos schauten die Anderen auf eine weiße Schneefläche. Große Eisbrocken säumten nun den schmalen Pass und feiner Pulverschnee durchzog glitzernd die Luft, während ein kühler Wind den Gefährten entgegen strömte.
    Sie hatten ihren Zauberer verloren. Falion war unter den Eismassen der Lawine gefangen.
    Tria sank auf die Knie und Ilfgar blickte fassungslos den Hang hinauf, während die Anderen ihre Augen zu Boden geschlagen hatten.
    Elion drehte sich zurück zum Tal und schaute über die Landschaft von Raeg. Schwerfällig atmete der junge Prinz und seine Gedanken rasten in seinem kopf umher, während ihm bewusst wurde, wie schlecht ihre Chancen nun standen.
    Seine Augen schweiften über die Hänge, die sie hinter sich gelassen hatte und sein Blick blieb auf einem regungslosen schwarzen Fleck hängen, der einige Meter hinter ihnen im Schnee lag.
    Dann bewegte sich der schwarze Fleck und Elion rannte los.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


    • Offizieller Beitrag

    Puuuh, da bin ich.

    War ein harter Kampf bis hier hin, und ich gebe zu dass mich die Masse an Text doch sehr angestrengt hat. Ich habe lange gebraucht, weil ich immer wieder beim Lesen unterbrochen wurde, und wenn ich wieder Zeit fand, war soviel neu gepostet.
    Ist halt schade, dass zwischenzeitlich so wenig kommentiert wurde, so dass man direkt nen ganzen Batzen an Text durcharbeiten musste. (Keine Kritik an dich, ist mir nur aufgefallen, dass teils Tagelang keiner kommentiert hat und dir nichts anderes übrig blieb). Wobei 11 Kapitel auf 4 Seiten doch schon echt heftig ist ^^

    Der Anfang war, wie ja viele schon kritisiert haben, sehr zermürbend aufgrund der ganzen Aufzählungen, und ich gestehe, dass mir das passiert ist, was Sensenbach erwähnt hat. Diese Aufzählungen langweilten mich und ich habe sie nur überflogen. Aber das hast du im Laufe deiner Geschichte dann doch gut abgewendet.
    Du hast bewiesen, dass du gut beschreiben/zeigen kannst, ohne die Masse an Aufzählungen. Das gefällt mir nicht nur besser, es lässt sich dann auch viel einfacher in die Welt eintauchen und sie im Kopfe selbst sehen. Du kannst es, also bleib dabei :D

    Zum letzten Kapitel stört mich am Ende die häufige verwendung von "schwarzen Fleck/Punkt". Ich vermute mal, dass sich dieser "Fleck" als Falion herausstellen wird. Vielleicht kannst du ein Synonym oder eine Umschreibung für den Fleck nehmen. Denn wenn es wirklich Falion ist, kannst du vielleicht auch auf Silhouette, Schemenhaft, oder Schatten, oder oder oder zurückgreifen, ohne direkt auf einen menschlichen Körper hinweisen zu müssen, und zu verraten, dass es Falion ist.

    Ansonsten gefällt mir dein Schreibstil, es lässt sich leicht und gut flüssig lesen. Ich bin jedenfalls froh, dass ich es endlich geschafft habe, bis zum aktuellen Kapitel rangekommen zu sein und bleibe nun hoffentlich am Ball :D

  • Hey @Ruka,
    Und mich freut es erst, dass du es geschafft hast :love: Ja, das was du sagst ist in allen Punkten richtig. Zu Beginn meiner Geschichte gab es viele Negativpunkte und im Laufe der Zeit habe mir viel Kritik zu herzen genommen und versucht so viel wie möglich davon umzusetzen. Es freut mich, dass dir diese Umsetzung positiv aufgefallen ist und ich hoffe Mal, dass ich dich weiterhin als Leser dabei habe ;)
    Ja, das mit den wenigen Kommentaren ist immer so eine Sache, aber ich denke, das kann eigentlich jeder irgendwie nachvollziehen. Es gibt Wochen, in denen ich keine andere Geschichte im Forum finde, die an mich rankommt und ich zu faul, müde, etc. bin um einen halbwegs vernünftigen Kommentar zu schreiben. Irgendwann habe ich festgestellt, dass man mit seinen Geschichten einfach immer am Ball bleiben muss und in regelmäßigen Abständen was hochladen muss, egal, ob jemand kommentiert hat oder nicht :rolleyes:
    Ja, zu deinem Punkt des "schwarzen Flecks": Ja, ich habe mir das Kapitel selbst nochmal durchgelesen und ich verstehe was du meinst. Durchgängige Verwendung von Fleck klingt nicht sonderlich schön und ich denke mal ich werde das bei Gelegenheit umschreiben. Danke natürlich für dein Lob und deine Kritik, sowie deinen Kommentar generell. Ich bin super happy :thumbup:^^

    LG Lehaidin

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    • Offizieller Beitrag

    Nur mal so zur info, ich bin auch noch dabei^^ nur weiß ich meist nicht was ich schreiben soll und agiere so in vielen Geschichten als stiller Leser. Und wenn ich mal was sage, sind dies ja auch meist keine Verbesserungen, sondern eher gehe ich auf die Handlung ein. Du kennst ja meine wenigen kommentare^^

  • Hey @Etiam, das ist völlig in Ordnung und es freut mich, dass du weiterhin dabei bist ^^ Kenne das Gefühl, wenn man hier eine Geschichte liest und am Ende doch nix zu sagen hat :| Da bleibe ich dann auch lieber stumm und warte auf das nächste Kapitel, als jetzt einen notgedrungenen Kommentar rauszuhauen.

    Vielleicht bringt dich ja das nächste Kapitel zu einem Kommentar: ;)

    Kapitel 11
    (Fortsetzung)

    Der Schnee um die schwarze Gestalt war geschmolzen und dampfend stieg Wasserdampf auf als Elion bei der Erscheinung ankam. Vorsichtig schritt der junge Prinz durch die Schwaden von Wasserdampf auf die mysteriöse Gestalt zu, während auch seine Gefährten bei dem kleinen Krater im Schnee angekommen waren.
    "Elion, sei vorsichtig, warte!", flüsterte Juna durch den Dampf, aber der junge Prinz war bereits hinter einer Dampfsäule verschwunden.
    Der Krater hatte einen Durchmesser von etwa zehn Fuß und der Schnee war vollständig geschmolzen, so dass nur noch der kahle Fels zu sehen war. An den Rändern des Kraters trafen die Schneemassen von außen auf den heißen Fels und Dampfsäulen schossen hervor, hinter denen Elion vor wenigen Augenblicken verschwunden war.
    Angespannt starrten die Gefährten hinter Elion her und nur unscharf bewegten sich Schatten hinter dem dichten Nebel.
    Atrion und Ilfgar hatten ihre Schwerter noch immer gezogen, nachdem sie auf die Schneetrolle losgestürmt waren und auch Sel stand kampfbereit mit Messern in der Hand vor dem Krater.
    Warme Luft strömte ihnen entgegen und eine leichte Brise lenkte den Dampf in die Richtung der Gefährten. Gerade wollte sich Atrion zum Schutz vor den heißen Verdunstungen abwenden, als der Dampf schlagartig verschwand. Das zischende Geräusch verebbte ebenso schnell und der Gruppe offenbarte sich Elion, der über einen Fremden gebeugt war. Vorsichtig half der junge Prinz dem Fremden wieder auf die Beine und stützte ihn, während sich Beide langsam zu den Gefährten umdrehten, die noch immer kampfbereit am Kraterrand warteten.
    "Falion?", erschrak Juna und starrte in das erschöpfte Gesicht des Zauberers, der noch wenige Momente zuvor tot geglaubt unter massenhaft Schnee begraben liegen sollte.
    "Wie..Wie ist das möglich?", ächzte Ilfgar und sein Schwert sank staunend auf den Schnee.
    "A..Alles zu seiner Zeit. Ich muss mich einen Moment ausruhen...", stöhnte Falion und ließ sich von Elion aus dem Krater helfen.
    Dann ließ sich der Zauberer erschöpft auf den kalten Schnee fallen und atmete tief ein und aus, während die Anderen ihn anstarrten und noch immer fassungslos schwiegen.
    Minuten vergingen und die Gefährten hatten inzwischen ihre Waffen weggesteckt, als Falion sich mühsam aufsetzte und in die Runde blickte. Atrion, Juna und Ilfgar hatten sich neben Elion gesetzt, der besorgt auf den Zauberer schaute und ihm einen Schluck Wasser anbot. Sel, Tria und Bregen standen noch immer im Schnee und starrten abwechselnd zu dem lawinenverschütteten Pass und dem Krater im Schnee.
    "Wie habt ihr das gemacht?", fragte Tria fasziniert und fassungslos zugleich.
    "Teleportation. So nennt man den Ortswechselzauber. Ich habe mich von dort oben nach hier unten teleportiert", antwortete Falion und nahm Elions Wasserbeutel mit einem dankbaren Nicken entgegen.
    "Ihr könnt teleportieren?", warf Sel ein und setzte sich ebenfalls fasziniert neben den Zauberer.
    "Nun, ich habe mich noch nie durch Gegenstände teleportiert. Ihr wurdet gerade Zeuge davon, wie ich mich durch Eismassen bewegt habe."
    "Kommt das immer dabei raus?", fragte Juna und deutet auf den breiten Krater im Schnee.
    "Nein, normalerweise ist Teleportieren durchaus harmlos. Natürlich, man kann etwas falsch machen und dein Körper setzt sich nie wieder zusammen, aber an sich ist Teleportation nicht gefährlich. Zumindest nicht für Andere", erwiderte der Zauberer und goss sich kaltes Wasser in die Kehle.
    "Ich glaube, das liegt daran, dass ich mich durch die Eismassen teleportiert habe. Es ist unheimlich schwer, so viel Magie zu konzentrieren und eine Teleportation durchzuführen, die dann auch noch Gegenstände überwinden muss. Ich glaube deshalb bin ich so erschöpft", ergänzte Falion und nahm einen weiteren Schluck.
    "Erschöpft? Hat es euch auch erschöpft, als ihr unsere Verfolger erledigt habt?", fragte Tria und setzte sich ebenfalls zu Falion auf den Boden.
    "Nun, ja und nein. Nicht so stark wie gerade jetzt, aber jeder Zauber, den man wirkt, zehrt an deiner Magie. Stell dir Magie am besten vor wie ein Muskel. Je stärker und besser der Muskel trainiert ist, desto länger und intensiver kann der Zauberer von ihr Gebrauch machen. Jedes Geschöpf und jeder Gegenstand strahlt eine eigene Menge an Magie ab, die der Zauberer sich zu nutze machen kann. Deshalb ist es auch so schwer, durch Gegenstände zu teleportieren. Die Magie, welche in den Hindernissen besteht, kann den Zauberer und seine eigene Magie stören. Dabei ist es egal, ob der Zauberer die Magie seiner Umgebung aufnimmt, oder seine eigene Magie dafür verwendet, weil der Zauberer immer nur Bruchteile der Umgebungsmagie verwenden kann", erklärte Falion.
    Etwas überfordert schauten Sel und Elion zu dem erschöpften Zauberer, aber die Anderen hatten scheinbar verstanden, was Falion zu erklären versuchte.
    "Und was passiert, wenn ihr zu viel Magie verwendet? Also euer Muskel überlastet wird?", warf Juna interessiert ein.
    "Naja, ziemlich genau das, was bei einem Muskel nun mal passiert. Eine Verletzung entsteht. Bei Zauberern äußert sich das im sogenannten Magierschlaf. Der Zauberer ist daraufhin in einer Art Bewusstlosigkeit, in der er zwar noch lebt, aber von keinem äußeren Einfluss aufgeweckt werden kann. Die Magie ist so sehr mit dem Wirt, also der Lebensenergie des Wirtes, verknüpft, dass sie den Wirt völlig außer Gefecht setzen kann."
    "Und wann lässt die Wirkung dieses Schlafes nach?", fragte Tria.
    "Wenn die Magie zurück in den Körper des Magiers kommt. Nach und nach stellt sich die Magie im Körper ihres Wirtes wieder her und der Zauberer erwacht. Je nach der Umgebung des Zauberers und der Magie, die ihn umgibt, kann es schneller gehen oder eben nicht", erklärte Falion und erhob sich.
    "Und jetzt sollten wir weiter gehen. Vor Einbruch der Nacht sollten wir den Pass schleunigst hinter uns gelassen haben. Im Vergleich zu mir überleben Schneetrolle so eine Lawine. Fürs Erste sind sie aber erstmal damit beschäftigt, sich auszubuddeln."

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    - Gandalf -


  • Kapitel 12
    Der Thain

    Nachdem die Gefährten die Trümmerfelder der Lawine hinter sich gelassen hatten und den Pass überquert hatten, offenbarte sich der Gemeinschaft ein atemberaubendes Bild.
    Die letzten Strahlen der Sonne tauchten den Himmel in ein tiefes Lila und das Bergplateau vor ihnen war ein dichter Nadelwald mit gewaltigen Kiefern. Der Wald erstreckte sich einige 100 Meilen in die Ferne und war fast kreisrund von hohen Bergen umgeben, deren schneebedeckte Spitzen rosa im Abendhimmel schimmerten.
    Eine leichte Brise kam den Hang hinauf und Atrions Haare kräuselten leicht in den abendlichen Winden, während die Gemeinschaft den Hang hinab wanderte. Die schneebedeckten Nadelbäume trugen die weiße Pracht und ihre Äste beugten sich unter der wunderschönen Last zum Boden. Ein frischer duft von Harz und Nadeln strömte den Gefährten entgegen, als sie am Waldrand eintrafen und im weichen Pulverschnee entdeckte Atrion Tierspuren von Füchsen, die sich vorsichtig ihren Weg durch den Schnee gebahnt hatten.
    Sie errichteten ihr Lager einige Schritte weiter im Wald unter einer schönen Kiefer, deren Schneelast vor einiger Zeit abgefallen war und nun in kleinen Häufchen einen kleinen Kreis um den Baumstamm schlossen.
    Erschöpft ließ sich Falion an den Stamm fallen und Atrion fiel erst jetzt auf, dass er den Zauberer bisher noch nie so kraftlos erlebt hatte. Gemeinsam mit Sel und Juna machte sich Atrion auf die Suche nach Feuerholz und ließ seine Freunde ein kleines Lager errichten. Innerhalb kürzester Zeit waren zwei kleinere Baumstämme gefunden, die als Sitzmöglichkeiten aufgestellt wurden und eine kreisrunde Feuerstelle stand bereit für ein wärmendes Feuer. Sobald Sel die gesammelten Scheite und Äste platziert hatte, entfachte Falion mit schmerzverzehrtem Gesicht das Feuer und eine prickelnde Wärme erhellte die Nacht.
    "Geht es euch gut?", fragte Tria besorgt und wandte sich zu dem kraftlosen Zauberer, der beinahe regungslos an den Baumstamm lehnte und seine Augen geschlossen hatte.
    "Ich bin nur müde. Wir sind morgen bald beim Thain. Ruht euch aus und schlaft noch ein wenig", antwortete Falion noch immer mit geschlossenen Augen.
    "Wie ist er so?", warf Elion ein und schaute angespannt auf den Zauberer.
    "Wer? Der Thain?", fragte Falion und seine Augen waren weiterhin geschlossen.
    "Ja", nickte der Prinz und wartete interessiert auf eine Antwort.
    "Das seht ihr morgen", flüsterte Falion und damit sank der Zauberer in einen festen Schlaf.
    Enttäuscht wandte sich Elion dem Feuer zu und starrte gedankenverloren in die Flammen, während die Anderen nach und nach in den Schlaf sanken und unter dem sternenklaren Nachthimmel zu träumen begannen.
    Lediglich Tria, Juna, Elion und Atrion saßen noch wach vor den Flammen und Funken sprühten leise knisternd in die Nacht. Ansonsten herrschte Stille und verträumt starrten die wach gebliebenen Gefährten in die flackernde Wärme, welche ihre Körper vor der Kälte schützte.
    "Was haltet ihr von ihm?", flüsterte Juna und nickte unauffällig in Falions Richtung, während sie anfing mit einem dünnen Ast in der Glut zu stochern.
    "Ich traue ihm noch nicht", stellte Atrion kühl fest und Elion nickte vorsichtig.
    "Nun, ich bin mir auch nicht sonderlich sicher, aber bisher hat er mir keinen Anlass gegeben, ihm nicht zu vertrauen", ergänzte der Prinz dennoch und wandte sich zu Atrion.
    "Er ist kein offenes Buch, das gebe ich zu, aber was sollte er denn mit uns vorhaben? Er wird uns ja kaum essen?", grinste Tria und beobachtete Falion beim Schlafen.
    "Naja, wer weiß? Vielleicht hat er ja mal Hunger? Ich habe ihn noch nie etwas essen sehen, geschweige denn etwas trinken, außer aus diesem Flachmann", kicherte Juna und auch Elion grinste belustigt.
    "Er hat ihn noch nie aufgefüllt. Ist euch das mal aufgefallen? Den ganzen Tag trinkt er daraus, aber noch nicht ein Mal musste er etwas nachfüllen. Ich frage mich, was dort drinnen ist", sagte Elion und starrte auf den silbernen Flachmann an Falions Gürtel.
    "Also Zitronenwasser wird es nicht sein. Er verzieht sein Gesicht, als ob es ihm den Hals wegbrennen würde", stellte Tria kurz darauf fest.
    "Er ist also den ganzen Tag betrunken?", fragte Juna und erneut brach sie in Kichern aus.
    Auch Atrion musste dieses Mal in das leise Gelächter seiner Gefährten einsteigen und gemeinsam grinsten sie zu Falion herüber, der wie versteinert an den Baumstamm lehnte und schlief.
    "Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube er hat ziemlich viel Leid gesehen und erfahren. Habt ihr seine Narbe an der Brust gesehen?", erwähnte Tria und dieses Mal wandte sie sich wieder besorgt zu Falion.
    "Eine Narbe? Wann habt ihr eine Narbe gesehen?", warf Elion ein und schmunzelte.
    "An dem Abend, an dem er auf dem Felsvorsprung stand. ich war nah bei ihm und er legte seinen Arm um mich. Da konnte ich sie sehen. Irgendetwas oder Irgendjemand hat ihm das angetan. Vielleicht trinkt er deshalb so viel. Um seinen Schmerz und seine Vergangenheit zu überdecken", sagte Tria und zustimmendes Nicken ging durch die Runde.
    "Vielleicht sind wir die Ersten, die ihn seit langer Zeit begleiten", staunte Juna.
    "ich für meinen Teil hoffe, dass wir eines Tages mehr über ihn erfahren", erwiderte Tria und lächelte mitfühlend zu Falion.
    "Naja, du für deinen Teil hast dich ja auch in unseren mysteriösen Zauberer verschossen", grinste Atrion und die Prinzessin lief rot an.
    "Was? ich... Nein, habe ich nicht. Ich mag ihn und ich finde es interessant einen Zauberer zu treffen", wehrte sich Tria und blickte zu Boden, während ihr Gesicht die Farbe einer Tomate angenommen hatte.
    Elion, Juna und Atrion hielten einen Moment inne und starrten erwartungsvoll zur Prinzessin von Daarg, dann brachen sie in Gelächter aus und das leise Lachen strömte durch den Wald wie die Brise, welche zwischen den Bäumen wehte.
    Mit dem Heulen eines einsamen Wolfes in der Ferne legten sich auch die Anderen schlafen und unter Atrions Wache ruhten schon bald alle Gefährten in den wohligen Händen des Schlafes.

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  • Kapitel 12
    (Fortsetzung)

    Am nächsten Morgen war es Falion, der zuerst seine Augen öffnete und das Feuer neu entfachte. Alle Anderen lagen schnarchend auf ihren Schlafplätzen und Atrion war im Sitzen auf dem Baumstamm eingeschlafen, auf dem er Wache halten sollte. Nach und nach richteten sich die verschlafenen Gefährten, geweckt vom wärmenden Feuer und dem Knistern der Holzscheite, auf und begannen ein spärliches Frühstück aus Pökelfleisch, Wasser und Keksen.
    Schweigend aß die Gruppe und die ersten Strahlen der Sonne erschienen hinter einem Berg im Osten, die den Schnee zum glitzern brachten.
    Falion war nach ein paar Schlücken aus seinem Flachmann im Wald verschwunden und erst als das Feuer seine letzten Flammen abgab, kehrte der Magier zu der Gruppe zurück, die gerade dabei war, das Lager abzubrechen.
    "Nun, wir sollten los. Der Wald vor uns ist dicht", sagte er und die Gefährten setzten sich schweigend in Bewegung.
    Und tatsächlich war der Wald mehr als nur dicht. Unter den tief herabhängenden Nadelbäumen hatten es sich Hornbeersträucher breit gemacht und die spitzen Dornen der Büsche hatten sich inzwischen tief in die Haut der Gefährten gebohrt. Immer wieder blieben sie in den Sträuchern stecken und hängen, während Dornen sie blutig kratzten.
    Atrion zwängte sich neben einem Baumstamm und einem Hornbeerstrauch vorbei, als ihm auffiel, dass Falion nicht einen Kratzer abbekam. Wie von Geisterhand schienen die Sträucher vor ihm zurückzuweichen und kein Ast berührte den Zauberer, der durch das Unterholz lief, als ob ein Weg ihn führte.
    "Könntet ihr uns vielleicht auch etwas mit diesem magischen Trick helfen?", beschwerte siech Atrion kurz darauf und zog sich einen Dorn aus dem Unterarm.
    "Das würde ich sehr gerne, werter Herr Atrion. Aber ich kann es nicht. Der Grund, warum die Sträucher vor mir zurückweichen bin nicht ich, sondern mein Stab. Er wurde geschaffen aus eben diesen Hölzern hier. Er besteht nicht nur aus einem Holz, nein, in ihm wurden mehrere Baumarten und Sträucher vereint. Mit mächtigen Naturzaubern belegt halten die Hölzer zusammen und damit bringt der Stab einige Vorteile mit sich", erklärte Falion und drehte sich zu den keuchenden und stöhnenden Gefährten um, die sich gerade durch eine weitere Hecke kämpften.
    Mürrisch kämpften sich die Gefährten weiter durch die Dornen und durch die Nadeldecke des Waldes rieselte inzwischen Schnee hinab. Wolken waren vor das Antlitz der Sonne gezogen und seicht fiel der Schnee auf die Erde herab, während ein leichter Wind die kleinen Flocken über die spitzen Nadelbäume blies.
    Erschöpft erreichte die Gemeinschaft nach mehreren Stunden im Dickicht eine Lichtung, die von einem kleinen Fluss geteilt wurde. Der Fluss war so breit wie zwei Karren und so klar, dass man die Wasserpflanzen und Fische unter der Oberfläche sehen konnte.
    Beinahe magisch floss das Wasser vor ihnen und Atrion blickte fasziniert in das unnatürlich klare Wasser.
    Falion dagegen ignorierte den kleinen Fluss und lief auf das linke Ende der Lichtung zu, an der ein umgestürzter Baum über das Fließgewässer gelegt worden war.
    "Lasst uns etwas trinken. Wir brauchen eine Pause. Dieses Gestrüpp hat uns alle viel Kraft gekostet, wir besitzen keinen STab, der die Büsche vertreibt", murrte Atrion und blickte sehnsüchtig in das kalte Wasser.
    Falion blieb stehen und drehte sich schwungvoll um.
    "Nein, auf keinen Fall. Nicht hier, nicht am magischen Bach von Sorg. Er ist mit einem mächtigen Zauber belegt, der euch dazu verlocken soll, von ihm zu trinken. Niemand darf dieses Wasser anrühren, die Magie würde euch in weniger als einer Stunde töten", warnte der Zauberer und Atrion betrachtete den friedlichen Fluss verunsichert.
    "Nein!! Sel, nicht!", schrie Juna plötzlich und erst jetzt bemerkte Falion, dass seine Warnung zu spät gekommen war.
    Etwas hinter ihnen hatte Sel sich hingekniet und schöpfte sich gerade kühles Wasser in den Rachen, während Juna auf ihn zu gerannt kam und ihm die Hand weg schlug.
    "Hey, was soll das?", dementierte Sel und starrte die braunhaarige Bogenschützin zornig an.
    Inzwischen waren die Anderen ebenfalls zu ihnen gestoßen und Falion packte Sell am Kragen.
    "Du Narr. Was hast du getan? Das Wasser ist verzaubert", schüttelte der Zauberer Sel durch.
    "Was redet ihr denn da? Mir geht es blendend", antwortete Sel und löste sich unsanft aus Falions starken Händen.
    "Nein, geht es nicht, das Wasser wird schon sehr bald anfangen in euch zu wirken. Der Zauber ist stark", schimpfte Falion und hob seinen Stab auf, den er im Eifer seines Zorns über Sel und sich selbst fallen gelassen hatte.
    "Mir geht es gut. Beruhigt euch doch ei..."
    Sel hielt inne und starrte leer auf den Boden. Dann brach ein Schwall Kotze aus ihm hervor und er stürzte zu Boden. Schreiend hielt er sich den Magen, während seine Gefährten nur hilflos neben ihm standen und ihn anstarrten.
    "Falion! Tut etwas!", schrie Tria, aber selbst der Zauberer schien von dem plötzlichen Einbruch des jungen Mannes geschockt zu sein.
    Er kniete sich neben ihn und hielt seine Hand auf seine Stirn, während er mit der anderen Hand seinen Flachmann aus den Tiefen seines Mantels kramte. Er murmelte unverständliche Runen und schüttete erst sich, dann Sel einen großen Schluck des unbekannten Getränks in den Rachen.
    "Nein, ich kann nichts für ihn tun. Wir müssen ihn schnellstmöglich zum Thain schaffen", schüttelte er kurz darauf den Kopf und erhob sich schnell.
    "Tragt ihn, sobald wir über den Fluss sind wird das Unterholz lichter", ergänzte er und ging los.
    Bregen hievte sich Sel auf die Schultern und glücklicherweise war der junge Mann zwar groß, aber nicht sonderlich schwer, weshalb der Hauptmann aus Daarg vorerst wenig Probleme mit seinem Gewicht hatte.
    Gemeinsam hievten sie ihn über den breiten Baumstamm und beinahe wäre Bregen mit dem verfluchten Sel in den Bach gestürzt, wenn nicht Falion mit ein wenig Magie und Ilfgar mit seiner Hand ausgeholfen hätten. Getrieben vom Stöhnen Sels kam die Gemeinschaft schnell voran und wie Falion es prophezeit hatte, wurde das Unterholz lichter. Nur noch selten mussten sich die Gefährten durch Dornen zwängen und dieses Mal versuchte Falion so gut er konnte mit seinem Stab einen Durchgang zu schaffen. Gerade entleerte sich Sel eines weiteren Schwalles von Erbrochenem und erwischte dabei auch den fluchenden Ilfgar, der Bregen den jungen Mann inzwischen abgenommen hatte, als Falion sich zu ihnen umdrehte und rief:
    "Na los, wir müssen nur noch über den Hang, dann sind wir bei ihm. Lauft!"
    Sie verließen den Wald nach einigen Metern und ein großer Hügel lag vor ihnen. Eine Schneeschicht von etwa anderthalb Fuß bedeckte den seicht ansteigenden Hügel und die Gefährten stapften mühsam auf den Gipfel zu.
    Das Wetter spielte nun auch gegen sie und aus dem leichten Schneefall war ein kleiner Schneesturm geworden, der Lieselsteingroße Schneeflocken auf sie niederregnen ließ. Aus der leichten Brise war ein kräftiger Wind geworden und pfeifend sausten den Gefährten die eisigen Lüfte um den Körper, während Sel leise und kraftlos auf Ilfgars Schultern wimmerte.
    Dann erreichten sie den höchsten Punkt des Hügels und vor ihnen offenbarte sich in etwa vierhundert Fuß Entfernung eine große Buche, die in voller Blätterpracht stand und auf der nicht ein Häufchen Schnee lag.
    Verwundert blickten die Gefährten auf den gewaltigen Baum und liefen hinter Falion her, der plötzlich direkt vor Atrion verschwand. Er löste sich auf, als ob er durch einen Vorhang gelaufen wäre und Atrion starrte in ein schneebedecktes Nichts.
    "Was? Nein! AAAAHH, Falion ihr verfluchter Hunde..."
    Schlagartig verstummte Atrion, als Falion mit einem älteren Mann durch den Schnee auftauchte und ihn mit ernster Miene anblickte.
    "Spart euch das", fauchte der Zauberer. "Und jetzt folgt uns. Das hier, ist der einzige Mensch, der Sel noch retten kann. Also los!", schrie Falion und verschwand erneut hinter dem Vorhang aus Schnee.
    Der vermummte alte Mann neben ihm blieb stumm und folgte Falion. Dann machte auch Atrion den ersten Schritt und seine Gefährten folgten ihm auf den Baum zu.
    Plötzlich verschwand das Schneetreiben um Atrion herum und er stand in einem sonnigen kleinen Vorgarten, welcher von der großen Buche teilweise in Schatten gehüllt war. Auch die Anderen waren durch den magischen Vorhang getreten und starrten fasziniert um sich, während vor ihnen Falion und der alte Mann standen, welcher inzwischen seine Kapuze abgenommen hatte und sein Gesicht zeigte. Weiße Haare und ein langer weißer Zottelbart hingen von seinem Haupt herab, während seine grauen Augen die Gemeinschaft musterten.
    Sie waren bei ihrem Ziel angelangt.
    Sie waren beim Thain.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
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  • Kapitel 12
    (Fortsetzung)

    Die magische Blase ließ den Vorgarten in einer warmen Sonne erblühen und Atrion starrte ungläubig hinter sich.
    Er konnte den Rand des magischen Kraftfeldes zwar nicht sehen, aber er wusste, dass nur wenige Meter hinter ihm ein ungemütliches Schneegestöber tobte. In der Blase selbst war davon nichts zu sehen. Klarer blauer Himmel und eine wärmende Sonne ließen das Gebirge saftig grün strahlen, während die schneebedeckten Gipfel der Berge ihr weißes Licht in den Himmel strahlten.
    Der Vorgarten selbst war üppig bestellt und kleine Holzzäune trennten die einzelnen Beete, in denen Atrion Kräuter, Kartoffeln, Salat und Karotten entdeckte. Trotzdem waren ihm viele Pflanzen unbekannt. Lila Pilze schimmerten unheilvoll im Schatten der Buche, Große Stauden schossen hinter einigen Karotten aus dem Boden und bunte Früchte hingen an ihnen herab, während neben ihnen große runde Kürbisse auf dem Boden wuchsen.
    Atrions Gefährten waren genau so verwirrt und beeindruckt wie er und schweigend standen sie dicht bei einander, starrten durch den Garten und vergaßen für einen Moment Sel, der wimmernd auf Ilfgars Schultern hing.
    "Wollt ihr hier Wurzeln schlagen? Na los, legt Sel unter den Baum. Sofort!", schreckte Falion die Gemeinschaft auf und Atrion wandte seinem Blick zum Thain.
    Der alte Mann schwieg, aber Atrion hatte das ungute Gefühl, dass die mysteriöse Legende durchaus schon alles von ihnen wusste. Seine durchdringenden grauen Augen folgten Ilfgar, welcher Sel vorsichtig unter dem Baum ablegte. Dann beugte der alte Mann sich über ihn und schmunzelte, während er mit seiner Hand über Sels Brust fuhr.
    "Inanis Stomachum. Sana Mente und ich brauche ein wenig Vires Adducere!", sagte er kurz darauf und seine Stimme war tief und leise.
    Falion schien die wirren Worte des alten Weisen verstanden zu haben und stürmte los. Tria folgte ihm und rief ihm hinterher, als er zwischen den Kräutern im Vorgarten verschwand.
    "Was tut ihr? Sagt mir, was ihr sucht. Ich kann euch helfen!"
    "Ihr werdet die Pflanzen wohl kaum an diesen Namen erkennen. Sagt euch Grünkraut etwas?"
    "Ja, das ist Schweinefutter.", antwortete Tria, während Falion die Kräuter absuchte.
    "Nun, ja, das auch, aber mit der richtigen magischen Formel ist es ein kraftvolles Mittel um Vergiftungen zu verhindern. Findet es! Und wenn euch noch Heiliggeist begegnet, bringt es ebenfalls mit!"
    "Heiliggeist? Die weiße Blume, die im Gebirge wächst?"
    "Ja, sie müsste in der Sonne neben den Kürbissen stehen", antwortete der Zauberer und bückte sich.
    Tria beobachtete noch kurz, wie Falion eine gelbe Blume pflückte und rannte daraufhin zu den Kürbissen. Schnell hatte sie die weißen Blumen gefunden und pflückte zwei Heiliggeistblumen, während Falion an ihr vorbei rannte und auf die Buche zusteuerte.
    Erst jetzt fiel der Prinzessin auf, dass in dem großen Baumstamm Fenster eingelassen waren und zu einer Seite hin stand ein kleines Haus, welches in den Baum überging und dessen Dach sich fast aus der Rinde des Baumes entsprang.
    Der Zauberer verschwand hinter der klapprigen Holztür und Tria traf fast zeitgleich mit Falion bei Sel ein.
    "Hier", sagte die Prinzessin und streckte Falion Grünkraut und Heiliggeist in die Hand.
    "Danke", sagte er und breitete die Zutaten vor dem Thain aus.
    Zwei kleine Schälchen und ein Wetzstein hatte Falion aus der kleinen Hütte geholt, die er ebenfalls vor dem Thain positioniert hatte.
    Mit schnellen Handgriffen hatten der Thain und er die Kräuter und Blumen zerstampft und in den zwei Schälchen waren nun zwei breiartige Massen. Im ersten Schälchen schimmerte eine fast flüssige Masse der gelben Blume, welche Falion aufgesammelt hatte und im zweiten Schälchen waberte eine dickflüssige grüne Mischung aus Heiliggeist und Grünkraut.
    Fasziniert beobachteten die Gefährten, wie der Thain seine Hände über die Schälchen legte und sie mit sanften Bewegungen hin und her schwenkte. Ein leises Lied in einer unbekannten Sprache verließ seine Lippen und Atrion konnte fast spüren, wie der Thain mit seiner tiefen Stimme die Magie aus der Umgebung saugte. Falion schaute fast eingeschüchtert zu dem alten Mann hinüber und erst jetzt bemerkte Atrion, dass diese Form der Magie nicht zu Falions Fähigkeiten gehören konnte. Immer, wenn der Zauberer seine Magie gewirkt hatte, war nicht zu spüren, wie er die Umgebung nutzte. Der Thain arbeitete mit einer anderen Form der Zauberei. Er zog die Magie aus der Erde, der Luft, den Tieren und allem, was ihn umgab. Innerhalb weniger Augenblicke hatte Atrion das Gefühl, dass der Thain selbst anfing leicht zu glühen. Tatsächlich, ein goldener Schimmer ummantelte den alten Mann, während er weiterhin mit seiner tiefen Stimme den hypnotisierenden Gesang anstimmte.
    Mit einem Mal beendete der Thain sein Lied und nur noch ein leises summen verließ seinen Mund. Mit flüssigen Bewegungen vermischte er die beiden Schälchen miteinander und plötzlich glänzte eine goldene Flüssigkeit in einem der beiden Schälchen, die er Sel beinahe ruckartig in den Rachen kippte. Dann fuhr er dem vergifteten jungen Mann über die Augenlider und das Summen endete fast zeitgleich mit dem goldenen Schimmer, der den Thain umgeben hatte.
    Vorsichtig erhob sich der Thain und Falion schnappte sich einen Wassereimer, der an dem kleinen Brunnen hinter ihnen lag.
    "Ihr solltet einige Schritte zurücktreten", ergänzte der Zauberer und hielt Sel den Eimer vor den Mund.
    Fürs Erste geschah gar nichts, doch plötzlich fuhr Sel aus seiner Liegeposition und mit lauten Würgegeräuschen erbrach sich der junge Mann in den Eimer.
    Angewidert starrte Atrion auf seinen kotzenden Freund und hielt sich selbst die Hand vor den Mund, um nicht auch noch seinen Magen preisgeben zu müssen.
    Juna und Elion hatten sich schleunigst abgewandt und bei jedem Würgegeräusch von Sel zuckten die Beiden zusammen, während Tria und Bregen noch immer kühl und unbeeindruckt zu Sel runter schauten.
    Nach wenigen Augenblicken und viel Erbrochenem sank Sel zurück gegen den Baum und schlief ohne etwas zu sagen ein.
    "Bringt ihn in das Haus. Ihr seid sicher hungrig. Also lasst uns eine Kleinigkeit essen, dann werden wir über euren Auftrag reden", sagte der Thain und ging mit schnellen Schritten zur klapprigen Holztür neben dem Baum.
    Atrion starrte ihm hinterher und mit Ilfgars Hilfe hievten sie Sel auf ein kleines Bett in der Hütte.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


    • Offizieller Beitrag

    Huch! Wieder 4 Kapitel. Irgendwie machst du das doch klammheimlich, anders kann ich mir nicht erklären, wieso ich das nicht mitbekommen habe.

    Aber gut, ich habe sie ja jetzt gelesen ^^

    Zu Kapitel 11

    Zitat von Lehaidin

    Der Schnee um die schwarze Gestalt war geschmolzen und dampfend stieg Wasserdampf auf als Elion bei der Erscheinung ankam. Vorsichtig schritt der junge Prinz durch die Schwaden von Wasserdampf auf die mysteriöse Gestalt zu, während auch seine Gefährten bei dem kleinen Krater im Schnee angekommen waren.
    "Elion, sei vorsichtig, warte!", flüsterte Juna durch den Dampf, aber der junge Prinz war bereits hinter einer Dampfsäule verschwunden.

    Natürlich steigt der Wasserdampf dampfend auf. Sonst wäre es kein Dampf xD Aber wie du siehst, wiederholst du es zu oft. Versuch' es etwas zum Umschreiben oder Synonyme zu verwenden.

    Zitat von Lehaidin

    "Nein, normalerweise ist Teleportieren durchaus harmlos. Natürlich, man kann etwas falsch machen und dein Körper setzt sich nie wieder zusammen, aber an sich ist Teleportation nicht gefährlich. Zumindest nicht für Andere", erwiderte der Zauberer und goss sich kaltes Wasser in die Kehle.
    "Ich glaube, das liegt daran, dass ich mich durch die Eismassen teleportiert habe. Es ist unheimlich schwer, so viel Magie zu konzentrieren und eine Teleportation durchzuführen, die dann auch noch Gegenstände überwinden muss. Ich glaube deshalb bin ich so erschöpft", ergänzte Falion und nahm einen weiteren Schluck.

    In diesem Abschnitt dasselbe ^^

    Besonders schön finde ich aber, wie Falion die Kraft der Magie und deren Auswirkungen beschreibt.

    Zu Kapitel 12

    Hier steigst du mit einer wunderschönen Beschreibung der Umgebung ein. Du schaffst es, dass man glaubt, selbst vor Ort zu sein und alles zu sehen. Zumindest vor meinen Augen hat sich ein tolles Bild gemalt. Ebenso schön beschreibst du den Magier. Man kann sich richtig vor Augen führen, wie geschwächt er ist.


    Zitat von Lehaidin

    entfachte Falion mit schmerzverzehrtem Gesicht das Feuer und eine prickelnde Wärme erhellte die Nacht.

    Nacht? Eben waren doch noch die letzten Sonnenstrahlen da. Ist das direkt Nacht? Oder doch erst Abends? Da vielleicht eher "Dunkelheit" nehmen, oder?


    Zitat von Lehaidin

    regungslos an den Baumstamm lehnte

    am / an dem


    Zitat von Lehaidin

    "Ich habe ihn noch nie etwas essen sehen, geschweige denn etwas trinken (...)"

    Zitat von Lehaidin

    "(...) Den ganzen Tag trinkt er daraus (...)"

    Hm, etwas gegensätzlich. Da würde ich die obere Aussage etwas umformulieren oder weglassen. Also entweder trinkt er nie, selten oder den ganzen Tag ^^ Alles zusammen geht nicht.


    Zitat von Lehaidin

    "Eine Narbe? Wann habt ihr(Ihr) eine Narbe gesehen?", warf Elion ein und schmunzelte.
    "An dem Abend, an dem er auf dem Felsvorsprung stand. ich(Ich) war nah bei ihm und er legte seinen Arm um mich.

    Zitat von Lehaidin

    seine Vergangenheit zu überdecken

    ertränken?


    Zitat von Lehaidin

    ich für meinen Teil hoffe,

    Zitat von Lehaidin

    "Was? ich... Nein, habe ich nicht.

    Ich -> Groß


    Zitat von Lehaidin

    beschwerte siech Atrion kurz darauf

    sich


    Zitat von Lehaidin

    (...) die sich gerade durch eine weitere Hecke kämpften.
    Mürrisch kämpften sich die Gefährten weiter durch die Dornen(Komma) und durch die Nadeldecke des Waldes rieselte inzwischen Schnee hinab.

    Zitat von Lehaidin

    Beinahe magisch floss das Wasser vor ihnen und Atrion blickte fasziniert in das unnatürlich klare Wasser.

    Zitat von Lehaidin

    "Mir geht es gut. Beruhigt euch doch ei..."
    Sel hielt inne und starrte leer auf den Boden.

    Absatzfehler.


    Zitat von Lehaidin

    Dann brach ein Schwall Kotze aus ihm hervor und er stürzte zu Boden

    Kotze finde ich jetzt nicht so schön formuliert ^^ "Unverdautes" oder eine andere Formulierung für "sich übergeben"


    Zitat von Lehaidin

    Gemeinsam hievten sie ihn über den breiten Baumstamm

    Geimeinsam? Ich dachte Bregen hat ihn bereits (alleine) über seine Schulter gehievt und schleppt den.


    Zitat von Lehaidin

    der Lieselsteingroße Schneeflocken auf sie niederregnen ließ

    Lieselstein? xD

    Schneeflocken regnen nieder? :hmm:


    Es waren noch mehrere kleinere Kommafehler drin, aber ich bin jetzt nicht so der Fitzler, der das durchgeht. Wenn du es aber möchtest, tu ich das gerne :)
    Inhaltlich aufjedenfall super! Deine Beschreibungen malen schöne Bilder der Umgeung, so dass man quasi mit der Gruppe mitläuft und all das sieht, was sie sehen.
    Ein bisschen aber stört mich die Abhandlung des "verseuchten" Sel. Irgendwie leidet er zu wenig, dafür, dass das Wasser zum Tode führen soll ^^ Aber vielleicht sollte das keine wirkliche Tiefe haben und daher nicht so thematisiert werden?

  • Hey @Ruka,
    Ich mache das absichtlich :D Nein, Scherz, keine Ahnung, warum die Kapitel immer so unbemerkt bleiben ||:|
    Trotzdem freue ich mich natürlich gewaltig, dass du dir die Mühe gemacht hast, und weitergelesen und kommentiert hast. Danke ebenso für das super liebe Lob von deiner Seite. :love: Bestärkt mich immer und immer wieder, weiter zu schreiben...
    Mhh, ja, was Sel betrifft: Da war ich mir selbst nicht wirklich sicher. Habe mich etwas von "Der Hobbit" inspirieren lassen (gibt eine Szene, in der Bombur in einen Fluss fällt, danach wird er kaum beachtet, ist aber bewusstlos und "grunzt" nur etwas).
    Deine Verbesserungen werde ich demnächst übernehmen, danke schon Mal dafür. ^^

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Kapitel 13
    Die Legende der Drachenreiter

    Ein spärliches Mittagessen bereitete der Thain Atrion und seinen Freunden. Eigentlich bestand es größtenteils aus Brot, etwas Pökelfeisch, ein wenig Butter und Käse. Die Teller standen auf einem kleinen runden Tisch in der Mitte der Hütte und der Thain brachte frisches Quellwasser in einem großen Tonkrug an die Tafel.
    Die Behausung des Thain war tatsächlich überaus beeindruckend. Das gesamte Haus bestand zur Hälfte aus dem Stamm des Baumes und das Dach ging nahtlos in den Stamm über, sodass Teile des freiliegenden Daches tatsächlich aus Baumrinde bestand. Die Einrichtung war eher unübersichtlich und wirr. Überall lagen die seltsamsten Dinge herum und der ganze Wohnraum sah eher nach einem Krämerladen, als nach einer gemütlichen Behausung aus. Regale an den Wänden beherbergten seltsame Gläser und Ampullen, in denen entweder unerkenntliche Dinge umher schwammen, oder deren Inhalt aus Tränken bestand. Mehrere Bücherregale ächzten unter der Last von dicken Wälzern und von der Decke hingen diverse getrocknete Kräuter und Pflanzen. Die Fenster waren kreisrund und ließen das Sonnenlicht mit im Feinstaub erkennbaren Strahlen ins Zimmer Fallen. Papyrusrollen, Landkarten und Federkiele säumten die meisten Ablageflächen des Raumes und auf dem Boden häuften sich Stapel von Büchern. Die Kochstelle und der Feuerplatz war unaufgeräumt und im Topf über den kleinen Flammen brodelte eine süßlich duftende Flüssigkeit.
    Der alte Mann wuselte ihnen unruhig weitere Speisen zusammen, die er in seinem häuslichen Chaos finden konnte und stellte sie Atrion und seinen Gefährten auf den Tisch. Innerhalb kürzester Zeit war aus der spärlichen Mahlzeit ein vorzügliches Mittagessen geworden und genüsslich schlürfte Ilfgar an seiner Suppe, als Atrion zu sprechen begann:
    "Herr Thain? Ich bedanke mich für ihre Hilfe mit Sel und diesem vorzüglichen Mahl, aber wir sind noch aus einem anderen Grund hier..."
    "Ich weiß. Ich weiß auch ziemlich genau, um welchen Grund es hier geht."
    Schweigend blickte er in die Runde und seine Augen blieben schmerzerfüllt auf Falion liegen, der scheinbar wusste, was in dem alten Mann vorging. Interessiert folgte Atrion den beiden so gänzlich verschiedenen Zauberern in ihrer scheinbar gedanklichen Verbindung und wartete auf eine Antwort. Aber schon nach wenigen Augenblicken wandte sich Falion vom Thain ab und setzte sich niedergeschlagen auf einen halb zerfetzten und zersessenen Sessel. Der alte Mann blickte ihm gequält hinterher und drehte sich schließlich wieder zu Atrion um.
    "Nun, ihr sucht die Drachenreiter von Eolond. Ich kann euch dabei nur leider nicht helfen", sagte der alte Mann und zuckte mit der Schulter.
    Atrion und seine Gefährten schien es für einen kurzen Moment die Sprache verschlagen zu haben und schockiert unterbrach die Gruppe ihr üppiges Mahl.
    "Was? Man sagte uns, wenn es jemand wüsste, dann nur ihr", stotterte Ilfgar und ließ sein Brot mit Butter und Käse zurück auf den Teller sinken.
    "Nein, ich kann euch nicht helfen. Einerseits kenne ich den Eingang nicht und andererseits werde ich diesen Ort hier unter keinen Umständen verlassen!", schüttelte der Thain den Kopf.
    "Den Eingang? Liegt das Drachenreiterreich unter der Erde?", stellte Juna verwirrt fest und auch ihre Gefährten schienen über die Erwähnung eines Eingangs verwirrt zu sein.
    "Der Legende nach befindet sich das Reich der Drachen in einer gewaltigen Magischen Parallelwelt. Einer magischen Blase wie diese hier", erklärte der langhaarige alte Mann und zeigte bei der Nennung der magischen Blase um sich.
    "Die Welt wurde vor vielen tausend Jahren von den Magieren der Akademie und einem Thain geschaffen. Zu dieser Zeit waren die Drachenreiter die Helden des Krieges und zu ihrem Schutz und zum Schutz der Bewohner von Eolond erschufen sie eine Welt, verborgen vor den Augen der Sterblichen. Um in diese Welt zu gelangen muss man wissen, wo der Eingang zu finden ist. Ohne den Eingang könnt ihr Jahrhunderte lang durch Eolond streifen und würdet nie etwas finden", ergänzte er und schaute in die Runde.
    Fasziniert hatte Atrion seiner Erzählung gelauscht, aber sein Blick war zu Boden gesunken, nachdem ihm bewusst geworden war, dass der Thain ihnen nicht helfen konnte. Auch seine Gefährten schienen ratlos und enttäuscht zu sein, während sie schweigend auf ihre Teller starrten.
    "Warum verlasst ihr diesen Ort nicht? Warum könnt ihr uns nicht helfen, den Eingang zu finden?", fragte Tria schließlich.
    "Ich lebe nun seit 92 Jahren auf dieser Welt und bevor ich diesen Ort hier fand, war die Welt dort draußen ein grausamer Ort. Ihr müsst verstehen, ein Thain ist ein schwieriges Wesen. Er weiß viel, aber ein aktives Einmischen in das Geschehen der Welt widerspricht seiner Natur. Er ist Beobachter, neutraler Schiedsrichter und Wissensüberbringer. Ein Lehrer, nichts weiter. Zwar gab es immer wieder Thains, die sich ihrer Natur entzogen haben und dem Lauf der Geschichte einen Stempel verpasst haben, aber das waren seltene Ausnahmen. Bevor ich in dieses kleine geschützte Reich gelangt bin wurden die Thains gejagt und geächtet. Die Gier der Menschen, Zwerge und Elfen nach Macht hatte uns zu nützlichen Zielen gemacht. Unser Wissen und unsere Magie waren ihnen ein Dorn im Auge und mit den grausamsten Methoden versuchten sie, uns unsere Macht zu entreißen. Wir wurden gefoltert, geächtet und viele meiner Brüder erlitten den Tod. Nur, weil die Wesen in der Welt dort draußen ihre eigene Macht vergrößern wollten..."
    Sichtlich aufgerüttelt von seiner Vergangenheit, stockte der Thain inmitten seiner Erzählung und er begann tief ein und auszuatmen.
    "Die Verfolgung der Tahins liegt schon fast tausend Jahre zurück. Mein Vater erzählte mir die Gruselgeschichten immer vor dem Einschlafen. Aber wie... Wie konntet ihr diese Schandtaten erleben? Ihr seid doch 92 Jahre alt?", grübelte Bregen und kratzte sich am Kinn.
    "Nun, diese Phänomen ist mir nach einigen Jahren in dieser Blase aufgefallen. Die Zeit hier drinnen vergeht viel langsamer als die Zeit in eurer Welt. Achtzig Jahre in dieser Blase lassen tausend Jahre in eurer Welt vergehen. Also während dieser kurzen Zeit, in der ihr hier seid, vergehen dort draußen fast schon Tage", erklärte der alte Mann und die Gruppe war nun endgültig an den Grenzen ihres Verstandes angelangt.
    "Außerdem altert man hier deutlich langsamer. Ich selbst habe keine Ahnung, wie diese Blase hier funktioniert, geschweige denn, wie alt ich wirklich bin, aber eines ist sicher, ich lebe schon sehr lange auf dieser Welt. Die Einsamkeit war immer wieder schwierig. Jahrhunderte lang in dieser Blase gefangen zu sein ist kein leichtes Leben, aber es war sicherer als die Welt der Menschen", antwortete der Thain und setzte sich auf einen Stuhl neben Atrion.
    "Bitte, wenn nun weitere Tage vergangen sind, während wir hier sind, müsst ihr uns helfen. Eolond steht kurz vor dem Untergang. Die Gemeinschaft des Chaos vernichtet und zerstört jede Stadt und ein fremder Feind bahnt sich einen Weg durch die friedlichen Lande von Eolond. Zu allem Überfluss hat den König sein eigenes Blut verraten. Dort sitzt der Einzige, der..."
    "Der den Thron wieder besteigen könnte. Ich weiß, wer ihr seid und was ihr vorhabt. Ebenso wie ich weiß, wer diese Feinde sind, gegen die ihr antreten müsst. Auch bin ich darüber im klaren, warum sie hier sind. Dennoch kann ich euch nicht helfen", unterbrach der Thain Atrion und erhob sich schwungvoll.
    "Wie sollen wir die Drachenreiter dann finden?", seufzte Juna und ihr Kopf sank in ihre Hände.
    "Nun, ich sagte, dass ich euch nicht helfen kann. Es gibt Jemanden, der euch ohne Probleme zum Eingang bringen kann. Jemand, der selbst schon in der Welt der Drachenreiter gewesen ist. Jemand, der Mal einer von ihnen war."
    "Wer?", schoss es aus Atrion heraus wie ein Pfeil aus der Sehne eines Bogens.
    "Ich", sagte Falion und er erhob sich aus dem Sessel.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -