Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.889 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. August 2017 um 16:01) ist von Rael.

  • Wie steht es eigentlich um Recht und Gesetz in Eurer Welt? Gibt es so etwas wie eine allgemeine Justiz, ein Polizeiwesen, oder herrscht absolutes Faustrecht? Bekommt bei Gerichtsverfahren der Recht, der Ankläger und Richter am besten schmieren kann, oder wacht ein mitleidsloses, aber faires Justizwesen darüber, dass jeder erhält was er verdient?
    In meiner Welt liegt die Gerichtsbarkeit auf dem Lande in den Händen des Dorfschulzen, wenn es um die Schlichtung minderer Vergehen geht. In der Regel wird er dabei vom hiesigen Heckenwart unterstützt, da es sich dabei meist um Streitereien unter Bauern dreht. Bei Kapitalverbrechen wird der Beklagte an den Büttel des nächstgrößten Ortes oder direkt an den Lehnsherren überstellt, falls ein solcher vorhanden ist. Sollte dies nicht möglich sein, wird er vom Schulzen mit Unterstützung des Dorfältestenrates abgeurteilt.
    In kleineren, unabhängigen Ortschaften gibt es oft nur einen Nachtwächter, der seine Runden abgeht und beim Bemerken einer Straftat die Bürger durch laute Rufe alarmiert. Die Gerichtsbarkeit liegt in den Händen des Bürgerrates.
    Größere freie Städte leisten sich eine permanente Stadtwache, die aus Stadtgeldern finanziert wird. In der Regel rekrutieren sich die Angehörigen aus den freien, unbescholtenen Bürgern selbst, die für eine gewisse Zeitspanne zum Dienst eingezogen werden können. Die Offiziere sind fest bei der Stadt angestellt und meist kampferprobte Veteranen des Reichsheeres.
    In unfreien Städten, also solchen die direktes Eigentum einer Adelsfamilie, eines geistlichen Ordens oder tributpflichtige Vasallen eines fremden Herren sind, leistet in der Regel eine stehende Wachmannschaft Dienst. Je nach dem Grad der Bedrohung, dessen sie sich ausgesetzt sieht, kann diese durchaus den Charackter einer bewaffneten und gerüsteten Militäreinheit haben. Die alleinige Gerichtsbarkeit ist dem vom Herren eingesetzten Vogt unterstellt.

    Bei geringeren Vergehen werden in der Regel Vergleiche angestrebt, mit denen alle Beteiligten gut leben können. Bei Kapitalverbrechen wie Betrug, Meineide, schwerer Raub, Vergewaltigung und vorsätzlicher Mord geht man üblicherweise mittels Folter an die Wahrheitsfindung, sollte sich der Beschuldigte ungeständig zeigen. Da die hiesige Justiz nicht in der Lage ist, Indizienprozesse zu führen, ist dies die erfolgversprechenste Lösung.
    Verbrechen, die mittels Zauberei verübt wurden, werden grundsätzlich als vorsätzlich eingestuft.

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Kommt bei mir sehr auf die Welt an und da nochmal mehr auf die Kulturen. In der untergehenden Welt gibt es beispielsweise gar kein Gesetz, keine Gerichte, keine staatliche Polizei. Was aber auch dazu führt, dass, wenn man sich gegen den falschen verschuldigt, man um so teurer bezahlen muss und nicht unbedingt nur persönlich. Recht haben ist da eher eine Frage von sich durchsetzen können. Wer Macht und/oder Reichtum hat, kann sich schützen. Söldner und die Augen der Finsternis, eine Art Privatdetektivargentur, bieten sich als Ausklärer und Vollstrecker von Übeltaten an - wenn sie jemand dafür bezahlt.

    Wo es Adel gibt, der herrscht, hat auch bei mir dieser Recht und Pflicht, für Recht und Ordnung zu sorgen (wobei kleinere Vergehen natürlich an Büttel etc. delegiert werden).

    In meiner Welt Ba gibt es die Vollstrecker. Es gibt wenige und einfach formulierte Gesetze, die den verschiedenen Spezies und Kulturen, die dort aufeinandertreffen, gerecht zu werden und ein ordentliches Zusammenleben ermöglichen sollen. Diese wenigen Gesetze werden um so erbarmungsloser vollstreckt. Für jedes Verbrechen muss jemand die Verantwortung übernehmen (ob er schuld ist, ist weniger die Frage und Folter verfehlt selten ihr Ziel) und der wird drakonisch bestraft. So gibt es oft kein Recht, aber Ordnung. Denn bei jedem Verbrechen, das du begehst, weißt du, dass vielleicht nicht du, aber möglicherweise jemand der dir nahe steht die Konsequenzen tragen muss. Denn Spuren werden durchaus verfolgt und wehe dem, der sich am Ende davon findet!

    Das sind wohl meine "spektakulärsten" "Rechtssysteme". ;)

  • In meiner Welt Ba gibt es die Vollstrecker. Es gibt wenige und einfach formulierte Gesetze, die den verschiedenen Spezies und Kulturen, die dort aufeinandertreffen, gerecht zu werden und ein ordentliches Zusammenleben ermöglichen sollen.

    Es gibt also auf Ba eine speziell auf verschiedene Spezies zugeschnittene Gerichtsbarkeit? Das klingt interessant :) ! Müssen Ghule dort das schriftliche Einverständnis der Hinterbliebenen einholen, um ihren Hunger legal stillen zu können :D ?
    War nur Spaß. Muss mich dort wohl wirklich mal einlesen ...

    Zu meiner Welt wäre noch zu sagen, dass Gottesurteile in den Gegenden, in denen die offizielle Staatsreligion stark ist, allgemein als aussagekräftig anerkannt werden. Bei magischen Verbrechen werden gern äußerst skurille "Wahrheitswerkzeuge" wie Hexenwaagen oder die gruselige Gebackene Hand eingesetzt, die einem Mordopfer entstammt und im Beisein des Mörders wieder zu bluten beginnt. Gewiefte Folterknechte wissen jedoch etliche Mittel und Wege, das Ergebnis in diesem oder jenem Sinne zu beeinflussen.

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Kommt bei mir sehr auf die Welt an und da nochmal mehr auf die Kulturen

    Ähnliches gilt auch für mich. Ich muss gestehen, dass meine Rechtssysteme selten wirklich ins kleinste Detail gehen...ich glaube, ich habe mich überhaupt nur in 3,4 Projekten intensiv genug damit beschäftigt, um es überhaupt ein System nennen zu können.

    So gibt es bei mir zum Beispiel ein Königreich, in dem jede Stadt und jedes Dorf über magische Wächterstatuen verfügt, die an verschiedenen Orten in den Städten über das Geschehen wachen und Unrecht augenblicklich nach den festgeschriebenen Gesetzen des Landes bestrafen. Sie verfügen über ganz verschiedene Möglichkeiten, ihren Job zu erfüllen. Sie können den Tätern Flüche auferlegen, ihnen die magischen Fähigkeiten entziehen, sie zu Strafarbeiten zwingen oder - wenn es das Gesetz so vorsieht - den Schuldigen töten.
    Die Statuen sind vollkommen emotionslos, erfüllen also nur ihre Aufgabe, ohne wenn und aber und ohne Verhandlung (Kein Mitleid, keine Bestechlichkeit usw).
    Gleiches gilt auch für Gebiete außerhalb der Städte und Dörfer. Da sich die Statuen durchaus bewegen können, sollte man sich nie zu sicher sein, dass man nicht beobachtet wird.
    Aus diesem Grund ist die Kriminalitätsrate innerhalb des Königreiches recht gering. (ich hoffe man kann es so gekürzt einigermaßen verstehen, will es jetzt nicht zu lang ausführen :D )

    Allgemein gibt es bei mir also eher weniger Verhandlungen oder Anhörungen...Liegt vielleicht daran, dass ich mich noch nie intensiver mit solchem Prozedere beschäftigt habe...

    Sollte ich vielleicht mal nachholen.

    LG!

    "Have I gone Mad?"
    "I'm afraid so. You're entirely bonkers. But I'll tell you a secret. All the best people are."

    - Alice in wonderland

  • Eine gespenstische, mitleidslose, aber auch faire und inkorrupte Justiz :) . Kann mir gut vorstellen, dass auf Deiner Welt Ruhe und Ordnung herrschen.
    Gibt es wirklich keine Möglichkeit, diese Statuen zu beeinflussen oder gar unter seine Kontrolle zu bekommen? Wem dies gelänge, der wäre der Herr der Welt!

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  • Doch, gibt es und passiert auch.
    Da die Statuen sich an das geltende Gesetz halten, müsste man theoretisch "nur" das Gesetz ändern. Nicht ganz so einfach, da stehen einige Hindernisse im Weg (nicht zuletzt die Tatsache, dass der Versuch die Landesregeln brechen und somit die Aufmerksamkeit der Statuen erwecken würde) - aber das wäre der Weg, um die Dinger zu beeinflussen. Ohne diesen Schritt gibt es keine Möglichkeit, die irgendwie zu umgehen. :)

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    - Alice in wonderland

  • Recht und Gesetz in meinen Geschichten? Jo, dass kommt meistens auf die Geschichte an. Meistens baue ich aber tatsächlich in jeden Dorf eine andere Art der Gerichtsbarkeit ein. Und die Varianten sind vielfältig.

    In meiner Steampunk Geschichte, an der ich gerade schreibe, gibt es eine hoheitliche Gerichtsbarkeit, dessen Gesetze über alles stehen, jedoch hat der Staat nur wenig Einfluss in den Städten und Dörfern. Aber wenn kaiserliche Einheiten in eine Stadt kommen, genießen sie weitgehende Rechte, die sie aber nur in Ausnahmefällen einfordern können. Also wenn der Stadtrat korrupt ist, zum Beispiel.
    Zudem genießen kaiserliche Einheiten auch das Wohlwollen der Stadtbevölkerung. Sie haben also weitgehende Freiheiten.

    Dieselben Einheiten haben auf dem Dorf hingegen eventuell nichts zu melden. Es kann gut sein, dass die Dörfler ihnen ablehnend gegenüberstehen, und da Kaiserliche zumeist in der Unterzahl sind (und die Auslöschung eines Dorfes nicht den besten Eindruck in der Akte macht) haben sie wenig Handhabe.

    Das heißt, dass hoheitliches Recht zwar vorhanden ist, die lokale Gerichtsbarkeit sich auch darauf bezieht, aber überall anderes Recht gilt, wenn auch nur im Detail.
    Auch die Durchsetzung der Gesetze ist lokal geregelt, und von Ort zu Ort unterschiedlich.

    Das hat große Vorteile, die Orte erhalten eine hohe Eigenständigkeit, nur die Korruption und Vetternwirtschaft ist ein Problem, dessen sich aber kaiserliche Einheiten annehmen (die völlig überraschend auftauchen können), und die auch durchaus Hinrichtungen vornehmen können, was wiederum lokale Gerichte nicht können.

    In meinen Urban Fantasy Geschichten ähneln die Gesetze aber unseren, wobei sie weitgehend locker gehalten sind, wenn es um Magie geht. Auch hat die Exekutive weitgehende Befugnisse, ohne tatsächlich Bürgerrechte auszuhebeln, oder Willkür Tür und Tor zu öffnen.

    Aber die Urban Fanrasy sind eher Ausnahmen. Meistens sind bei mir die Gesetze und ihre Durchsetzung tatsächlich etwas lokales.
    Wobei ich hier auch sehr häufig Machtkämpfe einbaue. Die Konfrontation einer Priesterin mit einer Stadtwache, zum Beispiel. Oder die zweier Wikinger-Clans.

  • Das habe ich bisher tatsächlich kaum genauer verfolgt und mache es ebenfalls sehr von Zeit und Ort abhängig.


    Einzig Padus hat da natürlich eine Sonderstellung, da es ja eine fast demokratische Gesellschaft mit "relativ" fairerer Verteilung des Wohlstands, ist die Kriminalität recht niedrig, außer in den "Fremdenvierteln" wo aber eine recht schlagkräftige Polizeitruppe die Situation in Schach hält (bzw in Schach prügelt ;) )
    Größere Straftaten (Mord oder Verrat ) werden vom Rat gerne auch öffentlich behandelt und verurteilt.


    So gibt es bei mir zum Beispiel ein Königreich, in dem jede Stadt und jedes Dorf über magische Wächterstatuen verfügt, die an verschiedenen Orten in den Städten über das Geschehen wachen und Unrecht augenblicklich nach den festgeschriebenen Gesetzen des Landes bestrafen. Sie verfügen über ganz verschiedene Möglichkeiten, ihren Job zu erfüllen. Sie können den Tätern Flüche auferlegen, ihnen die magischen Fähigkeiten entziehen, sie zu Strafarbeiten zwingen oder - wenn es das Gesetz so vorsieht - den Schuldigen töten.
    Die Statuen sind vollkommen emotionslos, erfüllen also nur ihre Aufgabe, ohne wenn und aber und ohne Verhandlung (Kein Mitleid, keine Bestechlichkeit usw).

    Das finde ich eine sehr spannende Idee! :D
    Kann man die denn irgendwie manipulieren oder sich mit genug Magie auch davor schützen/verstecken?

    Falken haben doofe Ohren

  • In meinen Welten hängt das immer von gewissen Faktoren ab, wie z.b. der Status der Zivilisation. In feudalen Welten neige ich dazu, das „königliche Recht“ zu vollziehen. Das bedeutet, man hält sich weitgehend an die Gesetze der Krone. Es gibt idR Wanderrichter, die von Dorf zu Dorf im Auftrag der Krone ziehen um Recht zu sprechen. Dann gibt es in meinen Welten noch die Provinzherren. Lords, Ritter und Statthalter, die aufgrund ihres „Beamtenstatus“ für die Rechtssprechung zuständig sind.

    Adlige Herren neigen dazu, sich an das „Kriegs und Kriegerrecht“ zu halten, was soviel bedeutet, dass sie ihre Rechtsfragen hier und da durch Ehrenduelle entscheiden. Naturvölker gebe ich zumeist eine Art „Weisheitsrecht durch die ältesten der Gemeinschaft“.

    Aber im großen und ganzen orientiere ich mich da schon an das europäische Rechtssystem im Mittelalter, das recht einfach gestrickt ist: der Adel sagt, was Recht ist und wer in seinem Namen Recht sprechen darf. Der Adel legt einem König oder Lord den Treueschwur ab und Konflikte entstehen, wenn die Lords ihren Schwur nicht leisten wollen oder lieber andere Herren dienen wollen.

    Und dann gibt es in meinen Geschichten auch das „Sonderrecht“, das sich z.b. Kirchen, Religionen, Geweihte oder Magier-Gilden herausnehmen. Viele Gilden in meinen Geschichten neigen dazu, sich ihr eigenes Rechtswesen aufzubauen, das dann neben der weltlichen und kirchlichen Ordnung steht.

    So kann man in meinen Geschichten schonmal an Orten landen, in der es bis zu 4 Rechtssysteme gibt, die – je nach Stand und Herkunft der Charaktere- einfach nebeneinander existieren.

    In einer Fantasywelt macht das oftmals auch Sinn, denn nicht zuletzt durch Konflikte, die sich hierbei ergeben, kann eine Geschichte aufgewertet werden und sie wirkt natürlich glaubwürdiger.

    Man darf halt nicht vergessen: in einer Mittelalterwelt sind die Kommunikationswege noch sehr lang und es kann Tage, Wochen und Monate dauern bis Angelegenheiten entscheiden werden. Man lebt nicht so zentralisiert, wie wir in unserer heutigen Welt. Viele Kulturen und Gemeinden leben abgelegen und müssen irgendwo sehen, wie sie klar kommen.

    [align=center][color=#800080][font='Arial, Helvetica, sans-serif']ROBERT POSTER IST DER 3 GROSCHEN MAGIER VON MORAKIS

  • Wie steht es eigentlich um Recht und Gesetz in Eurer Welt? Gibt es so etwas wie eine allgemeine Justiz, ein Polizeiwesen, oder herrscht absolutes Faustrecht? Bekommt bei Gerichtsverfahren der Recht, der Ankläger und Richter am besten schmieren kann, oder wacht ein mitleidsloses, aber faires Justizwesen darüber, dass jeder erhält was er verdient?

    Ich unterscheide bei meinen Kulturen extrem.

    Einige folgen der Rechtssprechung durch den König, da gibts auch nur in den seltesten Fällen wirklich ne Verhandlung. Eigentlich nur, wenn ein Mitglied eines oberen Hauses betroffen ist, und man weitgehende politische Probleme vermeiden will.
    In anderen Ländern wird alles mit dem Fausrecht gelöst, dort gibt es dann gar keine Gesetze. In wieder anderen Ländern hat die Kirche einen höheren Einfluß und da sind dann schon öfter mal Verhandlungen/Gerichte üblich, die in der Regel den Gesetzen der Kirche folgen. Die sich aber eigentlich auch nicht mit den Gesetzen des Königs widersprechen.

    Es ist bei mir, wie so oft. Gesetze und Rechtssprechung werden von der Herrschaft ausgeübt und sind nicht dafür da Recht zu sprechen, sondern Macht zu erhalten. Es gibt sicherlich Einflußfaktoren wie Religion und politisch übergreifende Konflikte, doch es ändert nichts an der Tatsache, dass man eine faire Rechtssprechung in meiner Welt vergeblich suchen wird.

    Aber im großen und ganzen orientiere ich mich da schon an das europäische Rechtssystem im Mittelalter, das recht einfach gestrickt ist: der Adel sagt, was Recht ist und wer in seinem Namen Recht sprechen darf. Der Adel legt einem König oder Lord den Treueschwur ab und Konflikte entstehen, wenn die Lords ihren Schwur nicht leisten wollen oder lieber andere Herren dienen wollen.

    Das trifft bei mir auch so ziemlich den Kern XD

    :!: Fantasy, weil sich die unglaublichste aller Welten in unserem Kopf befindet... :!: