Wortgefechte - Ein Schwert und sein Held

Es gibt 426 Antworten in diesem Thema, welches 108.755 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (21. August 2023 um 00:03) ist von bigbadwolf.

  • 33

    So etwas musste ja passieren, seufzte das Schwert.
    „Hey! Ich bin deinetwegen hier, schon vergessen?“, erinnerte ihn der Held gereizt und versuchte sich zu orientieren. Die wesentlichen Bestandteile des sich ihm bietenden Anblicks waren leicht zu erfassen, nicht zuletzt, weil der alte Magier von einem Irrgarten-Zauber gesprochen hatte. In der Tat führten von seinem jetzigen zentralen Standpunkt aus viele Wege in verschiedene Richtungen. Die Wände der Abzweigungen glühten vor Hitze und der Boden wirkte als hätte er vor längerer Zeit einmal einen Ausflug durch eine Reihe Vulkane gemacht. Das eigentliche Problem seiner Situation erfasste der Held jedoch erst als er nach oben sah. Leider hatte der alte Magier in seinem Irrgarten nämlich kein oben vorgesehen, geschweige denn ein links oder rechts. Viel mehr schien jeder Gang nicht nur eine neue Himmelsrichtung zu definieren, sondern sich bei unvorsichtig genauer Betrachtung auch mit anderen Wegen zu überlappen. Grob geschätzt gab es einige hundert Abzweigungen neben-, über- und ineinander, welche man je nach Fokussierung beschreiten konnte.
    „Ich hasse Magier“, konstatierte der Held.
    Jep. Die alten sind besonders schlimm, pflichtete ihm die magische Waffe bei. Ich frage mich, was an drei Dimensionen so langweilig ist.
    „Was soll’s“, zuckte der Held und lief einfach los. Da das Taschenuniversum, in welches der alte Magier den Helden teleportiert hatte, die Naturgesetze lediglich grob nachempfand, erreichte der Held bereits nach Sekunden einen neuen Knotenpunkt, welcher vorher nicht einmal zu sehen gewesen war. Erwartungsgemäß gingen von dieser Kreuzung wiederum Hunderte von mehrdimensionalen Wegen ab, welche von glühenden Wänden abgegrenzt wurden.
    Einfach loslaufen war schon immer DIE Idee schlechthin, befand das Schwert und rollte metaphorisch mit den Augen.
    „Na gut. Mal sehen“, grübelte der Held. „Was hat er nochmal gesagt? Für jeden Weg…?“
    „… gibt es einen Ausweg“, ergänzte die Stimme nachdenklich.
    „Ist also bei jeder Abzweigung jeder zweite Weg ein Ausgang aus dem Irrgarten?“

    Dann wärst du ja ziemlich schnell draußen. Das ist dann wie beim Münzwurf: Irgendwann kommt Zahl… glaub ich aber nicht, das wäre zu einfach… interessant wäre ja auch, ob der Magier ein geschlossenes oder nur ein repetierendes Taschenuniversum gebastelt hat.
    „Ich tippe auf Letzteres. Immer, wenn ich falsch abbiege, lande ich bestimmt wieder am Ausgangspunkt. Ich würde das zumindest so machen, wenn ich er wäre. Das spart nämlich… nun, ähm… das spart.“
    Du bist ja auch kein bekloppter Hellseher-Magier.
    Der Held überging das vermutlich unbeabsichtigte Kompliment und dachte erneut über den Hinweis des alten Mannes nach. Warum mussten Magier nur immer irgendwelches Brimborium veranstalten, wenn man was von ihnen wollte? Zumal es ja eigentlich nicht mal um ihn ging, sondern um Schnittchen.
    Hey!, fuhr ihn das Schwert sofort an.
    „Wenn es für jeden Weg einen Ausweg gibt“, sagte er laut und ignorierte das empörte Gebaren der Waffe, „dann… dann gibt es doppelt so viele Wege… ähm…“

    Das ist jetzt noch nicht ganz der Durchbruch, den wir brauchen…
    „Was gibt es hier genauso oft wie die Wege?“, überlegte der Held.
    Gar nichts. Hier gibt es nur die Wege und mehr Hitze als mir gefällt. Ich wäre dir ungemein verbunden, wenn du mich etwas von den Wänden fernhieltest. Der Aufenthalt damals bei San’Bar hat mir vollauf ge – hey! WAS MACHST DU DA?!
    Erfreulicherweise glitt das Schwert problemlos durch die vor Hitze flirrende Wand.
    „Aha!“, triumphierte der Held und betrachtete die völlig unversehrte Klinge.

    Manchmal mag ich dich nicht.
    Da nun alles geklärt war, marschierte der Held geradewegs in eine der glühenden Wände hinein. Das simulierte Gefühl des Verbrennens verging schlagartig und der Irrgarten wich dem wesentlich angenehmeren, dreidimensionalen Anblick des Magiers und seines abgedunkelten Wahrsagezimmers.
    Oh, oh!, merkte das Schwert an und dem Helden fiel die Kinnlade herunter. Vor ihm stand unverkennbar jener Magier, welcher ihn in den Irrgarten versetzt hatte. Allerdings hatte er während der multidimensionalen Odyssee des Helden ein paar Jahrzehnte abgenommen; er sah keinen Tag älter als zwanzig aus.
    „Was habt ihr getan, Magier?!“, verlangte der Held sofort zu wissen.
    Dem überaus bedrohlichen Gebaren des Helden zum Trotze bekam der junge, ernst dreinblickende Mann plötzlich einen Lachanfall und – flimmerte. Nach wenigen Sekunden löste sich die Illusion auf und der alte Magier wurde sichtbar, wie er sich japsend und kichernd den Bauch hielt.
    Mit stoischer Miene und bebender Schwerthand wartete der Held ab. Mit größtem Nachdruck rief er sich ins Bewusstsein, dass der alte Witzbold ihm ja eigentlich kein Haar gekrümmt hatte. Es brodelte dennoch tief in ihm.
    „Ach Junge, du hättest dein Gesicht sehen sollen!“, feixte der Magier schließlich und ließ sich schwer auf einen nahen Stuhl fallen. „Eigentlich fasele ich Abenteurern wie dir immer noch vor, dass die vielen Dimensionen wohl versehentlich die Raumzeit gekrümmt haben, aber…!“ Ein erneutes, haltloses Kichern erklärte, was ihn diesmal davon abgehalten hatte.
    „Ich denke, du hattest auch so genügend Spaß“, stellte der Held mit bemüht ruhiger Stimme fest. Das Brodeln in seinem Inneren wurde heftiger.
    „Wenn es… puh… wenn es dich beruhigt, du warst… hihi… nur ein paar Minuten im Irrgarten“, erklärte der alte Magier, als er sich soweit wieder unter Kontrolle hatte. „Gut…, was wolltet ihr von mir wissen?“, fragte er nun beinahe wieder geschäftsmännisch und schaute gezielt zwischen dem Schwert und dem Helden hin und her.
    Ach was?, wunderte sich das Schwert und auch der Held konnte einen verdutzten Gesichtsausdruck nicht unterdrücken.
    „Ach, nun gib schon her! Ich bin schon so lange in diesem Geschäft, da WEIß man manche Sachen einfach“, winkte der alte Magier ab. „Ich nehme an, es geht um die ursprüngliche Herkunft der Schwertseele?“
    Dem Helden wurde bewusst, dass er vor einem fähigen Wahrsager stand und er nickte einfach stumm.
    Jetzt mach endlich!, meckerte die Stimme hibbelig und endlich regte sich der Schwertarm.
    Während der alte Magier das Schwert in den Händen wiegte, sah er erneut zu seinem geradezu erstarrten Gegenüber. „Ich hoffe, du nimmst mir meinen kleinen Spaß nicht übel. Die Wahrsagerei kann ziemlich langweilig und eintönig sein, weißt du? – Jetzt werd‘ mal nicht frech, sonst könnt ihr gleich wieder verschwinden!“, fuhr er plötzlich die Waffe an.
    Ein kurzer Moment akustisch dichter Stille trat ein, welchem sich ein intensiver Informationsaustausch zwischen Magier und Schwert anschloss. Hinter den inzwischen geschlossenen Augenlidern des alten Mannes herrschte großer Aufruhr und eine kaum hörbare Beschwörung glitt geheimnisvoll von den betagten Lippen. Der Held konnte nicht zweifelsfrei erkennen, ob die Hände des Magiers bebten oder ob sein Schwert zitterte.
    „Du führst eine machtvolle Waffe“, sagte der Magier unvermittelt und öffnete ruckartig die Augen. „Doch sie ist nichts im Vergleich zur einstigen Macht der ihr innewohnenden Präsenz.“
    Er schien kurz zu überlegen und schüttelte den Kopf. „Sag, wie gut kennst du dich mit der Geschichte der Götter aus?“

  • Gefällt mir, dass man am Anfang der Geschichte nicht weiß, worauf es hinausläuft. Bei:

    „Hey! Ich bin deinetwegen hier, schon vergessen?“

    dachte ich, dass Schwert hätte irgendeinen Blödsinn verzapft und den Helden damit in das Labyrinth befördert.

    Und bei

    „Sag, wie gut kennst du dich mit der Geschichte der Götter aus?“

    habe ich überlegt, wieviele Leser wohl einen Teil 33 b fordern. :D

    LG LLW

  • Spoiler anzeigen

    Ich bin ja kein Unmensch. ^^

    33 b

    Ich war wirklich mal eine Gottheit?! Kannst du das glauben?
    „Ja und nein“, entgegnete der Held mit nachsichtigem Lächeln. Hätte man ihm gesagt, er sei von göttlicher Herkunft, wäre er wohl genauso durcheinander und anstrengend.
    Ich meine: Ich habe ja schon immer so etwas Achtunggebietendes an mir gehabt, aber –
    „Jetzt übertreibst du aber“, warf der Held lachend ein und wollte das Haus des Wahrsagers verlassen. Der Dreck der Straße hatte sich durch den anhaltenden Regen in Schlitterschlick verwandelt und die Bewohner der Stadt verkrochen sich klugerweise zu Hause. Er beschloss, zumindest den aktuellen Wolkenbruch abzuwarten und lehnte sich in den Hauseingang.
    „»Gefallener Gott« hat der alte Magier gesagt, denk dran. Du warst nicht der Göttervater, sondern wahrscheinlich eher ein kleines Licht. Ich habe zumindest noch nie von »Thichanas« gehört, aber ich bin ja auch kein Priester.“
    Gott bleibt Gott!, forderte das Schwert Respekt ein.
    „Oder auch nicht, wenn ich dich so ansehe“, schmunzelte der Held erneut. „Und du musst ja ziemlich angeschlagen gewesen sein, als du vom Himmel gefallen bist, sonst hätte man dich damals wohl eher nicht in dieses Schwert bannen können, oder?“

    Ja, das… ähm, das war sicher nur eine listige Täuschung meinerseits, um… um… ähm…
    „Ja?“, kostete der Held die Situation aus.
    Ähm… ja! Bestimmt war ich sehr mächtig und die anderen Götter haben mich aus Neid und purer Angst hintergangen!
    „Und deshalb hast du deine Seele in dieses Schwert versetzen lassen?“, hakte der Held interessiert nach.
    Genau, um dann hinterrücks zuschlagen zu können!
    „Als Schwert, ja?“
    Ach, halt die Klappe!, gab die Stimme endlich genervt auf. Wenn du nicht so ein Arsch wärst, würdest du längst überlegen, wo wir was über mein früheres Selbst erfahren können.
    „Wenn du willst, kann ich mal die hiesigen Tempel und Straßenpropheten abklappern…, aber sei dann nicht sauer, wenn wir herausfinden, dass du bloß der Gott der Kanalreiniger und Grubenleerer warst.“
    Gott bl –, setzte die Stimme an, schwieg dann aber vorsichtshalber.

  • Ich weiß nicht ob ich mich mit dem Gedanken anfreunden kann, dass "Schnittchen" ein gefallener Gott sein soll. Was ist denn bitte Helene?
    Außerdem sind sprechende Waffen in deiner Welt nicht sooooo ungewöhnlich, beispielsweise merkt man das ja bei der Reaktion der Elfen und des Drachen. Solche magische Klingen kommen also durchaus häufiger vor.
    Der Logik halber: Sollen das alles gefallene Götter sein? :huh:

    Naja, ich finde es eben etwas bedenklich, aber es ist ja deine Geschichte, nicht meine. Handwerklich sind die beiden Teile jedoch gut. Teil 33b ist vielleicht etwas zu kurz. Der Magier ist jedoch witzig und fies. Also mir auf einen Schlag sympatisch. ^^

  • Wobei das immer darauf ankommt, wie mächtig so ein Gott tatsächlich ist. Zieht man z.B. die Welt von Conan heran, kann es gut sein, dass so ein Gott einen wahnsinnigen Wirkungsradius von 25 Metern hat und seine Machtfülle ihm großmächtiges Hullulhullu wie zum Beispiel das Erschaffen einer Schale voller Wasser gestattet - allerdings muss er sich danach wieder zwei bis drei Wochen davon erholen ^^

    Aber ich meine, immerhin KANN er Wasser aus dem Nichts erschaffen. Kann auch nicht jeder ...

    Erinnert mich an ein Szene einer Serie, die ich vor Zeiten mal gesehen haben. Ich weiß nicht mal mehr genau wie sie hieß, aber es ging um eine Schülerin, die plötzlich mit Gott reden konnte, der in allen möglichen Figuren ihres Lebens auftauchte und seltsame Jobs von ihr verlangte.
    Jedenfalls wollte sie ein Wunder von ihm haben. Der Dialog darauf ging sinngemäß so:

    Er zeigte auf einen Baum: Da bitte sehr, ein Wunder.
    Sie fragte darauf irritiert: Das ist nur ein Baum?!
    Und er darauf: Nur?! Ok, dann mach's nach!

    -------------------
    Tom Stark
    zum Lesen geeignet

    2 Mal editiert, zuletzt von Tom Stark (3. September 2018 um 19:02)

  • @Schreibfeder Intelligente Waffen sind durchaus recht selten. Bislang habe ich nur von Schnittchen und Helene geschrieben. Dein Argument mit der Elfe und dem Drachen hinkt: Die Elfe ist eine Meisterschmiedin. Solche Leute kennen sich für gewöhnlich mit magischen Waffen aller Art aus. Und der Drache ist.. naja, ein Drache eben. Jahrhunderte Erfahrung und so.

    Und, dass Schnittchen ursprünglich mal eine Gottheit war, heißt ja nicht, dass alle intelligenten Waffen eine göttliche Seele in sich tragen. Fähige Zauberwirker können das genauso mit beispielsweise menschlichen Seelen. Und wer Helene mal war: Wer weiß...
    33 b war übrigens wirklich nur als Ergänzung zu Teil 33 gedacht und deshalb so kurz.

    Den Magier hab ich auch beim Schreiben lieb gewonnen. Ist die Irrgartenbeschreibung diffus, aber auch logisch genug?


    @Tom Stark Ja, die Götter aus Conan waren... dubios. ^^ Das Filmzitat kommt mir auch bekannt vor.

  • Joo, für mich sind die Beschreibungen sehr gut. Aber ich gehöre auch zu denen, die beruflich Mathe brauchen (Informatik) und kenn mich daher zu Genüge mit diversen n-dimensionalen Räumen aus. ^^

    Ich habe ohnehin ein grundsätzliches Problem mit Göttern die sichtbar/aktiv auf der Erde werden, logischerweise auch mit gefallenen Göttern. Daher bin ich hier sicher nicht der Richige um das zu bewerten. ;)

    Obwohl die Erklärung (das es auch menschliche Seelen für solche intelligente Waffen verwendet werden) durchaus logisch klingt.
    Es ist aber nirgends erwähnt.
    So wie es da jetzt steht, hört es sich so an, als wenn Schnittchen; Helene & Co alles gefallene Götter sein müssen.

  • Ich mach jetzt mal einen Zeitsprung in die Vergangengheit - ich habe bisher nur die Folgen 1-10 gelesen, aber mag mal ein paar Eindruecke loswerden.

    Insgesamt finde ich es bisher durchweg gut. Geht mit meinem schraegen Sinn fuer Humor zusammen.

    Mir gefaellt die Versuchsanordnung zwischen Waffe und Held, und am staerksten finde ich die Szenen wo das auch konsequent durchgehalten wird und das Wortgefecht dann auch davon lebt dass das Schwert eben Schwert ist und der Held eben 'humanoid' - und keiner die Perspektive des anderen so ohne weiteres versteht.

    Die Szenen wo es dann, wie soll ich das sagen, klamaukiger wird ('Schnittchen' zum Beispiel) wirken auf mich nicht ganz so gut - wahrscheinlich weil da die Waffe eben sehr vermenschlicht wird. So dick aufgetragen braucht die Geschichte Humor gar nicht um zu wirken, dafuer ist die Grundidee schon zu gut - und es ist auch nicht immer plausibel (warum hat das Schwert keine Ahnung was Hunger eigentlich ist obwohl es in Gedanken stoebern kann aber kuemmert sich darum dass jemand Pickel im Gesicht hat)?

    Was ich richtig schoen finde ist die Art und Weise wie Du oft Szene aufbaust - eine Situation mit groben Strichen hinskizziert, ein paar Details ausgearbeitet, der Rest entsteht sofort im Kopf und der Dialog wirkt da drin. Funktioniert wunderbar und passt zum Thema. Genauso wie der Held immer wieder nur angerissen wird - das passt total gut.

  • Spoiler anzeigen

    Die Szenen wo es dann, wie soll ich das sagen, klamaukiger wird ('Schnittchen' zum Beispiel) wirken auf mich nicht ganz so gut - wahrscheinlich weil da die Waffe eben sehr vermenschlicht wird. So dick aufgetragen braucht die Geschichte Humor gar nicht um zu wirken, dafuer ist die Grundidee schon zu gut - und es ist auch nicht immer plausibel (warum hat das Schwert keine Ahnung was Hunger eigentlich ist obwohl es in Gedanken stoebern kann aber kuemmert sich darum dass jemand Pickel im Gesicht hat)?

    In Gedanken stöbern ist halt nicht das Gleiche wie etwas selbst zu empfinden. So hab ich mir das zumindest gedacht. Aber der Einwand ist durchaus berechtigt. Manche Inhalte habe ich natürlich zurechtgebogen, damit der Teil Sinn ergibt. Was den Klamauk anbelangt: Ich versuche ja auch, verschiedene Arten (flach, versteckt, offensiv, tiefgründig, ...) einzubringen. So ist am Ende für jeden was dabei. Natürlich gefällt da nicht jedem alles.

    Was ich richtig schoen finde ist die Art und Weise wie Du oft Szene aufbaust - eine Situation mit groben Strichen hinskizziert, ein paar Details ausgearbeitet, der Rest entsteht sofort im Kopf und der Dialog wirkt da drin. Funktioniert wunderbar und passt zum Thema. Genauso wie der Held immer wieder nur angerissen wird - das passt total gut.

    Das ist, glaube ich, mein Schreibstil bei Kurzgeschichten. Vielleicht sogar generell. Ich mag es einfach nicht, seitenlang die Pausetaste gedrückt zu halten, um riesige Gemälde zu zeichnen.

    Mir gefaellt die Versuchsanordnung zwischen Waffe und Held, und am staerksten finde ich die Szenen wo das auch konsequent durchgehalten wird und das Wortgefecht dann auch davon lebt dass das Schwert eben Schwert ist und der Held eben 'humanoid' - und keiner die Perspektive des anderen so ohne weiteres versteht.

    Geht mir genauso. Allerdings werden dafür langsam die Ideen etwas rarer.


    34

    „So… und jetzt?“, fragte der junge Held und setzte sich auf einen vertrockneten Baumstumpf vor der Hexenhütte.
    Wie »und jetzt«?
    , entgegnete die Stimme in seinem Kopf etwas irritiert.
    „Na, was mache ich als Nächstes?“, konkretisierte er und blickte ratlos den Pfad entlang, welcher ihn hierher geführt hatte.

    Was weiß ich denn?! DU bist hier der mit den Gliedmaßen!
    „Ja schon, aber jetzt, wo ich der alten Dame den Brief überbracht habe… ich dachte immer: »Es wird sich schon was ergeben...«, aber irgendwie hat sie mir keinen neuen Auftrag erteilt. Läuft das nicht eigentlich so? Ich dachte, als Held wartet die nächste Queste hinter jedem Baum.“
    Da kneif mich doch einer ins Heft! Du brauchst ‘nen Grundkurs im Heldsein, ja?
    „Das klingt ganz gut, ja“, befand der junge Held und stand mit ausbaufähiger Eleganz auf.
    Hm, na schön, na schön, na schön. Wo fangen wir da an…? Hm… ja! Ich weiß! Such dir ein Wildschwein!, ordnete das Schwert mit freudiger Erregung an.

    „Wozu das denn?“

    Frag nicht, such! … Von mir aus darf es auch ein Bär sein.
    „Ein Bär?! Der zerfetzt mich doch, bevor ich dich gezogen habe! Ist das nicht zu gefährlich?“
    Unsinn. Solange du mich nicht im Waldboden versenkst, lenke ich notfalls all deine Bewegungen. Ich würde dich auch gleich gegen die Horden der Höllen hetzen, aber falls dir nicht zufällig ein Dimensionsportal aus der Hose fällt, müssen wir eben mit den hiesigen Übungsgegnern vorlieb nehmen.
    „Übungs… gegner?“, fragte der junge Held mit begrenzter Begeisterung. „Ich soll an wilden Tieren das Kämpfen üben? Wie soll ich denn dadurch lernen, wie man gegen echte Gegner kämpft?“
    Hey, du wolltest einen Grundkurs. Und Übungskämpfe gehören definitiv zum Abenteurerdasein dazu… Erfahrung sammeln, Tierhäute verkaufen, die erste Standardausrüstung besorgen… habe ich mir sagen lassen… und, wie du selbst bereits erkannt hast, gibt es hier niemanden, dem du einen Gefallen erweisen könntest. Keine Aufträge, keine Schatzkarten, keine schriftlichen Hilferufe holder Damen…
    „Aber ich hab dich bisher nur gegen die Knechte des Barons verwendet und du weißt, wie das ausgegangen ist.“
    Das Schwert räusperte sich vielsagend, als es an die unkontrollierten, hackenden Bewegungen des jungen Helden dachte. Die Knechte waren vermutlich nur deshalb davongerannt, weil sie hinter dem ziellosen Herumgehüpfe eine Finte und meisterhaftes, verschlagenes Können vermutet hatten. Welch kolossaler Irrtum.
    Na, Bursche, aber irgendwann solltest du schon mit mir üben… oh, ich kenne da eine schnuckelige Drachenhöhle!, frohlockte das Schwert.
    „Wenn du meinst“, zuckte der junge Held mit den Schultern. „Wo denn?“
    Ähm, das mit dem Sarkasmus müssen wir definitiv auch noch üben… egal, du musst jedenfalls ein paar grundlegende Erfahrungen machen, damit du im nächsten echten Kampf nicht mehr so… so… ach, was auch immer du letztens gemacht hast, schloss das Schwert mit einem metaphorischen Kopfschütteln. Hast du überhaupt jemals richtig zu kämpfen gelernt?
    „Ich habe früher immer an Puppen trainiert“, erklärte er und betrachtete eine krank aussehende Kiefer. Ein jäher Geistesblitz durchzuckte ihn. „Aber hier könnte ich ja auch an den Bäumen üben!“

    Also sag mal! Sehe ich vielleicht wie eine klobige Axt aus?!
    „Ich habe bislang ja ausschließlich mit Äxten geübt.“
    Na großartig… muss ich dir das also auch noch beibringen… na, wenigstens kannst du halbwegs Schärfen…
    „Woher weißt du…? Ach ja“, fiel es dem jungen Helden wieder ein. Nachdenklich glitt sein Blick über eine alte Birke, in welcher gerade ein rotbraunes Eichhörnchen umherhuschte.
    „Sag mal, kannst du eigentlich auch Steine zerschmettern?“, fragte er unvermittelt.
    Versuch das bloß nicht, Bursche!, warnte die Stimme mit Nachdruck.
    „Aber du bist doch magisch! Kannst du denn gar nichts Besonderes?“
    SPRECHE ich vielleicht gerade mit dir?! Was erwartest du denn? MAAAN, als ICH noch so jung… ähm, als… na, FRÜHER eben! Da hatten die jungen Helden wenigstens noch Respekt!, grummelte die Stimme. Such dir jetzt gefälligst was zum Kämpfen!
    „Vielleicht hat die alte Dame ja Interesse?“, schlug der junge Held nach einer Weile vor und kratzte sich hinterm Ohr.
    Ha!, lachte das Schwert.
    Lass das mal lieber! In dem Kampf wärst nämlich du das Wildschwein!

  • Inhaltlich nichts weiter zu bemängeln. Man merkt schnell, dass es sich um "einen jungen" Held handeln muss, der vor den meisten Teilen hier lebt. Auch der Inhalt ist ganz nett. Der RPG-Flair lebt plötzlich auf. ^^

    Allerdings meine ich, hast du bislang fast ausschließlich die Gedanken vom Held gehabt, nicht die vom Schwert. Kann das sein? :huh:

    Vom Schreibstil her, fand ich die Sätze der Gedankensprache beim Grundkurs des Schwerts doch etwas in die Länge gezogen. Zu oft hast du "und" verwendet und vielleicht auch ein oder zweimal ...zuviel.
    (Ist mir vielleicht nur aufgefallen, weil ich das bei meinen Geschichten auch zu oft mache)

    Spoiler anzeigen

    Gegner kämpft?“Hey, du

    Hier fehlt ein Absatz.

  • @Schreibfeder Ich hab mal ein paar "und" verbessert. ^^

    Ja, kann sein, dass ich mich bislang auf die Gedankenwelt des Helden fokussiert habe. Das Schwert hat eben vorrangig einen guten Kampf auf der Wunschliste. Den Part über Liebe mochtest du ja nicht so sehr. ;)

    Der letzte Teil spielt auf das teils unlogische Aufleveln und "Looten" in Computerspielen an. Im Gegensatz zu meiner Ogergeschichte ziehe ich es hier allerdings etwas durch den Kakao.
    Achso und ja, der Held ist hier sehr jung. Das könnte chronologisch gesehen der zweite Teil sein. Ich überlege ja, ob ich auch noch den "gealterten Helden" als Prota versuche...

  • Jo, @bigbadwolf, schöner neuer Part. :D

    Spoiler anzeigen


    Allerdings hast du damit bei mir eine Illusion zerstört, nämlich die, dass es sich bei dem Helden um einen gestandenen ... ja, ... Helden eben handelt. So, wie du ihn hier dargestellt hast, ist er eher ein Helden-Azubi, der seine Ausbildung abgebrochen hat, weil er die ultimative Waffe jetzt gefunden hat. :rofl:
    Auch sein Alter muss ich wohl in meinem Kopf ein weing anpassen, denn ich hatte einen Mann vor Augen. Irgendwie hat er nach dem Teil jetzt mehr von einem Jüngling.
    Könnte natürlich auch sein, dass es eine Szene aus den Anfangszeiten des Helden-Heldentums gewesen ist, also quasi einen Rückblick darstellt. :hmm:

    Edit: Hab Post 192 grad gelesen, ist also geklärt. ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • 35

    Wie die junge Frau so verblutend vor ihm auf dem schlammigen Waldpfad lag, bot sie wahrlich keinen beruhigenden Anblick für den jungen Helden. Seine Gedanken rasten wie ein wilder Eber umher, doch er hatte beim besten Willen keine Ahnung, wie er die massive Blutung stoppen konnte.
    Hey, Junge, jetzt mach‘ dich ihretwegen mal nicht so verrückt, versuchte das magische Schwert ihn zu beruhigen.
    „Aber wenn ich nichts unternehme, wird sie sicher sterben.“
    Und hätte ich dich nicht gewarnt, lägst du jetzt dort und wärst obendrein wahrscheinlich noch wesentlich toter als die Holde hier… wobei, sie ist wohl eher eine »Unholde«…
    „Aber Helden retten doch Leute! Ich muss doch etwas tun!“

    Nein.

    „Aber –“

    Nein. Sei doch nicht so naiv! Sie ist eine Wegelagerin, die ihre Passion einmal zu oft ausgelebt hat. Und das hat sie jetzt davon: harte Gerechtigkeit. Und Ende!, schloss das Schwert harsch.
    Etwas entmutigt durch die Wahrheit dieser Worte starrte der junge Held die gezackte Klinge an, welche noch immer in der Hand der jungen, vernarbten Frau lag.
    „Vielleicht hat sie eine bösartige, verfluchte Klinge, welche sie dazu gezwungen hat, uns anzugreifen“, überlegte er laut und musterte die Waffe der Frau argwöhnisch.

    Nein, ich spüre nichts dergleichen. Das ist nur simples, totes Metall.
    „Das… das kannst du spüren?“, fragte der junge Held überrascht und hockte sich vorsichtig neben die nicht eben anmutige Klinge. Ihr dunkelgrauer Stahl war stellenweise rostig und die Zacken wirkten, als würde jede eine andere schmerzhafte Krankheit übertragen.
    Ja, wenn Magie in der Luft liegt, bekomme ich das in der Regel mit, erklärte die Stimme mit einigem Stolz.
    „Hm“, machte der junge Held nachdenklich und betrachtete erneut das narbenübersäte Gesicht der eigentlich schönen, jungen Frau. Inzwischen hatte sie aufgehört zu atmen. „Das ist einfach nicht richtig“, hörte er sich sagen und schloss die Augen der Frau ein letztes Mal. „Was hat sie nur dazu getrieben?“, fragte er hilflos und stand wieder auf.

    Gier, Pech, Dummheit… such dir was aus. Sie wird nicht widersprechen.
    „Das… du bist herzlos!“, rief der junge Held schockiert.
    Ja.
    Stille ließ sich nieder, stickig und unangenehm.
    „Hm… äh, ja, mag sein, aber so etwas kannst du doch nicht ernst meinen!“, versuchte er sich seine gerechte Verärgerung zu bewahren. „Ich meine: Ich weiß nicht mal, wen ich getötet habe! Wie kann ich denn je sicher sein, das Richtige zu tun?“
    Wer weiß das schon immer? Frag doch nach, wenn du was wissen willst, schlug das Schwert vor. Ich bin ja auch noch da.
    „Wie? Mitten im Kampf?“

    Ach du meinst den Kampf selbst?! Jetzt hör mir mal gut zu! Erstens: Sie hat aus heiterem Himmel angegriffen. Zweitens: Das eigene Leben zu verteidigen, ist verdammt nochmal IMMER richtig. Und drittens: DAS ist indiskutabel!
    „Aber vielleicht habe ich ihr ja irgendwann mal großes Unrecht zugefügt und das war nur ihre gerechte Rache an mir!“
    Du kennst sie doch gar nicht!, echauffierte sich die Stimme.
    „Nein, nicht dass ich wüsste, aber dennoch…“

    Ok, ok… ich habe einen Vorschlag.
    „Und der wäre?“
    Bei der nächsten Gelegenheit gibst du mich an jemand… ähm, Heldenhafteren weiter, ja?, fragte die Waffe mit unschuldiger Stimme.
    „Du hast doch vorhin gesagt, dass ich dich fragen kann.“
    Grznsfntzhng!, machte die Stimme.
    „Wie bitte?“ Er fragte sich tatsächlich, was der mentale Konsonantenstau bedeuten mochte.
    Damit, begann das Schwert und betonte nun ungehalten jedes einzelne Wort, meinte ich SINNVOLLE Fragen. Wie etwa »Wo finde ich den nächsten guten Kampf?« und… ähm, und… na, richtige Heldendinge eben!
    „Dann sag mir, woran Heldenhaftigkeit gemessen wird!“

    An heldenhaften Taten, ganz klar.
    „Und was genau sind das für Taten?“
    Na, vor allem ganz viele Feinde niedermetzeln, vielleicht hie und da mal ne olle Schachtel befreien, Leuten aus der Klemme helfen und geklautes, heiliges Zeug wiederbeschaffen.
    „Bis auf das Töten klingt das recht beliebig… und Schurken töten auch Leute.“
    Ach, tun sie das?, fragte die Stimme scheinheilig.
    „Hey, die Frage war ernst gemeint!“, zürnte nun auch der junge Held, denn mittlerweile erkannte er den Sarkasmus seiner magischen Waffe immer häufiger.
    Na gut, Bursche, versuchte das Schwert die Lage zu entschärfen. Hör mal, du solltest meinem, äh… unserem Sieg über die Unglückliche hier nicht zu viel Wert beimessen. Sie wollte dein Leben und hat dabei ihres verloren. Selbst schuld. Notwehr ist vielleicht nicht besonders heldenhaft, aber ohne ist eben auch ungesund. Solange du nicht selber losziehst und wahllos Leute umbringst, kannst du beim »Held sein« nicht allzu viel falsch machen. Und jetzt lass es gut sein.
    „Hm, manchmal hast du ja doch gute Ratschläge“, gestand er nach einer Weile nachdenklicher Stille ein.
    Ich habe ausschließlich die besten Ratschläge, Bursche, stellte das Schwert mit einem metaphorischen Grinsen richtig.
    „Wie du meinst… ich denke, ich sollte sie jetzt begraben… das ist das Mindeste“, befand er und suchte den Waldboden nach einem geeigneten Fleck ab.

    Wieso eigentlich? Immerhin wollte sie dich abmurksen.
    „Das… das macht man eben so“, sagte der junge Held, ohne noch wirklich auf die Stimme zu achten.
    Dann durchsuch vorher wenigstens noch ihre Sachen!
    „Das macht man doch nicht!“
    Boah, wie ich deine Begründungen hasse…

  • Ein sehr ernsthafter Teil. Eine ziemlich raue Kehrtwende vom RGP-lastigen Teil davor. Jetzt kommt der Teil, der bei RPGs gerne ausgeblendet wird. Da erschlägt man Wegelagerer, doch lässt die Leichen unbeirrt liegen, ganz zu schweigen von Gewissensbissen. Ganz so, wie das Schwert hier denkt.
    Gerade letzteres lässt deinen Held sehr realisistisch wirken, denn er fragt sich das, was wohl jeder (geistig gesunde) Mensch hier denkt.

    Schreibtechnisch bleibst du deinem Stil treu, auch wenn der Humor der Situation gelastet auf ein Minimum heruntergefahren ist. Es gefällt mir dennoch.
    Möglicherweise gibt es Verbesserungspotential, doch heute bin ich zu müde um welches zu finden. Höchstens bei den geringen Beschreibungen.

  • Ein sehr ernsthafter Teil. Eine ziemlich raue Kehrtwende vom RGP-lastigen Teil davor. Jetzt kommt der Teil, der bei RPGs gerne ausgeblendet wird. Da erschlägt man Wegelagerer, doch lässt die Leichen unbeirrt liegen, ganz zu schweigen von Gewissensbissen. Ganz so, wie das Schwert hier denkt.
    Gerade letzteres lässt deinen Held sehr realisistisch wirken, denn er fragt sich das, was wohl jeder (geistig gesunde) Mensch hier denkt.

    Meine Rede. Ich finde, wenn ich mich schon über das "Looten" lustig mache, darf ich auch hiervor nicht zurückschrecken.

    Schreibtechnisch bleibst du deinem Stil treu, auch wenn der Humor der Situation gelastet auf ein Minimum heruntergefahren ist. Es gefällt mir dennoch.

    Das ist doch schön. Ja, zu viel Humor hätte hier das eigentlich ernste Grundthema verwaschen. Die Teile sollen ja auch nicht ausschließlich zum Lachen anregen. Ein paar Seitenhiebe und Gemeinheiten müssen aber sein. Der nächste geplante Teil wird auch wieder etwas... nun ja, unernster...

  • Spoiler anzeigen

    @Schreibfeder In Bezug auf deinen Post Nr. 185 und einfach, um die Thematik wieder aufzugreifen, hier der nächste Teil.

    Und falls ihr euch wundert: Es kommen auch wieder Teile, in denen der Held nicht jung ist, aber derzeit gehen meine Skriptideen oft in diese Richtung.

    36

    „Sag mal, wie viele intelligente Waffen gibt es eigentlich?“, fragte der junge Held plötzlich. Hauptsächlich wollte er sich davon ablenken, dass er im Extremfall wohl tatsächlich die arme Ziege gegessen hätte. Aber glücklicherweise hatten die Druiden nicht nur Rat, sondern auch Unmengen an Röstkastanien zu bieten. „Und seid ihr alle verwandt…, falls man das so sagen kann?“
    Nein, wir sind nicht alle verwandt! Du hast ja Vorstellungen…, antwortete das Schwert pikiert.
    „Na gut, entschuldige. Und wie viele gibt es nun?“
    Woher soll ich das denn wissen? Ich kenne nur drei außer mir. Keine Ahnung, ob es noch mehr gibt. „Und welche Waffen sind das so? Seid ihr allesamt Schwerter?“, ließ er nicht locker. Durch das Unterholz erkannte der junge Held endlich den Pfad, welchen die Druiden erwähnt hatten. Nun war der Weg endlich wieder klar. Zur Feier des Moments genehmigte er sich eine große Röstkastanie.

    Schön wär‘s. Ich kenne einen ziemlich… ähm, sagen wir »besonderen« Bogen, den Kampfstab eines sehr, sehr einsamen Druiden und eine ziemlich griesgrämige, schartige Axt, die von der Seele eines ehemaligen Zwergenkönigs bewohnt wird.
    „Echt? Aber Zwerge hassen doch Magie für gewöhnlich?“, stutzte er.
    Naja, sie können vielleicht keine Magier leiden, aber bei magischen Waffen und Rüstungen kriegen sie schon feuchte Augen. Ich nehme mal an, dass er sich von einem Zwergenpriester in die Axt hat bannen lassen, damit… hm… ach, wer weiß. Vielleicht hat er einfach einen Kontrollzwang, mutmaßte die Stimme und zuckte metaphorisch mit den Schultern.
    „Vielleicht war es ja ein Unfall?“
    Nee, ich bezweifle, dass so etwas zufällig oder versehentlich passieren kann… sicherlich kann dabei sehr viel schief gehen, aber dass es jemand unbeabsichtigt schafft, seine Seele in eine Waffe zu transferieren… nee, glaub ich nicht.
    „Also hattest du einfach Glück, dass du am Ende ein Schwert geworden bist und kein… ähm, Baum oder vielleicht ein… ein Grünschleim?“, fragte der junge Held gelinde belustigt.

    Erzähl doch keinen Quatsch, Bursche! Die Waffe liegt doch immer als Gefäß bereit… denke ich. Ach, keine Ahnung, ich weiß nicht, wie das bei mir war... und weder Helene, Lavender noch Torgar haben das je erwähnt… und ja, Torgar ist der Zwerg.
    Er schluckte die geplante Frage herunter und konzentrierte sich lieber darauf, die letzten zehn Fuß Unterholz mit dem Schwert zu bearbeiten.
    „Gab es auch magische Pfeile zu dem Bogen dazu?“, fragte er.

    Bei allem, was scharf ist: Nein! Glaub mir, Helene redet schlicht so lange auf die Pfeile ein, dass sie mit Überschall von ihr weg wollen… wahrscheinlich war sie in ihrem früheren Leben mal Schauspielerin, aber eine von der Sorte, die ihr Publikum bezahlen musste.
    „Oh, klingt ja nicht sehr nett“, konstatierte der junge Held. „Hm, und wer ist diese Lavender?“
    Lavender? Die war früher mal eine Jagdhündin. Ihr Herrchen hat es wohl nicht ertragen, dass auch die treuesten Hunde nicht besonders alt werden. Keine Ahnung, wie er es angestellt hat, aber jetzt ist Lavender sein treuer Kampfstab. Ist ein ziemlich helles Köpfchen, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Baumkuschler ihr das Sprechen beigebracht hat.
    „Du meinst, der Hund kann sprechen?!“, rief er überrascht und trat endlich aus dem Unterholz heraus auf den angenehm breiten Pfad.
    Ja. Also nein, eigentlich ist sie ja jetzt ein magischer Stab. Vielleicht ist die Seelenwanderung dran schuld, frag mich nicht. Sie war jedenfalls bei Weitem die angenehmste Gesellschaft von den dreien, vermute ich. Den Zwerg habe ich noch nie persönlich getroffen, aber man kennt ja die Gerüchte. Angeblich hält es kein Zwerg länger als ein paar Jahre auf dem Thron aus, weil damit der Besitz besagter Axt einhergeht. Torgar scheint ziemlich stur zu sein, was das Regieren anbelangt. Zwerge eben.
    „Ach komm, du wärst als Königsberater sicher auch vollkommen ungeeignet.“
    Waaaas? Wieso das denn?, entrüstete sich die Stimme.
    „Du würdest doch nur ständig Kriege anzetteln, um etwas zum Metzeln zu haben“, erklärte der junge Held sofort.

    Das ist doch eine…! Ich würde doch niemals… ach, halt die Klappe!

  • Der Teil füllt zumindest ein Haufen Erzähllücken. ^^

    Mir gefallen die unterschiedlichen Varianten der magischen Waffen sehr gut. Kreativ und fantasievoll. Die Charakterisierung ist gut. Das arme Schwert hat wohl nur die schlimmste Variante einer sprechenden Waffe gefunden. Helene hat es schwer traumatisiert. XD
    Auch die Pointe ist sehr gelungen. ^^

    Eine Frage bleibt noch: Was ist denn jetzt mit der armen Ziege passiert?