Es gibt 61 Antworten in diesem Thema, welches 14.416 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Januar 2024 um 18:23) ist von LittleOwlbear.

  • Da wir viel über Fantasy schreiben, die zumeist im Mittelalter angesiedelt ist, wollte ich hier einige Hintergrundinformationen über diese Thematik sammeln und mit Vorurteilen aufräumen. Obgleich wir Fantasy schreiben, sollten wir natürlich versuchen, ein möglichst authentisches Bild zu zeichnen. Alles andere verzerrt und wir schreiben unter Umständen unlogischer, als wir eigentlich wollen.

    Gut, klar, im Mittelalter war nicht jedes Gebiet gleich hoch entwickelt und die Einteilung in Frühmittelalter, Hochmittelalter und Spätmittelalter ist auch nur grob, aber dennoch weiß jeder, über welche Epoche es sich handelt.

    Obwohl...

    Es ist zum Beispiel ein weitverbreiteter Irrtum, dass die Menschen im Mittelalter glaubten, die Erde sei eine Scheibe, oder es würden Hexen verbrannt. Tatsächlich wussten sie, dass die Erde eine Kugel sei und sie hatten nur Schwierigkeiten mit der Berechnung ihres Umfangs. Und Hexenverbrennungen sind ein Element aus der Renaissance/Aufklärung. Im Mittelalter vertraten die Kirchen die felsenfeste These, dass es Hexerei nicht gab.
    Zudem hatten die Kirchen (auch später) nicht viel mit der Hexenverbrennung zu tun, das fiel unter weltliches Recht. Die Kirche ging nur gegen Ketzer vor.

    Wiederum ein korrekter Fakt ist es, den die meisten von uns kennen, dass im Mittelalter 80% der Bevölkerung Bauern war. Diese Zahl bleib weitestgehend konstant bis in die Industralisierung hinein. Mit diesem ersten Beitrag beziehe ich daher hauptsächlich auf diese Gruppe.

    Die Bauern hatten tatsächlich ein recht hartes Leben, - während der Aussaat und bei der Ernte. Dann schuftete man von Sonnenauf bis Sonnenuntergang. Den Rest des Jahres, wenn das Saatgut keimte und man ohnehin nichts auf den Feldern zu tun hatte, sah das ganz anders aus. Da hatte man Zeit genug für andere Dinge.
    Es gab auch genug Feiertage dafür. Alleine von kirchlicher Seite ist überliefert, dass es Zeiten gab, wo fast jeder dritte Tag arbeitsfrei war, oder nur der halbe Tag gearbeitet werden durfte. Und dazu kamen noch eine ganze Reihe weltlicher Feiertage. Erntedankfest, Sonnenwende etc.

    Wobei das nicht nur reine Erholungstage waren, sondern man tatsächlich feierte. Oder man sich auch später mal im Heu vergnügte. Denn prüde waren die Menschen im Mittelalter nicht. Nacktheit war kein Problem.
    Denn (auch das war für mich neu) im Mittelalter waren die meisten Menschen relativ reinlich. In allen Städten gab es Badehäuser, die die Oberschicht gerne zweimal täglich besuchte. Sie waren kein Schwimmbad wie wir sie heute kennen, auch keine römischen Thermen, sondern eher ein Haus mit einigen verdammt großen Badezubern, wo man sich mindestens zu viert gemeinsam badete. Ein Element übrigens, was auch durchaus ihren Weg in die Fantasy gefunden hat. Im Spiel "DSA-Satinavs Ketten" schickt man beispielsweise eine Elfe in einem Badezuber, um damit eine Botin eifersüchtig zu machen, um ihr eine Tasche mit Dokumenten zu klauen.
    Das trifft ziemlich gut, wie es tatsächlich damals so war. Man badete geschlechtergemischt, je nach Geld/Geschmack ließ man sich Seife oder Kräuteröle ins Wasser geben, oder ließ sich Essen und Trinken zum Badezuber bringen, oder konnte sich auch mit einer Bademagd hinterm Vorhang vergnügen. Auch Prostitution war weit verbreitet und die Menschen im Mittelalter lebten ihre Sexualität weitgehend frei aus, dass ist an zahlreichen Beispielen überliefert. Homosexualität war natürlich untersagt.

    Auf den Dorf war es nicht ganz so bequem, aber man badete, wie auch die alten Germanen, fast täglich im nächsten Bach/Fluß/Teich. Falls derlei nicht vorhanden war, begnügte man sich mit dem Brunnen, den jedes Dorf besaß. Männer wuschen sich (wir sind halt pragmatisch) zumeist direkt an der Quelle. Frauen wärmten ihr Wasser hingegen gerne an. Im Winter war es natürlich etwas härter, da dürften auch die Männer wohl das angewärmte Wasser bevorzugt haben.

    Wobei das Wasser auch ziemlich sauber war. Unrat durfte nur weit hinter der Dorfgrenze flussabwärts eingespült werden. Wenn die Tierhaltung nicht gewesen wäre, also fast paradisisch.
    Naja, oder der Grundherr. Obwohl der natürlich je nach Zeitalter, Reichtum und Menschenschlag völlig verschieden sein konnte. Zwar gab es die Unfreien und Leibeigenen, aber es ist auch Fakt, dass nicht viele flohen. Und das, obwohl die Städte aggressiv damit lockten, dass, wenn man sich ein Jahr und Tag in ihnen aufhielt, man von seinem Grundherrn frei war (sofern er einen nicht fand und zurückforderte).
    Natürlich, die Städte brauchten diese Arbeitskräfte, denn dieses Gesetz war der einzige Vorteil, dem sie den Landleben vorraus hatten. Aber soviel besser war es da nicht, denn vorerst war man nur ein Einwohner. Um ein richtiger Bürger (ca 20% der Stadtbevölkerung) zu sein, brauchte man zusätzlich noch Geld, einen Fürsprecher und einen festen Wohnsitz in der Stadt. Falls man das aber alles vorweisen konnte, hatte man alle Möglichkeiten offen.

    Das alles sorgte natürlich dafür, dass der Handel blühte. Die Stadtbevölkerung brauchte viel Nahrung, konnte sie aber nicht selbst anbauen. Die Landbevölkerung also da gute Preise erziehlen. Die Landbevölkerung brauchte aber dafür Waren, die sie in den Städten, oder von Wanderhändlern bezogen. Wenn man es geschickt anging, konnte man also einen enormen Reichtum erwirtschaften. Die Fuggers, beispielsweise, schafften es innerhalb von drei Generationen.

    Aber zur Landbevölkerung zu gehören, hieß nicht, dass man gleichzeitig arm war. Ein reicher Großbauer lebte allemal besser, als so mancher Ritter in der zugigen Burg. Ein normaler Bauer lebte zumeist besser und gesünder, als ein Tagelöhner in der Stadt, selbst wenn er keinen gemauerten Kamin besaß wie der Großbauer. Okay, die Händler steckten sie alle in die Tasche, klar.

    Aber nun zzusammengefasst: Das Dorfleben im Mittelalter war nicht schlecht. Okay, es gab zweimal im Jahr eine echt harte Zeit (Aussaat/Ernte), ansonsten hatte man seinen Spaß, lebte weitgehend gesund und reinlich. Und man musste sich auch nicht von der Stadtbevölkerung verstecken, sofern nicht irgendein Depp einen Krieg anzettelte. Dann wurde man natürlich an der Front verheizt, was aber auch die Stadtbevölkerung treffen konnte. Wie beispielsweise bei der Schlacht um Worringen.

    Wie steht es also mit euch. Kennt ihr noch Aspekte des Mittelalters? Dann schreibt sie hier rein. ^^
    (Für Waffen und Rüstungen gibt es bereits einen eigenen Thread, den ich hier kein Wasser abgraben will.)

  • Hallo, @Schreibfeder,
    interessantes Thema, vor allem weil du eher auf die Landbevölkerung eingehst. Manches davon war neu für mich, anderes nicht so. Als Kind liest man ja eher von Burgen und Rittern und danach hat mich die Epoche nicht mehr so interessiert. Was ich auch schwierig finde, ist, die Informationen, die aus Büchern, dem Fernsehen und Museen stammen, zu einem schlüssigen Bild zusammenzufügen. Die Zeit war ja auch sehr lang und unterschiedlich.
    Eine Frage hätte ich noch: War das jetzt dein Allgemeinwissen oder hast du da in letzter Zeit extra zu recherchiert? Kennst du gute Quellen, wo man etwas über das Mittelalter erfahren kann?

  • Was ich auch schwierig finde, ist, die Informationen, die aus Büchern, dem Fernsehen und Museen stammen, zu einem schlüssigen Bild zusammenzufügen. Die Zeit war ja auch sehr lang und unterschiedlich.

    Ich denke das ist auch das größte Problem, DAS Mittelalter gab es nicht. Was hier und heute gilt, gilt in der nächsten Grafschaft/Stadt vielleicht schon nicht mehr und hundert Jahre später ist sowieso alles wieder anders.

    Das Mittelalter ist aber auch nicht zufällig in Früh-, Hoch- und Spätmittelalter eingeteilt. Während es im Frühen noch eher eher Clangesellschaften gab und das Christentum teils noch am Fuß fassen war, war das Hochmittelalter durch das Ständewesen, Leibeigenschaft, Frondienste und starke Religiosität (an die man auch tatsächlich noch geglaubt hat und sie nicht nur als Unterdrückungsinstrument verwentet hat) gekennzeichnet.
    Städte, Handel, Zünfte etc. kam dann erst im Spätmittelalter so richtig in Schwung und begannen die Gesellschaft wieder von neuem umzukrempeln.
    Daran war u.a. auch die Pest schuld, als plötzlich ein großer Teil der Bevölkerung weg war, musste man den restlichen natürlich mehr Privilegien einräumen um überhaupt zu überleben (z.B. bekamen die Frauen in England mehr Rechte, da sie ja teils auch das Geschäft des verstorbenen Mannes übernommen haben).


    Spoiler anzeigen

    Als sehr visueller Mensch habe ich immer das Problem, das ich mir meine Vorstellungen aus Bildern aufbaue die ich so sehe, da ist natürlich Hollywood (das ist IMMER Bullshit, sogar Vikings vom History-channel wo man eigentlich zumindest ein bisschen Recherche erwarten würde) und diverse Fantasyspiele natürlich echt nicht gut, da sie mir ein komplett falsches Bild immer und immer wieder an den Kopf hauen und ich da konstant gegen an kämpfen muss. :/

    Falken haben doofe Ohren

  • Die Abschaffung der Institutionen war das Beste, was den Betroffenen passieren konnte? Leider nein.

    Sklaverei im eigentlichen Sinne gab es im europäischen Mittelalter natürlich nicht. In der Fantasy wird sie aber sehr gern aufgegriffen, darum würde ich gern ein paar Worte dazu verlieren. Ein Sklave war fester Teil seiner Familia, gehörte dazu wie Vater, Mutter und Kinder. Er war eine entsprechende Investition, wurde entweder für teures Geld gekauft oder gar von seinen Herren aufgezogen. Hollywood zeigt uns gern, wie sie unter Peitschenhieben mit Hammern auf Steine einprügeln oder sie ziehen. Ziemlicher Unsinn. Haus du mit einem Hammer auf Stein passiert nichts. Steine brechen ist harte Arbeit, erfordert darüber hinaus aber jede Menge Können, echte Experten. Regelmäßig ordentliches Essen (nicht wie in Hollywood irgendwelcher Schleim in winzigen Schüsseln), genug Schlaf und keine unnötigen Verletzungen heben die Produktion und sparen Geld - zudem kann man von freundschaftlichen Verhältnissen zwischen Herr und Sklave ausgehen - die sind oft miteinander aufgewachsen, der Herr wurde von Sklaven unterrichtet und erzogen... Sicher, auf Galeeren oder in Mienen war es nicht schön, aber gerade da wollte man Arbeiter bei bester Gesundheit und topfit.
    Bei den Azteken durften die Sklaven, allesamt verurteilte Verbrecher, sogar selbst Eigentum erwerben (bis hin zu eigenen Sklaven) und ihre Kinder waren frei.
    Als Sklave hatte man mindestens die Stellung eines treuen Pferdes oder Hundes. Und denen geht es nicht schlecht, oder? :D Die Gladiatoren bekamen gar die besten Ärzte Roms für ihre Verletzungen, zeitweise war ein Viertel der römischen Stadtbevölkerung versklavt (und keinen Aufstand), es gab Gesetze, dass man Sklaven nicht einfach töten durfte und auch solche, die die Freilassung einschränkten (denn ein freigelassener Sklave stand ohne alles da, sein Herr war glücklicherweise weiter für ihn verantwortlich). Sklavenaufstände wie unter Spartacus waren selten - ein charismatischer Anführer kann Leute zu jedem Blödsinn verleiten, vor allem, wenn er droht sie sonst umzubringen.
    Übler ging es den freien Tagelöhnern - der Sklave wusste, wo er einen warmen und trockenen Schlafplatz hatte, was er morgen essen würde, dass man sich um ihn kümmerte, wenn er alt oder krank war. Der Tagelöhner nicht.

    Leibeigene waren Bauern und zu Abgaben (wie jeder Bauer bis heute in Form von Steuern) und Frondiensten (wobei auch jeder Freie in der Stadt dort seinen Teil beitrug) verpflichtet. Wie ja Schreibfeder schon angemerkt hat, hatten Bauern aber durchaus große Teile des Jahres Zeit, solche Dienste zu erledigen. Leibeigene konnten überwiegend nicht zum Kriegsdienst herangezogen werden. Tatsächlich gingen sie auf Freibauern zurück, die sich ihrer Wehrpflicht entzogen, indem sie sich und ihr Land an Adlige verkauften, die fortan diese Aufgabe übernahmen. Mit ihren Frondiensten leisteten sie freilich auch militärische Beiträge, wie Burgen errichten und instand zu halten, die auch ihnen im Ernstfall Schutz bieten konnten. Wie bei Sklaven willst du Leibeigene nicht einfach ausbeuten, du willst, dass sie gesund und munter sind. Aufstände waren auch hier bis zum Ende des Mittelalters und vor allem Renesance selten. Im goldenen Zeitalter der Aufklärung nämlich begann man die Bauern in ihren Rechten zu beschneiden und richtig auszubeuten...

    Und da wir gerade von der Aufkläung reden - sie erfand die Rassetheorie und damit gleich die Sklaverei, wie man sie aus Amerika kennt - hemmungslose Ausbeutung von indigenen Amerikanern und verschleppten Afrikanern. Von den hohen Standarts römischer oder aztekischer Sklavenhaltung gab es kaum noch eine Spur. Tatsächlich waren die Azteken, die doch als so gausam gelten, entsetzt über ihre Behandlung durch die Spanier. Nicht genug zu essen, schläge, Arbeit bis zum Umfallen - unvorstellbar! Bis dahin...

    Richtig pervers wurde es freilich mit der Abschaffung dieser Institutionen in Europa. Mensch wurde auf den Feldern durch Maschiene ersetzt und in der Stadt hemmungslos ausgebeutet. Nie war es dem Arbeiter so schlecht gegangen wie nun, da er frei war. Ironischerweise hätte er seine Freiheit wohl mit seinem Leben verteidigt... Für einen Hungerlohn, kaum ausreichend für die Miete, geschweige denn Essen, schuftete er 16 und mehr Stunden am Tag - mit der ganzen Familie. Keine Peitsche, die Kündigung schwebte immer über ihm, zu leicht konnte er ersetzt werden. In Mietbaracken wurde er zusammengepfercht... Jetzt endlich haben wir das Hollywoodklischee der Sklaverei erreicht. ^^

  • Du schmeißt hier imho Frühmittelalter und Spätmittelalter ordentlich zusammen. Gerade das Frühmittelalter ist doch das Hauptsetting für Fantasy.


    Natürlich dachten die Leute im Frühmittelalter, dass die Erde eine Scheibe ist. Warum sollten sie das nicht machen? Ohne Schulbildung und Kenntnis von Physik wäre es vollkommen irre, sich eine Kugel vorzustellen. Man fällt doch auf der anderen Seite runter. Und jetzt komm mir nicht mit Gravitation und so einem Unfug. Wenn dir niemand sagt, dass die Erde eine Kugel ist, dann gehst du auch nicht von selbst davon aus.
    Allenfalls haben ein paar Gebildete in Toledo von den alten Gelehrten aus Griechenland gehört. Diese Weisen waren jedoch eine so verschwindend geringe Zahl. Darauf auf die komplette Bevölkerung Europas zu schließen, ist blödsinn.

    Badehäuser und Hygiene war im Frühmittelalter auch nicht sonderlich verbreitet. Und nur weil es in Köln ein paar gegeben hat, heißt das nicht, dass es im restlichen Land auch so war.


    Die Wasserqualität war unter aller Sau. Gerade deswegen war der Weinkonsum ungleich höher als heute. Die Leute tranken fast ständig verdünnten Wein statt Wasser. Da ist die Quellenlage aus Köln relativ klar. Hatte man Gerber im Ort war es auch mal schnell vorbei mit der Wasserqualität. Selbst wenn sie außerhalb der Ortsmitte ansässig waren, ging die Suppe trotzdem ins Grundwasser.

  • Eine Frage hätte ich noch: War das jetzt dein Allgemeinwissen oder hast du da in letzter Zeit extra zu recherchiert? Kennst du gute Quellen, wo man etwas über das Mittelalter erfahren kann?

    Das meiste war mir schon vorher bekannt. Beispielsweise, dass es der Landbevölkerung arbeitstechnisch ganz gut ging. Was willst du auch auf einem Feld, wenn der Weizen gerade erst zu keimen anfängt? Die Bauern hatten zwangsweise viel Freizeit.
    Und da ich schon wusste, dass die Germanen viel und gerne in Bäche, Flüße und Seen badeten und einige Stämme berühmt für ihre Schwimmkünste waren, irritierte mich das Bild der total verdreckten Landbevölkerung. Warum sollten die sich nicht mehr baden, wenn es doch ihre Vorfahren ständig taten?

    Also habe ich gegooglet und bekam das hier raus.
    http://geschichts-blog.blogspot.de/2010/08/vier-i…ittelalter.html

    Das ist ein hochinteressanter Blog. Das meiste wusste ich schon. Allerdings das mit den Feiertagen, oder den Badehäusern und auch (auch wenn ich es nicht in dem Beitrag reingeschrieben habe) das mit dem Zölibat, war mir hingegen neu (obgleich ich das alles schon wo gelesen habe, nur nie den Zusammenhang hergestellt hatte.)

    Was mich aber wirklich überrascht hatte, war das mit den Hexen. Ich hatte keine Ahnung, dass es im Mittelalter keine Hexenverbrennungen gab und noch viel weniger wusste ich, dass die Kirche damit nichts zu tun hatte. Ich habe das sofort an anderen Quellen nachgeschlagen und überprüft und es stimmt tatsächlich.
    Die Inquisition, die man auch eher als Schreckgespenst malt (zu Unrecht übrigens), hatte genug mit Ketzern zu tun.


    EDIT: @PeryRhodan: Nein, du befindest dich damit im Irrtum. Den Menschen des Frühmittelalters war es tatsächlich bewusst (wenn sie sich überhaupt dafür interessierten) das die Erde eine Kugel war. Dies konnte man in Klöstern eventuell sogar nachlesen (beziehungsweise einen Mönch fragen), da diese alte römische und griechische Schriften aufbewahrten und vervielfachten. Und das die alten Griechen wussten, dass die Erde eine Kugel sei und Rom ursprünglich eine griechische Kolonie war, sollte dieses Wissen vorhanden gewesen sein.

    Weiter ist auch bewiesen, dass die Wasserqualität gut war. Zum Großteil stammte dieses aus Brunnen (ergo Grundwasser), da kann man nicht meckern. Natürlich gab es Ausnahmen, die aber tatsächlich Ausnahmen waren. In Städten gab es später sogar ein Geflecht von Wasserleitungen, die äußerst streng kontrolliert wurden, gerade wegen der hohen benötigten Wasserqualität.

    Übrigens trank man verdünnten Wein, weil es keine Fruchtsäfte gab. Wie willst du diese auch haltbar machen, ohne Kühlschrank? Dennoch willst du auf ein süßes Getränk ja nicht verzichten, oder? Und wie machst du Fruchtsäfte haltbar? Mit Alkohol, ergo Vergärung, richtig? Die breite Pallette an Produkten wie Kaffee, Kakau oder Limonaden war natürlich nicht bekannt.

    Das Gleiche betrifft auch das verdünnte Bier, was man damals gerne trank. Oder meinst du nicht auch, dass ein Bauer auf den Feld nicht ein erfrischendes, isotonisches Getränk zu schätzen gewusst hatte, was schön im Bach gekühlt wurde, wenn er bei knallender Sonne die Ernte einfuhr?

    Einmal editiert, zuletzt von Schreibfeder (3. Oktober 2017 um 14:04) aus folgendem Grund: EDIT eingefügt um Doppelpost zu vermeiden

  • EDIT: @PeryRhodan: Nein, du befindest dich damit im Irrtum. Den Menschen des Frühmittelalters war es tatsächlich bewusst (wenn sie sich überhaupt dafür interessierten) das die Erde eine Kugel war. Dies konnte man in Klöstern eventuell sogar nachlesen (beziehungsweise einen Mönch fragen), da diese alte römische und griechische Schriften aufbewahrten und vervielfachten. Und das die alten Griechen wussten, dass die Erde eine Kugel sei und Rom ursprünglich eine griechische Kolonie war, sollte dieses Wissen vorhanden gewesen sein.

    Weiter ist auch bewiesen, dass die Wasserqualität gut war. Zum Großteil stammte dieses aus Brunnen (ergo Grundwasser), da kann man nicht meckern. Natürlich gab es Ausnahmen, die aber tatsächlich Ausnahmen waren. In Städten gab es später sogar ein Geflecht von Wasserleitungen, die äußerst streng kontrolliert wurden, gerade wegen der hohen benötigten Wasserqualität.

    Übrigens trank man verdünnten Wein, weil es keine Fruchtsäfte gab. Wie willst du diese auch haltbar machen, ohne Kühlschrank? Dennoch willst du auf ein süßes Getränk ja nicht verzichten, oder? Und wie machst du Fruchtsäfte haltbar? Mit Alkohol, ergo Vergärung, richtig? Die breite Pallette an Produkten wie Kaffee, Kakau oder Limonaden war natürlich nicht bekannt.

    Das Gleiche betrifft auch das verdünnte Bier, was man damals gerne trank. Oder meinst du nicht auch, dass ein Bauer auf den Feld nicht ein erfrischendes, isotonisches Getränk zu schätzen gewusst hatte, was schön im Bach gekühlt wurde, wenn er bei knallender Sonne die Ernte einfuhr?

    Hi,

    defintiv nicht. Klar war im Hochmittelalter klar, dass die Erde keine Scheibe ist. Im Frühmittelalter waren die griechischen Klassiker nirgendwo in Mittel- / Nordeuropa bekannt. Da kannst du jeden beliebigen deutschen Mönch fragen. Die haben sich allenthalber mit religiösen Büchern befasst.
    Der normale Feldarbeiter wusste praktisch nichts über die heutigen Wissenschaften. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sich die Erde als eine Kugel vorzustellen. Das 9. Jhd hat ja wohl kaum etwas mit dem 13. Jhd zu tun.

    Hier verwechselst du ein paar Intellektuelle an den Höfen mit den 99% der normalen Bevölkerung. Nur weil ein paar hundert Menschen bekannt war, dass die Erde keine Kugel ist, heißt das nicht, dass das bei den anderen 99% auch der Fall war.

    Ich meine hier die Qullen aus Köln, in welchen davon gesprochen wird, dass die Trinkwasserqualität so schlecht ist, dass hauptsächlich Wein getrunken wurde. Der prokopf Umsatz war ungleich höher als heute. Leider weiß man so wenig aus der Zeit. Gerade auch weil außer Köln recht wenig Quellen vorhanden sind.


    Imho verbreitest du hier ein Bild der Hochrenaissance. Das hat aber überhaupt gar nichts mit dem Frühmittelalter zu tun.

  • Ich finde den Thread ganz allgemein total spannend und hilfreich (Danke @Schreibfeder )

    Ich wollte nur anmerken, dass es super wäre, wenn jeder seine Quellenangaben vorbringen könnte. Der Link zum Blog hilft schon sehr ich kann und will aber keine Aussagen von Laien (so wahr sie sein mögen) für bare Münze nehmen, wenn da nicht irgendwo Gründe dafür da sind.

    Also verlinkt doch eure Quellen oder verweist auf die Bücher, aus denen ihr eure Informationen habt *wartet hochinteressiert auf weitere Beiträge*

    [Edit wegen Doppelpost]

    defintiv nicht. Klar war im Hochmittelalter klar, dass die Erde keine Scheibe ist. Im Frühmittelalter waren die griechischen Klassiker nirgendwo in Mittel- / Nordeuropa bekannt. Da kannst du jeden beliebigen deutschen Mönch fragen. Die haben sich allenthalber mit religiösen Büchern befasst.
    Der normale Feldarbeiter wusste praktisch nichts über die heutigen Wissenschaften. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sich die Erde als eine Kugel vorzustellen. Das 9. Jhd hat ja wohl kaum etwas mit dem 13. Jhd zu tun.

    und ich habe hier dieses Zitat:

    Zitat von Spiegel Online

    So konstatierte bereits der katholische Heilige und Kirchenvater Augustinus um das Jahr 400 unmissverständlich, die Erde sei eine Kugel und stehe als "moles globosa" im Zentrum des Weltalls. "Von diesem Moment an gab es keinen Zweifel mehr, von welcher Form die Erde ist", sagt Krüger.


    *klick für ganzen Artikel*

    In den Klöstern wurden sämtliche auffindbaren altgriechischen Schriften konstant gelesen und kopiert. Dass da ausschliesslich religiöse Bücher bearbeitet wurden, ist schlicht falsch. Die griechischen Genies wurden hoch geachtet und studiert und irgendwann dann auch angewandt- wenn du anderes weisst/gehört hast, wüsste ich gerne von wo.
    Ganz allgemein scheinst du die frühmittelalterliche Intelligenz weit zu unterschätzen. Ich bin überzeugt, dass heute mehr Menschen an eine flache Erde glauben als damals (vermute mal, den Grossteil der Bevölkerung hats eh nicht interessiert).

    Frühmittelalter wird so von 500-1050 n. Chr. datiert (gemäss Wiki). Hast du also Gegenquellen?

    (dass die Kirche der Meinung war, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums wäre, ist ja ein anderes Thema :rolleyes: )


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Ja, super Vorschlag, @Klimbim.

    Also, bezüglich der Getränke im Mittelalter, habe ich hier noch einen sehr guten Blog gefunden, auf den ich mich auch beziehe. Ich wollte eigentlich noch einen größeren Beitrag zum Thema Ernährung schreiben, aber kam nun noch nicht dazu.

    https://inforo1300.wordpress.com/2017/10/01/dre…im-mittelalter/


    Bezüglich der "Erde ist eine Scheibe"-Theorie gibt es auch einige interessante Quellen. Ich beziehe mich am besten auf diese, die zwar sehr komplex und anfangs sehr schwerfällig geschrieben ist, jedoch alle Quellen berücksichtigt und logisch und nachvollziehbar argumentiert.

    https://www.theologie-naturwissenschaften.de/startseite/lei…rde-mythos.html

    Hier wird noch einmal genau dargestellt, weshalb es als unwahrscheinlich gelten sollte, das tatsächlich im Mittelalter der Glauben vorherschte, die Erde sei eine Scheibe.

    Zitat

    Manche haben deshalb angezweifelt, dass die Kugelgestalt der Erde zu dieser Zeit noch bekannt war - dies scheint mir jedoch eine überzogene Darstellung zu sein. Jedenfalls machte die mittelalterliche katholische Kirche niemals eine Erklärung hinsichtlich der Gestalt der Erde, und schon bei dem Mönch Bede (673-735 n.Chr.) finden wir in Nordengland wieder eine robuste Verteidigung der Kugelgestalt der Erde.


  • Das meiste war mir schon vorher bekannt. Beispielsweise, dass es der Landbevölkerung arbeitstechnisch ganz gut ging. Was willst du auch auf einem Feld, wenn der Weizen gerade erst zu keimen anfängt? Die Bauern hatten zwangsweise viel Freizeit.

    Kann es sein das du dich zur Landwirtschaft nicht allzusehr informiert hast? :p Noch heute sind Kleinbauern mehr oder weniger dauernd am Arbeiten, zwangsläufig viel Freizeit klingt etwas zynisch...

    Zur Aussaat und Ernte war das natürlich mit Abstand das wichtigste und da wurde wohl auch mal mehrere Tage durchgemacht damit das alles unter Dach und Fach war, dazwischen fallen aber doch noch so einige Arbeiten an die auch nicht schaden wenn man sie erledigt. Seien das Holz vorbereiten für den Winter, Haus, Zäune etc richten, die meisten waren ja Selbstversorger, hatten also noch Vieh um das sie sich kümmern mussten.
    Außerdem, ohne Supermarkt, Kühlschrank, Baumarkt, spezialisierte Handwerker etc, musste man selbst Nahrung haltbar machen, Werkzeug herstellen oder reparieren ggf. gegen Nahrung beim nächsten Schmied/Markt/Händler etc. eintauschen.
    Dann musste Getreide noch regelmäßig gemahlen werden, nicht zufällig hatte fast jedes Dorf eine Mühle, da bei vorindustriellen Mühlen der Keimling natürlich mit gemahlen wird, damit wird das Mehl relativ schnell ranzig. Gelagert wird also immer eher das Getreide.
    Wenn nun jeder 3. Tag ein Feiertag ist, ist das keine toll entspannte Zeit sondern verdammter Stress in den wenigen Tagen dazwischen...

    Die einzige wirklich ruhige Zeit war im Winter, weil man da einfach zu wenig Licht hatte, wohl höchstens Talglampen oder so, bei denen man sich dann wohl um die Kleidung u.ä. gekümmert hat.


    Die Hexenverbrennung des "dunklen" Mittelalters ist wie die Weltsicht als Scheibe etwas das in der Renaissance erfunden wurde um zu zeigen wie viel rückständiger das Mittelalter war und wie viel besser sie doch sind. :S
    Und klar gab es Leute die sich die Welt als Scheibe vorstellten, die gibt es auch heute noch, aber das war nie Konsens. Außerdem hat der Bauer der nie aus seinem Dorf raus kam, kein Internet, Fernseher oder Zeitung hatte, so weit vermutlich auch gar nicht gedacht...


    Du schmeißt hier imho Frühmittelalter und Spätmittelalter ordentlich zusammen. Gerade das Frühmittelalter ist doch das Hauptsetting für Fantasy.

    Öhm, mir will grad kein einziges Fantasysetting einfallen das im Frühmittelalter spielt. :hmm:
    Die ganzen Vollplatten, großen Königreiche, Städte, Bürger, belesenheit etc sind doch alles Elemente der Hoch- und Spätmittelalters und teils der Renaissance. Da holt sich die Fantasy viel öfters mal was aus der Gegenwart als das sie sich ins Frühmittelalter wagen würden...

    Falken haben doofe Ohren

  • Jetzt wird es kompliziert und länger:

    Also: Antike Schriften gab es definitiv so gut wie keine in Nord-, Mitteleuropa. Wahrscheinlich auch nicht in Westeuropa. https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCch…Sp%C3%A4tantike

    Deswegen konnte im 8.-9. Jhd (Mitteleuropa) auch niemand davon lesen, dass die Erde eine Kugel ist.


    Es gibt einen großen Unterschied, ob wir davon ausgehen sollen, dass die Intelektuellen oder die Bauern von einer Scheibenform ausgehen sollten. Dieser tolle Link betrachtet auch die Wissenschaftsgeschichte.
    https://www.theologie-naturwissenschaften.de/startseite/lei…rde-mythos.html
    Die hat aber rein gar nichts mit dem Wissen eines Bauerns zu tun.


    Augustinus um das Jahr 400 herum ist ja auch Spätantike. In den 400 Jahren bis zum 8.-9. Jhd kann und ist sooo viel verloren gehen. Zumal es in Ostrom/ Konstantinobel auch noch weiterhin das Wissen gab. Nur existierte so gut wie kein Austausch mit dem Abendland darüber.
    Und natürlich gab es immer ein paar Menschen, die wussten, dass die Erde keine Scheibe ist. Aber das waren nur die Ausnahmen, die die Regel beschrieben.

    Schaut euch nur die Ausgangslage an. Selbst in Klöstern existieren nur ein paar Dutzend Bücher. Das große kopieren setzte auch erst im Hochmittelalter ein. Mönche wussten von der Welt genauso wenig wie auch der Bauer. Der gebildete Mönch entstand auch erst im Hochmittelalter. Die Möchen mussten auch den ganzen Tag arbeiten, um ihr Überleben zu sichern. Allentfalls kannten sie die religiösen Bücher auswendig.
    Nehmen wir ein Kloster wie Lindisfarne. Ein paar Möche aus der Gegend und eine Handvoll Bücher. Dafür jede Menge ora et labora. Wieso sollten die an eine Kugel glauben?


    Der gemeine Bauer auf dem Feld irgendwo im heutigen Niedersachen war noch viel übler dran. Auf den Feldern wuchs kaum was. Weder Pflug noch Dreifelderwirtschaft war bekannt. Er kannte ein paar Kilometer um seine Haus herum. Mehr aber auch nicht. 14-16 Stunden arbeit pro Tag. Bildung außerhalb des Bauerntum = Null.


    Der Bauer kam einfach nicht mit den Leuten zusammen, die wussten, dass die Erde eine Kugel ist.

    Wie sollte er also von selbst zu dieser Erkenntnis kommen?

  • Na, das ist jetzt aber Haarspalterei. "Wir" wissen wie man Atomenergie nutzt, die Formeln wie aber der genaue Prozess abläuft können aber wohl die wenigsten aufschreiben, nur um mal einen ähnlich sinnvollen Vergleich zu verwenden. :P


    Außerdem scheint mir das Frühmittelalter insgesamt noch wesentlich fragmentierter gewesen zu sein wie die Zeit danach, in einigen Regionen gab es noch "heidnische" Stämme, in anderen wurden römische Thermen und Gebäude benutzt und lebten römische Traditionen noch einige Zeit weiter bzw. wurden angepasst.

    Falken haben doofe Ohren

  • Na, das ist jetzt aber Haarspalterei. "Wir" wissen wie man Atomenergie nutzt, die Formeln wie aber der genaue Prozess abläuft können aber wohl die wenigsten aufschreiben, nur um mal einen ähnlich sinnvollen Vergleich zu verwenden. :P


    Außerdem scheint mir das Frühmittelalter insgesamt noch wesentlich fragmentierter gewesen zu sein wie die Zeit danach, in einigen Regionen gab es noch "heidnische" Stämme, in anderen wurden römische Thermen und Gebäude benutzt und lebten römische Traditionen noch einige Zeit weiter bzw. wurden angepasst.

    Schade, dass ich keine Quellen bringen kann. Davon gelesen habe ich immer nur in Bücher in der BiBo während des Studiums ^_°


    Gerade dein Beispiel mit der Atomergie passt perfekt. Wir glauben daran, weil wir davon gelesen und sie gesehen haben. Jetzt stellt dir einen Menschen aus dem 19. oder 18. Jhd vor. -relativ wenig gebildet. Niemals würde diese Person an die Atomenergie glauben.

    Genauso unverständlich wäre es für einen ungebildeten Bauern im Frühmittelalter, daran zu glauben, dass man auf einer Kugel lebt. Letztlich würde man irgendwann runterrutschen müssen. Das geht doch gar nicht. Wie kann man auf einer Kugel leben? Wohlgemerkt: wir reden von Bauern und nicht von gebildete Menschen.
    Fragt doch heute mal einen Menschen mit keiner sonderlichen Schuldbildung. Es wird ihm extrem schwerfallen, dir Schwerkraft/Gravitation zu erklären.

    [...] in anderen wurden römische Thermen und Gebäude benutzt und lebten römische Traditionen noch einige Zeit weiter] [...] das ist dann die ausklingende Spätantike. Ab dem 7. Jhd war damit auch schon wieder schluss. Viele Dinge, die in Rom alltäglich waren, mussten wieder neu erfunden werden. Bei manchen dauert es gar bis zur Renaissance. Teilweise wurden Bücher und Wissen aus der Antike ganz bewusst zerstört.
    Und natürlich war Konstatinoble oder das maurische Spanien eine Ausnahme. Wir reden hier vom Abendland.

    [...] Das IST per Definition Frühmittelalter und nein, Mönche haben nicht nur rumgesessen und Däumchen gedreht. [...]

    Eigentlich nicht. Das ist noch Spätantike. Deswegen exsistierte zu dieser Zeit noch jede Menge wissen.

    John O. Ward: Alexandria and its medieval legacy. The book, the monk and the rose. In Roy MacLeod (Hrsg.): The Library of Alexandria. London 2000.

    schreibt Z.b., dass es in Klöstern im Fürhmittelelter keine 20 Bücher gegeben hätte. Entsprechend bestand kein Wissen. Es war fast ausnahmslos religiöse Bücher.

    Was Möchen machen? Die arbeiten sehr sehr viel. Ora et labora - da bleibt nicht viel Zeit für schöngesitliche Betrachtung der Welt. Das Mönchstum ist ein genauso knochenharter Job wie der eines Bauern.


    H. Hunger et al: Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur. Bd. 1, Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen, Zuerich 1961

    sagt z.B., dass ein Großteil der Möche Analphabeten waren. Sie haben beim kopieren nur die Zeichen nachgemalt. Ohne zu wissen, was sie da aufschreiben.

  • Um noch einmal auf die Landwirtschaft zurückzukommen.
    Du hast im Frühjahr das Vorbereiten der Böden (abbrennen, pflügen, etc) und die Aussaat. Das ist ohne Zweifel ein harter Knochenjob, der zudem in einem engen Zeitfenster durchgezogen werden muss. Du darfst nicht zu früh anfangen, sonst wird der Boden "schmierig" (Frühjahrsregenfälle), zudem darf die Aussaat erst erfolgen, wenn keine Frostschäden mehr zu befürchten sind. Wenn du aber zu spät anfängst, entgeht dir zu viel der Ernte.

    Dannach hast du aber Ruhe. Die Aussaat ist draußen, jetzt hast du auf den Feldern nicht mehr viel verloren. Düngen war damals unbekannt und Unkraut und Schädlingsbekämpfungsmittel ebenfalls.

    Jetzt folgt nur noch die "Alltagsarbeit". Irgendwer muss die Tiere auf die Weide führen, dass Essen zubereiten, Holz hacken kommt auch noch, kleinere Reperaturen. Aber das ist kein Stress mehr, dass ist halt normale Hausarbeit. Und die Familen waren damals groß, man konnte die Last gut verteilen. Nicht nur weil jede Familie ein Haufen Kinder hatten, sondern (etwas reichere) Bauern besaßen noch Knechte und Mägdte. Ärmere Bauern und eventuell Tagelöhner übernahmen auch ein Haufen Arbeiten für ihre reicheren Nachbarn. Dörfer bildeten nicht ohne Grund Gemeinschaften.
    Klar, da wirds von Ort zu Ort auch Unterschiede gegeben haben. Manch einer wird seine Nachbarn ausgenutzt haben, andere wiederum ihren Mitmenschen grundlos ein ordentliches Essen spendiert haben. Im Wesentlichen funktionierte es, sonst wäre nicht 80% der Bevölkerung jahrhundertelang in diesem Status geblieben.
    Und Alternativen zu diesem Leben (wie oben aufgezeigt beispielsweise Flucht in die Städte) gab es zuhauf. Man konnte auch Händler werden. Auch die Möglichkeit in eine andere Region umzuziehen (berühmtes Beispiel ist das aggressive Anwerben von Bauern um die Gebiete des deutschen Ordens zu bevölkern, oder vorher von den polnischen Edelleuten, später dann von Brandenburg).
    Sicher, das taten auch einige, aber halt nicht in einem so hohen Maße, dass es tatsächlich sich in den Prozentzahlen niederschlug.

    Aber ist das "schuften bis zum umfallen"? Nein. Das wäre ungefähr so, als wenn du sagen würdest, ein moderner Büromensch, der nach der Arbeit noch seinen Garten macht und wenn dann noch etwas am Haus kaputt geht, dass er mit seinen Heimwerkerskills ausbessert, würde sich zu Tode schuften.


    @PeryRhodan: Du hast dir meinen Beitrag nicht genau genug durchgelesen. Bereits um 700 wurde in England die Kugelform der Erde bereits publiziert. Etwas, was zahlreiche deiner Thesen und Links widerspricht.
    Zudem hast du unrecht, wenn du die Benutzung der alten römischen Infrastruktur wie Thermen, ausschließlich der Spätantike zurechnest. Tatsächlich ist das Frühmittelalter. Erst dann etablierte sich nach und nach eine andere Badekultur, wie auch von Karl dem Großen so genutzt (siehe meine erste Quelle).

  • Dannach hast du aber Ruhe. Die Aussaat ist draußen, jetzt hast du auf den Feldern nicht mehr viel verloren. Düngen war damals unbekannt und Unkraut und Schädlingsbekämpfungsmittel ebenfalls.


    @PeryRhodan: Du hast dir meinen Beitrag nicht genau genug durchgelesen. Bereits um 700 wurde in England die Kugelform der Erde bereits publiziert. Etwas, was zahlreiche deiner Thesen und Links widerspricht.
    Zudem hast du unrecht, wenn du die Benutzung der alten römischen Infrastruktur wie Thermen, ausschließlich der Spätantike zurechnest. Tatsächlich ist das Frühmittelalter. Erst dann etablierte sich nach und nach eine andere Badekultur, wie auch von Karl dem Großen so genutzt (siehe meine erste Quelle).

    Ich denke eher, dass du meine Ausführungen nicht gänzlich folgen konntest.

    ES WAR IMMER UND ZU JEDER ZEIT BEKANNT, DASS DIE ERDE EINE KUGEL IST.

    Natürlich wurde zu jeder Zeit pupliziert, dass die Erde eine Kugel ist. Ich habe nie das Gegenteil behauptet.

    ABER! Das wussten nur ein paar hundert Menschen im Abendland. Dem Großteil der Bevölkerung (auch Fürsten und Mönche) war dieser Umstand nicht bekannt. Aufgrund fehlender Bildung benutzte man ein Weltbild, dass sich auch ohne Bildung erklären ließ. Das logische Weltbild für einen ungebildeten Menschen ist nun mal eine flache Erde.

    Dazu gehörte eben auch eine flache Erde. In deinen Ausführugen geht es ja um das Weltbild des gemeinen Bauern und nicht um das, eines Hochgebildeten.


    Gerade bei so einer Aussage [...]Dannach hast du aber Ruhe.[... zeigt sich das Kernproblem deiner Überlegung. Gerade da ging das harte und brutale Leben erst richtig los.
    Das, was vom Feld kam, reichte kaum bis gar nicht aus. Neben den täglichen Suchen im Wald nach Eicheln, Pilzen und Beeren musste rund um die Uhr das wenige Vieh umsorgt werden. Zudem wurde wirklich absolut alles vom Bauern selbst hergestellt. Jeglicher Gerät, Werkzeug, Topf, das Haus, die Zäune, Zaumzeug, Kleidung etc pp wurde in mühevoller Heimarbeit hergestellt. Die hatte null Freizeit.

    Außerdem hängst du einem sehr sehr romantischen Weltbild an. Du benutzt Karl den Großen als Beispiel für das bäuerliche Leben. Das funktiniert so nicht. Das Leben eines Bauern hatte rein gar nicht mit dem eines Königs oder Kaisers gemein. Die Bauern gingen im 7. oder 8. Jhd. keiner römischer Badekultur nach.

  • @PeryRhodan du hast dir meine Beiträge schon wieder mich genau genug durchgelesen. Die Bauern gingen natürlich keiner römischen Badekultur nach. Die Bauern sprangen in das nächste Gewässer oder wuschen sich am Brunnen. Nichts anderes steht in meinen Beiträgen.

    Das Bild von dem verhärmten, verdreckten, sonnenverbrannten, halb verhungerten Bauern, der immerzu schuften musste und ständig ausgebeutet wurde und jung und verbittert starb,- dieses Bild ist schlichtweg falsch!

    Meine Sicht auf die Dinge habe ich mit Quellen und Argumenten unterfüttert. Bei deinen Behauptungen hast du keinerlei Quellen angegeben.
    Das heißt auch, dass ich deine Beiträge von nun auch nicht mehr weiter kommentieren werde. Meine nächsten Beiträge werden anderen Aspekten des Mittelalters gewidmet sein.

  • @PeryRhodan du hast dir meine Beiträge schon wieder mich genau genug durchgelesen. Die Bauern gingen natürlich keiner römischen Badekultur nach. Die Bauern sprangen in das nächste Gewässer oder wuschen sich am Brunnen. Nichts anderes steht in meinen Beiträgen.

    Das Bild von dem verhärmten, verdreckten, sonnenverbrannten, halb verhungerten Bauern, der immerzu schuften musste und ständig ausgebeutet wurde und jung und verbittert starb,- dieses Bild ist schlichtweg falsch!

    Meine Sicht auf die Dinge habe ich mit Quellen und Argumenten unterfüttert. Bei deinen Behauptungen hast du keinerlei Quellen angegeben.
    Das heißt auch, dass ich deine Beiträge von nun auch nicht mehr weiter kommentieren werde. Meine nächsten Beiträge werden anderen Aspekten des Mittelalters gewidmet sein.

    Zum Thema Bücher und BIldung im Frühmittelalter habe ich schon zwei Bücher als Quelle gepostet:

    John O. Ward: Alexandria and its medieval legacy. The book, the monk and the rose. In Roy MacLeod (Hrsg.): The Library of Alexandria. London 2000.

    H. Hunger et al: Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur. Bd. 1, Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen, Zuerich 1961


    Zu meinen allgemeinen Quelle:

    Lust an der Geschichte: Leben im Mittelalter. Ein Lesebuch. Pitz, Ernst: Verlag: Piper, 1995.


    Goetz, Hans-Werner; Leben im Mittelalter; Vom 7. bis zum 13. Jahrhundert; C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung (Oskar Beck); München 1986.


    Ich hab die Bücher zwecks meines derzeitigen Fantasy-Projektes gelesen. Deswegen bin ich grad auch ein wenig fitt in dem Thema. Und mit Verlaub, irgendwelche Internetseiten sind nicht zwigend die besten Quellen.


    Gerade auch Goetz beschreibt den brutalen und harten Alltag eines Bauern. Deswegen ist meiner Meinung nach deine Aussage falsch. Das Bild von dem verhärmten, verdreckten, sonnenverbrannten, halb verhungerten Bauern, der immerzu schuften musste und ständig ausgebeutet wurde,- trifft oft, viel und regelmäßig zu. Natürlich nicht auf jeden - aber noch immer auf den Großteil der damaligen Bevölkerung.

    Gerade die zweit- und drittgeborenen Söhne hatte wenig Chance, einen Leben in bitterster Armut zu entkommen. (Frühmittelalter bis zum frühen Hochmittelalter)

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke es ist nicht so wichtig, ob in einer Geschichte alles historisch korrekt ist. Was hält mich denn davon ab in meiner Welt Magier oder einen Orden Ritter durch die Gegend wandern zu lassen, die den Bauern den aktuellen Stand des Wissens näherbringen? ISt meine Erde überhaupt eine Kugel?
    Natürlich sollten keine Logiklücken dadurch entstehen, aber erfundene Welten sind IMMER nur angelehnt. Besonders, wenn Magie im Spiel ist, kann das alles ändern.
    Abgesehen davon stört es meist ja auch keinen, wenn sich die Fantasywelten über Jahrtausende nicht technologisch weiterentwickeln, also warum sollte es mich stören, ob ein Bauer nun mehr oder weniger weiß als es in der Realität der Fall war?

    LG Chaos

  • @Chaos Rising

    Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass die Geschichte in sich konsistent ist.
    Als Leser mache ich mir aber schon Gedanken, wenn Armeen von 100.000 Mann durch die Gegend stampfen.
    Die kann man im Mittelaltersetting nie im Leben ernähren.

    Wenn Magie mit ins Spiel kommt, dann macht es für mich den Reiz aus, dass es etwas Besonderes ist, im Vergleich zu dem, was im Leben eines normalen Bauern vorkommt.

    Noch ein paar Sätze zum Leben im Mittelalter.

    Meine Großeltern waren Landwirte, ein kleiner Hof in Norddeutschland. Das nächste Dorf mit Kirche war 9 km entfernt, dorthin kam man nur ein paar Mal im Jahr. Die Arbeit nahm dort kein Ende, von morgens bis abends. Damals war zusätzlich eine große Anzahl von Kindern üblich.

    Man muss davon ausgehen, dass Frauen im Mittelalter praktisch permanent schwanger waren, was dies mit den Frauen gemacht hat, wenn sie die 40 Jahre erreichten, kann man sich vorstellen. Eine gewisse Kindersterblichkeit gab es auch (Je nach dem welchen Zahlen man glaubt, erreichten 30-50% eines Jahrgangs das Alter von 21 Jahren).
    https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/binary/PCH2TZE…DNOL/full/1.pdf
    http://www.kleio.org/de/geschichte/…/alltag/kap_x2/

    Auch eine im Strang angesprochene sexuelle Freizügigkeit, halte ich für einen Mythos. Eine Frau, die ohne Versorger im Mittelalter schwanger wurde, hatte ein echtes Problem. Abtreibungen, ob mechanisch oder mit Kräuterextrakten, sind richtig schlecht für die Gesundheit. Das macht man zweimal und dann Ende-Gelände.

    Die Landwirtschaft war gerade so effektiv, um die Landwirte selbst zu ernähren und einen kleinen Überschuss zu erwirtschaften. Die heutzutage genutzten Hochleistungsgetreidesorten gab es nicht. Die große Hungersnot 1315–1317 in Folge der kleinen Eiszeit halbierte mal eben die Bevölkerung.
    Wenn es mal einen Bevölkerungsüberschuss gab, konnte man die zusätzlichen Leute kaum ernähren, dies kann als ein Grund für die Kreuzzüge gesehen werden. Denn hier gab es etwas zu tun und vielleicht eine Zukunft für übrig gebliebene Söhne.
    Nichtsdestotrotz lebten die Menschen, wenn kein Krieg war oder eine Seuche durchs Land zog, durchaus besser als es sich Pessimisten vorstellen.

    Wenn aber in Fantasygeschichten im Mittelaltersetting mal eben 40.000 Soldaten durch die Lande ziehen bekomme ich immer einen mittelgroßen Ausschlag. So eine Anzahl von Soldaten hätte man nicht lang ernähren können.

    Interessant finde ich die mittelalterlichen Klöster. Das waren teilweise hochmoderne Anlagen mit verschiedenen Berufen vor Ort und effektiver Verwaltung.

    Lesestoff:
    Ritter, Mönch und Bauersleut, Dieter Breuers, Bastei Lübbe
    Stadt und Handel im Mittelalter, Henri Pirenne, Anaconda
    Der Mensch im Mittelalter, Jacues Le Goff, Magnus Verlag
    Ritter Tod und Teufel, Fischer Fabian, Bastei Lübbe

    Einmal editiert, zuletzt von Sensenbach (3. Oktober 2017 um 21:53)