Es gibt 212 Antworten in diesem Thema, welches 60.814 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Juli 2021 um 11:57) ist von Mad Bull.

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    So, werte Leserschaft. Die Handlungen kulminieren, eine Klimaxvariante, zu der mich besagter R. A. Salvatore inspiriert hat (wobei das sicher viele Autoren so machen).
    Ich entschuldige mich schon mal für die notwendigerweise vorkommenden Cliffhanger. Da dieser Kampf gewissermaßen das Herzstück meiner Geschichte darstellt und er einige Seiten umfasst, lade ich ihn nun doch in mehreren Teilen hoch. Wenn euch unlogische Abläufe oder Ähnliches auffallen, bitte anmerken. Ach ja, falls euch irgendetwas gefällt, dürft ihr das natürlich auch kundtun. ;)
    Ansonsten wünsche ich viel Freude beim Lesen!

    Übermacht


    Bjaniks Schrei traf Verk völlig unvorbereitet, ebenso wie das abrupte Verschwinden des herrlich funkelnden Eises, welches er eben noch staunend über die Köpfe seiner Freunde hinweg betrachtet hatte. Die elegante Eisstatue war plötzlich zu einem Menschenmann geworden, der einen mächtigen Überkopfschlag mit einem Zweihänder ausführte. Der vor ihm kniende Mann schaffte es dank Bjaniks Warnung gerade noch, seinen Metallschild hochzureißen, wodurch er den mächtigen Hieb mit einem ohrenbetäubenden metallischen Knall blockierte. Während der Schwertschwinger zum nächsten Schlag ausholte, stieß sich der Mann mit seinem Schild und Streitkolben vom Boden ab und kam nach einer ungelenken Rückwärtsrolle außerhalb der Reichweite des Zweihänders auf die Beine, wobei er fast das Gleichgewicht verloren hätte und in eines der Becken gefallen wäre. Inzwischen griff die Menschenfrau mit ihrer Schleuder an und versuchte, den schwertschwingenden Angreifer zumindest aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Gleichzeitig waren wie aus dem Nichts ein gutes Dutzend Untote, darunter Skelette und zerfressene Zombies, aufgetaucht, die sich mit kampfbereiten Waffen jeglicher Art wankend und schleppend von der gegenüberliegenden Wand her näherten. Eines der Skelette verharrte auf seiner Position und wackelte mit seinen knochigen Fingern. Neben sich hörte Verk ein hastig gesprochenes Befehlswort. Bjanik war schnell genug, dass der Skelettmagier von einem Geschosshagel getroffen und vernichtet wurde, ehe er seine Magie wirken konnte. Bjanka hatte unterdessen zwei Tränke zu sich genommen und bewegte sich, während sie ihn in rasender Geschwindigkeit mit Dolchen und Wurfpfeilen eindeckte, auf einen rotgewandeten Mann zu. Dieser dünne, dunkelhäutige Mann war seltsamerweise mehrfach zu sehen, er deutete in ihre Richtung und -
    Eine erbsengroße Flammenkugel schoss heran und traf Bjanik in die Brust. Doch ihre magische Entladung erzeugte lediglich einen winzigen Feuerball. Vor Schreck schrie der Gnom auf und schlug die Flammen in seinem Bart aus, während seine Robe die feurige Explosion komplett zu ignorieren schien. Nun war es an Verk zu erschrecken, als er eine moosgrüne, klauenbewehrte Hand bemerkte, die den Rand der Steintür umfasste. Als er auch des zweiten Monstrums gewahr wurde, leerte Verk hastig die Phiole mit dem Beschleunigungstrank und zog Bjanik, welcher bereits in den nächsten Zauber versunken war, von der massiven steinernen Tür weg.

    Cinnabelle hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, sich nach dem Retter ihres Bruders umzusehen. Ihr Lähmungszauber hatte den berserkerhaften Krieger nicht aufhalten können, dessen mächtigen Hieben Reil nur mit Not auswich. Ist Aurils Macht dem Willen dieses Kriegers nicht gewachsen? Ihr Bruder war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht in zwei Teile gespalten zu werden, um einen mächtigeren Zauber gegen seinen Angreifer wirken zu können. Sie hoffte, dass sie schnell die Oberhand gewinnen konnten, denn um die nahenden Untoten bannen zu können, würden sie beide ihre volle Konzentration benötigen.
    Endlich landete Cinnabelle mit ihrer Schleuder einen Volltreffer am unbehelmten Kopf des Kriegers. Er schien das Geschoss jedoch nicht einmal wahrzunehmen.
    Ein bleiches Skelett, bewaffnet mit einer gezackten Axt, steuerte direkt auf Reils Flanke zu. Die Aurilitin rief ihre Göttin an und beschwor eine magische Verbindung zu der negativen Energie des untoten Wesens herauf, um die Kontrolle über es zu erlangen. Doch die Verbindung riss ab, die roten Punkte in den sonst leeren Augenhöhlen des Skeletts erloschen und es implodierte in vollem Lauf, wodurch seine Knochen fast bis zu Reil rollten.
    Was…? Cinnabelle war kurzzeitig wie paralysiert.
    Die übrigen Untoten kamen nun ebenfalls immer näher, sodass Cinnabelle ihren Streitkolben aus der Halterung an ihrem Rücken zog und kampfbereit zu ihrem Bruder rannte, der seinen Gegner inzwischen sogar konterte. Das erste vorschnellende Kurzschwert lenkte sie mit ihrem Schild ab und zertrümmerte dafür das Becken des angreifenden Skeletts, wodurch es seitlich in ein zweites Skelett hineinfiel, sodass sich ihre Rippen ineinander verkeilten. Unglücklicherweise hielt dies das entstandene Doppelskelett nicht davon ab, die Priesterin nun gleichzeitig mit Hammer und Kurzschwert zu attackieren und zu allem Überfluss trat ein hünenhafter Zombie an die Stelle des ersten Skeletts und versuchte, Cinnabelle mit seinen klauenartig verkrümmten Fingern zu packen. Während ihre Kettenrüstung den Stich des Kurzschwertes dämpfte, wich Cinnabelle einem Hammerschlag aus und rammte ihren Schild gegen die verschränkten Rippen des Doppelskeletts. Es geriet aus seinem nun ohnehin wackeligen Stand und krachte rücklings auf den Steinboden. Indessen hatte der Zombie Cinnabelles Waffenarm im Schlag abgefangen und seine Fingernägel bohrten sich schmerzhaft durch ihre Haut. Plötzlich ließ der Zombie von ihr ab und griff einen zweiten Zombie an. Cinnabelle sah dankbar über die Schulter zu ihrem Bruder.

    Reils Eingreifen kam ihn teuer zu stehen. Die kurze Ablenkung reichte aus, dass er seinen Schild nicht mehr perfekt ausrichten konnte. Der Zweihänder krachte gegen die Seite des Schildes und trieb ihn weit genug zur Seite, dass die Klinge mehrere Fingerbreit in seiner linken Schulter versank. Reil schrie auf und als der Berserker sein Schwert wuchtig zurückriss, brach ein Blutschwall aus seiner Schulter hervor. Von Schmerz und Verzweiflung überflutet schlug Reil mit seinem magischen Streitkolben nach dem Krieger, welcher geschickt zurückwich. Plötzlich zuckte der Krieger heftig und eine glänzende Speerspitze brach aus der linken Brustplatte seiner Rüstung hervor. Noch immer den Zweihänder umklammernd sank er einen Augenblick später zu Boden und gab den Blick auf eine Gestalt mit einer klaffenden Wunde frei, die schräg über seinen gesamten Oberkörper verlief. Ihre Augen glühten tiefblau.

    Nun war Bjanka doch ein wenig dankbar, dass Bjanik ihr einen Einblick in die Magie verschafft hatte. Dadurch konnte sie die Zauber beurteilen, welche den rotgewandeten Magier schützten. Das Flackern der beschworenen Spiegelbilder verdankte sie wohl ebenfalls ihrer Abstammung, doch nun erkannte sie die innere Ruhe des Magiers. Ihre Wurfwaffen trafen den Magier mehrfach an ungeschützten Stellen – und prallten wirkungslos von ihm ab. „Steinhaut ist ein Hinhaltezauber, der dem Magier gegen physische Attacken genügend Zeit verschaffe, seine… sagen wir wirklich unangenehmen Zauber vorzubereiten“, erinnerte sie sich an Bjaniks Worte. Dass es zudem nichts Gutes für sie bedeutete, dass die Hände des Magiers unvermittelt ein kaltes grünes Licht abstrahlten, war auch ohne genaue Kenntnis des dafür verantwortlichen Zaubers klar.
    Womöglich wollte er seine starken Zauber noch aufsparen, denn entgegen Bjankas Erwartung konterte er jeden Versuch, ihn aus der Nähe anzugreifen und versuchte, die Gnomin mit seinem Dolch oder, was sicherlich fataler gewesen wäre, mit seiner magisch aufgeladenen Hand zu treffen. Teilweise lief er plötzlich in Bjankas Angriffe hinein, um sie vielleicht flüchtig zu streifen. Ihre magisch gesteigerte Geschwindigkeit rettete sie jedes Mal knapp, doch dieser Kampf forderte ihr jedes Quäntchen Geduld und Gewandtheit ab. Wann immer sie etwas Abstand gewinnen konnte, schleuderte sie einen weiteren Dolch nach dem Magier. Erst nach dutzenden Treffern würde sie überhaupt eine Chance auf den Sieg haben, während ein einziger Treffer ihres Kontrahenten mit seiner verzauberten Hand ihr Ende bedeuten mochte.
    Immerhin, dachte Bjanka, haben die Untoten sich andere Ziele gesucht.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie etwas auf sie zuschoss. Bjanka ließ sich reflexartig fallen, gerade noch rechtzeitig, wie sie erkannte, als ein Strahl – nein, eine Säule – puren Eises über sie hinwegfegte, berstend in die Wand einschlug und dabei Eis- und Steinsplitter über sie und ihren Kontrahenten herabregnen ließ. Bjanka kniff kurz die Augen zu. Während die Splitter die Gnomin kaum beeinträchtigten, wusste sie jedoch instinktiv, dass jeder noch so kleine Treffer den Steinhautzauber ihres Gegners schwächte. Sie öffnete die Augen gerade noch rechtzeitig, um vor dem nächsten Vorstoß des Magiers zurückzuweichen und zwischen ihren Ausweichmanövern und Gegenangriffen schoss ihr Blick zum Ursprungsort der magischen Frostsäule. Nach wenigen Augenblicken hatte sie zwar noch immer keinen zweiten Magier entdeckt, musste aber feststellen, dass ihr Gegenüber gerade einen neuerlichen Zauber wirkte. Als ein kleiner dampfender Pfeil heranzischte und sich in den Oberschenkel ihres Kontrahenten bohrte, erkannte Bjanka ihre gestiegenen Chancen. Der Schutz des Steinhautzaubers war aufgebraucht. Trotz der brennenden Schmerzen, die der magische Pfeil, von welchem Säure heruntertropfte, sicherlich verursachte, ließ sich der Magier nicht aus der Konzentration bringen und beendete seine Beschwörung.
    Plötzlich begann die Luft zwischen den beiden zu wabern. Ein Ausdruck des Erstaunens legte sich kurzzeitig über das Gesicht des Magiers, ehe er sich mit einer Grimasse den pumpenden Säurepfeil aus dem Oberschenkel riss. Unterdessen spürte Bjanka einen kleinen, aber schmerzhaft brennenden Einschlag in ihre rechte Hüfte und sah gleichzeitig, wie der Magier von einem magischen Geschoss in den Bauch getroffen wurde.
    Etwas Gewaltiges manifestierte sich. Bevor das Ungetüm vollends materialisierte, konnte Bjanka noch erkennen, dass ihr Gegenüber bereits eine Schriftrolle in den Händen hielt, aus welcher er rezitierte.
    „Bjanik!“, rief sie verzweifelt über das Klirren der Waffen hinweg, welches die Halle erfüllte.

  • Hier ist ganz schön was los! Nicht so einfach die Übersicht zu behalten. Geht aber gut!

    Mir ist aufgefallen, dass der Erzählstil etwas distanziert wirkt. Rufen sich die Helden etwas zu? Versuchen sie ihre Verteidigung zu koordinieren?
    Sollten nicht Warnungen und Flüche durch den Raum hallen. "Pass auf ein Skelett!" usw.
    Mehr Dialoge würde es lebendiger machen. Ist aber wie immer nur ein Vorschlag. ;)

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    welches er eben noch staunend über die Köpfe seiner Freunde hinweg betrachtet hatte.

    Vorschlag für ein besseres Lesen: welches er eben noch betrachtet hatte.

    hatte. Insofern

    hatte. Nur dadurch... (Insofern fand ich sehr distanziert)

    Grimasse den pumpenden Säurepfeil

    der Pfeil pumpt? Echt?

  • Oje! Jetzt wird es richtig chaotisch. Unsere Helden drohen, Sklaven eines Lichs zu werden. Das Doppelskelett bringt eine gewisse skurile, komödiantische Komponente in die sonst so üble Situation. So viel versuchen die Helden, aber nichts scheint etwas zu nützen! Ich bin auch ziemlich beeindruckt über deinen Umgang mit dem geschriebenen Wort - man findet bei dir stets kaum Fehler in Kommasetzung, Rechtschreibung und ähnlichen, ekeligen Dingen!

  • man findet bei dir stets kaum Fehler

    Ähm... falls etwas auffällt, bitte melden! Ich habe die Geschichte zwar schon mehrfach überarbeitet und daher vieles ausgemerzt, aber wer weiß...

    Das Doppelskelett bringt eine gewisse skurile, komödiantische Komponente in die sonst so üble Situation.

    Ich dachte so: Das würde so ein Skelett ja prinzipiell nicht stören, also...

    Versuchen sie ihre Verteidigung zu koordinieren?
    Sollten nicht Warnungen und Flüche durch den Raum hallen. "Pass auf ein Skelett!" usw.

    Dafür ist der Hinterhalt zu gut organisiert. Die Auriliten sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, Bjanka hat kurz entschlossen einen der Hauptkontrahenten ins Visier genommen, Verk ist erstmal überfordert, Bjanik macht, was er am besten kann: Er unterstützt mit Zauberei, wofür er sich ja nicht vom Fleck bewegen muss. Die einzigen Warnungen, die bislang wirklich sinnvoll waren, wurden gerufen:
    1. Bjanka, die Bjanik um Hilfe wegen der Beschwörung des Magiers ruft
    2. Bjanik warnt Reil vor Tyrion
    (3.) Verk zieht Bjanik von der Tür und den Monstren dort weg.

    Mir ist aufgefallen, dass der Erzählstil etwas distanziert wirkt.

    Falls ich dich jetzt richtig verstehe: Das ändert sich noch.

    der Pfeil pumpt? Echt?

    Stell dir einfach vor, dass der Pfeil magisch mit Säure gefüllt wurde, die er nun stetig in das Opfer "injiziert".


    Danke für die Anmerkungen!

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    Ihr werdet festgestellt haben, dass ich die Perspektive reihum wechsle. In dieser Form geht es weiter. Wie gefällt euch dieser Erzählstil? Was könnte man stattdessen vielleicht machen? Seht ihr Vor- oder Nachteile?
    Und wirkt das Kampfgeschehen auf euch realistisch?
    Bin gespannt auf eure Sichtweisen.


    Mit dem Rücken zur Wand


    Durch einen wabernden Nebel erkannte Iason sofort die Rüstung, welche vor ihm auf dem Boden lag und aus welcher sein Speer herausragte.
    Er hatte ihn getötet! Er hatte Tyrion ermordet… und er hatte einen Auriliten gerettet, wie er nun erkennen musste. Den Priester einer verachtenswerten Göttin. Verzweifelt riss Iason den Speer aus dem Herzen seines Freundes und richtete ihn gegen den blutüberströmten, völlig überraschten Auriliten. Gerade als er auf ihn losgehen wollte, durchfuhr ihn jedoch ein anderer Gedanke.
    Ihn trifft keine Schuld. Der Lich. Er hat mich dabei zusehen lassen, wie er stirbt. Der Nebel lichtete sich. Ich muss den Lich töten. Der Aurilit verdient deinen Zorn nicht.
    Mit einem außerweltlichen Wutschrei riss Iason seine Waffe in vollem Lauf herum, stieß den Auriliten zur Seite und stürmte auf die Untoten ein, welche die junge Frau neben dem Auriliten nun erneut bedrängten. Mit einem saugenden Geräusch fuhr der Speer durch einen Zombie, spießte noch den zweiten Untoten dahinter auf. Sofort griff Iason nach dem Kriegshammer, der vor ihm auf dem Steinboden lag, als er starke nekromantische Energie über ihn hinwegfluten spürte. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ihm klar wurde, was der Lich vorhatte. Hinter ihm stemmte sich Tyrions erweckte Hülle vom Boden hoch, während noch das Blut aus seiner Herzwunde rann. Iason fuhr herum, den Hammer kampfbereit erhoben, und griff seinen Freund an, dessen rot leuchtende Augen ihn sogleich fixierten.
    Die untote Hülle kämpfte mit tödlicher Präzision, doch die negative Energie verlieh auch Iason die nötige Kraft und Wendigkeit, um den gezielten Hieben zu entgehen. Dennoch zwang ihn die ungezügelte Wildheit Tyrions erweckter Leiche zum stetigen Zurückweichen. Ein seitlicher Schwinger brachte ihn aus dem Gleichgewicht und der Zweihänder drang tief in Iasons faulendes Fleisch ein. Ein ungekannter, andersweltlicher Schmerz überflutete ihn, riss direkt an seiner Essenz und nun wusste er, dass dem Zweihänder eine starke Magie innewohnte. Andernfalls hätte das Schwert lediglich seine körperliche Hülle beschädigt. Zu allem Überfluss spürte Iason erneut den Lich in seinem Geist, seine wütenden, magisch verstärkten Gedanken und Befehle.

    Der ungewöhnliche Untote hielt den wiedererweckten Krieger lange genug auf, damit die Geschwister sich auf die Horden von Skeletten und Zombies konzentrieren konnten, die aus einem seitlichen Durchgang am Ende der Halle strömten. Mit Unterstützung einiger weiterer Skelette, die Reil nun kontrollierte, schlugen die beiden eine Schneise in die nachrückenden Untoten. Ihr vorrangiges Ziel war es, irgendwie den Ausgang zu erreichen, um ihre zahlenmäßige Unterlegenheit durch mangelnden Raum auszugleichen. Und um im Zweifelsfall zu Sigrulf und Fjotkar flüchten zu können.
    Cinnabelle hörte ihren Bruder einen Zauber anstimmen. Sie zerschmetterte den Schädel eines Skeletts, wodurch sie den kontrollierten Untoten ermöglichte, sie wieder abzuschirmen, und wandte sich kurz dem Duell zu. Der Zweikampf dauerte an, doch ihr unerwarteter Verbündeter verlor stetig an Boden. Reil beendete seinen Zauber, woraufhin seine Hände sich tiefschwarz färbten, vor Energie pulsierten und dabei mächtige negative Energie abstrahlten. Sie hatte diese Magie erst ein einziges Mal erlebt, aber sie erkannte den Zauber sofort. Leid?!, fragte sie sich verwundert über die Zauberwahl ihres Bruders, denn diese Magie brachte zwar jedwedes Lebewesen an die Schwelle des Todes, versorgte Wesen der negativen Ebene jedoch mit frischer Energie.
    Da nahm Cinnabelle am Rande ihres Sichtfeldes etwas Riesiges wahr – einen Remorhaz, auch bekannt als Polarwurm. Jetzt verstand sie Reil.
    Diese monströsen, eisblauen Ungetüme, welche wie eine schrecklich überdimensionierte Kreuzung aus Schlange und Tausendfüßler aussahen, wurden bis zu vierzig Fuß lang, waren durch einen harten Chitinpanzer geschützt und lebten eigentlich in der Einöde des Eiswindtals. Ihr Rücken glühte mit einer Hitze, die Metall schmelzen konnte und ihre dolchartigen Zähne waren der Alptraum jedes Abenteurers. Dieser Remorhaz musste jedoch einer mächtigen Beschwörung entsprungen sein, überlegte Cinnabelle, denn kein Eingang zur Halle wäre groß genug für dieses Monster gewesen.

    Reil hatte noch keinen Schritt in Richtung des Monstrums gemacht, als ihn plötzlich ein Hammer in den Rücken traf. Er stolperte auf Cinnabelle zu, welche hastig zur Seite sprang, um seinen todbringenden Händen auszuweichen. Direkt neben ihr kam er zum Stehen und erstarrte plötzlich.
    Eine Woge tödlicher Kälte streifte Cinnabelle, verwandelte den Schweiß auf ihrer Haut in Eiskristalle, riss an ihren Nerven und raubte ihr jegliches Gefühl in Armen und Händen. Die Luft um sie herum glitzerte, Tränen stiegen ihr in die Augen und froren, ihre Nasenschleimhäute vereisten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Cinnabelle konnte die Ursache der Woge nicht sehen, da Reil ihr die Sicht versperrte, sich sogar noch größer machte.
    REIL!, durchfuhr es sie, als die Woge plötzlich verebbte.
    „Cinna, lauf!“, erklang seine Stimme. Mit einem scharfen Knall fiel ihr Bruder auf die Knie, welche durch die Vereisung unter seinem Gewicht zersprangen, und krachte auf den Boden. Seine Rüstung zersprang an der Seite, seine schwarze Hand verkrampfte sich – und lag still.

    Unter dem Einfluss des Beschleunigungstranks konnte Verk den plumpen Schlägen des ersten Trolls mit Leichtigkeit ausweichen oder sie mit seiner Keule abwehren. Bei jedem säureverspritzenden Treffer heulte das Monster vor Schmerz auf, doch statt die Flucht zu ergreifen, wie es nahezu jeder Troll im Angesicht von Feuer oder Säure tat, schlug er mit unverminderter Brutalität nach dem Oger. Währenddessen wirkte der zweite, etwas entfernt stehende Troll, anscheinend ein Schamane, mit kehliger, krächzender Stimme einen Zauber. Als plötzlich ein flammender Pfeil in die Brust des ersten Trolls einschlug und ihn dank seiner trockenen Haut sofort in Brand setzte, löste sich das sterbende Geschöpf einfach auf. Nun sah Verk die wirbelnden Energieströme, die der Trollschamane zu einem weiteren Zauber formte. Ein gelbes, anschwellendes Geflecht, dass sich immer weiter verdichtete und plötzlich in dem Wesen verschwand. Im Gegensatz zu Bjanik, als er versehentlich die Gestalt eines Ogers angenommen hatte, strahlte der Troll jedoch seltsamerweise kein magisches Licht ab. Vielleicht sind Zauber ja gescheitert, dachte Verk, als er mit schnellen, wuchtigen Schritten und erhobener Keule auf den Troll zueilte, denn auch der erste Zauber des Trollschamanen hatte keine erkennbare Wirkung gehabt. Da brach aus den Händen des Trolls eine Lanze aus Eis hervor. Oder nicht, schloss der Oger und entging dem Geschoss nur dank seiner magisch verstärkten Geschwindigkeit. Als die Lanze ihn haarscharf verfehlte, schoss ein weiterer Flammenpfeil an ihm vorbei und traf den Troll ins linke Bein. Anstatt ihn zu verbrennen, erlosch das Feuer jedoch sofort. Plötzlich geriet Verk ins Stolpern – die Magie des Tranks war aufgebraucht. Hätte der Troll einen Speer besessen, hätte er Verk mit Leichtigkeit aufspießen können. Da Trolle physischen Schmerz aufgrund ihrer schnellen, vollständigen Regeneration nicht fürchteten, ignorierte der Schamane den Keulenschlag und zog dem nur wenig größeren Oger eine Klaue über den Bauch. Dass er die Keule unterschätzt hatte, erkannte der Troll erst, als der Schlag – gepaart mit der besonderen Fähigkeit von Schwarzblut – sein Gesicht und die Vorderseite seines Schädels zerschmetterte, während ihre ätzende Flüssigkeit den Heilungsprozess verhinderte. Geblendet und vor Schmerz rasend hieb er mit seinen Klauen nach Verk, ehe die Wucht des Schlages den Troll von dem fallenden Oger wegtrieb.
    Ein lauter Einschlag ließ die Halle erbeben, aber Verk hatte keine Zeit, die Ursache zu ergründen. Rasch stemmte er sich wieder hoch. Die Wunde blutete zwar, schien aber nicht besonders tief zu sein. Als er den orientierungslosen Troll auf sich zu torkeln sah, fasste er seine magische Keule fest mit beiden Händen und holte seitlich aus. Als das Monster nahe genug war, krachte die Waffe mit einem nassen, knackenden Geräusch gegen seine Brust und warf es zu Boden. Ein riesiges Loch klaffte dort, wo die Säure ihre Arbeit tat und endlich löste sich auch dieser Troll auf.
    Verk sah sich sofort nach Bjanka um. Der rotgewandete Mann wirkte wohl gerade einen Zauber und schien ihre Wurfdolche nicht einmal zu bemerken. Ein dampfender Pfeil flog auf den Mann zu und traf ihn in den Oberschenkel, doch er ließ sich nicht ablenken.
    Verk musste ihn irgendwie von seinem Zauber abbringen. Wie bereits am Morgen rief er sich die Bewegungen ins Gedächtnis und handelte dann mehr oder weniger instinktiv. Seine rechte Hand schoss nach vorn und drang bewusst in das Gewebe ein. Er umfasste die magischen Stränge, die aus dem Nichts vor ihm erschienen, setzte sie neu zusammen und entließ ihre Energie. Obwohl Verk nichts anders machte als vor einigen Stunden, funktionierte es diesmal und seine beiden magischen Geschosse rasten auf den Magier zu. Kurz vor dem Einschlag spürte er plötzlich einen mächtigen Stoß und überwältigende, durchdringende Kälte in seinem Rücken. Die Haut seiner Arme begann einzufrieren, seine Rückenmuskulatur verkrampfte sich. Der Oger fiel wie ein Brett vornüber. Er konnte die Konzentration für seinen Zauber nicht aufrecht halten und bevor er auf dem Steinboden aufschlug, musste er mit ansehen, wie eines seiner Geschosse Bjanka in die Flanke traf.

    Obgleich sein Zauberrepertoire noch nicht erschöpft war, hatte Bjanik seine am stärksten schädigende Magie gegen die Trolle eingesetzt. Und die hatte ungewöhnliche Nebeneffekte gehabt. Sein erster Spiegelbildzauber, den er hektisch gewirkt hatte, als Verk ihn ruckartig aus der Reichweite des ersten Trolls gezerrt hatte, war aus unerfindlichen Gründen verpufft. Immerhin war ihm danach der zweite Zauber gelungen, sodass er sich nun angesichts der Untoten und des Menschenmagiers etwas weniger schutzlos fühlte. Die Komponenten für seinen Säurepfeilzauber hatten ihm die Hand verätzt, ehe er den Pfeil in Richtung seines eigentlichen Ziels abstoßen konnte. Dabei wurden Melfs Zauber doch gerade wegen ihrer Zuverlässigkeit so geschätzt…
    Verks magische Geschosse unterbrachen jäh Bjaniks Gedanken, doch ungleich heftiger war der Schock, als sich wie aus dem Nichts ein massiver Eisstrahl in den Rücken des Ogers bohrte. Am anderen Ende der Frostsphäre sah Bjanik nur Luft. Bei Otiluke!, dachte Bjanik an den Erfinder des Frostsphärenzaubers. Gegen diesen Feind war er so gut wie wehrlos, da der Großteil seiner eigenen Zauber ein sichtbares Ziel voraussetzte. Die Tatsache, dass der Angreifer beim Wirken eines der mächtigsten Eiszauber unsichtbar blieb, beschied ihm nur noch größere Macht.
    Während er hektisch überlegte, wie er seinem Freund effektiv zu Hilfe eilen konnte, barst die Frostsphäre und Verk kippte nach vorn. In diesem Moment erscholl Bjankas Hilferuf.
    Ein Blick zur Seite offenbarte das nächste Problem. Ein Remorhaz…
    EIN REMORHAZ?!, dachte Bjanik panisch. Das ist… unmöglich! Woher… wie kann er so plötzlich…? …!
    In Bjaniks Gehirn rastete etwas ein. Die Erklärung war naheliegend und, bei Mystras Mantel, die Lösung ebenfalls!
    Er dankte den Göttern, dass er am gestrigen Abend den Einfall hatte, sich diesen Zauber einzuprägen. Der Bannzauber benötigte einige Sekunden, doch die geringe Intelligenz von Tieren wie den Remorhaz machte ein Scheitern nahezu unmöglich… und tatsächlich verging das Monstrum sofort in einer dicken Rauchwolke, welche sich rasch auflöste. Währenddessen grübelte Bjanik über die Beschwörung selbst nach. Der Feuerball, welcher ihn getroffen hatte, war nicht mal eines Anfängers würdig gewesen und doch konnte dieser Magier ein solches Wesen herbeirufen?
    Als der feindliche Magier aus der Wolke heraus- und Bjanka entgegensprang, musste Bjanik über dessen Verwandlung staunen. Der Magier war mindestens einen Fuß gewachsen und seine Muskeln hatten sich vervielfacht. Bjanka konnte seinen Attacken nur mit Mühe ausweichen. Bjanik vermutete, dass der Mann Tensers berüchtigtsten Zauber gewirkt hatte, welcher einen Zauberer in eine heroische Kriegsmaschine verwandelte.
    In diesem Augenblick explodierte die Luft um Bjanik herum. Obgleich seine Spiegelbilder einen direkten Treffer zum Glück verhindert hatten, rüttelten die Explosionen den Gnom dennoch heftig durch. Sofort sah er sich nach dem Ursprung der Attacke um, während er in seiner extradimensionalen Tasche herumsuchte. Dort! Es war nicht mehr als ein Flimmern der Luft, was der unsichtbare Angreifer durch seine Bewegung auslöste, doch es genügte dem aufmerksamen Gnom, um dessen ungefähre Position zu bestimmen. Seine Hand schnellte mit einem Zauberstab aus der Tasche hervor. Ein zäher Schleimklumpen bildete sich an der Spitze des Stabs und schoss auf den anvisierten Punkt zu. Ein lautes Platschen erklang, als das eklige Geschoss traf und den unsichtbaren Angreifer an die Wand klebte.
    Dieser war dadurch keineswegs so wehrlos, wie Bjanik gehofft hatte. Mit einem Schlag brachen eine Eislanze und ein gutes Dutzend magische Geschoss durch den Schleim. Gleichzeitig entspannte sich die klebrige Masse – der Magier war irgendwie entkommen. Während Bjanik noch versuchte, dies zu begreifen und schützend die Arme vor sein Gesicht hielt, streckten ihn der Geschosshagel und die in einem Schwall tödlicher Kälte zerstiebende Eislanze nieder.

  • Ok, hier gibt es ja einiges an Action. Kann man Zombis mit einem Speer töten? In vielen Universen muss man dafür ja den Kopf abtrennen oder zerschmettern. Die Hektik und das Chaos kommen gut rüber. Ständig passiert etwas neues. Es sieht insgesamt ja gar nicht mal so gut aus für unsere Helden... Der Lich ist wirklich mächtig. Der Stil gefällt mir, es gibt so viele interessante Figuren, dass ich gerne mal bei jedem im Kopf zu Besuch bin. Der Nachteil ist freilich, dass man aufmerksam lesen muss, um nicht durcheinander zu kommen. :D

    Der ungewöhnliche Untote hielt den wiedererweckten Krieger lange genug auf, damit

    dass statt damit :)

  • Kann man Zombis mit einem Speer töten?

    Tut mir leid, aber zu diesem Zeitpunkt ist Tyrion noch lebendig, nur eben vom Lich gelenkt. Es stimmt schon so. Oder meinst du etwas anderes?

    Was deine Korrektur anbelangt: Jup.

    Die Hektik und das Chaos kommen gut rüber.

    Gut. Das war mein Hauptanliegen mit dieser Erzählweise.

    Der Nachteil ist freilich, dass man aufmerksam lesen muss, um nicht durcheinander zu kommen.

    Das glaube ich. Ich kenn die Handlung ja quasi auswendig, aber für andere... hast recht.

  • Mit einem außerweltlichen Wutschrei riss Iason seine Waffe in vollem Lauf herum, stieß den Auriliten zur Seite und stürmte auf die Untoten ein, welche die junge Frau neben dem Auriliten nun erneut bedrängten. Mit einem saugenden Geräusch fuhr der Speer durch einen Zombie, spießte noch den zweiten Untoten dahinter auf.

    Ich meine tatsächlich etwas anderes - das Zitat oben. :) Macht er die Zombis damit nur imobil oder tötet er sie? Beides würde ja Sinn machen... Aber das ist eine wirklich bedeutungslose Kleinigkeit! ^^

    Tut mir leid, aber zu diesem Zeitpunkt ist Tyrion noch lebendig, nur eben vom Lich gelenkt. Es stimmt schon so. Oder meinst du etwas anderes?

  • Nachdem ich deine Geschichte bisher durch habe, kann ich nur sagen, deine Kritiker haben recht, immer diese bösen Cliffhanger. Coole Geschichte, die wirklich fast Buchreif ist. Verk uns seine beiden Gnome sind einfach super Charaktere, ein echtes Dreamteam. Die Art der Magie kenne ich aus Dungeons and Dragons, was aber nicht schlimm ist, gibt ja einen guten Hintergrund ab.

    Du hast die unterschiedlichen Storyfäden gut zusammengeführt und man fiebert in dem Kampf sehr mit. Die Hektik kommt wirklich gut rüber und man kann auch gut nachvollziehen, wie die Einzelaktionen zusammenwirken. Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.


    Für mehr blümchenpflückende Orks, blutrünstige Elfen und vegetarische Drachen!

  • Die Perspektivenwechsel haben mich nicht gestört. Du beschreibst sehr präzise.
    Es ist allerdings recht viel Info. Wenn der Kampf noch drei-vier Posts so weiter geht, könnte es sein, dass dem Leser die Puste ausgeht. Der liest es im Zweifelsfall ja in einem Rutsch.

    um ihre zahlenmäßige Unterlegenheit durch mangelnden Raum auszugleichen

    Das habe ich nicht verstanden. Ich gehe davon aus, dass sie den Raum für die Untoten begrenzen wollen, oder?

  • Der Feind meines Feindes


    Ohne den Waffenarm und die Magie des Auriliten wechselte die Situation in Iasons Augen von prekär zu hoffnungslos. Sollte er sich ergeben? Allein der Gedanke daran war verrückt! Wie viel größer würden die Qualen sein, welche er im Falle einer Niederlage durch den wahnsinnigen Lich erleiden musste?
    Mit Mühe war es ihm gelungen, den Lich aus seinen Gedanken zu vertreiben. Er hatte seinem ehemaligen besten Freund mit einigen Hammerschlägen sicher bereits mehrere Rippen gebrochen, doch der nicht abreißende Strom an Untoten, welcher sich in die Halle ergoss, begrub seine Hoffnung. Die Hiebe des Zweihänders hatten ihn immer weiter zurückgedrängt. Als Iason erkannte, dass die Frau auf die Knie gesunken war und ihre Hände auf dem Rücken des regungslosen Mannes ruhten, begann er, die nun vorrückenden Skelette zu zerschmettern, während er gleichzeitig verzweifelt versuchte, Tyrions belebte Leiche zurückzuhalten. Die Frau lebt noch!, spornte er sich unablässig an, denn obwohl er dank seines Zustands nicht körperlich ermüdete, musste er seinen Anstrengungen doch einen Sinn geben.
    Plötzlich begann sich ein befremdliches Gefühl in Iasons Körper auszubreiten. Seine Bewegungen verlangsamten sich – Magie tobte in seinen Gliedmaßen.
    Er sah das Schwert niederfahren, aber seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Er spürte das fürchterliche Knacken und Reißen, als der Zweihänder sein Schlüsselbein zerschmetterte und die Magie der Waffe riss unter unsäglichen Schmerzen an seiner Essenz, als sie die negative Energie in seinem Körper direkt angriff.

    Ich nehme alles zurück, dachte Bjanka und dankte Bjanik im Stillen. Zum Glück musste sie den Fängen des riesigen Wurms nur kurze Zeit ausweichen, ehe er sich in Rauch auflöste. Da bemerkte sie, dass die Wirkung ihres Beschleunigungstranks nachließ. Als jedoch mit einem Mal der Magier, besser gesagt eine muskelbepackte, hünenhafte Variante des Magiers, mit vorgehaltenem Dolch und seiner noch immer grün leuchtenden Hand aus der Wolke auf sie zu rannte, wünschte sie sich beinahe das Monstrum zurück. Diese Version des Magiers war wesentlicher wendiger, konnte aus größerer Entfernung zuschlagen und war in der Lage ihren Ausweichbewegungen besser zu folgen. Ein lauter Knall erfüllte die Halle, doch die unaufhörlichen Attacken ihres Kontrahenten verlangten ihre gesamte Aufmerksamkeit. Eine Weile schaffte es Bjanka, den beidhändigen Angriffen zu entgehen und sie begann zu hoffen, dass sie ihren Verteidigungstanz länger durchhalten würde, als der Verwandlungszauber andauerte. Schließlich streifte die grüne Hand aber doch für einen Augenblick ihren rechten Arm, welcher sofort begann taub zu werden. Fast im selben Moment bildeten sich die Muskeln des Magiers zurück, doch dafür erschien ein unheilverkündendes Lächeln auf seinem dunklen Gesicht. Einen Augenblick später spürte Bjanka bereits ein Prickeln in der Schulter. Panisch suchte sie nach einem schnellen Fluchtweg, einem Ausweg aus dieser Katastrophe. Jegliches Gefühl in ihrem Arm war verschwunden und schon breitete sich die Taubheit auf ihr rechtes Bein aus.
    „Bjanik!“, schrie sie verzweifelt, während sie ihren letzten Dolch wurfbereit vor sich hielt, um den Magier vorerst auf Abstand zu halten.

    Es dauerte eine Weile, ehe die Welt um Verk herum aufhörte zu schwanken. Noch immer benommen hoffte er, dass der zweite Trank um seinen Hals nicht zerbrochen war. Seine Arme brannten an den Rückseiten wie Feuer. Als er versuchte sich hochzustemmen, fürchtete er, dass sie unter dem Gewicht seines Körpers einfach abbrechen würden. Schon eine geringe Belastung verursachte höllische Schmerzen.
    Stattdessen presste er die Arme an den Körper und holte seitlich Schwung. Als er sich über seinen rechten Arm rollte, gab es einen Knall, welcher durch den ganzen Raum hallte. Verk schrie vor Schmerz auf, als sein Oberarmknochen brach, aber er fokussierte sich auf den Trank. Ein leises Rieseln war hinter ihm zu hören, ehe er mit einem knirschenden Geräusch auf dem Rücken aufkam. Erstaunlicherweise hatte sein Rücken der tödlichen Kälte halbwegs widerstanden. Mit seiner linken Hand tastete er unter dem Fell nach dem Steingutfläschchen an seinem Hals… – Das Fell!, durchfuhr es den Oger. Das Winterwolfsfell hat mich gerettet!
    Verk seufzte, als er die noch intakte Flasche zu fassen bekam. Was hat Bjanik über die Flaschen gesagt? ... aber das ist kein Glas…, ging ihm noch durch den Kopf, ehe er den Korken mit den Zähnen zog und den Trank leerte. Sofort begann sein Arm zu kribbeln, die Kälte wich und mit einem weiteren Krachen fügte sich sein Oberarmknochen wieder zusammen. Keuchend und noch immer von Schmerzen geplagt kam Verk auf die Beine. Sein Arm war zwar nicht mehr gebrochen, aber das war auch schon alles.
    Ein Blick zu Bjanka verriet ihm, dass sie noch immer ihren Zweikampf mit dem Magier ausfocht. Bjanik lag ein paar Schritte von ihm entfernt schwer atmend auf dem Boden, doch eine direkte Bedrohung für ihn war nicht zu sehen. Als er nun die Situation im Zentrum des Raumes betrachtete, wusste er sofort, dass er dort am meisten gebraucht wurde, denn die Menschenfrau kniete über ihrem Gefährten und schien den Kampf völlig zu ignorieren, der um sie herum tobte. Verk fragte sich zwar, wann der einzig verbliebene Verteidiger aufgetaucht war, aber allein und mit seiner riesigen, klaffenden Bauchwunde hatte dieser definitiv keine Chance gegen die Untoten und den mächtigen Schwertkämpfer. Entschlossen festigte er seinen Griff um Schwarzblut und stürmte auf die Untotenhorde zu.
    Nur ein halbes Dutzend Schritte trennten ihn noch von den Skeletten und Zombies, welche ihn überhaupt nicht registrierten, als sich um den Körper des Verteidigers plötzlich ein rotes Leuchten aufbaute. In demselben Maße wie sich das Leuchten verstärkte, wurden seine Bewegungen langsamer. In dem Moment, als der Zweihänder auf den Mann niederfuhr, erreichte Verk die Wand aus Untoten. Mit seiner Keule fegte er die belebten Leichen beiseite, trampelte über die wenigen Untoten, die er verfehlte und schlug so eine breite Schneise in die grauenerregende Armee. Der Lärm der zu Hunderten brechenden Knochen übertönte Bjankas zweiten Hilferuf. Der Schwertkämpfer riss seinen Zweihänder frei, wodurch Schulter und Hals des Verteidigers plötzlich weit auseinanderklafften, doch er zeigte keine Regung. Da erinnerte sich Verk an Tarlins Zauber. Mit einem gewaltigen Hechtsprung stieß er den magisch gelähmten Mann um, der direkt neben der Frau und dem zweiten Mann wie ein Brett aufschlug, und traf den Schwertkämpfer mit Schwarzblut heftig am Handgelenk. Der senkrechte Hieb wurde ausreichend abgelenkt und die Spitze des Schwerts krachte kreischend auf den Steinboden. Dass er dem Mann gerade mindestens die Hand gebrochen hatte, schien diesen jedoch nicht zu kümmern. Erst jetzt erkannte Verk das Loch in der Brust und die glühenden roten Augen des tobenden, untoten Kämpfers.
    Indem er die wilden Angriffe ein ums andere Mal mit seiner dicken magischen Keule blockierte, spritzte immer mehr Säure auf den Zweihänder. Doch die Säure fand keinen Halt auf der anscheinend ebenfalls verzauberten Klinge, troff von ihr herunter und landete zischend und dampfend auf dem Steinboden. Obwohl Verk die Hiebe dank seiner verbliebenen Stärke abwehren konnte, kämpfte er doch auch gegen die zunehmenden Schmerzen in seinen Armen an. Und die übrigen Untoten warteten nicht.
    Verk wehrte eine weitere Attacke des untoten Schwertkämpfers ab – und plötzlich fiel der Zweihänder einfach zu Boden! Verks Blick folgte dem fallenden Schwert, als ihn die bloße Faust des Untoten mit unerwarteter Heftigkeit in den Bauch traf.
    Da sah er das Tosen magischer Energie hinter dem Untoten, außerhalb seiner Reichweite. Aber dies war kein zufälliger Knoten.
    Dieser Energiesturm wurde bereits zu etwas Kolossalem geformt.

  • Es wird wohl erstmal schlimmer, bevor es besser wird. Etwas Kolossales formt sich - verdammt seist du und deine Cliffhanger! :D Zumindest halten sich unsere Helden noch einigermaßen, wenn auch nur dank Zaubertränken... Aber der Strom reißt nicht ab, der Lich fällt nicht so einfach... Ich mache mir ernsthaft Sorgen!

  • Es muss schlimmer werden, damit es besser werden kann, denke ich. Mir tut die arme Bianka ja etwas leid. Da spielen die ganzen magisch begabten Charaktere mit den Untoten herum, während sie sich mit dem Magier duellieren muss.(Was heißt hier Bjanik hat da auch mitgemacht......). Respekt, ein spannender Kampf zwischen den beiden völlig unterschiedlichen Gegnern.

    Auch die anderen Stränge sind spannend, wird Verk mal wieder den Tag retten, formiert sich hier ein Dreamteam ungewöhnlicher Gestalten? Macht wirklich Spaß es zu lesen!

    ((Nein ich schmimpfe jetzt nicht auf die Cliffhanger, nein ich....)) ;)


    Für mehr blümchenpflückende Orks, blutrünstige Elfen und vegetarische Drachen!

  • Super gut!
    Hier werden direkt auch einige Fragen beantwortet, die sich mir beim zweiten Mal durchlesen des vorletzten Teils gestellt haben.

    Im Spoiler die Fehler, die ich gefunden habe und Verbesserungsvorschläge.

    Spoiler anzeigen


    Nichts gefunden ^^

  • Zumindest halten sich unsere Helden noch einigermaßen, wenn auch nur dank Zaubertränken...

    Najaaaaa... Ich gebe zu, dass den Tränken eine bedeutende Rolle zukommt, aber ich finde das nicht schlimm. In den Vergessenen Welten gibt es sie, also nutzt man sie, sofern man schlau genug war, sich vor Abenteuern welche zu verschaffen. Priester können in allen möglichen Fantasyuniversen Wunden heilen und sogar den Tod rückgängig machen. Die Übertragung solcher Fähigkeiten auf von jedem nutzbare (teils seeeeehr teure) Tränke gibt es hier eben auch. Bedenkt, dass Bjanik in Letzthafen ja einige wertvolle Dinge gegen die Tränke und Stäbe eingetauscht hat. Reisevorbereitung und Vorausplanung eines schlauen Abenteuerneulings.

    Ich mache mir ernsthaft Sorgen!

    >>Sie haben ihr Ziel erreicht.<< :D:D:D

    ((Nein ich schmimpfe jetzt nicht auf die Cliffhanger, nein ich....))

    Klingt ein gaaaanz kleines bisschen nach :mimimi: , aber ich hatte euch dahingehend informiert... ^^

    Ich habe bis jetzt zwar noch nicht alles Lesen können

    Da du den aktuellen Post bereits geliket hast, nehme ich an, dass sich deine Aussage geändert hat... :danke:

    Im Spoiler die Fehler, die ich gefunden habe und Verbesserungsvorschläge.

    Hui, da muss ich aber ranklotzen... :D

    @alle: Ich finde es klasse, mittlerweile so viele motivierte Leser zu haben. Danke für euer Interesse und eure Beiträge!

  • Hey @bigbadwolf,
    Hammer!! :thumbsup: Also der Kampf ist ja jetzt wirklich mal spannend. Ich kann mir fast alles bildlich vorstellen und das ist gar nicht gut. Der gebrochene Oberarm hat mich da nämlich etwas aufstoßen lassen. :D
    Ansonsten ist es nicht schwer den Überblick zu behalten, du machst das super, man kann dem Kampf von Vorne bis hinten sehr gut folgen und Verk ist ja mal einfach nur badass.
    Bin gespannt was sich da "formt" und hoffe ich werde es bald erfahren. Bitte weitermachen... ^^

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -