Es gibt 212 Antworten in diesem Thema, welches 60.769 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Juli 2021 um 11:57) ist von Mad Bull.

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    Ihr werdet mich so sehr hassen. :D


    Des einen Leid…

    Kälte.
    Ich sterbe. So oder so. Dies war Reil sofort klar, als er langsam eine halb betäubte Form seines Bewusstseins wiedererlangte. Aus irgendeinem Grund war der Zauber fürchterlich schief gegangen. Er konnte spüren, wie die mächtige Nekromantie an seiner Seele riss, wie die negative Energie in ihm seine eigene Lebenskraft angriff und seinen teils gefrorenen Körper innerlich auffraß. Er spürte das Pochen in seinen Händen, mit denen er die vernichtende Magie eigentlich auf den Polarwurm hatte übertragen wollen. Zumindest wurde Cinna nicht getroffen… nun wird sie durch die Klinge sterben… vielleicht kann dieser Untote… was bleibt? … Seine Gedanken wirbelten durcheinander, als etwas neben Reil auf den Boden krachte und dabei seinen Arm streifte. Es kostete ihn alle Willenskraft, die Augen zu öffnen. Aus dem Augenwinkel erkannte er den rätselhaften Untoten.
    Nein… Cinna… nein…
    Die negative Energie in seinem Körper verzehrte ihn immer mehr… und die Qualen in seinem Inneren zeigten ihm den Weg. Grenzenloses Leid. Leid. Cinnas letzte Hoffnung.
    Cinna!, dachte Reils, als er mit letzter Kraft seine Hand gegen den Untoten drückte.

    Als Iason die leichte Berührung an seinem gelähmten Bein wahrnahm, überschwemmte ihn plötzlich eine Springflut negativer Energie, die ihn sofort bis in die Fingerspitzen durchströmte. Die Lähmung verschwand augenblicklich, seine Sinne erlangten übernatürliche Schärfe und er fühlte sich stärker als je zuvor.
    Durch den Kampflärm erreichte ihn eine wispernde Stimme, die befremdliche Worte rezitierte. Der Lich! Iason erinnerte sich, dass direkt neben ihm eine Waffe zu Boden gefallen war und wandte den Kopf unauffällig in diese Richtung. Es war das magische Schwert.
    In einer einzigen fließenden Bewegung sprang Iason auf und ergriff den Zweihänder. Plötzlich fühlte er, wie die magische Waffe versuchte, seinen Willen zu unterwerfen – das Schwert besaß ein Bewusstsein! Doch mit Hilfe seiner neu gewonnenen Energie und durch seine untote Wesensart konnte er dem Schwert zum Glück mit Leichtigkeit widerstehen und es nach seinem Willen führen.
    Die Stimme des Lichs erklang nun lauter und drängender und dann bemerkte Iason eine leichte optische Verzerrung in der Luft hinter Tyrion. Ohne nachzudenken raste er an Tyrion vorbei und auf die Stelle zu, an welcher er den unsichtbaren Lich vermutete. Mit aller Macht schlug Iason zu, gerade als der Zauberspruch endete und eine Woge tödlicher Kälte über seinen untoten Körper brandete. Ein Geräusch wie von berstendem Glas ertönte, als der magische Zweihänder durch die körperliche Hülle des Lichs schnitt. Mit einem markerschütternden Kreischen wurde das Monstrum sichtbar und fiel in sich zusammen.

    Vielleicht war es die Trauer über die Gewissheit, dass ihr Bruder tot war. Vielleicht war es die Wut darüber, dass sie sich so hilflos fühlte. Oder es war der plötzliche, überwältigende Hass auf Auril, deren heilende Magie Reil nicht retten konnte. Irgendwoher bezog Cinnabelle die Kraft, dem zerstörerischen Zauber des Lichs zu trotzen, während Tränen über ihr Gesicht liefen und auf ihren Bruder fielen. Sie hörte nicht, wie Verk zusammenbrach und den plötzlich erstarrten Kämpfer unter sich begrub. Auch das Kreischen und das Geräusch der aufschlagenden Überreste des Lichs nahm sie nicht wahr.
    Kälte hat dich mir genommen…, dachte Cinnabelle wie betäubt. Ihre Tränen nahmen ihr die Sicht. Da fiel ihr der Traum ein. Der Atem Aurils… du hast ihr dein Leben gewidmet… aber sie hat dich nicht beschützt… sie wollte es nicht… ist das also der Dank Aurils?!
    „IST DAS DER DANK AURILS?!“, schrie sie verzweifelt.
    Da hörte sie, wie ein weiterer Zauber gewirkt wurde.
    Nein! Keine Magie mehr! Kein Töten mehr!
    Brennende Wut stieg in ihr auf, Feuer loderte in ihrem Körper, Hitze versengte ihren Geist, ihre Seele schien in Flammen zu stehen, eine Welle der Verzweiflung übermannte sie, drohte, sie zu zerreißen -sie schrie erneut und ihre Stimme überschlug sich.
    Da entlud sich all ihre Wut und Pein in einem Ausbruch göttlicher Energie. Eine alles versengende Feuerkugel brach aus ihrer Brust hervor und raste auf den Zauberwirker zu. Cinnabelle, vom inneren Feuer verlassen, brach ohnmächtig über ihrem toten Bruder zusammen.

    Das ohrenbetäubende Kreischen ließ ihr das Blut gefrieren, doch der rotgewandete Magier wurde kreideweiß vor Angst. Hastig begann er einen weiteren Zauberspruch und schien Bjanka überhaupt nicht mehr zu beachten. Die Lähmung hatte sich inzwischen fast auf ihren gesamten Körper ausgebreitet. Als sich direkt vor dem Magier ein Spalt in den Dimensionen öffnete, wurde ihr klar, dass er flüchten wollte. Mit einer ungelenken Bewegung warf sie ihren letzten Dolch nach dem abgelenkten Magier.
    Für einen kurzen Augenblick nahm Bjanka die glühende Feuerkugel wahr, die auf den Magier zuraste. Dann explodierte das Geschoss und verbrannte ihn im Bruchteil einer Sekunde zu Asche. Als die überwältigende Hitzewelle Bjankas Gesicht erreichte, wusste sie, dass sie ebenso verloren war.

  • OK, an Cliffhangern bin ich ja einiges von dir gewohnt, aber das ist was Neues - ein Clifffaler ^^ Jetzt wird es schon extrem dramatisch. Zumindest ist der böse Magier tot. Und der Lich zerhackt. Furchtbar, das alles. Aber irgendwie glaube ich dir noch nicht, dass du alle sterben lässt, da waren ein paar Cliffhanger zu viel. Ob göttliche Intervention oder ein Griff in irgendeine magische Trickkiste. Da kommt noch was. Ganz bestimmt. Hoffentlich. Bitte... :/
    Aber ein wirklich gelungenes Finale! Ein würdiger Abschluss dieser glorreichen Schlacht.

  • Hoffe auch mal, dass nicht alle sterben. Das wäre echt schade!


    Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte die ganze Zeit so ein Rundenbasiertes-Strategie Fantasy Rpg vor den Augen, Während des Kampfes. Darüber hab ich mich voll gefreut, Es ließ alles recht Bund und anschaulich werden in meinem Kopf.

  • OK, an Cliffhangern bin ich ja einiges von dir gewohnt, aber das ist was Neues - ein Clifffaler Jetzt wird es schon extrem dramatisch. Zumindest ist der böse Magier tot. Und der Lich zerhackt. Furchtbar, das alles. :rofl::rofl::rofl: Aber irgendwie glaube ich dir noch nicht, dass du alle sterben lässt, da waren ein paar Cliffhanger zu viel. Ob göttliche Intervention oder ein Griff in irgendeine magische Trickkiste. Da kommt noch was. Ganz bestimmt. Hoffentlich. Bitte...
    Aber ein wirklich gelungenes Finale! Ein würdiger Abschluss dieser glorreichen Schlacht.

    Ich habe das Gefühl, dass Deku eine Petition für meine Sperrung erhält, wenn ich die Geschichte hier kappen würde... :whistling:

    Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte die ganze Zeit so ein Rundenbasiertes-Strategie Fantasy Rpg vor den Augen, Während des Kampfes.

    Interessant. Ich hab dabei immer einen Film oder zumindest die Szenerie in einem Old-School-Echtzeit-RPG vor Augen, etwa Icewind Dale.
    Aber ich nehme an, das wird bei dir durch die häufigen Szenenwechsel und Blickwinkel ausgelöst.

  • Hey @bigbadwolf,
    Ich kann mich Windweber da eigentlich nur anschließen: Ein wirklich gelungenes Finale. :thumbsup: Das mit den Cliffhängern habe ich inzwischen so gelöst, dass mein Kopfkissen kurzzeitig zum Boxsack umgestaltet wird. Sobald ich dann meine Aggressionen unter Kontrolle gebracht habe, traue ich mich auch, Etwas zu deinen Kapiteln zu schreiben.
    Nein, im Ernst, sehr gutes Kapitel. Das mit dem Rollenspiel finde ich nen sehr guten Vergleich.
    Nachdem ich das Kapitel ein erstes Mal gelesen hatte, hatte ich kleinere Probleme mit dem reinen Verständnis, aber beim zweiten Mal durchlesen erschien mir die Schlacht dann doch deutlich klarer.
    Vielleicht war ich unkonzentriert, vielleicht war ich zu müde. Im Endeffekt kann ich nur sagen:
    MACH WEITER!! Und riesen Lob ^^

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Für mich einer der besten Teile bisher! Das hat du gut gemacht.

    Ich gehe im Moment davon aus, das Reil wirklich tot ist. Er ist auch einer der Charaktere, die bisher für mich am blassesten geblieben ist. Möglicherweise könntest du in den davor liegenden Abschnitten noch etwas mehr Sympathie für Reil aufbauen. Ihn noch lebendiger beschreiben, damit sein Tod jetzt noch mehr auf den Leser wirkt. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Sensenbach (13. November 2017 um 20:32)

  • Bleibt ja nicht mehr viel zu sagen, nach den treffenden Kommentaren. Spannendes Finale des großartigen Kampfes. Reils Tod ist gut gelungen, überhaupt ist bemerkenswert, wie alles ineinandergreift. Alle werden sicher nicht sterben, aber für Bjanka sieht es ja wirklich gefährlich aus. Ich hoffe einfach mal das Beste für die Gute.


    Für mehr blümchenpflückende Orks, blutrünstige Elfen und vegetarische Drachen!

  • @LehaidinWehe, dein Kissen verklagt mich auf Schmerzensgeld! ;)
    Und ja, ich kann mir vorstellen, dass man manche Teile zweimal lesen muss. Ich bin halt im Vorteil. Aber schön, dass mir bislang anscheinend kein Logikfehler unterlaufen ist.

    @SensenbachEiner der besten Teile... Hui... Freut mich. Wie erwähnt: Dieser Kampf ist das Herzstück.
    Reil ist tatsächlich eine Mischung aus Nebencharakter und Protagonist. Er taucht immer zusammen mit Cinnabelle auf, aber aus ihrer Sicht. Ich vertiefe gezielt Cinnas Gedankenwelt. Du hast zwar recht, doch mir geht es eher um den "eigentlich ist er ja gar nicht sooo übel"-Effekt, der kontrastierend zum eher unbarmherzigen Aurilitenklerus wirkt.

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    Irgendwann werde ich auf die ganze Hintergrundgeschichte der beiden noch detaillierter eingehen.

    @Alexander2213Dass alles ineinander greift, ist teils volle Absicht, hat sich aber auch teils einfach beim Schreiben ergeben. Viele Ideen für Zauber, Kettenzauber und Gegenstände sind durch R. A. Salvatore und die entsprechenden Computerspiele inspiriert. Wer Baldur's Gate gezockt hat, wird den Zweihänder seit dem letzten geposteten Teil identifizieren können. ;)

    Nein, es werden nicht ALLE sterben.
    Ja, es sieht nicht gut aus für Bjanka... :whistling:

  • Epilog

    „Ich fühle mich, als hätten wir Auril selbst bezwungen“, sagte Bjanik und schleppte sich ins Tageslicht. Im nachlassenden Sonnenschein wurde deutlich, wie zerschunden er war. Aber Bjanka war sicher, dass sie auch nicht besser aussah. Verk fiel das Atmen noch immer schwer, obwohl sie ihm vier von Bjaniks heilenden Tränken eingeflößt hatten. Zusammen schleppten sie die Leiche des Auriliten hinaus, dicht gefolgt von der jungen Frau und dem rätselhaften, übelriechenden Untoten mit den blauen Augen, der die Überreste des rasenden Schwertkämpfers geschultert hatte. Die Frau wirkte abwesend, folgte ihnen aber widerstandslos, während sie noch immer um ihren Gefährten weinte. Der Untote hatte sie wortlos mit Bjaniks Heiltränken versorgt, nachdem er diesen irgendwie aufgeweckt hatte. Als Bjanik ihn beim Verlassen der Halle benommen gefragt hatte, warum er den Schwertkämpfer mitnahm, war seine knappe Antwort, dass er seine Pflicht zu erfüllen habe.

    Leichter Schneefall hatte eingesetzt und die kühlenden Flocken waren eine Wohltat für Bjankas feuerrotes Gesicht. Vorsichtig legten sie den Toten an jener Stelle ab, wo Bjaniks versehentliches Inferno sämtlichen Schnee geschmolzen hatte. Als Bjanka zurückschaute, sah sie, dass sich der Untote noch im Dunkeln befand und den Eingangsbereich nur sehr langsam durchquerte, während er mit einer Hand die blauen Punkte in seinen Augenhöhlen abschirmte. Bjanka schaute hoch zur Sonne, doch ihre Strahlen erzeugten sogleich ein unangenehmes Gefühl auf ihrem versengten Gesicht. Sie schaute dennoch nicht weg und ihre Gedanken wanderten zurück in das Magierlabor und zu Bjaniks ekelhafter Zaubervorführung. Sie seufzte laut.
    „Wenn du in Letzthafen diesen Feuerschutztrank nicht eingetauscht hättest, …“
    „…wäre ich nicht mehr am Leben“, beendete Cinnabelle unvermittelt Bjankas Satz.
    Bjanka hielt inne und die drei Gefährten sahen die Aurilitin verwundert an. Sie blickte trotzig zurück. „Hättet ihr mich denn am Leben gelassen, wenn ich eure Freundin getötet hätte?“, fragte sie trübsinnig und sah zwischen Bjanik und Verk hin und her.
    Es war eine scheinbar einfache Frage, doch sie zu beantworten, schien unmöglich. Verk wirkte erschüttert ob dieser Vorstellung und suchte nach Worten, während Bjaniks Miene nichts über seine Gedanken preisgab. Eine Minute verstrich und Cinnabelle wartete.
    Gerade als Bjanka den Mund aufmachte, begann Bjanik zu sprechen.
    „Soweit ist es ja nicht gekommen“, sagte er nachdenklich mit seltsam tonloser Stimme und ging langsam zurück zum Eingang. Cinnabelle sah zuerst Verk und dann Bjanka fragend an. Offensichtlich war sie an weiteren Meinungen interessiert, doch die Gnomin zuckte mit den Schultern und folgte Bjanik. Da sie im entsprechenden Fall sowieso nichts mehr hätte entscheiden können, empfand sie ihre Meinung als hinfällig. Verk eilte ihr wortlos hinterher, sodass Cinnabelle allein zurückblieb.

    „Zu wissen, dass ich ihn noch einmal töten musste, war der furchtbarste Augenblick meines Lebens… naja, meines Daseins… wie man es nimmt…“, beendete Iason seine Erklärung, wie er und sein Freund in die Fänge des Lichs geraten waren. Er betrachtete Tyrions Leiche, die nun unmittelbar vor dem Eingang im Schnee ruhte. Die verbliebene Körperwärme ließ die Schneeflocken, welche auf ihm landeten, allmählich schmelzen.
    „Und du willst ihn wirklich zurück nach Athkatla bringen?“, fragte Bjanik in die Stille hinein.
    „Ja. Ihn und dieses verfluchte Schwert.“
    Er betrachtete den Zweihänder in seinen Händen.
    „Aber die werden dich umbringen!“, mahnte Bjanka.
    „Dieses ist dann meine dritte und letzte Pflicht“, entgegnete Iason. „Wenn mein Orden Tyrions Seele rettet und die Waffe vernichtet, die ihn beherrscht oder… oder wahnsinnig gemacht hat, werde ich mich aus dieser Existenz erlösen lassen, damit Torm über mich richten kann.“ Bjanik zweifelte keine Sekunde an der Ernsthaftigkeit seiner Worte, doch es erschien ihm nicht gerecht.
    Schweigend stand die ungewöhnliche Gruppe zusammen. Bjanik bemerkte, wie Bjanka ihn ansah und er verstand. Er nickte ihr zu. Eine Sache ging dem Gnom jedoch nicht aus dem Kopf.
    „Wie hast du es überhaupt geschafft, ihm den Zweihänder abzunehmen?“, wollte Bjanik wissen.
    „Das hat er nicht“, sagte Verk plötzlich und musste husten. Es waren seine ersten Worte, seit sie die Halle verlassen hatten. Der Oger kniete sich neben Tyrions Leiche und starrte auf ihre geschwärzten Handgelenke. „Das Schwert ist plötzlich gefallen… ich glaube, meine Keule war das… mit seinen Händen.“ Offensichtlich fehlten Verk die Worte, um seine Schlussfolgerung besser zu erklären, aber Bjanik verstand, was er meinte.
    „Die Säure von Schwarzblut hat seine Hände zerstört, meinst du?“, kam er Verk zu Hilfe, der daraufhin nickte.
    „Flüche müssen magisch gebrochen werden. In seinem Zustand hätte er es unmöglich fallen lassen können“, wandte Iason sofort ein.
    „Nicht in diesem Fall“, erklärte Bjanik. „Verfluchte Waffen zwingen den Träger dazu, sie zu umklammern…, aber Tyrions zerstörte Muskeln konnten den Zweihänder wohl einfach nicht mehr festhalten… so gesehen: Pech für das Schwert.“

    „Wer war er?“, hörte Cinnabelle die Stimme der Gnomin hinter sich.
    „Mein Bruder.“
    Die junge Frau wiegte Reils magischen Streitkolben in den Händen. Sie spürte die Magie der Waffe, ihre Fähigkeit magische Energien zu bewahren. Energien für Zauber, welche ihr Bruder auf den Streitkolben übertragen hatte. Als Bjanka schwieg, legte sie ihm seine Waffe auf die Brust, zögerte dann jedoch und verharrte in der gebeugten Haltung.
    „Behalte sie“, sagte Bjanka leise. „Als Andenken.“
    „An die Grausamkeit Aurils? An ihre Lügen?“, fragte Cinnabelle bitter.
    „An deinen Bruder.“
    Cinnabelle wusste, dass die Gnomin Recht hatte. Schließlich tauschte sie ihren eigenen Streitkolben gegen den ihres Bruders aus.
    „Wie seid ihr drei eigentlich hierher gekommen?“

    Der Weg aus dem Tal gestaltete sich durch die verschütteten Bereiche und teilweise verdeckten Felsspalten schwierig. Als Bjanik auf der Suche nach einer sicheren Route feststellte, dass sämtliche Karten, Wegbeschreibungen und Aufzeichnungen aus dem schwarzen Buch verschwunden waren, überprüften Cinnabelle und Iason ebenfalls die Schriftstücke, welche sie hierhergeführt hatten. Sie waren leer.
    Eine Stunde später hatten sie ein Stück außerhalb des Tals ein Grab ausgehoben. Nachdem sie Reil die letzte Ehre erwiesen hatten, mussten Entscheidungen getroffen werden.
    In Ermangelung einer konkreten Route zog die Gruppe ostwärts, bis zwei Tage später der Nord-Süd-Pass in Sicht kam. Der Weg war nun klar, aber für sie alle war es noch eine lange Reise.
    Bis Athkatla.

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    to be continued
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    Jetzt bin ich selbst ein wenig traurig, dass ich durch bin. ;(
    Aber hoffentlich hats euch trotzdem gefallen. Weitere Diskussionen in diesem Thread sind gern gesehen.

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  • Wieder Mal sehr gut gelungen. Was lernt man daraus, wenn du Abenteuerer sein willst, bereits dich immer gut vor! Ich fand auch Cinnabelles Frage sehr gut.

    Ich fände es sehr interessant, wenn sie irgenwann auch mal Verks Familie wiedertreffen.


    Eines ist mir aufgefallen, wo ich beim lesen kurz drüber gestolpert bin.
    „Wer war er?“, ertönte Bjankas Stimme plötzlich hinter ihr.
    „Mein Bruder.“
    Cinnabelle wiegte Reils magischen Streitkolben in den Händen.

    Da Cinnabelle in den Sätzen davor nicht auftaucht, würde ich es umdrehen, liest sich glaube ich angenehmer z.B.:

    „Wer war er?“, hörte Cinnabelle hinter sich die Stimme der Gnomin.
    „Mein Bruder.“
    Sie wiegte Reils magischen Streitkolben in den Händen.


    Für mehr blümchenpflückende Orks, blutrünstige Elfen und vegetarische Drachen!

  • Ja, sehr schönes Ende des ersten Aktes (Ich nenne das jetzt einfach mal so ;) )
    Also auf nach Athkatla. Freue mich schon auf ein weiteres Abenteuer deiner "Gefährten" und nochmal wirklich großes Lob, habe deine Geschichte bis hier hin wirklich sehr gerne verfolgt. Bitte mach so schnell wie möglich weiter.

    Den einzigen kleinen Einwand, den ich noch hatte, war der, den Alexander dir schon angekreidet hat, das solltest du tatsächlich umschreiben, musste das drei Mal lesen, bis ich verstanden hatte, wer "ihr" ist. :D

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Tja, ich weiss gar nicht was ich sagen soll!

    Das hast du wirklich gut gemacht. Du hast die Handlungsstränge schön zusammengebracht und Gruppe, die sich jetzt zusammen gefunden hat verspricht interessante Abenteuer. Ich bin gespannt wie es den Helden ergehen wird.

    Ich habe mein Säcklein geschnürt und bin bereit für die Reise "Nach Athkatla"!

  • Ich kann mich da meinen Vorrednern auch nur anschließen. Sehr viele Figuren hast du in relativ kurzer Zeit zusammengebracht und einzelne Stränge zu einem dicken Tau verflochten. Es ist letztlich doch ein Happy End mit nur leicht bitterem Beigeschlack geworden. Schön, dass Bjanka überlebt hat und der Ausnahmezombi erlöst werden wird. Viel Zeit gibst du deinen Lesern nicht, nach dem Finale Abschied zu nehmen, aber vielleicht ist es so am besten - kurz und schmerzlos. Dann bin ich schon gespannt, wo wir uns das nächste mal begegnen. ^^

  • So, Freunde. Das Skript für Akt II steht. Jetzt muss ich nur noch Zeit und Muse gleichzeitig haben. Es wird definitiv zwei neue Protagonisten geben, die im Wesentlichen auch schon durch meine Synapsen pilgern, alte Bekannte werden in neuem Licht erstrahlen und wie immer werde ich euch wohl von diversen Felsvorsprüngen baumeln lassen. :D

  • Tja, wer hätte es gedacht. Ich konnte heute ein wenig Zeit erübrigen. Daher hier schon mal etwas zum Aufwärmen. ;) Den Prolog habe ich zwar auch schon fertig geschrieben, aber den lasse ich lieber noch ein wenig ruhen und gedeihen. Morgen fallen mir dann sicher noch ca. hundert Dinge ein, die ich da noch ändern muss. :D

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    Der Oger Magus II

    Die Pflicht der Tugend


    Die Magie der Reiche steht seit über tausend Jahren unter dem Schutz der Göttin Mystra. Jene, die sich keiner bestimmten Glaubensrichtung zuwenden und sich keiner religiösen Hierarchie anschließen wollen, aber doch nach den Geheimnissen der Magie streben, formen das magische Geflecht selbst. Mystra stabilisiert die Kräfte der Magie, beseitigt auftretende Störungen und ermöglicht jedem, das Gewebe zu zähmen. Vor 27 Jahren trat die Magierin Mitternacht das Erbe Mystras an. Doch nun ist auch die neue Mutter der Magie Toril-Abeirs tot und der Zerfall des Geflechts schreitet unaufhaltsam voran. Die Magie ist unzuverlässig geworden, nicht selten gar tödlich in ihren unvorhersehbaren Wandlungen. Magische Anomalien jagen durch die Reiche, erschaffend, verzerrend und vernichtend.

    Den „Berührten“ schenken sie Macht, Wahnsinn, Tod oder etwas noch Schlimmeres.

    Bestimmung.

  • Den „Berührten“ schenken sie Macht, Wahnsinn, Tod oder etwas noch Schlimmeres.

    Bestimmung.

    Sehr schönes Zitat!

    Spoiler anzeigen


    Wo ich drüber stolpere ist, dass die Götter in deiner Welt so garnicht meiner Definition für einen "Gott" entsprechen. Sind hier wohl nur sehr talentierte super Magier. Götter, die einfach so sterben! Na sowas!

  • Hm, dann ist es euch anscheinend doch nicht aufgefallen: Der Anfang steht exakt so vor dem Prolog des ersten Teils, wurde nur erweitert.
    @Sensenbach Ein Zitat? Wen oder was soll ich wo zitiert haben? Ich bin mir ehrlich keines Zitates bewusst! Klär mich bitte auf.

    Kleine Götterkunde: ( Tom Stark Korrigiere mich bitte, falls ich irgendwo Mist schreibe!)
    Götter sind in den Vergessenen Welten durchaus als Überwesen zu betrachten. Sie wurden vom Schöpfer Ao erschaffen. Und wo der herkommt? Hm... Vielleicht ist er die Singularität?! Ne, weiß nicht... Also die Götter leben hauptsächlich in anderen Existenzebenen des Multiversums als beispielsweise der Materiellen Ebene, können aber prinzipiell in jeder Ebene in Erscheinung treten. Wenn ich mich recht entsinne, in den sogenannten inneren Ebenen, die Wesen von Ordnung und Chaos, Gut und Böse innehaben. Ein mächtiger Bewohner (muss kein Magier sein) der Materiellen Ebene kann jedoch Gottesstatus erlangen, beispielsweise, indem er einen Gott tötet, der gerade in der Materiellen Ebene weilt (, was gelegentlich aus unterschiedlichsten Gründen vorkommt).

    Hoffe, das war lehrreich, unterhaltsam und obendrein alles korrekt.

  • So, es geht mal wieder etwas weiter. Vorhang auf für Neuprotagonist Nr. 1.
    Viel Spaß!


    Prolog

    2. Juni 1385 TZ

    Der Pfad zur Mithrilhalle war gerade breit genug, dass sie nebeneinander laufen konnten. Ausläufer des Mondwaldes verdeckten den Sonnenaufgang im Osten, den Grat der Welt im Westen.
    Seit mehreren Stunden hatte keine der beiden ein Wort gesagt. Im Grunde gab es auch vorerst nichts zu bereden. Ihre Flucht war, wie geplant, unauffällig verlaufen. Ein bitteres Lächeln umspielte Tiklas aufgeplatzte Lippen. Wie würde ihr Mann fluchen und wüten, wenn er heute Abend heimkehrte und feststellen musste, dass Frau und Tochter fort waren! Wie würde er toben, wenn er die zerschlagenen Schnapskrüge fand! Wird er uns suchen oder sich zuerst neue Medizin holen?, überlegte sie spöttisch und zog angewidert die Oberlippe zurück, was ein klaffendes, blutiges Loch in der linken Seite ihres Oberkiefers entblößte. Aus dem Augenwinkel betrachtete sie ihre Tochter Oághlata und der Hass auf ihren Mann vervielfachte sich. Tikla war die Schläge gewohnt. Ihr ausgeschlagener Stoßzahn war eine Sache, aber dass dieser Sohn eines Goblins und einer Zwergin die Hand gegen ihre Oa erhoben hatte… Mit fast gänzlich zugeschwollenem linkem Auge fiel es der jungen Orkin schwer, mit ihrer Mutter Schritt zu halten. Immer wieder strauchelte sie, stolperte über Wurzeln. Ihr Atem ging schwer, aber sie beklagte sich nicht. Sie beklagte sich nie.

    „Oa?“, fragte Tikla und hielt an.
    Schweigend blieb auch ihre Tochter stehen und sah zu ihr auf. Der Kräuterbrei schien zumindest ein wenig zu helfen, denn obgleich die Schwellung immer noch nahezu das gesamte linke Auge verdeckte, war das blutige Rot einem intensiven Violett gewichen. Es kostete Tikla einige Kraft, Oas gequältem Blick standzuhalten. Ihr gelbes, blutunterlaufenes Auge war noch immer tränennass und die grüne Iris flackerte zwischen Tiklas Augen hin und her. Die Orkin setzte ihr zuversichtlichstes Lächeln auf, zog ihre zehn Winter alte Tochter an sich und umarmte sie fest. Oáglatha schniefte hörbar und drückte ihre unverletzte Gesichtshälfte in Tiklas Fellmantel.

    Entfernter Gesang schreckte Tikla plötzlich auf. Das muss eine Patrouille sein!
    „Schnell!“, flüsterte sie und drängte ihr Kind vom Pfad ins Dickicht. Als der Lärm – ein altes orkisches Sauflied – näher kam, hatten sich Mutter und Tochter bereits im Wurzelkrater einer dicken, halb umgestürzten Ulme versteckt. Von ihrem hastigen Eindrücken aufgescheucht verließ ein weiß-grauer Schmetterling den Unterschlupf. Oáglatha atmete noch immer schwer, gab sich jedoch größte Mühe, still zu sein. Mit den Augen folgte sie dem hübschen Tier, bis es im Gewirr dicht stehender Bäume verschwand.
    Dann kann die Grenze des Königreichs hoffentlich nicht mehr weit sein, überlegte Tikla, während das eindeutig trunkene Grölen der Orkpatrouille in der Ferne verklang.

    Tatsächlich erreichten die beiden binnen Minuten einen mannshohen, kaum bewachsenen Grenzstein, welcher seit mittlerweile dreizehn Jahren das orkische Königreich Todespfeil vom Einflussgebiet der Zwerge trennte. Tikla fuhr mit ihrer Zunge über das Loch in ihrem Kiefer und der Schmerz bestärkte sie erneut in ihrer Entscheidung. Ihr Griff um Oas Hand verstärkte sich und mit frischem Mut schritt die Orkin voran, der Mithrilhalle entgegen und den verhassten Zwergen in die Arme.