Nytrax Kapitel 1

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  • 1. Aus der Asche …

    Die Augen der großen Schlange waren schon geraume Zeit in der Ferne verschwunden. Unter den Abgesandten der Nim breitete sich nichts als die endlose Nessaja Wüste aus. Kein einziges Sandkorn peitschte hoch in den Himmel. Es war, als ruhten alle Elemente der Erde und bereiteten sich auf die Wiedergeburt des Phönix vor. Langsam verdunkelte sich das Firmament über ihren Köpfen, die Sonnenfinsternis stand kurz vor ihrem letzten Schritt.
    »Wir müssen uns beeilen«, mahnte einer der fünf.
    Deutlich hörbar nahm der Flügelschlag jedes Einzelnen zu. Sie mussten den Feuervogel noch vor seinem Aufstieg erreichen.
    »Ian!«, rief Finn, ihr Prinzipal, hinter sich und nahm den Genannten ins Auge, »Träumen kannst du, wenn wir wieder in Fabalgur sind, sonst können wir es gleich lassen. Du weißt, welchem Wesen wir unsere Botschaft überbringen müssen?«
    »Ja, dem Hüter der Namenlosen Stadt oder Phönix, wie ihn die unwissenden Menschen nennen würden«, erwiderte Ian, der auf Augenhöhe zu ihm herabgeflogen war. Ihre Blicke berührten sich flüchtig. Finn, der Erstgeborene der Nim, Meister und Lehrer seines Volkes, war voller Sorge, in welche Zukunft sie steuerten. Was würde aus ihnen, den Wächtern allen Lebens werden, wenn der Phönix seine goldenen Strahlen nicht mehr über die Erde warf?

    Vor der Höhle des wohl mächtigsten Wesens dieser Welt traten ihre Füße geräuschlos in den weichen sandigen Boden. Eine der zwei karg gekleideten Phönixwachen erwartete sie unweit des Felsdurchstiegs. Mit einer Handbewegung, die Eile gebot, deutete sie den Nims, rasch einzutreten.
    Was für ein Wesen, durchfuhr es Ian bei dem Anblick des mit feurig glühenden Malen übersäten Wächters. Allein seine Statur sollte doch jeden ungebetenen Gast davon abhalten, einzutreten.
    Biors Kräfte mussten unvorstellbar zerstörerisch sein, dass es ihm einst beinah gelungen war, das Crypt zu erreichen. Hätte er die Asche im Moment der Geburt des Feuervogels berührt, wäre der Phönix als schwarze Kreatur in die Lüfte aufgestiegen, um seine Stadt und alles Leben auf der Erde zu vernichten.
    Ian strich sich die vom Wind zerzausten weißen Strähnen aus dem Gesicht und vermied es, als Erster an der Wache vorbeizugehen. Ob es Angst oder Respekt war, mochte er sich nicht eingestehen.
    Mattes Licht begleitete sie über rissigen Boden, an dessen Ende sich zernarbte Wände in einer unüberschaubaren Höhle verloren.
    Die zweite Phönixwache hier im Inneren war der vorherigen wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie stand inmitten des Raums und verbarg zum Teil etwas Steinernes hinter ihrem Rücken.
    Die Abgesandten des ältesten Volks der Welt war keine Sekunde zu spät erschienen. Schrilles Kreischen kündete von der Wiedergeburt des Mächtigen. Ringsherum wirbelte Staub auf, obwohl man diesen zuvor nirgends in der Höhle liegen sehen hatte. Langsam erkannte Ian seinen Irrtum. Es war keineswegs gewöhnlicher Staub.
    Der Wächter trat in jenem Moment zur Seite, in dem der Raum anfing, sich mit Licht zu füllen.
    Das ist typisch für diese Welt, dachte Ian. Hinter der Phönixwache stand zu seiner Enttäuschung ein völlig normaler steinerner Brunnen. Dabei hatte er sich unter dem Crypt etwas Spezielleres vorgestellt. Selbst hier am Rande der Inneren Welt sahen alle Gebilde oder Orte, von denen bedeutsame Kräfte ausgingen, so gewöhnlich aus, dass Unwissende achtlos daran vorbeilaufen würden.
    Das schrille Kreischen schwoll ab und zaghaftes Piepsen erfüllte die Geburtsstätte. Wie auf Kommando nahmen beide Wächter eine kämpferische Haltung ein, als müssten sie den Phönix vor den Abgesandten schützen. So hatte sich Ian seine erste Begegnung mit dem Feuervogel nicht vorgestellt.
    »Zum Zeitpunkt seiner Geburt ist der Phönix besonders verletzbar«, erklärte Finn, »Kein Wesen, das mir bekannt wäre, könnte sich dem Crypt in diesem Moment nähern, ohne dafür mit dem Leben zu büßen. Die beiden Wächter erhalten unvorstellbare Kräfte, die zwar nur für wenige Sekunden andauern, jedoch ausreichen, um ein Heer unserer Art auszulöschen.«
    Der piepsende kleine Feuervogel wuchs mit rasender Geschwindigkeit zu dem mächtigen Phönix heran. Das Ausbreiten seiner Schwingen wirbelte in der gesamten Höhle die Asche auf.
    Finn erkannte, dass es an diesem Ort keine Chance gab, sein Begehren vorzutragen. Ebenso schnell wie der Feurige spreizte er seine weißen Flügel und war mit einem einzigen gigantischen Sprung zurück am Ausgang der Höhle.
    Da Ian Finns Reaktion nicht verstehen konnte und ihm erstaunt hinterherblickte, entging ihm, was sich hinter seinem Rücken abspielte. Das Geräusch eines gewaltigen Flügelschlags, der glühende Funken in seinen Nacken trieb, ließ ihn im letzten Moment aus der Flugbahn des Phönix springen. Sonst wäre der Feuersturm des Vorbeirasenden das Letzte gewesen, was er in seinem Leben gesehen hätte.

    Obwohl Finn einer von Wenigen besonderen Ursprungs war, ließen sich seine Kräfte nicht ansatzweise mit denen des Phönix messen. Er hatte den Höhlenausgang kaum verlassen, da schlug ihm das Feuer des Herrn der Welten in den Rücken.
    »Du bist mutig«, zischte der Feuervogel den Prinzipal zynisch an, »Was in deinen Augen ist dermaßen unabdingbar, dich auf diese Weise in meinen Weg zu stürzen?«
    Finn, der nach wenigen hundert Metern mit seinen Kräften kämpfen musste, antwortete atemlos: »Ich bitte dich, mir nur für einen Moment dein Gehör zu schenken.«
    Der Phönix wirbelte mehrere Male um seine eigene Achse, als könne er Finn dadurch abschütteln. Dieser hatte aber mit keiner anderen Reaktion gerechnet. Er kannte die eitlen Mächte jener Welt. Geschickt entkam er dem Strudel, nur seinem alles verbrennenden Feuerschweif nicht. Wäre er nicht selbst eines dieser tausende Jahre alten Wesen, hätte es ihm wahrscheinlich mehr als nur die Flügel angesengt.
    »Lass den Unsinn und hör mir zu!«, brüllte er zornerfüllt.
    Aufkommendes Versagen schickte seine ersten Vorboten. Wenn ich jetzt scheitere, werden wir keine zweite Chance bekommen, wusste der weise Prinzipal und sammelte seine letzten Kräfte.
    »Ist dir das Ende allen Lebens wahrhaftig so gleichgültig?«, rief er, seinen Flug beschleunigend, dem Übermächtigen hinterher, »Ja, selbst dein eigenes?«
    Er hätte dem Phönix am liebsten einen Flügel ausgerissen, um ihn zum Zuhören zu bewegen. Doch endlich war er zu dem Feuervogel durchgedrungen, sodass er seinen Flügelschlag verlangsamen konnte.
    »Warum sagst du nicht einfach, was du willst und verschwindest wieder?«, ließ sich der Beschützer der namenlosen Stadt dazu herab, ihm zu antworten, wobei ihm Flammen aus seinem Schnabel züngelten.
    Welch Dankbarkeit, dachte Finn ernüchtert, holte aber schnell den Grund seiner Verfolgungsjagd ans Tageslicht, bevor es sich der Feuervogel anders überlegte.
    »Hätten wir eine Kreatur namens Bior einst nicht daran gehindert, dein Crypt zu berühren, gäbe es weder deine Stadt noch dich heute mehr. Du wärst zu einem Lakaien des dunklen Herrschers geworden. Wir wissen beide sehr gut, was du dort oben in deiner Stadt beschützt. Du kennst die Prophezeiung und doch hast du bis zum heutigen Tag keinen aus den Reihen der Menschen ausgewählt.«
    Seine Worte waren kaum verhallt, da setzte schon schallendes Gelächter seitens des Phönix ein. Dem Feuervogel traten fast die Augen aus dem Kopf, so weit riss er sie auf. »Was ist denn in den letzten tausend Jahren mit deinem Verstand geschehen? Was kümmert mich eine lächerliche Prophezeiung eurer Welt«, verhöhnte er ihn.
    Finn sprach unbeirrt weiter: „Dann sind dir also die Veränderungen der Erde entgangen? Das Fehlen des Mondes? Der bevorstehende Untergang der gesamten Menschheit? Freilich, so etwas übersieht man schon mal in seinem tausendjährigen, gedanklichen Vor-sich-hin-Dösen.«
    Als Antwort auf seine bissigen Worte erfasste ihn einer der Phönixflügel und schleuderte ihn hoch durch die Luft. Taumelnd rief Finn ihm hinterher: »Wir werden uns wiedersehen, dann wirst du eine schwarze Kreatur sein und zu deinen Füßen wird deine eigene, zerstörte Stadt liegen.«
    Alles, was der Prinzipal darauf zu hören bekam, war: »Das werden wir sehen!« Dann explodierte die Luft und der Feuervogel war verschwunden.
    Als Hüter des mächtigsten Relikts, das er in der namenlosen Stadt verbarg, hielt den Phönix nichts und niemand am Tag seiner Wiedergeburt davon ab, seinen Platz zwischen den Gestirnen wieder einzunehmen.
    »Was würde nun werden?«, murmelte Finn resigniert vor sich her, »Seine verdammte Eitelkeit, über allem und jedem zu stehen!«

    Mit erwartungsvollen Blicken empfingen ihn die zurückgelassenen vier am Eingang der Höhle. In den Augen jedes Einzelnen stand die Frage, ob Finn mit guten Neuigkeiten zurückgekehrt war. Doch dieser wich ihnen aus und suchte in den Weiten des Wüstensandes nach Antworten. Er, der große Anführer der Nims, war zum ersten Mal ratlos. Nie zuvor hatte so viel für sie alle auf dem Spiel gestanden.
    Wenn sich die Prophezeiung bewahrheitete, und dies war in seinen Augen nur eine Frage der Zeit, würde der schwarze Phönix nicht nur seine Stadt, sondern mit ihr alles Leben im Universum vernichten.
    »Nun sprich doch! Was hat der Feuervogel gesagt?«, brach Ian das Schweigen, »Wird er jemanden aus den Reihen der Menschen wählen?
    »Ich weiß es nicht.« Finns Blick wanderte über die Hügelkette mit ihren vom feinen Wüstensand abgeschliffenen Kanten. An diesem unwirtlichen Ort verbarg sich nicht nur die Höhle des Crypts, sondern ihrer aller Zukunft.
    Unbeabsichtigtes Kopfschütteln verriet seine Ratlosigkeit.
    »Warum wusste ich diese Antwort bereits?«, hörte Finn Ian ernüchtert sagen und ging einen Schritt auf ihn zu.
    »So darfst du aber nicht denken. Für jedes Problem gibt es eine Lösung, wenn man nur lang genug danach sucht.«
    Ihre drei Begleiter waren einige Schritte zurückgetreten. Sie kannten die beiden zu gut und wussten, wie explosiv ihre Wortgefechte enden konnten.
    »Vielleicht muss ich für den Moment das Schicksal der namenlosen Stadt wirklich aus meinen Händen geben«, überlegte Finn laut, »aber für das unserer Erde werde ich kämpfen! Den Phönix um Hilfe zu bitten, war nur eine Lösung von vielen.«
    »Von vielen?«, wiederholte ihn Ian.
    »Ja, von vielen! Was würdest du sagen, wenn mir auf Anhieb eine andere einfallen würde?«
    »Ich ahne, was jetzt kommt. Du redest wieder von diesem knorrigen alten Stab. Tychon, richtig?« Es war unmöglich zu überhören, dass Ian nicht an dessen überirdische Kräfte glaubte. Es reizte den Prinzipal unbändig, wenn es den Jüngeren seines Volkes an Vertrauen fehlte. Ihre Welt war alles andere als nur schwarz oder weiß.
    »Ja, genau«, erwiderte Finn betont und langsam, »Der knorrige Stab, wie du ihn bezeichnest, ist ebenso alt wie der Phönix. Sie wurden einst in dem gleichen Feuer erschaffen. Wenn die Zeit gekommen ist, wird er in den Händen des Einen die Welt der Menschen, nein sogar die unsere für immer verändern.«
    Ian erkannte den Grat nicht, auf dem er wandelte, und forderte seinen Prinzipal ein weiteres Mal heraus: »Kann es sein, dass du dabei eine Kleinigkeit übersiehst? Ich erinnere dich nur ungern daran, dass der Stab bis zum heutigen Tag niemanden als würdig erachtete. Ich sage dir, du glaubst an ein Wunder, das sich niemals erfüllen wird.«
    Finns Adern begannen in seinen Armen auf und ab zu tanzen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Es fehlte nur noch genau ein einziges abwertendes Wort Ians. Doch jemand anderes hielt die Zeit für gekommen, dem Ungläubigen die Augen zu öffnen.
    »Was ist das? Was geschieht mit mir?«, fuhr er Finn an, da er meinte, dieser wäre für das Gefrieren seines Blutes verantwortlich. Gerade pulsierte es noch durch seine Adern und in der nächsten Sekunde stieg steinerne Kälte von seinen Füßen auf. Er versuchte, sich dagegen zu erwehren, jedoch erfolglos. Etwas Mächtiges verwandelte ihn in eine Eissäule.
    Finn blieb seine Lage keineswegs verborgen, doch Ian erntete von ihm nur schallendes Gelächter.
    »Siehst du!«, sagte er mit schnippischem Klang in der Stimme, »Schon fesseln dich die Kräfte, die du gerade noch als Aberglauben verspottet hast.«
    »Finn! Ich kann darüber nicht lachen!«, kam unter großer Anstrengung aus Ians fast vereistem Mund.
    »Mich trifft keinerlei Schuld an deiner misslichen Lage«, verteidigte er sich, »dies verdankst du deinen eigenen Worten und jener zauberhaft jungen Frau in deinem Rücken. Wäre ich jetzt an deiner Stelle, würde ich erst zweimal nachdenken, bevor ich noch einmal den Mund öffne. Wer weiß, was sie sonst noch alles mit dir anstellt. Celestra«
    Finns Lippen formten leise ihren Namen. Seine Augen waren gefüllt mit dem Glanz der Freude. Er stob mit wenigen Flügelschlägen zu dem, wie aus dem Nichts aufgetauchten, engelsgleichen Geschöpf. Mit ihrer grazilen Statur und elfenbeinfarbenen Haut sah sie aus, wie aus der Hand eines Bildhauers erschaffen, der in ihrem Gesicht zwei Polarkristalle verewigte, deren Blick die Seele des Betrachteten in die Hände nahm. »Deine Künste entzücken mich immer wieder«, flüsterte er. Ihre Blicke berührten sich auf vertraute Art.
    »Ich konnte doch nicht mit ansehen, wie du ihm den Kopf abreißt«, scherzte sie. Dabei wusste sie doch, dass den schlafenden Drachen in Finn so schnell nichts weckte.
    Als sie sich zu ihm herüberbeugte, berührte ihr fallendes, vom Licht der Sonne gesponnenes Haar streichelnd sein Gesicht und ihre Lippen seine Wange: »Auch wenn der Anlass nicht der wünschenswerteste ist, freue ich mich, dich wiederzusehen.« Ihre Finger fuhren suchend zu dem Muttermal unter seinem linken Ohr. Noch immer erkannte sie darin nur das spiegelverkehrte F.
    Finns Hände glitten zu den ihren. Er zeichnete den Verlauf ihrer türkisblauen Handflächenornamente nach und flüsterte: »Nun sei so lieb und befreie den Armen aus seinem eisigen Gefängnis.«
    Der Blick ihrer eisblauen Augen fiel über seine Schulter zu dem beinah Vergessenen.
    Sie setzten sich in Bewegung, und nachdem sie um ihn herumgegangen waren, sagte sie freundlich aber bestimmt: »Sei mir gegrüßt, Ian! Ich bin ein wenig traurig, dass gerade ein Wächter aus dem Volk der Nims den Geschichten einer anderen Zeit keinen Glauben schenkt. Muss ich jetzt annehmen, dass du denen, welche man sich über die Zeitwächterin erzählt, ebenso wenig beimisst?« Sie vermied dabei nicht, ihn mit ihren funkelnden Augen zu verführen.
    Ian, der noch immer in seiner Eisesstarre gefangen war, brachte kaum ein klares Wort der Antwort über seine Lippen. Deshalb sprach sie weiter: »Ihr Name ist Celestra, falls du es vergessen hast oder vielleicht noch gar nicht wusstest. Und wenn du möchtest, darfst du mich ruhig bei diesem, meinem, Namen ansprechen.«
    Sie fuhr mit ihren Fingern sanft über seine Wange, was seinen Käfig aus Eis zum Schmelzen brachte. Doch Ian traute dem Frieden nicht. Er verharrte weiter, als sei er noch immer in seinem Körper gefangen. Einzig seine Augen folgten jedem ihrer Schritte, als sie sich von ihm abwandte, um den restlichen Nims zur Begrüßung die Hand zu reichen, und er dachte: Was für eine Venus, behielt es aber für sich.
    »Aus welchem Grund sollte ich dir für ein Kompliment den Kopf abreißen?« Ihr Kopf fuhr herum. Ihre Augen trafen direkt in die seinen.
    Verflucht, dachte er, nicht nur dass sie mich wie eine Marionette benutzt, sie liest auch noch meine Gedanken.
    Ian hatte vollkommen recht mit seinem Verdacht. Als Wächterin der Zeit behielt sie nicht nur die Vergangenheit und die Zukunft fest im Auge, sie erkannte zudem, was in dem Kopf ihres Gegenübers vor sich ging.
    Verschmitzt leuchteten ihre Augen auf.
    Tief durchatmen, sagte er sich, das nimmt kein gutes Ende. Schließlich ließen sich seine Gedanken bei ihrem Anblick kaum noch im Zaum halten. Achte nur auf ihr Geschmeide, befahl er sich vergebens. Ihre Halsketten fielen zu tief ins Dekolleté. Der Einzige, der sich darüber die ganze Zeit köstlich amüsierte, war Finn. Er kannte den magischen Zauber der Zeitwächterin, aus dem es für niemanden ein Entrinnen gab. Dem ein Ende zu bereiten, trat er zwischen die beiden und sagte: »Du hast ihn nun lange genug betört.«
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie mit sich. »Jetzt komm. Sei so lieb und verrate mir den Anlass deines Besuches. Der kleine Disput zwischen Ian und mir kann unmöglich der Grund gewesen sein.«
    Besorgt gewahrte er ihren sich unheilvoll trübenden Gesichtsausdruck. Unvermittelt nahm sie seinen Arm von ihrer Schulter, als ob er eine Last wäre, frei zu sprechen. Sie sah in der kleinen Runde von einem zum nächsten, dann wieder zu Finn und verlor dabei vollends den Zauber in ihrem Blick.

    »Ich habe IHN gefunden!«

    Ihre Worte trafen ihn wie ein Schlag. Er sah sie zwar an, doch sein Blick fuhr durch sie hindurch, als stünde er vor einem Geist.
    »Wie meinst du, du hast ihn gefunden? Wo hast du ihn gefunden? Nein, ich will es gar nicht wissen. Wie alt mag er sein? Fünfzehn, vielleicht sechzehn Jahre? Es ist viel zu früh für ihn! Er könnte es nicht mit einem von Biors Schattenkriegern aufnehmen, geschweige seinem ganzen Heer! Die halbe Welt wird ihn jagen, sobald er den Fuß vor seine Tür setzt.« Sein verzweifelter Wortschwall brach ab. Seine Begleiter starrten erst ihn, dann sie fragend an. Sie verstanden nicht eines ihrer Worte und ahnten nicht die schwerwiegende Bedeutung darin.
    »Ja, er ist sechzehn«, antwortete sie auf sein Fragen, »und wenn uns nicht bald einfällt, wie wir ihn vor Bior beschützen wollen, wird es für uns alle kein Morgen mehr geben.«
    Mit ihren Worten hatte sie keineswegs übertrieben. Sie brauchten sich ihre Erde nur anzuschauen, um zu wissen, dass es keinen weiteren Versuch geben würde. Alles war unumstößlich an das Schicksal des Auserwählten gebunden. Träfe er auch nur eine einzige unüberlegte Entscheidung, fiele die Erde unwiederbringlich in die Hände des dunklen Herrschers.
    Jetzt, wo sie den Einen gefunden hatte, begann das Rennen um die Prophezeiung, die wie das Schwert des Damokles über allem Leben des Planeten schwebte.
    Wenn sie ihm wenigstens sagen dürften, was er falsch oder richtig anging. Aber nein, seinen Weg, seine Geschichte, musste er frei von fremden Entscheidungen finden. Niemand, nicht einmal sie, die ihn beschützen wollten, durften sich ihm zu erkennen geben und schon gar nicht in den Weg stellen.
    Erst der Phönix, jetzt der Auserwählte. Was kommt als Nächstes?, hämmerte es auf Finn ein. Ihm fehlte der Raum zum Durchatmen, um nachdenken zu können.
    Sich Ian zudrehend befahl er daher: »Ihr werdet ohne mich zurückkehren. Was ich Celestra zu sagen habe, muss unter vier Augen bleiben, wie jedes soeben gefallene Wort diese Runde niemals verlässt.« Seine Blicke wanderten zu jedem Einzelnen und bedeuteten unmissverständlich, sich an seine Weisung zu halten.
    Wieder war es Ian, der vorpreschte. Er wollte sich nicht mit einer Handbewegung des Abschiebens abfinden.
    »Findest du nicht, dass auch wir mehr über IHN erfahren sollten?«, fragte er zu ihrer aller Verwunderung.
    Nach einer Sekunde des wahren Abwägens bekam er seine Antwort: »Nein, Ian, selbst wenn ich es wollte, könnte es für uns alle das Ende bedeuten. Nicht hier, nicht solang ich selber keine Antworten auf die Fragen in meinem Kopf gefunden habe. Bitte akzeptiert diese Entscheidung und kehrt zurück.«
    Ian sah von Finns Augen herab zum Boden, dann noch einmal hinüber zum Eingang der Phönixhöhle und schwang sich mit seinen drei Begleitern in die Lüfte.

    Erst als sie unter vier Augen waren, fiel Celestras Blick wieder auf den großen Anführer der Nims und nahm seine, ihnen nacheilenden Gedanken, zum Thema ihrer Unterhaltung. »Es freut mich zu sehen, dass du nach so vielen Jahrtausenden deine Wahl getroffen hast.« Sie ergriff seine Hand. »Also mir gefällt dieser Ian sehr. Er hat Charakter. Er wirft nicht einfach das Handtuch, nur weil es irgendjemand von ihm verlangt. Ich fand in seinen Worten auch nichts Rebellierendes. Er sucht nur aufrichtige Wege, sich einzubringen.«
    Ihn bei seinem Suchen nach einer Antwort musternd, fragte sie nach wenigen Augenblicken: »Du hast sie doch schon getroffen, oder?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es«, sprach er gedankenversunken. Sie umschlang ihn erneut, strich ihm zärtlich über die Wange und maß dabei sein helles Haar, das fast ebenso lang wie das ihre war.
    »Ach, nun komm! Was hilft es dir, ihn immer an der langen Leine wie ein Pferd zu führen? Reich ihm schon deine Hand! Ich hab sofort gesehen, wie dein Umgang mit ihm ist.« Celestra schmiegte ihren Kopf sanft an seine Schulter. »Vergiss nicht, deine Gedanken sind vielleicht vor ihm sicher, aber nicht vor mir. Lass ihn sich beweisen! Was ist, wenn einem von uns beiden etwas zustößt? Du weißt, dass wir bisher verdammtes Glück hatten, dass Biors Schattenkrieger den Auserwählten nicht in dem verriegelten Teil Andralons vermuteten. Und gerade dort könnte ich jetzt jemanden wie diesen Ian gut gebrauchen.«
    In Medina also, verbarg sich all die Jahre der Auserwählte, sann Finn nach. »Wie stellst du dir das vor? In den vom Senat streng kontrollierten Teil der Stadt spaziert man nicht einfach hinein, ohne Aufmerksamkeit zu erwecken! Außerdem bringt jeder Eingriff unsererseits die Erde ein weiteres Stück dem Rand des Abgrundes näher.«
    »Ich weiß, ich weiß«, beschwichtigte sie, »Deswegen müsste ich Ian bis hin zum Beginn der Stromausfälle Andralons schicken.«
    »Nein, Celestra!« Finn schüttelte energisch den Kopf. »Du vergisst, dass Bior ganz sicher seine Finger im Spiel hatte, als die Stadtteile in der Finsternis versanken. Niemand weiß, ob sich seine Handlanger noch immer dort aufhalten. Sie würden einen Vertreter meines Volkes womöglich aufspüren.«
    »Ich sagte nicht, dass er allein gehen wird. Ich werde ihn begleiten. So kann er sich unter meinem Schutz in die Reihen des Senats eingliedern, als sich dieser gründete.«
    Einen Moment lang herrschte Stille zwischen den beiden. Finn musterte sie und fragte sich, was sie ihm verschwieg. Seine Hände berührten die ihren. Er suchte in der aufkommenden Unruhe ihre eisblauen Augen. Viel zu spät erkannte sie, dass er bereits nach ihrem Geheimnis forschte. Ihren Blick von ihm losreißend, versuchte sie auszuweichen, doch er packte ihren Arm.
    »Was versuchst du, vor mir zu verbergen?« Besorgnis schwang in seiner Stimme.
    Wortlos fing ihr ganzer Körper an, zu beben. Mit einem Ruck riss sie sich von ihm los. Leise, mit einer Verzweiflung, die ihm durch Mark und Bein fuhr, schluchzte sie: »Was hilft mir all der Zauber, wenn ich nicht beschützen darf, was mir das Liebste auf der Welt sein wird?«
    »Wovon sprichst du?« Sacht strich er eine Strähne aus ihrem abgewandten Gesicht. »Ich kann dir nicht folgen!«
    Ohne ihm zu antworten, stürzte sie sich schluchzend in seine Arme. »Ach, Finn, manchmal wünsche ich mir, nur ein gewöhnlicher Mensch zu sein.«
    Das willst du doch gar nicht mein Kind, dachte er.
    »Warum erzählst du mir nicht, was dich bedrückt? Ich bin mir sicher, wir finden gemeinsam eine Lösung.«
    Die Geborgenheit in seinen Armen ließ sie wieder zu sich finden.
    »Finn!«, fing sie an und sah ihm verzweifelt in die Augen, »Ich werde mich in einen Menschen verlieben!«
    Er hatte ja mit allem gerechnet, nur nicht damit. Für Sekunden kehrte Stille zwischen beiden ein. Um sie herum war alles ausgeblendet. Tief einatmend durchbrach Celestra das gespenstig anmutende Schweigen: »Weder du noch ich werden ihn retten können. Ich habe gesehen, wie sich seine Augen für immer in meinen Armen schließen werden.«
    Er verstand sie immer weniger. »Warum verhinderst du es dann nicht? Du bist die Zeitwächterin! Wer könnte dir verbieten, deine Kräfte für deine Liebe einzusetzen?«
    Aufgewühlt an ihrem silberfarbenen Gewand herumspielend, sah sie zu Boden.
    »Glaube mir, ich würde es tun. Doch ich müsste dafür IHN töten!«
    »IHN«, wiederholte Finn Celestra Worte mit verstörter Miene. Langsam begriff er, was sie die ganze Zeit zu sagen suchte. Sie musste zwischen ihrer Liebe und dem Ende der Welt wählen. Er löste sich aus ihrer Umarmung und hob seine Stimme eindringlich: »Dann darfst du es nicht zulassen! Geh diesem Menschen aus dem Weg! Meide ihn!«
    »Wenn das so einfach wäre«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme, »Ich glaube aber kaum, dass gerade ich dir das erzählen muss!«
    Es war keine Absicht, doch ihre Worte rissen alte Wunden in ihm auf.
    Gefühlsklangverloren antwortete Finn mit zugeschnürter Kehle: »Ja, ich weiß. So trage die Zeit auf Händen, die euch gegeben ist. Verschenke keine Sekunde. Zeige ihm jeden Tag, dass dein Herz bis zum letzten Schlag nur ihm gehört.«
    Eiskalt fuhren seine Worte unter ihre Haut und spiegelten seine Vergangenheit wider.
    Zum ersten Mal ließ er sie ein Stück weit in sich hinein blicken und trug seinen Herzensschmerz offen im Gesicht. Sie rückte nah an ihn heran und schlang ihre Arme um seine Brust.
    Seine Gedanken flogen hin zu jener, die ihm mehr als sein eigenes Leben bedeutet hatte. Unser Kind kommt ganz nach dir, meine liebe Hanna. Sie trägt dein gütiges Herz in ihrer Brust. Er strich sanft über Celestras Hand und dachte an jenen Tag, als ihm Hanna ihren kleinen Engel in die Arme legte, Celestras kleine Fingerchen nach seinem Daumen griffen und ihr Lächeln sein Herz eroberte.
    Tränen der Erinnerung trübten seinen Blick.
    Erst da erkannte Celestra, welchen Schmerz sie in ihrem Vater geweckt hatte. »Warum hast du nie was gesagt? Ich hätte dir doch zugehört, wäre für dich da gewesen!«
    »Was hätte ich dir erzählen sollen, mein Kind?« Er sah sie, die Tränen nicht verbergend, an. »Dir für alles die Schuld geben? Nein, Celestra, selbst unseren Kräften werden Grenzen aufgezeigt, die wir zu akzeptieren haben. Deine Mutter und ich hatten eine traumhafte Zeit, und sie wusste, dass es auf dieser Welt nur eine Zeitwächterin geben konnte. Doch ihr Wunsch, ein eigenes Kind in den Armen zu halten, wog schwerer, als ihre Liebe zu mir. Denk jetzt bitte nicht falsch über meine Worte. Du warst und bist immer unser größtes Glück auf Erden.«
    Finn umarmte seine Tochter und in Gedanken seine Hanna. Er wünschte sich, diese Zeit noch einmal erleben zu dürfen. Ein sanfter Kuss, eine flüchtige Berührung, dann verschwand Celestra, wie sie gekommen war.

    9 Mal editiert, zuletzt von Nebelwanderer (17. September 2017 um 17:54)

  • Hey @Nebelwanderer,

    Also, ich habe mich mal durch den Batzen durchgekämpft und hier ein paar kleine Anmerkungen. Versuch nächstes Mal vielleicht ein bisschen weniger Text reinzustellen. Das ist jetzt schon ganz schön viel und es schreckt denke ich ein paar Leute etwas ab. Das mal rein zum Äußerlichen. Auf Form und Rechtschreibfehler gehe ich generell sehr selten ein und auch bei deinem Werk lasse ich das jetzt mal weg, zumal mir dein Text zum Korrigieren einfach zu lange ist.
    Mir persönlich gefällt dein Schreibstil sehr gut, du verwendest viele unübliche Wörter, bringst Fachwörter mit ein und ziehst deine Sätze sehr schön ausgeschmückt in die Länge. Das Problem ist, dass manche von dieser doch sehr fulminanten Wortwahl und den langen Sätzen wahrscheinlich etwas erschlagen werden. Versuch auch mal etwas einfacher und konkreter zu schreiben. Du schmückst fast alles aus und machst aus den einfachsten Handlungen eine kleine Wissenschaft. Manche Leser verstehen vielleicht auch viele Sätze und die darin verwendeten Fachwörter nicht. Halte dich immer mal wieder an etwas einfachere Satzmuster. Lass den Satz vielleicht nach dem ersten Nebensatz enden, sorge für ein bisschen mehr Lesefluss. Häufig ist man mehr damit beschäftigt den Satz auseinander zu stückeln um ihn zu verstehen. Dabei geht der eigentliche Handlungsstrang etwas unter. Also nochmal zusammenfassend:
    1. Weniger auf einmal posten
    2. Lange Sätze etwas kürzen
    3. Nicht zu viel ausschmücken

    Ansonsten hast du mich als Leser dazugewonnen!! Gefällt mir thematisch sehr gut, zumal mir der Phönix als Magiewesen schon immer entgegenkommt. Auch die Beziehungen zwischen den Wächtern der Nims sind sehr angenehm und erfrischend (Ian und Finn), Celestra sorgt hier für etwas Unordnung und Leidenschaft, die sie direkt mal an Ian ausprobiert. Bin wirklich gespannt wie es weitergeht. Wenn es etwas weniger Text wird kann ich auch detaillierter auf die Charaktere und die Handlung eingehen. Bisher ist mir das bei der Menge an Text einfach zu anstrengend!

    LG Lehaidin ;)

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • So, ich habe mir dein Maisterwerk auch mal reingezogen. Ich muss Lehaidin dabei recht geben, dass deine Sätze oft sehr lang sind. Da musste ich manchmal 2-3 mal lesen, bis ich es hatte. Sonst gefällt mir die Geschichte aber wirklich gut. Überraschend war dann natürlich auch, dass hier Vater und Tochter sich unterhalten. Ich hatte anfangs eher gedacht, dass zwischen den beiden was läuft.
    Ich weiß nicht, ob ich einfach nur Unwissend bin, oder ob es vielleicht doch auch anderen so geht, aber für mich war der Begriff 'Nim' jetzt neu. Okay sie sind sehr alt und können fliegen. Das geht nur ganz an der Geschichte überhaupt nicht hervor. Vielleicht willst du ja genau das, aber ich für meinen Teil musste den Text dann nochmal lesen, als klar wurde, dass sie fliegen. Am Anfang dachte ich, sie fegten durch die Wüste. Aber wie gesagt, vielleicht ist es ja nur mein Empfinden.
    Ich hoffe du kannst mit meinem Geschwafel etwas anfangen.

    Besten Gruß McGolaresd

    Man sollte nie zweimal den gleichen Fehler machen, denn die Auswahl ist groß genug.
    - Robert Lembke -


    Projekte:

  • Hi McGolaresd ;)
    Ähm ja ich finde dein (Geschwafel ;) ) sehr hilfreich. MERCI
    Ich hoffe, die absichtliche falsche Fährte hat dir am Ende gefallen.
    Genauso soll es für den Leser wirken, damit er am Ende sagt omg :)
    Nur am Rand, genauso zieht es sich durch die gesamte Geschichte. Wenn du ne neue Seite aufschlägst, stellst wieder fest falschgelegen zu haben. Aber genau das macht doch spannende Geschichten aus ;)
    Da ich Teil 2 auch schon geschrieben habe, und bereits an Teil 3 sitze, habe ich diese Infos von Testlesern.
    Die Geschichte wird im Moment nur komplett neu lektoriert, daher bin ich öfters mit Fragen hier im Forum vertreten.
    Ich denke gleich mal über deine Worte nach, ob ich wirklich am Anfang noch hier und da ein wenig mehr Infos streuen sollte.
    Die langen Sätze sind Geschmackssache, aber eigentlich auch hilfreich in einer Geschichte, um ein wenig Fahrt rauszunehmen.

    Freu mich, dich als Leser gewonnen zu haben :)
    Lg. Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von Nebelwanderer (11. September 2017 um 08:14)

  • Kapitel 2 ... wer (weiter) lesen mag ;)

    2. Die Bücher der Welt

    An dieser Stelle darf ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Nytrax, allerdings nennen mich die meisten meiner Freunde einfach nur Ny.

    Ehrfürchtig berührten meine Finger sie wie Schätze. Was gäbe ich nicht alles, einmal mit den Augen ihrer Schreiber sehen zu dürfen. Ganz gleich, welches der Bücher Seite für Seite durch meine Hände glitt, jedes erzählte von einer Welt, die vor einhundert Jahren für immer untergegangen war.
    Oft starrte ich einfach nur so vor mich hin und fragte mich, wie all die Menschen der oberen Welt gelebt hatten. Ob sie ihre Freiheit und all das Gedankengut zu schätzen wussten? In unserer Welt gab es keinen Platon, der sagenumwobene Geschichten schrieb. Wir kämpften täglich mit allerlei ernsthaften Sorgen, wie, dass uns der Strom ausging und uns die großen Ventilatoren nicht mehr mit Frischluft von der Oberfläche versorgten.
    So verblassten die Wunder der alten Welt in unserem Suchen nach dem Überleben und verschwanden langsam aus den Köpfen der Menschen. Ich konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Oft fragte ich mich ja selbst, ob ein Teil der Geschichten nicht vielleicht einen Deut zu bunt umschrieben war. Trotzdem gab es kein einziges Werk in meinem Heim, das ich nicht schon zum fünften oder sechsten Mal in meinen Händen hielt. Viel zu selten kam es vor, dass sich ein neues Buch hinein verirrte. Wie maßlos neidisch machte es mich, zu wissen, dass es einst so zahlreich viele gegeben hatte, dass sie ein Einzelner niemals hätte lesen können.
    Die Realität hier unten holte mich stets dann wieder ein, wenn meine Blicke an den undurchdringlichen Wänden auf und ab wanderten. Zwar unterbrach das eine oder andere mitgebrachte Bild die nackten, zerklüfteten Felswände, doch riss mich dies immer nur für Momente aus meinem sorgenvollen Dasein.
    Als ich vor einigen Jahren angefangen hatte, nach neuen Lebensräumen zu suchen, träumte ich von fernen Planeten. Jedoch war ich aus diesen Kinderschuhen längst herausgewachsen. Lang genug hatte ich meine Augen vor dem verschlossen, was mir all die Jahre zum Greifen nah lag.
    Ich musste nur einen Schritt hinaus in die alte Welt wagen, von der wir uns einst selbst verbannt hatten, als ein kosmischer Körper, halb so groß wie der Mond, Kurs auf die Erde genommen hatte. Er sollte zwar an ihr vorbeischrammen, so versicherten viele Wissenschaftler, doch niemand berücksichtigte die Gravitationskräfte des Mondes, die sich am Ende verheerend auf seine Flugbahn auswirkten.
    Viel zu spät, um es noch abwenden zu können, sah man dem Unvermeidlichen nur noch untätig entgegen und hoffte, es verschlänge den Erdball nicht im Ganzen. Unser Mond hatte dem riesigen Geschoss kaum etwas entgegenzusetzen und so zerriss es beide, als der Asteroid auf ihm einschlug.
    Der Eintrittswinkel lag zwar seitlich zur Erde gerichtet, sodass die Trümmer sie nicht unmittelbar erreichen sollten, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sie auf indirektem Weg für die Menschheit unbewohnbar werden ließen. Eine Katastrophe jagte die nächste. Meere türmten sich zu Bergen auf, die mit ihrer Wucht an den Küsten schwere Verwüstungen anrichteten.
    Noch schlimmer war es, wenn sie Städte trafen. Es kam dabei nicht darauf an, ob es riesige Metropolen wie New York, Paris, London oder winzige Ortschaften wie Quedlinburg waren. Die meisten dieser herabfallenden Trümmerbruchstücke besaßen gigantische Ausmaße. Sie zerstörten einfach jedwedes Leben. Fortan galt das Gesetz des Stärkeren. Jegliche Art von Gesellschaftsform zerbrach.
    Damit aber nicht genug. Ganze Landstriche verdunkelten sich, weil der aufgewirbelte Staub bis in die Stratosphäre stieg und sich so Stück für Stück global ausbreitete. Die Erde, nur knapp einer totalen Zerstörung entgangen, steuerte geradewegs auf eine neue Eiszeit zu. Wenige, viel zu wenige Überlebende trafen die einzig richtige Entscheidung, sich von der Erdoberfläche abzuwenden, um sich wie Mäuse ins Erdinnere zu verkriechen. So geschah es, dass ein Mensch in der schwersten Stunde der Erdgeschichte das Leben von mehreren hunderttausend Einwohnern einer italienischen Großstadt rettete.
    Es waren ihre Mitbringsel, die mich im Laufe der Jahre den Mut fassen ließen, in ihre alte Welt vorzudringen.
    Wie viele Tage und Nächte ich bereits in diese Idee gesteckt hatte, konnte man beim besten Willen nicht mehr zählen. Aber alles fing eines Tages damit an, dass ein Senatsmitglied in meiner Gegenwart von einer geheimnisumwitterten Tür erzählt hatte.
    Von dem Knall meiner auf den kleinen Ecktisch gefallenen Bücher war ich aufgeschreckt und hatte zwischen den Regalzeilen hindurchgelugt. Zu meinem Glück hatte Frau Schnabel, die Schirmherrin der Bücherei, mein Missgeschick nicht mitbekommen.
    Sie legte großen Wert darauf, dass ihre Kleinode wie Kostbarkeiten behandelt wurden. Doch statt ihrer zu einem Dutt gebundenen Frisur hatte mein Blick an den Bücherrücken vorbei zwei Herren, einen älteren und einen jüngeren, erfasst. Ihre Unterhaltung schien angeregt, dennoch so, dass kaum ein Wort zu mir vorgedrungen war. Aus diesem Grund waren sie mir sicherlich bisher nicht aufgefallen. Einen der Herren meinte ich schon einmal im Senat gesehen zu haben, aber ich hatte mich natürlich auch irren können.
    Vorsichtig hatte ich zu der Lehne des Stuhls gegriffen und ihn lautlos näher zu dem Tisch geschoben, auf dem die aus den Regalen eingesammelten Bücher warteten.
    Die ersten Seiten des dicksten Schmökers hatten eine vielversprechende Geschichte eingeläutet, und doch waren meine Gedanken nicht in sie eingetaucht, da trotz der Vorsicht der Herren immer wieder einzelne Worte zu mir herübergedrungen waren.
    Sie schienen sich über eines der Bücher von Frau Schnabel auszutauschen.
    Eigentlich nur, um den Titel, oder zumindest den Autor des Werks herauszufinden, war ich neugierig an das Regal herangerückt.
    »Mir ist egal, welche Gefahren hinter ihr lauern könnten. Ich sag dir, wenn wir hier unten nicht über kurz oder lang genauso enden wollen, wie du weißt schon ...«, er atmete tief ein, »bleibt uns nur, unser Heil in der alten Welt zu suchen. Lieber sterbe ich einen schnellen Tod vor oder in dem Boot, als noch länger unter der Erde begraben mich an unerfüllbare Hoffnungen zu klammern.«
    Ich hatte aufgehorcht. Drehte sich das Gespräch etwa nicht um eines der Bücher?
    Hätte ich doch nur viel früher meine Ohren aufgesperrt, ärgerte ich mich.
    Die Stühle wurden vom Tisch gerückt, als wäre eine Abmachung getroffen worden. Mit einem Händedruck verabschiedete sich jener, der von dem Boot gesprochen hatte, und ließ den Weißhaarigen allein in der Bücherei zurück.
    Eifer durchspülte mich und wusch meine Nervosität davon. Also war ich kurzerhand um das Regal herum gelaufen und hatte den älteren mutig angesprochen: »Entschuldigen Sie bitte«, flüsterte ich, um den vor sich hinstarrenden Mann nicht zu verschrecken, »Es war nicht meine Absicht, aber es war mir unmöglich, Ihrer Unterhaltung mit dem anderen Herrn nicht zu folgen.«
    Verdutzt, als hätte er im ersten Moment nicht verstanden, was ich von ihm wollte, hatte er überraschend nach meinem Ellenbogen gegriffen. Aus seinen schwarzen Augen fuhren beängstigende Signale, als wollte er meine Gedanken aufsaugen.
    »Von welcher Unterhaltung sprichst du?«, stellte er sich unwissend, und legte absichtlich einen bedrohlichen Ton in seine Stimme.
    »Ihr Kompagnon sprach von der alten Welt, einem Boot und einer geheimnisvollen Tür«, antwortete ich und tat so, als ob mir seine bewusst gewählte Stimmlage nicht aufgefallen wäre.
    »Was erwartest du jetzt von mir«, war unter missmutigem Stöhnen über seine Lippen gekommen.
    »Dass Sie mir etwas über diese Tür erzählen. Ob es diese Tür, hinter der ein Boot liegen soll, wirklich gibt!«
    Dem Senatsmitglied eine Antwort in diese Richtung abzuringen, war alles andere als einfach gewesen. Am Ende hatte jedoch meine Hartnäckigkeit über seine, nur im ersten Moment furchteinflößende Art gesiegt. Er gab mir aber deutlich zu verstehen, dass dieser Weg nicht ohne Grund seit einhundert Jahren verschlossen geblieben war.

    Sein Anraten, dieses Gespräch schnell wieder aus dem Kopf zu bekommen, hatte ich natürlich noch am selben Abend in den Wind geschrieben. Tag und Nacht hatte ich fortan Pläne in meinen Gedanken gewälzt. Noch öfter als sonst ließ ich mich bei Frau Schnabel blicken, um mehr über die Meere zu erfahren. Ich war mir sicher, dass selbst, wenn es dort draußen für uns Menschen keine Zukunft gäbe, wir wenigstens nach Lösungen für unsere Stromversorgungsprobleme suchen sollten.
    In monatelanger Kleinarbeit hatte ich zusammengetragen, was nun hier vor mir auf dem Schreibtisch lag. Allein mit den Skizzen und Zeichnungen einer Maschine, die der Meeresströmung Energie abgewann, war es nicht getan. Zum einen musste ich den Senat für meine Pläne gewinnen und dann auch noch das bis dahin Undenkbare in Angriff nehmen. Ich begnügte mich nämlich schon längst nicht mehr nur damit, unsere Stadt mit Strom versorgen zu wollen.
    Mit Fasern aus pyroklastischem Sediment, das in Randgebieten unserer Höhlen abgebaut wurde, könnte mir ein unglaubliches Kunststück gelingen.
    Ich stellte mir vor, ein komplexes Gittergerüst aus diesem sehr leichten, spinnenfadenartigen Material herzustellen, das sich am Meeresboden wie ein Heißluftballon aufblähen sollte.
    Nicht durch den Strom an sich, vielmehr durch den Sauerstoff, den ich mit meiner Maschine zusätzlich aus dem Meer filtern würde, wollte ich eine Stadt im Meer erschaffen. Das Beste an dem Geniestreich war, dass wir durch die offenen Spannungsfelder sogar in das Meer hinausschauen könnten. Sie würden wie Glasscheiben wirken, die man niemals putzen müsste.
    Mit den alten Stromarten, wie Gleichstrom oder Wechselstrom wäre das natürlich nicht gegangen, doch zu meinem Glück erfand die Menschheit, kurz bevor sie in die untere Welt aufbrach, den Impulsstrom. Dieser war wesentlich effizienter und für jede Lebensform völlig ungefährlich.
    Ich schnürte rasch einen Faden um das Bündel Blätter. Ein wenig aufgeregt stürzte ich in die um diese frühen Stunden menschenleeren Gassen Medinas. Ich hatte zwar noch nie eine Uhr besessen, aber die spärlich gesäten Lichter der Laternen an den Hauswänden verrieten deutlich, dass die meisten Mediner noch immer schliefen.
    Es gab keinen eindeutigen Nacht-Tag-Rhythmus in unseren Höhlen. Wenn ein Landsmann erwachte, trat er vor die Tür und zündete seine Lampe an. Für alle anderen bedeutete es, dass seine Nachtruhe vorüber war.
    Was manche Menschen so alles vor ihren Türen liegen lassen, dachte ich und war dabei noch keine fünfzig Schritte von meinem Haus entfernt. Man war es ja gewohnt, dass sämtliche Berufe, ob nun Schuh-, Hemd- oder Hosenflicker, ihre Utensilien und Auftragsarbeiten vor den Häusern aufbewahrten. Aber verrottende Essensreste lagen für gewöhnlich nicht verstreut in den Gängen. Der Geruch würde sicher bald einige empörte Anwohner aus ihren Häusern locken und dann wären die schmalen Gassen schnell überfüllt. Ich sah zu, dass ich vorbeikam. Schließlich lagen noch vier Höhlen vor mir, bis ich an Corens Tür klopfen konnte.
    Kaum in der nächsten Höhle angelangt, wünschte ich mir den Geruch des Unrats zurück. Die Wege vor mir waren stockdunkel. Ich tastete mich vorsichtig über den zernarbten Boden, der einst durch fließende Lavaströme entstanden war.
    Ich weiß nicht, ob es nur mir so ging, aber in den Teilen der Stadt, wo fast jedes Licht erloschen war, bekam Medina mit seinen in den Fels geschlagenen Häusern ein völlig anderes, fast schon unheimliches Gesicht. Aus den Fensterlöchern und kleinen Simsvorsprüngen wurden allerlei schaurige Fratzen.
    Mein geschnürtes Bündel ein wenig fester unter dem Arm an mich gedrückt, eilte ich mit meinen Gedanken schneller, als es mein Schuhwerk zuließ.
    War da nicht gerade ein merkwürdiger Schatten an der Wand? Ich fuhr aufgeschreckt herum und verlor beinahe den Halt. In die Nische eines Hauses gepresst tauchte ich meine Sinne in die bedrohliche Dunkelheit.
    Hinter jedem Steinvorsprung, jeder Weggabelung sah mein inneres Auge lauernde Geister. Oh man, sagte ich mir, so etwas wie Geister gibt es nicht und wird es nie geben. Reiß dich zusammen!
    Als ich nach schweißtreibenden Minuten, gefühlten Stunden, in die, wenn auch spärlich, beleuchtete Gasse meines Freundes einbog, atmete ich erleichtert auf. Ich fragte mich, was dieses beklemmende Gefühl ausgelöst haben könnte. So etwas war mir niemals zuvor passiert.
    Ratlos nach einem Hinweis tastend, stand ich Augenblicke regungslos, bevor mein Blick auf die Laterne vor Corens Behausung fiel. Schön, dass du wenigstens noch ruhig schlafen kannst.
    Ich holte tief Luft und tippelte über die ausgetretenen Steinstufen die Anhöhe hinauf bis zu seiner Bleibe. An der aufgeworfenen Granittür trommelte ich mir vergebliche fünf Minuten die Fäuste wund.
    Was habe ich da nur für einen merkwürdigen Gesellen zum Freund, dachte ich nicht zum ersten Mal.
    An einem Nachmittag, es lag schon einige Monate zurück, war Coren mit einem verschmitzten Gesichtszug zu meiner Tür hereingeplatzt. Er hatte mit rollenden Augen auf seinen hinter dem Rücken versteckten Arm hingewiesen.
    Mir war aber alles andere als nach Ratespielen zu Mute. Schließlich hatte ich schon seit den Morgenstunden auf ihn gewartet. Noch immer ungehalten darüber hatte ich verdrossen gesagt: »Man, so groß ist Medina mit seinen siebenundzwanzig Höhlen doch gar nicht. Oder willst du es wieder auf die Pilze vom Abendessen schieben? Wo treibst du dich nur immer rum?«
    Er war nicht auf meinen Missmut eingegangen, sondern hatte stattdessen seine Hand hinter dem Rücken hervorgezogen und gemeint: »Wenn dem Herrn heute eine Laus über die Leber gelaufen ist, kann ich dies ja wieder mitnehmen.«
    Weiter war er nicht gekommen, da ich mit einem Satz von dem Stuhl aufgesprungen war und ihm das mitgebrachte Buch entrissen hatte.
    Die ersten Seiten hastig überfliegend erkannte ich, dass die Strömungslehre unser Problem mit der genauen Gitterfeldgrößenberechnung lösen würde. Ich hatte Coren fragend angesehen. Wie jedes Mal, wenn er mit einem neuen Buch aufgetaucht war, hatte er auch an diesem Tag ein riesiges Geheimnis um dessen Herkunft gemacht. Ging er illegalen Machenschaften nach?
    Also gut, sagte ich mir, dann muss ich ohne Coren zum Senat gehen. Mehr als ›ja‹ sagen konnten sie nicht. Ein ›Nein‹ würde ich in keinem Fall kampflos akzeptieren.
    Je näher ich meinem Ziel entgegenschritt, desto geräumiger wurden die Höhlen. Hier im Zentrum Medinas ragten die Wände unglaubliche zehn bis fünfzehn oder gar zwanzig Meter in die Höhe. Dementsprechend fiel natürlich auch die Größe der in den Fels gehauenen Gebäude aus.
    Diesen Platz machte etwas ganz Besonderes zu einem meiner Lieblingsorte Medinas. Nicht eine Silberader, nicht ein noch so kostbarer Edelstein war, wie in den anderen Höhlen, aus den Wänden gerissen. Diesen Platz hatte der Senat vor seiner Ausbeutung bewahren können. Wenn hier jemals so etwas wie Sonnenlicht hereinscheinen würde, dachte ich, müsste man vor funkelndem Glanz sicher seine Augen schließen.
    Mein Blick fiel auf die drei fünf Meter emporragenden Säulen vor dem Senatsgebäude und wanderte über seine großen Fenster. Merkwürdig, dachte ich, bin ich zu früh oder warum brennt kein einziges Licht? Angespannt stapfte ich die breiten Stufen aus Schneeflockenobsidian, die halbmondförmig nach innen führten, hinauf und griff nach dem Ring im Maul des bronzenen Löwenkopfs. Mich innerlich sammelnd holte ich tief Luft und schlug einige Male kräftig an die hölzerne Pforte. Als sich nach mehreren Minuten des vergebenen Wartens weder ein Fenster erhellte, noch Schritte an meine Ohren hallten, fragte ich mich erneut: Was ist heute nur los?
    Irritiert kramte ich den Kohlenstiftrest hervor, den ich immer bei mir trug, versah meine Unterlagen mit einer Notiz und legte sie vor die Tür. Sie werden ihren Weg auch ohne mich in die richtigen Hände finden, dachte ich. Das Geräusch eines wegspringenden kleinen Steins zerriss die Stille. Mein Kopf fuhr herum. Meine Blicke schossen zu dem einzigen Brückenbogen Medinas, der die auf den tieferen Ebenen liegenden Häuser überspannte. Sie folgten seinem Lauf, bis er sich in der Dunkelheit der Felswand verlor. Dort lagen an verschlungenen Wegen die verbannten unerwünschten Berufszweige, die Lärm, Gestank und Widerlichkeiten mit sich brachten. Von dort war scheinbar kein Stein hinabgetreten worden.
    Vorsichtig schielte ich die nahen Basaltstufen zum Wasserspeicher hinab. Da es bei diesem einen Geräusch geblieben war, warf ich noch einen Blick auf die abgelegten Blätter und trat dann den Heimweg an.

    Seine Schritte waren aus den angrenzenden Gassen noch nicht ganz verhallt, da öffnete sich leise die Pforte mit dem Löwenkopf und eine Gestalt huschte hervor. Sich weder nach links noch rechts umschauend, packte sie nach dem Bündel und verschwand wieder. Deutlich war zu hören, wie die Blätter raschelnd entpackt wurden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Nebelwanderer (5. Oktober 2017 um 17:25)

  • Was gäbe ich nicht alles, um einmal mit den Augen ihrer Schreiber sehen zu dürfen. Ganz gleich, welches der Bücher Seite für Seite durch meine Hände glitt, jedes erzählte von einer Welt, die vor einhundert Jahren für immer untergegangen war.

    Das könntest du etwas kürzen und in 2 Sätze aufteilen.

    Der Eintrittswinkel lag zwar seitlich zur Erde gerichtet, sodass die Trümmer sie nicht unmittelbar erreichen sollten, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sie auf indirektem Weg für die Menschheit unbewohnbar werden ließen.

    Ich persönlich würde das ein wenig kürzen, die Beschreibung ist so etwas langatmig und ich musste den Abschnitt mehrfach lesen um den Inhalt zu entnehmen.

    »Mir ist egal, welche Gefahren hinter ihr lauern könnten. Ich sag dir, wenn wir hier unten nicht über kurz oder lang genauso enden wollen, wie du weißt schon ...«, er atmete tief ein, »bleibt uns nur, unser Heil in der alten Welt zu suchen. Lieber sterbe ich einen schnellen Tod vor oder in dem Boot, als noch länger unter der Erde begraben mich an unerfüllbare Hoffnungen zu klammern.«

    Der stimmung nach zu urteil ist er Aufgebracht also würde ich das ganze noch etwas mit gehstik oder emotionen ausschmücken.

    Mit den alten Stromarten, wie Gleichstrom oder Wechselstrom wäre das natürlich nicht gegangen, doch zu meinem Glück erfand die Menschheit, kurz bevor sie in die untere Welt aufbrach, den Impulsstrom.

    Als Mann vom Fach ist mir die Beschreibung direkt aufgefallen. Der sogenante Impulsstrom entspricht einem Pulsweiten Modulierten Wechselstrom, demnach ist es auch eine Form von Wechselstrom. Des weiteren würde ich die Bezeichnung Strom durch Spannung ersetzen d.h. Wechselspannung das stellt die korrekte Bezeichung dar.

    Auf die Rechtschreibung habe ich jetzt mal nicht geachtet.

    Das waren die spezifischen Punkte jetzt noch ein paar allgemeine Sachen.
    - Weniger wortwiderholungen einbauen
    - Die Motivation des Prot. etwas deutlicher machen, was treibt ihn zum handeln an?
    - Manche der aufgebauschten Wörter empfinde ich als störend für den Lesefluss
    - Darauf bezogen etwas weniger ausschweifend beschreiben
    - Die Kapitel sind etwas zu lang, das ist aber nur meine Persönliche preferenz, kurz, knackig und auf den Punkt

    Aber alles in allem eine interessante Story, ich bin gespannt was als nächstes passiert.
    Ich hoffe du kannst mit meinen Vorschlägen etwas anfangen.

    LG BraveLion

  • So, hey @Nebelwanderer,

    Ich bin ganz ehrlich: Wow! Also dieser Abschnitt hat mir echt ziemlich gut gefallen. Die langen und sehr verschlungenen Sätze aus deinem ersten Kapitel sind in Kapitel Zwei verschwunden und man kann deiner Geschichte super gut folgen. Was ich sehr gerne mag, ist, dass dein Protagonist sich direkt an den Leser wendet. Das finde ich toll und der Leser wird damit enorm in die Geschichte hineingezogen. :thumbup:
    Aber was wäre ich für ein Fantasy Liebhaber und ein Mitglied diese Forums, wenn ich nicht doch irgendetwas auszusetzen hätte. Zuerst nochmal ne Kleinigkeit zur Form. Die Länge!! Ich hatte es dir schonmal hier reingeschrieben. Die länge deiner Kapitel erschlägt einen ein bisschen. Es schreckt einen ab, wenn man sieht, wie viel auf einen zukommt. Teile doch das Kapitel einfach in der Mitte durch. Das macht es uns leichter, deine Geschichte genauer unter die Lupe zu nehmen und wir können viel detaillierter kritisieren. Bei den Ausmaßen deiner Kapitel wäre meine Kritik letztlich länger als dein eigentlicher Text. Mach es uns ein bisschen leichter. Bei der Länge müssten wir unendlich viel Zeit investieren um eine solide und detaillgetreue Analyse anzulegen. Das schreckt etwas ab und diese Zeit nehmen sich nur Wenige. Das ist nur meine Meinung. Ich habe die gleichen Fehler zu Beginn auch gemacht. :S

    Hier nur noch zwei winzige Kleinigkeiten, die mir jetzt direkt ins Auge gesprungen sind:

    ...geheimnisumwitterten Tür erzählt hatte.

    "geheimnisumwittert" klingt finde ich nicht sonderlich schön. "sagenumwoben" könnte ein schöner Ersatz sein. Der reine Klang beim Lesen ist schöner und vom Effekt kommt das Gleiche bei rum. :P


    ..., als noch länger unter der Erde begraben mich an unerfüllbare Hoffnungen zu klammern.«

    Da stimmt was nicht. "..., als noch länger unter der Erde begraben zu sein und mich an unerfüllbare Hoffnungen zu klammern"

    Naja, das wars schon. Gefiel mir wirklich gut! Dieses Kapitel hat mich auf jeden Fall hungrig gemacht :rolleyes: Weiterschreiben bitte!!
    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Merci BraveLion und Lehaidin :D

    Eure Anmerkungen, werde ich mal unter die Lupe nehmen mit dem Lektorat.
    Genau solche Antworten, finde ich als absolut konstruktive Kritik. Genial!
    .. okay dann kürze ich die Sachen in Zukunft einfach bissel ;)

    Lg. Andreas und allen einen schönen Donnerstag gewünscht

  • Kapitel 3 (unvollständig)

    3. Die Verbotene Stadt

    Etwa zur selben Zeit betrat jemand unbemerkt von den Medinern die Verbotene Stadt Andralon.
    Hier waren die Gassen wesentlich breiter und heller erleuchtet. Aus gutem Grunde gingen in dieser Stadt die Lichter niemals völlig aus.
    Am Ende seines langen Weges angelangt, klopfte Coren zaghaft an die schwere Holztür eines kleinen felsigen Häuschens. Die feinen Rillen der Fensterflügel über ihm erhellten sich. Knarrend öffneten sie sich und eine gebrechliche alte Frau schaute heraus.
    »Coren, mein Schatz«, rief sie freudig erregt.
    Leichtfüßig eilte sie hörbar die abgerundeten Felsenstufen herunter. Schnell hatte sie die Tür aufgesperrt und überschüttete den jungen Mann mit Küssen auf Stirn und Wange.
    »Komm herein, mein Kind, die Gassen haben Augen und Ohren«, sagte sie und zog ihn zu sich. »Lass dich anschauen!« Ihre Blicke wanderten an ihm empor. »Groß bist du geworden.«
    »Ach, Großmutter«, erwiderte Coren, »du tust immer so, als wäre es Jahre her.«
    Sie winkte ab.
    »Viel zu selten hab ich dich um mich.« Bei diesen Worten drückte sie ihn noch einmal fest an sich. »Komm, wir decken uns schnell den Tisch. Du wirst sicher hungrig sein.« Sie eilte ihm voraus durch den schmalen Flur, blieb aber unvermittelt an der Treppe zum zweiten Stock stehen und sah hinauf. Ihr Innehalten ließ Coren sie fragend ansehen, doch sie legte nur den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihm, er möge leise vorbeigehen. Der Großvater schlief wohl noch.
    Die Küchentür nach dem Eintreten vorsichtig hinter sich anlehnend, erklärte sie: »Er war mal wieder bis spät in die Nacht unterwegs.«
    Coren fragte sich, warum der Großvater noch immer die Gefahr einging, sich nachts in den Gassen Andralons aufzuhalten, wenn in der Ferne nur noch das Rauschen des Wasserfalls zu hören war.
    Aus dem Stockwerk über ihnen waren Schritte zu hören. »Jetzt haben wir ihn doch geweckt«, sagte er und drehte sich bereits herum, dem Großvater entgegenzueilen.
    »Nein!« Die Großmutter hielt ihn am Arm zurück, »Das wird unser Gast sein. Sie steht jeden Morgen so früh auf.«
    Coren sah verwundert zu ihr herum.
    »Euer Gast?«
    Doch anstelle einer Antwort kam der Großmutter, während sie den Wasserkessel herauskramte, nachdenklich über die Lippen: »Ich kann es nicht beschreiben, aber sie hat etwas an sich, was mir in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen ist.«
    »Euer Gast?«, wiederholte Coren lauter. Er war ihr dabei eine Spur zu neugierig.
    »Lass sie bloß in Ruhe!«, fuhr sie ihn mit aufblitzenden Augen an, »Die Kleine hat genügend eigene Sorgen um die Ohren.« Dann winkte sie ab, um fortzufahren: »Nun lass uns schon den Frühstückstisch decken. Sie wird sicher auch gleich herunterkommen.«
    Corens Neugier war nun erst recht geweckt. Wenn es Großmutter so spannend machte, musste diese Person ja etwas ganz Besonderes an sich haben.
    Dampfend ergoss sich das Wasser in die beiden kobaltblauen Tassen. Der würzige Duft des Tees breitete sich im ganzen Raum aus. Sie stellte den Kessel zurück auf den Herd und ließ dabei ihrer Neugier freien Lauf: »Nun sag schon, was gibt es Neues aus Medina zu berichten? Du hast dir sicher nicht den langen Weg gemacht, nur um uns alte Leute wiederzusehen.«
    Sie hatten an der nussbraunen Platte im Zimmer Platz genommen. Coren nahm ihre Hand in die seine. Die tiefen Falten in ihrem Gesicht schienen sich von Mal zu Mal zu mehren. Wie können sie auch nicht, dachte er, um Andralon und seine Bewohner stand es schließlich weit schlimmer als um jene Höhlen, in denen er lebte.
    »Ach, Großmutter, natürlich komme ich wegen der Sorge um euch. Nytrax sitzt zwar Tag und Nacht über der Maschine, mit der er Energie aus den Meeresströmungen gewinnen will, jedoch ist es fraglich, ob uns der Senat wirklich erlauben wird, die Tür in die alte Welt zu öffnen.
    Ihr sich veränderndes Gesicht ließ Coren erahnen, was sich dahinter abspielte. »Nein«, antwortete er daher schnell ungefragt, »Nytrax hat von all dem hier nicht die geringste Ahnung. Ich habe ihm weder etwas über Andralon, noch über die finsteren Stadtteile erzählt.
    Doch die Großmutter war ihm kaum noch gefolgt. Ihr Gesicht lag in tiefen Sorgenfalten. »Ja, schlimm steht es inzwischen um Andralon«, murmelte sie und streifte dabei ihr zu einer Schleife gebundenes Haarband wieder zurecht. »Schon knapp zwanzig Stadtteile sind in die ewige Finsternis eingetaucht. Täglich hört man die Schreie armer Menschen aus den verwaisten Teilen der Stadt. Gott möge ihren Seelen gnädig sein.«
    Coren verstand nicht jedes ihrer beinah geflüsterten Worte. Er wusste, dass es schlimm um Andralon stand. Aber so schlimm! Am liebsten würde er seine Großeltern auf der Stelle mit hinüber nach Medina nehmen, doch der Senat würde dem niemals zustimmen.
    Sein Blick fiel eher zufällig auf die Küchentür, die sich von allein einen Spalt breit geöffnet hatte. Über all den Ängsten um die beiden hatte er sogar seine Neugier vergessen.
    Zaghafte Geräusche drangen aus der Diele herein und er versuchte einen Blick durch den Spalt zu erhaschen, doch die Großmutter kam ihm zuvor. Sie öffnete die Tür und versperrte ihm dabei vollends die Sicht. Da passierte es, dass er sich hastig zu weit über den Küchentisch lehnte und seine noch fast volle Teetasse umriss. Flecken bildend verteilte sich das heiße Getränk über die nussbraune Platte, bevor es sich auf den Fußboden ergoss.
    Die Großmutter fuhr erschrocken herum. »Junge, was machst du nur?«
    Seine linke Hosenseite sah aus, als hätte er sich … Wenn SIE jetzt hereinkommt, wie steh ich dann da? Doch zu seiner Verwunderung öffnete und schloss sich eine andere Tür. Hat sie etwa gerade das Haus verlassen und ich meine Chance verpasst, auch nur einen einzigen Blick auf diesen mysteriösen Gast zu erhaschen?
    Das Küchenfenster, rotierten seine Gedanken, liegt zwar nicht genau zur Haustürseite heraus, aber vielleicht biegt sie ja in diese Gasse ein.
    Seine Großmutter sah ihn noch immer fragend an. In ihren Augen spiegelte sich der Verlust ihrer geliebten Tasse. Ihm deswegen aber in den Ohren zu liegen, lag ihr völlig fern. Stattdessen ging sie zu dem Schränkchen unter dem Küchenfenster, um ihm Wischtuch und Kehrbesen in die Hand zu drücken.
    Das Klacken von Frauenschuhen aus der Gasse verriet, dass seine Hoffnung aufging. Er griff bewusst ungeschickt zu und gewann so Zeit für einen flüchtigen Blick hinaus.
    Sie trug einen Umhang mit einer weiten Kapuze, mit welcher sie geschickt ihren Kopf verhüllte. Gerade mal ihre frauliche Silhouette ließ sich unter dem Mantel ausmachen. So viel Pech kann wirklich nur ich haben, dachte er, Hätte sie mir nicht wenigstens einen guten Morgen wünschen können? Dieser Gedanke war natürlich Unsinn. Woher sollte sie wissen, dass ausgerechnet an diesem Morgen jemand in der Küche auf sie wartete?
    *

  • Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Celestra, wie es war, ihrer Liebe so nah zu sein. Ihr Herz schlug bei jedem Schritt, den Coren weiter in das Haus ihrer Gastgeber tat, stärker. Bis zu dem Moment, als er die Schwelle seiner Großeltern betreten hatte, war alles so geschehen, wie sie es vorhergesehen hatte. Von der einen auf die andere Sekunde verschwamm mit seiner Nähe auch der Blick in ihre gemeinsame Zukunft.
    Geschlagene zwanzig Minuten lief sie in dem Zimmer über ihm auf und ab und hoffte, es läge nur an ihrer Aufregung. Dieses Nichtwissen war so beunruhigend fremd, dass sie auf sich selbst einredete: »Bleib ruhig, verlier jetzt bloß nicht den Verstand!«
    Mit dem festen Entschluss, sich zwar zu ihnen an den gedeckten Küchentisch zu setzen, Corens Augen jedoch fürs Erste zu meiden, verließ sie das Zimmer. Sehr weit kam sie jedoch mit diesem Vorsatz nicht. Zögernd hielt sie schon auf der Hälfte der Treppe wieder inne.
    Zu spät, dachte sie, denn ihre Schritte waren längst in die Küche vorgedrungen.
    Das Licht, welches durch die zum Spalt geöffnete Tür in die Diele fiel, mehrte sich zusehends. Neugierig schaute Corens Großmutter hervor, um zu fragen, ob denn alles in Ordnung sei.
    Flüsternd antwortete Celestra höflich: »Danke ja«, fügte aber eilig hinzu: »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich wegen einer dringenden Angelegenheit auf das Frühstück heute verzichten muss.«
    In diesem Moment verkippte Coren seinen Tee und ihre Gastgeberin kam zu keiner weiteren Frage.
    Geschwind nutzte Celestra die Gunst der Ablenkung und verschwand zur Haustür hinaus.
    Ihre Blicke wanderten die Gasse entlang, erst hinauf und dann hinunter. Sie warf die Kapuze über und verbarg ihr Gesicht. Wohin sie ihre Füße trugen, war ihr egal. Sie brauchte nur Abstand zu Coren. Abstand, um sich ihrer Gefühle und der Zukunft wieder klar zu werden.
    Ziellos irrte sie durch die schmalen Pfade Andralons und fragte sich, warum sie zur Tür hinausgejagt war. Ich wollte mich doch zu ihm an den Tisch setzen. Sie hatte die Situation mit ihrem Davonrennen nur schlimmer gemacht. Aber woher hätte sie es besser wissen sollen? Sie war ja noch nie verliebt.
    Die Gassen auf ihrem Weg die Anhöhe hinauf wurden schmaler. Viel zu spät erkannte sie, dass es keine gute Idee war, ziellos vor sich davonzulaufen. Düstere Gestalten mit leichenblasser Haut hatten sich längst an ihre Fersen geheftet und versperrten ihr die Umkehr.
    Verflucht.
    Sie konnte die Absichten in ihren fies grinsenden Fratzen ablesen. Dafür brauchte sie keine magischen Kräfte.
    Der Putz in den Hauswänden begann zu rieseln, als sie ihre Finger, hinter dem Rücken verborgen, zu einer Kugel formte. Sie könnte das Viertel innerhalb des nächsten Wimpernschlages in Schutt und Asche legen, doch die Vorsicht gebot ihr Einhalt.
    Sie entschied, in einen der offenstehenden Hauseingänge zu verschwinden.

    Würde mich auf Facebook auch über ein Däumchen freuen :Dhttps://www.facebook.com/FantasyromanNytrax/

  • Hi,

    hab jetzt auch mal angefangen dene Geschichte zu lesen =)
    voreweg, du hast echt große Brocken reingeklatscht, das schreckt wirklich etwas ab =) aber ich trau mich trotzdem mal

    Ich war von Anfang an gleich dabei. Du schmückst deine Sätze echt sehr gut aus! Sie sind schön lang und unterbrechen den Lesefluss nicht, das bewirkt ein angenehmes Lesen =) Hut ab!

    Ich werde dir jetzt nur ein paar Stellen aufzählen an denen ich kurz gestockt und noch einmal lesen musste, weil ich das Gefühl hatte da passt irgendwas nicht.. vielleicht die Formulierung... ich weis es nicht...

    Die Augen der großen Schlange waren schon geraume Zeit in der Ferne verschwunden.

    die "Augen" oder der "Blick" ? da stell ich mir grad wirklich ne Schlange ohne Augen vor :P

    Die beiden Wächter erhalten unvorstellbare Kräfte, die zwar nur für wenige Sekunden andauern, jedoch ausreichen, um ein Heer unserer Art auszulöschen.

    von wem? vom phönix? oder vom crypt?

    Ebenso schnell wie der Feurige spreizte er seine weißen Flügel

    "der Feurige" klingt komisch

    seinen Flug beschleunigend, dem Übermächtigen hinterher,

    nachdem ich hier jetzt auch "dem Übermächtigen" lese... denke ich möchtest du damit aussagen das sie unterschiedliche Mächte/Kräfte haben? ... das weis man an der Stelle noch nicht... und daher kann man es etwas schwer zuordnen wer jetzt mit der Feurige und der Übermächtige gemeint ist...

    Ian erkannte den Grat nicht, auf dem er wandelte, und forderte seinen Prinzipal ein weiteres Mal heraus:

    sein Prinzipal herausfordern... klingt auch komisch...


    das sind die Einzigen Sachen die ich kritisieren kann, der Rest lässt sich schön flüssig lesen und macht Lust auf mehr =)
    vorallem gefallen mir die Stellen:

    Sie fuhr mit ihren Fingern sanft über seine Wange, was seinen Käfig aus Eis zum Schmelzen brachte

    sehr schön! =)

    Sie musste zwischen ihrer Liebe und dem Ende der Welt wählen.

    jepp!! noch besser! ich liebe Drama =)

    bin gespannt wies weiter geht, und nehme mir den nächsten Abschnitt vor

  • so... weiter mit Teil 2 =)

    An dieser Stelle darf ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Nytrax, allerdings nennen mich die meisten meiner Freunde einfach nur Ny.

    sprung in die Ich-Form... hm... is okay =) aber ungewohnt... wenn das ganze kapitel jetzt in der ich form ist ists okay... aber der sprung zischen gegenwart "darf ich mich vorstellen...mein name ist.. nennen mich" und dann wieder der sprung in die vergangenheit "ehrfürchtig berührten meine Finger" .... hmm.. das is nich so kuhl...
    aber gut mit der ich form kann ich leben =)


    Mit Fasern aus pyroklastischem Sediment,

    ...ooookaaay.... alles klar :P check ich nich...

    musste ich jetzt erst mal googeln xD
    vll wäre ne Beschreibung besser? keine Ahnung is Geschmackssache... die einen mögen abgefahrene Begriffe "pyroklastischem Sediment"... die anderen wenn es eher als "Gesteinsfragmente aus zerrissenem Magmar"... kommt vll auch an welche Altersgruppe du ansprichst xD

    ansonsten hab ich nichts zu kritisieren =)
    wieder ne Teil-Geschichte die mich mit nimmt. Fand ich sogar teilweise besser als der erste Teil. Vielleicht liegt es an der ich form... weis ich nicht :D


    hier sprichst der Erzähler mehr mit sich selbst... das is kuhl! da kann man sich gut reinversetzen

    Hinter jedem Steinvorsprung, jeder Weggabelung sah mein inneres Auge lauernde Geister. Oh man, sagte ich mir, so etwas wie Geister gibt es nicht und wird es nie geben. Reiß dich zusammen!

    Als sich nach mehreren Minuten des vergebenen Wartens weder ein Fenster erhellte, noch Schritte an meine Ohren hallten, fragte ich mich erneut: Was ist heute nur los?

    War da nicht gerade ein merkwürdiger Schatten an der Wand?

    Merkwürdig, dachte ich, bin ich zu früh oder warum brennt kein einziges Licht?


    Nice! gefällt =)

  • so 3. Teil nun auch durch =)
    danke das du den Teil nicht als zu großen Batzen gepostet hast, war echt viel angenehmer zum Lesen =)

    die Beste Stelle!! xD

    In ihren Augen spiegelte sich der Verlust ihrer geliebten Tasse.

    da hab ich echt kurz aufgelacht zwischen der ganzen angespannten Szene...
    werden sie sich begegnen... oder nicht...


    und jetzt will ich auch wissen wie es weiter geht :D

  • Hallo @Nebelwanderer,

    ich bin beim Stöbern auf deine Geschichte gestoßen. Den ersten Teil musste ich zweimal lesen, da waren doch einige Dinge dabei, die ich nicht gleich auf Anhieb verstanden haben, obwohl du sehr gut beschreibst!
    Inzwischen aber liest es sich für mich flüssiger, und ich bin schließlich hier angekommen. UNd jetzt würde ich wie Cell sehr gern wissen, wie es weitergeht. Du lässt uns gerade am ausgestreckten Arm verhungern ^^
    Also, falls dir noch eine Stimme gefehlt hat, um dir selbst die nötige Motivation zu verleihen - hier ist sie! :)
    VG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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