Wortgefechte - Ein Schwert und sein Held

Es gibt 426 Antworten in diesem Thema, welches 106.590 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. August 2023 um 00:03) ist von bigbadwolf.

  • Also, photobasiert kann ich, digital Malen eher nicht - wenn Du die Optik aus den Filmen magst, da konnen wir sicher was hochaufloesendes photographieren.

    Du hast doch bestimmt Bilder aus dem Film, die sich auch für ein Cover eignen würden? Ich denke da gerade an das Intro ... das gibt doch schon was her für ein Cover? Und man könnte dann mit den Filmen auch Werbung für das Buch machen. Oder umgekehrt mit dem Buch für die Filme.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Premiere :D

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    Jetzt habe ich nach derart langer Zeit endlich einen einigermaßen nützlichen Träger aus dir gemacht und nun bist du uralt, langweilig und wirst täglich unbrauchbarer. Baah, Menschen sind echt die Schlimmsten, seufzte das Schwert verdrießlich.

    Der alte Held gab sich nicht einmal Mühe, auch nur einen Kommentar zu denken, wusste er doch inzwischen, wie er das theatralische Gehabe seiner magischen Waffe zu nehmen hatte.

    „Wie ist das überhaupt, wenn man stirbt?“, fragte er stattdessen milde interessiert.

    Das Sterben ist eine… freudlose Angelegenheit, konstatierte die Stimme.

    „Das finde ich doch reichlich untertrieben, immerhin beendet der Tod gänzlich die Freuden des Lebens. Für ein Geschöpf aus Fleisch und-“

    Ich meinte, unterbrach ihn das Schwert bestimmt, dass ich dann oft lange Zeit nutzlos mit dem Kadaver irgendwo rumliege und mich langweile.

    Der alte Held schwieg und durchmaß mit einem langen Blick den Schankraum. In all den Jahren, die er schon hier einkehrte, hatten weder Wirt noch Bedienstete gewechselt. Lediglich ihre Bewegungen hatten an Schwung verloren, doch im gleichen Maße hatten die Kerben in den Tischen, den Falten in ihren Gesichtern nicht unähnlich, deutlich zugenommen.

    „Wie konnte ich auch ernsthaft darauf hoffen, dass du einmal über dein eigenes Dasein hinaus denkst?“, stieß er mental mit dem Schwert an und nahm den letzten Schluck aus dem schweren, massiven Humpen.

    Du musst eben noch viel lernen, grinste die Stimme zurück.

    Als die hübsche Kellnerin ihm einen weiteren Krug gebracht und sich wieder zum Tresen umgewandt hatte, konnte er seinen Blick nicht schnell genug abwenden.

    Willst du damit ernsthaft jetzt noch anfangen?, hakte die Stimme natürlich sofort nach.

    „Ich bin dir wie immer für jede Weisheit dankbar, die du für dich behältst“, gab er unbeeindruckt zurück. „Es bleibt am Ende ohnehin meine Angelegenheit.“

    Der alte Held harrte geduldig der unausweichlichen, ausschweifenden Antwort.

    Mal abgesehen davon, dass dein Balg ohnehin noch viel unfähiger als du wäre, muss ich dann ja auch noch eine Ewigkeit warten, bis es mich auch nur anheben könnte. Wenn du im Kampf stirbst, kann mich wenigstens gleich dein Gegenüber einsammeln.

    „Du gönnst mir also statt eines Erben eher einen Tod zu deinen Gunsten, ja?“

    Ja.

    „Manchmal frage ich mich, warum ich dich immer noch führe.“

    Weil du ehrlichen Pragmatismus treudummer Nettigkeit vorziehst.

    „Raus aus meinem Kopf.“

    Das denkst du seit Jahrzehnten, da muss ich nicht erst nachschauen.

    Der alte Held setzte den Krug an, dachte nach und ließ den Blick erneut zur Kellnerin schweifen.

    Willst du mir das echt antun?

    „Du machst die Versuchung lediglich größer“, gab er zu bedenken und nahm einen Schluck.

    Ein paar meiner Vorbesitzer hielten das auch für eine großartige Idee.

    „Und dann?“

    Dann hatte ich in der einen Hälfte der Fälle jahrelangen Eingeweideentzug…

    „Wie schrecklich!“, rang er sich zu einem Mindestmaß an Mitleid durch und nahm noch einen großen Schluck aus seinem Krug. „Und in der anderen?“

    Wurde ich verkauft.

    Der alte Held verschluckte sich heftig an seinem Bier, wusste er doch, wie sehr sein Schwert das Herumhängen an Wänden verabscheute.

    Danke.

    Selbst die situativ übliche Rüge unterließ er und konzentrierte sich darauf, das Bier an seinen richtigen Platz zu husten. Unterdessen nahm ein Gedankenexperiment in seinem Kopf Gestalt an.

    „Und wenn ich mich gar nicht zur Ruhe setze?“, fragte er, als der Hustenreiz nachgelassen hatte.

    Du willst also nur Vater werden und nicht sein, oder wie?

    „Wer sagt denn, dass ich allein auf Abenteuer ausziehe?“

    Ein Schild aus Holz wäre leichter und muss nicht versorgt werden…

    „Also wirklich! Man kann Menschen auch aus anderen Gründen um sich haben, weißt du?“, entgegnete der alte Held stirnrunzelnd.

    Ja, man kann, bestätigte die Stimme ungerührt.

    Die argumentative Sackgasse erkennend ließ er seine Gedanken mitsamt dem Bier in seinem Krug weiter kreisen.

    „Ich könnte ja saisonal auf Abenteuer ausziehen… alleine“, überlegte er weiter. „Das sollte für ein beschauliches Leben genügen… oder ich wandere als Geschichtenerzähler durch-“

    Die Stimme räusperte sich vernehmlich.

    „Ja?“

    Bring mich doch zu einer Auktion.

    „Willst du jetzt so dringend weg von mir?“, fragte der alte Held ehrlich überrascht.

    Nein, aber von dem Erlös könntest du dir ein anderes Schwert kaufen, hättest sicher noch was für deine Familie übrig und ich könnte mich direkt wieder ins Getümmel stürzen.

    Ein kurzer Moment der Sprachlosigkeit.

    Und ja: Ich kann auch über mich selbst hinaus denken.

    „Du… du würdest aber an den Meistbietenden verkauft und das wird vermutlich ein reicher Adeliger sein, der dich höchstens als Dekoration möchte und sobald du auch nur einen Ton von dir gibst, wirst du seinen Sprösslingen-“

    Dann nicht, wiegelte das Schwert rasch ab.

    „So schlecht war die Idee gar nicht“, grinste der alte Held.

    Die hübsche Kellnerin ließ sich soeben auf dem Schoß eines Gastes nieder.

    Also…, wollen wir weiter?

    Der alte Held lachte und warf ein paar Münzen auf den Tisch.