Wirres Geschreibsel vom Gott des Wahnsinns

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.855 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. Februar 2019 um 15:43) ist von Aztiluth.

  • heyyyy. Seit langem mal wieder was kleines von mir :D mich hat die Motivation gepackt ein Game zu Programmieren. Aber. Da ich weder Programmierkenntnisse noch genug Selbstvertrauen verfüge, habe ich nur einen kleinen Einleitungstext verfasst, der in gewollt kryptischer Form die Vorgeschichte des Antagonisten erzählt. Der gesammte Text ist offen für Interpretationen, sofern ihr euch die Mühe machen wollt, euch damit zu beschäftigen ^^ nun. Habt Spaß am lesen und macht mich ruhig in eurer besten Kritik fertig, oder lobt mich, wobei letzteres natürlich vorzüglicher wäre ;)


    TOTE ERDE

    Tote Erde. Tote Erde in einer toten Welt, einem toten Kosmos, selbst die Zeit hat ihr Ablaufdatum überschritten. Und Sinn ist nun sinnlos.

    Asche. Asche auf einer ausgebrannten Hülle. Ein feuriger Pesthauch, lange überfällig war er gewesen, erwartet von denen, die geliebt hatten.
    Fußabdrücke. Fußabdrücke in der grauen Wüste... meine Fußabdrücke. Ich gehe ihnen nach. Sie sind vor mir, weit vor mir, entschwunden meiner Gewalt. Genauso, wie sie auch hinter mir sind. Links von mir. Rechts von mir. Sie sind überall...
    Handabdrücke. Handabdrücke an meiner Kehle... sie wollen nicht loslassen. Die Hände wollen mich nicht loslassen. Sie würgen mich. Unnachgiebig würgen sie mich... dabei atme ich nicht mehr. Denn ich bin tot. Ich bin tot wie die Erde, über die ich wandle, tot wie der augenlose Himmel, tot wie der blinde Kosmos, tot wie das Zeitlose.
    Ich stehe am Ende. Am Ende der Welt. Aber ich bin nicht alleine. Ich bin niemals alleine. Denn du bist hier, ens rationis. Du bist Tod. Ich. Wir.

    Ich.

    Lüge. Sie sind fort. Sie sind alle verschwunden. Nur ich bin es nicht. Wieso? Aus nur einem Grund. Um sie zurück aus ihren Gräbern zu holen, dem Tod ins Gesicht zu spucken und ihm seine kalten Hände abzureißen. Denn ich hasse ihn, ich hasse den Tod. Ich verabscheue ihn so sehr, den Sensenmann, dessen Sichel mein Blick nicht sah. Diese Schneide, die hin und zurück trennt, sie ist nicht von Bedeutung, nein, es ist nicht einmal eine Schneide, sondern eine Münze, die eine geistlose Entität irgendwo in den Tiefen ihrer transzendalen Sinnlosigkeit hoch und runter wirft, welch grauenerregendes Spiel von Kopf und Zahl!

    Also wandle ich fort über tote Erde in lebend wahnhafter Leere.
    So sei beschmutzt die letzte Ehre unter dem letzten Auge,
    wenn die Toten sich erheben zu ihrer neuen Taufe.

    Einmal editiert, zuletzt von Tnodm0309 (8. April 2018 um 02:31)

  • Hm... also so richtig weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Den Anfang fand ich spannend und vielversprechend. Der Schluss erschließt sich mir noch nicht. Ein bisschen konkreter und fassbarer wäre mir lieber. Daher kann ich auch noch nicht loben, aber schlecht ist der Text nicht. Ich habe nur noch keinen Zugang gefunden :)

    Spoiler anzeigen

    selbst die Zeit selbst ist tot.

    Hier würde ich das "tot" durch was anderes ersetzen, sonst sind es etwas viele Wortwiederholungen. Vielleicht "hat ihr Leben ausgehaucht"?

    Ein feuriger Pesthauch, lange überfällig war er gewesen, erwartet von denen, die geliebt haben.

    Muss hier nicht die Zeitform anders sein? "die geliebt hatten"

    Die vielen Wiederholungen sind wohl Stilmittel, daher mecker ich mal nicht dran herum, auch wenn mir statt der vielen Fußabrücke auch "Spuren" gut gefallen würden.
    Auch wenn's vielleicht "seltsam" wirkt, aber es ist irgendwie unlogisch, dass da HandABDRÜCKE sind, während die Hände noch würgen... ah... ach, das ist auch Absicht, gell?

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • @Asni nyooom, erstmal danke natürlich für deine Mühen und das Lob :3 das Wort tot hatte ich zwar tatsächlich als Stilmittel gedacht... aber jetzt wo du's sagst, stört es mich dann irgendwie auch :hmm::panik: und um zu den Handabdrücken zu kommen... vielleicht sind ja diese "Abdrücke" als eine Metapher zu verstehen... wozu nur... hmmmmm :hmm:;) aber tatsächlic klingt Spuren besser als Fußabdrücke. Ich mag das Wort Fuß nicht mal oO ich muss immer an einen stinkenden Käsefuß denken!

  • Hey @Tnodm0309

    das erste Drittel hat mir sehr gut gefallen. Ich denke das du dort eine dunkle Stimmung erzeugen willst und das ist dir gelungen.

    Ich verabscheue ihn so sehr, den Sensenmann,

    Sensenmann ist in dem Kontext irgendwie zu locker.
    "die Reiter der Apokalypse"
    "den grausamen Thanatos"

    Schneide, sondern eine Münze, die eine geistlose Entität irgendwo in den Tiefen ihrer transzendalen Sinnlosigkeit

    Ich habe jahrelang gebraucht, um mein Gehirn auf eine Grösse zu trinken, dass ich einigermassen damit leben kann. Jetzt hätte ich die fehlenden Zellen gerne zurück. Oder um es anders zu sagen. Das hab ich nicht verstanden.

    Meinst du die Münze als Prinzip des Zufalls (Sinnlosigkeit). Möglicherweise hilft es, wenn du "die Münze des Zufalls" schreibst.

  • @Tnodm0309

    Also, ich mag den Text.
    So schön düster, hehe. Und so viel Verzweiflung und Tod

    Und da die Anderen ja schon kritisiert haben, sag ich jetzt einfach mal, was mir gefällt. ^^

    Ich finde es interessant, dass es sowas wie einen "Rächer" gibt, der den Tod fertig machen soll xD Hab ich so noch nicht wo gelesen.
    Und der letzte Satz gefällt mir auch gut, beziehungsweise die letzte Zeile. Kann man sich schön vorstellen, wie so ne Armee von Toten wieder aufersteht xD Und schön formuliert ist es auch. :)

    Und das mit der Sichel auf eine Münze umzumünzen, ist auch eine gute Idee.

    Liebe Grüße,
    Blue

    Chaos sagt, Halvars dunkle Seite sei harmlos gegen mich...

    As I´m an Amazone, I need a :jennagorn:

    ~~~ 100 words a day keep the doctor away. ~~~


  • Guuuut, ich bin ein wirklicher stilles Wasser. Und ich habe ewig nichts mehr gepostet. Aber auf die hier bin ich tatsächlich so stolz, dass ich sie gerne denen zum lesen bereit stelle, die es Wünschen. Also. Viel Spaß!

    *********************


    Mondkind oder das Gefäß der Schuld

    In einer Zeit der Dämmerung spielte ein namenloses Kind auf den gebrechlichen Straßen der träumenden Stadt mit seinem Mond. In seiner silber funkelnden Vollkommenheit übertraf er himmelweit den alten Mond, so zerfressen und verstaubt er nach all der Zeit gewesen war, die er über die wachen Körper der Erdgebundenen Wesen wachen musste. Heute und immer war der Alte zu nichts geworden. Und wer hinter seiner Maske mit nichts anzufangen wusste, der spielte eben mit einem neuen Mond Fußball. So brauchte man weder Namen, noch Spielkameraden. Die Tore, auf die das Kind da schoss, standen weit, zu weit voneinander entfernt, um sie zu sehen. Sie waren einmal, als sie ihre Flügel das erste mal geööfnet und später das letzte mal geschlossen hatten, auseinander getrieben, doch trotzdem traf das Kind sie mit einer Leichtigkeit, wie sie nur ein Kind in jeden Tritt legen konnte, denn Kinder haben noch nicht vergessen können, was ihnen in der träumenden Stadt jetzt ohnehin kein Erwachsener mehr lehren konnte. Von diesem Unwissen gesegnet spielte es also weiter mit seinem Mond, gluckste Vergnügt vor sich hin und schoss auf beide Tore nacheinander, erst das aus Horn, dann das aus Elfenbein. Die falschen und die wahren Träume.
    Doch dieses katzengleiche Scharren an den Türen der vergessenen Heimat weckte nicht nur die Kinder der einstmals wachen Welt, die zögerlich das Mondlicht zu umrimgen begannen. Ein Loch tat sich auf, dort, wo die Straße um eine Ecke hinkte und dann abruppt endete, sich dem hingebend, was da kommen wollte. Die Kinder wussten vorerst noch nichts davon. Munter traten sie den Mond umher, den selten über die Bühne schleichenden Moment der Klarheit sinnvoll ausnutzend, voll Liebe zueinander, die der Unsinn des Treibens gemalt hatte.
    Gerne hätten sie im hüpfenden Schein ihres Vergnügens die Gesichter ihrer Spielkameraden gesehen. Stattdessen sahen sie Masken, die einzige Lehre der Erwachsenen, von der sie sich nicht mehr lossagen konnten. Je länger diese Fratzen durch das silberne Ballspiel tanzten, desto langsamer und trübseliger wurde es ihnen, bis das gequälte Lachen von der Dämmerung beklagt wurde und letztendlich verstummte. So zogen sie sich stockend zurück in die Stille, bis das Mondkind wieder alleine auf der Straße stand. Es wünschte darüber weinen zu können. Aber was bringt es Tränen für einen Wunsch zu verschwenden, wenn man sich hinter einer Maske verstecken musste, wenn man nicht einmal wusste, wovor? 'Wunsch' ist wahrlich ein einsames Wort in der träumenden Stadt, besonders für ein naives Kind. Sein Wunsch war der neue Mond gewesen, ein Bildnis der Menschlichkeit, an die es sich erinnern wollte. Wo waren diese Erinnerungen hin? Wozu brauchte es seinen Mond eigentlich noch? Soll er doch zerfressen werden und einstauben! Das Kind holte aus und schleuderte den Ball weg, weit, weit weg von den beiden Toren. Mit sich selbst. Sie tat weh, die Maske, so weh, dass es auch sie packte, um sich vor dem brennen auf seiner Haut zu befreien.
    Stattdessen lief es um jehne Ecke, hinter die es den Ball geworfen hatte. Niemals die Maske absetzen. Das hatte es sich von den Erwachsenen abgeguckt. Gut war diese Entswcheidung gewesen. Jetzt blickte es starr hinab in den Schlund der Erinnerungen, den das scharren an den Toren der wachen Welt herauf beschworen hatte. Ein Schock rüttelte an seinem Geist. Nicht aus der Angst, in das Loch hineinstürzen zu können. Und auch nicht, weil es die Dunkelheit fürchtete, die so schwer aus dem inneren hervor strömte, dass die ausschließlich vom Dämmerlicht des toten Himmels erleuchteten Straßen dagegen grell wirkten. Eine Gewissheit unbekannter Herkunft hatte es umfasst, eine Gewissheit darüber, dass, hätte es jetzt seine Maske fortgeworfen, dieses Loch wie eine große Schlange hervorgestoßen wäre um sein Gesicht fortgerissen hätte. Es hatte schon einmal einen Gesichtslosen gesehen. Damals hatte es sich gefragt, warum man denn sein Gesicht nicht mehr haben wollen würde. Wie sollte man denn sonst essen? Auch in diesem Moment, so erinnerte es sich jetzt, war diese plötzliche Gewissheit eingeschlagen:
    Nicht essen würde dies Wesen, bis es sich einen neuen Mund gestohlen hatte.
    Es konnte kein Zufall sein, das dieser Abgrund es zur Furcht davor trieb, sein Gesicht zu verlieren, wenn es zuvor bereits eine Kreatur gesehen hatte, die ihm jetzt als ein Bote dieser Furcht gegenüber trat. Aber kurz, bevor das Kind wieder umdrehen wollte, durchbrach ein blendender Silberstreifen die gesichtslose Kreatur der Finsternis: "Ich habe ja meine Maske! Niemand wird also mein Gesicht haben können!"
    Dieser Silberstreifen kindlicher Einfältigkeit erleuchtete schließlich auch die Schwärze des unehimlichen Abgrunds. Und tief, tief unten resonierten die Erleichterung und das versteckte lächeln des Kindes mit seinem Mond, er strahlte jetzt so hell, dass sein kleiner Mensch es sehen konnte. Er leuchtete ihm den Weg! Jetzt wusste es, was zu tun galt. Wegen ihm war sein Mond in dieses schrecklliche Loch gestürzt und es würde ihm auch wieder dort hinaus helfen. Dem Silber nach trat es den Abstieg in die Düsternis an, die lebendig im Untergrund der Traumlande pulsierte, ein riesiges Herz, durchblutet von ausgehüllten Hoffnungen der Erdgebundenen. Hier schmeckte nicht nur die Zunge eine dem Kind sehr vertraute Bitterkeit. Es war die Leere auf den Masken der anderen Kinder. Sie kamen und gingen ununterbrochen,um sich selbst weh zu tun mit der flüchtigen Freude, wenn es wieder Zeit wurde mit dem neuen Mond zu spielen. Das war die große Erdrückung in den Katakomben der träumenden Stadt, und in vielerlei anderer Gestalt erschien sie den vielen Anderen der Oberfläche, die ihr begegneten.
    Nur ein Kind konnte diesen Wahnsinn verstehen und in fassbare Gedanken kneten, ohne sich dabei selbst in den Wirbelsturm des eigenen Verstands zu werfen. Um alle Hoffnung aufzugeben muss man weniger sein als die Hoffnung in Person, die, wie jeder wusste, als Kind geboren wurden, tanzende Sterne im paradoxen Chaos. Mondkinds eigenes Licht glimmte jetzt mit jedem Schritt heller, bis es irgendwann den Schein seines Freundes nicht nur aus der Tiefe winken spürte, sondern selbst zu ihm wurde. Und als es daraufhin sah, was seinen kleinen Hände den gesamten Abstieg lang als Halt gedient hatte, wuchs ein reißendes Entsetzen unter seiner Maske hervor. Das Echo seiner Schreie raste plötzlich mit ihm gemeinsam in die Untiefen hinab. Gerade noch rechtzeitig hatte es die bleiche, sich windende Auftürmung nackter Körper losgelassen, aus der auf einmal Hände gewachsen waren, Hände, die zu einem lebendigen Gewimmel gesichtsloser Leiber gehörte und die mit hungriger Verzweiflung nach dem gefallenen Kind griffen. Bald schon gingen seine Schreie unter in einem kalten, rasselndem Stöhnen, das ein vielstimmiges Konzert übereinander wälzender Leiber und brechender Knochen dirigierte. Von Meter zu Meter streckten sich die Arme des Abgrunds länger, dünner, unmenschlicher, bis sie nichts mehr gemein mit den Armen hatten, die das Kind abwechselnd an seinen Leib presste oder verzweifelt nach halt suchend durch die Luft ruderte, um es sofort wieder zu bereuen, wenn es ihn zu fassen bekam. Immer öfter streiften die gedehnten Finger das Kind und ließen es immer heftiger strampeln, wenn ihm das Grauen mit jeder albtraumhaften Berührung tiefer ins Fleisch schnitt. Der Fall verlangsamte sich stetig, mit jedem Griff.
    Und da begriff es, nach was es ihnen verlangte: die Gesichtslosen versuchten ihm die Maske abzuziehen.
    Seinen Mund zu stehlen, damit sie nicht verhungern mussten.
    Oder wollten sie vielleicht mehr, als nur den Mund? Augen, um sich im Spiegel zu sehen? Eine Nase, um den Geschmack wieder für sich zu entdecken?
    Gerade, als dieser Gedankenzug zum stehen gekommen war, endete sein Fall abruppt. Die Katakomben hatten das Menschenkind endlich gefasst. Vollkommen verdrehte, grau-schwarze Klauen tasteten sich langsam am Mondkind hinauf. Ihre Erscheinung war so schrecklich widerwärtig, dass die Stimme des Kindes letztendlich abbrach und die nicht mehr zu bändigende Angst ihm in der Kehle hängen blieb. Sie waren so wild verwuchert, dass sie teilweise eher hautlosen Gärten als Gliedmaßen ähnelten. Und es kam noch schlimmer. Mit einem Mal zogen sich die Grotesken Gebilde krachend und schmatzend auseinander. In ihrem innern entblößten sie schreckliche, Zahnlose Schlunde, mit tausenden von Augen bewachsenen Zungen, in denen das Kind jetzt alles sehen konnte. Der Grund, warum die Tore aus Horn und Elfenbein soweit voneinader getrieben waren. Der Grund, aus dem Erwachsene Masken trugen und Kinder nicht verstanden, warum sie das taten. Die träumende Stadt war das Grab all der Wahrheiten, Lügen, gestorbenen Wünschen. Sie war eine lebendige Strafe für das, was die Menschen nicht begehren wollten, aber begehren mussten. Und sie selbst hatten sich diese Geißel auferlegt. Dagegen anzukämpfen hatte keinen Sinn. Das Kind ließ sie gewähren, mit dem friedvollen Gedanken daran, dass diese vergessene Antwort auf die träumende Stadt letztendlich doch wieder ihren Weg zurück zu einem mehr gefunden hatte. Um davon zu wissen brauchte es sein Gesicht nicht länger. Keine Maske mehr.
    Dennoch. Wieso hatte seine Mond es hierzu treiben müssen? Warum war wünschen nur so schrecklich einsam?
    Dann kam die Erlösung. Unerwarteter Weise von unten. Aber das konnte nicht richtig sein. Die Demaskierung musste es selbst vornehmen, oder nicht?
    Aber dazu kam es nicht mehr. Eine unglaubliche Kraft erfasste, die Arme wichen Kreischend zurück in ihre Leere und ehe es aus der Trance der Erkenntnis erwacht war, saß es wieder mit seinem Mond auf der buckligen Straße. Das Loch war verschwunden, aber nicht die Maske, nach der das Kind langsam zu tasten begann.
    "Sie ist noch da..." sprach es, "wer bist du, dass du mir das antust?" Es blickte zu der Gestalt auf, dessen langer Schatten sich über es streckte. Zu erkennen war nicht besonders viel, so verboten groß war der Übeltäter. Er hielt den hassgeliebten Mond in seiner Hand, der darin aussah, wie eine sehr schwach glimmende Murmel. In diesem dünnen Licht zu erkennen war eine schwarze, schwalbenschwänzige Robe, die Müde um die ausgezerrte Skeletterscheinung im Wind wigte. Den Kopf sah Mondkind nicht, nur etwas, das einem zu groß geratenen Wollknäul mit herab hängenden Fäden ähnelte. Mondkind hatte nie etwas so riesenhaftes Ding gesehen. Sogar seine Schuhe waren enorm, größer als es selbst! War es denn kein Mensch? Konnten so gebrechlich aussehende Stelzenbeine einen so schweren Körper tragen, ohne abzubrechen? Abzubrechen, wie die langen Finger der Tiefe, welche sich an ihm nähren, sein Gesicht herunter reißen wollten, wie ein Pflaster...
    Mondkind schlang die Arme um sich und zitterte. Da war es gewesen? Inmitten all der zerstörten Seelen? So viel Angst. So viel Angst vor der Leere... und beinahe wäre es Teil davon geworden.
    War seine Rettung zu betrauern, oder zu celebrieren?
    Das Kind fuhr sich Gedankenverloren über die Maske. Das zittern wurde allmälich schwächer. Nur die Frage blieb zurück, schwimmend in einer tiefen, kleinen Pfütze aus Gefühlen, die ein Kind noch gar nicht kenne sollte: Gleichgültigkeit. Melancholie. Oder auch: die träumende Stadt.


    Jetzt spielten sie Fußball. Der Mond hatte zwar nach seinem Tauchgang einiges an Licht eingebüßt, aber an seiner eignung für Albernheiten hatte sich nichts geändert. Notwendigkeit war das, was das Mondkind dem Großen als kennen Lernen vorgeschlagen hatte. Ob er spielen wolle, wollte es wissen. "Ich möchte dich kennen lernen!"
    In Wirklichkeit verabschiedete es sich, das wusste es genau. Die Mauer des Schlafes war gefallen, als es seinen Mond zurück holen wollte. Nun blieb nur noch ein letztes Spiel der der Kindheit, bevor er erlischen würde, wie es auch der alte Mond vor ihm getan hatte. Etwas erleichternd war dieser Spaß. Es sah unglaublich komisch aus, wie der Riese ungeschickt seine Sargschuhe mit den Zahnstocherbeinen über den Platz hiefte. Jeder Schritt gleich einem stolpern, jeder Tritt einem halben Salto. Einfach konnte man das Spiel nicht nennen, zumindest für den kleineren der Beiden. Aber durchaus vergnüglich. Ob der eigenartige Kamerad eine ähnliche Meinung vertrat, war nicht einfach festzustellen, weil er seit seinem Erscheinen noch kein Wort gesprochen hatte. Nicht, dass das eine Rolle spielte. Für das Kind war er nichts weiter als eine Brücke zur anderen Seite. Sein Mond wurde nach jedem stätig tiefer klingendem Lachen blasser und blasser, bis die Farbe zum Schluss ganz aus ihm wich, er zum letzten Mal in Richtung des Großmanns getrieben wurde und dort zum stehen kam.
    Und Mondkind?
    Das war tot.
    Seinen Platz über einem Haufen abgelegter, zu klein gewordener Klamotten hatten eine junge Frau eingenommen, auf deren Gesicht noch immer eine Maske ruhte, die ihr allerdings jetzt ein wenig zu klein geworden war, deshalb nahm sie nur die Hälfte der nötigen Fläche einnahm.
    Schweigend starrten die Gestalten einander an. Wartend. Fragend.
    Endlich sprach die Frau zu dem Großen: "Ist das der Grund?"
    Die Kreatur schüttelte den wuchtigen Kopf.
    "Komm bitte näher. Ich will dich genauer ansehen."
    Diesmal tat der Große, wie gebeten und trat aus seinem Schatten heraus. Im Dämmerlicht kam ein übergroßer, bunter Schal zum Vorschein, der zuvor den Eindruck eines aufgedunsenen Schädels erweckt hatte. Sein eigentlicher Kopf war hinter den dicken Stoffschichten verborgen. Einzig eine Mütze schaute heraus, auf der ein allsehendes Auge umherglubschte.
    Es folgte eine Pause.
    "Beantwortest du mir eine Frage?", sagte die Frau dann wieder. Sie blickte zum Himmel hinauf, an dem regungslose Wolken die Zeit zu verhöhnen schienen. "Warum das alles?"
    Jetzt sprach auch er: auf seine Weise. Er hob den erkalteten Mond vom Boden auf und schob ihn zwischen die Falten seines Schals. Kurz darauf knackte es hörbar und ein Schwall dunklen Blutes tränkte den Stoff. Dann machte er plötzlich einen langen Schritt auf die Frau zu, beugte sich hinab und nahm die Kinderklamotten an sich.
    "Ich verstehe", sprach sie, wärend sie dem Geschöpf dabei zusah, wie es Nadel und Faden aus seiner Brusttasche zückte, um die Klamotten des Mondkinds an seinen Schal zu nähen, wie so viele Kleider davor, wärend es schlürfend die letzten Reste des Blutes aus ihm heraus saugte.

    War diese Rettung zu bedauern, oder zu celebrieren?

    Einmal editiert, zuletzt von Tnodm0309 (14. Januar 2019 um 22:26)

  • :alien: Hallo, @Tnodm0309! :alien:
    Ich habe deine Kurzgeschichte durchgelesen und bin wirklich positiv überrascht!
    Sicherlich, es ist keine leichte Kost, die man sofort auf Anhieb verstehen wird. Aber ich persönlich habe mich daran überhaupt nicht gestört. Ganz im Gegenteil! Ich konnte überhaupt nicht mehr aufhören zu lesen. Mich faszinierte die Leidenschaft in dem Text, wie raffiniert du mit den Worten spielst, so obskure Beschreibungen einbaust und den Gefühlen Farbe und Klang einhauchst. Obwohl der Inhalt auf dem ersten Blick sehr verworren und konfus wirkt, packte mich gerade das besonders.
    Es fühlte sich einfach gut an, es zu lesen. Ob ich es am Ende überhaupt verstehen würde, war mir mit jedem Satz egaler. Es bietet meiner Auffassung nach ohnehin sehr viele Interpretationsmöglichkeiten.
    Ich dachte dabei an die Angst vorm Erwachsenwerden und dem damit einhergehenden Verlust der kindlichen Denkweise und Phantasie. Was wiederum zum Verlust der Persönlichkeit führt und die damit verbundenen Schuldgefühle und Vorwürfe.
    Ob dies nun deine erwünschte Interpretation darstellt, weiß ich natürlich nicht. Es ist für mich auch nicht wirklich wichtig, ob der Text am Ende genau das ausstrahlt, für was er bestimmt war. Es ist für mich weniger ein schriftstellerisches Werk und vielmehr ein Kunstwerk, das dem Leser erlaubt, sich selbst eine Meinung zu bilden.
    Es ist genau diese Art Geschichte, die ich hier im Forum oft sehr vermisse! Einfach etwas, das mir den Verstand öffnet und mich auf eine spontane Reise schickt, ohne ein gewünschtes Ziel anzustreben. Ich will jetzt nicht zu viel Lob verteilen, damit du am Ende nicht noch Höhenflüge bekommst und bei darauffolgenden Geschichten zu selbstsicher und übermütig wirst, aber der Text hat mich echt stark beeindruckt! Er befriedigte mich mit jedem Satz und wirkte fast wie eine Droge auf mich. Ich wollte unbedingt mehr davon lesen, tiefer in diese Welt eintauchen, noch näher bei diesem Kind sein, den Mond berühren und das Geheimnis der Masken mitergründen.

    Kleiner Wermutstropfen waren nur die gelegentlichen Flüchtigkeitsfehler, die sich aber schnell beheben lassen können. Und eventuell ein paar mehr Absätze einbauen, damit der Text noch flüssiger über die Lippen geht. Das ist aber nur Kritik auf hohem Niveau!


    :alien: Ich habe es keine einzige Sekunde lang bereut, es gelesen zu haben! :alien:

  • @Zarkaras Jade ich habe jetzt wirklich lange überlegt, wie ich darauf antworten soll. Und zu einem richtigen Schluss komme ich einfach nicht, also improvisiere ich:

    es freut mich wirklich unvorstellbar, dass dir dieser Text in so einem Maße gefallen hat ;( ich hätte wirklich nie erwartet, dass das so gut ankommt, wie ich es erhofft hatte! Du hast den Text genau so gelesen und aufgenommen, wie erhofft. Was deine Interpretation angeht, so werde ich dazu nichts sagen ;) sonst wäre der feine Nachgeschmack der Geschichte verloren! Oh, und keine Angst. Dein vieles Lob hat meinem Selbstvertrauen zwar sehr geholfen, aber übermütig werde ich da noch lange nicht! 8o

  • Hallöchen @Tndodm0309, :hi1:

    habe mal deine aktuellere Kurzgeschichte gelesen und muss sagen, dass ich positiv überrascht bin. :thumbsup:
    (Es war keine Absicht das gleiche wie Jade grade zu schreiben), nimm es als ein gutes Zeichen^^.


    Feedback

    Ich habe dir mal ein paar kleine Fehlerchen markiert, keine allzugroßen, und man sollte sie mit ein, zwei- mal Korrekturlesen wegbekommen. Aber keine Sorge, dass kann ich selber bei meinen Geschichten auch ganz schlecht^^.

    Sie waren einmal, als sie ihre Flügel das erste mal geööfnet und später das letzte mal geschlossen hatten, auseinander getrieben, doch trotzdem traf das Kind sie mit einer Leichtigkeit, wie sie nur ein Kind in jeden Tritt legen konnte, denn Kinder haben noch nicht vergessen können, was ihnen in der träumenden Stadt jetzt ohnehin kein Erwachsener mehr lehren konnte

    "geöffnet"

    Ein Loch tat sich auf, dort, wo die Straße um eine Ecke hinkte und dann abruppt endete, sich dem hingebend, was da kommen wollte

    "abrupt"


    Gut war diese Entswcheidung gewesen

    "Entscheidung"


    Und tief, tief unten resonierten die Erleichterung und das versteckte lächeln des Kindes mit seinem Mond, er strahlte jetzt so hell, dass sein kleiner Mensch es sehen konnte.

    "Lächeln", weil es in dem Fall ein Nomen ist, oder ich liege hart falsch :saint:

    Was ein Ende =O:thumbsup: Zwar war der Text nicht allzu leicht zu verstehen, aber es war toll!

    "Ich verstehe", sprach sie, wärend sie dem Geschöpf dabei zusah, wie es Nadel und Faden aus seiner Brusttasche zückte, um die Klamotten des Mondkinds an seinen Schal zu nähen, wie so viele Kleider davor, wärend es schlürfend die letzten Reste des Blutes aus ihm heraus saugte.

    Beide wärend zu "während", damit es auch richtig ist.

    Trotz des ein oder anderen Fehlers, ließ es sich insgesamt recht angenehm lesen, jedoch bin ich ein, zweimal über lange Sätze gestolpert, die man vielleicht hätte kürzen sollen.

    Ich konnte überhaupt nicht mehr aufhören zu lesen. Mich faszinierte die Leidenschaft in dem Text, wie raffiniert du mit den Worten spielst, so obskure Beschreibungen einbaust und den Gefühlen Farbe und Klang einhauchst. Obwohl der Inhalt auf dem ersten Blick sehr verworren und konfus wirkt, packte mich gerade das besonders.

    Ich stimme @Zarkaras Jade in dem Großteil der Punkte zu, deine Geschichte hat es geschafft einen zu fesseln :thumbup: Das muss erstmal gekonnt sein, von daher großes Lob an dich. :)
    Ich würde gerne mehr von dir lesen, also schreib weiter ;):P XD
    Verbesserungsvorschläge habe ich auch nur zwei. Einmal was Jade schon angemerkt hat mit den Flüchtigkeitsfehler, wovon ich dir ein paar markiert habe, und dann noch die komplizierten, langen, schwer zu verstehenden Sätze, wenn du willst zitiere ich sie dir nochmal^^.


    LG, Liki

    :chaos::smoker:

  • @Tnodm0309
    Ich habe mal deine Kurzgeschichte "Mondkind oder das Gefäß der Schuld" gelesen ^^

    Und, puh, das war anstrengend. Aber es hat sich definitiv gelohnt :thumbup:
    Auch wenn es für mich zu diese Stunde nach einem härteren Arbeitstag schwer zu verarbeitende Kost war, konnte ich gar nicht aufhören, deine Zeilen zu verschlingen. Wie du mit den Worten spielst, was für Beschreibungen zu benutzt und welche Vergleiche du ziehst. Das war ganz großes Lesekino!

    Für mich hatte der Text irgendwas Schweres, fast Unbeschreibliches. Es wirkt wie die Zerrissenheit eines Kindes, wenn es kurz davor steht eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen. Da ist so viel Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit in deinen Worten, bei denen es mir kalt den Rücken runter lief =O

    Zitat von Zarkaras Jade

    Ich dachte dabei an die Angst vorm Erwachsenwerden und dem damit einhergehenden Verlust der kindlichen Denkweise und Phantasie. Was wiederum zum Verlust der Persönlichkeit führt und die damit verbundenen Schuldgefühle und Vorwürfe.

    Ja, daran dachte ich auch.
    Oftmals wird von einem Kind erwartet, dass es viel zu schnell erwachsen wird. Wird seiner Kreativität und seiner Phantasie beraubt, nur um mit dem Strom schwimmen zu müssen....

    Ich gebe Jade auch in einem anderen Punkt recht: auch ich bereue nicht, dass ich die Zeilen gelesen habe!

    Danke dafür :thumbup:

    LG

  • Uiuiuiui, das ich auf so fruchtbaren Boden stoßen würde, hätte ich echt nicht erwartet :sack: ich bin sehr glücklich darüber! Muss ja auch mal sein, dass ich auf nen Text stolz bin :rofl:

    @Kleiner Liki vielen dank für das herauspicken meiner kleinen Fehlerchen :blush: davon mache ich sogar nach dem dritten mal abtippen noch welche :rofl: zum Thema lange Sätze: da gebe ich dir teils recht, teils möchte ich mich aber irgendwie nicht ganz davon trennen :hmm: ich weiß, es stört für den ein oder anderen vielleicht den Lesefluss, aber irgendwie gibt das meinen Texten auch ne besondere Note :hmm: oder liege ich damit falsch? Naja, trotzdem, in Zukunft werde ich mich trotzdem mal etwas zurück halten :golly: der Leser willen!

    @Lady K erst einmal verbeuge ich mich, mit einer Lady hat man höflich zu plaudern :hi1:;)
    Es ist interessant, zu sehen, wie viele Leute diesen Text als "schwer" bezeichnen. :sack: das ist wirklich das erste mal, dass ein Text so rüber kommt wie er soll! Ich bedanke mich für die Mühe, die du dir beim lesen bereiten musstest. Und öh. Ich weiß nicht recht, was ich sonst noch sagen soll, so überwältigt bin ich :blush: also verbeuge ich mich an dieser Stelle nochmal :hi1: und kündige gleich mal an, dass eine weitere Geschichte zu Mondkind gerade in der Vollendung steht. Allerdings ist es diesmal sowas wie ein Prequel :ugly:

  • Hello, my darlings! Eure wahnsinnige Blumenkönigin liefert nun das versprochene Prequel zu Mondkinds denkwürdiger Geschichte. Wie immer zählt auch hier: lasst eurer Fantasie freien lauf! Interpretiert das gelesene, wie ihr wünscht. Viel Spaß wünscht euer Tnodm! :ugly:

    ****************************

    "You are young and life is long and there is time to kill today.
    And then one day you find ten years have got behind you.
    No one told you when to run, you missed the starting gun.

    ~Pink Floyd, 'Time'


    Wir warten im Garten

    I
    Kindergarten

    ist ein begriffsfalsches Wort, weißt du. Ein Fleck falscher Erwartungen, der im Schlaf nichts verloren hat. Es steckt doch schon in "Garten". Was hat man daran so lange nicht verstehen wollen? Ein Garten ist etwas, in dem ausgesäht wird, in dem man arbeitet, Leben aufzieht. Nicht Kuchen isst. Nicht Kaffee aus abgenutzten Kannen trinkt. Nicht Komplikationen zwischen Kleingeistern erschafft.
    Jeder halbwegs gelehrte Mensch sollte dem doch aus dem Weg gehen können, möchte man meinen. Leider verhielt es sich lange anders. Viel zu lange. Wir haben zu lange Lücken frei gelassen, zu lange die Vorhänge geschlossen gelassen. Aber so konnte keine Sonne an unsere Saat gelangen! Sie ist klein geblieben, so kraft- und lustlos wie die Schaufeln derer, die sie eingepflanzt hatten.
    Es fehlte an Händen, um diese Schaufeln zu führen, ganz einfach. Der Nährboden für den heranwachsenden Verstand ist zu Anfang noch unbedeutend matschig. Zwei Arme reichten einfach nicht aus, um sich um ihn zu kümmern, also träumte ich von acht! Acht Schaufeln, acht Köpfe, acht Kannen. Acht Instrumente der Schöpfung. Damit habe ich die Vorhänge aufziehen können. Anstelle von ihnen sehen wir heute die große Hecke. Ein Rosenbusch von so betäubendem Ansehen, wie er zu den furchtbaren Ewigkeiten des Frühers nie hätte erblühen können.
    Aber eines solltest du wissen, mein neues Saatgut. Ich rede den Kindern jeden Tag zu, dass sie nicht vergessen sollen, warum diese Hecke das wichtigste in unserem Garten ist.
    "Was liegt dahinter", verlangst du zu wissen? Es ist besser, du verlangst gar nichts von mir. Ich habe neun Gehirne, die all meine Aufmerksamkeit erfordern. Ich denke selbstverständlich nur über die Ernte nach! Und die Saat. Und...
    ach, jetzt hör endlich auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Sonst brauche ich noch eine neue Aussaht! Die Kinder hassen es, die Erde umzuwühlen um die Würmer zu finden, du willst doch Wissen, nicht Missgunst ernten, oder?
    Gut, wenn du so neugierig bist, geh. Geht ruhig alle! Fliegt fort, lasst euch vom Geruch der Rosen beschwingen. Aber ich warne euch, diese Blumen sind hautlos. Vergesst niemals, die Rose hat Dornen, mit denen sie euch häuten kann! Ganz lieb ist ihr das Gesicht. Und dann müsst ihr zurück kommen. Auf die Würmer warten.
    Hey, du denkst wohl, ich sehe das nicht? Nimm bitte die Maske ab!
    "Aber ich habe Angst", wie unbegründet! Hier gibt es nichts unheimliches. Außer die Hecke, deshalb bleiben alle schön weg von dort. Nun sei endlich still, ich habe dir ja noch gar nicht alles gezeigt! Komm mit, hier entlang. Nicht auf die Keimlinge treten, dankeschön. Zerbrich dir nicht den Kopf wegen der Gartenzwergen, unser Galgen weiß, wieso. Die Tauben kannst du vorerst auch ignorieren. So, da wären wir. Willkommen am Karussell! Hier gibt es Goldfische, Schafe und Hunde. Welches davon du lieber hast, spielt keine Rolle, ich bin derjenige hier mit neun Gehirnen, ich werde es schon besser wissen.
    "Ich will nicht", gibt es hier nicht, was ich will wollen alle, ich denke doch für sie mit! Oder wer ist hier der Oktopus mit der Sonnenbrille? Übrigens, meinst du, Schwarz würde mir stehen? Ich will meine Gläser wechseln lassen. Erzähl mir nicht, du würdest die Sonne nicht sehen. Da ist sie doch, schau genauer hin! Würmer, jetzt sofort?! Dachte ich mir. So, wo waren wir stehen ge...
    wo ist sie hin?

    II
    "Schuldig

    in allen Punkten, meine Kinder!", kreischte der achtarmige Gärtner über die versammelte Menge auf dem Todesplatz und knüpfte acht Kinder auf. "Schuldig in welchen Punkten, meine Kinder?"
    "Schuldig des Kopfzerbechens", kam es dünn zurück. Sie wagten es nicht einmal, nervös über den Pflasterstein zu scharren.
    "Und?", rief der Oktopus, die Arme zufrieden umher schwingend. Dabei kam ihm eine spannende Idee der Belehrung! Er gab dem ganz links baumelndem Kind einen Stups nach rechts, woraufhin alle Gehängten der Reihe nach gegeneinander prallten, bis der ganz Rechte das schaurige Spiel noch einmal von vorne begann. Ein höchst interessantes Kugelpendel der anderen Art, meinte er wahrscheinlich. Dann flogen sie davon, grün schimmernd in die Nacht hinaus, angezogen von den Rosen. Es würde ihre letzte Reise werden.
    Vielleicht hätten einige gerne darüber gelacht, wenn sie nicht selbst schon einmal am Strick gebaumelt hätten. Es gab kaum jemanden, der nicht mindestens acht mal gestorben war. Es würde nie ein Ende nehmen. Die Würmer... das Wachsen... der Flug... dann wieder die Würmer. Die Neue hatte es geschafft, sich davon zu stehlen, ohne zu fliegen. Aber was spielte das für eine Rolle? Am Ende kommen sie doch wieder zurück. Im Jetzt, im Vorher und im Danach. Der Kindergarten jonglierte mit seinen aus der Erde geformten Bällen immer in der gleichen Hand. Ja, in einer, nicht in acht.
    "Wer würde hier denn freiwillig fort wollen? Wer würde es gerne tun? Ich weiß, natürlich nur die Morbiden, die Phantastischen, die Lachenden! Also, tretet vor, ihr hässlichen Fratzen!"
    Keiner tat es.
    "Gut gemacht. Und die Anklagepunkte?"
    "Kopf zerbrechen. Lügen. Die Wahrheit sagen."
    "Sehr richtig. Und was tun wir, wenn unsere Freunde sich in sich selbst verirren?"
    "Wir graben nach den Würmern und Pflanzen sie ein, mit ihnen. Dann schütten wir sie zu. Dann pflegen wir das Beet. Dann ernten wir neue, alte Freunde."
    "Fein, fein. Jetzt grabt!"
    Und sie gruben. Sie konnten nicht anders. Wenn sie es nicht täten, würde man sie ebenfalls hängen, wie die acht Unglückseligen, die nichts getan hatten, außer zu denken. Zu denken mit nur einem Gehirn. Wie dumm. Sie hatten nicht neun, wie konnten sie sich erlauben anzunehmen, sie sollten denken? Jetzt würden die Würmer ihre Torheit auffressen kommen, viele Würmer, die sich satt ineinander verknoteten und so eine neue Torheit schufen, bereit, geerntet zu werden.
    "Nein, nehmt nur die Hirne, lasst den Rest noch etwas baumeln", unterbrach der Oktopus die Gruppe Kinder, die beinahe das Kugelpendel am Galgen ruiniert hätten. Wie er diesem Vorgang weiter zu sah, kam ihm eine weitere, interessante Idee. Etwas, das er noch nie ausprobiert hatte: eine Hybridzucht! Mehrere Gehirne ineinander zu einem verpflanzen! Acht an der Zahl. Würde die Ernte dann auch acht Arme haben? Vielleicht. Das Ergebnis ist erst wichtig, wenn die Arbeit getan ist. Also, weiter, an die Arbeit, mit neuen Vorgaben!

    Mit grauer Masse in ihren Händen marschierten die kleinen Gärtner zum frisch aufgeschaufeltem Beet, wo die Würmer sich schon hungrig durch den Dreck wälzten. Sobald die Setzlinge gepflanzt waren, stürzten sich die schleimigen Leiber schon darauf und fraßen schmatzend Zelle um Zelle auf. Schnell gruben die Kinder ihre Torheiten wieder zu. Niemand, außer der großen Nummer 8, sah hierbei gerne zu. Aber alle wussten, was geschah: beim Fressen verknotete sich das Gewürm ineinander, zu einem neuen Verstand, zu einem weiteren potenziell großen Geist. Das zu werden war der einzige Weg, nicht länger in allen Punkten schuldig zu sein.

    III
    Jenseits

    der Hecke. Was liegt dort? Ist das wirklich etwas, das ich nicht wissen sollte? Ich bin nicht sicher... wieso? Ich habe neun Gehirne, also warum ist da trotzdem etwas ernüchterndes, erniedrigendes! Ich kann doch kein Unwissen haben... was für ein Vorbild bin ich denn dann? Und wieso wissen ausgerechnet sie es?! Die Gartenzwerge. Sie müssen es wissen. Weil sie das zweite Geheimnis sind, das ich immer noch nicht zu lösen gewagt habe. Wer sind sie? Wie und wann sind sie in unsere Heimat gekommen? Ich habe das Gefühl, es einmal gewusst zu haben... wo ist die Erinnerung hin? Wo ist so vieles hin... von dem ich nichts mehr weiß... wissen sie es? Geben sie dieses Wissen vielleicht sogar an die Kinder weiter, zerbrechen sie sich deshalb so oft ihre Köpfe darüber, was außerhalb sein könnte? Heute ist wieder eines gegangen... wie so viele vor ihm. Egal wie oft sie wieder kommen, es passiert immer und immer wieder! Ach, es macht mich ganz furchtbar wütend, an so etwas zu denken! Hohle, starre Geschöpfe, unbeseelt, ohne Gehirn! Wie können sie nur mehr wissen als ich, der den Menschen überwunden hat? Ich bin NEUN, vollendet... oder? Seht mich nicht so an... ihr könnt es nicht! Und ich kann es auch nicht.
    Schwachsinn!
    Euch loswerden? Wie?
    Was bleibt dann noch von mir?
    Sie wissen es. Wie werde ich es wissen können?
    bleibt dann noch von mir?
    Die Kinder, ihr habt sie gegen mich gestellt, nicht wahr?!
    dann noch von mir?
    Schon immer, deshalb wollen sie hinter die Hecke!
    noch von mir?
    Und wenn sie es wissen, können sie es mir sagen!
    von mir?
    Sie wollen nicht, sie wollen nicht...
    mir?
    Ich weiß jetzt wie.



    IV
    Rosen

    hatte sie noch nie gemocht, eventuell war das so. Ihr intensiver Geruch erschien zu vertraut übelkeiterregend. Die Schönheit dieser Pflanze ist nur eine Farce, um die Dornen verborgen zu halten.
    Warum wollte sie denn ausgerechnet Rosen pflücken? Sollten sie für jemanden sein? Wenn ja, für wen? Sie erinnerte sich nicht mehr.
    Oder doch?
    Für die Kinder, ein Straus?
    Für wen?
    Vielleicht waren die stacheligen Sträucher gar nicht so ungemütlich. Hier würde sie verenden können, ohne viel vom Leben gesehen zu haben.
    Hatte sie doch nicht, oder?
    Ach, so lange es nicht viel zu bereuen gab.
    Außer das Vergessen. Hatte sie Eltern gehabt? Ein, oder mehrere Geschwister? Sollte der Straus für sie sein? Oder den Mond?
    Sie erinnerte sich zumindest daran, ihn sehr gerne gehabt zu haben. Sie fragte sich, ob es hier wohl auch einen Mond gab und blickte mühsam auf. Der Himmel war blass, getrübt von wenigen, dunklen Wolkenfetzen, die so starr in der Leere hingen, als wären sie auch in einem dichten Gestrüpp hängen geblieben. Einem Gestrüpp, das noch viel älter, viel furchtbarer und doch ähnlich dem war, was das arme Mädchen eingefangen hatte.
    Oben war eben immer auch unten?
    Wie es aussah, gab es keinen Mond. Nicht mal er wollte also kommen, um zu trauern. Oder er hatte sie vergessen. Ja, es war Zeit, das Bewusstsein schwinden zu lassen. Damit verwischten auch langsam die Konturen des Gesichts. Wie Farbe auf einer nassen Leinwand zerflossen die feinen Züge, bis nichts mehr von der jungen Unverbrauchtheit übrig sein würde.
    "Deshalb mag ich keine Rosen..."
    "Aber wir mochten sie!" Die Stimme ihres Blutes?
    "Jetzt bilde ich mir schon sowas ein", sagte sie leise.
    "Klar. Einbildung. Schön wäre das."
    "Diese Stimme klingt sogar fast, wie meine eigene. Nur ironischer."
    "Bist du Taub? Hallo, hier unten!" Moment. Das war gar nicht ihr Blut. Zwischen all den schmerzhaften Ranken saß ein strahlend grüner Schmetterling auf einer rot besprenkelten, weißen Blüte. Seine anmutigen, glasigen Schwingen zitterten leicht, als wäre er wütend. War er wütend auf sie? Das Mädchen entschuldigte sich kraftlos.
    "Es tut dir also leid? Sollte es auch. Wir haben uns das nicht ausgesucht. Du auch nicht, klar, aber dir steht immer noch eine Wahl zu. Du wurdest einmal geboren. Und jetzt zerfließt du in einem Rosenbusch? Und ich bin ein Falter!"
    "Was?"
    "Was mich nicht. Was lieber dich selbst. Du fühlst dich schuldig, warum?"
    "Ich erinnere mich nicht..."
    Der grüne Falter krabbelte einen Zweig hinauf. Jetzt saß er direkt am Ohr des Mädchens.
    "Ja. Und woran erinnerst du dich?"
    Sie hob den Kopf zum Himmel auf, doch fehlte der Mund zum sprechen.
    Der kleine Flattermann verstand sie trotzdem: "So ist das also. Gut. Ich werde dir helfen. Unter der Bedingung, dass du zurück gehst. Triff deine Wahl. Töte die Würmer! Wir wollen nicht länger auf sie warten. Oder auf dich."
    "Nein, ich will lieber vergessen. Vergessen ist schön." Unwissen hieß, besser zu schlafen, besser zu schlafen, bedeutet besser zu träumen. Ganz einfach. Obwohl ein Bett aus Rosen vielleicht nicht der idealste Ort zum schlafen war. Ach egal, wie sollte ein Schmetterling ihr auch helfen?
    "Feigling. Und ausgerechnet dich haben die Zwerge gerufen."
    Keine Reaktion. Das Kind hing in den Rosen, als wäre es schon tot. Nur das gleichmäßige Tropfen seines schmelzenden Gesichts war zu vernehmen.
    "Verstehst du es denn nicht?", zürnte der Schmetterling. "Das wünscht du dir, Erinnerungen! Sie alle. Tuh es, du musst! Bring ihnen einen neuen Mond, an den sie sich auch erinnern werden!"
    Und von dem Moment an, als er in letzter Verzweiflung die breiten Schwingen um das zerstörte Gesicht legte, war das Mondkind geboren.


    V
    Wo

    sind alle hin?
    Ist das wichtig?
    Geht es mir nicht besser?
    Sind diese Flügel etwa doch
    Teil von tieferem Gewässer?

    Ist die Stille falsch?
    Mache ich es richtig?
    Sind unsere Wurzeln
    etwa giftig?

    Da draußen, wer ist das?
    Bin das etwa ich?
    Oder sehe ich nur noch
    einen formlosen Dummkopf?

    Was war
    wird immer sein
    ich hatte mal einen Namen
    aber jetzt bin ich nur noch
    einer von vielen.
    Habe ich mir das Gewünscht?


    VI
    Aufgegeben

    wäre das erste Wort gewesen, dass einem hierzu einfiel. Das Gras des Kindergartens war nicht länger von satter Natur, sondern von schmutzigem Giftgrün. Die weißen Täubchen färbten sich mit Schmutz und Pest, ein ungesunder, starrer Blick verzerrte ihre staubigen Schnäbel. Die Bäume arbeiteten als Massengräber.
    Zudem würgten die Blumenbeete einen unmöglichen Gestank aus ihren Tiefen hervor, als wären die großen Ideen eines wahnsinnig gewordenen Denkers vermodert. Die Sprösse dieser beerdigten Einsicht wuchsen teilweise aus dem Untergrund heraus, sie hatten die Gestalt unvollendeter, menschlicher Embryonen. Würmer wühlten weit und breit keine einzigen.
    Einzig die Schmetterlinge passten nicht in diesen überschäumenden Horror. Das sie von den Tauben aufgefressen wurden hingegen schon.
    "Warum tun sie das?", fragte das Mondkind seine neue Maske. Eigentlich konnte es ja gar nicht mehr sprechen, aber wenn man eine Maske aufsetzte, verwandelte sich die Welt in ein großes Gleichnis, wie oben unten ist, zum Beispiel.
    "Weil wir nicht entkommen können. Vor dem Laufen, oder in unserem Fall fliegen, fürchtet er sich."
    "Aber du bist doch zu mir gekommen? Heißt das, ich habe dich von der Flucht abgehalten?"
    "Fühle dich nicht schuldig. Hin und wieder schaffen es einige, aber dann werden sie vom Geruch der Rosen angezogen, vor dem können wir uns als Schmetterlinge nicht verstecken. Genau, wie vor Licht. Ganz besonders Mondlicht."
    "Du bist ja auch ein Mondfalter", sagte das Kind abwesend.
    "Genau. Wir sind alle Mondfalter."
    "Und wie geht es jetzt weiter?"
    "Das hängt von dir ab. Leuchtest du uns allen den Weg, den wir gehen müssen? Oder..."
    Natürlich barg diese Wahl ein verstecktes Risiko. So vorausschauend man auch war, einfach waren solche Entscheidungen nie: "Wenn ich es nicht tue, verlässt du mich."
    Der Falter zuckte nur mit den Flügeln.
    "Und wenn ich bei euch bleibe, was dann? Das ist so unvorhersehbar. Ich weiß nicht, was ich damit Anfangen soll." Es sank auf die Knie, erfüllt von Unschlüssigkeit. Jedes verschwendete Wort bedeutete einen Schmetterling weniger. Als Mondkind mit seinem Blick einer der Tauben folgte, die gerade ihre Mahlzeit beendet hatte, machte es eine interessante Beobachtung. Die Bäume fraßen den Vogel auf. Was war der Sinn dahinter, wenn es denn einen gab? Ein Garten, der sich dauerhaft selbst verspeiste. Wer wollte sich daran schon gerne erinnern. Vergessen war wirklich keine schlechte Option. Zu vergessen würde jedoch bedeuten, die Maske zu verlieren. Was sollte es nur tun? Wozu denn noch versuchen? Es konnte auch einfach warten, bis alles vorüber war. Und dann?
    "Ach, was für eine Rolle spielt das schon! Ich erinnere mich doch nicht einmal an jemanden, der um mich trauern könnte. Und an euch wird sich auch niemand mehr erinnern, sobald ich weg bin! Das macht Sinn. Endlich macht wieder etwas Sinn."
    Jetzt antwortete niemand mehr. Der Schmetterling war vor Schock auf dem Gesicht des Mondkindes gestorben.


    VII
    Ich bin

    endlich wiedergeboren.
    Ich bin ich.
    Oder auch nicht.
    Zu lange gerannt.
    Zu lange gelebt.
    Und nichts verloren.
    Aber auch nichts geschafft.
    Die Welt war so groß.
    Zu groß zum suchen.
    Nach einem Geist.
    Zu spät erkannte ich
    wie er mit Namen heißt.
    Die Kinder des Gartens.
    Die Würmer, die Arme.
    Die Tauben, die Zwerge.
    Die Schmetterlinge.
    Alles nur ein Spiegel.
    Vom Fluch des Wartens.
    Von Links nach Rechts.
    Wie ein Kugelpendel
    schwingt die Zahl acht.
    Zum letzten Mal
    in meine stille Nacht.



    VIII
    Nichts

    war mehr da. Nur ein Baum. Ein einziger, grotesker Baum in Mitten einer von grauem Staub überzogenen Ruine, die entfernt an eine Gartenanlage erinnern würde, wenn man seine Fantasie nur ausreichend nutzte. So sehr das Mondkind sich auch bemühte, zu ignorieren, was die Bedeutung dieses Ortes war, es gelang ihm nicht. Dazu war die Atmosphäre zu greifbar. Das Gefühl, als wäre die Zeit zu schnell gewesen, um mit ihr mithalten zu können. Jemand hatte sie einst aus den Augen verloren, jemand, der Träume hatte, Träume davon, ein großer Geist zu werden. Diese Träume hatten ihn letztendlich nur beschwert. Am Ende war nichts davon übrig geblieben, außer den Ideen, die man hier begraben hatte, ohne klaren Zweck.
    Aber jetzt war er endlich erblüht. Der größte aller Bäume, mit einem grauen Hirnstamm und glasgrünen, falterförmigen Blättern an den Ästen, die wie Tentakel eines großen Oktopus wirkten. Und einer einzigen Frucht, die am niedrigsten Punkt hing, in Reichweite der kurzen Arme eines kleinen Kindes. Zögerlich griff es danach. Sofort strömte ein helles Silber von ihr aus, als hätte jemand einen Schalter im inneren betätigt.
    "Das ist er also... mein neuer Mond. Dabei sollte er doch eigentlich für euch sein. Nein. Von dir?" flüsterte es. Ein Bildnis der Menschlichkeit, an die es sich erinnern wollte. Ein Traum war also gegangen, ein neuer daraus geboren worden. Ist dies das Wunder der träumenden Stadt? Oder ihr Fluch? Oder: was wird von diesen Erinnerungen bleiben?
    "Am Ende kann ich also doch nicht vergessen."

    3 Mal editiert, zuletzt von Tnodm0309 (23. Februar 2019 um 13:45)

  • Hm... ich weiß nicht genau, was du mir mit dieser Geschichte sagen willst, aber mir gefällt die Stimmung sehr gut. Es ist irgendwie gleichzeitig bedrohlich-düster und kindlich-unschuldig. Irgendwo in der Mitte ist mir aufgefallen, dass du kaum Farben beschreibst (oder vielleicht ist mir das auch einfach entgangen), auch Geräusche fehlen häufig... mein Eindruck (der durchaus falsch sein kann) ist jedenfalls, dass der Kindergarten bzw. die Eindrücke wie in Watte gepackt dargestellt werden. Ich weiß nicht, ob du verstehst, was ich meine, gerade fällt mir nur keine andere Formulierung ein. :pardon:
    Jedenfalls gefällt mir, dass man interpretieren muss, um - für sich - zu verstehen, was es bedeuten kann (soll?). ^^

    Spoiler anzeigen

    =Rechtschreibung, Kommasetzung und Kleinkram]

    Nicht Kuchen ist.

    isst

    Jeder halbwegs gelerhte Mensch

    gelehrte

    Sonst muss brauche ich noch eine neue Aussaht!

    "muss" streichen

    Zerbrech dir nicht den Kopf wegen den Gartenzwergen, unser Galgen weiß, wieso.

    wegen der Gartenzwerge - Genitiv

    Oder wer ist hier der Oktopus mit der Sonnenbrille?

    Das ist der beste Satz, den ich seit langem gelesen habe! Die Vorstellung finde ich irgendwie richtig, richtig cool! :thumbup:

    Schulding in welchen Punkten, meine Kinder?"

    Schuldig (ein n zuviel)

    "Schuldig des Kopf zerbechens",

    Kopfzerbrechens würde ich zusammenschreiben.

    "Und?", rief der Oktopus, die arme zufrieden umher schwingend.

    Arme groß

    Unglückseeligen

    müsste "Unglückseligen" geschrieben werden, wenn mich nicht alles täuscht. "selig" hat mit der Seele nix zu tun.

    Aber alle wussten, was geschah: beim fressen verknotete sich das Gewürm ineinander, zu einem neuen Verstand, zu einem weiteren potenziell großen Geist. Das zu werden war der einzige Weg, nicht länger in allen Punkten Schuldig zu sein.

    Fressen groß; schuldig klein.

    Sorry für die knappen Formulierungen, hab gerade nicht mehr Zeit.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Hallo, @Asni
    dein Avatar sieht so genial aus wie eh und jeh :rofl: erst einmal bedanke ich mich für deine knappe Zeit und die Fehlerchen, die du gefunden hast! Ich besserte sie sofort aus und habe dabei auch noch einiges an der Formatierung des Textes geändert, die mir der Texteditor aus unerfindlichen Gründen immer wieder ruiniert hat :cursing: jetzt dürfte es aber gehen.

    Das ich kaum Farben beschreibe, fällt mir tatsächlich erst jetzt auf :pupillen: irgendwo ist das ja in Ordnung, es handelt sich ja schließlich um eine eher surreale Traumwelt, in der, wie du es so schön ausgedrückt hast, "alles in Watte gepackt" ist. Gleichzeitig missfällt mir das aber auch, so sind Träume doch in solchen Bereichen um einiges intensiver X/ wenn es das nächste Mal in die träumende Stadt geht, werde ich darauf achten. Schankedön fürs drauf aufmerksam machen :ugly:

  • Ich schließe mich meinen vorrednern an. Du hast eine wundervolle Art, mit wörtern umzugehen. Man versteht nicht immer (sofort) alles, aber es ist einem egal, weil deine Beschreibungen wie ein Meer sind, auf dem man schwebt. Man versteht nicht jede Welle, aber sie zu sehen ist zu atemberaubend, um wegzuschauen. Und nimmt man sich die Zeit und versucht zu verstehen, oder ließt ein bisschen zwischen die Zeilen kommt man der Bedeutung immer näher. Der meist bittere und düsterer Bedeutung, die dir eine sanfte Gänsehaut einbringt.
    Versteht man das nun so, wie du wolltest? Oder reimt man sich das was anderes zusammen?
    Deine Texte bleiben mir oft noch tagelang im Gedächnis. Beim zweiten, dritten, vierten mal lesen entdeckt man neue Hinweise, kleine Details die dann so offensichtlich scheinen.

    Nimm dir nochmal ein paar Löffel Selbstbewustsein. MmN könntest du locker mit H.P Lovecraft und Edgar Allan Poe konkurieren. Das hab ich dir schon ein paar mal gesagt, aber ich meine es wirklich ernst.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!