Kapitel 10
(Fortsetzung)
Mit Kopfschmerzen erwachte Elion am nächsten Morgen auf einem Strohhaufen. Neben ihm schnarchte Thren lautstark und ein Elbenbogen an der Wand der Scheune deutete davon, dass Dania bei ihnen geschlafen hatte.
Beinahe gespannt drehte sich der junge Zauberer um und er wusste nicht wieso, aber er hielt Ausschau nach der wunderschönen Elbin.
Aber die Scheune war leer und Dania war nirgends zu sehen.
Mit ein paar freundschaftlichen Schlägen auf die Schulter weckte Elion den bärigen Zwerg, welcher grimmig und verschlafen aus seinen Träumen erwachte und den Zauberer unzufrieden anfunkelte.
"Weckt mich ja nie wieder so", knurrte er, aber Elion grinste belustigt und stand auf.
Dania und König Èomer standen gemeinsam am Brunnen und unterhielten sich angeregt über ein scheinbar wichtiges Thema, an dem sie Thren und dem Zaubere keine Teilnahme zusprechen wollten und schlagartig verstummten, als sie bei ihnen eintrafen.
"Was ist los?", fragte Elion und seine Augen hüpften durchdringend zwischen der Elbin und dem König von Rohan hin und her.
Die Elbin wandte den Blick von Elion ab und Èomer starrte den Zauberer abwägend an, dann sagte er:
"Nichts, werter Herr Elion. Manche Dinge müssen nun Mal besprochen werden. Dieses Ding geht euch aber nichts an!"
Mit einem letzten Blick zu Dania schlurften Thren und der müde Magier zur Tafel, auf der einige Brote für ein Frühstück bereitet worden waren.
Dankend aßen die zwei Freunde ihre Brote und unterhielten sich angeregt über ihre gestrige Nacht, von der Elion überwiegend wenige Erinnerungen hatte.
Nach dem Frühstück verabschiedeten sich die Gefährten und da ihre Pferde abhanden gekommen waren, verließen sie das Dorf zu Fuß und machten sich auf den Weg nach Gondor.
Bereits nach ein paar kurzen Wegstunden verabschiedete sich König Eomer und kehrte zu einem Reiterlager seiner Armee zurück, aus dem er ursprünglich gekommen war und ließ die drei Freunde ihre Reise alleine weiter gehen.
Stunden vergingen und während Dania schweigend voraus lief, hatten Thren und Elion nach kurzer Zeit eine weitere Einheit Geschichtsnachhilfe begonnen und der junge Zauberer hörte fasziniert zu, als der bärtige Zwerg von den Minen Morias erzählte.
Die Landschaft veränderte sich kaum und die Westfold unterschied sich nur wenig von den restlichen Landen Rohans. Flach, grasig und ein wenig felsig zogen die Landschaften an den drei Gefährten vorüber und die Sonne war weit über den Zenit geschritten, als Dania zum ersten Mal an diesem Tag etwas sagte:
"Wir passieren gleich die Grenze zu Gondor. Es kann sein, dass wir etwas nass werden!"
Beinahe geschockt von der Stimme Danias, starrten Thren und Elion zur Elbin vor.
"Gut", antwortete der Zauberer überrascht und grinsend grunzte Thren hinter seinem Rücken.
Der schmale Fluss, welcher sich kurz darauf vor ihnen auftat war nicht sonderlich tief und obwohl die Strömung ziemlich stark war, schafften es die drei Freunde innerhalb weniger Minuten über die grenze von Gondor und wie durch einen Zauber veränderte sich die Landschaft schlagartig.
Wälder und sanfte Hügel säumten die nächsten Meilen hinter dem Fluss und das Weiße Gebirge türmte sich inzwischen rechts neben den Gefährten in den Himmel auf.
Vor ihnen verdeckten einige Hügel den Horizont und Thren begann Elion von Minas Tirith zu erzählen. Ungläubig horchte der Zauberer den Geschichten über die weiße Stadt und er zweifelte leicht an den Übertreibungen des Zwerges. Immer wieder erwähnte Thren Aragorn und die Schlacht auf den Feldern von Pelennor, an denen sein Vater mitgekämpft hatte und schnell hatte der Zwerg Elion den genauen Hergang der Schlacht erklärt, während Dania schweigend vor ihnen herlief und in Gedanken versunken einen Pfad suchte.
"Wart ihr schon Mal in Minas Tirith, Dania?", fragte der Zwerg und riss die Elbin aus ihren Gedanken.
"Ähh, ja. Ja, ich habe die weiße Stadt gesehen", antwortete sie.
"Elion glaubt mir nicht", beschwerte sich Thren bei der Elbin.
"Na dann, Elion. Vielleicht wird euch das hier überzeugen...", grinste Dania zufrieden und deutete auf den grünen Hügel, den sie gerade überquerten.
Elion ging einige Schritte weiter und über dem Gipfel des Hügels tat sich eine gewaltige Stadt auf, die sich an die gewaltige Flanke eines Berges schmiegte. In ihrer Mitte trennte ein riesiger Vorsprung die Stadt in zwei Hälften und auf dem Vorsprung ragte ein wunderschöner weißer Turm in den Himmel.
Der weiße Stein reflektierte das Licht der Sonne und strahlend schimmerte die Stadt in der Ferne untere dem blauen Himmel. Thren hatte keineswegs gelogen und mit offenem Mund starrte Elion auf Minas Tirith. Die Stadt der Könige.
"Das ist beeindruckend", keuchte der Zauberer und blieb stehen um die Stadt in Ruhe sehen zu können.
"Nicht wahr?", stichelte der Zwerg und ging an Elion vorbei.
"Kommt schon, sie schließen das Tor bei Einbruch der Nacht. Ich will nicht auf der Straße übernachten!", rief Dania zurück und Elion setzte sich in Bewegung.