Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 6.542 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. November 2020 um 22:31) ist von Rune.

  • Zuerst wollte ich den Text nur nacheinander reinstellen, aber ich glaube, dass man dann den Sinn des Textes nicht richtig verstehen würde. Darum habe ich die Kurzgeschichte komplett reingestellt. Zwar ist es nun recht viel zu lesen, aber mir geht es auch nicht unbedingt um die Korrektur, sondern vielmehr um die Message an sich. Ich hoffe, ihr verzeiht mir dies und genießt meine Kurzgeschichte.


    25.8. 2017

    Wie einstudiert wanderte meine linke Hand samt Kopfhörer zu den Ohren und steckte sie ein, während ich mit meiner rechten Hand auf dem Handy die Playlist aufrief. Kaum ertönten die ersten Klänge, fühlte ich mich viel entspannter. Der ganze Ballast fiel von mir. Der Stress, die Arbeit und das Leben fühlten sich angenehmer an.
    Wiedermal war Freitag Nachmittag. Wiedermal wusste ich nicht, was ich am Wochenende tun wollte. Vermutlich doch wieder nur die Zeit am Computer totschlagen, mit hirnabtötenden Onlinespielen, während ich mir das komplette Sortiment an Fastfood hineinstopfe. Das größte, das ich mir gönne.
    Und am besten konnte man dies mit ordentlicher Musik einläuten. Um all den Großstadtstress zu vergessen. Die mit Feinstaub verpestete Stadtluft der vielen Autos, die an mir vorbeifuhren. Die Passanten, die stur und scheu auf dem Bürgersteig flanierten. Der ohrenbetäubende Lärm.
    Wie jeder andere Freitag.

    Bis auf eine junge Frau, die etwas unbeholfen ihren Weg durch die Menschenmassen suchte.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete ich sie. Viel erkennen konnte ich von ihr nicht. Dafür war es hier zu überfüllt.
    Sie kam immer näher und schaute in meine Richtung. Wollte sie etwas von mir?
    Ich ließ mich erstmal nicht beirren und konzentrierte mich wieder auf meine Musik.
    Aber sie kam immer weiter auf mich zu und ließ den Blick nicht von mir ab.
    Ich drehte mich um, niemand war zu sehen. Sie wollte tatsächlich zu mir.
    Bereits geahnt, stellte ich die Musik leiser und nahm die Kopfhörer ab. Hässlich war sie keineswegs. Optisch schon ansprechend. Anfang zwanzig schätzte ich sie. Schwer zu sagen, was mir an ihr am besten gefiel. Ob die lässigen Klamotten oder die flippige Frisur. Jedenfalls fühlte ich mich überrumpelt.

    „Entschuldigung, kennst du rein zufällig den Weg zur Post in Southwest-Stanville?“ Sie blickte auf ihre Uhr am Handgelenk. „Ich habe nur noch knapp eine halbe Stunde Zeit und weiß absolut nicht, wie ich dort hinkomme.“
    Ich war immer noch leicht irritiert von ihrer Aufmachung in Kombination mit der teuren Uhr und der recht ungezwungenen Anrede. Natürlich wusste ich den Weg, fuhr schließlich jeden Tag mein Bus diese Route.
    „Zwanzig Minuten braucht der Bus ungefähr bis dort hin. Er kommt in zwölf Minuten. Also wären Sie in einer guten halben Stunde dort.“
    „Das ist leider zu spät“, bedauerte sie und schaute wieder auf ihre Uhr. Nach ein paar Sekunden peinlichen Schweigens blickte sie wieder auf und mir direkt in die Augen. „Kannst du mir den Weg erklären? Ich bin mit dem Auto hier und fände es etwas umständlich, mir noch ein Ticket für den Bus zu kaufen.“
    „Ja, gern...“ Irgendwie kam ich mir leicht veralbert vor. Keine Ahnung, warum. Aber irgendwas sagte mir, dass es vielleicht sogar besser wäre, wenn sie es nicht rechtzeitig schaffen würde. Aber was gingen mich anderer Leute Probleme an?
    „Sie folgen der Hauptstraße, den Park entlang, bis zur zweiten Kreuzung und biegen dann links ab in die Jefferson. Dieser folgen Sie dann bis zum Supermarkt und biegen dann halb rechts ab. Wenn Sie es bis Vierunddreißig dorthin schaffen, fahren Sie durch, bis zur Carson-Efron Bank und dann über die Brücke. Wenn Sie es nicht bis Vierunddreißig schaffen, fahren Sie schon die Einbahnstraße vor der Bank links rein. Aber falls dort schon von Anfang an alles zugeparkt ist, fahren Sie gleich an der nächsten Kreuzung rechts in das Wohngebiet. Dann immer rechts abbiegen, bis Sie wieder bei der Brücke rauskommen. Das klingt zwar nach einem Umweg. Aber wenn man bedenkt, dass Dreißig die Geschäftsleute Pause haben und etwa fünf Minuten brauchen, um die Gebäude zu verlassen, und somit die ganze Kreuzung blockieren, ist meine Alternative doch sinnvoller. Jedenfalls, wenn Sie die Brücke überquert haben, wechseln Sie in die zweite Spur von links und folgen dieser bis zum Kreisverkehr. Da dann die zweite Ausfahrt nehmen, durch die Unterführung und schon sind Sie da. Außer Sie haben eine Kreuzung vor dem Supermarkt länger als fünf Sekunden rot. Dann biegen Sie nicht ab, sondern fahren weiter, bis sie links die große AnRaMexx-Reklame sehen. Das ist die Werbung mit der hübschen Rothaarigen mit den großen Ballons. Dahinter biegen Sie dann links in die B. Franklin ab und fahren die Serpentinen entlang. Anschließend durch die zwei Unterführungen und an der T-Kreuzung rechts. Dann die vierte Einbahnstraße links und am Ende wieder rechts. Der Straße folgen, bis Sie dann dort zum Kreisverkehr kommen. Dort auch wieder die zweite Ausfahrt und geradeaus. Dann kommen Sie auch hin.“

    Ganz verwirrt blickte sie drein, mit imaginären Fragezeichen über dem Kopf. „Es tut mir leid, aber ich habe absolut nichts verstanden.“
    Wieder schaute sie auf die Uhr und wurde langsam immer unruhiger. Und gleichsam fragte ich mich immer mehr, was so dringend abgeholt werden musste.
    Aber was sie dann sagte, kam zu überraschend. „Hättest du etwas dagegen, mich zu begleiten und mir auf der Fahrt den Weg direkt zu zeigen? Ich würde dich auch dafür entschädigen und auch nach Hause fahren.“
    Sie tickte echt nicht richtig. „Ich weiß nicht so recht. Wir kennen uns nicht und es würde sich falsch anfühlen, zu einer fremden Person mit ins Auto zu steigen. Vor allem weil Sie eine Frau sind.“
    Schiefen Blickes musterte sie mich und schüttelte leicht den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du so einer bist.“
    Ich stutzte über diese freche Bemerkung und konterte, wenn auch zurückhaltend: „Ich meinte auch nicht mich...“
    Sie schmunzelte nur und warf mir einen zweideutigen Blick zu.
    Nun schaute ich nach, wie spät es war. Es war reiner Instinkt, ohne wirkliche Bedeutung. Zumal ich wenige Sekunden später schon wieder vergessen hatte, wie spät es war.
    Sie, völlig unruhig und hektisch wippend. „Zeigst du mir nun den Weg? Deine Freundin wird auch nichts davon erfahren.“
    „Ich... Äh, okay..?“ Schweigen war das einzige, das ich über die Lippen brachte.
    „War das jetzt ein 'Ja'?“, fragte sie skeptisch nach, ihren Autoschlüssel schon aus der winzigen Hosentasche holend.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ich denke schon.“
    Verlegen schmunzelte sie und reichte mir die Hand. „Lass uns einander duzen. Amelia.“
    „David.“

    Ich folgte ihr den Gehweg entlang, zu ein paar Autos, die am Straßenrand parkten. Etwas mulmig war mir ja schon bei der Sache. Aber nun hatte ich zugestimmt und wollte mich nicht schon wieder anders entscheiden. Am Ende sollte ich es wirklich bereuen und sie vielleicht doch einen sehr wichtigen Termin verpassen.
    Und andererseits war sie sehr attraktiv.
    Wir passierten ein paar Autos und ich rätselte nebenher, welches ihres sein könnte.
    Irgendwann blieb sie dann stehen und ging zur Tür eines dunkelvioletten Chevrolet Camaro. Selbstsicher entriegelte sie ihn, während sie zur Straßenseite ging, um einzusteigen.
    Ich blieb erstaunt davor stehen und versuchte, die Situation immer mehr zu begreifen. Sicherlich erschien es nicht abwegig, dass sie so ein Geschoss fuhr, aber überraschend war es schon.
    „Los, steig ein“, meinte sie und zwinkerte mir keck zu. Dann tat sie jenes.
    Ich zögerte noch, linste durch die Scheibe und betrachtete sie einen Moment.
    Dann blickte sie rüber und ließ die Scheibe runter. „Steig ein.“
    Dann sollte es wohl so sein...

  • ~I~

    ~Was könnte~

    Angeschnallt, ging es schon los. Sie folgte der Hauptstraße und ich zeigte den Weg. Doch schon bald standen wir an einer Ampel und sie sah dies offenbar als Gelegenheit, mich in ein Gespräch zu verwickeln.
    „Was machst du so beruflich?“
    „Florist“, antwortete ich kurz und knapp.
    Es war eh wieder grün und sie fuhr weiter. Aber trotzdem zwang sie mich unterbewusst dazu, ihr ebenfalls diese Frage zu stellen.
    Und was sie dann sagte, kam für mich sehr überraschend, wenn auch innerlich ersehnt.
    Mit verführerisch einladendem Blick entgegnete sie: „Würdest du es mir glauben, wenn ich dir sagen würde, dass ich Model bin?“
    Und was sollte ich darauf antworten? Zutrauen würde ich es ihr. Je länger ich sie auch betrachtete, umso heißer wurde sie auch.
    „Ist das eine rhetorische Frage?“
    Sie lächelte nur. „Ich bin auch Floristin.“
    Ruhe kehrte ein, bis sie plötzlich anfing, beherzt zu lachen.
    Ich verstand es nicht.
    Bis sie zur Reklametafel zeigte.
    „Jetzt verstehe ich, was du mit Ballons meintest.“
    „Echte Ballons!“, betonte ich nochmals, konnte mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    „Das habe ich auch nie bezweifelt, dass du echte meinst“, erwiderte sie augenzwinkernd. „Wohnst du eigentlich allein?“
    „Ich?“
    „Ist hier sonst noch jemand?“, erwiderte sie ironisch und schaute kurz auf den Rücksitz.
    Ich schaute auch nach hinten.
    Und dann trafen sich unsere Blicke.
    Ich konnte sehen, dass sie sich fragte, was das von mir sollte. Und ich realisierte, dass ich bescheuert war.
    „Ja, ich wohne allein.“
    „Und deine Eltern?“, fragte sie weiter.
    „Zusammen.“
    Sie rollte die Augen. „Ich meine, ob sie auch in Stanville wohnen.“
    „Ist das wichtig?“
    „Nicht wirklich“, erwiderte sie kopfschüttelnd. „Aber du kannst es ja trotzdem beantworten, wenn du willst.“
    Genervt schnaufend verneinte ich. „Sie wohnen nicht in Stanville.“
    Wir fuhren weiter. Ein wenig peinlich war es mir schon, sie quer durch die Stadt zu lotsen. Ich hoffte, dass wir uns nicht verfahren würden und am Ende doch noch zu spät wären.
    Als wir die Unterführung erreichten, wurde es im Auto natürlich erstmal dunkel. Ich nehme an, dass es daran lag, weshalb sie mir dann wieder diese peinliche Frage stellte, die man normalerweise nicht in solch einem Moment stellen sollte.
    „Hast du schon deine Freundin informiert?“
    „Ich habe keine Freundin.“
    Skeptisch war ihr Blick. „Das glaube ich dir nicht.“
    „Ist aber so“, erwiderte ich trocken und deutete ihr an, als nächstes halb rechts abzubiegen.
    „Du willst doch nur flirten, gib's zu.“ Gehässig war ihr Grinsen.
    Ich dagegen fühlte mich vor den Kopf gestoßen. „Flirten..? Ich..?“ Überrumpelt fühlte ich mich. „Ich weiß nicht mal, wie das geht. Außerdem würde ich mir das gar nicht trauen bei dir.“
    Sie hickste gespielt erschrocken und beäugte mich aus den Augenwinkeln. „Warum nicht?“
    Ich antwortete nichts und schaute nur verlegen zum Fenster raus.
    Sie dagegen boxte mir sanft gegen die Schulter und zeigte anschließend nach rechts.
    Ich nickte. „Ich hätte eh keine Chance bei dir. Außerdem weiß ich, dass du bereits vergeben bist.“
    Wieder eine rote Ampel. Und wiedermal schien sie einen Flirtversuch zu starten. „Warum glaubst du, dass ich vergeben bin? Ich habe auch geglaubt, dass du eine Freundin hast. Aber du hast das verneint.“
    „Weil es die Wahrheit ist...“
    Da lachte sie beherzt. „Aber du hättest auch sagen können, dass du eine Freundin hast. Dann würde ich auch nicht mit dir flirten. Ebenso wäre es, wenn ich bereits vergeben...“
    „Oder du willst einfach nur Smalltalk führen und mich einschüchtern.“
    Dazu schwieg sie und gab nur ein Räuspern von sich.
    Ich hatte ihr auch nichts mehr zu sagen.
    Ich zeigte ihr nur wortlos den weiteren Weg und sie machte Musik an. Zu laut, um sich überhaupt zu unterhalten, was voll in meinem Interesse lag. Und dass es elektronische Musik war, war nicht überraschend. Aber dass es nicht dieser 'Mainstream' war, den man tagtäglich eingetrichtert bekommt, beeindruckte mich dann schon.
    Ich wollte mir das jedoch nicht anmerken lassen, sonst würde sie sich wieder was drauf einbilden.

    Die Minuten vergingen und wir schafften es noch rechtzeitig. Zu unserem Glück war auch ein Parkplatz frei. Sie scherte schnell ein, schnallte sich ab, öffnete die Tür und gab mir im gleichen Atemzug einen spontanen Kuss auf die Wange. Kaum dies getan, war sie auch schon ausgestiegen und lief mit strammen Schritt zur Treppe hin.
    Verkrampft hockte ich da mit offenem Mund und starrte ihr hinterher. An meiner Wange noch die Feuchte ihres Lipgloss spürend, vertiefte ich mich in diesen Moment und stellte mir ernsthaft die Frage, ob es von ihr beabsichtigt war.
    Und sollte ich nun hier im Auto warten oder einfach gehen? Sie wollte mich ja noch nachhause fahren. Aber wollte ich das eigentlich? Wollte ich ihr zeigen, wo ich wohne?
    All diese Fragen, all diese Gedanken. In wenigen Augenblicken.
    Ich schaute auf die Uhr, verfolgte Amelia jede einzelne Sekunde, bis sie im Gebäude verschwand. Sie war echt faszinierend. Eine Frau, wie sie mir noch nie begegnet war. Es gab ja noch nie eine Frau, die mich in so kurzer Zeit so beeindruckt hat. Sie war nervig, fordernd, spontan, interessant und vieles mehr.
    Und der Kuss...
    KRASS!
    Ich schmunzelte; lächelte; grinste.
    Ich drehte die Musik lauter und lehnte mich selbstsicher zurück, um mir den Augenblick, in dem ihre Lippen meine Wange berührten, nochmal eingehend durch den Kopf gehen zu lassen.
    Ein wundervoller Augenblick.
    Ein wundervoller Gedanke.
    Es konnte nicht besser werden. Vermutlich der Höhepunkt dieses Wochenendes. Ich musste diesen Moment auskosten, mit all meinen Fiktionen genießen.
    Ich sollte sie nach ihrer Nummer fragen.
    ...
    ...
    ...
    Ein dummer Gedanke...
    Sie verließ wieder die Post. Gewissensbisse plagten mich mit jedem weiteren Schritt, den sie näher kam. Ob sie der Kuss auch beschäftigt hatte?
    Sie winkte mir dezent zu, ich noch dezenter zurück. Warum machte ich das? Ob uns jemand zusah? Wir kannten uns gar nicht, aber es wirkte dennoch vertraut.
    Und wenn sie doch Model war? Dann hätte sie eh keine Zeit für mich gehabt.
    Sie öffnete die Hintertür, legte ein verschnürtes Paket auf den Sitz und schloss sie wieder. Dann stieg sie vorn ein und ließ die rechte Hand zum Radio gleiten, um die Musik wieder leiser zu drehen. Ein resignierender Blick aus den Augenwinkeln zu mir rüber durfte dabei nicht fehlen.
    Ich sagte nichts, machte nichts, ließ mir nichts anmerken.
    Dann sprach sie mich an: „Also um das nochmal klarzustellen: Du bist Florist, wohnst alleine, hast keine Freundin und deine Familie wohnt auch nicht in der Stadt.“
    Ich stutzte. Damit hatte ich nun absolut nicht gerechnet. Aber vielleicht war das auch nur ihre Art, mit peinlichen Situationen umzugehen.
    „Ja, Amelia, richtig!“
    „Was hast du heute Abend vor?“
    Ich stutzte erneut. „Was meinst du?“ Wie unverblümt sie das raushaute. „Willst du mir jetzt..?“
    „Hast du Lust, mit mir den Rest des Tages zu verbringen?“
    Gesichtsgrätsche. „Ist das jetzt dein Ernst?“
    Sie nickte.
    „Also ein Date?“, fragte ich verwundert nach. „Oder verstehe ich das jetzt falsch?“
    Und sie nickte erneut. „Ja, ich denke, man könnte das ein Date nennen.“
    Das konnte nicht stimmen. Ich musste mich verhört haben. War der Flirt also doch ernst gemeint? Sie war echt verrückt.
    Und, wenn ich meinen Augen trauen sollte, sehr sexy!
    „Okay, ich bin dabei!“
    Dies vernommen, schnallte sie sich an und fuhr los. Planlos. So schien es, als sie ungewöhnlich langsam der Straße folgte.

  • ~I~

    ~Was könnte~

    Es war mein erstes Date. Ich hatte keinen Schimmer, was ich machen sollte. Ich wollte mich von meiner besten Seite zeigen. Nur wusste ich nicht einmal, was meine beste Seite war. Oder womit ich sie beeindrucken hätte können.
    Einfach nur extrem peinlich...
    Plötzlich drehte sie die Musik wieder etwas leiser und fragte: „Weißt du ein gutes Restaurant?“
    „Wieder eine rhetorische Frage?“
    Sie schmunzelte. „Wäre das nicht trotzdem eine Frage, die du beantworten könntest?“
    „Also 'White Lotus' soll ganz gut sein“, meinte ich.
    Und sie schaute mich daraufhin schief an.
    „Hey, ich bin Single. Denkst du, ich gehe alleine irgendwo essen?“
    „Heute bist du ja nicht allein. Da passt das doch ganz gut.“
    Ich zeigte ihr den Weg, aber irgendwann, auf gefühlter halber Strecke, wollte ich sie dann doch noch mal darauf ansprechen.
    „Ich glaube irgendwie nicht, dass die mich so reinlassen.“
    Schief schaute sie mich an. Aber bevor sie etwas sagen konnte, sagte ich schon etwas dazu. „Bei dir mache ich mir natürlich keine Gedanken, Amelia.“

    ***

    Gegen 18:30 Uhr erreichten wir das 'White Lotus'. Und das wurde auch langsam Zeit, denn mein Magen knurrte schon wie ein Grizzly. Wenigstens rettete mich wiedermal der Großstadtlärm vor ungewollten Peinlichkeiten.
    Sie ging voran, wir betraten das Restaurant und wie erwartet hielt uns der Typ im Empfang auf.
    Leicht angewidert beäugte er uns, räusperte sich und schaute hochnäsig auf seine Liste. „Habt ihr reserviert?“
    Und Amelia konterte: „Sehen wir so aus, als würden wir uns so etwas hier leisten können?“
    Er antwortete nicht, sondern betrachtete uns nur abschätzig.
    Dann kramte Amelia in ihrer Handtasche herum, ging nah zu ihm und überreichte ihn ein Kärtchen. Eine Visitenkarte.
    Sie flüsterte ihm irgendwas, aber ich konnte nichts genaueres heraushören.
    Aber irgendwie war es ihr dann doch gelungen, uns einen Tisch zu besorgen. Natürlich war ich neugierig, wie sie das geschafft hatte.
    Sie meinte ganz trocken: „Ich habe ihm nur gesagt, wie mein vollständiger Name lautet und, dass ich Model bin.“
    „Also bist du doch keine Floristin?“
    „Du hast mir ja nicht geglaubt, dass ich Model bin.“
    Gesichtsgrätsche. „Moment..! Ne ne ne! Das habe ich nie behauptet. Du hast mich nur gefragt.“
    „Und du hast nicht geantwortet.“
    „Aber nur, weil du mir keine Zeit gelassen hast, darauf zu antworten.“

    Und prompt sah ich sie in einem anderen Blickwinkel. Ich fand sie jetzt noch attraktiver und interessanter. Natürlich fragte ich nicht genauer nach, was für ein Model sie war. Zumindest vorerst nicht.
    Ich konnte meine Augen nicht mehr von ihr lassen, weil es einfach nicht in meinen Kopf wollte, was hier gerade von statten ging. Am Tisch platzgenommen, studierte ich die Speisekarte rauf und runter. Suppen, Vorspeisen, Hauptgänge und Desserts.
    Und Amelia?
    Sie hatte mich die ganze Zeit über angeschaut.
    Ich hatte ja zuvor keine Ahnung, was es dort tatsächlich zu speisen gab. Zwar suggerierte mir der Name bereits, dass es asiatisch angehaucht sein könnte, aber dass es nun so gehobene Küche sein würde, kam mir nicht in den Sinn.
    „Was willst du essen?“, fragte sie schmunzelnd und konnte sich kaum ein Lachen verkneifen. „Austern? Hummer? Schnecken?“
    „Nimm irgendwas und halt den Mund“, grummelte ich beleidigt, schämte mich aber sofort, sie so angemurrt zu haben.
    Aber sie blieb gelassen, oder schien offenbar nichts mitbekommen zu haben.
    Dennoch fand ich eine Entschuldigung angebracht. „Ich habe es nicht so gemeint. Ich wollte sagen: Sie würden es ja nicht anbieten, wenn es nicht essbar wäre.“
    Wir fanden dann doch noch was, das nicht in Schale serviert wird.
    Frühlingsrollen mit Reis, Seelachsfilet mit Süßkartoffeln und irgendwas Asiatisches mit Käse.

    „Vorhin im Auto...“, fing ich ein Gespräch an und deutete dezent auf meine Wange.
    Sie hatte aufgesehen, schien aber nicht verstanden zu haben.
    „Der Kuss?“, meinte ich fordernd weiter.
    „Kuss?“, fragte sie erstaunt zurück.
    Ich nickte. „Vor der Post?“
    „Ich habe dich geküsst? Ernsthaft?“ Sie grübelte und überlegte, aber schüttelte dann den Kopf. „Ich kann mich nicht dran erinnern.“
    Irgendwie hatte ich schon gehofft, dass sie drauf eingegangen wäre. Aber vielleicht sollte ich es wirklich auf sich beruhen lassen. Und eigentlich reichte es doch auch, dass ich es wusste.
    „Wo wohnst du eigentlich?“, stellte ich eine weitere Frage, halb interessiert halb aus Höflichkeit. „Ich nehme an, auch nicht in Stanville.“
    „Doch!“, erwiderte sie prompt und nippte dezent am Weißwein, der ihr offenbar ebenso wenig zusagte wie mir. „Seit knapp zwei Wochen wohne ich in einem Apartment in North-Stanville.“
    Ich blieb skeptisch. Schon allein wegen ihres neckischen Blickes, mit dem sie mich verführen wollte. Ich kann nicht behaupten, dass es ihr nicht gelang.
    Sie war auch echt hübsch anzusehen in ihrem hautengen schwarzen Shirt und dem sich dezent andeutenden BH, dessen grazile Umrisse man wirklich nur wahrnehmen konnte, wenn man sie intensiv fokussierte.
    Was sollte ich schon sagen? Appetitanregend, aber davon zu naschen erlaubte ich mir nicht.
    Irgendwie kam mir alles, was sie machte, wie Flirten vor. Oder ich interpretierte es einfach so.
    „Amelia, du hast echt schöne Lippen.“
    Und selbige spitzte sie und gab mir einen Luftkuss, um sich anschließend wieder Salat dazwischenzuschieben.
    „Und deine Haare sind auch klasse.“
    Im Seitenprofil beäugte sie mich. „Das wird jetzt echt ziemlich schräg.“
    Das war der Beweis. Ich war zu unfähig, einer Frau Komplimente zu machen. Umso dämlicher kam ich mir vor, dass es nicht mal offensive Bemerkungen waren. So viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum. Aber keine von ihnen wirkte angemessen oder intelligent genug. Aber eine Sache interessierte mich trotzdem noch zu sehr.
    „Darf ich noch eine peinliche Frage stellen?“
    „Wie peinlich können deine Fragen schon sein?“
    „Was ist in dem Paket drin?“
    „Schuhe.“
    „Nicht dein Ernst.“
    „Designerschuhe aus Paris. Leider wusste ich noch nicht, wo ich in Stanville ein Apartment finden würde, weshalb das Paket bei der Post verblieb. Und ich wollte sie schnell heute noch abholen, bevor ich noch hätte draufzahlen müssen. Die waren ja so schon teuer genug.“
    War ja zu erwarten, dass es nur Frauenkram sein konnte. Was hatte ich sonst erwartet?
    Ihre folgende Frage zum Beispiel nicht. „Kennst du einen guten Club in der Stadt?“
    „Mehrere“, war meine Standardantwort. „Kommt drauf an, wonach es dir beliebt.“
    „Das, wonach es dir beliebt.“
    „Amelia, ganz ehrlich? Warum ich? Warum machst du das alles hier?“
    „Das verrate ich dir noch nicht.“
    „Also ist es irgendwas Schlimmes.“
    „Nein, überhaupt nicht. Ich möchte dir einfach nur einen schönen Abend bereiten. Nichts Gefährliches oder Illegales. Außerdem kannst du es nicht leugnen, dass du auf mich stehst. Und das finde ich absolut nicht abstoßend oder pervers. Ich kann es dir nicht verübeln. Ich bin Model und weiß meine Reize einzusetzen. Und überhaupt glaube ich nicht, dass du es wirklich nicht willst. Was soll schon passieren? Du musst es nur sagen, dann fahre ich dich nachhause und wir sehen uns nie wieder. Ich habe damit absolut kein Problem.“
    ...
    ...
    ...

  • ~I~

    ~Was könnte~


    Ach, was soll's? Man lebt nur einmal. „Okay, ich bleib!“
    Ich reichte ihr die Hand und sie wollte die Geste erwidern, da stellte ich noch ein paar Bedingungen auf. „Aber ich will ein Autogramm von dir. Und ein Selfie mit dir... Und deine Nummer!“
    Kurz überlegte sie und besiegelte es dann. „Einverstanden!“ Anschließend kramte sie ihr Handy hervor und gab mir tatsächlich ihre Nummer. Ich überprüfte sogar nochmal. Und es war echt ihre Nummer.
    „Aber willst du da jetzt gleich hin?“, fragte ich verunsichert nach und deutete auf die Zeit. 19:30 Uhr. „Es lohnt sich doch erst ab Zehn.“
    Sie machte leichte Pausbacken. „Bis um Zehn will ich ungern warten. Neun Uhr reicht auch. Umso mehr Zeit haben wir dann, um uns gemeinsam zu amüsieren.“
    „Und was sollen wir nun machen?“ Erwartungsvoll schaute sie mich an. „Vorschläge?“
    „Eigentlich wollte ich was vorschlagen, aber das ist eh nichts für dich. Um ehrlich zu sein, ist das mir sogar etwas peinlich.“
    „Jetzt bin ich aber hellhörig. Was könnte dir peinlich sein?“
    „Ich sag's nicht!“
    „Doch! Jetzt musst du. Dann hättest du es vorher nicht ansprechen sollen. Ich verspreche dir, dass ich auch nicht lachen werde.“
    Skeptisch schaute ich sie an und signalisierte ihr mit den Augen die Worte 'Willst du mich verarschen?'
    „Können diese Augen lügen?“, meinte sie nur mit sexy Blick, der mich extrem einschüchterte. Egal, was es bedeuten sollte, es war Provokation.
    Und dann strich sie sich auch noch über den Hals, als würde sie diese hautnahe Berührung von mir verlangen.
    Ich wurde unruhig auf meinem Stuhl und konnte mich kaum noch konzentrieren. Ein Kloß im Hals, der mir das Sprechen unmöglich machte.
    Ich hatte Angst...
    Angst, etwas Dummes zu tun, was ich später bereuen würde. Sie forderte mich heraus, wollte anscheinend doch mehr von mir. Aber ich wollte es mir nicht erlauben, ihr näherzutreten.
    „Nun sag' schon!“
    „Hier ganz in der Nähe ist ein stillgelegtes Fabrikgelände. Das ist bestimmt interessant anzusehen. Und dort sind wir auch ungestört.“
    „Ungestört“, erwiderte sie und begann zu grinsen. „Ich verstehe.“

    ***

    Nun waren wir hier auf dem Fabrikhof. Wenig beleuchtet von ein paar Straßenlaternen und noch weniger von der untergehenden Sonne. Der Himmel malerisch rotorange, das Kopfsteinpflaster spiegelglatt im Purpur schimmernd. In den Fugen hatte sich das Wasser gesammelt und platschte leicht bei jedem Schritt.
    Amelia lehnte sich ans Auto, mit einem Foto in der Hand und signierte es.
    'Amelia Munts'
    Den schwarzen Filzstift zwischen den Fingern, verschränkte sie die Arme vor der Brust und blickte gen Horizont.
    Halb verdeckt von Wolkenkratzern, verabschiedete sich die feuerrote Sonne für den heutigen Tag. Lichtstrahlen zerstreuten sich durch die Großstadtkulisse wie der Schein eines Schattentheaters. Der Tag wich der Nacht, doch die Sterne waren nicht zu sehen.
    Ich tat es Amelia gleich, genoss aber vielmehr ihren Anblick als den Sonnenuntergang. Für mich leuchtete nur eine Sache wie ein Stern. Wie das blendende Licht ihre Haut zum Strahlen brachte und das schwarze Shirt minimalistisch glänzende Reflexionen erzeugte.
    Dreckig; verrucht; charmant.
    Man roch einen dezenten Rest des Diesels der veralteten Maschinen und schmeckte den Rost in der Luft. Leicht säuselte der Wind, brachte ihr Shirt dezent zum Beben und trieb mich unterbewusst näher zu ihr heran. Bis ich direkt neben ihr stand und sich unsere Ellenbogen leicht berührten. Wir schauten uns flüchtig an, sie schmunzelte und legte ihren Arm um mich.
    „Nur nicht so schüchtern, David. Du wolltest doch hierher und mir diesen romantischen Ort zeigen...“
    „Ich habe nichts von Romantik gesagt“, stellte ich sofort klar, löste mich wieder von ihr und nahm einen Schritt Abstand. „Sicherlich ist es schön hier, auf seine eigene Weise. Es hat Flair. Aber romantisch finde ich es nicht.“
    „Ich aber schon“, erwiderte sie und schlenderte Richtung Fabrikgebäude.
    Und ich folgte ihr...
    Sie beschleunigte ihre Schritte und erweiterte den Abstand zu mir. Dann verschwand sie hinter der Ecke. Ich lief hinterher, folgte ihr immer weiter ums Gebäude und über den Hof, bis ich sie dann komplett aus den Augen verlor. Nur noch kurz war ihr langgezogener Schatten zu sehen, bis sie komplett in der Dunkelheit verschwand.
    Ich versuchte die Spur so weit wie möglich zu verfolgen, ohne zu wissen, warum ich das eigentlich tat. Der Beschützerinstinkt? Angst davor, dass sie in Gefahr geraten könnte? Oder etwa doch andere Gefühle?
    Es war ja schon eine etwas zwielichtige Gegend hier. Wer wusste schon, was hier für Leute rumlungerten, oder wie unsicher das Gelände war?
    „Amelia!“, rief ich, zuerst nur gedämpft, dann aber immer lauter. Doch niemand antwortete. Nur leise, knirschende Schritte vernahm ich. Ich war mir sicher, dass sie es war, aber sehen konnte ich sie trotzdem nicht.
    Keine Ahnung, wie lange ich ziellos über den Hof umherirrte, aber es war eindeutig zu lange für meine Nerven. Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wo war sie hin? Was sollte das überhaupt? Wie sollte ich das erklären? Wie lange sollte ich noch warten oder nach ihr suchen?
    Plötzlich kam jemand mit tosenden Schritten auf mich zu gestampft. Ruckartig drehte ich mich um und erschrak, als ich in ... ihr Gesicht sah. Mir blieb das Herz stehen, ich atmete hektisch. Nur Sekunden später, sie hatte mich bereits an den Schultern gepackt und gegen die Mauer gedrückt, wollte ich ihr eine klatschen. Aber das macht man nicht. Man schlägt keine Frauen. Erst recht keine so hübschen.
    Sie fing an zu grinsen und dann zu lachen.
    „Tut mir leid, aber das musste grad mal sein. Die Situation war so günstig.“
    „Ich fand das nicht witzig!“, murrte ich enttäuscht. „Ich habe mir kurzzeitig echt Sorgen gemacht. Du hättest verletzt sein können oder dich verlaufen können. Oder jemand hätte dich wegschnappen k...“
    Ehe ich mich versah, waren ihre Lippen auf die meine gepresst. Wiedermal wusste ich nicht, wie mir geschah, oder wie ich darauf reagieren sollte.
    Sie ruckte näher heran und drängte mich mehr an die Mauer, sodass mir kein Entkommen mehr möglich war. Dann griffen unsere Hände unkontrolliert ineinander und sie stieß sich sanft von mir weg. Sie deutete zum Auto rüber.
    „Komm, wir hauen ab. Es ist eh schon Zeit.“

    ***

    Gegen 21:15 Uhr waren wir dann beim Club. Der erste Gang war zur Bar, um uns Whiskey-Cola zu bestellen. Sie bezahlte natürlich. War für sie offenbar selbstverständlich, heute alles zu bezahlen.
    Dann genossen wir erstmal unser Getränk und versuchten uns irgendwie zu unterhalten, was aber wegen dieser enormen Lautstärke kaum möglich war. Das, was ich aus dem dröhnenden Klangteppich als ihre Stimme heraushören konnte, nickte ich einfach durchweg ab. Mir reichte es, dass ich ihren atemberaubenden Körper betrachten und ihre sinnlichen Lippen sich bewegen sehen konnte. Ab und an strich sie sich wieder über den Hals, warf mir zweideutige Blicke zu und tätschelte meine Hand. Die Musik dröhnte mir richtig im Ohr. Da war nicht viel mit Konzentration auf komplexere Konversation. Amelias optische Reize vermittelten mir Worte genug.
    Und so wurden aus Whiskey-Cola schnell noch ein Bier und ein Sekt, bis auch ich etwas lockerer wurde und offenbar auch gesprächiger. Ich verstand mein eigenes Wort kaum, aber redete trotzdem wie ein Wasserfall auf sie ein. Ich erzählte über meine Arbeit, meine wenigen Hobbies und vor allem über die dumme Aktion auf dem Fabrikhof. Wie sehr es mich doch berührte, dass sie mich so hemmunglos küsste und generell die ganze Zeit so flippig und unberechenbar sei.
    Und ich glaube, dies verstand sie mehr als eindeutig. Denn spontan sprang sie vom Hocker und forderte mich zum Tanzen auf. Ich zögerte erst noch, willigte dann aber doch ein. Jetzt war ich schon hier mit diesem umwerfenden Mädel und wurde von ihr regelrecht zu mehr gezwungen. Was sollte schon schiefgehen? Ich hatte ihre Nummer, das Autogramm und den Selfie würde ich auch bald machen.
    Ab zur Tanzfläche. Ich ließ es gemächlich angehen und wollte erstmal ihren Körper im Strobolicht studieren. Und ich musste zugeben, dass sie wirklich in jedem Licht verdammt gut aussah. Eigentlich war es überflüssig, dies zu erwähnen. Sie war Model. Ich kam nicht drauf klar...
    Und dann wurde sie immer zügelloser und führte einen richtigen Balztanz auf, womit sie mich schnell um den Finger gewickelt hatte. Eng aneinander tanzten wir und wippten zum Beat, ließen uns von der Musikwelle treiben und verloren langsam jegliche Hemmungen. Ohne Vorwarnung packte sie mich, zog sich schwungvoll heran und küsste mich schon wieder. Kein flüchtiger Kuss, sondern richtig leidenschaftlich. Sie zutschte regelrecht an meinen Lippen herum, biss und kniff sie mit ihren Zähnen. Der bittersüße Geschmack des Alkohols widerte mich an. Aber beflügelte mich zugleich, den Moment richtig auszukosten. Rückwärts stolperten wir dann durch den Saal, während sie mich mit weiteren Küssen verführte.
    Dann fummelte sie mir an der Hose rum. Aber nicht etwa das, was man vielleicht denken mag. Sie tastete nur und flüsterte mir: „Du musst noch ein Selfie machen.“
    Ich nahm sie beim Wort, kramte mein Handy irgendwie aus der Tasche hervor, versuchte nebenbei niemanden umzurempeln und hielt es dann weit von uns weg. Amelia drehte sich um, stolperte dann aber und riss mich mit zu Boden. Ich betätigte den Auslöser, der Blitz erschien und wir beide landeten auf dem Boden der Tatsachen...

  • ~II~

    ~Was könnte~

    Ich lotste sie die Hauptstraße entlang und sie schaltete das Radio ein. Wir hörten Nachrichten. Nervös wirkte sie, etwas hektisch und aufgebracht. Ständig schaute sie in den Rückspiegel und wies mich an, meinen Ellenbogen ans Fenster zu lehnen.
    Dann kam eine rote Ampel und sie spielte wieder am Radio herum. Es kratzte und knisterte, bis dann doch irgendwelche Stimmen kamen. Zuerst wunderte ich mich, was das für merkwürdige Nachrichten sein sollten, bevor ich mitbekam, dass es der Polizeifunk war.
    Das war mir dann doch etwas zu bunt. „Amelia, ist das nicht illegal?“
    „Sei ruhig...“
    „Wie geht das überhaupt? Also ich habe das noch nie hingekriegt. Nicht, dass ich das jemals versucht hätte...“
    Dann kam die Durchsage: „Dunkelblauer Chevrolet Camaro gesichtet. In der B. Franklin-Straße. Kennzeichen und Fahrerbeschreibung stimmen überein.“
    Plötzlich verrieglete sie alle Türen. Ich begriff es nicht. Meinten die jetzt ihr Auto? Ich dachte mir immer noch nichts dabei, bis sie plötzlich in eine Nebengasse abbog, die absolut nicht auf der Route lag. Dann fuhren wir noch ein kurzes Stück und sie hielt einfach an. Links und rechts Hauswände, hinter und vor uns die schmale Gasse. So ein typsicher Hinterhofweg, in welchem Penner in Pappkartons hausen und sich die schwarzen Müllsäcke in den Kontainern auftürmen.
    Dann griff sie unter den Fahrersitz und holte eine Pistole hervor. Diese richtete sie anschließend auf mich und starrte mich finster an.
    „Es tut mir leid, aber ich muss dich jetzt als Geisel missbrauchen.“
    Große Augen machte ich. Mir stockte der Atem. War das jetzt real? Konnte das Klischee nicht zutreffender sein, in dieser schlecklichen Gegend? Und die Knarre vor meinem Gesicht!
    Vorsichtig hob ich meine Hände, ohne allzu hektische Bewegungen zu machen. Aber irgendwie spielte ich schon mit dem Gedanken, wie ich mich aus dieser Lage befreien könnte.
    Sie fuchtelte weiter mit dem Lauf vor meiner Nase herum und deutete harsch an, mich gerade hinzusetzen. „Keine auffälligen Bewegungen machen! Wir machen jetzt nur einen kleinen Umweg. Wenn du dich benimmst und auf meine Anweisungen hörst, wird dir nichts zustoßen.“
    Okay? Hatte ich eine Wahl? Offenbar nicht.
    Sie zeigte zum Handschuhfach, ich öffnete es und entnahm auf ihre Anweisung hin die Rolle Klebeband, mit welcher sie mir dann die Unterarme und Hände umwickelte und am linken Bein ebenfalls befestigte. So konnte ich mich nicht mehr rühren, geschweige denn mich wehren. Aber weil das ja relativ auffällig war, kramte sie ihre schwarze Strickjacke vom Rücksitz hervor und drapierte sie auf mir.
    „Es tut mir wirklich leid, David. Heute ist anscheinend nicht dein Glückstag.“
    Ihr sagte nichts und machte noch weniger. Irgendwie ging hier alles drunter und drüber. Nichts wirkte real, dennoch geschah es gerade. Aber warum tat sie das? Wieso ließ sie mich nicht einfach gehen? Es war doch nicht nötig, mich als Geisel zu nehmen, wenn ich doch eh nichts von alldem hier mitgekriegt hätte, wenn sie mich nur früh genug gehen gelassen hätte. Aber nun war es geschehen und ich hatte eindeutig nicht den Arsch in der Hose, sie darauf anzusprechen.
    Warum mussten immer die heißen Bräute so gefährlich sein? Auf der ganzen Welt gibt es so viele schöne Frauen und ausgerechnet ich geriet an eine, die offenbar total den Überflieger hatte.
    Wir fuhren weiter, aber schon bald kam ein Streifenwagen, der wie zu erwarten die Sirene anmachte. Amelia fuhr schneller und begann haarsträubende Überholmanöver. Ich konnte nichts dagegen tun, war ich schließlich am Sitz fixiert.
    „David, wo lang?!“
    „Was..?“
    „Wo lang? Wo ist die Autobahn?“
    „Ich sage nichts, solange du mich nicht losbindest...“
    Und ehe ich mich versah, hatte ich wieder die Knarre vorm Gesicht. „Sag' jetzt endlich, wo ich lang muss!“
    „Die... ähm... nächste Straße rechts, glaube ich...“
    „Glaubst du es oder weißt du es?!“ Sie drückte mir die Pistole richtig an die Wange.
    „Okay okay, ich weiß es!“
    In letzter Sekunde riss die das Lenkrad rum und wir bekamen geradeso noch die Kurve. Ein Blechschaden an ihrem heißen Schlitten konnte im letzten Moment vermieden werden, dafür krachte es aber bei den Fahrzeugen hinter uns. Ich wurde ganz schön durchgeschüttelt und musste mich hart anspannen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit jeder weiteren geschnittenen Kurve drohte ich immer mehr vom Sitz runterzurutschen und auf Amelias Seite zu wandern.
    Bordsteine, Bodenschwellen und Schlaglöcher ignorierte sie gekonnt und flog nur über sie hinweg. Das Fahrwerk und die Felgen bedankten sich.
    Immer mehr Streifenwagen kamen dazu und langsam waren auch einige Straßen blockiert worden. Anscheinend war meine neue Bekanntschaft ein ganz heißes Früchtchen. Ein ähnlich scharfes Geschoss wie ihr Wagen. Aber mit Abstand gefährlicher!
    „Wo lang jetzt?!“
    Ich war vollkommen irritiert. Alles drehte sich um mich herum, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es ging alles so rasant und hektisch zu.
    „David!“, brüllte sie und verpasste mir einen schnellen, aber harten Ellenbogenrempler in den Bauch. „Wo lang?!“
    „Keine Ahnung... Links, denke ich...“
    „Also rechts..!“ Und sie riss das Lenkrad nach rechts. Was sich natürlich als falsche Entscheidung herausstellte. Denn nun rasten wir direkt auf eine Baustelle zu. Absperrungen, abgetragene Straßendecke und viel Schotter. Von den Bauarbeitern ganz abgesehen. Wenigstens wusste sie noch, wo sich die Hupe befand. Sie penetrierte die Hupe geradezu und drückte noch ordentlich aufs Gaspedal.
    Ich schloss die Augen, denn das wollte ich mir nicht antun. Ich hörte es nur scheppern, knirschen und quietschen. Dann kamen Schlaglöcher, welche die Stoßdämpfer ordentlich herausforderten. Die schlimmsten zwanzig Sekunden meines Lebens. Ein heftiger Sprung und wir landeten unsanft wieder auf der festen Fahrbahn. Ich zog die Beine fest an, um sie mir nicht zu brechen, jedoch rammte ich mir so die Knie fast ins Gesicht.
    Die Abenteuerfahrt ging weiter. Langsam öffnete ich auch wieder die Augen, schloss sie aber gleich wieder, weil mir sofort der Gegenverkehr ins Auge sprang, der in jenem Moment halb unsere Fahrbahn belegte. Oder besser gesagt belegte Amelia halb deren Straßenseite.
    Die Sirenen wurden immer lauter und immer mehr. Aber meine Fahrerin beeindruckte das kaum. Mit Freuden nahm sie die Herausforderung an und beschleunigte noch mehr. Langsam wurde es auch mir etwas zu schnell. Der Tacho zeigte bereits 80 Km/h an und die Verkehrsdichte blieb konstant.
    ich merkte, dass Amelia dies anscheinend wirklich ernst meinte und keine Lust hatte, geschnappt zu werden. Und ich fragte mich, ob ich genauso darüber dachte. Ich hatte kaum eine Wahl. Andererseits würde sie mich vermutlich sogar eiskalt abknallen. Sie wirkte nicht so, als würde sie lange zögern...

    ***

    Irgendwie hatten wir es dann doch aus der Stadt geschafft und fuhren nun mit dezent überhöhter Geschwindigkeit auf der Landstraße weiter. Der Tacho zeigte ja nur 150 Km/h...
    Hinter uns war bereits eine ganze Kolonne von Polizisten, die uns lechzend wie Kojoten verfolgten. Ich kam mir vor, wie in einem schlechten Aktionfilm, oder der bittersüßen Wahrheit der „dümmsten Raser der Welt“. Nur bezweifelte ich, dass sie weder Stunt Double noch geistig unterbelichtet war. Die Autobahnauffahrt war nicht mehr fern. Aber die Gesetzeshüter ebenfalls nicht. Dennoch schienen sie uns nicht einholen zu können. Amelia machte es ihnen auch nicht gerade einfach mit ihrem rasanten Fahrstil. Wir passierten eine Radarfalle und ich hatte nichts besseres zu tun, als ihr mein schönstes Lächeln zu schenken. Das würde ein wunderbar verwackeltes Foto werden.
    Mit quietschenden Reifen nahmen wir die doch recht enge Auffahrt, rasierten gleich mal noch etwas Gebüsch vom Straßenrand weg und huschten geradeso an der Leitplanke vorbei. Schulterblick und Blinken war überbewertet. Hauptsache man kam drauf und konnte schön Gas geben.
    Der Truck neben uns gab sich merklich zu erkennen und bremste scharf ab, während Amelia weiter beschleunigte und nur knapp vor ihm einscherte. Die Streifenwagen waren vorerst abgehängt, sollten aber nicht allzu lange brauchen, um uns wieder einzuholen. Derweilen nutzte die Schönheit die dreispurige Fahrbahn komplett aus, um uns allen mal zu zeigen, was 453 PS bedeuteten. Ich beruhigte mich langsam wieder etwas, hatten wir erstmal keine Verfolger im Nacken und relativ freie Straße.
    Wir fuhren immer geradeaus und ließen nebenbei weiter den Polizeifunk laufen, um ständig auf dem Laufenden zu bleiben. Immer weiter von Stanville weg ging die Reise, zur nächsten Stadt hin. Sie verriet mir nicht, wohin genau sie wollte, aber zu ihrer Verteidigung musste ich sagen, dass ich auch nicht nachgefragt hatte. Ich war zu sehr eingeschüchtert von ihr, um überhaupt einen Ton rauszukriegen. Sie war ja auch echt eine Attraktive.
    Ungefähr zehn Minuten waren wir unterwegs, bis wir in der Ferne Blaulicht sahen. Offenbar wollten sie uns nun von vorn in die Mangel nehmen. Herausforderung angenommen! Mit 230 Sachen preschten wir ihnen entgegen und verringerten unseren Abstand zu ihnen. Dies bedeutete, dass sie selbst viel langsamer fuhren, was Amelia als die Chance wahrnahm, just im selben Moment mit geschätzten 30 Km/h Differenz zu überholen und ihnen zum Gruß noch den Mittelfinger zu zeigen. Mensch, war mir das peinlich...
    Aber offenbar wurde diese Geste nicht positiv aufgefasst. Sie holten auf und meine Entführerin reizte den Motor weiter aus, bis auf 260 Stundenkilometer.
    „Nimm das Lenkrad!“, meinte sie dann zu mir und ließ das Fenster runter.
    „Was soll ich?“
    „Übernimm das Steuer!“
    „Aber wie? Ich bin doch noch verschnürt!“
    „Hab' dich nicht so, David!“ Dann schmiss sie mir die Handtasche auf den Schoß und schüttete den kompletten Inhalt aus. Was dort alles herausfiel, schockte mich in vielerlei Hinsicht. Das übliche Frauenzeug wie Lippenstift und Make-up waren noch harmlos, ebenso ein Springmesser und Geldscheinbündel waren noch verkraftbar. Aber die Strumpfhosen und die reizvolle Unterwäsche gingen doch zu weit. Und dann wühlte Amelia auch noch mit ihrer Hand in dem Wirrwarr herum, schnappte sich das Messer und befreite mich vom Klebeband.

  • ~II~

    ~Was könnte~

    Jetzt wäre meine Chance gewesen, sie zu überwältigen. Aber andererseits war es mir doch zu gefährlich bei dieser Geschwindigkeit.
    Sie lehnte sich aus dem Fenster, während ich das Lenkrad bediente. Dann ballerte sie auf das Polizeiauto hinter uns. Ich riskierte nur einen kurzen Blick, schließlich hatte ich mich auf die Straße zu konzentrieren.
    Aber eins musste ich echt mal zugeben. Einen schönen Hintern hatte das Mädel auf jeden Fall! Nur glaubte ich nicht, dass diese Erkenntnis mir aktuell von Nutzen sein konnte.
    Mehrere Schüsse gab sie ab und traf offenbar ins Schwarze, weil dann lautes Quietschen ertönte. Ich schaute wieder nach hinten und konnte sehen, dass wir unsere Verfolger erneut abgehängt hatten.
    Wir nahmen dann die nächste Abfahrt und kamen wieder in den Stadtverkehr. Es war 19:55 Uhr und langsam ging die Sonne unter. Dann ging es wieder durch die überfüllten Straßen, über unzählige rote Ampeln und Stoppschilder. Es juckte sie nicht. Selbst die Fußgänger interessierten sie nicht. Die Lichter der Reklame und Straßenbeleuchtung verschleierten ein wenig unsere Position im dichten Verkehr. Es ging nur mühselig voran, was Amelia aufbrausen ließ. Sie fluchte und fauchte, hupte sich den Weg frei. Je weiter wir in die Innenstadt fuhren, umso zäher wurde der Verkehr, bis wir fast gar nicht mehr vorwärts kamen. Schnell bog sie in eine weniger befahrene Seitenstraße ab und von dort aus dann wieder in eine dieser zwielichtigen Nebengassen, in welcher ironischerweise wirklich Penner um eine brennende Tonne anzutreffen waren. Mit angewidertem Blick beobachtete ich diese, während meine hübsche Partnerin mit quietschenden Reifen an ihnen vorbei huschte, sie beinahe noch anfuhr und dann hart links in eine Sackgasse einscherte. Ich begriff es nicht. Das Schild war doch mehr als eindeutig zu erkennen! Und hinter uns sah ich schon das Blaulicht leicht hervorflackern.
    Amelia entriegelte die Türen, hielt mir wieder die Pistole entgegen und sagte: „Aussteigen, zu mir kommen und Klappe halten!“
    Sie lief derweilen schnell zum Kofferraum, öffnete diesen und entnahm eine kleine Reisetasche. Schon wieder hatte ich die Chance, abzuhauen oder sie zu überwältigen. Und schon wieder tat ich es nicht. Entweder war ich extremst feige oder einfach nur in sie verschossen.
    Ich glaube, es war etwas von beidem...
    „Nimm die Tasche und komm mit!“, wies sie mich an, schloss das Auto per Knopfdruck ab und ging zu der Tür direkt neben uns. Diese trat sie auf, aber passierte sie nicht. Stattdessen geleitete sie mich schnellen Schrittes zum Ende der Sackgasse, wo ein Garagentor war. Dieses öffnete sie aber nicht, sondern wir gingen durch eine kleine Tür daneben, die zufälligerweise nicht abgeriegelt war. Wie sich dann herausstellte, war dieses Gebäude offenbar verlassen. Ohne Licht stolperten wir dann einen Flur entlang, ich nebenbei noch über etwas Gerümpel, und kamen zu einer Treppe. Diese gingen wir dann schnell hinunter, ich voran und sie mit der Pistole in meinem Rücken hinterher. Die Tür dort unten war ebenfalls nicht abgeschlossen. Und wie zu erwarten, sollte ich diese auch passieren. Amelia schaltete kurz das Licht ein, ich erblickte absolut gar nichts außer Regalen mit Kisten und Unrat, und dann riegelte sie die Tür ab. Wir gingen zu einer weiteren Tür, die aber nun zu war. Die wieder passiert, das Licht im Vorraum ausgeschaltet und die Tür hinter uns wieder veschlossen.
    Nun warteten wir in der Dunkelheit, mit nichts weiter als unseren Handys, um Licht zu machen. Ich hatte Angst. Hoffentlich würde sie mir nichts antun, hoffentlich würde man uns hier nicht finden. Obwohl ich es dennoch irgendwie begrüßte, endlich mal gerettet zu werden. Ich selbst hatte ja nicht den Schneid, ihr die Stirn zu bieten. Trotzdem machte ich keinen Mucks und starrte nur sie an, soweit ich etwas von ihr wahrnehmen konnte. Es war nicht viel, was ich sah. Aber das, was ich sah, gefiel mir echt gut. Ihre schlanke Statur zeichnete sich ausreichend im grellen Lichtkegel ab und das strenge, fordernde Gesicht mit der flippigen Frisur, die ihr viel Sexappeal verlieh, beruhigte mich ironischerweise sogar. Ich lauschte, bangte und zitterte. Schritte waren zu hören, die Treppenstufen erklommen. Aber sie wurden leiser und entfernten sich hörbar von uns. Anscheinend wurden wir wirklich nicht entdeckt. Amelia hielt weiterhin die Pistole auf mich gerichtet und wies mich mimisch an, kein Wort zu sagen.
    Noch einige Minuten warteten wir, bis wirklich niemand mehr zu hören war. Aber wir gingen nicht davon aus, dass die Luft wirklich rein war. Nun kam die Reisetasche ins Spiel. Ich öffnete sie und drinnen befanden sich Klamotten. Alltagskleidung wie Jeans, Shirts, Schuhe und Accessoires. Ich sollte mich umziehen. Nein. Wir beiden sollten uns umziehen. Zusammen in diesem Raum. Zur selben Zeit. Bei wenig Licht...
    Irgendwie hätte ich es nun begrüßt, etwas mehr sehen zu können. Trotzdem riskierte ich ab und an einen flüchtigen Blick auf sie, konnte aber nicht viel Haut erspähen. Was denn..? Ich bin auch nur ein Mann...
    Nachdem wir uns umgezogen hatten, kam sie auf mich zu und drängte mich gegen die Wand. Sie stand da, schaute mich leicht schief an, fing an zu schmunzeln und drückte mir dann einen Kuss auf die Lippen. Ich war fassungslos und vollkommen neben mir. Damit hatte ich nun absolut nicht gerechnet. Egal, was das jetzt sollte, es gefiel mir äußerst gut.
    So schnell der Kuss kam, so schnell löste sie sich auch wieder von mir und wies mich harsch an, unsere alten Klamotten in die Tasche zu stopfen. Und wieder fiel mir auf, dass ich die nächste Chance verspielt hatte, sie zu überwältigen.
    Doch jetzt wollte ich mich endlich mal zu einem Wort überwinden. „Darf ich eine Frage stellen?“
    Und sie reagierte ungewöhnlich gelassen. „Du willst bestimmt wissen, warum ich dich entführt habe.“
    Ich nickte.
    „Es war eine Kurzschlussreaktion“, meinte sie, die Unsicherheit war ihr anzusehen. „Und dann habe ich gemerkt, dass ich dich nicht mehr gehen lassen konnte.“
    Leicht enttäuscht senkte ich den Kopf. „Aber du hättest mich doch gehen lassen können.“
    „Ich glaube aber, dass du mir noch von Nutzen sein könntest“, erwiderte sie und strich sich verlegen über den Nacken, fuchtelte aber weiterhin mit der Waffe vor mir herum.
    „Inwiefern?“
    „Um mir das zu beschaffen, was ich vorhin eigentlich bei der Post abholen wollte.“
    „Ähm, okay...“ Ich verstand nicht, worauf sie hinaus wollte. Mir war schon klar, was sie damit meinte. Aber ich begriff nicht, wie sie auf die Idee kam, dass ich ihr helfen würde. „Aber was ist, wenn ich es nicht machen will?“
    „Nun ja“, fing sie an und strich sanft über den Pistolenlauf. „Ich will dich ungern töten, weil du ja schon ein ganz Süßer bist. Aber du würdest mir in diesem Fall keine Wahl lassen.“
    „Moment!“, versuchte ich sie sofort von einer übereifrigen Tat abzubringen. „Darüber können wir reden! Das lässt sich bestimmt irgendwie einrichten. Aber bitte erschieß mich nicht. Bitte stecke endlich die Waffe weg...“
    „Nein“, entgegnete sie. „Ich kann dir nicht trauen. Ich kann nicht wissen, ob du mich nicht doch bei der Polizei verpfeifst.“
    „Ich, äh, nein! Ich werde dich garantiert nicht verpfeifen... Ich schwöre es!“
    „Willst du gar nicht wissen, was es ist?“
    Ich überlegte, wie ich nun antworten sollte. Aber schlussendlich nickte ich einfach, glaubte jedoch nicht, dass sie es mir wirklich erzählen würde.
    Und sie reagiert genauso, wie ich es vermutet hatte. Aber doch irgendwie anders. Sich übers Kinn reibend, sichtlich grübelnd und die Beine verschränkt meinte sie dann: „Was denkst du? Willst du mit mir durchbrennen?“

  • ~III~
    ~Was geschieht~

    Wir fuhren los und ich dirgierte sie durch die Stadt, so, wie meiner Meinung nach der schnellste Weg war. Es war eine ungewöhnlich ruhige Fahrt. Das Radio war und blieb ausgestellt, weil es ihrer Meinung nach ohnehin nur ablenken würde. Ich verstand das vollkommen und hatte nichts dagegen. Obwohl ich es schon begrüßt hätte, etwas Musik nebenbei zu hören. Wir tauschten keinerlei Informationen aus, außer die Wegbeschreibung und ab und zu ein bestätigendes „Ja“. Ich war sehr überrascht über ihre Zurückhaltung, obwohl sie so schön war. Sicherlich implizierte ein attraktives Aussehen bei Frauen nicht, dass sie selbstbewusst und offensiv waren. Aber ich ging zumindest davon aus, abgesehen von den flüchtigen Gedanken, die ich zuvor hatte, dass sie zumindest ein wenig Smaltalk betreiben wollen würde. Nichts dergleichen geschah. Eine ganz normale Fahrt, fast schon zu normal und zu langweilig. Ich blieb von uns beiden die Hauptperson, obwohl sie es eigentlich hätte sein müssen. Ab und an regten wir uns über die anderen Autofahrer und die Fußgänger auf, dass sie sich auch ruhig mal an die Verkehrsregeln halten konnten. Aber im Großen und Ganzen blieb es eine vollkommen normale und akzeptable Situation.
    Wir erreichten die Post pünktlich und ich wartete im Auto. Irgendwie lief alles ganz anders ab, als ich es mich vorgestellt hatte. Aber es war zumindest realistisch.
    Nach ein paar Minuten kam Amelia dann wieder und sie fuhr mich zu mir nach Hause.

    Direkt vor meinem Block hielten wir und taten erstmal nichts. Wir schwiegen uns nur an. Aber warum? Es wirkte fast schon peinlich, wie wir uns absolut gar nichts zu sagen hatten. Aber sie machte auch keine Anstallten, mich irgendwie loswerden zu wollen. Dachte sie etwa auch so wie ich, dass wir eventuell doch noch etwas mehr Zeit miteinander verbringen könnten?
    Ich riskierte einen genaueren Blick zu ihr rüber. Das Aussehen passte nach wie vor. Sie war eine sehr attraktive, junge Frau. Gut gekleidet, genau das passende Outfit. Dynamisch, flippig und luftig locker. Ihre weiblichen Reize kamen gut zur Geltung.
    Die Frisur war auch klasse. Ein Sidecut, mit schwarzen Haaren und purpurnem Haaransatz.
    Und die silbrig glänzenden Ohrstecker, wie auch das dezent gehaltene Make-up wirkten sich auch zu Gunsten ihrer Attraktivität aus.
    So würde ich mir eine gute Freundin, wenn nicht sogar feste Freundin gerne wünschen. Aber ich kannte sie nicht. Nur ihren richtigen Namen kannte ich. Amelia Munts.
    Ich überwand mich und sagte: „Echt schade, dass wir uns nie wieder sehen werden.“
    Sie blickte mich nur verwundert an, konnte sich dann aber doch ein leichtes Schmunzeln entrinnen.
    Da aber keine weitere Reaktion von ihr kam, schnallte ich mich ab und stieg langsam aus. Nochmals schaute ich zu ihr hinein und sprach weiter: „Ich habe viele Gedanken gehabt, aber egal, was passiert wäre, am liebsten hätte ich die Zeit mit dir verbracht.“
    Von ihr kam keine Reaktion, sie wirkte neutral und relativ unbeeindruckt.
    Also drehte ich mich um und wollte gerade losgehen, da ließ sie die Fensterscheibe hinunter und rief: „Hey, David!“
    Erschrocken drehte ich mich wieder um und starrte in ihr wunderhübsches Gesicht.
    Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und sprach: „Sitzt du wirklich jeden Tag um dieselbe Uhrzeit auf dieser Bank?“
    Ich verstand nicht recht, was sie damit mir zu sagen versuchte. Aber irgendwas sagte mir, dass ich doch schleunigst antworten sollte. „Ja, eigentlich schon. Also von Montag bis Freitag.“
    „Aber wird das nicht irgendwann langweilig?“, fragte sie weiter und strich sich verlegen über den Hals.
    Und ich musste spontan schmunzeln. „Heute zumindest nicht.“
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    28.8.2017

    Wie einstudiert wanderte meine linke Hand samt Kopfhörer zu den Ohren und steckte sie ein, während ich mit meiner rechten Hand auf dem Handy die Playlist aufrief. Kaum ertönten die ersten Klänge, fühlte ich mich viel entspannter. Der ganze Ballast fiel von mir. Der Stress, die Arbeit und das Leben fühlten sich angenehmer an.
    Es war Montag Nachmittag und ich erinnerte mich zurück an Freitag, als das hübsche Mädel mich ansprach. Eine schöne Situation. Das Erlebnis sollte ich so schnell nicht wieder vergessen haben. Aber andererseits war es nur reiner Zufall, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort saß und sie ausgerechnet mich ansprach. Und ich mich natürlich überreden ließ.
    Und da wurde mir klar, dass es vollkommen irrelevant war, was passierte. Eine Phantasie, die mir im Endeffekt vermutlich mehr Leid als Freude bereiten würde. Also konzentrierte ich mich wieder auf meine Musik, schaltete ab und entglitt dieser stupiden und gehetzten Welt. Mit all den bunten Farben, schrillen Bildern und rasanten Eindrücken.
    Plötzlich setzte sich jemand neben mir auf die Bank. Ich realisierte es erst, als die Person bereits saß. Und als ich mich kurz zu ihr umdrehte, war ich hart verwirrt. Die Frisur kannte ich doch. Und die Statur ebenso.
    Die junge Frau schaute mich an, lächelte freundlich und sagte: „Hey David. Ich habe gehört, du sitzt hier jeden Tag um diesselbe Uhrzeit auf dieser Bank.“ Dann wedelte sie mit ihren Autoschlüsseln vor meiner Nase herum. „Lust auf eine kleine Spritztour? Ich fahre dich dann auch gerne wieder nachhause.“

  • Hi Zarkaras,

    habe alles an einem Stück durchgelesen, schließlich wollte ich dann ja auch wissen, auf was das hinauslaufen würde und was es mit dieser schrägen, wunderschönen Frau auf sich hat, die den armen David völlig aus dem Konzept bringt.

    Eigentlich ist ja nicht nur die Frau schräg, sondern gleich die ganze Geschichte, wenn man es genau nimmt :) Zwischendurch habe ich mal spekuliert, ob David das vielleicht alles nur träumt...oder ob sich hinter dieser Frau eine Art Vampirwesen oder sowas verbirgt, dem es nach seinem Blut dürstet. :vampire: ... war dann aber ja nicht so. Ich habe ihr aber, wenn ich ehrlich bin, die durchgeknallte Gangsterin auch nicht so ganz 100% abgenommen. Keine Ahnung, warum. Vielleicht sind das nur so ganz feine Nuancen im Text. Im Prinzip hatte sie ja auch nicht vor, dem jungen Mann etwas anzutun, da er offensichtlich ebenfalls einen Reiz auf sie ausgeübt hat...

    Dann habe ich mich zwischendurch gefragt, warum die jetzt zur Post muss. Das Paket hatte sie ja schon vorher abgeholt...ganz offensichtlich waren da keine Schuhe drin ?...aber was sonst?...und dann will sie zur Post gelotst werden, dabei ist es zu der Zeit ja eigentlich schon ziemlich spät, denn sie kommen gerade aus dem Club...da dürfte eigentlich keine Post mehr aufhaben ... :hmm: Was genau will sie jetzt in der Post? Das habe ich irgendwie nicht kapiert. Vielleicht ist das jetzt auch wieder so ein Rainbow-Problem und ich habe das Offensichtliche nicht geschnallt :rofl:

    Naja, in jedem Fall wird David das Erlebnis nicht so schnell vergessen und es klingt am Ende ja ganz danach, als gäbe es ein Wiedersehen zwischen den beiden...

    Alles in allem ein nettes Geschichtchen, das mir den Nachmittag versüßt hat :thumbsup:

    Viele Grüße,
    Rainbow

  • Danke, @Rainbow, dass es dir gefallen hat. Normalerweise schreibe ich keine Kurzgeschichten, weil sie mir schlicht zu kurz sind. Ich beschreibe zu gern Details und Situationen. Und da schaffe ich es halt nur selten, mich ausreichend kurzzufassen. Und im Nachhinein sind mir auch ein paar kleine Stellen aufgefallen, die ich vielleicht anders formulieren sollte. Vermutlich werde ich das auch noch machen.

    Was den Inhalt betrifft, besser gesagt den Part mit Amelia als Gangsterin, ist dieses Übertriebene und Klischeehafte wirklich so beabsichtigt gewesen. Denn die Geschichte erzählt einerseits die Gedanken und andererseits die Realität von David. Es erzählt davon, was sein könnte, wenn es so wäre, wie man es sich vorstellt oder wünschen würde.
    Ich möchte jetzt nicht genau sagen, was die "Message" sein soll. Aber ich kann dir zwei Tipps geben.
    1. Tipp: Viele sagen, Gedanken werden bevorzugt kursiv geschrieben
    2. Tipp: Nimm den Anfang und blende mal jeweils den Inhalt von ~I~, ~II~ und ~III~ aus

    LG: das blaue Alien :alien:

  • Hallo Zarkaras,
    ich hab mal ein bisschen gestöbert bei dir und habe diese Geschichte gefunden. In der Spoilerbox sind ein paar Kleinigkeiten, die mir im ersten teil aufgefallen sind. Alles Pillepalle, nichts, weswegen du die Story ändern müsstest.
    Du hast Recht, unser Schreibstil ähnelt sich tatsächlich. Und ich fühl mich wohl mit deiner Art, die Dinge zu beschreiben. Liest sich echt gut, flüssig und ohne, dass man ständig stutzt und nochmal drei Zeilen zurückgehen muss.

    Spoiler anzeigen

    Bereits geahnt, stellte ich die Musik leiser

    Das hab ich so formuliert noch nie gehört. Was denn geahnt? Fehlt da vorn noch ein Stück?

    in Kombination der teuren Uhr

    fehlt da ein "mit" ?

    Natürlich wusste ich den Weg, fuhr schließlich jeden Tag mein Bus diese Route.

    "schließlich fuhr" ?

    Nach ein paar Sekunden peinlichen Schweigens, blickte sie wieder auf und mir direkt in die Augen.

    kein Komma hier

    dass es vielleicht sogar besser währe,

    ohne "h"

    Sie folgen der Hauptstraße, dem Park entlang

    hm... also entweder
    "Sie folgen der Hauptstraße, den Park entlang" oder
    "Sie folgen der Hauptstraße, am Park entlang" oder
    "Sie folgen der Hauptstraße, an dem Park entlang"

    aber so wie du es hast, passt es mMn nicht wirklich


    Jedenfalls wenn Sie die Brücke überquert haben,

    Jedenfalls, wenn

    „Lasst uns duzen. Amelia.“

    eher: "Lass uns DU sagen. Amelia."
    Oder vielleicht "Lass uns einander duzen." Aber das klingt für mich so altmodisch.

    „Los, steig ein“, meinte sie und zwinkerte mir keck zu. Dann tat sie jenes.

    eher: „Los, steig ein“, meinte sie und zwinkerte mir keck zu, bevor sie selbst einstieg. (aber Geschmackssache)

    Ich komm heute nur bis Ende Teil Eins, aber ich bleib dran. Interessiert mich, wie das weitergeht mit den Beiden. :thumbup:

    VG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (8. Januar 2018 um 22:55)

  • So, Jade, mit dem Teil 1 bin ich durch.

    Meine Güte, was tat mir der arme David leid. :P Man kann sich seine Unsicherheit und Unbeholfenheit sehr gut vorstellen, auch seine Selbstzweifel hast du Klasse beschrieben.
    Der Story kann man leicht folgen, es gibt keine Hänger zwischendurch, und der lockere Ton zwischen den beiden Protas hält sie für den Leser lebendig. Ich mach erstmal schluss, aber ich freu mich schon auf Teil 2 und 3

    Wünsch dir einen schönen Tag
    VG
    Tariq

    Spoiler anzeigen

    Mit verführerisch einladenden Blick

    einladendem ;)

    Ich zeigte ihr nur wortlos den Weiterweg und sie machte Musik an.

    vielleicht "den weiteren Weg" ?

    Ich schaute auf die Uhr, verfolgte Amelia jede einzelne Sekunde,

    vielleicht "folgte Amelia mit meinem Blick" oder "verfolgte Amelia mit den Augen", sonst denkt man einen Moment lang, er läuft ihr tatsächlich nach.

    Es konnte nicht besser werden.

    Na das bezweifle ich ich doch. Es war nur ein Kuss ;)

    aber davon naschen erlaubte ich mir nicht.

    davon zu naschen

    Den schwarzen Filsstift

    Filzstift

    Plötzlich kam jemand mit tosenden Schritten auf mich zu gestampft. Ruckartig drehte ich mich um und erschrak, als ich in ... ihr Gesicht sah. Mir blieb das Herz stehen, ich atmete hektisch. Nur Sekunden später, sie hatte mich bereits an den Schultern gepackt und gegen die Mauer gedrückt, wollte ich ihr Eine klatschen. Aber das macht man nicht. Man schlägt keine Frauen. Erstrecht keine so hübschen.

    "tosende" Schritte klingt für mich irgendwie seltsam...
    wollte ich ihr eine klatschen
    Erst recht keine so hübschen.

    und wurde von ihr regelrecht zu Mehr gezwungen.

    mehr

    Ich kam nicht drauf klar...

    hm... meinst du "Ich kam nicht damit klar.." ?

    versuchte nebenbei niemanden umzurämpeln

    umzurempeln

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hallo Jade,

    ich bin wieder etwas weiter gekommen. Hat mir sehr gefallen, der Anfang von Teil 2!! Kaum Zeit zum Atmen zwischendurch :D
    Supersupergut!! Rasant geschrieben und rasant zu lesen. Klasse beschrieben

    Ich muss jetzt leider erstmal aufhören, aber ich komm definitiv zurück!

    Bis dahin
    VG Tariq

    Im Spoiler wieder ein bisschen Kleinkram :P

    Spoiler anzeigen

    Plötzlich verrieglte verriegelte sie alle Türen

    „Keine auffälligen Andeutungen machen! Wir machen jetzt nur einen kleinen Umweg

    Hm, das klingt, als fürchte sie, dass er was Falsches sagt. Ich glaube aber, dass es um auffällige Bewegungen geht, oder?

    und drapierte sie auf mir.

    eher: um mich oder legte sie über mich

    Nichts wirkte real, aber doch geschah es gerade. Aber warum tat sie das? WW

    und begann haarsträuberische Überholmanöver

    eher haarsträubende

    Bordsteine, Bodenschwellen und Schlaglöcher ignorierte sie gekonnt und flog nur über sie hinweg. Das Fahrwerk und die Felgen bedankten sich.

    Super formuliert, man meint förmlich, sich beim Lesen am Stuhl festklammern zu müssen. :thumbup:

    Langsam wurde es auch mir etwas zu schnell. Der Tacho zeigte bereits 80 Km/h an und die Verkehrsdichte blieb konstant viel.
    Langsam merkte ich, ... WW

    vermutlich sogar eiskallt abknallen eiskalt

    und ich hatte nichts besseres zu tun, als ihr zuzuwinken.

    Ähm.. vorhin konnte er sich noch nicht mal auf dem Sitz halten, weil gefesselt, und nun kann er winken? Netter Gedanke und Stelle zum Schmunzeln, aber... naja

    geradeso an der Leitblanke vorbei Leitplanke

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • So, bin wieder da, und Teil 2 ist geschafft.
    Rasant, rasant, das muss ich sagen. Eine Menge Speed im deiner Beschreibung! Wie schon oben geschrieben, kaum Zeit zum Luftholen....

    Ich bleib dran, Teil 3 - mach dich bereit!

    VG Tariq

    Im Spoiler wie immer Kleinkram ;)

    Spoiler anzeigen

    oder der bittersüßen Wahrheit der dümmsten Raser der Welt. Nur befzweifelte bezweifelte ich, dass

    die dümmsten Raser der Welt würde ich evtl in Anführungszeichen setzen. Soll doch sicher der Titel einer (imaginären) Fernsehshow oder sowas sein, oder? ^^

    Ich beruhigte mich langsam wieder etwas, hatten man nun erstmal keine Verfolger

    hatten wir oder hatte man

    Ich war zu sehr eingeschüchtert von ihr, um überhaupt einen Ton rauszukriegen. Sie war ja auch echt eine Attraktive.

    Alsooooo, nicht falsch verstehen, aber ich hab's begriffen, dass David ihr Äußeres gefällt. Aber ist das wirklich alles, was ihn an ihr fasziniert? Ich halte sie für taff, furchtlos, eiskalt, unbeeindruckt von dem Geschehen, absolut ruhig, konzentriert, beliebig fortzusetzen...
    Könnte er vielleicht einmal etwas von der Art an ihr bewundern? Natürlich nur, falls es ihm auffällt. ^^ Dass er immer nur ihre körperlichen Vorzüge im Kopf hat, lässt mich ein klein wenig die Augen rollen... sorry :sack:

    Mit 230 Sachen breschten preschten wir ihnen entgegen

    Sie lehnte sich aus dem Fenster, während ich das Lenkrad bediente.

    Hm, bedient klingt ein bisschen wie ein Touchpad. Vielleicht eher "ergriff" oder "umklammerte"?

    rote Ampeln und Stopschilder. Stoppschilder

    in welcher ironischerweise wirklich Penner um eine brennende Tonne anzutreffen waren. Mit angewidertem Blick beobachtete ich diesen diese, während meine

    Das Schild war doch mehr als eindeutig zu erkennen! Und hinter uns sah ich schon das Blaulicht leicht hervorflackern.

    Welches Schild? Und woher kommt das Blaulicht? In den letzten Zeilen hast du dem Leser vermittelt, dass die Verfolger im dichten Stadtverkehr abgeschüttelt werden konnten. ?(

    „Nimm die Tache Tasche und komm mit!“,

    schloss das Auto per Knopfdruck ab und ging zu der Tür direkt neben uns

    Hm, kann sein, dass ich zu viele Gangsterfilme gesehen habe, aber ICH würde das Auto vielleicht irgendwie tarnen, zudecken, oder in die (zufällig ebenfalls offene) Garage reinstellen. Das Auto ist der Polizei bekannt, und du schreibst, dass das Blaulicht nahe war.

    Diese trat sie auf, aber passierte sie nicht. Warum? Stattdessen geleitete sie mich schnellen Schrittes zum Ende der Sackgasse, wo ein Garagentor war. Dieses öffnete sie aber nicht, sondern wir gingen durch eine kleine Tür daneben, die zufälligerweise nicht abgeschlossen war. Aber wie sich dann herausstellte, war dieses Gebäude offenbar verlassen. Das "Aber" erweckt an der Stelle den Eindruck, als hätte sie damit gerechnet, hier jemanden anzutreffen. Ohne Licht stolperten wir dann einen Flur entlang, ich nebenbei noch über etwas Gerümpel, und kamen zu einer Treppe. Diese gingen wir dann schnell hinunter, ich voran und sie mit der Pistole in meinem Rücken hinterher. Die Tür dort unten war ebenfalls nicht abgeschlossen. Und wie zu erwarten, sollte ich diese auch passieren. Amelia schaltete kurz das Licht ein, ich erblickte absolut gar nichts außer Regale Regalen mit Kisten und Unrat, und dann schloss sie die Tür ab. Wir gingen zu einer weiteren Tür, die aber nun abgeschlossen war. Die wieder passiert, das Licht im Vorraum ausgeschaltet und die Tür hinter uns wieder veschlossen.

    Am Ende dieses Abschnittes scheint es, als ob genau dieser Raum Amelias Ziel war. Sie hat passende Schlüssel zu zwei verschiedenen Türen, hab ich das richtig rausgelesen?
    Und mMn ist hier in dem Textstück ziemlich oft "schlossen". Vielleicht kannst du eins oder zwei davon mit "sperren" oder "riegeln" ersetzen?

    Wir lauschten, bangten und zitterten.

    Das kann ich mir bei IHR nicht wirklich vorstellen, sorry. ^^ SIE bangte und zitterte? Nach dieser Aktion??

    Ich öffnete sie und drinnen befanden sich Klamotten. Alltagskleidung wie Jeans, Shirts, Schuhe und Accessoires. Ich sollte mich umziehen.

    Ähm... wenn sie nicht geplant hatte, einen Kerl zu entführen, nehm ich mal an, dass in der Reisetasche Frauenkleider (und Accessoires) sind. Muss er jetzt Rock, Bluse und High Heels tragen? Eine Strumpfhose und Lippenstift dürften im Auto irgendwo unter dem Fahrersitz noch liegen, die waren in der Handtasche... :blush:
    nein, nein, vergiss es, das war blöd von mir :D

    Und sie reagiert reagierte genauso, wie

    Sich übers Kinn reibend, sichtlich grübelnd und die Beine verschränkt verschränkend meinte sie dann:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Hallo Jade,

    Wir haben ja im Chat schon ausführlich über Pupur gesprochen, und du hast mir viel von den Dingen, die hier eigentlich vorher im Kommi standen, inzwischen erklärt. Deshalb hab ich sie rausgenommen.

    Solltest du an der Story irgendwann doch mal noch etwas ändern, gib mir Bescheid, ja? Ich würd es gern lesen. :newspaper:

    Auf jeden Fall aber gefällt mir der Ausgang, also der kleine Epilog. Das ist eine nette Idee, dass sie sich wiedersehen. Und auch, dass du den Leser mit drei Fragezeichen über dem Kopf zurücklässt, wenn er grübelt, ob aus den Beiden nun ein Paar wird oder nicht. Gut!!

    VG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (14. Januar 2018 um 16:00)

  • Danke, @Tariq, für die Anmerkungen und Ausbesserungen. Ebenfalls ein großes Dankeschön, dass dir mein Schreibstil so gut gefällt, wie auch das detailierte Beschreiben von Emotionen und Gedanken. Dass diese Beschreibungen im Part III zum Großteil fehlen, war teils von mir beabsichtigt, um die Natürlichkeit der Situation wiederzugeben.
    Es war von mir beabsichtigt, es extra verwirrend zu schreiben. Aber anscheinend war es doch noch zu kryptisch dargestellt, um von den Lesern auf Anhieb eindeutig verstanden zu werden. Wir haben ja schon kurz im Chat drüber gesprochen, wie ich es gemeint habe und du fandest die Idee dann gar nicht mal so schlecht. Jedoch meintest du sofort, was ich mir schon beinahe vorher gedacht habe, dass man diese kleinen entscheidenen Faktoren wie den kursiv gehaltenen Text nicht als Hinweis sehen wird.
    Ursprünglich wollte ich nicht sofort hinschreiben, was der Unterschied zwischen Part I, II und III ist. Aber ich merke, dass ich es doch machen muss, um die Leser nicht allzu sehr zu enttäuschen.
    Vielleicht könnten es andere Leser falsch interpretieren, dass du so recht viel Kritik in deinem letzten Kommentar reingepackt hast, aber die meiste Kritik (so denke ich das zumindest) wäre nicht gekommen, wenn mein Text klarer gewesen wäre. Denn so wie du es angemerkt hast, wird der Inhalt wirklich stark sprunghaft zum Ende hin. Was aber teilweise wirklich mein Ziel war, um den Leser mit den Gedanken zurückzulassen, warum ich es mit einmal so oberflächlich geschrieben habe.
    Darum werde ich in die Überschrift der einzelen Parts noch etwas hinzufügen und im letzten Part noch ein kleines Detail einbauen, was es deutlicher machen soll. Natürlich sträube ich mich immer noch dagegen, meine Message direkt mitzuteilen, weil ich dafür einfach zu stur bin. Ich möchte, dass die Leser größtenteils selbst drauf kommen, was ich mitteilen möchte! :alien:

  • Hey Jade
    Ich habs gelesen und mir fällt grad gar nichts ein. Bin sprachlos und es erinnerte mich an mein letzten Montag Feierabend.

    (Hab mich nehmen ein hübschen Mädel hingesetzt und diese begann zuweinen und furchtbar).

    Ich hab das zwischen der Party und der Fahrerflucht zwar nicht verstanden aber nach den ganzen Kommentaren bekomm ich langsam eine Ahnung wie es gemeint ist. Und das macht die Story wirklich noch viel besser. Ich würde nur vielleicht eine andere Überschrift nehmen. Vielleicht "der etwas andere Feierabend ? " oder "was wäre wen ?". Nun Schluss endlich ist es dein Meisterwerk und ich bin froh es gelesen zuhaben.

    Mit freundlichen Grüßen

    3 Mal editiert, zuletzt von Falkefelix (16. September 2018 um 13:15)

  • Hey c:

    Ich wollte eigentlich nur reinschauen und eventuell später schreiben. Jetzt habe ich alles gelesen.

    Also an sich finde ich die Geschichte mega. Sehr schön ausgearbeitet. Die Beschreibung und generell den Schreibstil mag ich. Also da habe ich echt nichts anzumerken.

    Zum Inhalt an sich, ist mir das selbe passiert wie meinen Vorpostern. Vor allem, es steht einfach noch als Titel drüber, ist kursiv geschrieben und ich ralle es nicht.^^ Da ich aber das Korn jetzt gefunden habe, finde ich die Geschichte nochmal besser. Klar, die Sprünge irritieren am Anfang. Wenn man es sich aber als Szenarien vorstellt, was passieren könnte, finde ich sie wieder schlüssig. Auf jedenfall hat mir die Geschichte doch sehr gut gefallen. Schreibstil, Story, Aufmachung, finde ich alles richtig nice :)

    Rune