Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.485 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Februar 2018 um 22:56) ist von Tariq.

  • Winterzauber

    Lautlos taumeln Flocken nieder,
    torkeln ziellos kreuz und quer,
    legen sich auf manch Gefieder,
    still wird alles ringsumher.

    Eisbedeckt sind alle Zweige,
    schwer beladen jeder Ast
    biegt sich so in tiefer Neige
    manchmal bis zum Boden fast.

    Nebel hüllt den Wald so grau ein,
    dass man fast nichts sehen kann.
    Nachtfrost haucht auf jedes Ästlein,
    zieht ein Rauhreif-Kleid ihm an.

    Kälte, die mit leisem Beben
    jeden Laut ersterben lässt.
    Jede Regung, jedes Leben
    hält im Frostgriff sie ganz fest.

    Plötzlich knackt das Eis im Weiher.
    Stolpernd flieht ein junges Reh.
    Wie ein zarter Glitzerschleier
    stiebt dabei der Pulverschnee.

    Ächzend unter dem Gewichte
    wippen Zweige auf und ab,
    und - sich streckend - wirft die Fichte
    ihre schwere Schneelast ab.

    Winter lässt das Land erstarren.
    Ganz vereist sind Teich und Fluss.
    Alles Leben muss still harren
    auf des Frühlings sanften Kuss.

    _____________________________


    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hey, @Tariq, mir gefällt dein Gedicht sehr gut! Vom Klang und Rhythmus her erinnert es mich irgendwie an Gedichte von Rilke. Deine Sprache und vor allem die Sprachbilder finde ich schön.
    Zwei Stellen sind mir aufgefallen:

    decken alles ringsumher.

    Bei "etwas decken" denke ich irgendwie eher Pferde und Rinder... :pardon: Da "bedecken" in der nächsten Strophe vorkommt, wäre "verdecken" vielleicht eine Möglichkeit. Aber natürlich kannst du es auch so lassen.

    Nebel hüllt die den Wald grau ein,

    Das "die" ist zu viel, oder?

    LG,
    Asni

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Guten Morgen @Asni,

    vielen Dank für dein Lob!
    Hatte grad so überlegt, was für einen traurigen Winter wir doch haben. Und da hab ich das fix zusammengeschustert. :)

    Danke auch für die beiden Hinweise. Natürlich klingt das doppeldeutig, ist mir gar nicht aufgefallen :patsch: .
    Aber ich hab das decken ganz weggelassen, weil es ja - wie du auch "entdeckt" hast (lol) - in der nächsten Zeile schon wieder auftaucht. Da hätte ich dann wohl eine Wiederholung. Wollte ich aber nicht. ^^
    Und das Zweite - hm, liegt daran, dass es vorher mal "die Wälder" hieß. Ich hab das bestimmt 5x gelesen, aber gemerkt hab ich das nicht. :P

    Ich wünsch dir eine ruhigen Montag und eine gute Woche
    VG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hey @Tariq,
    Ich schließe mich da @Asni guten Gewissens an. Dein Gedicht ist dir wirklich sehr gut gelungen :) Auch die Verbindung zu einem anderen Gedicht kann man sich durchaus denken: Ich hatte gerade “Frühling lässt sein Blaues Band“ von Eduard Mörike vor Augen. ;)
    Ansonsten hätte ich noch eine Frage: “Bebende Kälte“? Hab ich bisher noch nicht gehört, diese Art von Verbindung. Die Erde kann beben oder der Boden wenn ein Zug vorbei fährt. Aber die Kälte? Keine Ahnung :huh:
    LG Lehaidin

    "Es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten."
    - Gandalf -


  • AAAH Ich hätte so gerne einen Bleistift, um dir Anmerkungen zu machen.
    Das macht viel mehr Spaß als so XD

    Egal. Hier im Spoiler sind sie trotzdem :)

    Spoiler anzeigen

    Eisbedeckt sind alle Zweige,
    schwer beladen jeder Ast
    biegt er sich in tiefer Neige
    manchmal bis zum Boden fast.

    Hier bin ich beim Lesen gestolpert und wollte dir schon einen Vorschlag machen, aber ehrlich gesagt, gefällt es mir so doch ziemlich gut X
    Passt gut in den Lesefluss. Liegt wohl an der "altertümlichen" Satzstellung. Aber genau die hat auch was ... #garnichtambivalent

    Lass die Stelle einfach so XD
    Wollte ich nur mal gesagt haben ^^

    An der Stelle dachte ich, dass das Tauwetter schon eingesetzt hat.
    Und unten steht dann, dass aber noch alles auf den Frühling wartet :hmm:
    Ich finde das Bild, dass du mit dieser Strophe vermittelst echt klasse. Kann es mir genau vorstellen.
    Vielleicht könntest du sie strategischer unter der Strophe platzieren, die ich zuerst zitiert hab :hmm:

    Ansonsten kann ich nur sagen Hut ab :hi1:
    Ein malerischer Winter, wie aus der Merci-Werbung :D
    Wie man ihn sich eben wünscht und vorstellt und wie er nie ist ;(
    Du hast auf jeden Fall tolle Bilder und ne klasse Atmosphäre vermittelt.
    Mir gefallen deine Wort und die Art, wie du sie aneinanderreihst <3
    Es liest sich absolut flüssig und hat einen klaren Rhythmus :thumbup:
    Schade, dass ich das nicht zu Weihnachten lesen konnte.
    Jetzt bin ich nämlich schon wieder im Frühlingsmodus XD
    Will Sommer, Sonne, Sonnenschein :P

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Hallo @Lehaidin, danke für deinen netten Worte!
    Zur Erklärung: "Bebende Kälte" kenne ich auch nicht. Das Wort 'Beben' gehört hier zum 'ersterbenden Laut' und nicht zur Kälte. Lies es noch einmal, vielleicht siehst du es anders, jetzt wo du das weißt. :) Wow, irgendwie is mir grade kalt geworden.... :huh:
    Nochmal danke!

    Hallo @Miri, ich freu mich ganz sehr, dass du bei mir vorbeigeschaut hast und so viel Nettes dagelassen hast. :)
    Zu deiner Frage mit der schneelastabwerfenden Fichte :hmm: da hab ich eigentlich im Sinne gehabt, wie manchmal im Wald Schnee von den Bäumen fällt und die Zweige / Äste dann wie erleichtert in ihre ursprüngliche Position schnellen / wippen. Tauwetter hab ich damit nicht in Verbindung gebracht. Deshalb würde ich es gern in der Reihenfolge lassen, schon, weil der Frühlingskuss ein schönes Schlusswort ist.
    Aber damit du jetzt nicht traurig bist, mach ich dir ein Sommer-Sonne-Sonnenschein-Gedicht :sun: , versprochen! ^^

    Wegen des Bleistifts - wenn du einen abwischbaren Bildschirm hast - tu dir keinen Zwang an :thumbsup: . Darfst aber nicht scrollen dabei, sonst kommst du ganz durcheinander. :D

    VLG Tariq

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • da hab ich eigentlich im Sinne gehabt, wie manchmal im Wald Schnee von den Bäumen fällt und die Zweige / Äste dann wie erleichtert in ihre ursprüngiche Position schnelen / wippen.

    Das Bild kam dann auch, als ich in der letzten Strophe kapiert hab, dass es noch gar nicht tauen sollte ^^
    Mein erster Impuls ging eben Richtung Frühling ^^

    Aber damit du jetzt nicht traurig bist, mach ich dir ein Sommer-Sonne-Sonnenschein-Gedicht, versprochen!

    :party: :love: Wie lieb! :D

    Wegen des Bleistifts - wenn du einen abwischbaren Bildschirm hast - tu dir keinen Zwang an . Darfst aber nicht scrollen dabei, sonst kommst du ganz durcheinander.

    ... Wäre ne Überlegung wert :P

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @bigbadwolf

    :danke: Danke für das Lob!! ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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