Wortgefechte - Ein Schwert und sein Held

Es gibt 426 Antworten in diesem Thema, welches 106.675 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. August 2023 um 00:03) ist von bigbadwolf.

  • =O Das Schwert ist fremdgegangen!!!!
    Pfffft, das würde ich ja so nicht auf mir sitzen lassen ...
    Okay, es kann sich ja nicht wirklich dagegen wehren, aber es ist schon frech, wie es jetzt auch noch von Karl schwärmt ... X(

    Jetzt muss ein Teil mit einer Retourkutsche her! XD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • „Hbwigw?“

    Da sieh mal einer an, das Üben mit permanent undeutlich sprechenden geistig behinderten Menschen (die auch noch eine andere Sprache sprechen) hat sich doch bezahlt gemacht: "haben wir" habe ich zumindest spontan entschlüsseln können :D

    Soll ich mal beim Pferd nachgraben?
    Ach, mach was du willst.

    Schade, ich hab jetzt gehofft zu erfahren, was das Pferd über die ganze Sache denkt (aus Erfahrung mit Pferden würde ich sagen, es bemisst Erfolg oder Misserfolg an der Menge des letztlich zur Verfügung stehenden Heus).

    Ansonsten :thumbsup:

  • Du hattest viele schöne Formulierungen in den letzten Texten. Hier meine Lieblinge:

    Ein nahezu komplettes Ökosystem starrte ihn von den Wänden an.

    --> Auf die Idee muss man wirklich erst mal kommen.

    Außerdem heiße ich Jochen. Nicht Blinki.

    --> Jochen? Warum Jochen? (Erinnert mich an eine bestimmte Kollegin. Die war zweimal mit einem Jochen zusammen und jedesmal gings schief.)

    Blutpest und Schimmelfieber

    Das arme Schwert. ;)

  • 50

    Selbst hier im hohen Norden sah sich der Winter gezwungen, das eine oder andere Fleckchen an seinen Nachfolger abzugeben. Die Schnee- und Eismassen hatten sich in diesem Frühling erstaunlich schnell zurückgezogen. Insofern war der Held nur mäßig verwundert, dass seine Lederstiefel trocken blieben. Wie er so über den allmählich unter der sanften Frühlingssonne tauenden Gletscherpass wanderte, bemerkte der Held die Anwesenheit des Schwertes in seinen Gedanken. Interessanterweise wusste er ja, dass seine Waffe wusste, dass er es mitbekam; was dem Schwert somit ebenfalls bewusst wurde.
    Sag mal, woran glaubst du eigentlich?, durchschnitt die Stimme den mentalen Knoten.
    „Ich glaube, dass du gerade diesen tollen Moment kaputt gemacht hast…“

    Ha. Ha… aber mal im Ernst: Glaubst du an etwas?
    „Du meinst einen Gott oder eine Göttin, ja?“
    Zum Beispiel, bestätigte das Schwert.
    Der Held geriet ins Grübeln. Während er weiter lief, beobachtete er einen Vogelschwarm, welcher in der Ferne vor der Sonne vorbeizog. Es war eine schiere Ewigkeit her, dass er sich diese Frage zuletzt selbst gestellt hatte…

    Ist mir bewusst.
    „Ich mach gleich Fechtübungen im Nordwind!“, drohte der Held verärgert. „Lass mich doch erstmal überlegen!“
    Er spürte geradezu, wie die Stimme schulterzuckend nickte.
    Die großen Götter, tja, überlegte der Held nun ruhig. Wer kann schon wissen, wie viele Verrückte es unter den Priestern gibt… zumindest die Magie ist Beweis einer höheren… wobei, ist sie das? Es ist nur sicher, dass sie existiert. Doch woher sie kommt, wer sie schuf… und ob sie überhaupt »jemand« schuf? –
    Darf ich etwas einwerfen?, fragte das Schwert mit höflich gebremster Aufdringlichkeit.
    »Keine Reaktion« erschien dem Helden als die angemessenste Antwort.

    Soweit wir wissen, war ich ja auch mal eine Gottheit. Also –
    „Du meinst: Uns wurde gesagt, dass du mal eine warst“, korrigierte der Held bestimmt.
    Hui, was bist du doch für ein Skeptiker!, staunte die Stimme. Und missgünstig!
    „Also ich habe noch keinen Gott leibhaftig gesehen, bekämpft, gehört oder wurde von seiner höchst heiligen Macht erfüllt“, überging er die gespielte Gekränktheit. „Es… hm, es ist einfach schwer zu glauben. Also… ähm, es ist schwer zu »glauben«.“

    Ich verstehe dich auch ohne Betonung. Bin ja nicht auf die Spitze gefallen… also nicht kürzlich zumindest… aber das mit der Magie bereitet dir schon ziemliches Kopfzerbrechen, nicht wahr?
    „Naja, sie war halt schon immer vorhanden. Zumindest ist es das, was ich in meinem Leben gehört und gelesen habe… und wenn ich an den Feuerball vom altem Alfons denke –
    Ich weiß, was du meinst, unterbrach die Stimme sofort. Selbst die Erinnerung an diesen Vorfall fühlte sich zu heiß an. Es sind eben keine bloßen Taschenspielertricks.
    „Genau. Aber wer kann schon mit Sicherheit behaupten, dass eine denkende Kraft dahinter steckt? Vielleicht ist das, was die sogenannten Priester wirken, ja auch nur eine andere Form von Magie.

    Oder es gibt nur »einen« Gott und der ist ein geschuppter Geier mit Pferdeschweif…
    „… ja… genau. Nein, das glaube ich eher nicht.“
    Ach? Das kannst du also ausschließen?
    „Es wäre schlicht albern, finde ich.“

    Götter müssen also ernst sein? … Vielleicht guckt der Geier ja grimmig…
    „Jetzt glaube ich, DU bist albern.“
    Also glaubst du jetzt an mich? Bin ich dann jetzt ein Gott?
    Der Held warf die Hände zum Himmel.
    „Ach, was weiß denn ich? Vielleicht, vielleicht auch nicht!“, rief er und folgte einem weiteren Vogelschwarm mit den Augen.
    Hm, meldete sich die Stimme nach einer Weile zurück, ich glaube, du solltest das nochmal für dich alleine durchdenken.
    „Und ich glaube, ich habe zu lange in die Sonne geschaut“, konstatierte der Held und rieb sich die Augen.

    Schön, dass du endlich etwas Gewissheit hast.

  • Offensichtlich hab ich die selben Stellen wie Katharina zitiert XD Die sind dir aber auch gelungen!

    Er spürte geradezu, wie die Stimme schulterzuckend nickte.

    fragte das Schwert mit höflich gebremster Aufdringlichkeit.

    Aber über die hier hab ich mich auch köstlich amüsiert :D

    Bin ja nicht auf die Spitze gefallen…

    Götter müssen also ernst sein? … Vielleicht guckt der Geier ja grimmig…

    Hast du dich vom Religionsthread inspirieren lassen? XD

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @Katharina Dankeschön!
    @Miri Dankeschön! Ne, ich bin einfach gerade in einer vergleichbaren Phase und hab mich über die beiden ausgek...t. Abgesehen davon erschien es mir würdig für den 50ten Teil und es fokussiert sich, wie die ersten Teile, stärker auf den Dialog und die eher fantasyuntypischen Lebensaspekte.
    Außerdem bin ich sowieso ein Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters. :thumbsup:

  • Sehr schön, @bigbadwolf! Mir gefallen die kurzen Geschichtchen immer sehr gut. Zugegeben, seit dem Foren-Award hab ich nicht mehr reingelesen, weil ich davon grundsätzlich etwas ermüdet war, was das Lesen von Geschichten im Forum angeht. Aber hier kann man jederzeit wieder einsteigen und auch mal eine einzelne Episode lesen ohne Angst haben zu müssen, den Anschluss verpasst zu haben.

    Bin ja nicht auf die Spitze gefallen…

    Das ist eindeutig meine Lieblingsformulierung in diesem Abschnitt ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Oh ein neuer Teil und ich hab ihn nicht bemerkt. Also mal direkt nachgeholt.

    Er gefällt mir gut, die Themen sind durchdacht und die Dialoge sind lebendig und kommen sehr natürlich rüber. Zudem ist auch genug Witz vorhanden. Deinen Schreibstil bliebst du treu.

    Am besten gefällt mir die Dialogzeile hier:

    „Es wäre schlicht albern, finde ich.“
    Götter müssen also ernst sein? … Vielleicht guckt der Geier ja grimmig…

  • Spoiler anzeigen

    Back to the roots. :D


    51

    Während der Held versuchte den schlammigen Pfad am Waldrand trockenen Fußes zu beschreiten, ging ihm das Bild der eleganten Elfenschmiedin nicht mehr aus dem Kopf. Beim Einarbeiten des Rubins war sie äußerst fachmännisch vorgegangen –

    Fachweibisch, korrigierte die Stimme schlau.
    „Du könntest dich wenigstens ankündigen“, rügte der Held fahrig.

    Alles in Ordnung. Bei deinen weiterführenden Vorstellungen klinke ich mich immer aus. Also… bisweilen.
    „Möchtest du ein paar Jahrzehnte in einem hohlen Baumstamm verbringen?“, bot er äußerst höflich an.
    Mitsamt dem teuren magischen Rubin, ja?
    Der Held wog kurz das Pro und Kontra ab. Das einzige Ergebnis dieser Ablenkung waren jedoch feuchte Füße. Fluchend sah er sich nach einem halbwegs trockenen Fleck am Wegesrand um.
    „Es ist wirklich ungerecht, dass ich kein Elf geworden bin!“, klagte er.
    Dreiundzwanzig, zählte das Schwert laut.
    „Jetzt hör auf damit! Es IST ungerecht!“

    Vierundzwanzig.
    Der Held schloss betont langsam die Augen. Die magische Waffe wusste sehr genau, dass das sprichwörtliche Fass nun aufs Vortrefflichste gefüllt war und hüllte sich in zutiefst passives Schweigen. Zumindest versuchte es das Schwert.
    Ähm, ich glaube, oberhalb meines neuen Rubins krabbelt irgendwas. Mach das mal bitte weg!
    Der Held atmete tief durch, holte die Schwertscheide unter seinem Umhang hervor und warf beiläufig einen Blick auf den besagten Bereich. „Ich sehe da rein gar nichts.“
    Da ist aber was!, drängte die Stimme. Jetzt mach doch einfach!
    Etwas verwundert beäugte der Held genauestens den Knauf seiner Waffe, ehe er mit seinem Daumennagel begann an der gewünschten Stelle zu schaben. Er spürte jedoch keinen Widerstand, der Knauf schien blitzsauber. Dem Schwert entfuhr ein seliges Seufzen und ein vages Gefühl beschlich ihn. Ein Bild drängte sich ihm auf… eine Vision? Nein, eher eine Metapher. Als würde er –
    Mit einem inneren Paukenschlag fiel ihm auf, an welcher vergleichbaren Körperstelle er gerade kratzte.
    „Habe ich dir gerade…?!“

    Wenn du es unbedingt so sehen willst…?
    „Du dämliches - ! Moment mal. Ich fasse dich doch ständig… also –
    Die Stimme brach in schallendes Gelächter aus. Der Held nahm dies zum Anlass, sich mit verschränkten Armen auf einem kleinen, flachen Stein am Wegesrand niederzulassen. Dabei zog er das Schwert aus der Scheide und hielt es abschätzig von sich weg, sorgsam überlegend, an welcher Stelle er seine Waffe zukünftig anfassen würde.

    Vierzehn Jahre! Vierzehn Jahre musste ich auf diesen Augenblick warten! Aber es hat sich SO gelohnt!
    Das Schwert wollte ihm vor Lachen geradezu aus der Hand fallen. Der Held beschloss, seine Waffe erst einmal wieder in ihre Scheide zu verfrachten.
    Aber falls es… puh, japste die Stimme, falls es dich tröstet: Ein paar meiner Besitzer haben es nie herausgefunden. Hihi…, fing sie erneut an zu kichern.
    „Ich nehme an, dir hat schlicht… ähm, der Knauf gejuckt?“, brachte es der Held ziemlich steif auf den Punkt.
    Ach komm, du würdest dich auch unwohl fühlen, wenn dir jemand magisches Zeug in den Allerwertesten einsetzt!, verteidigte sich die Stimme vehement. Magie hin oder her, das ist anfangs echt unangenehm!
    Er musste zugeben, dass er diesbezüglich wirklich nicht mir seiner Waffe tauschen mochte.
    „Wie soll ich dich denn jetzt überhaupt noch anfassen?“, formulierte er nun sein drängendstes Problem.
    Einer meiner Vorbesitzer hat meinen Knauf nach seiner Erkenntnis fingerdick mit Leder umwickelt, erinnerte sich die Stimme.
    „Und? Hat das geholfen?“

    Kurzzeitig. Er hat mich so dick eingepackt, dass er mich nur noch schwer festhalten konnte. Er meinte, sonst würde er seine Würde gänzlich verlieren. Naja, beim nächsten Duell hat er dann gleich zwei Dinge verloren: Erst mich und dann seinen Kopf.
    Das war es ihm dann doch nicht wert. Eine bessere Variante fiel ihm jedoch auch nicht ein.
    „Oh Mann, ich glaube, ich kann nie wieder eine Waffe in die Hand nehmen…“, seufzte er etwas niedergeschlagen.
    Keine Sorge, bald denkst du da gar nicht mehr dran… und genau dann werde ich dich erinnern, versprach das Schwert fröhlich.
    Sich der Aufrichtigkeit dieses Versprechens absolut gewiss erhob sich der Held von seiner harten Sitzgelegenheit. Dabei schoss ihm jedoch ein neuer, leicht despektierlicher Gedanke durch den Kopf.
    „Sag mal, wie ist das dann eigentlich bei Helene?“

    Also ehrlich, sowas fragt man doch nicht!
    „Aber du schon, oder?“, bohrte der Held nach.
    Ob du es glaubst oder nicht: Nein. Ich habe von diesem Bogen ohnehin bereits zu viele Antworten bekommen.

  • Also, ich weiß nicht... kann man das Schwert nicht wenigsten einmal zur Räson bringen? Wird Dein Held (tm) immer den Kürzeren ziehen müssen? Ein klein wenig tut er mir schon leid.

    Ich hätte Schnittchen schon mehrmals in die metaphorische Ecke gestellt (in einen Bach fallen lassen, in Erde gespickt übernachten...) allerdings, das geb ich zu: Man hätte das vorlaute Ding ja hinterher auch wieder putzen müssen... Ähm, ja.

    Jedenfalls lese ich Deine Helden-Epen sehr gern! Und die Schnittchen-Geschichten auch!

    8o

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • 52

    Als die attraktive Magierin mit wehendem Haar durch ihr hervorgerufenes Dimensionsportal verschwand, blieb eine knisternde Leere am Ufer des abgelegenen Sees zurück – und im Kopf des Helden.
    Sie hat dich voll über den Tisch gezogen! Der Trank ist nicht mal die Hälfte –
    „Ja, das war magisch“, träumte der Held weiter und begann wie berauscht am Ufer entlang zu torkeln.
    Das Schwert registrierte den spontanen Verfall seines Realitätssinns mit einigem Unbehagen, zumal das glitschige Ufer dem Unvorsichtigen zumindest ein feuchtes Erwachen versprach. In seinem aktuellen Geisteszustand wäre er wohl bereits in einer halbvollen Pfütze ersoffen und die verlassene Gegend rief bei der magischen Waffe akute Furcht vor jahrelanger Langeweile hervor.
    Sind deiner Meinung nach alle Magier magisch?, versuchte es das Schwert gegen alle Wahrscheinlichkeit.
    „Ein magischer Moment…“, säuselte er, während seine Lederstiefel bedrohlich durch den Schlick schlitterten.

    Ich wusste doch, dass sie dich verhext hat. Du warst ja schon immer bekloppt, aber sooo –
    „Mit »Magischer Moment« meine ich »Besonderer Moment«“, erklärte er unwirsch.
    Hm, also wie meine Klinge zu schleifen?, fragte das Schwert, welches nun seinerseits geistig wegdriftete.
    „Doch nicht das!“, unterbrach der Held sofort den Gedankengang und fand erstmals einen sicheren Stand.

    Aber das ist besonders!
    „Allerdings… besonders seltsam. Was glaubst du, warum ich mittlerweile fast die Hälfte der Schmiede des Reiches namentlich kenne?“
    Ach, du bist einfach nur verklemmt…, konstatierte das Schwert.
    „Bin ich nicht! Verklemmtheit widerspricht meinem Berufsethos, wie du sehr wohl weißt. Ich bin ein Held, ein Abenteurer, ein Draufgänger –“ Wohl eher ein Drunter-und-Drüber-Gänger – „ein Haudegen –“ Hauschwert, korrigierte die Stimme erneut beflissentlich. Der Held schloss betont die Augen, biss sich mental auf die Zunge und seufzte.
    „Manchmal gewinne ich echt den Eindruck, ich führe eine Beziehung mit dir“, meinte er und ein unwillkürliches Schaudern erfasste ihn.

    Eine Draufgänger-Schwert-Beziehung?

  • „Manchmal gewinne ich echt den Eindruck, ich führe eine Beziehung mit dir“, meinte er und ein unwillkürliches Schaudern erfasste ihn.
    Eine Draufgänger-Schwert-Beziehung?

    :D

    Kurz, aber immer wieder gut!

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald