Um den Kopf mal etwas frei zu kriegen - auch wenn ich gerade das Gefühl bekomme, dass es eher in die andere Richtung gewirkt hat - habe ich mich heute mal an einer Kurzgeschichte versucht. Ich bin über jedes Feedback dankbar
Die Töchter des Königs (Bauernjunge)
Niemals hätte ich zu träumen gewagt, dass mein Leben einen derartigen Verlauf nehmen würde.
Wisst ihr, vor einigen Jahren noch, war ich nur ein einfacher Bauernsohn.
Zugegeben ein überaus intelligenter und gut aussehender Bauernsohn, aber dennoch nichts Besonderes. Ich bestellte die Felder, fütterte die Tiere, molk die Kühe und verarbeitete Milch wie ich es schon tat als meine Eltern noch lebten. Bevor der Sturm kam und mir alles nahm – meine Eltern, mein Heim, mein Leben – alles war von einem Tag auf den anderen weg.
Alleine konnte ich den Hof unmöglich wieder aufbauen, also beschloss ich, gezwungener Maßen, mein Leben zu ändern und trat der königlichen Garde bei. So verdiente ich meinen Sold, hatte Nahrung und Unterkunft und konnte ein recht angenehmes Leben führen. Auch wenn es mit der Zeit langweilig wurde, da wir seit Jahren in Frieden leben, so hatte ich doch meine Freuden dabei.
Der König – ein gerechter und ehrlicher Mann – hatte neun Töchter, von denen eine schöner als die andere war. Damals war ich nicht sonderlich interessiert an Prinzessinnen, denn auch wenn ich nie die Gelegenheit hatte eine kennen zu lernen, so hielt ich sie doch für selbstsüchtig und arrogant.
Wie dem auch sei, der König hatte zwar viele Töchter doch nicht ein einziger Sohn war ihm vergönnt worden. Und da er schon ein fortgeschrittenes Alter erreicht hatte, ließ er eines Tages einen Ball veranstalten, zudem jeder Mann des Reiches willkommen war – auch wenn die Meisten bereits am Tor, von den Wachen aussortiert und Heim geschickt wurden. Alles nur um seine Töchter zu verheiraten, allen voran seine Älteste: Elena. Doch es konnte ja auch nicht schaden, wenn die jüngeren Prinzessinnen einen Mann finden.
Heute weiß ich gar nicht mehr wieso ich eigentlich auf dem Ball war, ich glaube einer meiner Kameraden hatte mich dazu überredet. Wir waren also dort, aßen vom Buffet, tranken vom Met und redeten, denn es dauerte geschlagene zwei Stunden bis der König sich endlich blicken ließ.
Ich habe keine Ahnung was er an jenem Tag zu den Leuten sprach, denn meine Gedanken waren ohne Ausnahme von einer einzelnen Person gefesselt worden, die hinter dem König gemeinsam mit acht weiteren jungen Frauen die Treppe herunter kamen. Und auch wenn ich sie nicht kannte, so ließ sie mich alle meine Vorurteile von arroganten und selbstsüchtigen Prinzessinnen vergessen.
Sie trug ein wunderschönes, meerblaues Kleid, welches wunderbar zu ihren tiefblauen Augen passte und im Schein des großen Kronleuchters glitzerte wie ein Sternenhimmel im Wasser. Ich beobachtete sie die ganze Zeit ohne irgendetwas anderes um mich herum wahrzunehmen. Vermutlich sah ich wohl unheimlich dämlich aus, als sie mich erblickte. Denn in dem Moment als unsere Blicke sich trafen, musste sie ihren Mund hinter ihrer zarten Hand verstecken, um nicht plötzlich loszulachen.
Die Stunden vergingen und ich konnte meinen Blick nie sehr lange von ihr abwenden. Mein Kamerad, dürfte mich wohl schon für bekloppt gehalten haben.
"Vergiss es, da hast du eh keine Chancen", sagte er mir immer wieder. Und doch sehnte ich mich nach ihr und als ich wieder von meinem Krug aufschaute, blickte ich in das fassungslose Gesicht meines Kameraden, der mir nur stotternd mitzuteilen versuchte, dass ich mich undrehen sollte.
Dies war der Moment in dem mir nicht mehr sicher war ob ich noch lebte oder bereits in den Himmel aufgefahren war, denn vor mir stand die Frau, die ich schon den ganzen Abend beobachtete. Sie war einen knappen Kopf kleiner als ich, weshalb sie ihren Kopf leicht anheben musste um mir ins Gesicht zu blicken.
Wieder starrte ich sie mit offenem Mund an und obwohl ich so sehr auf sie fokusiert war, dass ich nicht mitbekam, wie wir bereits zum Mittelpunkt der Menschenmenge und von allen um uns herum angestarrt wurden, brachte ich kein einziges Wort raus.
Wahrscheinlich sah ich dieses Mal noch bescheuerter aus als ich sie die Treppe herabkommen sah, denn plötzlich fing sie an lauthals zu lachen.
Ihr könnt euch kaum Vorstellen, wie ich dreinsah als sie mich dann auch noch zum Tanz aufforderte. Während ich immer noch schwieg, nahm sie mich bei der Hand und führte mich zur Mitte des Saals, wo die anderen Gäste bereits begannen Platz zu machen.
Als wir stehen blieben, stand sie sich mir gegenüber, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und streckte sich meinem Ohr entgegen.
"Ich hoffe Ihr könnt tanzen."
Plötzlich erwachte ich aus meiner Trance und Panik machte sich in mir breit.
Tanzen? Ich? Unmöglich!
Doch als ich ihr das mit einem Kopfschütteln versuchte zu verstehen zu geben, lächelte sie mich nur mit ihren strahlenden Augen an
"Keine Sorge, es ist nicht schwer. Mach mit deinen Füssen einfach dasselbe wie ich."
Anscheinend war ich nicht der einzige nervöse, auch wenn sie es nicht zu zeigen vermochte. Zumindest hatte ich keine Ahnung wie ich erkennen sollte, wie sich ihre Beine unter dem Kleid, welches ihrer Erscheinung absolut gerecht wurde, bewegten.
Es wundert mich noch heute wie es mir gelang mich nicht vollkommen zum Deppen zu machen, aber scheinbar sahen meine Bewegungen nicht ganz so schlimm aus wie von mir befürchtet.
Während ich die meiste Zeit nach unten schaute und versuchte mit ihr Schritt zu halten, strahlte sie mich den ganzen Tanz über an, wie mir mehrere kurze, schnelle Blicke in ihre Richtung versicherten.
Und als der Tanz sein Ende fand, hatten sich ihre wundervollen Augen und ihr strahlendes Lächeln, bereits tief in mein Herz gebrannt und es mir entrissen.
Und heute? Heute ist Elena Königin und ich ihr sie über alles liebender König.