Unterschiedliche Erzählperspektiven

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 4.412 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. März 2018 um 17:25) ist von kalkwiese.

  • Hallo Leute, ich wollte hier mal einen Thread zu verschiedenen Perspektiven und Zeitformen machen. Ihr könnt gerne eure Varianten des Musters was ich hier verwende erstellen. Am besten das Muster zur darstellung eurer Perspektive verwenden und die Perspektive bezeichnen so das man die Unterschiede schnell erkennen kann.
    Ausserdem würde ich gerne wissen welche dieser Varianten euch am ehesten gefällt und wie sie euch anspricht.
    Viel Spaß beim sammeln :thumbsup:

    P.S. Variante 1 und 2 können je nach bedarf auch kombiniert werden. Ein Beispiel hierfür wäre Die Pest von Albert Camus.

    LG Lion

    Variante 1: Erzähler, Vergangenheit ohne Gedanken-Exklamation
    Sein Hammer traf auf den glühend heißen Stahl. Das Ziel, aus diesem eine Klinge höchster Güte zu schmieden. Doch welche Technik würde sich dafür am besten eignen? Diese Frage ging ihm durch den Kopf, als er unterschiedliche Möglichkeiten in Betracht zog.
    Wäre diese Technik vielleicht der richtige Weg? Dachte er. Es würde sich herausstellen, wenn er es ausprobieren würde und die Ergebnisse miteinander verglich. Dann auf ans Werk, beschloss er.

    Variante 2: Erzähler, Vergangenheit mit Gedanken-Exklamation
    Sein Hammer traf auf den glühend heißen Stahl. Das Ziel aus diesem eine Klinge höchster Güte zu schmieden. »Welche Technik eignet sich wohl für das Schmieden am besten«, grübelte er, während er unterschiedliche Möglichkeiten in Betracht zog.
    »Ist diese Technik die beste dafür?«, fragte er sich, als er in sich ging. »Das wird sich wohl herausstellen, wenn ich es ausprobiere und die Ergebnisse miteinander vergleiche«, bedachte er.
    »Dann auf ans Werk«, dachte er sich und begann den Stahl zu schmieden.

    Variante 3: Prot.-Perspektive als Erzähler, Vergangenheit
    Mein Hammer traf auf den glühend heißen Stahl. Das Ziel von mir war es, eine Klinge höchster Güte zu schmieden. Doch welche Technik würde ich dafür am besten verwenden? Diese Frage beschäftigte mich, während ich unterschiedliche Möglichkeiten vor meinem Geistigen Auge durchspielte.
    War diese Technik die geeignete? Es gab nur einen Weg das heraus zu finden, ich musste es ausprobieren und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Dann machte ich mich an die Arbeit.

  • Rein theoretisch betrachtet, gäbe es noch den beobachtenden Erzähler, der keinerlein Kommentare zum "Innenleben" der beobachteten Person abliefert. Ob diese Art der Texte aber wirklich geschichtentaucglich ist (und nicht nur für Gerichtsakten relevant), bleibt dahin gestellt. Als Fingerübung des "Nicht-deutens" allerdings sind solche Texte ein intressanter Spaß. Von Deinem Textbeispiel bliebe demnach folgendes übrig:

    Sein Hammer traf auf glühenden Stahl.

    :)

    (Wir hatten das mal in der Schule im Deutschunterricht: Beobachte, ohne zu werten, zu deuten, zu interpretieren. Das war echt kompliziert...)

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Rein theoretisch betrachtet, gäbe es noch den beobachtenden Erzähler, der keinerlein Kommentare zum "Innenleben" der beobachteten Person abliefert. Ob diese Art der Texte aber wirklich geschichtentaucglich ist...

    Ich habe tatsächlich mal eine Geschichte in diesem Stil angefangen. Das Problem ist nur, dass man viel arbeiten muss, um tatsächlich die Geschichte dann mit Leben zu füllen. Es fehlt schlichtweg der direkte Draht zur Gefühlswelt und zur Gedankenwelt.
    D.h. man muss viel über Dialoge steuern.

    Es gibt Autoren (zB John Scalzi) die ohnehin fast alles mir Dialogen steuern. Die könnten mit einem solchen Erzählstil sicher gut arbeiten.
    Ich hingehen tue mich da sehr schwer. Alleine schon das ständige innere Ermahnen, dem Stil treu zu bleiben. Naja, es geht, aber es kostet Kraft.
    Und das Ergebnis ist oft einen Hauch schlechter, als mit anderen Erzählformen.

  • Bei der die >Ich-Erzählperspektive< muss man noch unterscheiden, wer dieses >Ich< ist.

    Selbstverständlich kann der Ich-Erzähler der Protagonist einer Geschichte sein, der alles aus seiner Sicht erlebt und erzählt.

    Manchmal ist das >Ich< aber auch eine der Hauptfigur nahestehende Person. Ein Freund, ein Elternteil, der Sidekick oder so. Dann erzählt dieses >Ich< die Geschichte aus seiner Sicht oder aus seiner Erinnerung heraus. Es ist eben nicht der Haupt-Prota.
    Man kann dieses >Ich< sogar komplett namenlos lassen. Ich hatte mal einen Roman aus dem alten Roman - geschrieben aus der Sicht eines namenlosen Sklaven, der halt die Aktionen seinen berühmten Herren beschrieben hat.

  • Ja, das stimmt. Man muss verflucht viel "zum Sehen" einbauen in die Geschichte.

    Aber dieser Erzählstil ist ein wunderbares Hilfsmittel, um herauszufinden, ob die eigene Geschichte stringent, in sich stimmig ist. Das mach ich manchmal, wenn ich bei Storys mit der ersten Schlichtfeile drübergehe: Einfach nacheinander auflisten: Was geschieht, was ist zu sehen, was ist zu hören... Manchmal endteckt man dann fiese kleine Logik-Fehler, die einem in der eigentlichen Story nicht aufgefallen sind.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Aus welcher Sicht also erzählform schreibt bzw. Liest Uhr am liebsten?
    Ich wollte meine erste Geschichte Grad in der Perspektive der Heldin schreiben. Fand das das sich echt gut angehört hat. Aber ein Freund meinte dann das das sehr schwierig ist und auch nicht jeder toll findet. Jetzt schreibe ich aus der allwissenden Erzähler Perspektive und er fand es schön viel besser.
    Was denkt ihr ist die beste Perspektive ? Oder besser gesagt welche favorisiert ihr so?

  • Aber ein Freund meinte...

    ... er fand es schön viel besser.

    Schreibst Du für ihn ganz allein, dann tu, was ihm gefällt. ;)

    Ansonsten ist es einfach so, dass beide Erzählperspektiven ihren Reiz haben und ihre Berechtigung. Und es ist so, dass die einen das mehr mögen und die anderen jenes. Du wirst nie (nie nie nie) alle erreichen mit Deinem Stil. Is nu ma so. :huh: (Es soll Leute geben, die den allseits vergötterten Tolkien nicht abkönnen, aufgrund seiner Schreibe :whistling: )

    Deshalb solltest Du meines Erachtens so schreiben, dass DU Dich dabei wohlfühlst. Und wenn die Geschichte aus der Sicht des Helden zu schreiben ist (weil Du es für besser findest), dann tu es. Und die nächste dann vielleicht mit dem übergeordneten Erzähler...

    Natürlich sollte man sich schon anhören, was "der Leser" für ne Meinung hat, aber wegen eines Menschen einen ganzen Text umstricken, würd ich nicht tun. Es sei denn, der Text ist nur für ihn. Dann ja.


    Im Endeffekt sollte es fast egal sein, wer der Erzähler in Deiner Story ist: Wenn die Geschichte intressant und fesselnd ist, wird der Leser spüren, dass das so und nicht anders sein muss...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

    Einmal editiert, zuletzt von Cory Thain (3. März 2018 um 13:52)

  • Dein Freund hat in einem Punkt nicht ganz Unrecht.
    Erzählst du eine Geschichte aus der personalen Perspektive, befinde ich mich als Leser also praktisch im Kopf der Heldin, wirst du dir natürlich nicht so viele Freiheiten, wie bei einer auktorialen Erzählform, nehmen können.

    Das liegt einfach daran, dass du als allwissende Erzählerin viel mehr Informationen vermitteln kannst, also auch Dinge siehst, die der Heldin verborgen bleiben. Zudem kannst du bestimmte Vorgänge auch völlig nüchtern betrachten bzw. vorbringen, während deine Heldin naturgemäß immer eine emotionale/bewertende Sicht auf die Dinge hat.

    Damit will ich dir aber auf keinen Fall deine präferierte Erzählform madig machen.
    Mir als Leserin ist es ohnehin ziemlich egal, in welchem Stil eine Geschichte geschrieben ist. Letztendlich geht es schließlich um den Inhalt.

    Und um deine abschließende Frage zu beantworten:
    Als Autorin bevorzuge ich eine Mischung aus den beiden o.g. Perspektiven, heißt ich schwebe oftmals über den Köpfen meiner Protagonisten, tauche aber auch gerne, wenn es denn angebracht ist, in deren Gedankenwelt ein.

    Letztendlich obliegt es natürlich dir, für welche Erzählform du dich entscheidest.
    Denn wie meine Vorschreiberin schon sagte, hängt es auch vom Wohlfühlfaktor ab. Man schreibt schließlich nicht um sich zu quälen, es sei denn, man hat gewisse masochistische Tendenzen, die ich dir da mal nicht unterstellen mag ^^

    LG
    Rika

  • Das liegt einfach daran, dass du als allwissende Erzählerin viel mehr Informationen vermitteln kannst, also auch Dinge siehst, die der Heldin verborgen bleiben. Zudem kannst du bestimmte Vorgänge auch völlig nüchtern betrachten bzw. vorbringen, während deine Heldin naturgemäß immer eine emotionale/bewertende Sicht auf die Dinge hat.

    ... aber läuft unser Leben nicht genau so ab? Wir sehen nur, was wir sehen und wissen nur, was wir gehört oder gelesen haben.

    Wir wissen nicht, ob Onkel Paul gerade den Garten umgräbt, es sei denn, er teilt es uns mit. Und wir wissen nicht, ob der Blödmann im Job nicht grade wieder einen seiner lächerlichen Selbstüberschätzungstripps feiert, weil er im Zimmer nebenan hockt.

    Ein Buch aus dem Kopf des Helden heraus (oder in ihn hinein) bringt uns quasi ganz dicht ran an den Protagonisten. Wir rätseln mit ihm, was die Bemerkung des Stallburschen wohl zu heißen hat, und wir freuen uns mit ihm, wenn er nach langer Reise von einem geheimnisvollen Fremden einen Krug lecker Traubensaft bekommt... und wir werden mit ihm müde, weil uns niemand gesagt hat, dass da Schlafmitteldrinne ist.
    Wir LEBEN diese Geschichte. Vielleicht sogar intensiver, als wenn wir sie erzählt bekämen... Manchmal kann es ziemlich störend sein, wenn uns ein allwissender Erzähler verrät, dass da, am anderen Ende der Welt gerade der böse Zauberer Knusperkopp eine Heerschar Assasinen ausgesandt hat, uns zu töten... während wir (eigentlich) gerade dabei sind, dem alten Erzähler auf dem Markt zu lauschen, der da so launig über den Raub der Prinzessin Kladuria zu berichten weiß...

    Es kann Spannung erzeugen. Es kann aber auch Spannun zerstören.

    Es kommt ganz darauf an, wie es geschrieben ist. Und da gibt es kein "Nur so funktionierts"...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • @Cory Thain
    Natürlich funktioniert das echte Leben anders, aber das ist ja nicht der Maßstab im Genre Fantasy.
    Die auktoriale Erzählform ist auch mitnichten die spannungszerstörende Spoilermaschine, als die du sie jetzt darstellen möchtest. Es kommt auch hier immer darauf an, wie man eine Information verpackt und was genau man dem Leser verraten möchte.

    Das mit der Erzählform die emotionale Bindung zum Protagonisten verschwindet, sehe ich ebenfalls nicht, denn dessen Gedanken und Gefühle bleiben dem Leser ja nicht verborgen, jedoch ist man als Autor eben nicht mehr nur darauf beschränkt.
    Zudem kann man in solchen Fällen ja immer noch zwischen beiden Stilen wechseln und vollends in den Kopf des Handelnden abtauchen, wenn man es denn möchte.

    Letzten Endes ist es nämlich, wie du und auch ich bereits richtig angemerkt haben: Es kommt darauf an, wie es geschrieben ist bzw. nur der Inhalt der Geschichte zählt.

    Die Erzählform ist schließlich nichts weiter als eine Geschmacksfrage, die jeder Autor (und auch Leser) für sich selbst beantworten muss.

    LG
    Rika

  • @Cory Thain


    Die auktoriale Erzählform ist auch mitnichten die spannungszerstörende Spoilermaschine, als die du sie jetzt darstellen möchtest.

    =O Da hast Du jetzt etwas gründlich mißverstanden. Ich wollte eigentlich nur die (durchaus vorhandenen) Möglichkeiten zeigen, die eine Helden-basierte Erzählform hat/hätte/könnte tuten täten... einfach, weil der Fragestellerin @Kathamaus ja gerade die irgendwie "madig" gemacht worden ist.

    Mein Fazit in beiden Postings war dieses hier.

    Im Endeffekt sollte es fast egal sein, wer der Erzähler in Deiner Story ist: Wenn die Geschichte intressant und fesselnd ist, wird der Leser spüren, dass das so und nicht anders sein muss...

    Es kommt ganz darauf an, wie es geschrieben ist. Und da gibt es kein "Nur so funktionierts"...


    Im Grunde möchte ich niemanden in diese oder jene Richtung drängen. Erstmal weil ich selber ja auch nicht gedrängt werden möchte, gerade im Bezug auf meine kreativen Ausbrüche... Und auch, weil der Mensch an und für sich nun mal unterschiedlich ist, unterschiedlich agiert und reagiert und außerdem...

    Ich möchte mit meinen Beiträgen einfach nur darstellen, wie man es AUCH sehen kann, Gedanken wecken, Horizonte zeigen. Was der Betreffende daraus macht, was er sich annimmt und was er als wertlos verwirft, liegt allein in seiner Hand.

    Wir sind hier in einem Forum, dass sich zur Aufgabe gemacht hat, hilfesuchenden Autoren Unterstützung zu geben, ein Feedback, wie seine Worte, die da stehen, ankommen. Dabei ist es unvermeidlich, dass diese Worte bei mir anders ankommen als bei Dir oder bei User XYZ.

    Möchte ich als Autor dieses Feedback nicht, brauch ich mich auch nicht in einem solchen Forum anmelden. Und ich muss darauf gefasst sein, hier Usern mit völlig verschiedenen Geschmäckern zu begegnen. Und, wie oben schon erwähnt: Man wird nie alle erreichen...

    Allen Leuten recht getan
    ist eine Kunst, die niemand kann.

    ^^

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Und, wie oben schon erwähnt: Man wird nie alle erreichen...

    Genau, darum sollte man nicht weniger um die Perspektive an sich sorgen, sondern aus seiner Perspektive das Beste rausholen :)

    Manche sehen es als Nachteil an, nicht mit einem auktorialen Erzähler zu schreiben, weil sie sich limitieren würden. Der auktoriale Erzähler ist mit seinen Freiheiten auch eine tolle Sache, die man super kreativ einsetzen kann. Aber wenn man das nicht kann, weil man ihn nicht gut genug beherrscht, dann kann er einen auch ordentlich verwirren. o:
    Denn man kann mit ihm in die Augen eines Charakters schlüpfen und später in die eines anderen ohne (!) den Fließtext abzubrechen oder eine Leerzeile zu benutzen, aber das will auch gekonnt sein. Dafür müsste man nämlich erst auf die auktoriale Ebene zurück, um dann in den nächsten Charakter zu schlüpfen. Das ist nicht unbedingt einfach zu schreiben (zumindest hatte ich damit bisher einige Schwierigkeiten).

    Im Moment schreibe ich beispielsweise aus der personalen Ebene der Charaktere, die in den jeweiligen Szenen die Protagonisten sind. Kommt ein neuer Abschnitt (also mindestens eine Leerzeile), dann kann man wechseln ohne dass es jemanden stört. Außerdem macht es Spaß, die Geschehnisse durch das Hirn der Charaktere einzufärben. :D

    Ich würde auch gerne mal in der Ich-Perspektive schreiben. Das stelle ich mir toll vor, man ist dann so verdammt nah am Charakter dran, man wird quasi mit den Charakter intim. Einige können den Ich-Erzähler aber gar nicht leiden, was ich echt nicht verstehen kann. :rofl: Ich lese ihn gerne und er kann durchaus intensiver sein, als man es sonst liest.

    Und was ich am liebsten lese ist eigentlich ein No-Brainer:
    Ich will den Erzählstil, der der Geschichte am besten steht. :D Und keine unnötigen Brüche, nur dann, wenn sie gut begründet sind.
    Gerade lese ich ja Der Wolkenatlas von David Mitchell. Da gibt es 6 Erzählstränge und jeder hat seinen eigenen Erzählstil. Der Erste ist als Tagebuch geschrieben (Ich-Erzähler), der Zweite als eine Briefserie (Ich-Erzähler), der Dritte ist jetzt aus der personalen Sicht der Charaktere (was wohl die meisten machen). Bisher beherrscht der Autor diese Dinge meisterlich, ich fresse ihm aus der Hand. o: Und keiner dieser Stile ist nur zum Selbstzweck da.

    Fazit: Siehe Cory

    Häupter auf meine Asche!

  • @Cory Thain
    Ich denke, wir drehen uns hier mittlerweile ein wenig im Kreis.
    Wir haben unsere Sicht der Dinge dargelegt und sind beide zur gleichen Schlussfolgerung gekommen.

    Es liegt, wie richtig angemerkt, nun an @Kathamaus was sie mit diesen Informationen anstellt.

    LG
    Rika

  • Oder besser gesagt welche favorisiert ihr so?

    Ich schreibe und lese sehr gerne Geschichten, die aus der Sicht der Charaktere erzählt werden. Ich glaube, hier wurde das jetzt als personaler Erzählstil bezeichnet. Für mich bietet das die Möglichkeit, offen zu lassen, wie die Welt wirklich ist. Für den einen Charakter ist sie so, für den anderen eben anders. Das ist letztlich das, was ich erreichen möchte. Dazu passen eben personale Erzählperspektiven besser.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Hallo zusammen,

    ich hab ein großes Problem, und ich hoffe, ihr könnt mir da vielleicht helfen.
    In meiner Geschichte verwende ich meist die von @BraveLion als Variante 1 bezeichnete Version. Ein Erzähler berichtet, und der Prota hat zwischendurch ab und zu seine Gedanken, die aber nicht als wörtliche Rede (also in Anführungszeichen) erscheinen.
    Meine Frage ist nun: Wenn ich in einer Textsequenz EINEM meiner Protas (also z.B. "Bob") etwas mehr Aufmerksamkeit widme - macht das die Textsequenz dann automatisch zu "Bob's" Kapitel? Ist da jegliche Erwähnung eines anderen Protas gleich ein Perspektivenwechsel, der störend wirkt und den Leser herausreißt? Gerade in meiner Geschichte sind mehrere Personen gleichberechtigt, ich habe also eigentlich keinen richtigen Haupt-Prota. Und da passiert es häufiger, dass sie sich begegnen und Worte wechseln, oder dass einer sich an eine Begegebenheit mit einem anderen erinnert.

    Spoiler anzeigen


    Die beiden Feedbacks, auf die ich mich beziehe, sind folgende:
    "Ist das Orange markierte wirklich nötig? Ich frage das nicht nur, weil es mir eigentlich nicht so wichtig erscheint zu wissen, warum sie jetzt fragt, warum er früher abgehauen ist. Außerdem ist das wieder so ein Moment (glaube im letzten Post von mir hatte ich das erwähnt) in dem du kurzzeitig in einen anderen Charakter abdriftest. Eigentlich ist das ja ein "Bob-Kapitel". Ich empfinde das immer als etwas störend, so kurzzeitig aus einer Perspektive herausgerissen zu werden."

    Bob und Bab haben sich unterhalten. Dieses "kurzzeitige Abdriften" war die einmalige Erwähnung von Bib in den Gedanken von Bab (orange markiert im Feedback). Ich hatte beim Schreiben eigentlich nicht den Eindruck, dass dieser eine Satz den Leser herausreißen könnte.

    Und das Zweite:

    "Also mein Größtes Problem mit diesem Kapitel war eigentlich die ständigen Perspektivenwechsel. Das solltest du dir vielleicht noch mal anschauen. Es macht ja nichts, wenn du beschreibst, was jede Person sieht/fühlt, aber du solltest vielleicht solche persönlichen Einschübe wie z.B. "Da war er sich sicher" vermeiden. Ich für meinen Teil, fühle mich dann sofort in diesen Prota hineinversetzt und wenn dann in der nächsten Zeile schon wieder gewechselt wird, ist das total verwirrend. ..."

    Das Kapitel, auf das sich dieses Feedback bezieht, beinhaltet eine Besprechung. Alle möglichen Leute reden. Da sind doch Perspektivenwechsel normal. Oder nicht? Ist es für den Leser besser und einfacher, wenn ich die Besprechung aus der Sicht einer einzigen Person beschreibe?

    Wie seht ihr das? Müssen Kapitel sich auf bestimmte Protas fixieren lassen? Stören zusätzlich Erwähnte (auch nur in Gedanken) den Lesefluss und stellen einen Perspektivwechsel dar, der verwirrt? Müssen zusätzlich Erwähnte dann in eine Passiv-Position gesetzt werden, damit sie nicht "agieren"?

    Weiß nicht, ob ich mich klar ausdrücken kann... :S

    Fragt einfach, wenn ihr nix verstanden habt. Dann versuch ich's nochmal. :lol:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • @Tariq
    Man muss nicht einen Charakter zum Protagonisten einer Szene machen.
    Wenn man von Anfang an einen auktorialen (allwissenden) Erzähler wählt, der über dem Geschehen steht und quasi auf die Handlung drauf schaut (sowas hat man bspw. in den Scheibenweltromanen, Also in allen, die ich bisher kenne) und absolut alles weiß. Also auch die Gedanken der Charaktere.
    Dann muss man aber sehr, sehr aufpassen, weil man als Autor schnell in Sprünge abrutschen kann, die sich einem selbst zwar erschließen, aber einem Leser nicht unbedingt. Es muss immer eindeutig sein, wenn man Gedanken darstellt, zu wem sie gehören.

    http://www.erzaehlperspektiven.de/auktorialer-erzaehler/

    Das untere Beispiel ist sehr schön.

    Wenn du nicht in so einer Draufsicht schreibst, dann hast du wahrscheinlich einen eher personalen Erzählstil in der Geschichte.
    Bei sowas finde ich Sprünge zwischen den Personen problematisch, weil hier die Wahrnehmung der Charaktere eine große Rolle spielt. Statt dass sie alles wissen, müssen sie werten, nachdenken und schlussfolgern. Da hat man in der Regel einen festen Charakter, aus dessen Perspektive die Szene spielt und wenn man wechselt, dann mit einer Leerzeile. Man sieht quasi durch die Augen des Charakters, schon fast wie bei einer Ich-Perspektive. Wenn man da mitten im Fließtext springt, wirft es einen dann schnell raus.
    Man kann also nur schreiben, was der Charakter wissen oder aus seiner Situation heraus folgern kann. Manchmal sind vermeintliche Darstellungen von Gedanken anderer als Folgerungen der Szenenhauptperson zu verstehen :whistling: Worte wie "scheint", "wahrscheinlich" und "vielleicht" sind da ganz nützlich, muss man aber nicht immer benutzen.
    Es gibt aber durchaus Dinge, die der Charakter aber einfach nicht wissen kann.

    Puh. Ich hoffe, das hilft dir :hmm: Sonst müsste ich den Text mal ganz explizit untersuchen

    Häupter auf meine Asche!

  • Hallo @kalkwiese

    vielen Dank für die fix Antwort.
    In dem Beispiel in deinem Link find ich mich wieder. Ähnlich war der Text, auf den sich das Feedback in meinem Spoiler bezog. Nur dass die Erähnung von Marie der (bei mir angerügte) Perspektivenwechsel war. Wobei Marie hier im Beispiel noch viel aktiver ist als bei mir im Text der nur einmal in Gedanken erwähnte "Bib". Sie bekommt gleich mehrere Sätze.
    Das ist die von mir bevorzugte Perspektive.

    Im Kapitel mit der Besprechung war das anders. Hier agieren mehrere Protas, genau wie du es beschrieben hast. Würde ich das weglassen, wäre das Ganze ziemlich langweilig, etwa so wie ein geschriebenes Protokoll. Ich kann aber auch nicht bei jedem Prota-Wechsel eine Leerzeile (Absatz) einfügen, das zerreißt den Text total.
    Wenn sie miteinander reden, einander ins Wort fallen gar und dann auch eigene Gedanken und so entwickeln, sollte ich das also besser aus der Sicht eines Einzigen schreiben?

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Huh, dieser zitierter Kommi kommt mir seltsam vertraut vor ... komisch :P

    Prinzipiell finde ich, dass jedes Kapitel bzw. Erzähl-Abschnitt eine gewisse Hauptperson hat. Ganz unabhängig davon, ob mehrere Protas in einer Szene vorkommen. Auf diese bestimmte Person sollte dann der Fokus liegen. Man kann dann als Erzähler natürlich auf Dinge eingehen, die außerhalb der Wahrnehmung dieser Person geschehen, jedoch sollte man meiner Meinung nach vermeiden zu tief in andere Charaktere einzutauchen. Das meinte ich eben auch mit den "persönlichen Einschüben."

    Hier ein Beispiel, was meiner Meinung nach in der Erzähl-Perspektive geht:
    - Hautperson ist Hr. Bob
    - Hr. Bob sitzt auf einem Sessel im Besprechungsraum, den Rücken dem Billardtisch zugewandt.
    - Fr. Blib sitzt neben ihm
    Situation:
    Bob zuckte erschrocken zusammen, als hinter ihm Blub beim Anstoß des Billardspiels eine Kugel durch das Fenster schoss. Das wird sicher Ärger geben!
    Blib schaute ebenfalls fassungslos über die Schulter, die Augen weit aufgerissen.

    Beispiel, dass meiner Meinung nach nicht so gut funktioniert.
    - Hautperson ist Hr. Bob
    - Hr. Bob sitzt auf einem Sessel im Besprechungsraum, den Rücken dem Billardtisch zugewandt.
    - Fr. Blib sitzt neben ihm
    Situation:
    Bob zuckte erschrocken zusammen, als hinter ihm Blub beim Anstoß des Billardspiels eine Kugel durch das Fenster schoss.
    Blib schaute ebenfalls fassungslos über die Schulter, die Augen weit aufgerissen. Das wird sicher Ärger geben!

    Das Kursive ist das, was ich als "persönlichen Einschub" betitle (weil mir nichts besseres einfällt). Es ist ein Gedanke, eine Emotion. Und solche sollten speziell auf dem "Prota" dieses Kapitels / Abschnittes zugeordnet sein. Man, dass ist echt schwer zu erklären ... hoffe ich stifte nicht nur noch mehr Verwirrung :/

    Was auch noch gehen würde:
    - Hautperson ist Hr. Bob
    - Hr. Bob sitzt auf einem Sessel im Besprechungsraum, den Rücken dem Billardtisch zugewandt.
    - Fr. Blib sitzt neben ihm
    Situation:
    Bob zuckte erschrocken zusammen, als hinter ihm Blub beim Anstoß des Billardspiels eine Kugel durch das Fenster schoss.
    Blib schaute ebenfalls fassungslos über die Schulter, die Augen weit aufgerissen. Sie wusste genauso gut wie Blob, dass das sicherlich Ärger geben würde.

    So wäre es komplett aus der Sicht des Erzählers geschrieben und du gehst nicht zu tief auf einen anderen Charakter ein. Ich glaube, dass wäre die Version, die du anstreben solltest, wenn du dich auf keine Hauptprotas festlegen willst.

    Da sitzen sie wieder alle und fressen Eis ... Als wüssten sie nicht, wie ein Bier aufgeht!

  • Sollte man Erzählformen mischen? Ein Kapitel aus der ich Perspektive, das nächste aus der Sicht eines allwissenden Erzählers usw.? Oder findet ihr das zu Ire führend für den Leser?

  • Ich würde sowas nur mischen, wenn es gut begründet ist. Beispielsweise, wenn jemand ein Tagebuch findet und man die Tagebucheinträge dann in der Ich-Perspektive schreibt.
    Ohne so einen Grund wäre das mMn nur lästig. Lieber keine Brüche in die Richtung. :)

    Häupter auf meine Asche!