Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 5.646 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. März 2019 um 15:39) ist von Tariq.

  • Gehen dürfen

    Wenn das Leben zur Last wird,
    wenn du nicht mehr kannst,
    wenn es zu schwer wird,
    sollst du gehen dürfen.

    Wenn die Schmerzen zur Qual werden,
    wenn der Atem nicht mehr reicht,
    wenn es einfach zu viel wird,
    sollst du gehen dürfen.

    Wenn die Stunden zur Ewigkeit werden,
    wenn die ersehnte Dunkelheit nicht kommen will,
    wenn dich etwas hier festhält,
    sollst du gehen dürfen.

    Ich will es dir nicht schwer machen.
    Ich will dich nicht quälen.
    Ich will dich nicht festhalten.
    Du sollst gehen dürfen.

    Weil ich dich liebe,
    lasse ich dich gehen.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Das verursacht ein starkes Gefühl der Trauer bei mir. Ich hoffe, es entspringt nicht direkt deinen persönlichen Erfahrungen.

    Du hast die Emotion jedenfalls in beeindruckend Worte gefasst. Ich bin mir allerdings noch unschlüssig, ob du vom Beenden einer Beziehung sprichst oder davon, eine sterbende Person "gehen" zu lassen.

  • Das ist echt gut... ziemlich traurig aber gut. Es gibt finde ich eigentlich oft solche Situationen im Leben und du hast es perfekt getroffen

  • Hallo @bigbadwolf, @BlueRosesInMyHeart und @Teekanne

    das Gedicht ist eine Zusammenfassung der Gedanken, die mich auf meiner Schicht heute bewegten. Einer unserer Bewohner ist in eben dieser Situation, und seine Frau kann ihn (verständlicherweise) einfach nicht loslassen und bettelt ihn förmlich an, sie nicht allein zurückzulassen. Man kann sehen, dass es ihm sehr zu schaffen macht, zumal der Ausgang seiner Krankheitsgeschichte feststeht.
    Und ich dachte immer nur: Wenn das mein Mann wäre - was würde ich ihm wünschen?

    Von daher, ja persönlich erlebt, und nein, nicht persönlich (= in der Familie) betroffen. Aber trotzdem betroffen... denn ich denke nicht, dass er noch bei uns ist, wenn ich am Dienstag wieder zur Arbeit muss.
    Danke für eure netten Worte.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (11. Februar 2018 um 23:09)

  • Scheiße, wie traurig ist das denn?
    Mir gefällt es sehr gut.
    Am Stil hab ich nichts auszusetzen.
    Die Länge der Verse passt prima zum Inhalt.
    Sie sind etwas länger gehalten und lassen sich deshalb etwas "schwermütiger" mit passenden Pausen lesen.

    Der Inhalt ist voller Emotionen.
    Die Geschichte zu dem Gedicht ist grausam.
    Ich kann die Frau so gut verstehen.
    Sie liebt ihn, hat Angst vor dem Allein-sein.
    Aber du hast Recht mit deinem Gedicht.
    Die Menschen sollen gehen dürfen, wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist.
    Und der Mann würde sicherlich sanfter "rüber gleiten", wenn er wüsste, dass es für seine Frau okay ist, dass sie es akzeptiert hat.
    Natürlich ist das als Außenstehender leichter gesagt ....

    Ich wünsche dir nur, dass du das nötige Mitgefühl in solchen Situationen aufbringen kannst, aber das alles auch auf der Arbeit lassen kannst und nicht mit nach Hause nimmst. Sowas belastet einen auf Dauer sicher ...
    (Aber wem sag ich das? Du machst den Job ja auch nicht erst seit gestern :) )

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Hallo @Miri

    Vielen Dank für dein nettes Feedback und deine einfühlsamen Worte. Ich bin ja jetzt schon fünf Jahre dort in der Einrichtung, und obwohl es sicher blöd klingt - ich wahre genügend Abstand. Muss man haben, sonst geht man vor die Hunde. Sowas mit nach Hause oder in die Familie zu nehmen, sollte man auf jeden Fall unterlassen, wenn man es kann.
    Freut mich zu hören, dass dir der Stil gefällt. Ich bin noch ein bisschen am rumprobieren. Eigentlich mag ich ja Gedichte, die sich reimen lieber. Aber ganz so einengen will ich mich denn auch nicht, dass ich nur solche mache. ^^

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Freut mich zu hören, dass dir der Stil gefällt. Ich bin noch ein bisschen am rumprobieren.

    Merkt man :)
    Hast schon viel unterschiedliches geschrieben, aber meiner Meinung immer die passende Tonalität und Rhythmus gefunden ^^

    Eigentlich mag ich ja Gedichte, die sich reimen lieber. Aber ganz so einengen will ich mich denn auch nicht, dass ich nur solche mache.

    Ich auch, aber das Thema ist wenig ästhetisch bzw. ernst. Da kann die Form auch ruhig schnörkellos sein :)

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • @Miri, @BlueRosesInMyHeart, @Teekanne, @bigbadwolf

    Spoiler anzeigen


    Unser Bewohner durfte gestern gehen.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    • Offizieller Beitrag

    Wow

    Leider jetzt erst entdeckt.

    Das einzige was ich dazu sagen kann ist, dass ich es zweimal gelesen habe.

    Ich musste es ein zweites mal lesen allerdings ohne störende Musik im Hintergrund. In Ruhe...

    Wow...

  • Unglaublich. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Du hast das richtig gut geschrieben. Es ist so ergreifend und traurig. Die Frau tut mir leid. Man fragt sich wieso sie ihn nicht gehen lässt aber wenn man sich ihre Situation hineinversetzt, versteht man sie. Ich wüsste nicht ob ich meinen Freund einfach gehen lassen könnte. Immerhin ist er ein Teil von mir und die Vorstellung, das er auf einmal nicht mehr da ist macht mir Angst.

    Hoffentlich konnte sich die Frau anständig von ihm verabschieden und das der Mann gut “hinüber“ gehen konnte und Erlösung gefunden hat.

    Liebe Grüße
    Kanra

    ___________________________________________________________________
    ~Life is too bitter, so coffee, at least, should be sweet.~

  • Hey @Tariq, :hi1:

    ich suche grade emotionsvolle Gedichte und dann habe ich dieses hier gefunden...


    Ich will es dir nicht schwer machen.
    Ich will dich nicht quälen.
    Ich will dich nicht festhalten.
    Du sollst gehen dürfen.

    Weil ich dich liebe,
    lasse ich dich gehen.

    Ein sehr schönes, trauriges Ende.


    Ich musste es ein zweites mal lesen allerdings ohne störende Musik im Hintergrund. In Ruhe...

    Wow...

    Ich stimme @Etiam zu, wenn man dein Gedicht in Ruhe liest wirkt es nochmal um einiges mehr auf einen.

    Äußerst wortgewandt hast du hier eine schöne "kleine Geschichte" in dieses Gedicht verpackt.^^
    Mir gefällt es insgesamt sehr gut :thumbsup: Man merkt förmlich, wie du Emotionen in dein Gedicht verpackt hast. :D

    * Liki hat´s jetzt erst entdeckt und freut sich drüber^^ *

    LG, Liki

    :chaos::smoker:

  • Dankeschön, @Kleiner Liki, ich freu mich, dass es dir gefällt. :)

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Hallo Tariq! Ja ich kann den anderen nur zustimmen. Toll geschrieben und sehr emotional.
    Solche Sachen gehen einem immer unter die Haut selbst wenn man Abstand hält.
    Drücke dich aus der Entfernung! :friends:

    Mehr aus meiner Feder: Gefangen im High Fantasy Bereich.

    Der Tag an dem alles begann findet ihr im Urban Fantasy Bereich auf fleißige Leser. ^^

  • Dankeschön für das nette Feedback und den Drücker, @Sabrina :)

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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