Percy Jackson - Poseidons Dreizack

Es gibt 92 Antworten in diesem Thema, welches 37.490 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. Juni 2018 um 15:59) ist von BlueRosesInMyHeart.

  • Hi,
    danke für euer wirklich stetiges Feedback. Diese Geschichte lebt tatsächlich nur von euch (und von Grover) und ich bin immer wieder dankbar für jegliche Kritik. :P

    Nun kurz zu @Sensenbach: Ja, Percy Jackson ist nicht Jedermanns Sache. Das ist ja auch gewöhnungsbedüftig. Umso geschmeichelter fühle ich mich natürlich, dass du meine Geschichte mit verfolgst. Es freut mich, dass es dir Spaß macht mit zu lesen und ich hoffe natürlich, dass ich weiterhin dein Interesse wecken kann. :beer:

    @bigbadwolf: Du magst Grover? Vielleicht sollten "Blue" und du einen Fanclub aufmachen. :D Ich schließe mich euch selbstverständlich an :thumbsup: Zu deinen Korrekturen: Wie immer, dankeschön. Werden bei Gelegenheit verbessert.(Vielleicht sollte ich das mal als Status einstellen)

    @BlueRosesInMyHeart: Ich hatte wirklich schon Bedenken. =O Umso beruhigter bin ich, dass es dir gut geht. ;)

    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • 7
    Meine Mutter

    Meine Mutter war die Beste.
    Ich weiß, das hatten wir schon, aber meine Mutter war wirklich die aller Beste.
    Nachdem Grover und ich in das Treppenhaus geschlurft waren, dauerte es sage und schreibe 5 Sekunden, bis meine Mum aus der Tür gestürzt kam und Grover herzhaft umarmte.
    Ich hatte nie einen Bruder gehabt, aber Grover war das, was dem am nächsten kam.
    Meine Mum liebte diesen zotteligen Satyr und löste sich mit strahlenden Augen von meinem besten Freund.
    „Grover Underwood“, sagte meine Mutter und ihr Gesichtsausdruck wechselte in „Milde Strenge“.
    „Wo zur Hölle warst du? Ich habe mir sorgen gemacht. Percy hat sich sorgen gemacht. Immer diese Alleingänge in die Wildnis. Wie siehst du überhaupt aus? Wann hast du das letzte Mal...“
    „Mum!“, unterbrach ich sie.
    „Lass ihn doch erst mal Luft holen.“
    Und tatsächlich. Grover schien sichtbar überwältigt und sein Gesicht hatte inzwischen blutrote Farbe angenommen.
    „Na komm Kumpel, wir machen dich erst mal etwas frisch. Und dann hat Mum dir noch eine Sammlung delikater Blechdosen gesammelt. Willst du dir das entgehen lassen?“, fragte ich meinen ehemaligen Beschützer und klopfte ihm auf die Schulter.
    Das Wort „Blechdosen“ hatte seine Seele zurück in den Körper geholt und er atmete wieder einigermaßen kontrolliert.
    „B..Blechdosen? Eine ganze Sammlung? Ich..ähh. Hallo Mrs. Jackson. Ich freue mich sie zu sehen. Es tut mir leid, dass ich so lange weg war. Ich hatte viel zu tun. Pan, er ist...“
    „Könnten wir das bitte drinnen besprechen?“, unterbrach ich Grovers Gestammel und deutete auf die Tür.

    Grover duschte und ich richtete ihm eine abendliche Dosenmahlzeit, während meine Mutter Grover auf der Couch einen Schlafplatz einrichtete.
    Mein Stiefvater war beinahe noch begeisterter als meine Mum und ging im Wohnzimmer auf und ab, während er von „Ziegenbeinen“ und „verrückten Welten“ murmelte.
    Zwar hatte er schon seit zwei Jahren Kenntnis von der „verrückten Welt“, aber begriffen hatte er es immer noch nicht.
    Grover setzte sich, frisch geduscht, in meinen Camp Half Blood Klamotten an den Küchentisch und erzählte einfach Alles. Von den Baumnymphen in Kanada bis hin zu der Dryade in New York.
    Während meine Mutter mit überwiegend besorgter Miene der Geschichte folgte, warf sich Paul auf jedes übernatürliche Detail.
    Woher kommen die Nymphen? Woran erkennt man, ob in einem Baum eine Dryade lebt oder nicht? Und wie funktioniert deine Flöte?
    Grover war maßlos überfordert.
    „Paul, jetzt lass ihn endlich ausreden!“, mahnte meine Mutter ihren Verlobten und bedeutete ihm die Klappe zu halten.
    Eines musste man meiner Mutter lassen, wenn sie wollte, konnte sie dich mit einem Blick töten. Also natürlich würde man nicht einfach tot umfallen, aber dein Herz konnte für ein paar Sekunden durchaus mal stillstehen.
    Grovers Herz machte während der Geschichte, die er erzählte, jedoch eine Achterbahnfahrt durch.
    Meine Mum beäugte ihn unentwegt und ihr Gesichtsausdruck wechselte ständig.
    Mal war sie wütend, weil Grover wieder etwas unfassbar Dummes getan hatte, was, naja, ziemlich oft vorkam.
    Manchmal schien sie besorgt zu sein, weil Grover ihr von Wachholder und der bröckelnden Beziehung zwischen den Beiden erzählte.
    Oder sie war glücklich, weil Grover ihr von den erfolgreichen Missionen erzählte, die zu meinem Bedauern eher gering ausfielen.

    Nachdem Grover fertig war, brachen die Fragen aus Paul hervor wie aus einem Maschinengewehr.
    Und Grover reagierte, wie man nun mal reagiert, wenn man von einem Maschinengewehr getroffen wird.
    Er fiel vom Stuhl.
    Meine Mum und ich mussten lachen und Paul blickte besorgt auf den erschossenen Satyr.
    „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken. Es ist nur so, dass ich nach New York keine Minute mehr ohne Gedanken an das Überirdische in dieser Welt erlebe.“, entschuldigte sich mein Stiefvater und half Grover wieder auf die Füße, ähh, Hufe.

    Grover setzte sich und kaute auf einer Blechdose herum, während er, zu Pauls Vergnügen, versuchte, die Fragen zu beantworten.
    Nach etwa einer halben Stunde musste sich mein bester Kumpel sowohl Paul, als auch dem Berg aus Blechdosen geschlagen geben und sackte müde zurück in seinen Stuhl.
    „Grover“
    Meine Mutter hatte sich lange zurückgehalten, aber jetzt schien auch sie eine Predigt halten zu wollen.
    „Ich bin ja so froh, dass du wieder hier bist. Und natürlich, dass du wohlauf bist. Aber ich werde dir deine süßen kleinen Hörner herausreißen, wenn du nochmal ohne Bescheid zu sagen abhaust. Hast du mich verstanden?“
    Grover schluckte und fuhr sich mit der Hand über seine Hörner.
    Zwar wusste ich, dass meine Mutter das nicht ernst gemeint hatte, aber Grover schien sich darüber noch nicht so sicher zu sein.
    „Ich meine das Ernst!“, ergänzte meine Mutter mit stahlharter Miene.
    Ich schluckte.

    Für einen kurzen Moment herrschte Stille, dann brach meine Mum in Gelächter aus.
    „Eure Gesichter, schaut euch nur eure Gesichter an.“
    Vor Lachen kullerte ihr eine Träne über die Wange, während Paul, Grover und ich uns schüchtern mit Lachen anschlossen.
    Wir aßen gemeinsam einen kleinen Mitternachtssnack in Form von wunderbaren blauen Keksen, ich liebte blaues Essen, und verabschiedeten uns ins Bett. Nachdem ich Grover mit einer Umarmung eine „Gute Nacht“ gewünscht hatte, schlurfte ich mit müden Augen in mein Zimmer.
    Noch während ich den Flur entlang lief, hörte ich Grover „Hörner abreißen?“ murmeln und schloss lächelnd meine Zimmertür.
    Ja, das war meine Mum. Immer für eine Überraschung zu haben.
    Oder dafür, junge Satyrn mit Albträumen ins Bett zu schicken.

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    - Gandalf -


  • Schöne Fortsetzung mal wieder. Es macht einfach Spass deine Geschichte zu lesen. Fahler finde ich überhaupt keine.

    Gruß
    McG

    Man sollte nie zweimal den gleichen Fehler machen, denn die Auswahl ist groß genug.
    - Robert Lembke -


    Projekte:

  • Gutes Kapitel! Leider bin ich nicht früher dazu gekommen, es zu lesen.
    Hab nur ein paar kleine Fehlerchen gefunden, die aber völlig unbedeutend sind.

    Und da ich jetzt keine Lust zu futzeln habe, lass ich es :D - Verrückt, nicht wahr? So gar nicht ich. xD

    Aber mir gefällt dieses Kapitel wirklich gut!

    Liebe Grüße,
    Blue

    Chaos sagt, Halvars dunkle Seite sei harmlos gegen mich...

    As I´m an Amazone, I need a :jennagorn:

    ~~~ 100 words a day keep the doctor away. ~~~


  • 8
    Meine Prüfungen

    Mathe.
    Meine erste Abschlussprüfung war in Mathematik.
    Und ich hasste Mathe. Nicht, weil meine Fähigkeiten schon beim Mal rechnen scheiterten. Nein, meine Lehrerin war die pure Hölle. Und ja, ich weiß wovon ich rede, wenn ich „Hölle“ sage.
    Frau Mursh war eine Furie. Nein, also nicht wirklich...
    Wobei diese Vorstellung tatsächlich der Wahrheit sehr nahe kommen würde. Vor fünf Jahren war meine damalige Klassenlehrerin eben genau das gewesen.
    Frau Mursh kam trotzdem nahe an ein Monster heran, ohne das ihr Flügel wuchsen und sie dich mit einem Happen runter schlucken konnte.
    Sie schrieb gerne unangekündigte Tests, verteilte ewig viele Hausaufgaben und sie hasste mich leidenschaftlich.
    Ich war ihr zu inkompetent.
    Ich glaube sie suchte dabei nur ein anderes Wort um meine Unfähigkeit auszudrücken, ohne mich zu beleidigen.
    Das Schöne daran war, diese Einstellung beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Und nun stand sie vor mir.
    Dieses blonde, kleine Mist...
    „Viel Glück Percy!“, sagte sie und unterbrach meine Gedanken.
    „Ich..äh, danke.“, stammelte ich etwas verdutzt über die Freundlichkeit in ihrer Stimme.
    Sie drückte mir meine Klausur in die Hand und wandte sich an meinen Sitznachbarn.
    Noch während ich mir Gedanken darüber machte, ob Frau Mursh wirklich ein Monster war, offenbarte sich mir der wahre Grund für ihre Freundlichkeit.
    Die Prüfung war das Schlimmste mathematische Zahlenchaos, das ich je gesehen hatte.
    Ich war völlig hilflos und blickte auf Rechnungen und Zahlenfolgen, die eher zu Einsteins Relativitätstheorie gepasst hätten, als zu einer Abschlussprüfung in der Highschool.
    Mein Kugelschreiber wurde schwer in meiner Hand und ich war mir nicht sicher, ob es daran lag, dass ich die Prüfung niemals schaffen würde, oder weil ich Frau Mursh mit Springflut erschlagen wollte.

    „Und die Zeit läuft. Um 12 Uhr wird abgegeben. Ich wünsche euch viel Erfolg.“, sagte Frau Mursh und ich glaubte ein hämisches Lächeln über ihre Wangen huschen zu sehen.
    Und dann war der Moment gekommen meinen letzten Trumpf zu spielen.
    Ich wusste, Annabeth hätte das nie geduldet, aber es war meine letzte Chance, die Klausur zu bestehen.
    Grover, dachte ich und nutzte den Empathielink.
    Ich schummelte.
    Aber mal ehrlich, es war das beste Spickersystem der Welt.
    Also wenn ihr jemals eine Klausur schreiben müsst und keine Ahnung vom Thema habt, nutzt einfache eure gedankliche Verbindung zu einem verpeilten Satyr.
    Während ich Grover jede einzelne Frage in Gedanken weitergab und er mir, mit Hilfe von Taschenrechner und Google, die Antworten vorlas, fühlte ich mich von Aufgabe zu Aufgabe schlechter.
    Im Innersten wusste ich, dass Annabeth das nie erfahren durfte. Wahrscheinlich würde sie mich mit den Mathebüchern, die ich durchlesen hätte sollen, zusammenschlagen.
    Selbst nachdem ich die Klausur böse funkelnd an Frau Mursh abgegeben hatte, spürte ich die Schläge von Annabeth auf meinem Gesicht und ich fasste den Entschluss die anderen Prüfungen auch ohne Grover zu bewältigen.
    Das bereute ich zu tiefst.

    Geschichte.
    Eigentlich war Geschichte eines meiner Lieblingsfächer gewesen, aber die Klausur entwickelte sich schon nach den ersten drei Fragen zu einem Ratespiel.
    Oder würdet ihr wissen, wer der Siebte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war. Ich hatte keine Ahnung und baute auf die Hilfe jedes Gottes, der grade Lust hatte dem zweifachen Retter des Olymp zu helfen.
    Unglücklicher Weise hatte ich das ungute Gefühl, dass sich nicht viele Götter um meinen Erfolg in der Geschichtsprüfung kümmerten.
    Ich wusste nicht, ob ich gut abgeschnitten hatte, aber ich ging aus dem Prüfungsraum und fühlte mich elend.
    Annabeth hatte ebenfalls eine Prüfung geschrieben gehabt und wartete vor der Schule auf mich.
    Sie war überglücklich und ich vermutete, dass sie in ihrer Klausur auch noch die Extraaufgaben gelöst hatte.

    Als nächstes stand Englisch auf dem Programm und mein Stiefvater Paul, der nebenbei mein Lehrer war, hatte mich einen Abend lang auf die Klausur vorbereitet.
    Das heißt, er hatte mir ganz unauffällig Seiten im Mathebuch genannt, die vielleicht drankommen könnten.
    Der beste Stiefdad der Welt.
    Meine Mum und Annabeth sahen das anders.
    Auch die Klausur war so, wie man sie sich von Paul Blofis vorstellen würde.
    Fair.
    Jeder in meiner Klasse nickte zufrieden, während sie ihre Klausuren bei Paul auf den Tisch legten und auch bei mir offenbarte sich zum ersten Mal in meiner gesamten Schulkarriere ein gutes Gefühl nach einer Prüfung.
    Ok, Karriere war vielleicht die falsche Beschreibung für meine schulischen Leistungen, aber ein gutes Gefühl nach einer Klausur war etwas fantastisches.
    Und außerdem für mich so ziemlich einmalig.
    Meine letzte Prüfung stand bevor.

    Biologie.
    Ich ging in den Prüfungsraum und meine Knie zitterten. Ich weiß, das klingt blöd.
    Monster, Titanen und selbst den Tartarus übersteht dieser Percy und bei einer Biologieprüfung gehen ihm die Nerven flöten.
    Aber stellt euch vor, eure ganze Zukunft hängt von den Worten ab, die ihr auf ein kleines Blatt Papier schreiben müsst und ihr seid zu allem Überfluss auch noch Legastheniker.
    Ok, vielleicht trage ich jetzt etwas dicker auf als nötig, aber ich wollte unbedingt mit Annabeth aufs College gehen und sie würde mich umbringen, falls ich das nicht schaffen würde.
    Also hing von dieser Klausur nicht nur mein schulisches Weiterkommen ab, sondern auch, wie so oft, mein Leben.

    Ich holte meinen Kugelschreiber raus und setzte mich an einen Platz in der zweiten Reihe. Neben mir setzte sich Sarah.
    Sie hatte braune Haare und war mit Abstand das hübscheste Mädchen an der ganzen Schule. Nicht, dass mich das interessiert hätte, aber ich wollte das nur mal kurz erwähnen.
    Noch während ich darüber philosophierte, wie ähnlich Sarah der Göttin Ahrodite sah, sprach sie mich an.
    „Hi Percy“
    Ich konnte mich nicht bewegen.
    Nicht, dass ihr jetzt etwas falsch versteht.
    Ich habe keine Probleme mich mit Mädchen zu unterhalten, aber die Stimme, die gerade zu mir Gesprochen hatte war nicht Sarahs gewesen.
    Es war Aphrodites.
    „A..Aphrodite“, stotterte ich.
    „Ja, mein Herzchen. Ich bin hier um dir einen kleinen Gefallen zu tun. Du und deine blonde kleine Freundin habt mich jetzt schon lange sehr gut unterhalten. Ich dachte, vielleicht könnte dir das etwas helfen.“
    Noch bevor ich etwas gegen sie machen konnte, hatte Sarah, ähh, ich meine Aphrodite, sich vorgebeugt und küsste mich auf den Mund.
    Sarahs Mund löste sich von meinen Lippen.
    „Percy Jackson, ich bin beeindruckt. Annabeth kann sich glücklich schätzen über einen so guten Küsser.“, sagte Sarah, ähh, ich meine Aphrodite und lächelte schelmisch.
    Sie setzte sich und zupfte sich den Zopf zurecht. Dann blickte sie zu mir hinüber.
    „Percy, alles in Ordnung?“
    Es war wieder Sarah.
    Aphrodite war verschwunden.
    Glücklicherweise hatte niemand den Kuss gesehen, aber ich saß noch immer völlig überwältigt auf meinem Stuhl und schaute Sarah in die Augen.
    „Äh, äh, na klar, was soll sein?“, antwortete ich.
    „Dann schau nicht so blöd, Jackson.“
    Achso, das hatte ich vergessen zu erwähnen.
    Sarah hasste mich ebenfalls.
    Ich schüttelte den Kopf um die Verwirrung los zu werden und setzte mich wieder richtig hin.
    Herr Boldwin kam an meinen Tisch und legte mir lieblos die Klausur auf den Tsich, während er der ganzen Klasse die Regeln, die während der Prüfung einzuhalten waren, erklärte.
    „Ihr dürft jetzt umdrehen, viel Erfolg.“, sagte er, nachdem er die letzte Klausur ausgeteilt hatte.
    Ich drehte um.
    Normalerweise hätte ich euch jetzt erzählt, wie unfassbar elend ich mich gefühlt hatte, aber ich wusste Alles.
    Wirklich, ich wusste nicht, wie Aphrodite es gemacht hatte, aber jede Frage schien sich fast von selbst zu beantworten.
    Mein Kugelschreiber flog über das Papier und bereits nach 20 Minuten stand ich stolz vor dem Pult von Herr Boldwin. Ich drückte ihm die Klausur in die Hand und schritt ohne mich umzudrehen aus dem Raum.
    Ich hatte es geschafft. Meine Prüfungen waren vorbei.
    Fürs Erste.

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    - Gandalf -


  • Sry, war weg. Hab jetzt mal den siebten Teil gelesen:

    Spoiler anzeigen


    Es ist wieder gut geschrieben. Gute Logik, gute Handlung, sinnvolle Charaktere. Manchmal bewegst du dich etwas storchbeinig durch die Dialoge, scheinst nach den richtigen Ausdrücken zu suchen. Hab dementsprechend ein paar Vorschläge mehr eingefügt, als vielleicht sinnvoll ist. Kannst ja damit umgehen, wie du es für richtig hältst.
    Teil 8 lese ich noch, wenn ich mehr Zeit habe.

  • Danke @bigbadwolf,
    Ja, etwas storchbeinig trifft es denke ich ganz gut. Hatte ein paar Probleme mit den jetzigen Kapiteln. Teilweise wollten mir einfach keine Sätze gelingen. Ich schaue mal, was ich von deinen überarbeiteten Varianten einbauen werde. Freut mich, dass du wieder da bist.
    LG Lehaidin

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  • Wieder eine klasse Fortsetzung.
    Ich hatte nur eine Idee zu der Situation mit Sarah. Falls ihre Einstellung Percy gegenüber durch die Orginalbücher nicht schon festgelegt ist, könnte sie ja auch heimlich in ihn verliebt sein und ihr Verhalten soll das üblicherweise nur überspielen. Der Kuss durch Aphrodithe ist für sie wie ein Tagtraum und als sie wieder sie selbst wird schaut Percy sie an, als wäre es wirklich gerade passiert. Ihre Reaktion muss sich garnicht ändern, schließlich will sie es ja geheim halten. Doch könnte das Nachwirkungen haben :grinstare:
    Ist nur so eine Idee.

    Gruß
    McG

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    - Robert Lembke -


    Projekte:

  • Also @McGolaresd, :dwarf:
    Zuerst ein Mal natürlich danke für deine Unterstützung. :thumbup:
    Ähm was Sarah betrifft. Sie taucht in den Originalbüchern nicht auf. Ich habe sie frei hinzugefügt. Percy hat wirklich keine sonderlich glorreiche Schulkarriere und ist so gut wie von jeder Schule geflogen, die er besucht hat. Der Kuss wird auf jeden Fall noch Probleme bereiten, so wie die Tatsache, dass Percy geschummelt hat. Also keine Sorge, ein paar Beziehungsprobleme tun den Beiden mit Sicherheit mal ganz gut :evilgrin:
    Mehr Bedeutung wollte ich Sarah jetzt aber ehrlich gesagt nicht geben, da im Laufe der Geschichte noch so viele neue und alte Charaktere aufkommen, dass ich mich da nicht mit ihr aufhalten wollte. ;)
    Spannung!! Das ist denke ich das Thema, dass in den nächsten Kapiteln nach und nach aufkommt. Langsam könnte die Geschichte mal Fahrt aufnehmen... :D

    LG Lehaidin

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  • So, hab aufgeholt.

    Spoiler anzeigen


    Ich empfehle dir den Thread von Phi über Kommasetzung. ;)
    Ne, im Ernst. Es würde dir sicher beim Schreiben helfen. Die Sache mit den vielen Absätzen ist eher Geschmackssache. Alopex Lagopus hat hier auch irgendwo nen kleinen Thread, wo er über typische Fehler beim Geschichtenschreiben sinniert und Lösungsideen anbietet. Guck da mal rein.
    Inhaltlich bist du nach wie vor gut. Es gilt das gleiche Positive wie in Teil 7. Sind wir eigentlich immer noch in der Entwicklungsphase der Geschichte oder langsam in der heißen Phase?

  • So, ich bin auch wieder da! :D

    Und... echt gut geschrieben!

    Die Fehlerchen haben dir ja die Anderen schon angekreidet, daher macht es keinen Sinn, das nochmal zu tun.

    Bei dem Kuss von Aphrodite musste ich zweimal lesen xD Ich konnte nicht glauben, dass sie ihm hilft und dass sie ihn geküsst hat xD

    LG,
    Blue

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  • Danke euch Beiden!! :thumbup:

    @bigbadwolf:
    Ja, diese verdammten Kommata. Und das alles von einem angehenden Deutschlehrer :| Ich schaue auf jeden Fall in den Thread von @Phi.
    Zu den Absätzen muss ich sagen, dass ich mich hier sehr nach dem Original richte. Also Rick Riordan selbst schreibt eher weniger im Fließtext, deshalb dachte ich, mich ebenfalls so absatzreich zu integrieren. Aber wie du richtig festgestellt hast, ist das auch einfach Geschmackssache.
    Die Verbesserungen versuche ich schnellstmöglich zu ergänzen.

    @BlueRosesInMyHeart:
    Ja, ich wollte Aphrodite mal wieder mit ins Boot holen. Sie wurde so häufig von Rick dafür erwähnt, dass sie Annabeths Liebesleben so interessant gestaltet. Und da Percy und Annabeth ja durchaus nicht enttäuschend waren, dachte ich, dass sie ihnen ja mal danken könnte :D Die Art und Weise des Dankes wird aber mit Sicherheit wieder für "Interessantes" in der Beziehung sorgen. :saint:

    LG Lehaidin

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  • So meine lieben Leser. Dieser Abschnitt ist ein bisschen länger geworden, aber ich stehe drauf Annabeth zur Weißglut zu bringen. Viel Spaß damit. ;)

    9
    Meine Ergebnisse

    Ich wartete.
    Auf Prüfungsergebnisse warten, war beinahe schlimmer, als die Prüfungen selbst. Die Ungewissheit machte mich einfach nur fertig.
    Grover war inzwischen zurück im Camp und über den Empathielink nahm ich den Streit zwischen Wachholder und ihm wirklich lebhaft wahr.
    Zwar hatten sie nicht Schluss gemacht, aber Grover wurde von Wachholder ziemlich zusammengestaucht.
    Zumindest spielten seine Gedanken mit Ideen wie „Wegrennen“ oder „Weinen“, während Wachholder ihn beschimpfte. Trotzdem beruhigte sich die Lage zwischen den Beiden nach ein paar Tagen und ich konnte wieder schlafen, ohne Grovers Wimmern zu hören.
    Annabeth verbrachte so gut wie jeden Tag bei mir und wir planten unseren Besuch bei Rachel, was ziemlich schwer war, da Rachel so gut wie unauffindbar war.
    Und dann war es endlich so weit.
    Gerade war ich schlaftrunken aus dem Bett getorkelt und wollte in der Küche ein Müsli zubereiten, als meine Mum vom Flur her nach mir rief.
    „Percy, sie sind hier!“
    Instinktiv griff ich nach Springflut und bemerkte dann, dass sie die Ergebnisse meinte.
    Aller Schlaf war von mir geschüttelt worden und ich stürmte aus der Küche.
    Da waren sie.
    Meine Mutter hielt einen braunen Umschlag in der Hand und streckte ihn mir entgegen.
    Ich schluckte und nahm den Umschlag.
    Gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch, während Paul aus dem Badezimmer kam und erleichtert anfing zu pfeifen.
    Dann sah er den Umschlag und setzte sich gespannt auf den Sessel neben uns.
    „Na los, Percy! Mach ihn auf.“, drängte Paul mich gespannt.
    Meine Mum streichelte mir durch die Haare und lächelte mich an.
    „Egal wie du abgeschnitten hast, Schatz! Ich bin stolz auf dich.“
    Das machte mir Mut und ich riss das Kouvert auf.
    Rasend schnell überflog ich die Förmlichkeiten auf dem Schreiben und suchte nach den Ergebnissen meines Abschlusses.
    Da waren sie.
    Ich hatte bestanden.
    Sprachlos blickte ich zu meiner Mutter und Paul grinste mich glücklich an.
    „Ich..Ich hab bestanden.“
    „In Englisch sogar mit einer 2.“, ergänzte Paul und ich war ihm so unendlich dankbar für seine Hilfe.
    „Das hast du so toll gemacht, mein Sohn. Und jetzt wird das gefeiert!“
    Meine Mutter stand auf und ging in die Küche. Paul und ich waren alleine im Wohnzimmer und unterhielten uns über die Englischprüfung.
    Plötzlich rief meine Mutter aus der Küche.
    „Paul, es ist soweit!“
    Paul sprang auf und rannte mit mir in die Küche. Meine Mutter saß auf einem Küchenstuhl und hielt sich mit leicht verzerrtem Gesicht den Bauch.
    Bevor Paul und ich in die Küche gestürzt waren, hatte ich selbstverständlich Springflut gezogen und stand nun mit erhobenem Schwert vor meiner Mutter, deren Wehen gerade eingesetzt hatten.
    „Percy, wenn ich dich noch ein Mal mit einem Schwert in der....Ahh.“, unterbrach meine Mutter ihre Predigt und verzog das Gesicht erneut.
    Ich steckte Springflut weg und half Paul meine Mum nach unten zum Auto zu begleiten.
    Ich hatte noch nie eine Schwangere Frau in den Wehen gesehen und eines kann ich euch sagen, es war auf eine eigene Art und Weise wirklich gruselig.
    Meine Mum hatte Schmerzen und das hasste ich. Nichts war schlimmer, als meine Mutter leiden zu sehen, aber sobald man ihr in die Augen sah, sprach nichts als Glück aus ihrem Blick.
    Ich war hin und hergerissen.
    Meine Mutter saß im Auto und Paul rannte auf zum Fahrersitz und sprang ins Auto.
    Wundert euch jetzt bitte nicht, aber wir hatten den Ernstfall schon häufiger durchgesprochen gehabt. Geburten konnten ungemein langwierig ausfallen und wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich erst ins Krankenhaus kommen würde, nachdem mein kleiner Bruder das Licht der Welt erblickt hatte.
    Und außerdem hasste ich Krankenhäuser.
    Paul fuhr los und ich winkte hinterher, während ich noch immer etwas geschockt und in Schlafanzug am Bordstein stand.
    Ich weiß nicht wie lange ich dort noch verweilte, aber ein Schlag auf die Schulter holte mch zurück in die Realität.
    „Was machst du da, Algenhirn?“
    Annabeth stand neben mir und drohte vor Lachen zu platzen.
    „Ist der Look jetzt wieder in?“, fragte sie und deutete belustigt an mir runter.
    Ich liebte meinen Schlafanzug.
    Er war weich, warm und blau.
    Eigenschaften, die meinen Schlafanzug einfach perfekt machten.
    „Und was suchst du überhaupt hier draußen? Wolltest einen kleinen verträumten Morgenspaziergang machen? Oder nur Passanten ein bisschen was zu Lachen geben?“, stichelte meine wunderhübsche Freundin weiter.
    „Meine Mum hat ihre Wehen, Paul ist vor ein paar Minuten ins Krankenhaus gefahren.“, antwortete ich aufgeregt und grinste Annabeth an.
    Damit hatte sie nicht gerechnet.
    Ich hatte ihre Sticheleien mitbekommen und ersann gerade einen diabolischen Plan, es meiner sprachlosen Freundin heimzuzahlen.
    „Und außerdem, sind da ja noch die Ergebnisse.“, sagte ich und senkte enttäuscht den Kopf.
    „Percy Jackson, sag mir nicht, du hast nicht bestanden. Ich schwöre bei den Göttern, niemand wird dich vor mir beschützen. Ich bin nicht mit dir durch den Tartarus gegangen um dich wegen Prüfungen umzulegen.“
    „Es tut mir leid, es war Biologie, die Prüfung lief schlecht, ich weiß nicht was da passiert ist....Ich hab einfach keinen klaren Kopf gehabt. Ich...“
    Ich wusste es war Zeit so schnell wie möglich wegzurennen, denn Annabeth war inzwischen so rot wie eine Tomate, während ihr Blick bereits versuchte mich umzubringen.
    Ich rannte los.
    Ich stürzte in die Haustür und hörte Annabeth hinter mir wutentbrannt meinen Namen schreien, während sie mir ins Treppenhaus folgte. Ich stieß die Tür zu unserer Wohnung auf und rannte ins Wohnzimmer.
    Annabeth folgte mir und ich blieb vor der Couch stehen.
    Ok, ich konnte nicht mehr und war außer Atem, aber ich hatte sie genau da, wo ich sie haben wollte.
    Sie schlug mir in die Magengrube.
    Naja, das war nicht geplant gewesen, aber ich kam einigermaßen gut damit zurecht.
    Ich hielt mir den Bauch und wartete auf ihren nächsten Angriff. Schon zu oft hatte ich sie kämpfen gesehen und wusste, was als Nächstes passieren würde.
    Sie wollte gerade ihren Arm ausstrecken, um mich zu packen und über ihre Schulter auf den Boden zu schmettern, als ich ihren Arm packte und sie mit einem geschickten Ruck auf die Couch katapultierte. Ich setzte nach und legte mich auf sie.
    Dann hielt ich sie fest und drückte sie in die Couch. Verzweifelt strampelte sie unter mir und ich musste anfangen zu lachen.
    „Percy, lass mich los!“, befahl Annabeth mit wutverzerrter Stimme.
    Aber ich war noch immer am Lachen und sagte:
    „Nö.“
    „Aaarghh!“, schrie Annabeth auf und versuchte mir vergeblich Kopfnüsse zu geben.
    „Ich liebe dich!“, sagte ich und die Worte überwältigten Annabeths Wut in Sekundenschnelle.
    Den Moment nutzte ich und küsste sie Auf den Mund.
    Annabeth gab nach und erwiderte den Kuss machtlos.
    „Ich dich auch.“, stammelte sie, nachdem sich unsere Lippen voneinander lösten.
    „Und außerdem hab ich dich verarscht.“, sagte ich und lockerte vorsichtig meinen Griff.
    Ich schnappte mir meine Ergebnisse vom Couchtisch und hielt sie ihr vor die Nase.
    „Du..du hast ja bestanden.“, stellte Anneabeth erstaunt fest und blickte mich strahlend an.
    Gerade wollte ich einen unfassbar klugen Kommentar dazu abgeben, als sie mir um den Hals fiel und mich erneut küsste.
    Es war wunderschön.
    Sanft fuhr ich ihr mit den Fingern über die Wange, während sie es sich auf meinem Schoß bequem machte.
    „Du bist ein Idiot, Algenhirn.“, sagte sie und lächelte mich glücklich an.
    Mein Plan hatte perfekt funktioniert.
    Ein Schlag auf den Solarplexus ließ mich zusammenfahren.
    „Ach, und das ist dafür, das du mich verarscht hast!“, ergänzte Annabeth und grinste hinterlistig, während ich auf dem Boden lag und nach Luft rang.
    Gerade wollte sie mir wieder auf die Beine helfen, als jemand an der Tür hämmerte.
    Wir standen still.
    Wir gingen gemeinsam in den Flur und zuckten zusammen, als erneut drei Schläge gegen die Tür donnerten. Irgendjemand oder irgend Etwas schien entweder ein ernsthaftes Problem mit der Tür zu haben, oder er hatte es sehr eilig in meine Wohnung zu kommen.
    Ich öffnete.
    Springflut schimmerte in meiner Hand und ich blickte in das Gesicht meines Vaters.
    „Endlich“, gab er erschöpft von sich und fiel kopfüber in unseren Flur.
    Poseidon landete bewusstlos auf dem Teppich im Flur.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • Aua, das tat weh. Nein im Ernst, es ist wieder eine wirklich schöne Weiterführung und weckt am Ende mal wieder den Wunsch weiter zu lesen. Ich bin gespannt, was mit Poseidon los ist.

    Beste Grüße
    McG

    Man sollte nie zweimal den gleichen Fehler machen, denn die Auswahl ist groß genug.
    - Robert Lembke -


    Projekte:

    Einmal editiert, zuletzt von McGolaresd (12. Oktober 2017 um 12:01)

  • 10
    Mein Wohnzimmer

    Annabeth und ich blickten ratlos auf den leblosen Körper meines Vaters.
    Poseidon war bewusstlos und lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich im Flur.
    Schnell schloss ich die Tür und zusammen schleiften wir meinen Vater ins Wohnzimmer und legten ihn auf die Couch.
    Und eines könnt ihr mir glauben, mein Vater war verdammt schwer. Zwar sah man es ihm nicht an, aber in seiner Menschlichen Hülle verbarg sich der Gott Poseidon und, naja, Götter waren groß und mächtig und wogen gefühlte zwei Tonnen.
    Annabeth und ich waren fix und fertig, nachdem wir Poseidon auf der Couch platziert hatten und setzten uns auf den Sessel gegenüber.
    Schweigend beobachteten wir, wie sich die Brust meines Vaters langsam hob und senkte, bis Annabeth die Stille unterbrach.
    „Äh Percy, hier...“
    „Jap.“, unterbrach ich sie.
    „Und hast du schonmal einen Gott....“
    „Nö“, unterbrach ich sie erneut.
    „Was machen wi...“
    „Keine Ahnung“
    „Lass das!“, mahnte Annabeth und schaute mich wütend an.
    „Ich würde sagen, wir warten bis er aufwacht und fragen ihn, was er hier will.“, schlug ich vor.
    „WENN er aufwacht“, ergänzte Annabeth, aber gab sich mit dem Vorschlag zufrieden.
    Wir hatten noch nie einen bewusstlosen Gott gesehen und waren mit der Gesamtsituation einfach überfordert. Während mein Vater also auf der Couch ein sehr festes Nickerchen hielt, schalteten meine Freundin und ich den Fernseher ein und aßen blauen Kuchen, den meine Mutter extra für die Prüfungsergebnisse zubereitet hatte.
    Auf dem Kuchen hatte meine Mum mit weißer Zuckerglasur „Viel Glück“ geschrieben.
    Dabei hatte ich das ungute Gefühl, dass sie diese Worte nur deshalb verwendet hatte, weil sie ziemlich neutral waren.
    So ungefähr nach dem Motto, falls er es dieses Mal nicht schafft, würde ich ihm einfach schon „Viel Glück“ für den nächsten Versuch wünschen.
    Ja, meine Mutter traute mir Alles zu.

    Gerade war eine Folge von „How I Met Your Mother“ fertig, als es an der Tür klingelte.
    Wir erwarteten keinen Besuch und in unserem Wohnzimmer lag noch immer ein bewusstloser Meeresgott.
    Ich ging zur Tür und drückte auf den Schalter, um die Haustür zu öffnen. Im Flur hörte man das Surren des Türverschlusses und kurz darauf, wie die Tür schwungvoll aufgedrückt wurde.
    Schritte hallten im Treppenhaus wieder und kamen unserer Wohnungstür näher.
    Ich stand hinter der Tür und blickte durch den Späher in den Flur.
    Die Schritte verstummten.
    Ich schluckte.
    Sie waren vor der Tür zum stehen gekommen, aber ich konnte niemanden durch den Späher sehen.
    Plötzlich blickten mich durch den Späher eisig blaue Augen an und ich fiel rücklings vor Schreck auf den Hintern.
    Ein Mädchenlachen kam von der anderen Seite der Tür und ich wusste nur zu gut aus welchem Mund das hämische Lachen stammte.
    Ich sprang auf und öffnete die Tür.
    Thalia Grace fiel mir lachend um den Hals.
    „Thalia, bei den Göttern, das war nicht lustig!“, scholt ich sie mit falscher Strenge und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
    „Ich konnte mir das nicht verkneifen und außerdem danke, ich freue mich auch dich zu sehen.“
    Sie boxte mir freundschaftlich gegen die Schulter und ich führte sie ins Wohnzimmer.
    „Wunder dich bitte nicht, aber...“
    Ich öffnete die Tür und mir blieben meine Worte im Hals stecken.
    Keine Minute zuvor hatten Annabeth und ich nur mit meinem bewusstlosen Vater „How I Met Your Mother“ geguckt, wobei ich mir nicht sicher war, ob mein Vater sonderlich viel mitbekam.
    Aber jetzt war aus meinem Wohnzimmer ein kleiner Kriegsrat geworden.
    Am Fenster stand Jason, der Sohn von Jupiter und neben ihm umarmte Reyna, die Prätorin von Camp Jupiter gerade Annabeth. Auf der anderen Seite des Wohnzimmers saß Nico di Angelo auf dem Fensterbrett, er war der Sohn von Hades und ich war mir nicht sicher, ob Annabeth überhaupt wusste, dass er da war.
    Er konnte einfach aus dem Schatten auftauchen und eines könnt ihr mir glauben, es war wirklich unheimlich.
    Neben meinem Vater saß Will Solace, ein Heiler aus der Apollo Hütte und begutachtete meinen Vater. Stirn runzelnd drückte er ihm mit den Fingern auf der Schläfe herum und schüttelte ahnungslos den Kopf.
    „Percy, du hast mir nicht gesagt, dass wir eine Party feiern.“, fragte Thalia und alle im Wohnzimmer schauten zu uns rüber.
    „Oh, das wusste ich selbst nicht“, gab ich von mir und blickte in die Runde.
    Nachdem wir uns alle Anstands gemäß begrüßt hatten, versammelten wir uns um meinen Vater und schauten Will Solace zu, der weiterhin versuchte den Gott des Meeres zurück ins Bewusstsein zu holen.
    „Hast du schonmal einen Gott bewusstlos gesehen, Will?“, fragte Jason und schaute besorgt in das schlafende Gesicht von Poseidon.
    „Ja, aber nur zweitrangige oder drittrangige Götter, das hier ist etwas anderes. Ein Gott der „Großen Drei“ hatte ich noch nie auf dem Untersuchungstisch. Poseidon lebt, aber den Grund für seine Bewusstlosigkeit kann ich nicht erkennen. Er wirkt einfach sehr müde oder...“
    „Erschöpft.“, beendete ich Wills Satz und kniete mich vorsichtig neben die Couch.
    „Mein Vater war vor knapp zwei Wochen hier und hat mir erzählt, dass sein Dreizack verschwunden ist. Er wollte mir und Annabeth einen Auftrag zukommen lassen und Athene hat uns erklärt, dass Poseidons ganze Macht mit dem Dreizack verbunden sei. Ohne ihn, würde er die Macht über die Meere nach und nach verlieren und immer schwächer werden.“, erklärte ich Will, während dieser Ambrosia auf ein Tuch träufelte und meinem Vater damit über die Stirn fuhr.
    „Das würde die Schwäche erklären, die deinen Dad in die Bewusstlosigkeit gezwungen hat.“, antwortete Will und wiederholte die Prozedur.
    „Athene und Poseidon haben euch zusammen aufgesucht?“, fragte Thalia und runzelte ungläubig die Stirn.
    „Keine Angst, diese Frage haben wir uns auch gestellt, aber scheinbar geschehen seltsame Dinge in der Welt. Dinge, die sogar Poseidon und Athene beunruhigen und zusammenführen.“, sagte Annabeth und legte ihre Hand mitfühlend auf meine Schulter.
    „Aber würdet ihr mir bitte erklären, was ihr hier tut?“, fragte ich und wandte mich von meinem Vater ab.
    „Was soll die blöde Frage, du hast uns eingeladen.“, sagte Jason und schaute mich belustigt an.
    Auch Reyna und Thalia schauten mich etwas ungläubig an, als ob ich einen schlechten Witz gemacht hatte.
    „Ich habe euch doch gar nicht...“
    Nico holte einen Brief raus und drückte ihn mir in die Hand, noch ehe ich mit meinem Satz fertig war.

    Hey Nico,
    Ich wollte dich zu meiner Abschlussparty einladen und mit euch das Ende meiner nervigen Highschoolzeit feiern.
    Es gibt Getränke und genug Essen für Alle, bringt Freunde mit und lasst uns die Nacht durchmachen.

    LG Percy

    Verdutzt blickte ich auf das Stück Papier und gab es Nico ungläubig zurück.
    „Das gibt doch keinen Sinn, ich habe euch nie zu einer Party eingeladen. Ich wüsste nicht mal wie man einen Brief verschickt.“, sagte ich und schüttelte den Kopf.
    „Das stimmt, die hellste Birne ist Percy nicht gerade.“, stichelte Thalia und lächelte mich herausfordernd an.
    Ich hatte diese schwarzhaarige Frau wirklich vermisst. Sie war die Tochter von Zeus, aber hatte sich in meinem dritten Abenteuer den Jägerinnen von Artemis angeschlossen und war jetzt eine unsterbliche Bogenschützin.
    Und ich meine, mal ehrlich, es gibt mit Sicherheit schlimmere Aufgaben.

    „Wenn Percy die Briefe nicht geschickt hat, wer will denn sieben Halbgötter auf einmal in Percys Wohnzimmer versammeln?“, fragte Nico und ein Schauder lief über meinen Rücken.
    Auch Annabeth und Jason schienen mit ihren Gedanken in der Vergangenheit zu schweifen.
    Vor einem Jahr hatten sieben Halbgötter sich auf ein Abenteuer begeben um der wütenden Erdgöttin Gaia Einhalt zu gebieten und waren von einer Gefahr in die Nächste gestolpert.
    Nebenbei hatten Annabeth und ich kurzerhand Mal den Tartarus durchquert.
    Zusammenfassend konnte man sagen, dass alle sieben Halbgötter nur knapp dem Tod entronnen waren und weiteren Abenteuern gut und gerne auch aus dem Weg gehen konnten.
    „Ich war das!“, ertönte eine Stimme hinter uns.
    Wir fuhren herum und Jason hatte sein Schwert gehoben. Thalia spannte den Bogen bereits und ich hob die Kappe von Springflut.
    Wir waren kampfbereit.
    Wir standen in meinem Wohnzimmer und blickten in die Gesichter der Götter des Olymp, angeführt von Zeus höchst persönlich.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • 11
    Meine Renovierungsaktion


    Ja, man konnte mich durchaus alleine lassen.
    Das heutige Fazit:
    Eine Horde kampfbereiter Halbgötter, ein bewusstloser Gott und die mächtigsten Götter der Welt in unserem gemütlichen Wohnzimmer.
    Noch während ich darüber nachdachte, was meine Mutter jetzt wohl sagen würde, brachte mich Annabeth zurück in die Realität.
    „Was zur...? Was macht ihr hier?“, fragte sie und wandte sich an die Götterschar vor meinem Fernseher, auf dem inzwischen „2 Broke Girlsschimmerte.
    „Wir sind hier um Poseidon zu helfen.“, antwortete Athene ihrer Tochter und blickte besorgt auf meinen Vater.
    Es war noch immer ungewohnt, dass Athene sich um meinen Dad sorgte, aber im Vergleich zu meinen Freunden hatte ich dieses Phänomen bereits vor zwei Wochen verarbeiten müssen.
    Nico und Thalia wirkten ebenso geschockt wie ich vor zwei Wochen und blickten Athene mit offenem Mund an.
    „Ihr, ihr sorgt euch um Poseidon?“, fragte Thalia ungläubig.
    Athene funkelte die Tochter des Zeus herausfordernd an und wollte gerade etwas wahrscheinlich sehr beleidigendes von sich geben, als Zeus sich einmischte.
    „Das spielt keine Rolle. Wir sind hier weil wir euch... naja... brauchen.“
    Zeus unterbrach sich kurz ich glaubte einen Würgereiz zu erahnen.
    Ja, er liebte Halbgötter über Alles.
    „Wie jedem von euch bereits zugetragen wurde, ist jegliches Böse auf der Welt verschwunden. Jedes Monster, jeder Titan und jedes noch so scheußliche Ungeheuer ist weg. Normalerweise würde uns der Umstand glücklich stimmen, aber Frieden ist eine Lüge, der die Menschheit schon lange nachrennt. Etwas stimmt nicht. Und wir erbitten eure Hilfe, die Hilfe aller Halbgötter.“
    Stille.
    Für einen kurzen Moment hatten wir alle den Atem angehalten und Zeus Worten gelauscht.
    Er wirkte verzweifelt und immer wieder huschte sein Blick schmerzerfüllt auf meinen Dad.
    Wussten sie etwas, was ich nicht wusste? Warum machten sich die Götter plötzlich Sorgen um meinen Vater, obwohl er doch von so vielen von ihnen gehasst wurde?
    „Vater, ich werde deinem Ruf folgen. Reyna wird mich begleiten.“, sagte Jason plötzlich und Zeus Blick wandte sich zu seinem Sohn.
    Zeus lächelte.
    Warte, er lächelte?
    Noch nie hatte ich Zeus lächeln sehen und neben seinem Lächeln blitzte doch tatsächlich noch Stolz in seinen Augen.
    Noch während ich mich von der Freundlichkeit von Zeus erholen musste, mischte sich Thalia ein.
    „Und was sollen wir eurer Meinung nach tun?“
    In ihrer Stimme lag mehr Verachtung als ihr lieb war und die Götter wechselten wieder zu ihrem „Ich-töte-dich-gleich“-Gesicht.
    Und dann meldete sich ausgerechnet die Göttin zu Wort, die jeder Halbgott in meinem Wohnzimmer hasste.
    Hera.
    „Wir sollten alle mal kurz durchatmen“
    Ihr Worte hallten durch das Wohnzimmer und ein entspanntes Durchatmen war das Einzige, was es nicht zu hören gab.
    Annabeth schnaufte verachtend und verdrehte genervt die Augen, Thalias sonst so finsteres Gesicht wurde, ob ihr es glaubt oder nicht, noch wütender.
    Jason und Reyna starrten Hera fassungslos an und ich konnte mich einfach nicht entscheiden, ob ich Hera vor den Augen ihres Mannes enthaupten sollte, oder sie ausreden lassen sollte.
    Ich entschied mich widerwillig für Letzteres.
    Meine Mum hasste Blut und der Teppich war nagelneu.
    „Thalia Grace, genau das ist das Problem meine Liebe. Der Einzige, der eine vernünftige Spur hat, liegt da.“, setzte Hera ihre missratene Beruhigungsrede fort und deutete abschließend auf Poseidon, der noch immer friedlich bewusstlos auf meiner Couch lag.
    Das Gelächter aus dem Fernseher durchbrach die entsetzte Stille, die sich ausgebreitet hatte, als Alle meinen Vater beäugten.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren trat Artemis vor und ging auf Poseidon zu.
    Thalia verbeugte sich ungeschickt und ich ließ die Göttin der Jagd an mir vorbei zu meinem Vater.
    Ich mochte Artemis.
    Sie war mir immer wohlgesinnt gewesen und sie hatte mir das ein oder andere Mal sogar überaus erfolgreich den Hintern gerettet. Nebenbei hatte ich ihrem Bruder vor kurzer Zeit geholfen ins Camp Half Blood zu kommen.
    Ja, richtig gehört. Apollo war wieder sterblich und ich hatte ihm geholfen.
    Keine Woche war vergangen, da musste ich ihn auch schon wieder aus der Patsche holen, als eine gigantische Bronzestatue das Camp angegriffen hatte.
    Das Übliche halt.
    Artemis lächelte mir freundlich entgegen und beugte sich über meinen Vater. Will kniete sich neben Artemis und half ihr so gut er konnte.
    Beide sprachen die unterschiedlichsten Zauber und Will tupfte meinem Vater Unmengen Ambrosia auf die Schläfen.
    Minuten vergingen und alle Anwesenden starrten gespannt auf die noch immer leise singende Göttin.
    Ihre Stimme war weich und sanft und ein wohlig warmes Prickeln breitete sich in meinem Körper aus. Tief in mir wuchs das Verlangen meine Augen zu schließen und bis an mein Lebensende der bezaubernden Melodie zu horchen, die Artemis sang.
    Sie beendete den Zauber und blickte erschöpft auf Poseidon. Die Wärme, die den Raum gefüllt hatte verschwand langsam und erst jetzt konnte ich Artemis Gesicht sehen.
    Ihr sonst so junges Gesicht einer Zwölfjährigen war erschöpft und Sorgenfalten hatten sich auf ihrer Stirn sichtbar gemacht. Sie atmete schwer und Augenringe traten unter ihren himmelblauen Augen hervor.
    Mein Vater blieb regungslos.
    Enttäuscht blickte Artemis zu ihren Götterkollegen und eine Träne kullerte über ihre Wange.
    Noch war mir Aphrodite nicht aufgefallen, was nebenbei ziemlich seltsam ist, aber jetzt schlug sie sich mit feuchten Augen die Hand vor den Mund. Auch die anderen Götter schienen von Artemis Worten wie erstarrt zu sein.
    Mir stockte der Atem und ich versuchte zu begreifen, was das alles bedeutete. Poseidon war nicht tot, Götter konnten nicht sterben, aber warum konnten sie ihn nicht ins Leben zurück holen?
    „Was, was... Sagt mir was los ist! Sofort!“
    Ich hatte nicht beabsichtigt den Göttern vor mir Befehle zu erteilen, aber in mir steckte Zorn. Meine Augen tränten und ich Spürte die Tränen an meinen Wangen hinabgleiten. Ich wusste nicht, wieso mich das alles so mitnahm, aber es ging um meinen Vater. Ich musste wissen, was sie mir verschwiegen.
    Zu meiner Überraschung wurde keiner der Götter laut, niemand sagte etwas gegen meinen Tonfall oder darüber, wie frech ich sei.
    Sie schwiegen.
    Und eines kann ich euch sagen, das war noch viel schlimmer. Ich wusste nicht was mit mir los war, aber mein Zorn wuchs in mir heran wie ein Geysir und in mir kochte die Wut.
    Die Wände fingen an zu zittern und Wasser quoll aus der Tapete hervor.
    Die Kabel des Fernsehers spien Funken und Alle im Wohnzimmer blickten ängstlich um sich.
    Putz bröckelte von der Decke und der Boden bebte.
    Zeus blickte auf mich und hob mit einer beruhigenden Geste seine Hand.
    In seinen Augen konnte ich Mitgefühl, Ratlosigkeit und Angst erkennen.
    Angst? Zeus hatte Angst?
    Ich hörte nicht, wie meine Freunde mich anschrien und um sich zeigten.
    Das Einzige was ich hörte war das Rauschen von Wasser, gewaltigen Massen von Wasser und mein Magen fing an sich zu verkrampfen.
    Das Beben wurde stärker und die Regale an der Wand krachten herunter. Tische und Stühle flogen durch das Zimmer und das Wasser stand kniehoch im Wohnzimmer.
    Plötzlich spürte ich Annabeths Hand auf meiner Wange und ich schaute in ihre grauen Augen.
    Noch immer rauschte es in meinem Kopf und ich verstand nichts von dem was sie zu mir sagte.
    Ihre Lippen formten Wörter, aber das Rauschen übertönte alles.
    Plötzlich zog sie mich an sich und küsste mich.
    Schlagartig verebbte das Brechen der Wellen in meinem Kopf und ich kehrte zurück in die Realität. Wassermassen strömten im Wohnzimmer umher und ein Erdbeben ließ den gesamten Raum erzittern. Reyna hatte sich unter einen noch stehenden Tisch gequetscht, während die Götter unkontrolliert umherstolperten.
    Nico hing mit einer Hand an der Couch in einem Strudel fest und Jason schwebte in der Luft und wich Putzstücken von der Decke aus. Annabeth stand vor mir und war völlig durchnässt.
    „Percy, beruhig dich, bitte!“, sagte sie mir und berührte noch immer mit ihren Händen meine Wangen.
    Erst jetzt wurde mir bewusst was geschehen war.
    Ich war das gewesen, ich hatte das Erdbeben beschworen und ich hatte die Wassermassen hergerufen.
    Zeus hatte Angst vor mir.
    Mein Puls wurde langsamer und das Erdbeben verstummte. Auch die Wassermassen gingen zurück und innerhalb weniger Sekunden standen alle wieder auf dem durchnässten Holzboden unseres Wohnzimmers.
    „Percy, es ist so weit, du kannst zu deiner Mum ins...“
    Paul stockte der Atem. Für einen kurzen Moment war er sprachlos, dann stammelte er: „Bruder... da..Krankenhaus.“
    Dann fiel er vorne über auf den Boden und war bewusstlos.
    Mein Bruder war auf der Welt und ich durfte ihn kennen lernen.
    Alle Wut und jeder Zorn in mir war verflogen.
    Freude sprudelte aus mir heraus und ich stürmte mit Annabeth an der Hand aus dem Zimmer.
    Zurück ließ ich zwei bewusstlose Väter, eine ratlose Schar Götter und völlig durchnässte Halbgötter in einem renovierungsbedürftigen Wohnzimmer.
    Man konnte mich durchaus alleine lassen.

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    - Gandalf -


  • 12
    Mein Bruder

    Ich schritt in das Krankenhaus und alles was ich wahrnahm, war das aufgeregte Klopfen meines Herzens und den Händedruck von Annabeth.
    In einem der vielen Krankenhauszimmer würde meine Mum auf mich warten und in ihren Armen einen winzig kleinen Menschen halten.
    Meinen Bruder.
    Ich wusste nicht was geschah, aber ich war glücklich, dass Annabeth bei mir war. Sie fragte nach der Zimmernummer, sie hielt meine Hand und führte mich vor den Raum Nummer 64.
    Fragt mich nicht, wieso mir gerade das im Kopf geblieben ist, aber auf eine unerdenkliche Art und Weise, schien mir diese Zahl wichtig zu erscheinen.
    Annabeth und Ich warteten vor der Tür und ich blickte regungslos auf den Türknauf.
    „Bist du bereit?“, fragte Annabeth und ihre grauen Augen schauten fürsorglich zu mir.
    „J..Ja“, antwortete ich stotternd und atmete tief durch.
    Ich drehte den Türknauf und betrat das Zimmer.
    Auf dem weißen Bett lag meine Mutter und hielt meinen schlafenden Bruder im Arm.
    Langsam schritt ich auf sie zu und meine Mutter blickte mich lächelnd an.
    „Komm her, Percy. Sag deinem Bruder hallo. Sag Jim hallo.“
    Jim.
    Mein kleiner Bruder trug also den Namen Jim. Wochenlang hatte ich Paul und Sally über den Namen philosophieren hören, aber jetzt wurde mir bewusst, dass sie die richtige Wahl getroffen hatten.
    Während ich immer näher an das Bett trat, schossen mir unzählige Gedanken durch den Kopf:
    War es in Ordnung von mir Pauls Auto zu nehmen und ihn bewusstlos bei den Göttern des Olymps zu lassen? Würde mich mein Bruder mögen? Würde Sally mich schimpfen, weil ich Paul zurück gelassen hatte?
    Vieles mehr strömte durch meinen Kopf. Wie ein Hochdruckreiniger schossen Gedanken hindurch und auf keine der Fragen fielen mir schnell genug Antworten ein.
    Ich blieb vor dem Bett stehen.
    „Hi, kleiner Bruder.“, sagte ich und meine Stimme schien fast unterzugehen.
    Seine dünnen weißen Haare auf dem Kopf zitterten leicht, als meine Mutter Jim einen Kuss auf die Stirn gab und der winzige Brustkorb hob und senkte sich kaum erkennbar.
    „Hi, Jim.“, ergänzte ich und streichelte ihm vorsichtig über den Hinterkopf.
    Sobald ich ihn berührt hatte, zitterte er leicht zusammen und ein unsicheres Gähnen entwickelte sich auf dem Gesicht meines Bruders.
    Er öffnete die Augen.
    Zuerst suchten die kleinen Äuglein nach den fürsorglichen Augen meiner Mutter, aber dann erblickten sie mich.
    Die blauen Augen blickten mich an und ich fühlte mich, als ob die Zeit zum Stillstand gekommen war.
    Ich konnte mich nicht bewegen.
    Annabeth schluckte kaum merklich hinter mir und ich hatte das Gefühl, sie war den Tränen unheimlich nah.
    Erst viel später sollte ich erfahren, was sie so zu Tränen gerührt hatte, aber in dem Moment gab es für mich nur meinen kleinen Bruder.
    Vorsichtig streckte ich einen Finger aus und berührte Jim am Bauch. Mein Bruder fasste den Finger und hielt ihn fest.
    Erstaunlich fest.
    Ich hatte keine Ahnung wie stark Babys zupacken konnten, aber für mich war Jims Fingerdruck beeindruckend.
    Ich lächelte ihn an und wackelte mit dem Finger, den mein Bruder noch immer in seiner kleinen Hand hielt.
    „Wo ist Paul, Percy?“
    Meine Mutter hatte anscheinend Verdacht geschöpft und blickte mich vorwurfsvoll an.
    „Ich...ähh, wir...“
    „Ich bin hier“, sagte Paul Blofis, der gerade die Tür herein spaziert kam.
    Annabeth und Ich schauten verdutzt auf meinen Stiefvater, der wiederum nur zwinkernd an mir vorbei lief und neben dem Bett meiner Mutter auf die Knie ging.
    Erst jetzt sah ich Annabeth ins Gesicht und ihre Augen waren rot von den Tränen, die sie vergossen hatte.
    „Ich weiß, das ist peinlich, aber... ich..konnte irgendwie nicht anders.“
    „Nein, das ist nicht peinlich. Ganz sicher nicht.“, antwortete ich ihr und küsste sie.
    Sie fiel mir um den Hals und für einen kurzen Moment verharrten wir im Krankenzimmer meiner Mutter.
    „Na los ihr zwei Turteltauben, lassen wir Sally und dem Kleinen etwas Ruhe.“, sagte Paul und bedeutete uns, auf den Gang zu gehen.
    Ich verabschiedete mich von meiner Mum und Jim und folgte Paul und Annabeth auf den Gang.
    Erinnert ihr euch noch an mein Wohnzimmer?
    Stellt euch vor, alle standen sie jetzt im Flur des Krankenhauses und versuchten unauffällig zu wirken.
    Meine Freunde aus Camp Half Blood und Camp Jupiter machten das jedoch deutlich besser, als die Götter.
    Niemand von ihnen hatte seine Kleidung in „Sterblich“ verändert und nun waren sie so etwas wie die Hauptattraktion für alle vorbei Laufenden.
    Während ich die Reihen der Götter musterte, blieb mein Blick auf Poseidon ruhen. Er wurde gestützt von Athene und blickte mich schwach und gebrechlich an.
    Paul hatte sich neben mich gestellt und schien die Anwesenheit der Götter inzwischen etwas besser verkraften zu können.
    „Percy, ich weiß, es gibt bessere Zeitpunkte, aber deine Freunde und die Götter sind sich einig. Ihr müsst los. Ich...Ich weiß nicht wie lange ich die Gewalten der Meere noch kontrollieren kann, aber du musst IHN finden.“, stöhnte mein Vater.
    Ich schaute in die Runde und sammelte schon meine Worte für eine mitfühlende Verneinung, als Paul sich vor mich schob und sagte:
    „Percy, ich weiß, das ist schwer für dich, aber den an Jim. Was nützt ihm ein Bruder, wenn die Welt, in die er geboren wurde, nicht mehr existiert. Deine Mutter wird es verstehen, ich verstehe es und dein kleiner Bruder wird es eines Tages dankend verstehen. Geh!“
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber Paul hatte mich mit seinen Worten gerade zu umgeworfen.
    „Nimm das, ich habe alles zusammengepackt, was ich von deinen Sachen gefunden habe.“, ergänzte Paul und drückte mir meinen Rucksack in die Hand.
    Ratlos schaute ich meinen Stiefvater an und erneut wurde mir bewusst, dass Paul der beste Vater der Welt für Jim sein würde.
    Ich umarmte Paul.
    Er hatte nicht damit gerechnet und ich ehrlich gesagt auch nicht. Er zuckte etwas zusammen, aber dann erwiderte er die Umarmung.
    Ich löste mich und schaute zu Annabeth und den Anderen.
    Irgendwie hatte Paul auch für Annabeth Sachen organisieren können und nun stand sie mit angelegtem Rucksack neben Thalia, Jason, Nico, Will und Reyna.
    „Auf geht’s, Algenhirn!!Wir haben etwas zu tun. Dein Bruder möchte doch sicher noch die Welt in einem Stück sehen.“, forderte mich Annabeth auf.
    Ich nickte Paul zu und setzte den Rucksack auf.
    „Wo solls hingehen?“, fragte ich mit einer neu gewonnenen Entschlossenheit.
    „Ins Camp“, antwortete Zeus und die Götter stellten sich zu uns in den Kreis.
    Ich wusste was geschehen würde und schaute ein letztes Mal auf Paul zurück, ehe wir in Licht aufgingen und meine Familie im Krankenhaus zurück ließen.
    Meine etwas größer gewordene Familie.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • So, es geht mal wieder etwas weiter. Ich hoffe es gefällt euch noch immer und ich kann euch hier und da noch erreichen. :) Kurz noch an @bigbadwolf: Ich habe inzwischen bis zu Kapitel 8 deine Verbesserungen in die Kapitel mit hineingenommen. Danke nochmal dafür :love:
    Und jetzt viel Spaß!

    Kapitel 13
    Mein Tatoo

    Grelles Licht.
    Ungefähr so müsst ihr euch eine reise mit den Göttern des Olymps vorstellen. Eben steht ihr in einem einfachen Krankenhaus und plötzlich geht ihr in grellem Licht auf, gleitet einige Sekunden lang in einem weißen Nichts und steht dann in der Arena von Camp Half Bood.
    Und es war Kampftrainingszeit.
    Noch während ich mich freute, dass ich wieder im Camp war, sauste ein Pfeil an meinem Linken Ohr vorbei und ich ließ mich ohne nachzudenken zu Boden fallen.
    „Percy?“, fragte eine mir nur allzu bekannte Stimme.
    Ich stand auf und blickte in das Gesicht von Clarisse.
    „Verflucht Clarrisse, könntet ihr nicht ein bisschen aufpassen?“
    „Stimmt Jackson. Hey James, nächstes mal zielst du bitte auf seinen Kopf“, spottete Clarrisse und wandte sich zu einem dreizehnjährigen blonden Jungen, der beschämt auf seinen Bogen herab guckte.
    „Was machst du überhaupt hier?“, fragte ich Clarrisse und versuchte das Sausen des Pfeils an meinem Ohr zu vergessen.
    „Ares war bei mir.... Er hat mir erst tonnenweise Honig ums Maul geschmiert um mir dann Befehle zu erteilen. Ich soll hier helfen, ich soll da helfen und ganz nebenbei soll ich deinem tollpatschigen Vater seinen Dreizack zurückbringen.“
    Während sie meinen Vater erwähnte, ging sie langsam auf mich zu und tippte mir mit jedem Wort den Finger auf die Brust.
    Ich schluckte.
    Ich hatte zwar keine Angst vor Clarrisse, aber sie war nun mal die Tochter von Ares und sein persönliches Lieblingskind. Sich mit Clarrisse anzulegen hatte meistens die Folge, dass Ares mir wieder einen seiner Flüche zuschickte, die bisher immer zu sehr ungünstigen Zeitpunkten ihre Wirkung entluden.
    Nicht zuletzt während des Kampfes gegen Kronos, bei dem mein Schwertarm mir einfach nicht mehr gehorchte und schlaff an mir herunter hing.
    Ja, solche Nahtoderfahrungen wollte ich in Zukunft etwas häufiger vermeiden, also war ein unnötiger Streit mit Clarrisse das Letzte was ich wollte.
    „Dann haben die Götter also allen von uns einen Besuch abgestattet?“
    „Jackson, woher soll ich das wissen? Du bist lange genug im Camp um zu wissen, mit wem man hier über die Aufträge reden muss. Und jetzt verschwinde aus meiner Trainingsarena.“
    Clarrisse wollte sich gerade umdrehen und sich ihren miserablen Bogenschützen zuwenden, als sie es sich anders überlegte und auf mich zugestürtzt kam.
    Ich hob schützend die Arme und wollte mich gerade zur Seite ducken, als mir auffiel, dass Clarrisse mich noch nicht geschlagen hatte.
    Nein, sie hatte mich umarmt und stand jetzt wieder mit ihrer grimmigen Miene vor mir.
    „Hab dich vermisst, Jackson. Mir gehen hier langsam die Opfer aus!“
    Ohne ein weiteres Wort ging Clarrisse und fing an ihre Schüler zu beschimpfen, während ich, noch immer unter Schock, in Richtung Haupthaus schlurfte.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass ich alleine in der Arena gelandet war. Wo waren Nico, Will und Annabeth?
    Reyna, Thalia und Jason konnten von den Göttern durchaus nach Camp Jupiter und zu den Lagern der Jägerinnen gebracht worden sein, aber wieso wir im Camp getrennt gelandet waren, war für mich ein Rätsel.
    Also machte ich mich vorerst auf die Suche nach Annabeth.
    Und diese Suche könnte Stunden dauern, denn das Camp war riesig. Jasons Politik mit den Göttern hatte beiden Halbgöttercamps inzwischen eine Vielzahl neuer Hütten eingebracht und der gesamte Strand wurde von Hütten unterschiedlichster Götter verdeckt.
    Das Speisepavilion hatte ein Update bekommen und bot nun Platz für einen halben Zirkus. Die Arena war inzwischen vergrößert worden und die Ränge der Sitzbänke waren inzwischen so hoch wie ein Einfamilienhaus.
    Das einzige Gebäude, dass noch immer den selben muffigen Gestank hervorrief, war das Hauptgebäude. Es stand etwas Abseits der Hütten auf einer Anhöhe, umgeben von ein paar Bäumen und Büschen.
    Während ich mir Gedanken darüber machte, wieso der Gestank des alten Orakels immer noch nicht aus dem Gebäude verschwunden war, erblickte ich Annabeth und Nico, die gemeinsam vor dem Hauptgebäude warteten.
    „Wo hat man euch auftauchen lassen?“, fragte ich, nachdem ich bei ihnen angekommen war.
    „Im See“, antwortete Annabeth wütend und erst jetzt fielen mir ihre nassen Haare und Klamotten auf.
    „Will und ich wurden auf der Hermes Hütte abgeworfen“, ergänzte Nico und ich weiß nicht wieso, aber mich ärgerte die Tatsache, dass Annabeth und ich nicht zusammen aufgetaucht waren.
    „Lasst uns bitte reingehen, mir ist kalt“, gab Annabeth von sich und wir folgten ihr hinein.
    Das Haupthaus war wie immer unaufgeräumt. Überall lagen Bücher herum, Schwerter glitzerten auf dem Boden und Mumiengeruch zog vom Dachboden bis hinunter in den Keller.
    Richtig gemütlich eben.
    Annabet zitterte und ich reichte ihr meine Fliesjacke. Sie nahm die Jacke und Küsste mich dankbar.
    Vom Wohnzimmer aus hörten wir das knisternde Feuer im Kamin und wir traten ein.
    Hinter dem, von Papyrusrollen übersääten, Schreibtisch stand Chiron. Und wenn ich sage er „stand“ dort, dann meinte ich, dass hinter dem Schreibtisch ein Pferdeunterkörper mit den Hufen scharbt, während sich ein Menschenoberkörper über den Tisch beugt und Bücher studiert.
    Chiron war ein Zentaur.
    Sobald wir eingetreten waren, richtete sich der Zentaur auf und blickte uns lächelnd an.
    „Da seid ihr ja endlich. Hatte mir schon Sorgen gemacht. Setzt euch wir haben viel zu bereden!“
    Nico und ich setzten uns vor den Schreibtisch, während Annabet sich vor dem Kaminsessel zusammenkuschelte und die Wärme des Feuers genoss.
    „Also, die Götter haben euch euren Auftrag erteilt? Ich nehme an Poseidons Dreizack steht auf eurer Liste ganz oben?“, fragte Chiron.
    „Naja“, sagte ich. „Also so genau wissen wir eigentlich nichts von unserem Auftrag. Wir haben kein Ziel, keine Weissagung, nicht mal eine grobe Richtung, in der wir suchen könnten.“
    „Mhh“, grübelte Chiron.
    „Ich habe von meinem Vater einen anderen Auftrag erhalten. Er möchte wissen, wo die Monster hin sind. Er vermutet, in den tiefen der Unterwelt gäbe es Gebiete, die nicht mal er kennt. Dunkle, Gefährliche Kammern, in denen die Monster sich schon seit Jahrtausenden ungestört sammeln hätten können“, sagte Nico und blickte mich, um Entschuldigung bittend an.
    Ich nickte.
    „Das ist sehr gefährlich Nico. Die Unterwelt ist so wie der Tartarus fast ein eigenes Monster. Sie führen in die Irre, spielen mit deinen Gedanken und bringen nichts als Schmerz“, mahnte Chiron.
    Ich hörte, wie Annabeth hinter mir angespannt atmete und ich wusste, dass sie an unsere Zeit im Tartarus dachte, an die Schmerzen und das Leid, welches wir dort unten erfahren hatten.
    „Nico, bist du dir sicher, dass du das alleine machen willst?“, fragte ich besorgt.
    „Ich werde nicht alleine sein. Will, Hayzel und Frank kommen mit mir.“
    „Woher weißt du das?“, warf ich ein.
    „Hades hat Hayzel und mir den Auftrag erteilt, weil wir als Kinder der Unterwelt die besten Chancen dazu haben. Will und Frank wollten nicht von unserer Seite weichen und haben sich Hayzel und mir angeschlossen.“
    „Warte... Nico, wie lange weißt du schon von deinem Auftrag.“, hakte Annabeth nach.
    „Seit vielleicht vier Tagen. Mein Dad kam zu mir in meine Hütte im Camp und neben ihm erschien Hayzel. Er sagte uns was zu tun sei und wir erzählten es Will und Frank.“, antwortete Nico und schaute leicht verlegen auf den Fußboden.
    „Nun gut“, sagte Chiron, der dem Wortwechsel gespannt gelauscht hatte. „Nico hat einen Auftrag und so leid es mir tut, Percy, dein Auftrag bereitet mir vorerst mehr Sorgen. Du hast kein Ziel und keine Partner, die mit dir diese Reise antreten.“
    „Doch, ich soll ihn begleiten“, erwähnte Annabeth entschieden und mir fiel ein tonnenschwerer Stein vom Herzen.
    Solange Annabeth bei mir war, konnte ich alles schaffen.
    „Ich auch“, sagte eine Stimme aus der Eingangstür.
    Clarrisse stolzierte in das Wohnzimmer und ließ sich neben Annabeth auf den Sessel fallen.
    „Ich habe zwar keine Ahnung, warum ich diesem Nichtsnutz hier helfen soll, aber Ares meinte, der kleine Welpe bräuchte die Hilfe einer erfahrenen Kriegerin“, stichelte sie und blickte mich herausfordernd an.
    Ich tat ihr den Gefallen nicht und schaute Chiron an.
    Er grummelte noch immer und blickte grimmig auf mich herab.
    Zumindest dachte ich das.
    Plötzlich weiteten sich seine Augen und ich schaute angsterfüllt auf mich herab.
    Aber da war.... nichts.
    Ich stand nicht in Flammen, war nicht unsichtbar oder hatte mich in einen Satyrn verwandelt, ich war angezogen wie immer.
    „Was ist los, Percy?“, fragte Annabeth, die meine angsterfüllte Verwirrung wohl bemerkt hatte.
    „Ich.. Ich habe keine Ahnung? Chiron?“
    Chiron lief um den Schreibtisch herum und nahm meinen Arm.
    „Das ist los“, sagte der Zentaur und deutete auf ein Tatoo auf meinem Unterarm.
    Wartet, hey, stop. Ich hatte gar kein Tatoo auf dem Unterarm.
    Doch Chiron hatte Recht, auf meinem Unterarm war ein schwarzes Symbol eintätowiert, ein mir sehr vertrautes Symbol.
    Ein Dreizack.
    „Was hat das zu bedeuten?“, erkundigte ich mich bei Chiron und tippte vorsichtig auf dem Tatoo herum.
    „Was das... Das ist.... Nico, ruf zur Versammlung der Hüttenältesten aus. Sofort!!“
    Ich drehte mich fragend zu Annabeth und Clarrisse um. Beide blickten mich mit geweiteten Augen an und sagten nichts.
    „Leute, was ist los? Kann mal jemand mit mir reden und erklären wieso ich einen Dreizack auf dem Unterarm habe?“
    Niemand sagte etwas.
    Dann stand Annabeth langsam auf und ging auf mich zu.
    „Percy, dein Vater... er.. er hat dich gesegnet.“, stotterte sie.
    Ich verstand nur Bahnhof.
    „Und das heißt?“
    „Das heißt, Percy Jackson, du bist in der Lage den Dreizack des Poseidon und alle damit verbundenen Kräfte zu entfesseln. Percy, du trägst gerade die gesamte Macht des Poseidon in dir. Man könnte fast behaupten....“, Chiron stoppte und suchte wohl nach den richtigen Worten.
    „...Du bist Poseidon“

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


    Einmal editiert, zuletzt von Lehaidin (6. November 2017 um 13:37)

  • Kapitel 14
    Meine Macht

    Ich starrte Chiron mit offenem Mund an.
    Niemand sagte etwas oder wagte es, auch nur ein Geräusch zu machen. Alle Augen ruhten auf mir, während ich noch immer keinen Plan hatte, was genau gerade passiert war.
    Ich war Poseidon? Wie sollte das möglich sein? Mein Vater war Herrscher über die Meere, nicht ich.
    Ja, ich konnte einen kleinen Teil von Poseidons Macht nutzen und Unmengen an Wasser kontrollieren, aber Poseidons Macht war so unermesslich größer, dass ich mir noch immer die Frage stellte, wie ein so kleines Tatoo mich dazu befähigen konnte die ungebändigte Macht des Meeres herbeizurufen.
    Während in meine Kopf die Zahnräder durchschmolzen, betrat Nico den Raum.
    „Die Versammlung ist gleich so weit Chiron!“, sagte der Sohn des Hades und blickte mich mit Ehrfurcht an.
    „Nun gut, wir sollten gehen. Percy, ich..ich erkläre dir den Großteil auf dem Weg“, sagte Chiron und lächelte mich freundlich an.
    Diese Freundlichkeit verschaffte mir Mut und ließ mich aufatmen. Chiron war 2000 Jahre alt, also wenn jemand wusste was das zu bedeuten hatte, dann er.
    Auf dem Weg zum Speisepavillion erklärte mir Chiron im Schnelldurchlauf das Verhältnis der Götter zu ihrer Macht und machte mir klar, dass nur die Götter die Waffen, die für sie gefertigt wurden, führen konnten. In den Waffen der Götter steckte also deren Macht, zumindest der Großteil davon.
    „Percy, noch nie hat ein Halbgott die Macht besessen, eine göttliche Waffe zu führen. Dieses Totoo, der Segen deines Vaters verleiht dir die Fähigkeit den Dreizack zu verwenden. Warum er dir diesen Segen gegeben hat, weiß ich nicht? Aber eines ist klar, wenn ein Gott seine Macht abgibt, dann nur, weil sie zu schwach sind um sie selbst zu führen. Wir beide wissen, dass dein Vater nicht schwach ist, aber wenn selbst Poseidon in diesen Zeiten solche Entscheidungen trifft, müssen wir auf der Hut sein. Jederzeit und vorallem du musst auf der Hut sein. Deine Macht wäre ein gefundenes Fressen für jeden, der den Göttern schaden möchte“, erklärte Chiron und ich war mir nicht sicher, was mir mehr Angst machte. Die Tatsache, dass mein Vater zu schwach war um seine Macht zu behalten oder der Umstand, dass ich mal wieder in Lebensgefahr schwebte.
    Wir betraten den Pavillion.
    Er war prall gefüllt und allerhand Hüttenälteste unterhielten sich angeregt über den Anlass der Versammlung.
    Als Chiron eintrat und wir uns an einen Platz gesetzt hatten verstummten die Gespräche nach und nach und Chiron fing an zu reden:
    „Hüttenälteste, wir haben uns heute versammelt um den Willen der Götter gerecht zu werden. Sie haben uns die Aufgabe erteilt, dem Verschwinden der Monster nachzugehen und Poseidons Dreizack zurück zu seinem rechtmäßigen Besitzer zu bringen.“
    Ein Tuscheln ging durch die Reihen der Anwesenden und ein paar Augenpaare schauten verstohlen zu mir herüber, während ihnen die Geschichten über Zeus Herrscherblitz in Erinnerung gerufen wurden.
    „Ja, ihr schaut den richtigen an. Er wurde von deinem Vater selbstverständlich auf die Suche nach dem Dreizack geschickt. Aber nicht nur das, er hat noch etwas viel … mächtigeres von Poseidon erhalten. Percy, streck deinen Arm aus“, sagte Chiron und blickte mich durchdringend an.
    Ich zeigte meinen Arm und ein paar wenigen Hüttenältesten stockte der Atem. Doch zu meiner Erleichterung wusste mehr als die Hälfte nicht, was sie an meinem Arm so Interessantes sehen konnten.
    Einige lehnten sich weiter vor, Andere hielten sich im Hintergrund und taten lediglich so, als ob sie zuhören würden und wiederum Andere schauten schockiert auf mich und Chiron, während sie untereinander aufgeregt tuschelten.
    „Was ist denn da?“, fragte ein Hüttenältester aus der Vorletzten Reihe.
    „Das, mein lieber Jim ist der Segen des Poseidon. Percy ist in der Lage den Dreizack des Meeres zu führen“, antwortete Chiron und die ehrfürchtigen Blicke vermehrten sich.
    „Nun zu den Aufträgen, wie mir Nico...“
    „BUUUM!“
    Ein gewaltiger Knall ließ die Versammlung zusammenzucken und verstummen. Der Boden zitterte und die Gläser fielen klirrend vom Buffet des Speisepavillions.
    Der Lärm war verebbt und die Versammlung stürmte unter der Führung von Chiron nach draußen.
    Keine hundert Meter weiter klaffte ein Krater in der Größe eines Reihenhauses und inmitten des Kraters standen die Moiren.
    Sie waren ekelerregend. Drei alte, pickelübersääte Hexen mit fettigen und klebrigen, langen Haaren watschelten an den Rand des Kraters und warteten auf uns.
    Chiron ritt näher heran und je näher man den Moiren kam, umso hässlicher wurden sie. Ihre Pickel waren schwarz und gelegentlich konnte man denken, es bewegte sich etwas in ihnen. Die Nasen waren krumm und aus den Löchern sprießen Nasenhaare, während ihre Augen mit einem glasigen und leeren Schwarz gefüllt waren.
    Sie waren scheußlich.
    Doch während ich hinter Chiron langsam näher kam, konnte ich undeutlich eine vierte Gestalt hinter den Schicksalsgöttinnen erkennen. Zuerst sah ich nur einen kleinen Menschen mit etwas rotem auf dem Kopf, aber dann verdeutlichten sich ihre Züge und ich erkannte...
    „Rachel!“, schrie Annabeth und stürzte auf sie los.
    Die Rothaarige rannte Annabeth entgegen und sie umarmten sich. Danach begrüßte Rachel Chiron, Nico und mich, während die Moiren geduldig auf unsere Aufmerksamkeit warteten.
    Rachel begrüßte sich zurückhalten bei Clarrisse und ging zurück zu den Moiren, die immer noch ausdruckslos geradeaus guckten.
    Sobald Rachel bei ihnen stehen geblieben war, streckten die drei ekligen Omas ihre Knorpelhände aus und berührten Rachel auf dem Kopf und beiden Schultern.
    Plötzlich leuchteten Rachels Augen grün auf und sie begann zu sprechen:

    Fünf die werden nach Norden gehen
    Poseidon wird seine Macht verstehen
    Athene ihr Schicksal vor sich sehen
    Ares wird einen Fehler begehen
    Aber Hephaistos Liebe bleibt bestehen

    Vier die werden ins Dunkel steigen
    Hades wird die Monster vertreiben
    Apollo wird immer bei ihm bleiben
    Und Mars wird eine Prüfung schreiben

    Die Lösung hinter all diesen Fragen
    wird der Tod euch irgendwann sagen
    Niemand kann es alleine wagen
    Den Tod müsst ihr gemeinsam schlagen
    Und ein teures Opfer beklagen

    Ein Phönix steigt aus der Asche empor
    Und Hoffnung bringt sein Erscheinen hervor
    Eine Träne aus wahrhafter Liebe entspringt
    Und Leben zurück in die Leere sie bringt.“

    Stille.
    Die Moiren nahmen ihre Hände von Rachel und ihre Augen verloren das Glühen. Sie schwitzte und keuchte, während sie langsam auf die Knie ging und Annabeth sie stütze.
    Chiron blickte besorgt auf Rachel und dann auf die Moiren, die noch immer ohne jeglichen Gesichtsausdruck in den Wald starrten.
    „Bring sie in den Pavillion“, sagte Chiron zu Rachel und bedeutet den restlichen Campern ihnen zu folgen.
    Er schaute zu mir und fasste mich unsanft am Arm. Er zog mich vor die Moiren und zeigte ihnen mein neues Tatoo.
    Ganz ehrlich, mir gefiel es inzwischen wirklich ziemlich gut.
    „Was hat es hiermit auf sich? Noch nie hat ein Halbgott so einen Segen erhalten, warum gerade er?“, fragte Chiron und in seiner Stimme lag zum ersten Mal in meiner Gegenwart Unsicherheit und Ratlosigkeit.
    Ich schluckte und blickte zu den Moiren.
    Zuerst geschah nichts, die Moiren schauten noch immer in den Wald und ihre glasigen Augen regten sich kein bisschen, nein, sie blinzelten nicht einmal.
    Dann beugte sich plötzlich die mittlere Oma vor und roch an meinem Arm.
    Ich hätte kotzen können, aber ich riss mich zusammen, während ihre Pickelnase meinen Arm berührte und ich den fauligen Atem auf meiner Haut spüren konnte.
    Die Moire erhob sich wieder und ich atmete glücklich aus.
    Dann öffnete sie den Mund und sprach? Naja, als sprechen war der falsche Begriff, ihr mund bewegte sich nicht, aber es kam eine Stimme heraus.
    „Er muss nach Norden gehen. Nur dann kann er seine Macht verstehen!“
    Ihr Stimme war hohl und klang völlig gefühllos. Ein Schauder lief mir eiskalt über den Rücken und Chiron packte meinen Arm fester.
    „Verfluchte Moiren...“, murmelte er und zog mich von den Schicksalsgöttinnen weg in Richtung Pavillion.
    „Percy, es tut mir leid, dich erneut loszuschicken, aber hol deine Sachen, du musst dem Willen deines Vaters gehorchen. Ich habe es dir bisher nicht gesagt, aber der Grund dafür, dass du die Mächte deines Vaters bekommen hast, sind vielleicht weitaus schlimmer als ich gedacht hatte. Dein Vater.... Poseidon... ich glaube er stirbt. Irgendjemand oder irgendetwas entzieht deinem Vater die Macht. Deshalb hat er sie dir vermacht. Um sie zu schützen.“
    Der Satz traf mich wie eine Wucht und ich blickte Chiron entgeistert an. Mein Vater würde sterben?
    „Percy“, ergänzte Chiron. „Du bist Poseidon und trägst den Großteil seiner Macht in dir. Die einzige Chance deinen Vater zu retten, ist, den Dreizack zu finden.“
    Wut und Zorn wurde größer in mir und Entschlossenheit wuchs in mir an. Ich wusste was ich zu tun hatte und nickte Chiron zu.
    Er lächelte und klopfte mir stolz auf die Schulter. Dann rannte ich los und holte meine Sachen.
    Eine lange Reise erwartete mich.

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -