Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.473 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. März 2018 um 21:24) ist von Sternengirl.

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    Etwaige Parallelen zum aktuellen wirtschaftspolitischen Weltgeschehen sind natürlich rein zufällig. :D



    Die Orkparabel

    „Seit jeher züchtigen wir unsere Wölfe selbst!“, keifte Tilka. „Ihr nehmt mir meinen Rognok nicht weg!“
    Wütend warf sie Zlutak, dem Obersten der sieben Stammeswolfner, die vermoderte Tür vor der Nase zu. Er zuckte lässig mit den schmalen Schultern und kehrte der Bauernhütte den Rücken zu.
    Die Wolfner hatten erst gestern ein Mitglied verloren, als sie neue Welpen für die Reittierzucht gejagt hatten. Gute Reitwölfe waren eben gefährlich und schwierig zu domestizieren und selbst die einträglichen Verleihgebühren konnten die lebensbedrohliche Arbeit nur schwer ausgleichen. Doch nun war die Lösung zum Greifen nahe.
    Nun gut, meine Dame, dachte Zlutak hämisch, dann werden wir sie selbstverständlich nicht weiter belästigen.
    Ein Lächeln entblößte seine überlangen Eckzähne.
    Er überquerte den Dorfplatz, wo sein Vetter, der Waffner Gnork, gerade mit dem Zählen der Gewinne vom letzten Beutezug beschäftigt war. Offensichtlich waren die Krieger wieder erfolgreich gewesen, denn neben dem Arsenal zurückgegebener Waffen, welche teils noch blutverschmiert auf einer kleinen Trage lagen, konnte Zlutak die gut gefüllte Münztruhe sehen, in die Gnork soeben weitere Silberstücke legte. „Wie laufen die Waffnergeschäfte, guter Gnork?“, fragte Zlutak wie immer vollkommen unnötigerweise. „Wie geht’s dem Rudel?“, entgegnete der spitzohrige Waffner wie gewohnt. Ohne auch nur im Mindesten zu reagieren, ging Zlutak weiter.
    Seit Häuptling Angka nach einem blutigen Kneipenkampf festgelegt hatte, dass ab sofort zur Sicherheit auch alle Privatwaffen dem Dorfwaffner zu übergeben seien, sofern keine Jagd- oder Plünderkommandos angeordnet wurden, florierte sein Geschäft. Für die überaus aufwendige Waffenpflege und -aufbewahrung fielen nun mal kleine Gebühren an. So war das eben.
    Zlutaks Weg endete vor der imposanten Hütte des Orkhäuptlings. Die beiden postierten Wachen zeigten keine Regung, als er ohne Zögern die breite Tür aufstieß. „Seid gegrüßt, Häuptling Angka“, rief der Wolfneranführer laut und marschierte sofort auf die muskelbepackte, gepanzerte Orkin zu, welche mit dem Rücken zu ihm an der kleinen Feuerstelle saß. „Was willst du?“, fragte sie, ohne sich umzudrehen oder aufzustehen. „Etwas durch und durch Sinnvolles“, antwortete Zlutak bestimmt.

    Ein empörtes Raunen ging durch die knapp einhundert Orks, welche zu der zwei Tage später anberaumten Erlassverkündung erschienen waren. Eine Orkin mittleren Alters hob zornig den Arm.
    „Sprich, Tilka“, rief Angka, während sie in Gedanken nochmals ihren Text durchging.
    „Und warum, große Angka, sollen wir UNSERE Hauswölfe Zlutak und SEINER Wolfnerbande überlassen?!“, presste sie durch zusammengebissene Zähne, was die Menge mit Johlen und Stampfen bekräftigte.
    Auf diese Frage war Angka natürlich vorbereitet worden.
    „Nur wenige haben das Talent, einen Hauswolf zu einem kriegstüchtigen Reittier zu dressieren. Vernünftiger ist es, die Ausbildung der Hauswölfe den Wolfnern zu überlassen, denn nur sie haben die nötige Erfahrung.“
    Sofort erklang vereinzeltes Stampfen – Zlutak erkannte die von Gnork aufgestellten Waffnergehilfen –, welchem sich langsam alle Anwesenden verhalten anschlossen. Womit sie das Zetern Tilkas übertönten, die nun wutentbrannt den Dorfplatz verließ. Aus dem Augenwinkel konnte Zlutak sehen, wie Angkas Augen verstohlen seinen Blick suchten. Er nickte kaum merklich und überschlug in Gedanken bereits, wie viel er ihr geben würde. Da erspähte Zlutak in der Menge einen spitzohrigen Ork, der lautlos in seine Richtung sprach.
    „Wie laufen die Wolfnergeschäfte, guter Zlutak?“, las der Wolfner von des Waffners Lippen.
    Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

  • Die Trauerphase um den Ogermagus war ja nicht lang. :D Gut für uns! So, so. Da sollen also unschuldige Wolfsbesitzer einteignet werden, um zum Wohle aller Welpen zu züchten. Blanker Bolschewismus! Das werden sich die Orks bestimmt nicht gefallen lassen. Und dann noch der Zwang, seine Waffen abzugeben und noch dafür zu bezahlen. Ungeheuerlich! Da verfällt die Kultur, verfallen die alten Werte bei den Orks! Ich glaube, das wird noch witzig. Und spannend sowieso. Da habe ich bei dir keine zweifel, oh Godfather der Cliffhanger. ^^ Ja, wie üblich so weit ich sehe fehlerfrei und gut zu lesen wie üblich... Und viel mehr ist ja noch nicht passiert.

  • Die Stimmung unter den Orks war gedrückt, seit ihre Wölfe nacheinander abgeholt wurden. Erwartungsgemäß dauerte es nur wenige Tage, bis ein Krieger Angka herausforderte. Von Tilka lautstark angefeuert bezwang der stattliche Ork Angka schließlich in fairem Kampf. Die geschlagene Orkin übergab gemäß der Dorftradition ihre Halskette mit dem Stammesemblem und wandte sich der kleinen Hütte des siegreichen Orks zu, welche ab jetzt ihr Unterschlupf war. Als der neue Orkhäuptling seine Axt siegreich brüllend gen Himmel reckte, war Tilkas Jubel nicht zu überhören. Während der Ork auf seine neue Hütte zuging, suchte er den Augenkontakt mit Zlutak und Gnork. Einvernehmliches Nicken und Lächeln. Wie immer.


    Und die Moral von der Geschicht' ?
    Wo Wölfe und Waffen weilen, will jeder mal Häuptling sein.

  • Was? Schon zu Ende oder was? Schade, es hat mir sehr gut gefallen und es würde mir noch viel mehr gefallen, wenn du vielleicht mal eine etwas längere Geschichte mit diesen Kerlen schreibst :)

    Wütend warf sie Zlutak, dem Anführer der sieben Stammeswolfner,

    Das ist jetzt eigentlich wohl eine ziemlich subjektive Anmerkung meinerseits, aber ich hätte da so ein Vorschlägchen: Da es sich bei den Wolfnern (was ich btw, genau so wie Waffner, wirklich Klasse als Berufsbezeichnungen finde! Einfach aber klingt einfach nur super!) ja scheinbar nicht direkt um Krieger in erster Linie handelt, wie wäre es da mit der Bezeichnung "der Oberste der sieben Stammeswolfner"?

    Sofort erklang vereinzeltes Stampfen – Zlutka erkannte die von Gnork aufgestellten Waffnergehilfen –, welchem sich langsam alle Anwesenden verhalten anschlossen.

    Dieser kleine Einschub verwirrt mich irgendwie. Was genau tun diese Waffnergehilfen denn außergewöhnliches, dass sie von Zlutka scheinbar so misstrauisch ins Auge gefasst werden?

    Ansonsten hat es mir gut gefallen (könnte von mir aus auch gerne länger sein, wie gesagt :whistling: ).

    "Vem har trampat mina svampar ner?!"

  • @Xarrot Den "Obersten" hab ich übernommen, klingt in der Tat glaubwürdiger.

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    Die andere Stelle hast du falsch aufgefasst. Zlutak hört das Stampfen und sieht, dass es die Waffner initiiert haben, also planmäßig. Die ganze Regelverkündung ist durch und durch abgekartet und vom Waffner-Wolfner-Kartell inszeniert, damit die Wolfner zukünftig private Wölfe umsonst einziehen können. Und der Waffnerchef ist der Vetter des Wolfnerobersten...

  • Tolle Geschichte :)

    Im ersten Moment dachte ich mir: Seltsame Namen für Menschen, würden wohl eher zu Trollen oder Orks passen. Hat sich dann aber relativ schnell geklärt :)

    Das Ende finde ich etwas schade, da hätte man eine wirklich tolle Geschichte spinnen können, ohne jetzt zu weit zu WOW abzudriften, aber ich denke ist ja immernoch ohne Problem für dich möglich, weiter zu machen, denn der Schreibstiel ist wirklich gut und spannend. :)

    Ein Held. Ein Beschützer ganzer Völker. Geehrt und Bejubelt. Und trotzdem alleine.

  • 8| Wieso seh ich das erst jetzt? Danke, @LirayLegend fürs Hervorkramen!


    @bigbadwolf : Gute Geschichte und meines Erachtens absolut nicht zu kurz. Tilka tut mir leid, in ihrem "frommen Glauben", nun etwas erreicht zu haben. Wolfner und Waffner sind einander näher als den Bauern... immer und überall. :|

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Eine wunderhübsche kurze Orkgeschichte. Es wäre wunderbar wenn du mal eine etwas längere Geschichte schreibst.

    Eins habe ich nicht verstanden: Die Frau die in dem Bauernhaus wohnt, ist doch ein Ork, aber seit wann gibt es Orks die als Bauern tätig sind ?

    Oder ist mir das entfallen!?

    :chaos::smoker:

  • Eine wunderhübsche kurze Orkgeschichte. Es wäre wunderbar wenn du mal eine etwas längere Geschichte schreibst.

    Eins habe ich nicht verstanden: Die Frau die in dem Bauernhaus wohnt, ist doch ein Ork, aber seit wann gibt es Orks die als Bauern tätig sind ?

    Oder ist mir das entfallen!?

    Nochmals hallo an Bord, Kleiner Liki!

    Eine längere Geschichte? Dann solltest du mal meinen Der Oger Magus anfangen zu lesen.
    Zu deiner Frage: Von irgendwas müssen auch Orks leben und nicht alle Orks eignen sich zwangsweise zum Krieger oder Schamane oder so. Das Jagen und Sich-bekriegen allein hat ja auch der Menschheitsgeschichte nicht zur Blüte verholfen. Ackerbau war da ungemein wichtig, also gehört es für mich auch in die Orkgesellschaft.

  • @bigbadwolf

    Ha! Das war doch mal eine knackige Geschichte für meine Bahnfahrt. :thumbsup:

    Sie war flüssig, gut zu lesen und hatte eine gute Länge :D