Silberschwert-Legenden - Die Dinge geschehen...

Es gibt 58 Antworten in diesem Thema, welches 17.189 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. November 2018 um 16:01) ist von Kleiner Liki.

  • ... eines nach dem anderen. In vorherbestimmten Bahnen verläuft das, was wir später "Geschichte" nennen werden. Oder "Geschichten". Nur die Tatsache, dass wir immer nur an einem Ort sein können, läßt uns vermuten, dass die Dinge nicht zusammengehören, dass ihr Fluß unvorhersehbar ist, dass "hier" und "dort" nichts miteinander zu tun haben.

    Die Dinge geschehen. Unbeeindruckt von dem, was wir glauben.


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    Hier entsteht eine Sammlung von Textfragmenten, die, vielleicht, irgendwann eine Geschichte ergeben. Wenn wir (oder ich) je die richtige Reihenfolge herausfinden...

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    Trotz der fragmentarischen "Überlieferung" sind Anmerkungen, Korrekturen offensichtlicher Fehler und tiefergehende Gedankengänge durchaus erwünscht. Ihr müsst nicht. Doch Ihr dürft...

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    ... sagte ich schon mal, dass ich offene Satzenden mag? Nein? Dann wißt Ihr es jetzt... :rolleyes:

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

    Einmal editiert, zuletzt von Cory Thain (17. September 2017 um 13:15)

  • Thorsten Weber stand vor dem Bürogebäude der Tränking AG (TM) und starrte verwirrt auf den kleinen braunen Zettel in seiner Hand.

    "Wenn Ihr nicht zurückkehrt, werden mehr Wesen sterben, als Ihr je kanntet!"

    Das Verwirrendste war nicht der Text, sondern die Tatsache, dass Thorsten Weber imstande war, ihn zu lesen. Mühelos konnte er die verschnörkelten Schriftzeichen entziffern, obwohl er absolut sicher war, dieses Schriftbild noch nie zuvor in seinem Leben gesehen zu haben. Wenn er darüber nachdachte, verschwamm die Schrift zu einem filigranen geschwungenen Schmuckband ohne Bedeutung. Hob er jedoch kurz den Blick, um sein Gegenüber anzusehen, jenen Mann, der ihm den Zettel gebracht hatte, war die Botschaft wieder klar und eindeutig erkennbar...

    "Ich verstehe nicht..." sagte Thorsten Weber ehrlich.

    Sein Gegenüber runzelte die Stirn, er wirkte irritiert.

    "Schaha'in hat gerufen" war die Antwort, der Tonfall machte sie zu einer Frage.

    "Ich kenne keinen Scho'in" erwiderte Thorsten Weber und wußte selbst nicht, weshalb er den Namen absichtlich falsch aussprach. Die Reaktion seines Gegenübers kam jedenfalls überraschend. Thorsten Weber sah nur noch eine dunkle große Faust auf sein Gesicht zufliegen, dann wurde es schwarz vor seinen Augen.

    Als er zu sich kam, blickte er in große dunkle Augen direkt über sich. 'Liege ich?' war sein erster Gedanke... Er fand keine klare Antwort. Er fand nicht mal mehr einen zweiten klaren Gedanken, denn urplötzlich überrollte Schmerz sein Bewußtsein. Jeder einzelne Knochen in seinem Gesicht schien gebrochen und nach seinen Zähnen wagte Thorsten Weber gar nicht erst mit der Zunge zu tasten. Wahrscheinlich alles... 'auuuuuuuuuuuu'

    "Wenn Du des Schaha'in lästerst, wird es Dich töten, nachdem Du Deine Aufgabe erfüllt hast!" Die Stimme war leise, doch der drohende Unterton drang mühelos durch die Wellen des Schmerzes und setzten sich im Gehirn fest... "Komm, sobald Du... kannst! Sonst bist Du schuld am Tod Tausender!"

    (eine Korrektur 17.09.2017)


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    3 Mal editiert, zuletzt von Cory Thain (10. Mai 2018 um 14:24) aus folgendem Grund: Korrekturarbeit

  • Als es herrisch laut an der Pforte klopfte, beeilte sich der Diener Anrik, um zu öffnen. Noch immer fehlten die Abgesandten des Hauses Har'k und O'huk, das Abendmahl würde erst beginnen, wenn diese zwei Häuser anwesend waren.

    Doch was Anrik erblickte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Eine bleiche dünne Person mit übergroßen schwarzen Augen sah, aufgrund ihrer Größe, auf ihn herab.

    "Wegen hatte der Seegarten?" sagte sie im hohen Singsang der Eis-Wesen. Die Frage war derart absurd, dass Anrik aus seiner Schockstarre erwachte.

    "Gehen Sie!" sagte er, so höflich es ihm möglich war "Gehen Sie, Sie sind nicht eingeladen!"

    Das Eiswesen starrte ihn ausdruckslos an: "Der Seegarten! Wegen hatte er?" wiederholte es. Und Anrik begriff.

    "Der Sehengar ist dort drüben, in der nächsten Seitenstraße!" Anrik wies mit ausgestrecktem Arm in die entsprechende Richtung. Das Wesen wandte seinen Kopf ebenfalls und sagte: "Sehengar! Ja!"

    In diesem Moment trat der Herr des Hauses von hinten an Anrik heran. "Was ist hier los!"

    Anrik versuchte sich kleinzumachen: "Diese Person hat den Weg verfehlt. Sie möchte zum Sehengar..."

    "So, zum Sehengar..?" Der Hausherr war ein großer kräftiger Mann, er konnte dem Eis-Wesen fast gerade in die Augen sehen. Er war auch einer der wenigen, die Anrik kannte, die das auch konnten, ohne nervös zu werden. "Da drüben!" wies der Herr in die gleiche Richtung, die auch Anrik gezeigt hatte. Das Eis-Wesen wandte sich in einer fließenden Bewegung um und begab sich in die gewiesene Richtung. Anrik konnte sehen, dass es einen Handbreit über dem Boden schwebte...

    ... und obwohl der Hausherr gutgelaunt Anriks Mut lobte, hatte der Diener das ungute Gefühl, soeben einer großen Katastrophe entronnen zu sein...


    (eine Korrektur, 17.09.2017)


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    4 Mal editiert, zuletzt von Cory Thain (10. Mai 2018 um 14:25) aus folgendem Grund: Korrekturarbeit

  • Hallo :)
    Ich habe mal deinen Text durchgelesen und trotz der Fragmenthaftigkeit (heißt das so? xD) klingt das Ganze doch sehr interessant und ich möchte erfahren, was das/ der/ die Schaha´in ist. ^^
    Ein paar kleine Anmerkungen habe ich jedoch.

    "Schaha'in hat gerufen" war die Antwort, derTonfall machte sie zu einer Frage.

    "der Tonfall"
    Da musst du noch ein Leerzeichen einfügen. :)

    "Ich kenne keinen Scho'in" erwiderte Thomas Weber und wußte selbst nicht, weshalb er den Namen absichtlich falsch aussprach. Die Reaktion seines Gegenübers kam jedenfalls überraschend. Thorsten Weber sah nur noch eine dunkle große Faust auf sein Gesicht zufliegen, dann wurde es schwarz vor seinen Augen.

    Heißt er jetzt Thomas oder Thorsten?

    "Komm, sobald Du... kannst! Sonst bist Du Schuld am Tod Tausender!"

    "Schuld" Das musst du klein schreiben.

    Als es herrisch laut an der Pforte klopfte, beeilte sich der Diener Anrik, um zu öffnen. Noch immer fehlten die Abgesandten des Hauses Har'k und O'huk, das Abendmahl würde erst beginnen, wenn diese zwei Häuser anwesend waren.

    Ich fände es hier schöner wenn du ein "und" ergänzen würdest zwischen "(...) O´huk, (...)" und "(...) das Abendmahl (...)". Ist aber nur meine persönliche Meinung, musst du nicht machen. ;)

    Doch was Anrik erblickt, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Eine bleiche dünne Person mit übergroßen schwarzen Augen sah, aufgrund ihrer Größe, auf ihn herab.

    "(...) erblickt(e), (...)"

    "Gehen Sie!" sagte er so höflich es ihm möglich war "Gehen Sie, sie Sind nicht eingeladen!"

    "´Gehen sie!´, sagte er, so höflich es ihm möglich war. ´Gehen sie, sie sind nicht eingeladen!´"


    Das Eiswesen starrte ihn ausdruckslos an: "Der Seegarten! Wegen hatte er?" widerholte es. Und Anrik begriff.

    "(...) wiederholte es. (...)"

    "Der Sehengar ist dort drüben, in der nächsten Seitenstraßen!" Anrik wies mit ausgestrecktem Arm in die entsprechende Richtung. Das Wesen wandte seinen Kopf ebenfalls und sagte "Sehengar! Ja!"

    "(...) und sagte: ´Sehengar! Ja!´"

    In diesem Moment trat der Herr des Hauses von hinten an Anrik heran. "Was ist hier los!"

    "Was ist hier los?"
    Fragezeichen oder Ausrufezeichen?

    "Da drüben!" wies der Herr in die gleiche Richtung, die auch Anrik gezeigt hatte. Das Eis-Wesen wandte sich in einer fließenden Bewegung um und begab sich in die gewiesene Richtung. Anrik konnte sehen, dass es einen Handbreit über dem Boden schwebte...

    ... und obwohl der Hausherr gutgelaunt Anriks Mut lobte, hatte der Diener das ungute Gefühl, soeben einer großen Katastrophe entronnen zu sein...

    "(...) (in) die auch Anrik gezeigt hatte."
    (...) und begab sich in die (ihm) gewiesene Richtung."


    Liebe Grüße,
    Rose :)

    Chaos sagt, Halvars dunkle Seite sei harmlos gegen mich...

    As I´m an Amazone, I need a :jennagorn:

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  • Vielen lieben Danke sehr! :highfive:

    Ich werd das ganze morgen noch auskorrigieren, weil wegen heute: :tired:

    (Wie ist das eigentlich: Im Originalposting auskorrigieren oder neu einstellen? :hmm: )

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  • Wie ist das eigentlich: Im Originalposting auskorrigieren oder neu einstellen?

    Üblich ist Ersteres. Ist auch besser für Leute, die neu dazukommen. ^^ Sonst lesen die ja erstmal den fehlerhaften Teil und stellen dann fest, dass es eine korrigierte Version gibt...

    Ich finde die Fragmente jedenfalls spannend. Klingt nach einer Reise durch ein Portal in eine andere Dimension. Ein Protagonist mit Gedächtnisverlust... Aber eine Menge rätselhafter Begriffe... Wer ist der Schaha'in? Was ein Sehengar? Man bekommt Lust, das zu erforschen...

  • "Mama? Was ist ein Dorom?"

    Maria blickte sich zu ihrem Sohn um. Der saß, gedankenverloren mit den Beinen baumelnd, am Küchentisch, vor sich sein Schreiblernheft.

    "Ich weiß nicht, Schatz. Wie kommst Du darauf?"

    "Das ist mir grad eingefallen, aber ich weiß nicht, was es ist!" Der kleine Junge streckte seinen Stift in die Luft: "Gugg, so war das!" Er kriekelte irgendwelche Zeichen in die Luft. Dann sah er auf sein Heft hinunter: "Ob die Lehrerin böse sein wird?"

    Maria kannte die komischen Gedankensprünge ihre Sohnes und trat an den Tisch. In seinem Heft war, leicht krakelig, eine Reihe kleiner L zu sehen, darunter eine Reihe kleiner E. Doch darunter, in der Zeile, in der sich Klein-L und Klein-E abwechseln sollten, stand in grader, völlig unkindlicher Handschrift "Dorom". Dreimal, exakt gleich aussehend, fast, als sei es gedruckt.

    "Warst Du das?" fragte Maria und ihr Sohn nickte, mit einem kläglichen Versuch eines Lächelns. "Es kam aus dem Füller! Ich kann nichts dafür!"

    Maria überlegte, was sie dazu sagen sollte. Es fiel ihr nichts ein, deshalb strich sie ihrem Sohn übers Haar.


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    Einmal editiert, zuletzt von Cory Thain (10. Mai 2018 um 14:26)

  • So, jetzt will ich auch wissen, was ein "Dorom" ist! :D
    Ich dachte jetzt gleich an einen lebenden Füller, der irgendwelche Worte ausspuckt und zu Blatt bringt- so, als würde der Füller den Jungen lenken- und ich mag diesen Kontrast zwischen der krakeligen Schrift des Jungen und der wie gedruckt aussehenden Wortfolge.

    Dieses Mal habe ich auch keine kleinen futzeligen Anmerkungen für dich, mir gefällt die Textstelle! :thumbsup:

    Liebe Grüße,
    Blue

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  • "Geht es Ihnen gut?"

    Die Stimme war eindeutig eine andere. Wärmer, weicher. Ohne eine Spur von Drohung. Thorsten Weber öffnete die Augen. Über ihm war Weiß. Ein grelles, unangenehmes Weiß. "Ouhhhh!" machte er und blinzelte.

    "Verstehen Sie mich?" die Stimme klang nun eindringlicher, aber noch immer weich und nicht bedrohlich.

    "Können Sie das Licht dimmen?" fragte Thorsten Weber, das heißt, er versuchte es. Das Nuscheln, das er herausbrachte, war nicht wirklich deutbar. "Hell!" versuchte er es erneut und hatte offenbar Erfolg damit: Ein Tuch wurde weit über seinem Kopf herangezogen und minderte so das Licht. "Danke!" brachte er hervor und fand, dass man das schon ziemlich gut verstehen konnte.

    "Wie heißen Sie?" die Stimme... wunderbar! Thorsten Weber versuchte, seinen Namen zu sagen, nur für diese Stimme. Doch es misslang. "Mifd!" Die Stimme lachte... oh, welch Lachen!

    "Versuchen Sies hiermit?!" Ein Tablet-PC schwebte vor seinen Augen und Thorsten Weber hob mühsam die Hand und tippte auf der eingeblendeten Tastatur seinen Namen ein: Thorsten Weber. Wo bin ich

    "Das ist das Diakonissen-Krankenhaus. Grother-Straße. Sie wurden im Ranki-Park hier in der Nähe gefunden..."

    Thorsten Weber streckte seine Hand nach dem Tablet aus: Ranki?

    "Ja, der Park, kennen Sie den nicht?"

    Doch, aber ich war nicht im Ranki!


    "Man hat Sie dort gefunden... erinnern Sie sich nicht, was Sie dort gemacht haben?"

    Ich war nicht im Ranki! Ich wurde auf der Grassauer Straße verprügelt! Gut, es war nur ein Schlag, aber der hatte offenbar gesessen. Thorsten Weber versuchte vergebens, sich an die Zeit zwischen Faustschlag und dem Erwachen im grellen Weiß zu erinnern. Doch außer der bedrohlichen Stimme wußte er nichts mehr...


    "Komm, sobald Du... kannst! Sonst bist Du schuld am Tod Tausender!"


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    Einmal editiert, zuletzt von Cory Thain (10. Mai 2018 um 14:27)

  • Hey @Cory Thain,

    eigentlich bin ich eher zufällig in den Thread gestolpert (auch, weil mich die von Windweber zitierte Frage "Was ist ein Dorom?" neugierig gemacht hat). Aber mir gefällt die fragmentarische Geschichte ganz gut. Klar, ich weiß noch nicht wirklich was und verstehe vielleicht nur die Hälfte, aber die macht mich neugierig!

    Mich stören nur ein bisschen die Leerzeilen zwischen den Textpassagen. Weil diese bei anderen Autoren häufig mit Szenenwechsel verbunden sind, fange ich auch immer nach jeder Leerzeile an, mir eine neue Situation vorzustellen bzw. frage mich, ob das jetzt eine andere Szene ist etc.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Zur Erleichterung des Verständnisses: Ein Posting ist immer eine Szene... die allerdings durchaus in einem der nächsten Postings fortgeführt werden kann, jedoch mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht im direkt anschließenden...

    Wie gesagt: Ich sammle die Fragmente in meinem Hirn auf und hoffe, sie in der richtigen Reihe aufzulesen... :huh:

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  • Irgendwo draußen krachte es ohrenbetäubend. Die hohen Gäste des Hauses sprangen auf und drängten wie neugierige Buben zu den Fenstern, sich gegenseitig wegschiebend. Auch die Dienerschaft im Raume reckte die Hälse, wagte jedoch nicht, die ihnen zugewiesenen Plätze zu verlassen.

    "Anrik! Geh hinaus und sieh nach, was geschehen ist!" Der Hausherr wandte sich nicht einmal um, sondern wedelte nur mit der Hand. Anrik gehorchte sofort. Froh, seine eigene Neugier stillen zu können, eilte er auf den Hof des Hauses. Über den Dächern im Osten konnte er das bedrohliche blaue Leuchten eines Eisfeuers erkennen.

    'Der Sehengar!' war Anriks erster Gedanke. Doch dann wurde ihm klar, dass der Sehengar viel weiter westlich im Dunkel lag. Irgendetwas anderes brannte dort den kalten Tod.

    "Ich weiß, was da brennt!" hörte Anrik jemanden neben sich sagen. Er wandte sich um und musste seinen Blick senken. Patno, der Sohn der Köchin stand verschmitzt grinsend neben ihm. Er war noch ein wenig atemlos, er musste gerannt sein.

    "Nun sag schon, Junge!" forderte Anrik gutmütig. Er mochte den kleinen Kerl.

    "Das Haus der Ri'el!" der kleine Junge rollte bedeutungsvoll mit den Augen.

    "Das.... waaaaas?" Jetzt war Anrik verblüfft. Das Haus der Ri'el war eines der bedeutungslosesten Gebäude der ganzen Stadt, nur die Barracken der Tagelöhner waren noch unwichtiger. Weshalb sollten die Eis-Wesen diese kleine halbkaputte Hütte abbrennen? Dass das Feuer ein Werk der dünnen blassen Personen war, schien eindeutig. Blaues Feuer beherrschten nur sie.

    "Woher weißt Du das?" Anriks Frage sollte seine Verwirrung überdecken.

    "Ich war dort, ich habe mit Chait gespielt..." Die Antwort des Jungen brachte Anrik auf einen Gedanken: "Ist jemand verletzt?" So arm die Ri'els auch waren, es waren gute, ehrenwerte Leute.

    Patno lachte, ein helles fröhliches Kinderlachen: "Die stehen alle vor ihrem Haus und guggen andächtig zu!"

    Anrik verstand nun gar nichts mehr... langsam, grübelnd, begab er sich zurück ins Haus, um seinem Herrn zu berichten...


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    Einmal editiert, zuletzt von Cory Thain (10. Mai 2018 um 14:27)

  • Es war bereits spät. Der Sandmann war längst vorbei, aber Niklas plapperte noch immer wie ein Wasserfall. Maria versuchte vergebens, ihn zur Ruhe zu bringen.

    "... und dann hat der Marcel, ne, der hat gesagt, die Lisa ist ne doofe Bitsch... Mama, was ist eine Bitsch? Und die Lisa, die hat geweint, weil der Marcel doch sonst immer ihr Freund ist und nie so was sagt..."

    Mitten in den Redeschwall hinein klingelte es an der Haustür. Maria stand vom Bett ihres Sohnes auf: "Du bleibst liegen, hörst Du? Liegenbleiben...!" Niklas nickte und brabbelte weiter, als merkte er gar nicht, dass seine Zuhörerin das Zimmer verließ.

    Maria ging zur Tür und öffnete. Ein kleiner, untersetzter Mann blickte zu ihr auf: "Frau Andergast? Ihr Taxi ist da!"

    "Mein was?" fragte Maria verblüfft. Der Mann runzelte die Stirn: "Sie hatten ein Taxi bestellt...?!" Maria schüttelte den Kopf: "Hab ich nicht. Tut mir leid, da müssen Sie sich irren."

    Der Mann gab so schnell nicht auf: "Sie wollten zum Ranki-Park! Hier, sehen Sie! Ich denk mir das doch nicht aus!" Er kramte in seiner Jakett-Tasche und holte einen Notizblock hervor. Auf dem oberen Blatt stand: Maria Andergast, Große Straße 7, 24. September, 19:20 Uhr. "Das sind doch Sie, oder?"

    Maria nickte: "Ja bin ich! Aber ich habe wirklich kein Taxi..." Ihr Blick fiel auf den oberen Rand des Zettelblocks. Dort stand in steiler, gerader Schrift

    Dorom Kar'shul
    Taxiruf 737373


    Maria wurde blass: "Lassen Sie meinen Sohn in Ruhe! Hören Sie? Ich rufe sonst die Polizei!" sagte sie laut.

    "Bitte was?" der kleine Mann wirkte verwirrt. "Ich kenne ihren Sohn doch gar nicht!"

    "Mama? Wer ist das?" Marias Herz zog sich zusammen vor Angst, als sie ihren Sohn herantapern hörte. "Ich hab gesagt, Du bleibst im Bett! Hab ich das gesagt?" fuhr sie ihn an.

    "Ja, hast Du!" gab Niklas kleinlaut zu. "Aber ich hab noch Durst...!"

    Maria zog ihren Sohn beschützend in ihre Arme: "Schatz? War das dieser Mann, der in Dein Schreibheft geschrieben hat?" Niklas betrachtete den Mann eingehend: "Den kenn ich nicht! Wer ist'n das?" sagte er dann.

    Der Taxifahrer öffnete den Mund, um zu antworten, doch Maria fuhr ihn an: "Seien Sie still! Kein Wort! - Niklas, mein Schatz, hast Du ihn wirklich noch nie gesehen?"

    Niklas schien nochmal eingehend nachzudenken, Maria wartete nervös auf seine Antwort. "Nein, Mama! Echt nicht!" Niklas schüttelte entschieden den Kopf. "Kann ich noch etwas zu trinken haben, Mama?"

    Maria atmete tief ein. "Natürlich, aber dann gehts ab ins Bett! - Und Sie..." sie wandte sich wieder an den Taxifahrer : "Gehen Sie! Ich brauch kein Taxi. Und bleiben Sie von meinem Sohn fern!"

    Der Taxifahrer verstand offenbar noch immer nicht. Mit großen Augen blickte er Maria starr an. "GEHEN SIE!" Maria wandte sich ab...

    ... dann wurde ihr schwarz vor Augen. Das letzte, was sie vernahm, war der angstvolle Aufschrei ihres Sohnes "Mama? Mama was ist denn? MAMAAAAAAAAAAA?"


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    Einmal editiert, zuletzt von Cory Thain (10. Mai 2018 um 14:28)

  • Wow, das ist echt gut geschrieben. Bin angetan von diesem Teil des Textes. Vor allem gibt mir deine Geschichte immer mehr Rätsel auf und macht mich noch neugieriger jetzt als ich eh schon bin! :D

    Liebe Grüße,
    Blue

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  • Hey @Cory Thain,
    Ich habe mich auch mal an diesen Thread gewagt ;)

    Also ich bin ganz ehrlich. ich weiß nicht so recht, wie ich mit dieser fragmentierten Geschichte zurechtkommen soll. Zuerst einmal finde ich die Handlung sehr interessant. Thorsten Weber wird hier in irgendetwas hineingezogen und wie ja schon viele andere Mitglieder festgestellt haben, man will die ganze Zeit wissen, was die angesprochenen Dinge wie Dorom oder Schaha'in sind und man bleibt bei der Geschichte am Ball. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich die einzelnen Geschichten, die ja jetzt noch sehr zusammenhangslos sind, irgendwann aufeinander treffen. Derzeit macht mich das häufige Wechseln der Protagonisten und der Perspektive noch etwas fertig muss ich gestehen.
    Dein Schreibstil hier ist angenehm zu lesen, er ist ziemlich sorgenfrei und locker. Es fällt leicht, deine Geschichte zu lesen und man hat so gut wie nie Probleme mit missverständlichen Sätzen. Was für mich auch noch etwas ungewohnt ist das generelle Setting. Ich persönlich bin sehr selten in diesem doch sehr Asiatisch oder Arabisch angehauchten Milieu unterwegs und die Namen und Orte sind für mich noch etwas ungewohnt. 8|

    Trotzdem kann ich mir sehr gut vorstellen, wie du deine Geschichten zusammenführen könntest und der Rote faden dahinter nach und nach sichtbar wird. Ich bin auf jeden Fall interessiert und gespannt wie es weitergeht.

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Thorsten Weber genoß die Fürsorge, die die niedliche Krankenschwester ihm angedeihen ließ. Wenn er zurückzuckte, weil das Desinfektionsmittel im Gesicht brannte, kicherte das Mädchen und veranlaßte Thorsten, das Wegzucken etwas zu übertreiben.

    "Und sie wissen wirklich nicht, warum man Sie zusammengeschlagen hat?" fragte das Mädchen plötzlich zusammenhanglos. "Hat es etwas damit zu tun?" Sie hielt ihm den kleinen braunen Zettel mit der Nachricht hin.

    Thorsten Weber hatte den Zettel schon wieder vergessen und nahm ihn etwas unwillig entgegen: "Ich fürchte, ja!"

    Das Mädchen sah ihn aufmerksam an: "Was werden Sie tun?"

    "Die Polizei informieren... vielleicht?" antwortete Thorsten Weber vage.

    "Und die Menschen? Es werden viele sterben, steht da!" Die Krankenschwester blickte ernst.

    Thorsten Weber zuckte unsicher mit den Schultern, doch dann stutzte er: "Sie... Sie können das lesen?" er fuchtelte mit dem Zettel vor ihrer Nase herum.

    "Sie doch auch!" konterte das Mädchen freimütig und wiederholte: "Was werden Sie tun?"

    Thorsten Weber hob wieder die Schultern: "Ich habe keinen Schimmer! Ich könnte draußen ein Taxi rufen und dem Fahrer den Zettel unter die Nase halten...!" Er hatte das ironisch gemeint, doch das Mädchen nickte: "Das ist gar keine so schlechte Idee... Ich geb Ihnen mal eine Taxi-Nummer..." Sie zog aus der Tasche ihres Kittels einen Notizzettel hervor. Er war leer, aber am oberen Rand stand eingedruckt

    Dorom Kar'shul
    Taxiruf 737373

    "Sie sollten jetzt gehen. Sie haben noch zu tun... " Die Krankenschwester wandte sich ab und verließ den Raum, ohne sich nocheinmal umzusehen. Thorsten Weber schaute ihr verdattert hinterher...


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    Das Taxi hielt vor dem Ranki-Park und Thorsten Weber stieg aus. Er hatte nicht die Nummer angerufen, die auf dem Zettel stand, sondern das erstbeste Taxi vor dem Krankenhaus herangewunken. Er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, dass die Krankenschwester diese fremde Schrift offenbar genauso mühelos lesen konnte wie er. Und dass sie ihm exakt und genau diesen Taxi-Fahrer empfahl, machte ich unruhig.


    Deshalb blickte er dem davonfahrenden beigen Auto auch lang hinterher, erst als er sich sicher war, dass es nicht zurückkehrte, betrat er den Park. Es war bereits dämmrig und die Bäume und Statuen am Weg verwuchsen zu unheimlichen Schatten-Wesen. Thorsten Weber ging den Hauptweg entlang... immer tiefer in das dunkler werdende verwunschen wirkende Parkgelände...


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    Einmal editiert, zuletzt von Cory Thain (10. Mai 2018 um 14:29)

  • Danke @BlueRosesInMyHeart , @Asni und @Lehaidin für Euer Interesse. Ich geb mir auch ganz ganz doll Mühe. (Nur meine Tastateuse kichert ab und an hämisch).

    :hi1:

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  • "Mama? Mamaa!" der kleine Junge ruckelte nicht gerade zimperlich an seiner Mutter herum. "Wach doch bitte auf, Mama!"

    Doch Maria rührte sich nicht. Dorom Kar'shul beugte sich hinunter: "Junge, Deine Mama sollte ins Krankenhaus... "

    Der Kleine sah auf, mit Tränen im Gesicht: "Kannst Du sie dahin bringen?" Dorom begriff, dass der Junge die Abneigung seiner Mutter ihm gegenüber gar nicht mitbekommen hatte.

    "Natürlich, hilf mir mal!" Dorom benötigte die Hilfe des Jungen nicht wirklich, um die Frau hochzuheben. Maria Andergast war klein und zierlich und lag in seinen Armen wie ein kleines Mädchen. Dorom trug sie vorsichtig zum Taxi, bemüht darum, sicher und stark zu wirken. Er wußte zuwenig über diese Welt, um entscheiden zu können, ob der Junge clever genug sein könnte, den Notarzt lieber hierher zu rufen. Deshalb versuchte er, den Jungen durch Aktionen abzulenken: "Setz Dich zu ihr, Kleiner und pass auf sie auf!" Dorom schob die Frau auf den Rücksitz seines Wagens, wartete, bis der Junge ebenfalls eingestiegen war und schloß die Tür mit eingestellter Kindersicherung. Doch Niklas kam nicht mal auf den Gadanken, zu prüfen, ob er wieder aus dem Wagen herauskam...

    Dorom steig ebenfalls ein und fuhr los. Immer wieder sah er prüfend in den Rückspiegel, doch der Junge war so sehr mit seiner Mutter beschäftigt, dass ihm nicht auffiel, dass Dorom an einem Krankenhaus einfach vorbeifuhr.

    Doroms Ziel war der Ranki-Park, es war eine ziemlich kurze Fahrt. An einem Nebeneingang hielt Dorom, sah sich sorgfältig um und hob dann die noch immer bewußtlose Frau aus dem Auto.

    "Das ist aber kein Krankenhaus!" der kleine Junge sah sich kritisch um.

    Dorom Kar'shul holte tief Luft und hoffte auf sein Glück: "Nein, aber da hinten steht ein Zauberbrunnen, der macht alle Leute gesund..."

    Niklas überlegte einen Augenblick, dann nickte er und sagte fest: "Das versuchen wir! Das ist besser als Arzt! Ärzte haben Spritzen...!"

    'So ein kleines Kind' , Dorom fühlte sich fast schuldig, als er den Weg in den dämmrigen Park entlang ging, mit der Frau auf dem Arm und dem Jungen im Schlepptau. Es waren nur wenige Schritte bis zum Brunnen.

    Das Wasserbecken des Brunnens wirkte wirklich verwunschen, lauter kleine Fliesen in blau, grün und silber brachten das Wasser darin zum Glitzern, dieser Eindruck wurde verstärkt durch kleine Sprudel und verdeckte Leuchten im Rand... Ohne Zögern legte Dorom Kar'shul die leblose Frau in das flache Wasser: "Hilfst Du mir, Niklas?" Der Junge nickte. "Steig in den Brunnen! Du musst darauf achten, dass das Gesicht Deiner Mama nicht unter Wasser kommt, sonst ertrinkt sie!" Niklas hinterfragte diese merkwürdige Anweisung nicht mal und tat, wie ihm geheißen. Es fiel ihm nicht auf, dass Dorom sorgfältig darauf achtete, den Körperkontakt zu ihm und seiner Mutter immer aufrecht zu erhalten. Und als Dorom Kar'shul fragte: "Hast Du sie sicher, ja?" nickte er ernsthaft.

    Dorom ließ beide Menschen los und trat einen Schritt zurück: "Gute Reise, Maraja!" flüsterte er und sah zu, wie sich die beiden in einem hellen blauen Flirren langsam auflösten.

    Die erste Aufgabe war erfüllt. Nun war es Zeit, sich dem zweiten Artefakt zu widmen. Dorom Kar'shul starrte in das blaue Glitzern und überlegte, wie er vorgehen sollte...


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    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

    Einmal editiert, zuletzt von Cory Thain (10. Mai 2018 um 14:30)