EDIT: Nach Überlegung ist es mir logisch erschienen, hieraus einen Sammelthread für sämtliche Kurzgeschichten, die ich so fabriziere, zu machen. Ja ... das war`s auch schon wieder ... schönen Abend/ Mittag/ Morgen noch ...
Diese Geschichte hab ich eigentlich nur für unsere Schülerzeitung geschrieben, aber ich hab meine Lehererin gefragt, ob es klar geht, dass ich sie auch hier veröffentliche. Das ging freilich klar, von daher ...
Wenn Helden fallen ...
Es gibt Spelunken und Kaschemmen da draußen, um die sollte man als ehrbarer Reisender einen großen Bogen machen. Solche, mit herunter gekommenen Schankräumen, deren Fenster vom Dreck der Gossen verdunkelt werden und wo der Koch es quasi als seine Pflicht ansieht ins Essen zu spucken. Dort kann man noch von Glück sprechen, wenn die Maden den Braten nicht schon auf dem Weg zum Tisch weggefressen haben und der Wirt unter einem trockenen Weißwein keinen leeren Becher versteht. Schlimmer geht es da vermutlich nur noch, wenn man selbst als Braten auf dem Teller landet und der Begriff "letztes Abendmahl" plötzlich eine gänzlich andere Bedeutung bekommt ...
Zu welcher Sorte die tief im finstersten Winkel des Waldes verborgene Schenke "zum Zapfhahn" gehörte, war nur sehr schwer festzustellen. Dazu hätte es nämlich erst einmal der entsprechenden Kundschaft bedurft. Auf den ersten Blick schien es deshalb ein Rätsel zu sein, wie sich das Wirtshaus dort überhaupt halten konnte und einen zweiten wollte wiederum kaum einer riskieren.
Irgendwann einmal hatte sich jemand vermutlich viel Mühe gegeben, um auf diesem einsamen Stück Waldboden ein ansehnliches Fachwerkhaus zu errichten. Leider war das wortwörtlich schief gegangen. Entweder hatte der Verantwortliche beim Bau gesoffenen, oder schlichtweg einen Knick in der Optik gehabt. Denn das ganze Gebäude krümmte sich, als hätte ihm ein Riese einen ordentlichen Hieb in die Seite verpasst und ohne die zahlreichen Efeuranken, die vom Boden am grauen Mauerwerk empor kletterten, wäre es wahrscheinlich schon längst umgekippt.
Ein Gedanke, der wohl auch den meisten Wanderern beim Anblick der maroden Hütte in den Sinn kam und der eine Nacht im Freien plötzlich wieder weitaus angenehmer erscheinen ließ. Die Sterne fielen einem immerhin nicht auf den Kopf, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit.
So beschränkten sich die Einnahmen des "Zapfhahns" wohl auch weiterhin lediglich auf die vier Stammgäste, denen es nicht mal im ärgsten Vollrausch eingefallen wäre, etwas am Wirt oder seinem Betrieb auszusetzen. Denn er war der einäugige, einzahnige Einhaarige und wer unter seinem Dach nicht nach seiner krächzenden Pfeife tanzte, flog ganz flott zur Vordertür hinaus. Die vier Stammgäste nannten ihn trotzdem einfach nur Bert und wussten, dass er eigentlich ein recht umgänglicher Kerl war.
An diesem schicksalshaften Abend hatten sich jedoch erst drei von ihnen im von schummrigen Kerzenschein erhellten Schankraum eingefunden und vertrieben sich die Zeit mit einer Runde Karten.
Auf dem Gesicht der Hexe wiegten sich die zuckenden Schatten in einem endlosen Reigen, während die gelben Augen starr auf das Blatt in ihrer Hand fixiert blieben. Schräg gegenüber kauerte unruhig der große böse Wolf auf seinem Stuhl und mühte sich damit ab, die Karten mit seinen Pfoten festzuhalten. Der dritte und vorerst letzte im Bunde hingegen war Paffnir, der Lindwurm.
Wobei, genau genommen befand der sich nicht einmal wirklich im Schankraum, denn dazu hätte der Wirt Bert entweder eine weitaus größere Tür benötigt, oder aber eine seiner vier Wände einreißen müssen. Wahrscheinlich wäre die Schenke "zum Zapfhahn" dann allerdings wirklich eingestürzt, weshalb sich das schuppige Wesen damit begnügen musste den massigen Kopf durch ein Fenster zu stecken.
Früher hatte Paffnir zudem getreu seines Namens die gesamte Stube derart mit seinem Qualm zugequarzt, dass es sich anfühlte, als steckte man mitten in einem Großbrand fest. Doch zum Glück der restlichen Kundschaft rettete sie neuerdings ein Erlass des Königs davor, allesamt jämmerlich zu ersticken. In Gaststätten aller Art herrschte demnach absofort Rauchverbot. Sehr zum Verdruss betroffener Lindwürmer. Seitdem wurde der arme Kerl von Bert bei jeder noch so kleinen Rauchwolke sogleich barsch angeschnauzt.
Dabei krächzte der alte, glatzköpfige Wirt selbst mit seiner Fistelstimme, als würde er sich den Tabak geradezu schaufelweise in die Holzpfeife stopfen. Dementsprechend war auch sein Aussehen.
Keiner hatte Bert jemals seine Hände waschen sehen und mittlerweile zierten dessen gelbe Fingernägel ein tiefschwarzer Rand. Mit seiner Kleidung verfuhr er zudem ähnlich und inzwischen prangte auf seiner Schürze eine wahre Ahnenreihe von Flecken, deren Geschichte bis zu einem mittlerweile etwas verblassten Rotweintupfer zurückreichte, der sich dort schon vor Jahrzehnten niederließ. Nur ein einziges Mal hatte Bert sich quasi selbst zu einem längst überfälligen Bad verholfen, indem er auf einem nassen Lappen ausrutschte und drei volle Bierkrüge über den Kopf schüttete. Noch immer konnte man die Überbleibsel davon als dunkle Verfärbung auf seinem Hemd bestaunen.
Für einen wäre das allerdings schon fast wieder zu viel der Reinlichkeit gewesen. Denn obwohl ihm der Fluss unter seiner Brücke wortwörtlich zu Füßen lag, steckte der Troll für gewöhnlich nicht einmal seinen großen Zeh ins kalte Nass. Man könnte sagen, seine krabbeligen Käfer-, Fliegen- und Spinnenfreunde lagen dem großen Kerl dazu einfach viel zu sehr am Herzen, aber das entspräche nicht der Wahrheit. Eigentlich wuselten sie ihm eher über den bemoosten Rücken, hingen in seinem verfilzten grünen Bart und oben auf dem kahlen Haupt des Trolls teilte sich gar eine quakende Erdkröte ihren Platz mit ein paar Pilzen. Doch als er an diesem Abend mit Getöse in den Schankraum gestampft kam, schleppte der alte Brückenwächter zusätzlich noch jemand gänzlich anderen mit sich herum.
Die Wirtshaustür stieß der Troll dabei mit solcher Wucht auf, dass sie beinahe aus den Angeln flog und laut gegen die Holzwand krachte.
"Guuuten Abend, Troll", begrüßte der große böse Wolf den Neuankömmling jaulend, ohne sich um das lärmende Getrampel zu kümmern.
Sie waren es längst gewohnt, dass der große Kerl so viel Feingefühl an den Tag legte, wie ein volltrunkener Bauarbeiter mit Abrissbirne.
"Wasss issst esss denn, dasss du da mit dir schlepssst? Etwa dasss Abendesssen?", schaltete sich nun auch der zischelnde Paffnir ein und ließ seine lange Lindwurmzunge in Richtung des schlaffen Sackes züngeln, der über der Schulter des Trolls hing.
"Öch ... Öh ... Öch ..." Der arme Kerl war allerdings völlig aus der Puste und an Stelle einer verständlichen Antwort stützte er sich lediglich schwerfällig schnaufend auf einen der Tische.
Dabei entglitt dem Troll vor lauter Ermattung das Bündel, um mit Scheppern und Klirren auf dem rauen Lehmboden aufzuschlagen. Verwirrt blickte der große Kerl erst auf seine nun leere Pranke und dann auf den regungslosen Haufen zu seinen Füßen, bevor er ein entschuldigendes "Oh" hervorbrachte.
"Heb das sofort wieder auf! Hier wird kein Müll auf den Fußboden geworfen!"
Es war das erste Mal, dass Bert dem Treiben seiner Gäste in irgendeiner Weise Beachtung schenkte und hastig tat der Troll wie der Wirt ihm geheißen. Nun baumelte das Bündel an einem Bein für alle gut sichtbar von der mit Flechten überzogenen Pranke und sorgte sowohl bei den anderen drei Gästen als auch bei Bert für einiges Stirnrunzeln.
"Ahhh ... alssso issst esss nun zum Esssen, oder nicht?"
Scheinbar weckte der Anblick des blonden, in eine schillernde Rüstung gehüllten Jünglings bei Paffnir außer Erinnerungen auch noch eine ordentliche Portion Hunger, wohingegen der große böse Wolf nur missmutig die Schnauze rümpfte. Junge Männer hatten immer so einen faden Beigeschmack, nicht so wie unschuldige Mädchen ...
Lediglich die Hexe schien beim Anblick des jungen Burschen nicht an Essen zu denken und vollführte stattdessen heimlich irgendwelche seltsam anmutende Handbewegungen über den Karten des Wolfes. Der war indessen allerdings ohnehin anderweitig beschäftigt und glotzte wie schwachsinnig geworden den baumelnden Jüngling an, wobei er nicht einmal merkte, wie ihm der Sabber von den Lefzen tropfte. Schließlich stellte die Hexe ihr verdächtiges Gefuchtel ein und deutete auf den nach wie vor dümmlich herumstehenden Troll.
"Na dann, verzähl uns mal, was hast du mit dem armen Kerl angestellt? Hast ihm eine übergebraten, wie?", meinte sie in ihrer gleichzeitig betörenden wie neckischen Art.
Männern mochte die Giftmischerin auf diese Weise leicht den Kopf verdrehen, doch beim Troll hätte sie sich ihr Gehabe eigentlich auch sparen können. Denn für einige Augenblicke stand der große Kerl einfach nur da, starrte erst verwirrt auf den Jüngling in seiner Pranke, dann zur Hexe und wieder zurück.
"Wör?Öch?!", blökte er dann und klang dabei wie ein empörter Ziegenbock, dem jemand ins Gemächt getreten hat. "Nömals! Dör wor schon so, ols öch ön göfunden hob!"
Im selben Moment schaffte es der große böse Wolf seinen starrenden Blick von dem Bewusstlosen loszureißen und nahm stattdessen wieder seine Karten auf, gefolgt von einem überraschten Jaulen.
"Schuuumelei! Das sind nicht-"
Der Protest des Räubers ging in einem lauten Krachen unter, als sich der Troll neben ihm auf einen der freien Stühle fallen ließ. Bert sah dabei nur einmal kurz auf, um sich zu vergewissern, dass seine Inneneinrichtung überlebt hatte, dann fuhr er fort den Holzhumpen auszuschrubben.
"Aber was fehlt ihm denn dann?", warf die Hexe rasch ein, bevor der Wolf weitere Fragen stellen konnte.
Der Troll allerdings hatte das Thema ihrer Unterhaltung schon längst wieder vergessen und starrte stumpfsinnig die Maserung des Tisches an. Glücklicherweise gab es da aber noch jemand anderen, der über eine etwas längere Aufmerksamkeitsspanne als der Troll verfügte und so ergriff die Kröte das Wort.
"Uuuuaaarrrk."
Die Hexe zog erstaunt eine Augenbraue hoch, wohingegen Paffnir nur knapp ein belustigtes Schnauben unterdrücken konnte. Bert warf ihm dafür von seinem Tresen aus einen warnenden Blick zu.
"Hingefallen, sagst du?" Die Hexe schien nicht ganz sicher zu sein, ob die Kröte sich nicht gerade einen Spaß mit ihr erlaubte. Zumal die Ausdrucksweise der Amphibie ziemlich vulgär ausfiel.
"Uuaauuuuaaaark."
"Was soll das heißen: Er hat den Boden geknutscht?"
"Uuuahaharrrk."
"Dann sag doch einfach, dass er sich den Kopf an einem Stein gestoßen hat ..."
"Uuuuaaarrrk uuuaark uark ... Uuuuuuuuuaaaaarrrrrk."
Bei diesem letzten Quaken blickte sogar der mittlerweile mehr griesgrämige als böse Wolf von seinen Karten auf und entblößte seine Fangzähne bei einem äußerst belustigten Grinsen. Paffnir hingegen verschluckte sich vor Lachen und hustete röchelnd ein kehliges Lindwurm-Husten, während die Hexe sich lediglich mit einer Hand resigniert übers Gesicht fuhr.
"Und du Trottel trittst auch noch drauf ...", meinte sie dann an den Troll gewand, der verwirrt aufschaute.
"Hö?"
"Na zeig her, den armen Tropf! Ein Wunder, dass du ihn danach nicht für einen Pfannkuchen gehalten und gegessen hast ..."
Was dann geschah, hätte man eigentlich fast schon ahnen können. Wie ihm geheißen holte der Troll den Jüngling hervor, indem er ihn vom Boden anhob und in einer schwungvollen Armbewegung auf den Tisch schmetterte. Karten stoben auf wie Mehl beim Backen, der Tisch knackste und schwankte, während der Wolf dermaßen zurückschreckte, dass er fast vom Stuhl fiel.
"BIST DU BESCHEUERT?! LATSCH DOCH GRAD NOCHMAL DRÜBER! DANN STIRBT ER WENIGER QUALVOLL!" Die Hexe war aufgesprungen und zitterte regelrecht vor Wut.
"Hö?"
"Sag noch einmal 'Hö' und dein nächstes Bier ist mit Nachtschatten versetzt!", knurrte sie erbost, und zeigte dabei drohend mit dem Finger auf den großen Kerl, der wiederum nur völlig verwirrt ihre Hand anglotzte, wie jemand anderes vielleicht einen fliegenden Waschbär angestarrt hätte.
Schließlich beruhigte sich die Hexe wieder und mit einem letzten Blick auf den Troll, bei dem jede halbwegs schlaue Person sich schleunigst verkrümelt hätte, begann sie den Kopf des Jünglings nach etwaigen Verletzungen abzutasten. Dabei stieß sie tatsächlich auf eine ordentliche Beule am Hinterkopf, bei der man allerdings beim besten Willen nicht sagen konnte, ob sie nun dem Sturz oder Feingefühl des Trolls zu verdanken war.
"Wenn der aufwacht, wird er sich vor Kopfschmerzen wünschen, nie geboren worden zu sein ... Bert hast du irgendwelche Kräuter hier?"
Ruckartig hob der Wirt den Kopf an, als hätte er von ihrem Treiben zuvor gar nichts mitbekommen. Dann entblößte er seinen letzten Zahn bei einem breiten Grinsen.
"Kräuter? Ah ja, Kräuter, natürlich, hab ich, hab ich." Dabei griff sich Bert eine grüne Flasche vom Tresen sowie ein kleines Gläschen und kam an den Tisch gestapft. "Selbstgebrannter ist das."
"Ich meinte damit keinen Schn-", wollte die Hexe genervt erwidern, doch ein anerkennendes Zischeln unterbrach sie.
"Ssselbssstgebrannt? Meine Grossssmutter hat auch immer allesss ssselbssst abgebrannt ..." Kam es voller Nostalgie von Paffnir, der erneut in Erinnerungen zu schwelgen schien.
"Na dann! Zum Wohl!" Mit diesen Worten goss sich Bert zu aller erst selbst ein Gläschen ein und leertes es in einem Zug. Für einen Moment verzog sich sein Gesicht zu einer ulkigen Grimasse, bevor er die Hälfte wieder zurückspuckte. "Bah! Verdammt, zu viel Zimt im Abgang! Brennt ja wie Hölle das Zeug!"
Noch einmal hustete der Wirt röchelnd und warf einen prüfenden Blick ins Glas, wo ein dicker Klumpen Rotz oben schwamm, den er zaghaft etwas herum schwenkte. Schließlich zog Bert eine Schnute und hielt seinen vier Gästen das versiffte Trinkgefäß zur Kostprobe hin.
"Da fress ich ja lieber rohe Krötenschenkel!", herrschte sie den alten Wirt an. "Kipp das weg, bevor noch wer versehentlich dran stirbt ..."
Der Ausdruck des Entsetzens, der sich bei dieser Aufforderung in Berts Gesicht schlich, war geradezu einmalig. Mit einem weit aufgerissenen Auge, den fast zahnlosen Mund zu einer aufgebrachten Erwiderung geöffnet, stand der alte Wirt da und konnte es nicht fassen, was er da hören musste.
"Das ist doch ... Ich lass das gute Zeug jetzt schon seit vierzig Jahren reifen!", ereiferte er sich und setzte das Glas dabei derart heftig auf dem Tisch auf, dass etwas vom Inhalt überschwappte.
"Uuuuuh!", machte der Wolf bewundernd. "Der Fuuusel ist ja älter als ich!"
Die Hexe klang derweil weniger erfreut, denn hochgradig entsetzt und angewidert.
"Die Brühe vergammelt bei dir seit vierzig Jahren auf dem Tresen?!"
"Ich hab auch einen Deckel-"
"Bert, das ist Schnaps und kein Wein!" Mittlerweile war sie resigniert auf ihrem Stuhl in sich zusammengesunken. "Außerdem ist dein toller Deckel an der Seite eingerissen ..."
Zwar hatten die Einwände der Hexe durchaus ihre Richtigkeit, dennoch erhielt sie von dem alten Wirt lediglich ein abfälliges Schnauben.
"Wönn öhr dös nöt trönken wollt, göbt`s doch önfach öhm hör."
Für einen Augenblick herrschte Schweigen, während alles überrascht den Troll anstarrte, der seinerseits mit dem verdreckten Zeigefinger auf den nach wie vor ohnmächtigen Jüngling zeigte. Dieser Vorschlag war nicht einmal der dümmste, den der große Kerl je gebracht hatte und nachdenklich kratze sich Bert am schlecht rasierten Kinn.
"Wasss er nicht weissss, macht ihn nicht heissss ...", wandte nun auch Paffnir ein, den das Theater etwas rüde aus seinen Erinnerungen gerissen hatte.
Die Hexe winkte dagegen einfach nur ab, bevor sie unter den Tisch abtauchte, um die verstreuten Karten aufzusammeln. Also reichte Bert dem Troll das halbvolle Glas, woraufhin der sich überraschend vorsichtig über den jungen Burschen beugte und ihm soeben die hellbraune Brühe einflößen wollte, als ein schmerzerfülltes Ächzen ertönte.
"Wie bitte, was?", drang es verwirrt unter dem Tisch hervor und im nächsten Moment tauchte der Kopf der Hexe gerade rechtzeitig wieder auf um zu sehen, wie der Jüngling zu sich kam ...
Stellt euch einmal vor, ihr seid im Wald unterwegs. Vielleicht befindet ihr euch ja auf heldenhafter Fahrt, um eine holde Jungfer in Not zu retten, oder auch nur bei einem ruhigen Spaziergang. Doch das alles tritt ganz unvermittelt in den Hintergrund, als euch das viel zu lange, dafür blitzblank polierte Schwert zwischen die Beine gerät und zur hinterhältigen Stolperfalle wird. Gleich darauf durchzuckt ein kurzer und heftiger Schmerz euren Kopf, ehe ihr das Bewusstsein verliert. Der Rest ist wie von einem Lappen aus hartem Stein hinfort gewischt.
Nun öffnete der Jüngling zum ersten Mal seit einer geschlagenen Stunde wieder seine Augen und was musste er da sehen? Ein breites Maul, voller gelber Zähne aus dem der Gestank eines ganzes Moores hervorwaberte und das alles nur wenige Fingerbreit von seinem eigenen Gesicht entfernt. Was hättet ihr wohl getan?
Unser kühner Held jedenfalls entschied sich für Panik und hysterisches Kreischen, mit dem er selbst der holdesten Jungfer noch Konkurrenz gemacht hätte. Dem verdatterten Troll schlug der Jüngling dabei das Glas mit dem Kräuterschnaps glatt aus der Pranke, bevor er sich unter Schmerzen aufrappeln und zur Wirtshaustür hasten konnte. Dort angekommen riss er sie sperrangelweit auf und ehe Bert auch nur ein Wort des Protestes über sein verschüttetes Gesöff verlieren konnte, war der Bursche auch schon schreiend in die finstere Nacht davon gestürzt.
"Ungezogener Bengel! Kommt hier rein, frech wie sonstwas und ..." Die Schimpftriade des Wirts ging in atemloses Schnaufen über, als ihm schlichtweg die Worte fehlten.
Auch der Rest schwieg peinlich berührt. Wie es aussah, hatten sie wohl mal wieder einen neuen Gast vergrault ...
"Ruuuhig Bluuut, Bert!", wagte es der große böse Wolf schließlich, die betretene Stille zu stören. "Setz dich zuuu uuuns, trink einen Schluuu-"
Der Räuber stockte, als ihm einfiel, dass letzeres möglicherweise doch kein so guter Einfall wäre und fing stattdessen an verlegen an seiner rechten Vorderpfote herumzukauen. Von neuem machte sich das Schweigen breit und lastete wie ein Sack voll Sand auf der abendlichen Gesellschaft.
"Uuark."
"Stimmt, will eigentlich mal wer die Tür zumachen? Der Wind ist etwas frisch heute ..." Zur Bestätigung säuselte in diesem Moment eine sanfte, aber eisige Brise herein und ließ die schwarzen Strähnen der Hexe tänzeln.
Grummelnd setzte sich Bert in Bewegung.
Mittlerweile war es nicht nur in der Wirtshausstube, sondern auch im Wald draußen ruhiger geworden. Die Nacht hatte längst jeden Winkel ausgefüllt und das schummrige Kerzenlicht, das durch die angelaufenen Fenstern flackerte, leuchtete bis tief in den Forst hinein. Fast konnte man glauben, ein Riese hätte dort seine Laterne zwischen den Bäumen abgestellt. Vermutlich der selbe Grobian, dank dem das Wirtshaus "zum Zapfhahn" aussah wie eine Alte mit krummen Rücken.
Als Bert nun die Tür seiner mit Wumms zuschlug, erstarb eines der Lichter urplötzlich. Doch noch immer ließen die restlichen vier zumindest den Umriss einer Hütte erahnen. Vielleicht steht sie ja noch immer dort im Walde. Jedenfalls wenn sich Paffnir ans Rauchverbot gehalten hat ...
Hier habt ihr außerdem noch ein Bild von einem der Charaktere. Leider ist der Kerl eigentlich um Längen dümmer, als er in meiner Zeichnung dreinschaut und die Kröte auf seinem Kopf war mir auch etwas zu kompliziert
Das Bild ist leider noch auf meiner alten Festplatte und weil ich zu faul bin, das hierher zu übertragen müsst ihr euch leider mit einem Link begnügen: Troll