Ein Universum für ein SciFi-RPG

Es gibt 40 Antworten in diesem Thema, welches 13.905 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Dezember 2017 um 10:04) ist von Alcarinque.

  • Ich grüße dich, der du dich hierher verirrt hast ^^ ,

    ich arbeite gerade an einem Sciense Fiction-Szenario für ein Pen and Paper-Rollenspiel. Ich dachte, vielleicht fällt ja jemanden etwas ein (Lob, Kritik und neue Ideen sind alle herzlich willkommen). Vor allem interessiert mich, ob die Texte halbwegs interessant und verständlich zu lesen sind, ob ihr das für plausibel haltet (wobei man sich in dem Genre natürlich eine gewisse künstlerische Freiheit nehmen muss ^^ ).

    Es sieht so aus: Vor langer Zeit hat sich die Menschheit über große Teile der Galaxie ausgebreitet und Kolonien gegründet. Dann tauchte plötzlich eine Alienrasse auf (die ist sehr fremdartig, Wasserwesen in salzwassergefüllten Raumschiffen) und es begann ein Krieg, der sogennante Kataklysmus (wie eine Flut, die durch die ganze Galaxie floss). Nur wnige Menschen überlebten das. Sie leben heute teils in postapokalyptisch-primitiven Verhältnissen, teils haben sie sich technologisch wieder ausgeschwungen oder ihr Wissen gar nie verloren. Diverse Kulturen haben sich durch die lange Isolation herausgebildet.
    An "Rassen" sollen "normale" Menschen, gentechnisch veränderte Menschen (gerade die Besiedelung eigentlich unwirtlicher Orte machte das nötig) und Androiden, also sehr menschenähnliche Roboter spielbar sein. Also nur Menschen und deren Geschöpfe. Oberbegriff für diese "Rassen" ist das Wort Bios.

    näheres zu Bios

    Vor dem Kataklysmus haben die Menschen die Galaxie besiedelt. Doch Planeten und Monde, die sich dafür schon von sich aus eignen, sind sehr selten. Zwar war das Terraforming eine hochentwickelte Kunst, aber oft war es einfacher, auch den Menschen ein Stück weit an den neuen Lebensraumanzupassen. Man manipulierte die Eizellen genetisch. Erzeugte so die Genetikos. Diese sind äußerst verschieden, nicht immer sieht man ihnen ihre Besonderheiten an. Hier kommt jemand ohne Tageslicht aus, produziert Vitamin D im eigenen Körper. Er kann in Mienen auf Meteoren arbeiten oder sein Leben auf düsteren Raumschiffen und Stationen fristen. Da ist jemand fähig, lange in Schwerelosigkeit zu verbringen, ohne Muskelmasse abzubauen. Andere können Schwimmhäute und ein gewaltiges Lungenvolumen haben. Leider hat dies auch immer Nachteile. Wer an ein Leben im Finstern abgepasst wurde, erträgt die grelle Sonne kaum noch, wer bei geringer Schwerkraft leben kann, dem wird das Leben auf einem größeren Planeten zur Qual. Genetikos sind meist noch mit den Bios, Menschen aus „biologischem Anbau“, wie sie ursprünglich spöttisch genannt wurden, fortpflanzungsfähig. Geben dann ihre Besonderheiten bisweilen über natürliche Vererbung weiter. Kinder solcher „Mischbeziehungen“ gelten auch als Genetikos – über so viele Generationen, bis die Manipulation nicht mehr nachweisbar ist. Vor dem Kataklysmus war die Manipulation teils ein Luxusgut, auch eigentlich unnötige Optimierungen kamen vor. Aus dieser sozialen Erinnerung heraus gibt es oft Hass gegen die Genetikos, die sich gerade im letzten Reich zuspitzt, wo ihnen das Menschsein abgesprochen wird. Andernorts können sie auch heute noch eine Herrscherkaste darstellen. Einige Orte werden nur von ihnen bewohnt, gerade solche, die für Biologos zu unwirtlich sind, andere nur von genetisch „reinen“ Menschen. Meist aber sind Gesellschaften gemischt, längst hat man sich an die Andersartigkeit gewöhnt. Gemeinsam baut man die Menschheit wieder auf.

    Komplizierter sind die Automatos. Androiden, programmiert mit künstlicher Intelligenz. Lernfähig. In der Lage, Artgenossen zu konstruieren. Gebaut, um so menschlich wie möglich zu sein. Wie auch die Genetikos begann ihre Geschichte lange vor dem Kataklysmus. Während dem Krieg gegen die Aliens wurden auch Exemplare als Soldaten gebaut. Einzelne Orte wurden über Jahrhunderte nur von solchen Robotern bewohnt. Isoliert überlebten sie, indem sie unabhängig wurden, denn ein gewisser Selbsterhaltungstrieb war ihnen einprogrammiert. Was sie als Dienerwesen einst auszeichnete, gehorsam und die Unfähigkeit, Menschen zu verletzen, verschwand durch Evolution. Fehler beim Kopieren der Grundprogrammierung und später durch gezieltes Auslassen. So sehr haben sie ihren eigenen Willen entwickelt, dass sie in wenigen Gesellschaften als den Menschen gleichgestellte Wesen leben. Viele fürchten die verselbstständigten Maschinen. Wollen sie wieder versklaven oder gar ausrotten. Mittlerweile leben gar einige Automatos völlig unerkannt unter Menschen. Erforschen ihren Ursprung, beobachten potentielle Bedrohungen, suchen Kontakt. Sehr wenige wissen nicht einmal, was sie sind. Einige Zivilisationen bauen neue Exemplare als Diener oder um eine sterbende Gesellschaft zu erhalten, wo Menschen nicht mehr überleben können. Automatos wurden als spezialisierte Werkzeuge konstruiert, darum sind sie in ihren Fähigkeiten meist deutlich eingeschränkter als Menschen, ihnen dann aber überlegen.

    Eine erste Kultur steht auch schon grob. Kein SciFi-Szenario ohne Nazis. Die gehören einfach dazu. ^^ Das letzte Reich soll diese Nische einnehmen.

    Das letzte Reich

    Das Armageddon wird kommen. Die letzte Schlacht zwischen der Menschheit und ihrem Feind, den Aliens, die schon den Kataklysmus brachten. Die menschliche Spezies muss sich sammeln, erstarken, rein halten, um zu siegen. Den letzten Krieg zu gewinnen und in ein ewiges, diamantenes Zeitalter aufzubrechen. So brach eine erhaltene Militärbasis nach dem Kataklysmus auf. Düstrere Prophezeiungen, aber auch Hoffnung und wenn nötig Waffengewalt einten in Furcht viele Systeme. Hass gegen und Furcht auf die Aliens trieben ihnen neue Mitglieder in die Arme. Am Ende entstand die größte Militärmacht der heutigen, bekannten Galaxie.
    Genetikos ist die Fortpflanzung mit Biologos, „echten“ Menschen streng untersagt. Sie gelten als nützliche Diener, werden in Arbeitslagern gehalten, nicht selten kastriert oder sterilisiert, wenn sie unter Biologos arbeiten. Sie sind ebenso rechtlos wie Automatos. Simples Eigentum, das die stumpfsinnigsten, schwersten und gefährlichsten Arbeiten verrichten muss.
    Man arbeitet hart daran, die alten Technologien des goldenen Zeitalters wiederzuerlangen oder gar neues zu erfinden. Gerade in Militärtechnologie investiert man Unsummen. Aber auch die menschliche Bevölkerung profitiert von moderner Medizin und Unterhaltugsmedien als ideale Propagandamaschiene.
    Momentan leben etwa 10 Milliarden Individuen unter der Herrschaft des letzten Reiches. Nur 1/5 davon hat deutliche gentechnische Veränderungen oder ist gar künstlich. 9 bewohnbare Planeten (mit teils modernster Terraforming-Geräten), tausende Schiffe und Raumstationen und drei kleinere Monde mit angenehmen Klima und hunderte Kolonien auf Meteoriten und andernorts erstrecken sich über einen Raum von vielen Lichtjahren.
    Anthropia bildet mit 50 Millionen Einwohnern die Hauptstadt des Reiches auf dem Planeten Prometheus, benannt nach der Sagengestalt, die den Menschen Feuer und Freiheit brachte. Feuer, das sich über all ihre Feinde ergießen soll. Zur Zeit vor dem Kataklysmus hat man ein geteiltes Verhältnis – einerseits war es ein goldenes Zeitalter, in der die Menschheit stark und eins war und große Leistungen erbracht hat, andererseits war sie auch dekadent und hat sich mit Gentechnik verunreinigt, die führe zu ihrem Niedergang.

    Jeder Mensch ist ein Soldat. Kinder mit Erbkrankheiten werden früh abgetrieben, da man genetische Manipulationen ablehnt. Schwangerschaften werden von Medizinern streng überwacht und begleitet. Staatliche Einrichtungen nehmen schon die Kleinsten auf, die Eltern können rasch in ihren Dienst an der Spezies zurückkehren. Sportliche Betätigung und Bildung bestimmen das Leben der Kinder. Schon mit 10 beginnt der Wehunterricht, regelmäßige Unterweisungen im Umgang mit Waffen. Die wenige Freizeit verbringt man in staatlichen Jugendorganisationen. Indoktrination und Uniformität sind die Ziele. Dann bestimmen die Abschlussnoten den weiteren Weg. Lehrer und staatliche Behörden entscheiden, wo die Begabungen und Neigungen am besten zu verwenden sind. Mit 18 geht es zum Wehrdienst. Drei Jahre lang bemannt man in den niedrigsten Ränge Raumschiffe und Basen im Reich und nimmt an Kriegen nach außen teil. Erst danach beginnt eine Ausbildung oder ein Studium. Nun wird man auch stark ermutigt, Kinder zu bekommen. Viele Paare werden sehr jung schwanger, kennen sich aus Schule oder der Militärzeit. Fünf Kinder pro Paar sind keine Seltenheit, der Staat unterstützt mit Geldern und Hilfen, wo er nur kann.
    So hart man mit den Kindern ist, so freundlich ist man zu den Erwachsenen. Die Arbeitszeiten sind vergleichsweise kurz, es gibt viel Urlaub, der günstig zur Verfügung gestellt wird. Ausgebeutete Genetikos und Automatos ermöglichen dies. Diese schuften sich ihr Leben lang letztlich zu Tode. Die Medizin lässt die Menschen alt werden, durchschnittlich 85. Genetikos sterben dagegen mit etwa 60. Auch die Gesundheit und Aktivität bleibt bis ins hohe Alter erhalten. Spezielle Heime nehmen die auf, auf die das nicht zutrifft. Sie leben nicht lange, ohne einen Beitrag für die Menschheit zu leisten…
    Feste Ehen kennt man nicht. Vielmehr wird gefördert, dass Menschen mit möglichst vielen Partnern Kinder haben, um die genetische Vielfalt zu fördern. Erziehung und Umsorgung übernehmen zu großen Teilen staatliche Einrichtungen. Die Eltern-Kind-Bindung wird immer mehr gelöst.
    Sportvereine, Filme und Videospiele sind beleibte Freizeitbetätigungen. Kaum einer verbringt Zeit allein.
    Die blauen Militäruniformen sind in umliegenden Systemen gefürchtet, Zivilisten tragen graue Overalls. Als Schmuck trägt man Orden für die Verdienste an der Menschheit, die man vollbracht hat. Orden für viele Kinder. Orden für Heldentaten im Militär. Orden für wissenschaftliche Leistungen. Andere Eitelkeiten werden abgelehnt.
    Große Militärparaden und Feuerwerke zeichnen die Feste aus. Zur Gründung des Reiches. Zum Ende des Kataklysmus. Zur Aufnahme der neuen Rekruten in die Armee. Sie sind gewaltige Propagandaveranstaltungen.
    Man baut gewaltig und schmucklos. Kleine Wohnungen stellen lauschige Nester für die Familien dar, die sich in graue Klötze reihen. Die Bevölkerung wächst schnell, man muss entsprechend schnell bauen. Militärbaracken und Jugendlager verzichten gar ganz auf Privatsphäre. Stockbetten reihen sich in niedrigen Sälen mit Stahlträgern. Jedes Gebäude hat tiefe Bunker, die den meisten Bombardements standhalten würden.
    Die Nahrung der gewaltigen Städte basiert meist auf eher geschmacklosen, eingeschweißten oder getrockneten Gerichten. Fleisch kennt man kaum, seine Erzeugung gilt als Ressourcenverschwendung. Der Staat verteilt die Packungen kostenlos. An Festtagen kommt frisches Gemüse auf den Tisch. Drogen, einschließlich Alkohol, sind verboten. Besitz, Herstellung und Weitergabe werden drakonisch bestraft.

    Der reine Mensch ist allem anderen überlegen, sowohl spirituell wie auch biologisch. Was ihn verunreinigt oder gar gefährdet, muss beseitigt werden – auch wenn andere Menschen zur Bedrohung werden. Von Göttern und Geistern hat man schon lange Abschied genommen. Wissenschaft und die Führer des Reiches genießen alle Verehrung ungeteilt. So verbrennt man die meisten Toten und bringt die Asche auf Halden, im All lässt man sie gar aus den Luftschleusen fliegen. Nur wenige Helden erhalten Grabmähler, die Reliquien gleich zu Pilgerstätten werden. So vor allem das gewaltige Mausoleum des Serap Apoll – Gründer und erster Zentralleiter des Reiches.

    Die Politik ist streng zentralisiert. Alles spitzt sich auf den unangefochtenen Alleinherrscher, den Zentralleiter hin, der von einer großen Reihe von Ministern beraten wird. Jeder Planet und jede Kolonie hat ihren Systemleiter. Am Ende kümmern sich Marktleiter um die regionalsten Probleme. Keine freien Wahlen sondern die Regierenden selbst bestimmen die neuen Politiker.
    Die Geschlechter sind gleichberechtigt. Die Menschheit kann es sich nicht leisten, auf eine Soldatin zu verzichten. Genetikos und Automatos sind dagegen völlig rechtlos und in ihrer Freiheit stark eingeschränkt. Militärische Ränge bestimmen das ganze Leben, die Orden und Abzeichen zeigen auch bei Zivilisten die soziale Stellung jederzeit an. Man muss darum ringen, wenn man Ansehen haben möchte. Ständige Konkurrenz treibt zu besten Leistungen an.
    Die Gesetze sind streng und bestimmen jeden Aspekt des Lebens. Verstöße werden hart bestraft. Schauprozesse sind üblich, Bestrafungen werden öffentlich übertragen. Stromstöße, Aberkennung von Leistungen, Degradierungen und im Extremfall gar Verbannung in ein Arbeitslager zu Genetikos sind üblich und gewaltige Demütigungen. Viele begehen danach, trotz Verbot, Suizid. Versuchter Suizid wird als Verrat an der Menschheit wie Mord behandelt. Gefängnisse kennt man nur zur Aufbewahrung Fluchtgefährdeter vor dem Prozess oder zum Verhören politischer Feinde. Die Zustände dort sind erbärmlich, oft muss man Monate dort ausharren, ehe man bestraft wird. Ständig steht man sozial unter Beobachtung, nicht selten werden Familienmitglieder und andere nahe Personen von Verbrechern gleich mit bestraft, weil sie es nicht verhinderten oder anzeigten. Die Verbrechensrate ist sehr gering.

    Die Wirtschaft plündert die Galaxie hemmungslos aus. Gewaltige Plantagen, bestellt von Maschinen, stellen die Ernährung sicher. Wie Mienen sind sie zugleich oft Arbeitslager. Auch im Meer werden Algen angebaut, die zur vollwertigen Ernährung beitragen. Genetikos mit Kiemen leisten hier Dienst.
    „Echte“ Menschen sind dagegen in Berufen in Industrie, Dienstleistung und Information tätig. Gerade Ärzte genießen hohes Ansehen. Viele bleiben auch ihr Leben lang im Militär, das immer wieder neue Gebiete mit Ressourcen erobert und Zwangsarbeiter heranschafft.
    Alles gilt als Eigentum des Staates, der aber großzügig Nötiges und Schönes zur Verfügung stellt, bisweilen gegen eine kleine Abgabe. Selbst Genetikos können, kastriert, als Hausdiener herhalten müssen. Unerlaubte Aneignungen wie Diebstahl und Raub, gelten als Angriff auf den Staat selbst und werden hart bestraft. Reichskredite sind die Währung.

    Bildung und Wissenschaft genießen hohes Ansehen. Sie zeigen klar, was den Menschen überlegen und schützenswert macht. Vorrang haben freilich unmittelbar nützliche Dinge wie Medizin und Militärtechnik, aber auch auf anderen Gebieten wird emsig geforscht. Universitäten und Museen in den großen Städten sammeln das Wissen.

    Das Militär ist gewaltig und allgegenwärtig. Selbst einige Genetikos und Automatos werden eingezogen und als Kanonenfutter verholzt. Menschen bietet man zunächst an, sich anzuschließen, wirbt mit den Errungenschaften und dem Luxus des Reiches. Bei Ablehnung schlägt man aber mit aller Härte und Brutalität zu. Bombardiert aus dem Orbit Städte, um dann mit zahlreichen Truppen einzumarschieren. Die Legionäre, einfache Soldaten, tragen große Schilde und leichte, vollautomatische Pistolen mit nichtsdestotrotz hoher Durchschlagskraft. Schusssichere Westen und Helme schützen ihre wichtigsten Organe zusätzlich. Schwere Panzerfahrzeuge können dank Bremstriebwerken aus gewaltigen Höhen von Raumschiffen abgeworfen werden und so plötzlich hinter feindlichen Linien auftauchen. Drohnen kundschaften und „säubern“ Gebiete, bevor ein menschlicher Soldat sie betritt. Scharfschützen terrorisieren die Bevölkerung, bis sie gebrochen ist. Die Überlebenden werden nicht selten getrennt und umgesiedelt, um Aufstände zukünftig zu vermeiden. Gentests sind nach einer Übernahme der nächste Schritt. Für Genetikos und Erbkranke beginnt die Hölle nun erst. Kastrationen und Sterilisationen und Verschleppung in Arbeitslager sind üblich. Militärbasen werden errichtet, schnell etabliert man die staatlichen Einrichtungen und Soldaten werden ermutigt, sich nach der „Säuberung“ mit der Bevölkerung zu mischen. Schlimm ergeht es jenen, bei denen man Hinweise auf Kollaboration mit den Aliens findet. Die Frieden mit ihnen suchen oder Sympathien zeigen. Man löscht sie und ihr Umfeld aus. Solch ein Verrat an der Menschheit ist nicht zu dulden.

    Amtssprache ist eine Form der Lingua Franca des goldenen Zeitalters und die dazugehörige Schrift. Tatsächlich werden im Reich aber eine ganze Reihe von Sprachen und Dialekten gesprochen. In Schulen wird die Reichssprache unterrichtet und in späteren Klassen ausschließlich verwendet, ebenso unter älteren Kindern in den Jugendeinrichtungen. Eine Menschheit, ein Reich, eine Sprache ist das erklärte Ziel.
    Namen entnimmt man gerne den großen literarischen Werken der Menschheitsgeschichte. Der Bibel, der Baghavadgita, der Ilias, dem Herrn der Ringe und anderen.
    An Kunst stellt man hohe Anforderungen. Sie soll handwerklich vollkommen und ästhetisch sein. Primitive oder „degenerierte“ Kunst ist lediglich Quelle von Amüsement oder der Propaganda, wie dringend die Schöpfer die Hilfe des Reiches brauchen. Film, Schriftstellerei und Musik sind zudem fast immer Träger von staatlichen Ideen. Gerade auch Relikte aus der Zeit vor dem Kataklysmus sind beliebt.

    „Der“ Reichsbüger ist loyal, diszipliniert und stolz, gesellig und fleißig. Er ist sich bewusst, dass er nur ein kleiner Teil des großen Ganzen ist, für das er alles zu geben hat. Dafür bekommt er noch mehr zurück. Nur wenige streben danach, aus dieser Enge auszubrechen.
    Bei der Erstellung sollten körperliche Fitness und gerade Kampfaspekte Aufmerksamkeit finden.

    Ich aktualisiere, wenn ich etwas neues habe. Bisher sind insgesamt 12 Kulturen geplant.

  • Sehr cooles und natürlich gigantisches Setting, da man sich ja eigentlich schon in einer Stadt oder Planet verlieren kann.

    Durch den Zusammenbruch (gibt es da zeitlich grobe Grenzen?) Kann sich ja im Prinzip auf jedem Planeten wieder eine Unzahl unterschiedlicher Kulturen gebildet haben und so nehme ich an?

    Die Aufteilung erinnert mich etwas an den Armageddon-Zyklus, nur wurde das dort noch wesentlich weiter getrieben: Die Genetikos wurden da bis hin zu Raumschiffen und Raumstationen "optimiert" währen es auf der anderen Seite (den Aspekt vermisse ich hier etwas, ist das eine bewusste Entscheidung?) noch die Technikos gibt die sich Kybernetisch optimieren, also mit Implantaten etc.

    Die Frage die ich mir bei den extrem Anpassungen als erstes gestellt habe: Macht es Sinn das dies schon zu Zeiten des großen Imperiums passiert ist (im optimalen Fall war das ja ein großes Demokratisches Konstrukt das direkt aus der UN oder so hervorgegangen ist ... oder hast du da auch schon genauere Vorstellungen), oder könnte das erst danach geschehen sein als man keine andere Möglichkeit mehr hatte?

    Inwieweit sind die Aliens denn noch relevant? Herrscht weiterhin Krieg? Unterdrücken sie die Menschen? Gibts einen Waffenstillstand? Verhalten sie sich aus menschlicher Sicht kommplett unverständlich. etc?


    Sofern ich es nicht überlesen habe: Wie groß ist denn das letzte Reich? Ein Planet/Sonnensystem/Sternencluster/Galaxienarm?

    Falken haben doofe Ohren

  • Durch den Zusammenbruch (gibt es da zeitlich grobe Grenzen?) Kann sich ja im Prinzip auf jedem Planeten wieder eine Unzahl unterschiedlicher Kulturen gebildet haben und so nehme ich an?

    Ja. Viele Planeten wurden entvölkert, auf manchen überlebte nur eine einzelne Enklave, auf manchen gibt es nur noch wenige Terraforming-Maschienen, die nur ein begrenztes Gebiet überhaupt bewohnbar machen auf einigen Planeten aber kann es auch eine Vielzahl an Kulturen geben, wie auf der Erde (von der ich bisher annahm, dass sie als Zentrum der Menschheit vollständig vernichtet wurde).

    noch die Technikos gibt die sich Kybernetisch optimieren, also mit Implantaten etc.

    Das stimmt! Solche Möglichkeiten brauchen wir unbedingt! :)

    oder könnte das erst danach geschehen sein als man keine andere Möglichkeit mehr hatte?

    Bisher ist die genetische Manipulation so als Ergänzung zum Terraforming angedacht. Warum eine Veränderung an einem ganzen Planeten vornehmen, wenn man auch eine einzelne Eizelle verändern kann? Aber ohne Überwachung wurde es dann vielleicht für weit sinistere Vorhaben verwendet, um Menschen nicht für deren Leben, sondern für die eigenen Zwecke zu optimieren. Mit speziellen Viren können sich vielleicht sehr reiche Menschen sogar als Erwachsene noch anpassen - ein sehr gefährliches Unterfangen...

    Inwieweit sind die Aliens denn noch relevant?

    Die wenigen, die man kennt, handeln weitestgehend unverständlich, eine Kommunikation ist kaum möglich. In einer Kultur, der Koexistenz, sollen Menschen mit ihnen auf einem Planeten friedlich zusammenleben. Seit Generationen. (Was natürlich zu argen Spannungen mit dem letzten Reich führt). Aber auch die Aliens mussten hart einstecken, darum findet man kaum noch welche.

    Sehr gute Fragen. Vor allem diese Techikos sind eine wirklich wertvolle Idee! Danke ^^

    @Alcarinque Zur Größe des letzten Reiches habe ich ein paar grobe Sachen genannt, aber die gehen in der Gesamtmasse unter. :D Genaueres habe ich noch nicht.

    Momentan leben etwa 10 Milliarden Individuen unter der Herrschaft des letzten Reiches. Nur 1/5 davon hat deutliche gentechnische Veränderungen oder ist gar künstlich. 9 bewohnbare Planeten (mit teils modernster Terraforming-Geräten), tausende Schiffe und Raumstationen und drei kleinere Monde mit angenehmen Klima und hunderte Kolonien auf Meteoriten und andernorts erstrecken sich über einen Raum von vielen Lichtjahren.

    Einmal editiert, zuletzt von Windweber (6. November 2017 um 10:36)

  • Naja, eine genetische Anpassung an eine Welt bedeutet natürlich gleichzeitig auch immer, das man in der restlichen Welt entsprechend benachteiligt wird. In einer gaxisweiten, demokratischen Gesellschaft würde ich das (abgesehen von wirklich kleinen Anpassungen) tendenziell nicht erwarten, eher dann danach, wenn einem nichts andere übrig bleibte...
    Aber da habe ich vermutlich inzwischen auch ein sehr klares Bild im Kopf und das kann natürlich anders ausschauen. :D

    Im bei Hammonds Armageddon-Zyklus zu bleiben, die Genetikos hatten da auch noch eine telepathische Kommunikation, auch wenn das dann vermutlich schon sehr Klichee wird. ;)


    @Die Reichen: Ein beliebtes Thema in großen SciFi-Settings ist natürlich auch noch die "Unsterblichkeit" die sich dann oft nur die Superreichen leisten können oder der Mittelstand nur einmal pro "Leben" die schuften also ihre 50 Jahre um sich eine Verjüngung zu leisten um dann wieder vorne anzufangen. XD


    @Terraforming-Geräte: Wie funktionieren die denn? Müssen die konstant einen Bereich "bewohnbar" halten?
    Wird also nicht der Planet vor der Besiedlung Terraformt sodass er danach ohne weitere Technik bewohnbar ist? Oder sind die einfahc zu lebensfeindlich für so eine Lösung?

    Falken haben doofe Ohren

  • Es gibt natürlich permanentes Terraforming, aber sagen wir, ein Planet hat kein natürliches Magnetfeld wie die Erde, das die kosmische Strahlung abschirmt, dann bräuchte man Geräte dafür. Fallen die aus, wird es sehr ungemütlich.
    Die Gesellschaft war sicher nicht eine einzige, galaktische. Schon gar nicht mit demokratischem Überbau. Eher vergleichbar mit den neuen Statdtstaaten, die die Griechen in der Antike überall um das Mittelmeer errichteten - anfangs abhängige Tochterstädte, dann schon wegen der Distanz zunehmen unabhängig. Bei Lichtjahren Distanz und abermiliarden Individuen würden unsere Regierungssysteme zweifellos versagen... Aber ja, genetische Änderungen zur Anpassung führen auch zu Nachteilen - zugleich ein Balancing-Aspekt im RPG.

  • So jetzt erinnere ich mich auch mal dran, dass ich dir schreiben wollte :D

    Du hast also theoretisch 3 Rassen: Menschen, Androiden und Gentikos (Was genetisch veränderte Menschen sind). Was mir persönlich irgendwie fehlt sind Cyborgs (Also halb Mensch, halb Maschine). Man könnte sagen, dass die Cyborgs, normale Menschen sind, die sich aber selbst verbessern wollten um einen ähnlichen Effekt wie die Genetikos zu erhalten. Da die Genetikos, einen Sprung in der darwinistischen Evolutionslinie gemacht haben, müssen Menschen irgendwie mithalten können und haben sich deshalb, mit Hilfe von geklauter Androiden-Technologie, verbessert.
    So hat einen einen Greifarm anstatt seines rechten Arms, der wie ein Enterhaken funktioniert, aber auch gleichzeitig die nötige Kraft hat Metall zu verbiegen. Eien anderer hat bionische Beine, die Schubdüsen an der Stelle hat, wo eigentlich die Wadenmuskulatur sein sollte. Das verleiht Ihnen nicht nur erhöhte Sprint Geschwindigkeit und Sprungkraft, sondern auch die nötige Stärke in den Beinen um sich selbst gegen Androiden wehren zu können.

    Ist einfach nur so ein Gedanke von mir.

  • @Theodor Grimm und @Alcarinque Danke euch beiden! Cyborgs müssen auf jeden Fall rein, aber vermutlich nicht als eigene Rasse, da ja alle drei sich "aufrüsten" können. Vielleicht baue ich das auch in eine Kultur als besonders starkes Element ein.

    Unten folgt die Handelsgesellschaft, eine Kuktur, die nur noch in Raumschiffen im All lebt.

    Die Handelsgesellschaft

    Nicht alle hatten das Glück – oder Pech – auf Planeten und anderen Himmelskörpern gewesen zu sein, als der Kataklysmus kam und nicht alle hatten danach noch eine Heimat. Einige große Handelsflotten gingen für lange Zeit verloren, irrten im Raum umher, suchten eine neue Heimat zum Anlanden. Und schließlich stellten sie fest, dass ihre Schiffe ihre Heimat geworden waren. Längst haben Genetikos, angepasst an ein Leben ohne Sonnenlicht und bei geringster Schwerkraft, den evolutionären Sieg errungen. Ihre reisenden Städte bewegen sich von Gesellschaft zu Gesellschaft und hält Waren und Ideen im Fluss. So leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufstieg der Menschheit. So wichtig, dass selbst das letzte Reich zähneknirschend mit ihnen handeln muss. Die Idee an einem ort zu verharren ist ihnen ebenso fremd geworden wie auf einer Reise nicht sein zu Hause, Familie und Freunde bei sich zu haben.
    Insgesamt leben wohl an die 500 Millionen Individuen in dieser Kultur, Biologos findet man kaum, dafür etwa 30 Millionen Automatos, die überwiegende Mehrheit sind Genetikos. Etwa 10.000 Schiffe nennt man sein Eigen, mit je 500-5000 Mann Besatzung, die sich auf kleine Flotten aufteilen und sich nur selten, aber regelmäßig, zu politischen Abstimmungen treffen.

    Schon früh beginnt man, auf den Schiffen zu lernen. Schon die Kinder begleiten, neben den Schulen, Erwachsene bei der Arbeit, sehen zunächst zu und handeln dann unter Aufsicht zunehmend selbst. Lange wechselt man verschiedene Berufe durch, ehe man sich mit 14, nach dem Ende der allgemeinen Schulzeit, spezialisiert. Begabungen und Neigungen spielen dabei eine große Rolle, Lehrer und Anweiser beobachten die Kinder genau. Mit 18 gilt man als erwachsen. Nun wechselt man auf ein anderes Schiff oder gar eine andere Flotte (wobei teilweise auch noch fünf Jahre Aufschub gewährt werden können), um die genetische Vielfalt sicherzustellen. Auch das Erwachsenenleben ist von viel Arbeit geprägt – die uralten Schiffe funktionstüchtig zu halten ist nicht einfach, zudem lenkt es von der eher tristen Umgebung ab. Alte und Kranke, die nicht mehr arbeitsfähig sind, wählen nicht selten den Weg der Euthanasie – Raum und Ressourcen sind sehr begrenzt und man will auch neues Leben zu seinen Recht kommen lassen. Gezwungen wird aber niemand. Strenge Geburtenkontrollen sind notwendig, damit der geringe Platz nicht überfüllt wird. Zwei Kinder pro Frau sind erwünscht, selten mehr, wenn die Bevölkerungszahl in seltenen Fällen sinkt. Diese Gesellschaft kann nur selten wachsen, wenn eine Flotte genug erwirtschaftet hat, um sich ein neues Schiff kaufen zu können. Eher schrumpft sie, weil Krankheiten ausbrechen, die Nahrungsversorgung nicht funktioniert, die Flotte angegriffen wird. Nur wenige werden älter als 60.
    Familien kennt man nicht. Zur Mutter hat das Kind vielleicht noch eine besondere Bindung, aber schon der Vater ist oft unklar. Alle kümmern sich, lehren und beschützen die Kinder gleichermaßen. Kindertagesstätten und Schulen mit Lehrern entlasten die Mütter und sorgen für etwas Ordnung. Die Besatzung ist die Familie, auf den kleineren Schiffen kennt jeder jeden.
    Es gibt keine Tage oder Nächte auf den Schiffen, nur die Schwärze des Alls und das Licht der Leuchtröhren. Rund um die Uhr wird gearbeitet, geschlafen oder die wenige Freizeit genossen. Betten werden in Schichten benutzt, wenn auch jeder seine eigene Bettwäsche hat. Täglich wäscht man sich mit feuchten Lappen – Hygiene ist sehr wichtig, Wasser aber knapp. Zudem fällt es kaum. Besonders Sicherheitskräfte haben es oft langweilig. Andere lenken sich mit Arbeit ab, sie laufen auf ihren Schichten umher und ahnden die seltenen Verbrechen. Nur in den noch selteneren Überfällen von außen können sie zeigen, was sie können. Nicht selten schikanieren sie darum andere Besatzungsmitglieder aus Langeweile und sind ob ihrer „Faulheit“ unbeliebt.
    Die wenige Freizeit ist von Gesang, Kartenspiel und seltener Alkoholgenuss geprägt. Nicht viel „Überflüssiges“ hat Platz auf den Schiffen. Die Genetik macht Sport für das Leben im All weitestgehend überflüssig.
    Dünne Overalls in Orange sind das traditionelle Kleidungsstück. Erhandelter Schmuck aus allen nur denkbaren Orten der Galaxie ist beliebt. Allgemein liebt man Individualität, wo man kann – gefärbte Haare, Tätowierungen, Pircings, Schminke und Zeichnungen auf der Haut und den Nägeln. So kommt etwas Farbe auf die tristen Schiffe. Schmuck wird oft über Generationen vererbt. Auch orange Raumanzüge, klobige Dinger mit großen Helmen, sind allgegenwärtig und für Reparaturen an der Außenseite oder in beschädigten Räumen nötig.
    Feste feiert man nach erfolgreichen Handel. Dann, wenn man gerade am meisten hat, nicht wie so oft davor nur das Nötigste oder nicht einmal das. Gesang und „weiche“ Drogen erfüllen die Räume. Auf die Planeten wagen sich nur wenige, gerne die mit den schwächsten Genmanipulationen, da die Schwerkraft Qualen bereitet.
    Die Schiffe sind oft nur noch eher grob zusammengezimmert, tausendmal ausgebessert und repariert, oft standen nur improvisierte Mittel zur Verfügung. Raum ist kostbar, so lebt man in großen Gemeinschaftsräumen. Scham bei der eigenen Nacktheit oder Sexualität kennt man kaum und reagiert bei den „Dreckballbewohnern“ verwirrt darauf. Für längere Strecken hat man aus Stasiskapseln, die aber eher selten zum Einsatz kommen. Durch dicke Türen lässt sich das Schiff bei Bedarf in kleinere Räume unterteilen, selbst die Gemeinschaftsräume. Im Normalfall stehen sie immer offen, aber bei Beschädigungen an der Hülle retten sie die Besatzung ebenso, wie sie Entermannschaften aufhalten, bis man die Verteidigung organisiert hat. Die Brücke, der Maschinenraum und die Lageräume werden besonders geschützt, dort stehen Sicherheitsleute Wache.
    Was man an Nahrung dabei hat, muss Platz sparen und haltbar sein – am besten erreicht man das durch Trocknung. Präparate decken den Bedarf an gewissen Nährstoffen. Ein Problem ist Wasser. Nicht wenige Schiffe schleppen Meteore aus Eis hinter sich her, um sich ausreichend versorgen zu können, ohne sehr viel Platz im Schiff zu benötigen. Es wird auch aus Urin und Kondenswasser zurückgewonnen. Nur zu besonderen Anlässen gibt es Obst und Gemüse aus den hydroponischen Gärten, nur nach Handel vielleicht sogar Fleisch. Die Tage direkt nach einer Transaktion können kulinarische Highlights werden. Aus Zucker und Wasser braut man einen geschmacklosen Wein, der auch gebrannt werden kann – sowohl als Getränk als auch zur Reinigung oder Desinfektion.

    Man weiß, dass man einst von „Dreckballbewohnern“ abstammte, aber man kann es nicht mehr vorstellen. Die Leere des Alls bietet Sicherheit – dort ist fast nichts, das gefährlich wäre und nicht durch die Technologie gebannt wäre und das wenige kann sich selten unbemerkt nähern. Man kennt die Gremlins, Kobolde, die man für Beschädigungen verantwortlich macht und stellt sie, wenn möglich, durch kleine Gaben von Alkohol und Zucker ruhig, die man an unbeobachteter Stelle lässt. Das Raumschiff ist heilig, ist die Mutter, die Menschen wie ungeborene Kinder. Es muss um jeden Preis erhalten werden und wird bestens gepflegt. Beschädigungen können härter geahndet werden als Mord. Das Kollektiv der Menschen an Bord eines Schiffes, einer Flotte und der ganzen Gesellschaft ist der Gott, den man anbetet. Ein Toter lebt in ihr weiter, gerade durch die Kinder, die er unterrichtet hat, der Körper wird in einem Fass zu Dünger für die hydroponischen Gärten und über die Ernte wieder in den Kreislauf aufgenommen. Alles ist kostbar, nichts darf verschwendet werden. Einige legen gar ein Schweigegelübde ab, reden kein unnötiges Wort mehr, um Sauerstoff zu sparen. Diese Asketen lauschen der Seele der Mutter Schiff und werden wie Propheten respektiert. Angeblich hören sie es, wenn etwas an Bord nicht in Ordnung ist.

    An Bord ist jeder gleich. Die Fähigsten werden als Abteilungsleiter gewählt, lassen die Zügel jedoch sehr schlaff, wenn nicht Eile gefordert wird. Nur wenn es schnell gehen muss, entscheidet ein Kapitän allein den Kurs oder ein Offizier das Vorgehen im Kampf. Man ist ein Kollektiv. Jeder kennt selbst seinen Platz, seine Pflichten, seine Aufgaben und erledigt sie gewissenhaft, dafür hat er Mitspracherecht. Direkte Demokratie bestimmt das Schiff, die Flotte und die ganze Gesellschaft, wobei Fragen, die nur einen Teil betreffen, auch nur von diesem behandelt werden. Man kommt meist erstaunlich schnell zu Ergebnissen. Wahlrecht hat jeder, Rederecht in einem bestimmten Themengebiet nur die besten. Man nimmt die Fakten auf, die Abteilungen wählen, deren Stimmen werden ausgezählt, dann werden die Ergebnisse Schiffsweit zusammengezählt. Nur in besonderen Notzeiten wird ein Admiral für eine Flotte oder gar ein Großadmiral für die ganze Gesellschaft gewählt.
    Verbrechen sind sehr selten, man ist auch nie unbeobachtet. Kommt es dazu, sind gesellschaftlicher Ausschluss und oft Mobbing die Folge. Andere Strafen sind meist überflüssig. Gerichte gibt es keine und die Rechtssprechung damit ein rein demokratischer und etwas willkürlicher Akt, dem sich kaum einer aussetzen will.

    Techniker halten das Schiff am Laufen. Ihnen gehören die meisten Menschen an, aber natürlich gibt es auch Ärzte, Sicherheitsleute und andere. Wichtig ist nur, dass man unmittelbar nützlich für Schiff und Gemeinschaft ist. Brauerei und Pflanzenzucht sind eher Hobbys, wenn man sich auch sehr beliebt damit macht. Privateigentum ist unbekannt, jeder bekommt, was er gerade braucht. Diebstahl ist auch ein nur von Außenstehenden bekanntes Konzept, wenn andere Kulturen die Gesellschaft überfallen. Alle Ressourcen erhält man, mit wenigen Ausnahmen, durch Handel. Man nimmt an einen Ort auf, was an einem anderen weit mehr wert ist und tauscht es dort ein. Zwischen den Schiffen und Flotten beschenkt man sich sogar. Überschuss kann man nicht viel erwirtschaften, zu aufwendig ist das interstellare Reisen. Doch es genügt seit Jahrhunderten zum Überleben. Man gibt sich mit dem einfachen Leben zufrieden, nach Ruhm und Reichtum zu streben sind unbekannte Konzepte. Findet man Meteore aus Wasser oder recht reinem Eisen oder anderen, kostbaren Materialien, so sammelt man sie gerne ein. Eine Währung kennt man nicht.

    Selbst forscht man nur wenig. Nomadisch zieht man meist auf den immer gleichen Bahnen durch die Galaxie, hat diese längst kartographisiert. Neues Wissen bekommt man geschenkt oder kauft es sich, wenn es wertvoll erscheint und umgesetzt werden könnte. Dafür hat man ein wahnsinniges Talent, damit zu arbeiten, was man hat. Zu improvisieren. Altes Wissen zu erhalten und neu anzuwenden.

    Schwere Projektil- und Energiekanonen schützen die Schiffe vor Angreifern. Mitgeschleppte Meteore können Schilde oder gar Geschosse werden – auch im Kampf ist man einfallsreich. Schwere Metallschilde, Pistolen und lange Messer sind die Waffen der Sicherheitsleute, die auf den engen Schiffen bessere Dienste leisten als lange Gewehre. Man nutzt das Gelände, das man kennt wie seine Overalltasche. Lauert in Nischen. Bildet Phalangen aus schusssicheren Schilden. Räuber haben wenig zu lachen, wenn sie ein solches Schiff betreten. Auch das Reisen in der Flotte bringt Schutz. Nur wenige wagen es, ihr zu drohen. Wenn aber doch, gibt man oft lieber einen Tribut ab, als Beschädigungen zu riskieren – wenn man es sich leisten kann.

    Eine simple Lautschrift und eine Lingua Franka haben sich herausgebildet, beide recht einfach zu erlernen. Sie ist an das Leben im All angepasst, dort sogar vielen anderen an Exaktheit überlegen. Auf Planeten kann sie dagegen schon einmal versagen, kennt bestimmte Konzepte einfach nicht mehr. Sie ist auch unter anderen Kulturen als Verkehrssprache beliebt.

    Kunst kennt man nur wenig, lediglich Gesänge und Geschichten, selten auch Malereien an den Wänden, wenn jemand beim Streichen und Lackieren verschiedene Farben und Kreativität hatte. Selbst Papier für Schriftstellerei will man nicht verschwenden, geschweige denn Energie für Filme.

    Fremde sieht man zunächst als potentielle Handelspartner. Schnell wird denen ein Überblick über das Angebot gemacht, man bietet feste Beziehungen an. Das kann leicht auch lästig sein, denn leicht abschütteln lässt man sich nicht, hängt doch die ganze Existenz daran. Feindschaften meidet man bestmöglich und erfolgreich, auch wenn man dafür an einige Staaten zähneknirschend Tribute zahlen muss, so zum Beispiel an das letzte Reich. Man ist nicht kriegerisch, aber dennoch kampfbereit. So manch ein Pirat, der das übersah, verschwand in den Weiten des Alls.

    „Der“ Handelsgesellschafter ist gesellig, ja erträgt Alleinsein oft nur schwer. Er kennt kein Privateigentum, was seine Gesellschaft bisweilen schwierig gestaltet, auch kennt er kaum persönliche Ziele, er lebt für die Gemeinschaft bis hin zur Opferbereitschaft. Er ist aber nicht selten auch ein findiger Händler, versteht es, Geschäfte zu machen. Improvisationsgeist und überschäumende Freundlichkeit (die fast übergriffig werden kann) machen ihn zu einem für viele angenehmen Begleiter. Auf Planenten fühlt er sich sehr unwohl, wenn die Schwerkraft ihm nicht sogar Qualen bereitet.
    Bei der Erstellung sollte auf technologisches Knowhow wert gelegt werden.

  • Ein sehr deprimierendes Volk irgendwie. :hmm:

    Erinnert mich sehr an die Quarianer aus Mass Effect sollten die dir was sagen, oder waren die sogar das Vorbild?

    Sie haben also auch kein eigenes Schiffsdesign sondern eher eine Flickenteppich aus Reparaturen und ggf. Anbauten u.ä. ?
    Vermutlich versuchen sie, wie die Quarianer, aufgegebene Schiffen anderer Völker wieder flott zu machen?


    So eine Kultur hätte sich ja auch in eine andere Richtung entwickeln können und vom Handel reicht werden.
    Ich hatte nach den ersten Zeile auch gleich Bilder einer großen Kultur mit Dyson-Spähre oder zumindest Ringwelten und Minenstädte auf fernen Asteroidengürteln in planetenfreien Sonnensystemen im Kopf :D
    Oder gibts so eine Kultur eh auch noch?

    Falken haben doofe Ohren

  • @Alcarinque Von Mass Effect kenne ich nur den Namen und weiß, dass viele es mögen. Also nein, die hatten keinerlei Einfluss. ^^ Etwas Einfluss kam von einem Volk aus Star Gate: Atlantis und Battlestar Galactica.
    Ja, sie halten Jahrhundertealte Schiffe des "Urvolkes" in Stand, die praktisch von Klebeband zusammengehalten werden. Wenn sie ein aufgegebenes Schiff fänden, würden sie es zumindest ausschlachten, klar. Aber warum sollte jemand ein Schiff aufgeben, dass man wiederherrichten kann? ?( Das wäre aber sicher wie ein Sechser im Lotto für eine Flotte.
    Handel ist halt schwierig. So viele Güter gibt es nicht, die nicht billiger selbst auf dem eigenen Planeten oder seiner Umgebung abgebaut werden könnten und die anderen Kulturen waren nach dem Kataklysmus ja auch lange am Boden und hatten nicht viel. Im Grunde wollte ich auch das Klischee der Reichen Händler etwas durchbrechen. Eher Vagabunden halt, die sich gerade so über Wasser halten können.
    Dyson-Sphären sind natürlich sehr abgefahren. Sowas hatte vielleicht das Urvolk. Vielleicht lasse ich eine Kultur sowas wieder in Betrieb nehmen... :hmm:

  • Interessante SciFi-Konzepte. Irgendwie erinnern sie mich an andere Werke, aber nur so nebenbei.
    Bis jetzt habe ich keine große Logiklücken gefunden, oder andere Unstimmigkeiten.

    Naja. Zumindest, wenn man davon ausgeht, dass viel Technologie verloren ging, den bei einem Reich dieser Größe (bevor die Aliens kamen) dürfte die Technologie der Menschheit höher entwickelt sein, als wir uns das vermutlich vorstellen können.

    Außer vielleicht, dass es etwas unwahrscheinlich ist, dass Menschen, die drei Jahre lang im Militär Dienst ableisten (inklusive Fronteinsätze) und zudem noch in einer strengen Regierung und Gesellschaft festsitzen, sechs Kinder bekommen. PTBS, Verrohung und so. Das schreit geradezu nach Familiendrama.
    Aber auch das ist möglich, eventuell mit einem guten medizinischen Dienst.

    Dein Händlervolk ist durchdacht. Etwas einsam und düster, aber dennoch gelungen. In den derzeitigen Welt werden sie gut überleben. Gefährlich wird es für sie erst, wenn sie zu Reichtum kommen.

  • MassEffect (kann ich übrigens nur wärmstens empfehlen, auch vom Worldbuilding her) hat mich da anscheinen mehr beeinflusst als mir lieb ist, was die Weltramdinge angeht. XD
    Das dortige Universum kämpft allerdings nicht mit den Problemen einer Nachkriegszeit, das ist bei dir ja merklich düsterer. Wie schaut es da eigentlich mit KIs aus? Gab es da auch autonome Kampfmaschinen oder -flotten die immer noch zerstörend durch die Gegend ziehen oder ganze Planeten terrorisieren oder so?


    Aber warum sollte jemand ein Schiff aufgeben, dass man wiederherrichten kann? ?( Das wäre aber sicher wie ein Sechser im Lotto für eine Flotte.

    Irgendwas in die Richtung: Antrieb ausgebrannt, Energieversorgung komplett zerstört, aber die Hülle ist noch mehr oder weniger intakt... da könnte es vom Krieg her doch eigentlich noch so einig Raumschiffsfriedhöfe, ggf. recht abgelegen, geben?
    Wenn sie ein Bevölkerungsproblem haben könnte ich mir vorstellen das sie alles wiederherstellen bei dem man die Luft drin behalten kann, und wenn sie Segel aufziehen müssen um voran zu kommen. :D


    Oder halt eine Teil-Dysonspäre, eine Ringwelt z.B. im gleichnamigen Roman wird die von den Raumfahrenden Völkern entdeckt und sie funktioniert noch Jahrtausende nach dem Verschwinden ihrer Erschaffer vollautomatisch. Bei einen Dyson-Konzept könnte dieses ja auch bewohnt sein von Leute die schlicht nichts anderes kennen. :gruebel:

    Falken haben doofe Ohren

  • Wie schaut es da eigentlich mit KIs aus? Gab es da auch autonome Kampfmaschinen oder -flotten die immer noch zerstörend durch die Gegend ziehen oder ganze Planeten terrorisieren oder so?

    Ja, klar. Einerseits natürlich die Automatos. Da hat man freilich auch im Kataklysmus Kampfvarianten gebaut. Die netteren kann man sogar spielen. :D Andere können durchgedreht sein und wollen ihren Lebenssinn "Kampf" erfüllen. Doch, ja, sowas muss es geben!

    da könnte es vom Krieg her doch eigentlich noch so einig Raumschiffsfriedhöfe, ggf. recht abgelegen, geben?

    Da hast du natürlich absolut recht. Kann man regelrechte Schatzsuchen veranstalten. Alte Schriftquellen aus dem Kataklysmus auswerten, Physikalische Berechnungen auf der Grundlage anstellen... :hmm: Du gibst echt gute Anreize! :thumbsup:

    EDIT

    Außer vielleicht, dass es etwas unwahrscheinlich ist, dass Menschen, die drei Jahre lang im Militär Dienst ableisten

    @Schreibfeder Ich habe mich da an der israelischen Armee orientiert, in der Frauen 21 Monate, Männer drei Jahre Wehrdienst leisten müssen. Aber ja, kaputt sind die Leute sicher, wie vermutlich auch die meisten Spartaner kaputt waren (die auch Inspiration für das Bildungssystem lieferten). Irgendwann wird das letzte Reich sicher untergehen...

    Einmal editiert, zuletzt von Windweber (10. November 2017 um 14:18)

  • Natürlich brauchen wir auch eine freiheitlich-demokratisch-kapitalistische Gesellschaft, ja Großmacht. Das Bündnis stößt in diese Lücke.

    Das Bündnis


    Zufälligerweise fand man in einem Gebiet von nur wenigen Lichtjahren Ausdehnung viele Planeten und Monde, die man besiedeln konnte. Und viele in diesem Gebiet überlebten den Kataklysmus. Anfangs recht isoliert, schloss man sich bald zu einem Verteidigungsbündnis gegen das letzte Reich zusammen. Dann folgte ein Wirtschaftsbündnis. Durch Austausch des verbliebenen und neu erworbenen Wissens war man technologisch bald wieder auf einen hohen Stand. Immer enger wurde das Bündnis, es wurde gar politisch und das Staatenbündnis wuchs zu einem Bundesstaat heran. Und noch immer ist das letzte Reich der große Feind, hinter dem die latente Bedrohung durch die Aliens verschwimmt. Mit den Jahrhunderten begann man, eine gemeinsame Kultur mit regionalen Besonderheiten.
    Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit hat man sich auf die Fahnen geschrieben, gerade in Abgrenzung zum letzten Reich. So leben die 12 Milliarden Individuen in einer freien Markwirtschaft mit viel Platz zur Selbstentfaltung. Genetikos und Biologos sind gleichberechtigt, nur wenige radikale Gruppen im Untergrund kämpfen für die Bevorzugung des einen oder anderen Bios. Selbst die Rechte der Automatos nehmen immer stärker zu. Derzeit herrscht ein Kampf für ein Bündnisweites Recht auf Mischehen, das Stellenweise schon durchgesetzt ist. Hier herrscht noch Widerstand, zu unnatürlich erscheint so manchem die Verbindung von Mensch und Maschine.
    Technologisch steht man sehr gut da, kann es mit dem letzten Reich aufnehmen, mit dem man im ständigen Wettrüsten liegt. Durch eine Schere zwischen Arm und Reich steht sie aber nicht jedem gleichermaßen zur Verfügung, nicht einmal die Medizin.
    Haupt“stadt“ ist die Flotte des Präsidenten, die von Planeten zu Planeten zieht. Die Wanderregierung sorgt für Gleichberechtigung und Einheit innerhalb des Bündnisses. Gut fünf Millionen Menschen leben dort, besuchen aber oft die Oberfläche des besuchten Planeten, auf dem sie sich verteilen, in Baracken und Zelten. Zahlreiche andere, gewaltige und herkömmliche Großstädte wären zu nennen.
    Es herrscht Schulpflicht, für die ganz Kleinen werden Kindertagesstätten angeboten. Neben der Halbtagsschule ist es sehr üblich, Kurse für Musik, Kunst, Sportarten und ähnliches zu besuchen. Persönliche Entfaltung gilt als wichtig. Gerade als Reaktion auf das letzte Reich sollen Kinder Kinder sein. Schon in der Jugend ist es recht üblich, ein bis drei Jahre Schulen in anderen Regionen des eigenen oder gar auf anderen Planeten des Bündnisses zu besuchen. Der Staat fördert und finanziert dies zu großen Teilen. Spätestens ein Studium oder auch eine Ausbildung wird aber an anderen Orten als der Heimat sehr empfohlen. Besonders renommiert ist die Universität der präsidentalen Flotte, die die besten der besten Schüler aufnimmt und die zukünftige Elite ausbildet. Nur durch ein Stipendium kann man sie überhaupt betreten, theoretisch hat der Reichtum der Eltern keinen Einfluss auf die Aufnahme.
    Erwachsene müssen recht hart arbeiten, 50-Stunden-Wochen mit sechs Aerbeitstagen sind normal. Viele private Unternehmen sorgen für eher niedrige Gehälter, aber auch die Steuern sind nicht allzu hoch. Man glaubt nicht daran, die Wirtschaft in Fesseln zu legen. Die Ärmsten müssen sich mit mehreren kleinen Jobs über Wasser halten. Kein Wunder, dass es trotz aller Propaganda Sympathisanten mit dem letzten Reich gibt.
    Die Familie, Eltern (die das gleiche Geschlecht haben können) und Kinder sind die Keimzelle der Gesellschaft. Es ist kein Problem, Genmaterial zweier Elternteile gleichen Geschlechts in Maschinen zu kombinieren und das Kind sogar in solchen „auszubrüten“. Auch Adoptionen sind möglich. Die Alten gibt man aber oft lieber in Heime, ebenso Schwerbehinderte. Abtreibungen sind nur unter strengen Auflagen legal.
    Die Freizeit verbringt man bei Filmen, Videospielen oder Vereinen. Drogen aller Art sind verpönt, bis auf Koffein sogar illegal. Große Sportveranstaltungen zwischen den Welten sind sehr gern gesehen und werden jubelnd und schreiend verfolgt – vor allem das alle fünf Jahre stattfindende Rennen kleiner Shuttles, die alle Planenten des Bündnisses passieren.
    Die Kleidung ist bunt und individuell. So viel Wert legt man auf Individualität, das man sie dadurch fast wieder verliert. Große Sammlungen an Kleidungsstücken, Schuhen und Schmuck findet man selbst in ärmeren Häusern. Tätowierungen und Pircings sieht man überall.
    Gesetzliche Feiertage sind die Beitrittsjubiläen einzelner Planeten und, vor allem, der Gründungstag. Zudem das Fest des Sieges, an dem eine große Niederlage des letzten Reiches begangen wird. Man trifft sich dazu vor allem in Privatwohnungen in der Familie und unter Freunden, isst und tauscht sich aus.
    Die Architektur wird von großen Hochhäusern, teils über tausend Meter hoch, aus Stahl und Glas geprägt. Je weiter man nach oben kommt, desto reicher die Bewohner und desto größer die Wohnungen. Weiter unten werden auch öffentliche Einrichtungen bis hin zu Schwimmbädern untergebracht.
    Das Essen liebt man frisch und vielseitig, nachts werden riesige Fuhren in die Märkte gebracht.
    Freiheit ist das höchste Ziel und der höchste Wert. Für sie tut man alles. Eine Bedrohung dafür ist natürlich das letzte Reich, der Urfeind. Naturwissenschaften prägen das Denken. Philosophie ist leeres Geschwätz, Götter und Geister sind Aberglaube. Nur wenige sympathisieren mit dem galaktischen Frieden oder anderen „religiösen“ Kulten. Tote werden verbrannt, die Asche in Flüsse gestreut. Rationalität führt als einzige zur Freiheit. Niedrige Steuern und daraus resultierende niedrige Sozialleistungen tun ihr übriges. Dafür müssen freilich Opfer gebracht werden. Man ist die Avantgarde, alle sollten sich daran ein Vorbild nehmen, ihre Märkte entfesseln, die Bewohner gleich berechtigen. Gerade die Handelsgesellschaft würde man gerne aus ihrem „Elend“ befreien, sammelt Spenden, schickt Lehrer. Dass diese das Ablehnen und mit ihrem Dasein zufrieden sind, zeigt nur ihre Dummheit.
    Parlamente bestimmen die Regierungen auf Bündnis-, Planeten- und Regionsebene. Freie, geheime und gleiche Wahlen bestimmen sie. Parteien ringen um die Stimmen. Die Regierung stellt Polizei, Militär und Katastrophenbekämpfung sicher, sonst ist fast alles in privater Hand, bis hin zur Wasserversorgung. Geldstrafen in geringeren und Haftstrafen in schlimmeren Vergehen, bis hin zu lebenslänglich, bestimmen das Rechtssystem. Körperliche und Schandstrafen sieht man, wie die Todesstrafe, als barbarisch an. Die Zustände in den überfüllten Gefängnissen werfen aber bisweilen die Frage auf, ob sie wirklich die zivilisiertere Alternative sind.
    Die Wirtschaft ist frei, der Staat mischt sich kaum ein. So fließt die bündnisweite Währung, Wertpunkte, unkontrolliert meist aus den Konten der Armen in die der Reichen. Seit langer Zeit wächst die Schere immer weiter. Die Reichsten halten ganze Geschosse der Hochhäuser für ihre Wohnungen besetzt, die Ärmsten teilen sich Wohnungen ganz unten in Schichten, passend zu den Schichten ihrer elenden Arbeiten. Theoretisch hat jeder die Chance auf Aufstieg, praktisch geschieht es fast nie. Privatbesitz kann man an allem außer anerkannten Menschen, also auch Automatos, erwerben, es verkaufen oder vermieten. Auch geistiges Eigentum ist üblich, bis hin zu solchen an bestimmten Genen. So haben die Konzerne die Landwirtschaft völlig unter Kontrolle gebracht. Sie haben Eigentum an gewissen Pflanzen, die sich durch Pollen mit denen der unabhängigen Landwirte gekreuzt haben, so gehörte deren nächste Ernte ihnen. Saatgut wird nicht verkauft, sondern vermietet. Niemand darf von seiner Ernte etwas für die nächste Saat zurückbehalten, sondern muss neues Saatgut erwerben. Die meisten arbeiten aber ohnehin im Informations- und im Dienstleistungssektor. In Industrie und anderen herrschen billige Roboter. Versicherungen können sich nur wenige leisten, Gewerkschaften werden geschmiert. Spekulationen an der Börse können die eigene Existenz für die Gier anderer jederzeit zerstören. Nur in der Bildung stellt der Staat große Unterstützungen zur Verfügung.
    Man forscht emsig, sucht sowohl altes Wissen als auch neue, nie dagewesene Technologien. Nur auszahlen muss sich die Investition irgendwann und sei es im Krieg gegen das letzte Reich. Universitäten haben hohes Ansehen.
    Streng organisiert ist das Militär. Die Bundesflotte ist groß und gut in Schuss. Ein Jahr Wehrdienst wird gefordert, der zu Gunsten eines sozialen Jahres verweigert werden kann. An Schulen und andernorts wird aber für die Karriere in der Armee massiv geworben und Soldaten genießen als Patrioten größtes Ansehen. Zahlreich sind die Ränge, durch die man sich bis zum Großadmiral arbeiten kann.
    Schwarze Hosen und Jacken sind die Uniformen mit den roten Rangabzeichen. Der gemeine Soldat wird mit einem Sturmgewehr ausgerüstet, aber auch Scharfschützen sind recht häufig. Als offizielle Verteidigungsarmee setzt man aber vor allem auf die Geschütze und Raketen der Raumschiffe, um Angreifer gar nicht erst in die Nähe des eigenen Planeten zu lassen. Intelligente Drohnen können Massenvernichtungswaffen selbstständig zum Feind tragen oder Gebiete überwachen. Panzerfahrzeuge sichern es dann. 750 Millionen Männer und Frauen stehen unter Waffen.
    Neben zahlreichen regionalen Sprachen und Dialekten hat sich auch eine Lingua Franca herauskristallisiert, die der der Handelsgesellschaft erstaunlich ähnelt, die einen bedeutenden Anteil an der Vereinigung gerade als Wirtschaftsgemeinschaft hatte. Kinder erhalten oft Namen bekannter Marken oder hoher Ideale wie Liberty. Vor- und Familiennamen sind das übliche System, aber auch Benennung nach dem Vater oder der Mutter kommen vor (mit –son oder –skaja etc.)
    Die Kunst ist eine einzige Reaktion auf die Sicht des letzten Reiches. Was dort als „degeneriert“ gilt, ist hier hochmodern. Abstrakte Skulpturen, atonale Musik, surreale Filme, Bilder aus Farbklecksen, Gedichte ohne jede Regel. In der Kunst herrscht absolute Freiheit und so manch einer lebt sie sehr gerne aus, als Abwechslung vom tristen Alltag. Nur wenige schaffen es sogar, davon zu leben, wenn sie sich verkaufen können.
    Anderen Kulturen gegenüber fühlt man sich moralisch und meist auch technologisch überlegen. Wie ein Damoklesschwert schwebt der derzeit kalte Krieg mit dem letzten Reich über dem Bündnis. Die Handelsgesellschaft gilt als unzivilisiert und unmoralisch, dennoch macht man Geschäfte mit ihr, da sie preiswerte Kostbarkeiten liefert. Fremde sind Exoten, denen man mit Neugier begegnet, wie einem Tier im Zoo. Man will sie zur eigenen, vollkommenen Lebensweise bekehren. Gegen das letzte Reich ist man gern bereit, Militärbündnisse zu schließen. Ansonsten gilt das Boot aber als voll. Man will nicht wirtschaftlich Schwächere in das Wirtschaftsbündnis aufnehmen oder gar an der Politik Anteil nehmen lassen. Dem Bündnis geht es gut, das soll nicht gefährdet werden. Durch Intrigen, Gelder und Manipulationen, teils offenen Sanktionen, will man andere Kulturen nach dem eigenen Bilde formen. Beliebt macht man sich dabei nicht.
    „Der“ Bündnismensch ist stolz und patriotisch. Und gierig. Er lebt im großartigsten Staat der Galaxis und kann alles erreichen. Das reibt er gerne allen unter die Nase.
    Analphabeten und Monolinguale gibt es wenige, das sollte beachtet werden.

  • Okay. Beim Bündnis hast du jetzt die EU als interplanetarischen Verbund. Bezweifle nur, dass der lange hält. Gerade was die Schere zwischen Arm und Reich angeht und die (zwangsläufig) hohe Korruption. Da wird sogar "das letzte Reich" definitiv langlebiger sein. Das hält sich über Wasser, indem es fremde Planeten überfällt. Deren Reich wird erst zerfallen, wenn das Militär nicht mehr plündern kann, oder einige haarsträubende Niederlagen einfährt.
    Bislang hat ausgerechnet die Handelsgesellschaft die besten Karten, trotz militärischer Schwäche. Die können sich wirtschaftlich und gesellschaftlich am längsten halten. Außer natürlich dem letzten Reich wird aufgehen, dass sich deren Schiffe doch richtig zum plündern lohnen.
    Ein zerbrechliche politisches Gebilde hast du da erschaffen.

  • Okay. Beim Bündnis hast du jetzt die EU als interplanetarischen Verbund. Bezweifle nur, dass der lange hält.

    Die gemeinsame Furcht vor und der Gemeinsame Hass gegen das letzte Reich ist die klebrige Masse, die dieses Gebilde zusammenhält, das und ein wenig die Bildungspolitik. Aber ja, für die Ewigkeit ist das sicher nichts in der Form. Die Menschheit ist noch dabei, sich neu zu formieren, in einer "Übergangsphase" nach dem Kataklysmus.

    Science Fiction und Apokalypse, genau mein ding

    Das ist schön zu hören, dann werden dir die Nächsten sicher gut gefallen. :D

    Nun folgen die Verwilderten. Das ist keine einzelne Kultur, sondern eine Zusammenfassung all jener, die nach dem Kataklysmus auf einem niedrigen technologischen und teils auch gesellschaftlichem Niveau blieben. Im Grunde Völker, wie man sie sonst in postapokalyptischen Szenarien findet.

    Die Verwilderten


    Bei weitem nicht alle hatten nach dem Kataklysmus das Glück, dass sie noch intakte Strukturen und überlebende Experten genug hatten, um sich wie der Phönix aus der Asche zu erheben. Einige wurden, im wahrsten Sinne des Wortes, in die Steinzeit zurückgebombt und wenn sie nicht durch mehr oder weniger wohlmeinende Staaten wie das letzte Reich oder das Bündnis wieder „zivilisiert“ werden, bleiben sie verwilderte. Es handelt sich um zahlreiche, teils sehr unterschiedliche Kulturen, die sich auf große Teile der Galaxie verteilen. Oft leben gar auf einem Planeten voneinander isolierte oder Krieg führende Völker. Von primitiven Jäger- und Sammlerkulturen bis zu einfachen Dieselmotoren kann man viele technologische Stände beobachten. Gemein haben sie, dass sie auf ihrem Planeten fest sitzen, keine Genmanipulationen vornehmen oder Cyberware basteln können. Bestenfalls sehr rückständige Computer nennen sie, mit wenigen Ausnahmen, ihr Eigen. Insgesamt leben wohl drei Milliarden Menschen unter solchen Umständen, selten in Gemeinschaften, die größer als wenige tausend werden. Einige hundert Planeten beherbergen solche Gemeinschaften.

    Das Leben ist kurz, die durchschnittliche Lebenserwartung reicht von 40 bei den Elendesten bis 60 bei den besser dastehenden. Schulbildung kennt man nur in wenigen Ausnahmen. Schon die kleinsten leisten beim Sammeln, auf dem Acker oder andernorts ihren Beitrag. Lernen beim Tun, was zum Überleben nötig ist. Gemeinsam behütet und erzieht man die Kinder und kümmert sich um die Alten und Kranken. Notzeiten können Menschen stark zusammenschweißen oder sie gegeneinander aufhetzen. Geschah letzteres, ist die Gemeinschaft meist ausgestorben, mit einigen üblen Ausnahmen. Abends oder im Winter kann es jedoch sein, dass man den Kindern Lesen, Geschichte oder Mathematik, langsam verblassendes Wissen, lehrt. Feste Institutionen wie die Ehe haben den Untergang der alten Gesellschaft selten überstanden. Die Vaterrolle übernimmt auffallend oft ein männlicher Verwandter der Mutter.
    Sehr vom Klima und der Lebensweise hängt der Tagesablauf ab. Erstaunlicherweise benötigen einige Gesellschaften nur durchschnittlich sechs Stunden am Tag, um ihr Überleben sicherzustellen mit Nahrungsbeschaffung, Hausbau usw. Andere schuften auch von früh bis spät, gerade wenn es gilt, Felder zu pflügen, zu säen und zu ernten und eine Kaste „Adliger“ sich herausgebildet hat, die andere ausbeutet. Einige Gruppen leben auch nomadisch, andere verlassen ein recht kleines Stammesgebiet nie, gerade wenn der Planet durch furchtbare Waffen und fehlende Technologien unbewohnbar geworden ist.
    Einfache Spiele und Sport sowie gemeinsames Musizieren und Geschichten prägen die teils recht große Freizeit. Oder aber man sitzt einfach in der Sonne, raucht und genießt das Leben. Zu gewissen Anlässen gibt es auch Feste mit Tanz, Musik und großem Mahl. Bisweilen auch ganz spontan. Von Jurten und Zelten aus Plastikplanen oder Tierhäuten über Holzhütten, feste Häuser, Wellblechbaracken bis hin zu recht modernen Wohnkomplexen, die man wieder hergerichtet hat, findet man in verwilderten Kulturen alles. Fast immer ballt man sich aber recht eng zusammen, sucht den Schutz der Gemeinschaft.
    Das Essen ist einfach und unkompliziert. Über dem Feuer gegrilltes Fleisch, Gemüseeintöpfe, Getreidebrei und Brot. Für magere Zeiten trocknet, pökelt, räuchert oder macht oder legt man ein. Was auf den Tisch kommt, ist stark von der Saison abhängig – und vom Glück mit Wetter und Jagd.

    Die Zeit vor dem Kataklysmus ist oft religiös verklärt, eine mythische Urzeit. Viele gerade technologische Konzepte versteht man längst nicht mehr, hält sie für Magie oder das Wirken von Geistern und Göttern. Ebenso werden seltene noch funktionierende Geräte betrachtet, teils als Heiligtum verehrt. An einem Ort kann man beobachten, dass ein gebiet auf einem Planeten ohne natürliches Magnetfeld durch eine alte Terraforming-Maschine noch mit einem Schutz versehen wird, der tödliche Weltraumstrahlung fern hält. Schamanen lernen diese während ihrer Ausbildung auswendig, wissen mit dem guten Geist des Heiligtums zu sprechen und führen Reparaturen durch, indem sie immer wieder den erlernten Zustand wiederherstellen, ohne zu verstehen, was sie tun. Andernorts wartet man auf die Erlösung einer Göttergesandtschaft. Ein Überbleibsel der Hoffnung der Vorfahren, sie würden gerettet. Wer als erstes mit einem Raumschiff bei ihnen landet, dürfte leicht die Kontrolle erlangen können. Wieder andere wehren sich dagegen verbissen gegen humanitäre Organisationen, verstecken sich oder greifen sie sogar an. Mit ihrem einfachen Leben haben sie Frieden geschlossen und wollen diese Lebensart beibehalten. Wenige schließlich werden von falschen Göttern mit höher entwickelter Technologie eingeschüchtert und ausgebeutet. Zwischen Biologos, Automatos und Genetikos macht man nur noch bei den Wenigsten einen Unterschied, weiß gar nicht mehr, wo der liegen sollte.
    Die Bestattungsweisen sind so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann. Einige gefrieren ihre Toten auf Berggipfeln ein, andere verbrennten sie, versenken sie im Meer, begraben sie. Mit den Geistern der Umgebung versucht man sich mit kleinen Geschenken gut zu stellen. Auch die Toten bleiben als solche bisweilen präsent… „Religiöse“ Sprache kann übrigens auch in ganz rationale Dinge Einzug halten. So manch eine Gruppe fremder kam um, weil sie die Warnung vor „Dämonen“ in einem alten Gebäude nicht ernst nahm und dann von uralten Wachrobotern zerfetzt wurde.

    Politisch steht oft ein Häuptling und/oder ein Schamane an der Spitze, in größeren Gruppen kommen aber auch Königtümer, Adelsherrschaften oder Republiken vor. Oft findet man auch eine mehr oder wenige soziale Anarchie. Das Rechtssystem basiert meistens auf Urteilssprüchen durch die Herrschenden (wobei man seltener auch gezielte Gewaltenteilung beobachten kann), die Strafen können (zeitweise) Verbannung, Prügel, Tod oder Nahrungsentzug bedeuten. Haftstrafen kennt man dagegen kaum. Die Gesetze sind einfach und mehr gemeinsamer Konsens als niedergeschriebene Sammlungen. Das macht es Fremden nicht einfacher, sich einzufinden.

    Die Wirtschaft basiert an verschiedenen Orten auf verschiedensten Dingen. Überall aber gräbt man Relikte des Urvolkes aus. Plastikplanen werden zu Zelten, Metallteile werden geschmiedet, Glasscherben können zu einfachen Messern werden. Zwischen „natürlich“ und „künstlich“ unterscheidet man oft nicht, man nimmt, was man brauchen kann und verarbeitet es. Selbst die primitivsten Völker tragen Rüstungen und Schilde aus Blechen und Speere mit zurecht geschliffenen und mit Drähten befestigten Metallspitzen. Andere schaffen es gar, einfachere elektronische Geräte zu reparieren und zu nutzen oder aber neue zu konstruieren. Aus alten Chemikalien können simple Sprengstoffe gemischt werden und damit Musketen-ähnliche Waffen abgefeuert werden.
    Jagen, Sammeln und Fischerei stellt das Überleben der Wildesten sicher. Dazu kann auch noch Plünderung kommen, wenn man andere Gemeinschaften überfallen kann. Einfache Boote und Netze, Speere, Steinschleudern – einige scheinen nicht einmal Pfeil und Bogen konstruieren zu können. Einige Planeten bieten aber auch derart paradiesische Zustände, das man für anderes keine Verwendung hätte.
    Andere betreiben Ackerbau und etwas Viehzucht. Oder sie ziehen mit ihrem Vieh nomadisch umher. Die Schmiedekunst ist schon nichts ganz selbstverständliches mehr, aber eine Errungenschaft, mit der man dank des vielen Schrotts aus vergangenen Zeitaltern viel erreichen kann. Bergbau sieht man dagegen fast nur bei Gemeinschaften, die ausgebeutet werden.
    Gemeinschaften eines Planeten können untereinander Handeln oder beschenken sich reziprok. Einige erhalten auch Besuch der Handelsgesellschaft, die gern gesehene Gäste sein können. Zumal sie Verwilderte auf Raumschiffen sein könnten…
    Die Besitzverhältnisse sind sehr verschieden. Sehr selten kann es sogar Sklaverei oder Leibeigenschaft geben. Andernorts hat man das Konzept vergessen, Land zu besitzen. Gegenstände und Vieh kennen höher „entwickelte“ aber fast immer als Eigentum. Währungen sind fast überall unbekannt.
    Auch Drogen können gesammelt oder angebaut werden. In vielen Kulturen illegal, kann man sie bei der Handelsgesellschaft eintauschen, die sich mit dem Schmuggel eine goldene Nase verdient.
    Nur sehr wenige forschen. Alte Schriften können fast scholastisch ausgelegt werden, sind sie doch ein Überbleibsel des mythischen Urvolkes. Insgesamt vermittelt man aber nur altes, nützliches Wissen und forscht weniger in alten, staubigen Schinken nach (zu recht) vergessenem. Für gar naturwissenschaftliche Forschung fehlt der Geist fast immer völlig.

    Jeder, der keine besonderen Gründe hat (Kinder, Kranke, Alte, Schwangere…), muss für gewöhnlich seinen Beitrag zur Verteidigung leisten (oder auch zum Angriff). Von der Keule bis hin zu Sturmgewehren gibt es jede nur denkbare Bewaffnung und Waffen werden gern von anderen Kulturen ertauscht, um sich gegen Konkurrenten besser durchzusetzen. Meist setzt man viel auf List, schleicht durch Wälder, baut Fallen. So kann ein eigentlich sehr primitiver Stamm einer Einheit des letzten Reiches arge Verluste bescheren, wie dieses auf Eroberungen schmerzhaft feststellen musste. Die Hierarchien sind oft flach, die Organisation dezentral. Das macht einen endgültigen Sieg über sie schwierig.

    Die Sprachen und Dialekte sind so zahlreich wie die Volksgemeinschaften selbst. Sie sind an das einfache Leben angepasste Formen der Sprachen des Urvolkes und geschickte Linguisten können sie einigermaßen schnell entschlüsseln. Wer Schriften der Vorfahren in Ehren hält, hat zumindest einige, die deren Sprache sprechen und sogar lesen können. Mit ihnen ist dann recht einfach Kontakt aufzunehmen. Sonst sind Schriften eher selten. Über die Namensgebung lässt sich nichts einheitliches sagen – von alten Namen und Worten aus alten Schriften, deren Bedeutung man nicht mehr kennt (wie „Kernfusion“, kurz Fusi) bis hin zu ganz neuen Kreationen kann alles vorkommen.

    Gerade, wenn man viel Freizeit hat, hält man die Künste hoch. Malereien aus natürlichen oder vom Urvolk erhaltenen Farben auf Zeltbahnen, Höhlen- oder Häuserwänden erfreuen Generationen. Musik und gemeinsamer Gesang stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Einfache Skulpturen bis hin zu feiner Bildhauerei und Schnitzereien zieren die Räume. Wilde Tänze versetzen in Rausch. Alte und neue Geschichten werden vorgetragen oder vorgelesen oder gar in Theaterstücken verarbeitet. Werke solcher „Wilden“ können in anderen Kulturen erstaunliche Preise erzielen.

    Fremden gegenüber ist man nicht selten misstrauisch. Vielen ist nur die Handelsgesellschaft willkommen. Arrogant blicken andere auf sie herunter, wollen sie „retten“. Dabei ist man glücklich, will von den totalitären oder kapitalistischen Systemen nichts wissen. Wer Fremde überhaupt kennt, hat oft schlechte Erfahrungen gemacht. Viele gehen ihnen ganz aus dem Weg oder greifen sie gar an, andere sind weniger radikal, aber doch zurückhaltend. Die Leute vom Himmel sind zu oft üble Gesellen.
    Bündnisse geht man dennoch bisweilen ein, gerade natürlich mit anderen Gemeinschaften des eigenen Planeten, aber in der Not auch mit anderen. So muss man notgedrungen Hilfe des Bündnisses annehmen, wenn das letzte Reich vorrückt und wird die „Verbündeten“ dann nur schwer wieder los.

    „Der“ Verwilderte ist mit seinem Leben zu frieden. Er kennt nichts anderes. Die Enge eines Raumschiffes wirkt auf ihn nicht besonders verlockend. Dennoch ist er auch neugierig auf die „magischen“ Dinge dort, ohne sie ohne weiteres wirklich verstehen zu lernen. Seine Kenntnisse der Wildnis können ihn aber zu einem wertvollen Experten machen.

  • Voll gut die Verwilderten, beim lesen musste ich manchmal echt an Mad Max denken.
    Ich finde das ist eine sehr schöne Beschreibung des Volkes, es ließt sich sehr durchdacht.
    Ich kann das jetzt alles gar nicht so zusammenfassen wie ich gerne würde.Aber das hier gefällt mir besonders gut.

    Viele gerade technologische Konzepte versteht man längst nicht mehr, hält sie für Magie oder das Wirken von Geistern und Göttern. Ebenso werden seltene noch funktionierende Geräte betrachtet, teils als Heiligtum verehrt.

  • @Night Sky Dankeschön :) Mad Max ist natürlich ein Klassiker in der Postapokalypse (ab dem zweiten Film), aber ich habe auch noch ein paar andere Inspirationsquellen. :) Aber schön, wenn man erkennt, was es sein soll! :D

    Kein Schatten ohne Licht. Eine erstaunlich erfolgreiche Gruppe hat sich in die Spiritualität zurückgezogen. Als christlich-buddhistische Hippiemönche stehen sie für Sex, Drugs and Rock 'n Roll sowie Make Love, not war. Obwohl ihnen die Fähigkeiten und das Material zur Verfügung stehen, verzichten sie in weiten Teilen ihres Lebens gezielt auf moderne Technologie, nur in der Heilkunst kann ihnen kaum jemand das Wasser reichen.

    Der Orden des galaktischen Friedens

    Die Naturwissenschaften und das Streben nach Reichtum und Ruhm haben die Menschheit an den Rand des Untergangs getrieben. Haben die Galaxie vergiftet und furchtbare Kriege verursacht. Das Universum hat Gleiches mit Gleichem vergolten. Der Umwelt und den Mitmenschen, ja auch den Aliens, ist mit Respekt und Freundlichkeit zu begegnen, dann wird das Universum auch den Bewohnern mit Respekt und Freundlichkeit begegnen. Ob Automatos, Gegentikos oder Biologos, Mensch oder Tier – es spielt keine Rolle. Wer einen freien Willen hat, kann diesen zum Guten wie zum Bösen verwenden und beides kann ihm widerfahren. Auf dem Planeten Airene leben nun 500 Millionen Menschen nach dieser Philosophie. Mit ihrer Erkenntnis brach eine kleine Flotte vor Jahrhunderten auf und das Universum erwies ihnen prompt Freundlichkeit, schenkte ihnen ein intaktes Heim mit genügend Raum, ein Wunder nach dem Kataklysmus. Sie vermehrten sich, andere schlossen sich an. Sympathisanten finden sich in den verschiedensten Kulturen, vor allem im Bündnis und in der Handelsgesellschaft. Städte lehnt man ab, zu sehr verseuchen sie ihre Umgebung. Kleine klosterartige Gemeinschaften verteilen sich auf die Kontinente.

    Liebe und Freundlichkeit machen das Leben aus. Kinder spielen frei und werden mit zunehmenden Alter nach und nach in das Leben integriert. Wer Interesse zeigt, wird auch in komplizierteren Vorgängen unterrichtet, bis hin zur Instandhaltung von selten genutzten Raumschiffen. Die meisten bleiben beim Anbau von Reis, Bohnen, Kohl und anderen Pflanzen, Erlangen nie das, was man andernorts Bildung nennen würde. Nur wenige erlernen überhaupt lesen und schreiben. Im hohen Alter wird man nach und nach aus dem Arbeitsalltag herausgenommen, wie man nach und nach integriert wurde. Alles fließt. Grenzen zwischen den Altersgruppen verschwimmen. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 70 Jahren. Das ganze Leben ist Lernen und Lehren. Ein Kleinkind kann dem Weisen zum Meister werden, wenn es seinen Blick für das Universum erweitert.
    Feste Familien, ja feste Beziehungen sind unbekannte Konzepte. Sehr gut weiß man zwischen der leidenschaftlichen, der freundschaftlichen und der allgemeinen Liebe zu unterscheiden. Es gibt fast keine Grenzen, wer mit wem verkehrt, die Kinder werden von der Gemeinschaft aufgezogen. So kommt es bisweilen auch zu Erscheinungen von Inzucht, wenn benachbarte Gemeinden sich nicht austauschen.
    Meditation prägt den Tag. Nach der Nachtruhe ist sie das erste und vor dem Schlafengehen das Letzte, das getan wird. Sechsmal täglich zu je einer halben Stunde. Sonst wird gerade auf den Feldern gearbeitet, oder dort, wo das Universum einen gerade hinführt. Nach getaner Arbeit kann Haschisch die Sinne für das große Ganze weiter öffnen. Auch Reiswein gönnt man sich gern. Spiele gibt es wenige, man will weder gegeneinander, noch gegen das Universum spielen. Zerstreuung sucht man im Gespräch, im Vorlesen weiser Schriften oder in körperlicher, nicht gezwungenermaßen sexueller, Nähe. Einfache Saiteninstrumente, Bambusflöten und Trommeln erfüllen die Umgebung mit ätherischer Musik und können die Meditation erleichtern.
    Die Kleidung wird aus den Fasern der Hanfpflanze hergestellt. Airene ist ein warmer Planet, sie braucht nicht dick zu sein. Sie bleibt farb- und schmucklos. Das Streben nach Schönheit, mehr als das Universum gegeben hat, ist vermessen und führt nur zu Zwietracht und Konkurrenz. Jede Form von Schmuck und Körperkunst sind unerwünscht.
    Spezielle Feiern sind eher selten, kommen dann vor, wenn man sich vom Universum besonders beschenkt fühlt, so zum Beispiel bei besonders guten Ernten. Ekstatisch gibt man sich Wein, Haschisch, Musik, Tanz und Liebe hin. Die sonst so asketischen Ordensleute wissen zu leben.
    Man errichtet ein großes Wohnhaus aus Stein, Holz und Bambus für alle. Schlafsäle, eigene Räume für Liebespaare, mehr zu Gunsten des Schlafes als dass man Privatsphäre suchte, und ein Raum für Meditation sind das Wichtigste. Der liegt meistens in Gewölben im Keller, nur von flackernden Kerzen beleuchtet. Im Keller lagert auch der Kohl und anderes Gemüse, Reis und Hanfsamen finden in einem Kornspeicher draußen Platz, wo es trocken ist. Mäuerchen umgeben die Gemüsegärten und den Hof, auf dem man meist isst und feiert. Dort steht eine niedrige Tafel umgeben von Sitzmatten. Gekocht wird über dem offenen Feuer. In gebirgigen Regionen sieht man die Reisfelder, die jede Gemeinde umgeben, auf Terrassen angeordnet.
    Reis und Kohl stellen die absoluten Grundnahrungsmittel dar, Bohnen decken den Bedarf an Eiweiß. Gebraten wird in Sesamöl. Von Tieren nimmt man nichts, weder Fleisch, noch Eier, noch Milch. Einige Gemeinden nicht einmal Honig. Sie haben eigenen Willen, Gewalt gegen sie würde das Universum mit Gewalt gegen die Täter beantworten. Erstaunliche Kenntnisse um Gemüse und Kräuter ermöglichen es so auch Kindern ohne künstliche Präparate gesund zu leben. Vermutlich sind einige Pflanzen auch genetisch manipuliert. Ausgewogen in den fünf Geschmacksrichtungen soll jede Mahlzeit sein, mehrere Gänge kennt man nicht. Neben Reisgerichten kommen auch Nudelsuppen auf den Tisch.

    Das Universum wird als intelligente Macht gesehen. Alles ist Teil davon, wächst zu einem Gesamtbewusstsein zusammen. Jeder Gewaltakt gegen einen Teil ist ein Gewaltakt gegen das Ganze, sei es gegen Mensch, Tier oder Umwelt. Und das wird eine Reaktion herausfordern. Der Kataklysmus war die Reaktion auf die Ausbeutung großer Teile der Galaxie, Gier und Kriege. Wer friedlich und genügsam lebt, wird Frieden und Liebe erfahren. Natürlich schützt auch das nicht völlig vor Krankheit und Naturkatastrophen, das ist dem Orden durchaus bewusst. Doch wer seine Umwelt nicht verseucht und ganzheitlich lebt, den wird es viel seltener treffen. Das Universum hat das Leben nicht hervorgebracht, um es zu vernichten. Wie die Zelle eines Körpers muss es sich nur einfügen, wird es wie eine Krebszelle gierig und wuchert, muss es aber geheilt werden.
    Oberstes Gebot ist die Nicht-Verletzung. Pazifismus und Bewahrung der Schöpfung. Pflanzen sind ein Geschenk des Universums und dürfen achtsam geerntet und genutzt werden. Auch Raubtiere gehören freilich zum großen Ganzen, auch wenn sie Gewalt üben müssen, um das Gleichgewicht zu erhalten. Menschen haben das nicht nötig.
    Mit dem Tod kehrt man zurück in die Alleinheit des Universums, um dann wiedergeboren zu werden. Die Seele steigt auf in das All, der Körper wird im Boden begraben. Beides bleibt Teil des Ganzen.
    Wo man glaubt, dem Universum Schaden zugefügt zu haben, straft man sich selbst durch fasten, vorübergehendes Zölibat oder Schweigegelübde. In seltenen Fällen auch Selbstgeißelung. So will man die Reaktion überflüssig machen.

    Das Streben nach Macht wird völlig abgelehnt. Alle Entscheidungen in der Gemeinde werden zusammen getroffen, ausführlich besprochen, abgestimmt. Auch die Kleinsten haben schon Anteil an solchen Versammlungen. Vielleicht entscheidet das Universum ja gerade einem unverbrauchten Geist die rechte Eingebung zu geben? Solche Versammlungen sind aber ohnehin nur sehr selten nötig. Selbst wenn man angegriffen würde, würde man wohl eher selbstständig die Flucht ergreifen oder den Angreifern freundlich und offen begegnen, um ihnen zu zeigen, wie die wahre Harmonie funktioniert.
    Es existieren auch sonst keine gesellschaftlichen Hierarchien, nicht einmal nach Alter, geschweige denn Geschlecht, Bios oder Beruf.
    Die Gesetze sind vor allem aus dem Gebot der Nichtverletzung abgeleitet und nie fest formuliert. Wer sich vergeht, dem versucht die Gemeinschaft die Falschheit seines Tuns bewusst zu machen. Er soll dann selbst eine geeignete Buße wählen, vor allem das Kümmern um das Opfer ist beliebt. Die Erziehung in der Gemeinde macht solche Fälle aber äußerst selten. Nur in einer Hand voll Fällen kam es vor, dass ein Mensch, vermutlich mit soziopathischen oder psychopathischen Neigungen, aus einer Gemeinde verbannt werden musste. Dafür ist freilich ein Minimun an Gewalt nötig, oft wurden sie auf Missionsreisen sogar auf anderen Himmelskörpern ausgesetzt.

    Die Wirtschaft basiert vor allem auf Landwirtschaft. Reis ist extrem Ertrag- aber auch Arbeitsreich und hält große Teile der Bevölkerung beschäftigt. Auf Maschinen verzichtet man völlig, mit einfachsten Geräten nährt man sich von seiner Hände Arbeit. Einfache Werkstätten stellen das nötige Werkzeug her, das immer wieder repariert wird. Gerade mit der Handelsgesellschaft handelt man bisweilen, gerade Reis gegen Rohstoffe, die man selbst nicht abbauen kann oder will oder auch komplexere Ersatzteile. Erstaunliches hat man auf dem Gebiet der Medizin anzubieten: Hier kommen moderne Geräte des Urvolkes oder nach deren Vorbild gebaute Maschinen zum Einsatz. Man weiß um Hygiene, kann auch komplexe Operationen durchführen, weiß Pharmaka herzustellen, die auch einen Arzt aus dem letzten Reich oder dem Bündnis in Erstaunen versetzen würden. Wer Heilung bringt, dem wird auch das Universum Heilung bringen. Auf Missionsreisen bieten sie kostenlose Versorgung an, was die gerade bei den Armen im Bündnis beliebt macht. Auch ohne strukturiertes Studium, ganz unter Anleitung und Vorbild eines älteren Arztes, bringt der Orden herausragende Mediziner hervor, die Schul- mit alternativen Methoden ganz selbstverständlich und erfolgreich kombinieren.
    Bergbau wird, wenn überhaupt, nur sehr vorsichtig betrieben, um keine Schäden zu verursachen. Kräuter, die sich nicht kultivieren lassen, werden gesammelt.
    Neben den medizinischen Geräten werden von einigen Gemeinden auch Raumschiffe gewartet und betrieben, vor allem mit Ersatzteilen, die ertauscht wurden. Eine Währung ist unbekannt, ebenso jede Form von Privatbesitz. Alles gehört dem und zum Universum und somit alles allen.

    Nur sehr wenige forschen, dann meist auf dem Gebiet der Medizin, das höchstes Ansehen genießt. Es gibt aber leidenschaftliche Ordensleute, die das Wissen um das Universum ergründen wollen, freilich mit ihrer ganz eigenen Weltsicht und ihren ganz eigenen Methoden. Die klassischen Naturwissenschaften haben überwiegend Verseuchungen und Konflikte gebracht und sind zu meiden. Die Suche nach Weisheit aber muss kein falscher Weg sein.

    Militärisch haben sie nichts vorzuweisen. Keinerlei Waffen nennt man sein eigen. Die Schiffe werden grün angestrichen und senden ein bestimmtes Signal in Form von Gesängen aus. Man kennt es in der Galaxie, weiß, dass weder eine Bedrohung davon ausgeht, noch etwas zu holen ist. Nur das letzte Reich, das die „primitive Religion“ des Ordens als eine Gefährdung für die eigene Ideologie ansieht, lässt die Schiffe nicht in den eigenen Raum. Auch der Planet Airene hat bisher keine Begehrlichkeiten geweckt – noch.

    Man teilt eine gemeinsame Sprache, die wohl schon von der Exodus-Flotte gesprochen wurde, die einst den Planeten besiedelte. Die passende Schrift beherrschen schon wenige. Wer sich als Missionar betätigen will, der lernt freilich noch andere.

    Kunst ist ein Ausdruck für die eigene Erkenntnis der Schönheit des Universums. Wer schreiben kann, übt sich in Kaligraphie, um das geschriebene Wort in seiner Gänze zu erfassen. Wände werden verputzt und kunstvoll bemalt. Ekstatische Tänze sind eine Form der Meditation, können wild und schnell oder aber sehr ruhig ausfallen. Am wichtigsten aber ist die Musik mit Flöte, Zither, Gesang und Trommel. Auch Gedichte, gerade auf die Herrlichkeit des Universums hört man allenthalben.

    Ungewöhnlich sind sicher die Missionsreisen. Mit Raumschiffen macht man sich zu anderen Kulturen auf, bietet kostenlose medizinische Versorgung an. Und man erklärt seine Überzeugungen, ganz ohne jede Überheblichkeit, sachlich und stoisch gelassen. Bisweilen auch begeistert. Keine Aufforderungen sind nötig, um zum Ziel zu gelangen. Viele ignorieren die „Fanatiker“ einfach, doch fast immer findet sich einer, dessen Herz bewegt wird. Der einen Sinn in allem sucht und nun endlich findet. Er kann mitkommen oder er bleibt zurück und kleine Sekten können sich formieren, die den galaktischen Frieden in die eigene Kultur zu integrieren versuchen. Es geht dabei nicht um die Ausweitung des Einflusses des Ordens, sondern darum, möglichst viele Menschen auf den rechten Weg zu führen. Wer anderen das Heil bringt, wird Heil erfahren.

    Fremden gegenüber ist man gastfreundlich und offen gegenüber. Auf Herausforderungen und Provokationen reagiert man gelassen. Wer andere zu verletzen versucht, schadet sich nur selbst. Dieses Verhalten kann andere schier in den Wahnsinn treiben und wird oft als Arroganz missverstanden. Gerne Teilt man sein Essen und seine Medizin. Wenn die Ärzte in anderen Kulturen keinen Rat mehr wissen, suchen Kranke Airene gar nicht so selten auf und finden dann erstaunlich oft Heilung.
    Politische Bündnisse und Feindschaften gibt es keine. Man bleibt Neutral. Nur zur Handelsgesellschaft hat man ein auffällig gutes Verhältnis.

    „Der“ Ordensmensch ist gelassen und freundlich, achtsam und sanftmütig. Entgegen anderslautender Gerüchte ist er aber kein träumender Taugenichts, sondern kann zupacken. Gerade für die Feldarbeit wichtige Fähigkeiten wird er mitbringen.

  • Woah, du haust ja wieder Infos raus! :D


    @Bündnis:
    Die Beschreibungen der Gesellschaft klingen mir dafür das es doch einige Planeten sind, etwas sehr homogen, ich gehe mal davon aus das es da schon gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Planten/Kontinenten etc gibt?
    Mal mehr, mal weniger Soziallleistungen, Baustile etc?

    Und da du Videospiele erwähnt hast: So ganz klassisch wie wir sie heute haben? Eher in die VirtualReality-Richtung natürlich mit kleineren Brillen zum Aufsetzen?
    Oder gibt es schon neurale Anschlüsse um wirklich ganz abzutauchen, was dann natürlich ganz neue Möglichkeiten, Welten und Abhängigkeiten erzeugen kann...


    @Orden des Friedens:
    Das erwähnen von Hanf und Reis irritiert mich, da ich bei einer Gesellschaft die über die halbe Milchstraße (oder von was von einer Ausdehnung reden wir überhaupt?) ausgedehnt war, vermutlich eine fast unüberschaubare Zahl an Rausch- und Nahrungsmittel bekannt sein müsste bzw. es auch synthetisch optimierten Kram gibt der von den uns bekannten massiv abweicht. :hmm:
    Aber eine interessante Idee solange sie nicht das Ziel von religiöse Fanatikern werden oder so....


    @Die Verwilderten:
    Mehr oder weniger wohl "der Rest" da hier wohl jeder Planet eine ganz eigene Kultur bzw vermutlich Kulturen hervorbringen wird.
    Wie schaut es denn hier mit "altem "Wissen" aus?
    Gibt es z.B. antike Gesellschaften die aber das Wissen um die Schußwaffen erhalten haben? Oder das Wissen dank stabiler Computer überdauert hat die Gesellschaft aber bewusst einfach landwirtschaftlich leben (wobei das dann wohl sehr dem Orden des Friedens entspricht), oder anders wilde kombinationen, Steampunk-raumfahrt z.B.?

    Falken haben doofe Ohren

  • @Bündnis:
    Die Beschreibungen der Gesellschaft klingen mir dafür das es doch einige Planeten sind, etwas sehr homogen, ich gehe mal davon aus das es da schon gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Planten/Kontinenten etc gibt?

    @Alcarinque Ich habe es geschafft, es zu zitieren, aber nicht zu beantworten. Klar, es ist eher ein Kulturkreis, wie Europa meinetwegen. Man ist sich über einige Dinge einig, teilt so einige Gewohnheiten, aber es gibt auch Unterschiede. :)

    Und da du Videospiele erwähnt hast: So ganz klassisch wie wir sie heute haben? Eher in die VirtualReality-Richtung natürlich mit kleineren Brillen zum Aufsetzen?

    Da habe ich mir noch nicht so genaue Gedanken gemacht, muss ich zugeben... Es gibt vermutlich verschiedene Arten. :D

    Das erwähnen von Hanf und Reis irritiert mich, da ich bei einer Gesellschaft die über die halbe Milchstraße (oder von was von einer Ausdehnung reden wir überhaupt?) ausgedehnt war, vermutlich eine fast unüberschaubare Zahl an Rausch- und Nahrungsmittel bekannt sein müsste bzw. es auch synthetisch optimierten Kram gibt der von den uns bekannten massiv abweicht.

    Ist natürlich gegetisch manipuliert. ;) Davon kannst du bei allen Nutzpfalnzen ausgehen. Die genannten Pflanzen dienen mit ihren natürlichen Vorzügen eher als Grundlage.

    Gibt es z.B. antike Gesellschaften die aber das Wissen um die Schußwaffen erhalten haben?

    oder anders wilde kombinationen, Steampunk-raumfahrt z.B.?

    Sowas kann es geben. Von Steinzeit bis Moderne kann da alles vorkommen. Raumfahrt stellt bei den Verwilderten aber die absolute Ausnahme dar. Was erhalten oder neu entwickelt wurde kann sich natürlich enorm unterscheiden.


    Es folgt eine am Cyberpunkt orientierte, eher utopische Kultur, die Dank ihrer abgelegenen Lage vom Krieg nicht ganz so schlimm getroffen wurde und auch heute noch vergleichsweise isoliert lebt. Gerade Liebhaber von Cyber-Verbesserungen kommen hier auf ihre Kosten. ;)

    Die Renaissance

    Warum in die Zukunft blicken, wenn das goldene Zeitalter doch in der Vergangenheit liegt? Die Menschheit mehr vergessen hat, als Forscher Neues finden können? Die Bewegung der Wiedergeburt, begünstigt durch sehr viele erhaltene Technologien, breitete sich wie ein Sturm über den Planeten Wotan aus. Das Zeichen des Phönix weht auf allen Fahnen. Es soll wieder werden, wie es vor dem Kataklysmus war.
    Kaum noch Biologos leben hier, Genetikos und Automatos sind die nächste Stufe der Evolution, die vor dem Kataklysmus begann und nun ihren Lauf nimmt. Mensch und Maschine sollen eins werden. Fast jeder hat irgendeine Cybertechnologie eingepflanzt. 6 Milliarden Menschen leben nun so. Gewaltige Megastädte beherbergen sie. Wer will schon wie die Verwilderten in der Natur leben?

    Schon nach der Geburt erfolgt die Initiation, ein Chip wird durch die Fontanelle ins Gehirn gesetzt, eine simple Verbindung zu einem Netzwerk wird hergestellt. Längst ist das Ziel eines Gemeinbewusstsein, eine Vernetzung zum Supergehirn nicht erreicht, wie man glaubt, dass es vor dem Kataklysmus existierte, doch der Tag wird kommen. Die Kindheit verbringt man in Ganztagsschulen, die vor allem die alten Sprachen des Urvolkes, Geschichte und Technologien aller Arten unterrichten. Man benötigt alle Kräfte, um das dunkle Zeitalter des Kataklysmus zu überwinden und zu alter Größe zurückzukehren. In der Jugend beginnt die Berufsausbildung mit schon etwa 14. Arbeitsteilung und Spezialisierung sind Zeichen einer überlegenen Kultur, je stärker, desto besser. So werden hoch spezialisierte Experten herangezogen, wenn auch mit etwas humanistischem Allgemeinwissen aus der Schulzeit. Begeistert formen die Erwachsenen die Gesellschaft, die Zukunft nach dem Bilde der Vergangenheit. Ungern gibt man sich mit den unvollkommenen natürlichen Körperteilen zufrieden, passend zu Beruf und Hobbys lässt man sich Cyberkörperteile einsetzen, wenn der Leib ausgewachsen ist. Durch die hoch entwickelte Medizin liegt die Lebenserwartung bei 90.
    Feste Ehen prägen das Familienleben. Man findet sich über Programme, die gezielt passende Menschen zusammenbringen. Zumindest der Theorie nach. Computer irren nicht. Wer es sich leisten kann, lässt seine Kinder designen – Genmanipulationen sind Altag, aber nicht immer erfolgreich. Heime nehmen die Opfer von Kunstfehlern oder Stümperei auf, so sie überleben. Wiedergeburt braucht Geburt – der Staat ermutigt zu vielen Kindern, schließlich soll die Menschheit auf alte Größe anwachsen. Vier Kinder sind der Durchschnitt pro Paar. Eltern werden großzügig unterstützt.
    Der Alltag ist trist. Die hohe Spezialistisierung ist zwar effektiv, führt aber zu furchtbarer Eintönigkeit. Glücklicherweise übernehmen Maschinen die stupidesten Arbeiten. So sucht man in der Freizeit umso mehr die Zerstreuung. Vor allem Musik, Filme und Schriften aus der Zeit vor dem Kataklysmus sind beliebt, so sie erhalten blieben. Aber auch wilde Raserei mit kleinen Shuttles in der Leere des Alls ist ein teures, aber beliebtes Vergnügen. Bewegungsmangel ist eine Folge der Gesellschaft, die solche Berufe und Freizeitbeschäftigungen betreibt. Medikamente sorgen dafür, dass dies einigermaßen ohne Folgen bleibt.
    Natürliche Haare gelten als unhygienisch und Zeichen von Verrohung. Man rasiert sie sich zumindest ab, häufig behandelt man die Haut auch mit Lasern oder Pasten, die das Haarwachstum langfristig unterbinden. Perücken sind ein beleibtes Kleidungsstück, von denen jeder eine ganze Sammlung mit verschiedenen Farben und Frisuren hat. Lange Mäntel sind in Mode, Schuhe haben gern dicke Sohlen oder gar Absätze. Cybertechnologie ist zugleich Schmuck. Besonders in Mode ist es, ein Auge durch ein offensichtlich künstliches zu ersetzen, das auch ultraviolettes oder infrarotes Licht sichtbar machen kann. Wie der alte Gott, der dem Planeten den Namen lieh, opfert man symbolisch ein Auge für die Erkenntnis. Der praktische Nutzen ist freilich wenig gegeben. Künstliche Arme und Beine, Implantate – alles wird stolz und offen getragen wie andernorts Tätowierungen. Wie beim Auge ist der Nutzen oft zweitrangig.
    Man begeht Feste, die man aus alten Quellen zu eruieren glaubt. Weihnachten. Einheitstag. Lichtfest. Den ursprünglichen Sinn kennt man oft nicht mehr. Gerne besucht man als Familie oder Freunde Konzerte oder Filmvorstellungen passend zum Feiertag und spricht danach bei gutem Essen darüber.
    Die Gebäude sind gewaltige Komplexe, die Reichen wohnen an der Außenseite, wo es Fenster gibt, die Ärmeren weiter im Innern. Brücken und Tunnel verbinden mehrere dieser Komplexe zu Städten. Auf verschiedenen Höhen und Seiten finden sich Landeplätze für kleine Privathubschrauber oder auch größere, die als öffentliche Verkehrsmittel dienen. Den Dreck des Bodens hatte die Menschheit einst verlassen und das soll wieder so sein. In den Gebäuden fahren Aufzüge nicht nur horizontal, sondern auch vertikal und bringen die Leute ans Ziel. Neben Wohnungen finden sich überall auch Läden, Märkte und Hallen für Film- und Musikvorführungen. Ausgeklügelte Lüftungssysteme sorgen für ein angenehmes Klima. Nach draußen gibt man sich selten, und dann nur um in einen Hubschrauber oder ein Shuttle zu steigen. Küchen in Privatwohnungen sind selten, man geht zum Essen in die zahlreichen, teils erschreckend billigen Restaurants oder holt sich Fertiggerichte nach Hause. Drogen haben einen großen Platz. Die Medizin kann fast jeden Schaden beheben, selbst Suchten können durch Eingriffe ins Gehirn abgemildert werden. So kann man sich auch härteren Drogen gefahrlos hingeben, sie sind legal. Nur Rauch gilt als unzivilisiert. So entflieht man dem Alltag durch allerlei Substanzen.

    Man ist voll auf die glorreiche Vergangenheit der Menschheit ausgerichtet. Wer ein altes Kunstwerk wiederentdeckt, wird gefeiert wie sonst ein berühmter Künstler. Neuen Ideen steht man sehr skeptisch gegenüber, alles wird daran gemessen, was das Urvolk (scheinbar) getan, gesagt oder gedacht hat. Wer etwas Neues einführen will, muss erst an Geschichtswissenschaften belegen, dass das Urvolk etwas Vergleichbares hatte. Hatte es das nicht, gab es wohl einen guten Grund dazu. Empirie ist alles. So zweifelt man daran, dass die Aliens nicht ausgerottet wurden oder wieder angreifen wollen. Zu lange hat man nichts mehr von ihnen gesehen oder gehört. Andere Kulturen belächelt man wegen ihres Wahns, eigene Wege weg vom Urvolk zu gehen. Völlig egal ist dabei, dass die Quellenlage mehr als lückenhaft ist und was man hat oft Interpretationsspielraum hat. Das Bild von der Vergangenheit ist verzerrt, die eigene Kultur würde auf das Urvolk vermutlich wie eine Parodie wirken.
    Der Mensch muss sich verbessern, auf die nächste Ebene gelangen. Das Urvolk stand durch Automatos und Genetikos kurz davor. Der Weg muss wieder aufgenommen und vollendet werden. Doch bis dahin nimmt man, was man kriegen kann – Technologie. So weit geht der Fanatismus, dass einige versuchen, sich durch Viren noch im Erwachsenenalter genetisch zu manipulieren – ein ungeheuer riskantes und selten erfolgreiches Verfahren.
    Möglichst viel von sich lädt man, noch ganz simpel durch Tastenschläge, in ein allgemein zugängliches Netzwerk hoch. So erreicht man ein gewisses Maß an Unsterblichkeit. Künstliche Intelligenzen werten beständig alles aus, errechnen wahrscheinliche Antworten. Stellen gar Rückfragen. Für Tote können sie dann sprechen – Hinterbliebene chatten so mit längst Verstorbenen. Der Körper wird verbrannt, künstliche Verbesserungen werden recycled.
    Nichts gilt als wahr, bis es wissenschaftlich bewiesen ist. Wobei eine Behauptung in einer urvölkischen Schrift schon als hinreichender Beweis gilt.

    Politik ist ein Studium und ein Beruf. Das System ist technokratisch. Emsig analysieren KIs alle Informationen schon von Kindern und wählen einige aus, die dann studieren. Ethisch-moralische Gefestigtheit, Intelligenz und Belastungsfähigkeit spielen eine Rolle. Schließlich kommt es zum Examen, die besten werden als Herrscher eingesetzt. Natürlich streng spezialisiert auf Ministerien wie Wirtschaft, Gesundheit, Verteidigung etc. – schon in der Ausbildung. Wer es nicht gleich hineinschafft, erhält dennoch Diäten und kommt je nach Ergebnis auf einen Platz der Warteliste. In Wahlen kann ein Politiker nur abgesetzt werden, wenn eine Mehrheit mit ihm unzufrieden ist. Die Minister beraten sich mit solchen, die nicht eigentlich in der Politik sitzen und vor allem Computern, die scheinbar beste Lösungen errechnen.
    Die Gesellschaft ist gerade nach Fähigkeiten gegliedert. Wer den höheren errechneten IQ hat, hat meist auch das höhere Ansehen, die besser bezahlten Berufe und allgemein das angenehmere Leben. Nur wem diagnostiziert wird, dass er seine Intelligenz zu asozialen Zwecken einsetzt, fällt ab. Ständige Tests in Kindheit und Jugend legen so das ganze Leben fest.
    An primitive Konzepte wie gut und böse glaubt man nicht. Jeder ist Ergebnis seiner Gene und äußerer Einflüsse. Unethisches und ungesetzliches Handeln werden eher als Symptome von Krankheiten oder schädlicher Einflüsse betrachtet. Nicht Strafe, sondern Behandlung stehen im Vordergrund. Und dafür muss man nicht einmal ein Verbrechen begangen haben, schon eine errechnete Neigung genügt. Prävention ist besser als Schaden zu beheben. Medikamente, die andernorts als Drogen gelten würden werden zwangsverabreicht, gerne auch durch Implantate, die das ganz automatisch erledigen und nur gelegentlich nachgefüllt werden müssen, wen sie nicht sogar aus körpereigenen Substanzen ihren Wirkstoff kreieren können. Eingriffe ins Gehirn, langfristige Behandlungen in Psychiatrien, Peilsender und diverse andere Dinge kommen zum Einsatz, (potentiell) Straffällige zu formen oder zumindest so genau zu beobachten, dass sie keinen Schaden anrichten können. „Gerechtigkeit“ gilt als ein leeres Wort ohne Bedeutung, ein wahnsinniges Konzept aus falschen Religionen. Polizisten arbeiten in einem Team von Menschen und Robotern, wobei die Menschen alle ethischen Entscheidungen treffen, die Roboter aber Gewalthandlungen übernehmen – Menschen in Gefahr zu schicken gilt als primitiv und barbarisch.

    Maschinen bewirtschaften gewaltige Gewächshäuser voll automatisch. Vom natürlichen Wetter macht man sich nicht abhängig. Zuverlässig werden reiche Ernten eingefahren, ohne dass ein Mensch sie je gesehen haben muss.
    Vieh hält man keines mehr. Fleisch ist ineffizient, Nahrung primitiver Hirtenvölker. Gleiches gilt für Fischzucht. Höchstens stellt man es synthetisch her. Dies ist ökologisch, ethisch und gesundheitlich (man legt die Eigenschaften genau fest und lässt gewisse natürliche, ungesunde Anteile weg) besser zu verantworten. Auch Bergbau und Industrie laufen voll automatisch. Menschen kontrollieren nur, ob alles funktioniert, wie es soll – eine stumpfsinnige Tätigkeit. Selten fallen auch kleinere Reparaturen an. In diesen Sektoren arbeiten nur die wenigsten „Schlechtesten der Schlechten“. Die meisten beschäftigen sich mit Programmierung und Forschung, allerdings ebenfalls gestützt von KIs. Auch in der Medizin und Psychotherapie halten noch Menschen das Heft in der Hand. Anwälte überwachen die korrekte Behandlung ihrer Mandanten (können sie aber nur sehr selten verhindern) und schlichten Rechtsstreite. Manager handeln Handelskontakte mit anderen Firmen, Städten oder gar Kulturen wie der Handelsgesellschaft aus. Politiker und Forscher, vor allem solche, die mit geschichtswissenschaftlichen Methoden altes Wissen nutzbar machen, haben das höchste Ansehen.
    Eigentum ist an Land und Gegenständen bekannt, auch an Tieren (wobei nur wenige Tiere besitzen). Eine elektronische Währung wird bei allen Geschäften benutzt. Die Arbeitszeiten sind kurz, viel gibt es für Menschen einfach nicht zu tun. Es gibt viele Arbeitslose, die aber gut versorgt werden.

    Forschen beschränkt sich in erster Linie auf die Suche und Auswertung von Quellen aus dem Urvolk, wobei Ergebnisse dann auch in naturwissenschaftlichen Experimenten überprüft werden. Zu lückenhaft ist die Lage, zu degeneriert der menschliche Geist, um darauf verzichten zu können. Nur wenige gehen heimlich und mutig den anderen Weg, kommen zu Ergebnissen und versuchen dann, auch in alten Quellen Entsprechungen zu finden. Diese Methode ist verpönt, da man sich automatisch die Weisheiten des Urvolkes zurechtdrehen muss.

    Das Militär setzt sich aus Kriegsmaschinen mit KI zusammen. Nur wenige Menschen sitzen noch in Raumschiffen und an Schaltkonsolen und das auch nur, um Entscheidungen ethischer Natur zu fällen. Einen eigenen Willen haben die Maschinen aber nicht. Kleine Drohnen mit Energiewaffen stellen das Rückrat, es gibt aber auch Jets, schwere Panzerfahrzeuge, selbst automatische Scharfschützeneinheiten. Dieser neue Level des Krieges gilt als Zeichen der technologischen und moralischen Überlegenheit gegenüber anderen Völkern. Würden alle zu kämpfen, kein Mensch müsste im Krieg mehr sterben, denn wenn erst einmal die eigenen Kriegsmaschinen vernichtet sind, lohnt sich kein Widerstand mehr, man kapituliert. So verliert der Krieg auch an Schrecken und Städte tragen Konflikte bisweilen in solchen aus. In leeren Ländereien finden die Schlachten statt, wie andernorts sportliche Ereignisse werden sie mit Spannung auf Bildschirmen verfolgt. Tatsächlich aber haben militärische Konflikte mit anderen Kulturen gezeigt, dass die Überlegenheit der Maschinen über altmodischere Armeen nicht in dem Maße gegeben ist, wie gerne propagiert wird. Es ist wohl eher die Abgelegenheit des Planeten Wotan, der ihn bisher vor Eroberungen bewahrt hat.

    Die Lingua Franka des Urvolkes wurde aus Filmen und Schriften rekonstruiert und ist Sprache der Wissenschaft und der Kunst, für Familien der Oberschicht gar des Alltages. Die eigentlichen Sprachen des Planeten werden eher belächelt, gelten als degeneriert. Auch Namen übernimmt man aus denen des Urvolkes.

    Die Kunstwerke aller Art stammen entweder aus dem Urvolk oder ahmen sie nach. Die Epoche kurz vor dem Kataklysmus gilt als kultureller Scheitelpunkt der Menschheit, den es wieder zu erreichen gilt. Vor allem Musik, Film und Schriftstellerei sind beliebt.

    Auf Wotan hat sich verhältnismäßig viel Technologie und Wissen erhalten, was er vor allem seiner Abgelegenheit verdankt. In vielen Lichtjahren Umkreis findet sich kein anderer bewohnbarer oder gar bewohnter Ort. So hat man selten Besuch. Von der Handelsgesellschaft nimmt man gerne Relikte und Quellen des Urvolkes aus dem Rest der Galaxie und bezahlt sie gut, sonst will man mit den verrohten Nomaden aber wenig zu tun haben. Fremde werden belächelt, aber auch fasziniert betrachtet wie ein Tier im Zoo – wie kann man nur unter solch elenden Umständen leben?
    Man weiß, dass man Begehrlichkeiten gerade des letzten Reiches wecken könnte, doch ist dieses weit weg und das Bündnis liegt zwischen den Kulturen – noch. Die eigenen Technologien teilt man ungern und kaum. Zu degeneriert sind die anderen Völker, um damit umgehen zu können. Andere müssen ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Fähigkeiten erst unter Beweis stellen.

    „Der“ Renaissance-Mensch ist selbstbewusst bis hin zur Arroganz gegenüber anderen Völkern. Seine Technologiegläubigkeit ist grenzenlos. Sein Zugriff auf und seine Fähigkeiten mit der höchst entwickelten Technologien der bekannten Galaxie können ihn zum wertvollen Verbündeten machen und fort von seiner Kultur wird er wohl oder übel nach und nach anerkennen müssen, dass da draußen auch anderes Können zählt und Maschinen nicht alles lösen können. Zumindest noch nicht.
    Er sollte eine gesunde Kenntnis alter Sprachen, Programmierfähigkeiten und geschichtliches Wissen (sei es legendarisch oder historisch) mitbringen.

    Einmal editiert, zuletzt von Windweber (13. November 2017 um 17:16)