Mit Angaben zur durchschnittlichen Lebenserwartung muss man sehr vorsichtig sein - selten ist angegeben, ob eine hohe (oder niedrige) Kindersterblichkeit eingerechnet ist. Wenn es darum geht, besonders hohe Alter zu behaupten, ist die Bibel ja recht weit forne - da geht das schonmal in die Jahrhunderte. Unter hundert geht nichts, wenn sie übertreiben will. Was aber sagt ein Text des alten Testamentes, wenn er sagen will, wie unbedeutend und kurz ein Menschenleben ist (lange vor den doch recht berühmten Medici der Römer): "Unser Leben währt siebzig Jahre,und wenn es hoch kommt, achtzig Jahre.Und was an ihnen war, ist Mühsal und Trug.Denn schnell ist es vorüber, im Flug sind wir dahin." Psalm 90,10. Im Grunde erwartet man an dieser Stelle ja eine Untertreibung oder zumindest genaue Schätzung. Das erklärt sich aber dadurch dass, wenn man die Kindheit mal überstanden hatte, man sehr wohl sehr alt werden konnte. Im Grunde auch leicht auszurechnen. Lebenserwartung 35, die Hälfte stirbt aber vor 21... Wie alt muss der Rest werden. Wobei die Betonung auf VOR liegt. Bei moderenen Berechnungen der durchschnittlichen Lebenserwartung von heute wird die Kindersterblichkeit aber immer herausgerechnet. Vergleichst du da also zwei Schätzungen über verschiedene Epochen, vergleichst du oft unbewusst Äpfel mit Birnen.
Nur fürs Protokoll: Ich sage nicht, dass Schätzungen zur durchschnittlichen Lebenserwartung falsch sind, nur dass sie oft missverständlich und nicht miteinander vergleichbar sind.
EDIT
Alles anzeigenJohn O. Ward: Alexandria and its medieval legacy. The book, the monk and the rose. In Roy MacLeod (Hrsg.): The Library of Alexandria. London 2000.
H. Hunger et al: Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur. Bd. 1, Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen, Zuerich 1961
Zu meinen allgemeinen Quelle:
Lust an der Geschichte: Leben im Mittelalter. Ein Lesebuch. Pitz, Ernst: Verlag: Piper, 1995.
Goetz, Hans-Werner; Leben im Mittelalter; Vom 7. bis zum 13. Jahrhundert; C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung (Oskar Beck); München 1986.
Ich hab die Bücher zwecks meines derzeitigen Fantasy-Projektes gelesen. Deswegen bin ich grad auch ein wenig fitt in dem Thema. Und mit Verlaub, irgendwelche Internetseiten sind nicht zwigend die besten Quellen.
Ich stimme dir absolut zu, dass ordentliche Fachliteratur grundsätzlich Blogs und Wikipedia vorzuziehen sind, wobei es aber auch sehr gute Internetseiten dieser Art und sehr schlechte Bücher gibt. Bei deiner Auswahl habe ich aber das Problem, dass das jüngste 17, das älteste 56(!) Jahre Alt ist - mehr als doppelt so alt wie ich. In den letzten 30 Jahren gab es aber gewaltige Meinungsänderungen in den Geisteswissenschaften (signifikante selbst in den letzten 10), wie ich als geisteswissenschaflticher Student, der sehr viel mit Geschichtswissenschaften zu tun hat, sagen muss. Aktuelle Blogs von Leuten auf der Höhe der Zeit erscheinen mir da tendenziell zwar nicht als zitierbar, aber de facto doch zuverlässiger als Bücher aus dem letzten Jahrtausend... Obwohl, als Primärquelle zur Erforschung des Bildes des Mittelalters in der Geschichte taugen sie schon wieder wunderbar. OK, das kommt jetzt etwas fies rüber und tut mir leid. @Klimbim s Forderung nach Quellen ist lobenswert, aber leider eher schwer umzusetzen. Aktuelle Literatur zu einem spezifischen Thema hat man wohl selten zur Hand, Internetquellen sind oft sehr unzuverlässig... Bei einer Seminararbeit ist die Quellensuche oft der aufwendigere Teil. Aktuelle Bücher, die auch noch erzählen, was du behaupten willst und nicht das Gegenteil, zu finden ist echt schwer.