[Drama-RPG] In den Schatten des Nordens

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.463 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. November 2017 um 10:38) ist von Windweber.

  • Kerker

    Tamuc hasste diesen Ort. Es war seinem Gesicht deutlich anzumerken, er kniff die Lippen zusammen, schaute grimmig, bewegte sich langsam, voller Widerwillen. Es war kühl, feucht, dreckig und finster. Alles hier unten, das nicht aus Stein oder Metall war, war von weißem Schimmelflaum überzogen. Alles Eisen rostete. Tief unter der Burg, teils in natürlichen Höhlen, teils in den Fels geschlagen lagen Keller. Und der Kerker. Tamuc bemühte sich, nicht seine Kleider an den Wänden zu beschmutzen. Er roch schon weit vor der Gittertür der Kerkerräume den Gestank nach Kot, Eiter und Fäulnis. Viel zu selten wurden die Eimer der armen Teufel geleert, die hier unten ihr Dasein fristeten und oft nur auf eine baldige Hinrichtung hoffen konnten. Warum schlug man ihnen nicht einfach die Schädel ein? Der Ort wirkte so unnötig grausam.
    „Was willst du schon wieder hier unten? Dein Liebchen besuchen?“, fragte ihn der Schließer, der auf einem Stuhl vor der Tür saß. Ein spöttisches Grinsen umspielte seine Lippen.
    „Du lässt mich durch! Ich habe die Erlaubnis!“, spuckte Tamuc dem Kerkermeister entgegen. Was für ein widerlicher Kerl! Der Insulaner gab sich nicht die Mühe, seine Verachtung zu verbergen. Der Posten hier unten war eine Strafe, das wusste Tamuc. Niemand wollte ihn. Mit dem Schlüssel hier vor der Tür zu sitzen war kaum besser, als ohne dahinter. Der Mann war vermutlich feige im Krieg gewesen und nun verbittert und alt.
    „Pass auf, wie du mit einem Kultivierten sprichst, Wilder!“, fuhr der Schließer ihn an. Tamuc fasste mit zornigen Augen nach dem Entermesser an seinem Gürtel. Der andere grinste, freute sich wohl auch eine Gelegenheit, Frust abzubauen. Langsam zog der Insulaner die Waffe. Die kurze Hiebklinge wäre ideal für die enge Umgebung dieses Kellers. Besser als die lange Axt des Wärters, der sich erhob. Tamuc streckte ihm mit einem süffisanten Grinden den Griff des Messers entgegen.
    „Waffen sind verboten da unten“, stellte er dabei fest.
    Der andere nahm, etwas enttäuscht, die Waffe entgegen.
    „Grüß die kleine von mir. Vielleicht besuche ich sie später ja auch“, meinte er.
    Tamucs Augen blitzten vor Zorn auf. „Du lässt sie in Ruhe. Sonst handelst du dir vielleicht eine Krankheit ein. Eine ohne Heilung. Blut aus Hinterm. Blut aus Augen. Ich stehe über dir und lache.“
    Die Drohung war kaum verholen, gerade zweideutig genug, um keine Beschwerde zu rechtfertigen. Immerhin konnte man sich bei den falschen Leuten am falschen Ort, und kaum ein Ort war falscher als dieser und beherbergte mehr falsche Leute, tatsächlich unangenehme Krankheiten nach sich ziehen.
    Der Wächter wusste, dass Tamuc ein gefährlicher Gegner wäre, aber auch, dass, wenn der ihn verletzte, einen Zivilisierten, der „Wilde“ Ärger bekäme. Aber er wusste auch, dass Tamuc Mittel und Wege hatte, jemanden zu verletzen, ohne bemerkt zu werden. Er schlich geschickt. Beide maßen sich mit Blicken, ehe der Schließer nachgab. Der Spaß war ihm das Risiko wohl nicht wert. Die Tür wurde geöffnet und Tamuc trug mit seiner Fackel Licht in die Finsternis der Kerker. Schwere, eisenbeschlagene Holztüren verschlossen hier die Räume. Nur wenigen Gefangenen wurde eine Kerze zugestanden. Einige saßen in Räumen, zu niedrig zum stehen und zu klein zum liegen, in denen das Wasser stand, wie der Insulaner wusste. Dies diente dem Verhör. Andere warteten auf schimmligem Stroh liegend zu zweit oder zu dritt auf die Hinrichtung. Wieder andere, Kriegsgefangene die Lösegeld bringen sollten, höherstehende Gefangene und solche, bei denen man noch einen Wert oder Nutzen erwartete, hatten Zellen mit Pritschen, einigermaßen sauber und trocken. Angenehm waren sie dennoch bei weitem nicht. Tamuc hörte das Stöhnen und Schreien der armen Seelen. Kam an der Folterkammer vorbei, die aber in diesem Moment zum Glück unbenutzt war. Aus kleinen Spalten in den Türen streckten sich ihm Hände entgegen. Hungernde baten um Nahrung. Einsame nach einer freundlichen Berührung. Er beachtete sie nicht. Verschloss sich vor dem Leid. Er war wegen einer speziellen und ganz besonderen Gefangenen hier. Dem Rest konnte er nicht helfen. Zumindest redete er sich das ein. Bei der richtigen Tür blieb er stehen. Wollte etwas sagen und schaffte es doch nicht. Wortslos schob er ein Bündel durch den Schlitz der Tür. Ein Bündel Kerzen, etwas kalter Braten und eine ordentliche Menge Brot waren darin. Durch die Klappe unten in der Tür, durch die man die Eimer austauschen könnte, wenn man wollte, schob er einen Krug Milch. Und er wartete, was geschehen würde.

  • Wie gerne hätte sie die Sachen genommen und sie dem blöden Typen ins gesicht geschmissen. Aber sie hielt sich zurück und stand, leise Seufzend, auf. Die Zelle war gerade so groß wie sie. Einer der wenigen Momente in ihrem Leben, in dem sie sich freute, klein zu sein. 1,65 cm waren ja nicht gerade viel für eine Kriegerin. Gerade war sie aber auch keine, sondern eine Dame. Sie sollte sich daher weiblich benehmen. Immerhin bewirkte es auch etwas, wie man an dem Krug Milch und dem gutem Essen sah.

    Nikoy wurde eingebuchtet, weil sie eine Pferde Diebin war. Völlig zu unrecht, immerhin war sie nie dazu gekommen. Die aufgescheuchten Tiere hatten sie verraten, ehe sie überhaupt auf eins sitzen konnte. Sie schob diese Gedanken bei Seite und hob den Krug Milch auf, trank ihn gierig aus. SIe hatte nicht wirklich durst. Mindestens nicht auf Milch, aber eine feine Dame wäre bestimmt verzweifelt. Schüchtern wischte sich sich den Mund sauber und schaute aus dem schmalen Schlichtz an der Tür.
    "Mein Herr... Bitte. Ich... Ich danke euch für eure Güte. Aber ich sehne mich nach dem echten Licht, nach den wärmenden Strahlen der Sonne. Ich flehe euch an. Es war doch nicht meine Absicht, die Pferde aufzuscheuchen. Bitte lasst mich hier raus." Ob es funktionierte? Es gab mehrere Gründe, warum sie hier raus wollte. Die gerade wichtigste war, dass sie weg von ihrem Zellennachbarn wollte. Den kannte sie nämlich noch von Früher. Er wusste wie sie in wirklichkeit war und sie hoffte einfach nur, dass er seine Schnauze halten würde.

    (Sorry für den relativ schlechten, kurzen Text xD es wird mit der Zeit besser, versprochen xD)

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Angespannt stand er inmitten seiner Zelle und schaute sich mit gesenktem Kopf vorsichtig um. Er rieb sich die Hände, summte kaum wahrnehmbar und schlupfte beschwert mit den Füßen über den glitschigen Boden.
    "Ich muss hier raus, ich muss hier raus."
    Jedes noch so kleine Geräusch, das ihm nicht gewohnt für einen Kerker vorkam, schreckte ihn auf. Jedoch versuchte er bestmöglich, seine Anspannung im Zaum zu halten.
    "Warum muss die Zelle so klein sein?"
    Seine Augen fixierten sich auf eine Ratte, die provokant naserümpfend in der Ecke kauerte und ihn ebenfalls anschaute. Die schwarzen Knopfaugen und winzigen Nagezähne hypnotisierten ihn regelrecht. Er bildete sich ein, dass sie mit ihm sprechen würde.
    "Nimm mich!", fiepste sie. "Nimm mich. Iss mich."
    Er nickte. "Endlich etwas zu essen."
    "Nimm mich. Iss mich."
    "Bleib wo du bist", nuschelte er und brachte sich langsam in Stellung.
    Die Ratte gehorchte und regte sich nicht.
    Albas Hände rieben sich noch stärker, wodurch sie an Wärme gewannen, welche hier in dieser düsteren Gegend selten war. Der Waise war nur die Hitze gewohnt.
    "Bleib wo du bist", wiederholte er seine Worte und ging langsam in die Hocke.
    Die Ratte schaute ihn immer noch unbekümmert an. "Nimm mich. Iss mich."
    Er sah seine Chance und setzte zum Sprung an, als plötzlich jemand hart gegen die Tür schlug. Die Ratte nahm Reißaus und flitzte an den Wänden entlang. Alba sprang hinterher und knallte mit voller Wucht gegen die Tür. Die Ratte entkam durch einen kleinen Spalt unterhalb der Tür. Dort befand sich eine Furche, nur wenige Zentimeter schmal.
    "Ihr habt sie verscheucht!", krächzte er heiser und versuchte noch mit seinen Fingern unter der Tür hindurch zu kommen , um sie vielleicht doch noch zu erwischen.
    Der Wächter ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und stampfte mit voller Wucht auf die hervor blitzenden Fingerkuppen ein.
    "Schweig still, du Widerling!"
    Alba zuckte zurück, presste sich die schmerzenden Extremitäten an die Brust und fauchte den Mann affektiv an. "Ich werde dich umbringen, du widerlicher Schakal!"
    Da lachte er hämisch. "Und wie willst du das anstellen?"
    "Ich verrate meine Tricks nicht!", erwiderte Alba, verkroch sich wieder zur Raummitte und starrte die Decke an. Wassertropfen rieselten auf seine Stirn. Noch weiter legte er den Kopf in den Nacken und fing die wenigen Perlen kühlen Nasses mit seiner Zunge auf. "Ich komme hier noch raus, es ist nur eine Frage der Zeit."
    "Du kommst hier niemals raus!"
    "Und ob ich das werde!", brauste Alba wütend auf, gleichsam mit dem Fuße stampfend. "Du Kameltreiber!"
    Dann hörte er wieder das leise Fiepsen der Ratte, nahe der Tür. Aber nur einen Moment später erklang ein lautes Stampfen und das Fiepsen war verschwunden. Dann öffnete sich die Lucke am unteren Türende. Alba drehte sich isntinktiv um und erspähte eine Hand mit jenem Nagetier, welches ihm zuvor entwischt war, in dieser. Dann schleuderte die Hand die Ratte in die Zelle und klappte die Lucke wieder zu.
    "Hier hast du deine Ratte."
    Ohne weiter drüber nachzudenken, stürzte sich der Waise auf das tote Tier, packte es wie erlegte Beute fest mit beiden Händen und biss ihr den Schwanz ab. Genüsslich kaute er drauf rum und nahm Sitzende Position ein.
    "Jetzt sei still!", erklang des Wächters genervte Stimme, gefolgt von einem weiteren kräftigen Schlag gegen die Tür. "Ansonsten gibt es heute Nacht doch noch ein Opfer auf der Streckbank."
    Die Ratte voll beim Wickel, dabei die Beinchen schon einzeln abgeknabbert, kroch er vorsichtig an die Wand, hielt sein Ohr dagegen und klopfte. "Nikoy?", flüsterte er leise in die Richtung der Zelle, wo er sie vermutete. "Nikoy, kannst du mich hören?"
    Keine Antwort, keine Reaktion.
    Lag es vielleicht am vollgestopften Mund, oder an den dicken Wänden? Er wusste es nicht, ihm war es auch recht egal. Er wusste nicht mal, warum er sie überhaupt ansprach. Eingeständnis, sich vielleicht doch zu viel zugemutet zu haben? Angst vor der Folter, die ihm früher oder später ohnehin ereilen könnte?
    "Nikoy, falls du mich hören kannst, könntest du mir ein Zeichen geben?"

  • Efjal stand ruhig vor dem Fenster und schaute ziellos in die Ferne. Schnee lag seelenruhig über den Ländereien seines Vaters.
    "Wie soll das weiter gehen? Wieso sieht mein Vater die kommende Bedrohung nicht?"
    Der Gesichtsaudruck liess es erahnen, der junge Nordmann macht sich Sorgen, grosse Sorgen.

    Er drehte sich weg vom mittlerweile beschlagenen Fenster und schaute in sein Zimmer. Sein Blick blieb an den züngelnden Flammen des Kaminfeuers hängen.
    "Ach Vater, so viel ist geschehen und vieles wird sicherlich noch geschehen."
    Efjal hält seine Hände in Richtung der wärmespendenden Quelle, prickelnd wärmt sich das Blut in den Handflächen auf.
    Er dachte an das Versprechen, das er seinem Vater gab, den Mörder seiner Mutter zu finden, an seinen eigenen Plan, den Norden zu retten und an Tamuc. Ja an Tamuc, vermutlich sein einziger Freund.
    "Tamuc und ich, zwei einzigartige Wesen an diesem kalten Ort. Ich muss mich mit Ihm treffen."

    Efjal zog die Hände zurück und packte sein Schwert, welches in einer verzierten Scheide steckte, zurrte es am Schwertgurt fest und verliess sein Zimmer. Mit schnellem Schritt ging der Bastard den Gang entlang. Er bemerkte nicht einmal Stiefmutter, die ihn missbilligend nachschaute, so tief war er in Gedanken versunken.

    Draussen angekommen, zog er die Kapuze des Umhangs über den Kopf und schritt in Richtung Kerker.

  • "He, ruhe da drüben!", ruft Tamuc zu dem dreckigen Jungen in der anderen Zelle, "Du kannst noch den ganzen Tag mit ihr reden...". Es klingt nicht aggressiv, eher ein wenig nervös, wie jemand, der etwas schnell hinter sich bringen und einen Ort verlassen will.
    "Ich kann dich hier nicht einfach rauslassen. Habe nichts zu sagen...", meint Tamuc sichtlich bedauernd, "Ich werde etwas versuchen, kann aber nichts versprechen. Ich verstehe nicht, wie man Leute so behandeln kann, selbst Feinde"
    Er schüttelt sich. "Und ein Herr bin ich sicher nicht. Ich wurde hierher wie ein Pferd verschenkt. Aber einige hören mir zu. Vielleicht bekomme ich sie dazu, einige Gefangene für Arbeiten einzusetzen. Zumindest die, die noch können. Also auch dich. Nur... Versuch nicht davonzulaufen. Die kriegen dich... Ich weiß, wovon ich rede. Kennen die Wälder. Haben Hunde."

    In die Nachbarzelle lässt er noch ein großes Stück Brot fallen, zu dem dreckigen Jungen. Er mag ihn nicht besonders, er wirkt würdelos. Aber wenn man Leuten nicht gleich den Schädel einhaut, sollte man sie nicht langsam verhungern lassen. Das ist ein abscheulicher Brauch.
    Er muss Efjal suchen. Der gehört zur Herrscherfamilie und hört Tamuc zu. Vielleicht kann er seinen Vater überzeugen, die Gefangenen draußen einzusetzen. Zum Putzen oder Stall ausmisten. Egal, jede noch so unangenehme Arbeit ist ein angemessener Preis, um hier herauszukommen. Und sei es nur für einige Stunden. Er wartet noch kurz auf eine Antwort. Hoffentlich verspreche ich nicht zu viel!