Wenn man tot ist!

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 5.425 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. November 2017 um 16:15) ist von Sandlov.

  • Trau mich mal, eins meiner Werke hier reinzusetzen. Ein Thema, was viele gerne vergessen. Mir macht das keine Probleme, darüber zu reden, zu schreiben. Der Tod ist nur eine andere Welt, die man betritt. Hoffe ich, doch was soll es, eines Tages werde ich es wissen.

    Nun liegst du hier unter kaltem Stein,
    begraben im Schoß der Erde, ganz allein.
    Verrotten wirst du in einem Sarg aus Holz,
    nichts ist geblieben von deinem Stolz.
    Bruder Zeit nicht mehr an deiner Seite steht,
    dein Leben, für immer vom Wind verweht.
    Dunkel und einsam dein Schicksal jetzt ist,
    da hilft dir kein Flehen, keine Lüge, keine List.
    Übrig bleibt nur ein Name in Stein geschrieben,
    Staub und Knochen, mehr ist von deinem Leben nicht geblieben.
    Dein Name, leise geflüstert, doch das wird vergehen.
    Eines Tages wird keiner an deinem Grab mehr stehen.

  • Danke, dass es dir gefällt.

    Jetzt muss ich doch fragen, was ist ein Versmaß?
    Ich weiß, die Frage hört sich sicher blöd an, doch viele Ausdrücke, die hier benutzt werden, sind mir fremd.
    Vielleicht liegt es auch daran, dass einige studieren, sich deswegen anders ausdrücken?

  • Mir gefällt das Gedicht sehr
    Ich bin zwar kein Dichter und habe auch nur minimale Ahnung von Dichtkunst und Poesie, aber die Thematik sagt mir halt sehr zu
    Das Thema ist gut gtroffen und man fühlt sich ausweglos an sein Schicksal aufgeknüpft, man kann nicht entkommen.

    Das ist ja die traurige Wahrheit: Man kann nicht ewig leben
    Auch wenn einige, wie ich zum Bleistift, es versuchen werden
    Schließlich ist ewiges Leben und selbst entscheiden zu können wann man abnippelt, um es salopp zu sagen, doch ein begehrenswertes Gut und etwas, wonach man streben kann.
    Und ich denke, der heutige technische Fortschritt würde das vielleicht in dreißig Jahren oder etws mehr möglich machen
    aber auch nur, wenn jeder den ZUgang bekommt, wo wir wieder beim Kapitalismus wären ...

  • Sehr schönes Gedicht. Ich muss ehrlich sagen, dass ich ein kleines bisschen Gänsehaut bekam als ich es gelesen habe.

    Und ich wollte auch die Sache mit dem Versmaß an merken , aber da muss ich sagen, dass ich niemanden kenne der sich hin setzt und das Gedicht nach einem versmaß zusammen bastelt. Also ist es nur halb so wild. ^^

  • Ich verstehe zwar nicht sehr viel von der Dichtkunst, aber mir gefällt dieser düstere Aspekt, welcher sich in deinem Gedicht wiederspiegelt.
    Der Tod ist und wird wohl immer ein sehr aktuelles Thema bleiben, auch wenn die Wenigsten offen darüber sprechen.

    Ich persönlich setze mich ungern mit dem Tod auseinander, weil es einen unausweichlichen Endzustand beschreibt. Die meisten meiner Gedankengänge zu diesem Thema verrennen sich schlussendlich in einer unangenehmen Dunkelheit. Auf der anderen Seite würde ich aber nicht auf ewig Leben wollen. Es ist ein seltsames Gefühl welches mir nicht behagt, die Vorstellung ewig zu Leben und zuschauen zu müssen wie sich die Welt verändert. Ob nun im Guten oder im Schlechten.

  • Woah... impressive!
    Da umweht einen schon fast die kalte Luft des Todes xD

    Ich mag Texte, die so schaurige Dinge behandeln, weil einem da die eigene Vergänglichkeit vor Augen gerufen wird- und, dass man sein Leben nutzen sollte.

    Aber wäre ja auch zu schön, wenn man ewig leben könnte. Obwohl ich nichts dagegen hätte...

    LG,
    Rose

    Chaos sagt, Halvars dunkle Seite sei harmlos gegen mich...

    As I´m an Amazone, I need a :jennagorn:

    ~~~ 100 words a day keep the doctor away. ~~~


  • Sehr gut formuliert, ich sehe das dichterische Ich an dem Grab stehen...

    Allerdings (ich hoffe, ich darf das hier sagen) passt für mich der Titel nicht zum Text. Der Titel suggeriert, dass da Gedankengänge kommen über ein Leben nach dem Tode (das eigene oder das der Hinterbliebenen). Gedanken über Raum und Zeit und dergleichen Philosphen-dings...

    Der Text hingegen ist einfach ein (zugegebenermaßen) etwas hämisches: Das haste nun davon, Du *beliebiges Kraftwort einsetzen*. Es kommt ein "Ich bin froh, dass Du weg bist" herüber, eine ziemlich deutliche Erleichterung... Das ist durchaus legitim, auch über diese Empfindungen zu schreiben ist gut und wichtig, denn derartige Gefühle sind nun mal existent.

    Ich weiß nicht, was für ein Titel angemessen wäre und die dichterische Freiheit ist weitläufig groß...

    Als Vorschläge (die Du selbstverfreilich nicht übernehmen musst, Du musst gar nix, okay?)

    "Wenn ich schon mal hier bin..."
    (klingt, als sei das Ich gar nicht wegen dieses Toten auf dem Friedhof, sondern nutze nur die Gunst des Augenblickes)

    "Am Ende"
    (= am Ende sind alle gleich, die Großmäuler, die Duckmäuser, die Helden und die Feiglinge)

    Ich möchte darauf hinweisen, dass dies die Gedankengänge sind, die der Text in mir auslöst. Es erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit... Der Mensch an und für sich ist sehr unterschiedlich.

    Trotz meiner Einwände: Ich mag den Text, denn er macht mir Kopfkino. DAS sind die Besten!

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Erst mal ein Danke für die Antworten.

    Was den Titel anbelangt, da wusste ich nicht, was ich da schreiben sollte. Ein Barde singt es in einem meiner Bücher.
    Ein Barde singt, dies wäre sicher auch nicht passend gewesen. (Ja, in meiner Geschichte wird auch gesungen, wenn es denn passt.)

    Na ja, Gedichte/Lieder, bei mir gibt es da keinen Unterschied. So mancher wird das anders sehen, ist ok.

  • Nurufufufufufu... ich wusste doch, das mich deine Texte nach so einer ausführlichen Begrüßung nicht enttäuschen würden. ;) ein sehr feines, düsteres, grauenerregenden, beinahe schon selbst totes Gedicht... und so schön pessimistisch. Ich liebe alles düstere und bin Pessimist, also hat mir das hier sehr gut gefallen :D auszusetzen habe ich nichts. In meinen Augen perfekt gelungen :thumbsup: ich denke ja sehr gerne über den Tod nach. Aber jeder Gedanke darüber endet in der selben Sinnlosigkeit, mit der auch das Leben existiert :hmm: ein Leben danach? Ne, ich sterbe nicht dafür... who wants to live forever? (Ja, das war eine Queen-Referenz) Wiedergeburt? Pff, nein danke, einmal reicht. Oder einfach gar nichts danach? Super... so sinnfrei wie das Leben :P ich denke... wir Menschen können nicht begreifen, was danach sein wird. Es ist Wissen, welches sich unserer sterblichen Vorstellung entzieht. Welp. Erfahren werde ich es erst, wenn die Sterblichkeit verwirkt ist ;)

  • Jetzt muss ich doch fragen, was ist ein Versmaß?

    Grob übersetzen könnte man es mit Betonungsordnung. Ein geläufiges Beispiel ist die Betonung der ungeradzahligen Silben im Vers bei beispielsweise 8 Silben je Vers.

    Heinz Erhardt:

    Hinter eines Baumes Rinde
    wohnt die Made mit dem Kinde.

    Die unterstrichenen Silben (1, 3, 5, 7) werden betont. In Fachworten: Das Versmaß ist hier ein vierhebiger (=4 Betonungen je Vers) Trochäus (So heißt diese Variante, bei der immer die erste von zwei aufeinanderfolgenden Silben betont wird.)

    Oder J. W. Goethe in leicht angepasster Form:

    Ich ging im Walde für mich hin
    und nichts zu suchen war mein Sinn.

    Die Silben 2, 4, 6 und 8 werden betont. Das Versmaß heißt hier vierhebiger Jambus.

    Dann gibts noch Daktylus (Wandle, du Stürmender, wandle nur fort...) mit Betonung auf 1, 4, 7, ...
    und Anapäst (Und es wallet und siedet und brauset und zischt, wie wenn Wasser und Feuer sich mengt.) mit Betonung auf 3, 6, 9, ...


    Vielleicht hilft das hier ja auch noch anderen.

  • Danke für deine Mühe, jetzt weiß ich, was ein Versmaß ist.

    Und nein, gefällt mir nicht. Wenn ich ein Gedicht/Lied schreibe, dann ist das ganz spontan.
    Wenn ich mir da noch Gedanken machen müsste über Jambus, Daktylus und Anapäst, es würde mir die Lust daran vergraulen.

    Irgendwie hinterlässt es den Eindruck, als ob die deutsche Sprache verdammt schwer ist, was das Reimen anbelangt.

    Goethe ist sicher in dieser Hinsicht für viele ein Genie. Doch ich kann nicht viel mit ihm anfangen. Er sicher auch nicht mit mir, wenn er noch leben würde.
    Dichten wie er, danach strebe ich nicht.
    Ich will dichten wie ich, weil das zu mir passt und zu der Musik, die ich immer noch höre.
    Metal, was sonst? :D

  • Hey Sandlov, hab erst jetzt gesehen, dass du ja schon etwas ins Forum geschrieben hast. Das Gedicht ist wirklich wunderschön! Und im Gegensatz zur hier weit verbreiteten Meinung (hab zwar die Kommentare der anderen nur überflogen), finde ich es überhaupt nicht düster oder sowas. Für mich hat sich das Gedicht eher befreiend angefühlt, wohlig. Das mag vielleicht seltsam klingen. Nicht, dass ich das Leben nicht schätzen würde. Eher scheine ich dem Leben ständig näher zu kommen (obwohl jeder Mensch mit jeder verstreichenden Minute dem Tod ja näher kommt :) ) Naja, man muss mich in dieser Hinsicht auch nicht verstehen. Auf jeden Fall hat mir dein Gedicht sehr gefallen!
    Danke dafür!

    Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
    von einem Herzen zum andern;
    Doch wo es keine Mauer gibt,
    wo soll dann eine Türe sein?
    Rumi

  • Warum habe ich hier noch nichts geschrieben? Ich bin hier nicht dafür bekannt, Gedichte nicht zu kommentieren. :D Memento Mori. Nichts im Leben bleibt. Reichtum, Ruhm, Stolz... Und nichts kann das abwenden oder abschwächen. Die meisten verdrängen das. Du rufst es schmerzlich in Erinerung. Die Verse wirken auf mich etwas holprig, es fällt nicht leicht, in eine Sprechmelodie zu finden. Aber das zwingt auch zu besonders genauem Lesen. Bruder Zeit steht nicht mehr an deiner Seite... Wie leicht kann man die Zeit für einen Verbündeten halten?

  • Die Verse wirken auf mich etwas holprig, es fällt nicht leicht, in eine Sprechmelodie zu finden.

    Ich könnte es dir vorlesen, flüssig und mit Betonung.

    Das " etwas holprig" kann ich nicht nachvollziehen.
    Mich interessieren die Stolpersteine, die du siehst.

  • @Sandlov Ich finde persönlich nicht in die Melodie hinein, konkret ist wohl z.B. das Komma im zweiten Vers ein Problem für mich - also eine kleine Sprechpause mitten im Vers. Bei Poesie finde ich jedoch ohnehin, dass alles erlaubt ist. Und alles schön sein kann. Da gibt es kein richtig oder falsch. Mir gefällt dein Gedicht, ich finde es einfach nicht "klassisch" sondern originell. Und das meine ich vollkommen positiv. :)

  • @Windweber

    begraben im Schoß der Erde, ganz allein.

    Wenn ich es vorlese, mache ich eine Sprechpause, deswegen das Komma.
    Dieses "ganz allein" steht halt so, weil es sich sonst nicht reimt. Ich weiß, dass es sich nicht immer reimen muss, doch mir war das wichtig.
    Und ich finde, es gibt dem Satz mehr Gewicht.
    Selbst wenn das Komma da nicht steht, mache ich eine Sprechpause.
    Mir sagte jemand, wenn ich eine Sprechpause mache, gehört da ein Komma hin. Bin ich wegen einem Komma unsicher, lese ich mir laut vor.
    Danke, dass du mir auf meine Frage geantwortet hast.